Campi Flegrei: Stärkster Erdbebenschwarm des Jahres

Neuer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Stärkstes Beben Mb 3,1

Datum 05.02.25 | Zeit: 07:52:02 UTC | Koordinaten: 40.8293 ; 14.1517 | Tiefe: 2,7 km | Mb 3,1

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei verteidigt seinen Titel des mächtigsten Vulkans Europas gegenüber den griechischen Mitbewerbern Santorin und Kolumbos, indem er heute Morgen mit dem stärksten Erdbebenschwarm in diesem Jahr anfing. Die Epizentren konzentrieren sich auf den zu Pozzuoli gehörenden Stadtteil Pisciarelli, der östlich des Solfatarakraters liegt und für seine stark tätige Fumarole gleichen Namens bekannt ist. Bis jetzt besteht der Schwarm aus mehr als 90 Erschütterungen. Die stärkste hatte eine Magnitude von 3,1 und ein Hypozentrum in 2,7 Kilometern Tiefe. Das zweitstärkste Beben brachte es auf Mb 2,6. Die Beben konzentrieren sich auf ein Areal in der Nähe der Pisciarelli-Fumarole und dürften mit Gesteinsbruch infolge von Fluidaufstieg entlang des Risssystems in Verbindung stehen, auf dem auch die Fumarole liegt. Schwächere Erschütterungen streuen über einen weiteren Bereich im Golf von Pozzuoli und bis an die Stadtgrenze zu Neapel.




Die beiden stärksten Beben konnten von den Anwohnern gespürt werden. Eine Bebenzeugin schreibt in der FB-Gruppe zur Roten Zone der Campi Flegrei, dass sie auf der Via Pisciarelli ein beständiges Zittern spüren würde.

Mir sieht es nicht danach aus, als würde die Caldera ruhiger werden, so wie es der eine oder andere italienische Wissenschaftler außer Dienst gegenüber den Medien noch Anfang des Jahres gesagt hatte.

Gestern wurde vom INGV das Wochenbulletin für den 27. Januar bis 2. Februar 2025 veröffentlicht. In diesem Zeitraum wurden 44 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,2. Die Bodenhebung lag weiterhin bei ca. 10 mm im Monat. Seit Januar 2024 hat sich der Boden um bis zu 200 mm angehoben. Der Gasausstoß lag auf dem Niveau der letzten Wochen, ebenso die Fumarolentemperatur von Pisciareli, die im Durchschnitt 96 Grad betrug. Der langjährige Trend der Druckbeaufschlagung geht weiter.

Gestern erreichte mich Post von besorgten Vnet-Lesern, die fragten, ob sich die seismische Aktivität bei Santorin auch auf die Vulkane Neapels auswirken würde, was ich verneinte. Wie um mich Lügen zu strafen, dann heute der Erdbebenschwarm bei den Phlegräischen Feldern. Trotzdem wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Zufall handeln. Natürlich könnten sich Erschütterungen der Beben im Fünferbereich bei Santorin bis nach Italien fortgepflanzt haben und dort den letzten Anstoß zum Fluidaufstieg gegeben haben, aber dieser stand eh in den Startlöchern und wäre auch ohne Anregungen früher oder später aufgestiegen. Außerdem gab es in der Nähe des Großraums Neapel gestern ein Beben Mb 4,2, das trotz seiner großen Tiefe von mehr als 300 Kilometern ebenfalls als Trigger gedient haben könnte.

Dennoch, wie ich bereits vor einigen Wochen schrieb, zeigte sich die große übergeordnete Struktur des Mittelmeerraums in den letzten Wochen ungewöhnlich aktiv. Gemeint ist die Erdkrustenplattenkollisionszone (tolles Wort fürs Galgenmännchen spielen) zwischen Afrika und Europa. Dieser langsam fortschreitende Prozess beeinflusst im Endeffekt die meisten seismischen und vulkanischen Ereignisse der Region.

Darüber hinaus sollte man die immer noch anhaltende Große Planetenkonstellation nicht vergessen, die vielleicht das letzte Quäntchen gravitative Kraft liefert, um Prozesse anzuschubsen, die sowieso kurz vor dem Start standen. Wissenschaftlich belegt sind solche Theorien allerdings nicht. Auch hierzu erreichte mich Post. Danke dafür!

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 01.02.25

Ein weiteres Schwarmbeben begann heute Nacht in den Campi Flegrei

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei kommt auch 2025 nicht zur Ruhe: Seit gestern wurden gut 50 Erdbeben registriert, wobei die Erschütterungen in mehreren Schüben kamen. Zuletzt intensivierten sich die Beben in den Morgenstunden. Das stärkste Beben der Serie manifestierte sich um 06:18:13 UTC in 2,6 Kilometern Tiefe. Die Magnitude lag bei 2,2. Das Epizentrum wurde an der Via Pisciarelli verortet, unweit des gleichnamigen Thermalgebiets an der nordöstlichen Außenflanke des Solfatarakraters. Auch in der Solfatara und südlich davon, dort, wo die Luftwaffenakademie liegt, gab es Beben. Ein weiterer Bebenspot lag zwischen der Solfatara und dem Hafen von Pozzuoli. Die Mehrzahl der Beben war sehr schwach und hatte Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Beben spielten sich im Bereich des Hydrothermalsystems des Calderavulkans ab und wurden vermutlich durch Fluidbewegungen verursacht. Warum es an mehreren Lokationen gleichzeitig zu diesen Bewegungen kommt, ist eines der Rätsel, die es zu klären gilt.

Fischsterben im Averno-Kratersee

Doch nicht nur die Erdbeben beunruhigen die Bevölkerung vor Ort, denn gestern wurde bekannt, dass es wieder zu einem Fischsterben im Kratersee von Averno gekommen ist. Hierbei handelt es sich um einen weiteren Krater in den Campi Flegrei. Besonders im Winter kommt es alle paar Jahre zu so einem Fischsterben. Manchmal kommt es auch zu einer Algenblüte und das Wasser verfärbt sich rosa. Dieses Phänomen muss nicht unbedingt mit einem erhöhten Gasausstoß von Fumarolen am Boden des Sees zusammenhängen. Ein Erklärungsansatz ist, dass es bei niedrigen Wassertemperaturen im See zu einer Umschichtung der Wasserschichten kommt und sauerstoffreiches Oberflächenwasser absinkt und sich mit gasreichem, salzhaltigem Wasser aus der Tiefe mischt, wodurch im flachen Oberflächenwasser, wo die Fische leben, nicht mehr genug Sauerstoff vorhanden sein soll. Das Tiefenwasser ist besonders mit Schwefelwasserstoff gesättigt, der aus den erwähnten Fumarolen am Grund des Sees strömt.




Wochenbericht zeigt, dass die Lage in den Campi Flegrei angespannt bleibt

Darüber hinaus bestätigten die INGV-Forscher den Campi Flegrei im letzten Wochenbericht ihr bekanntes Verhalten: Zwischen dem 20. und 26. Januar wurden 44 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,2. Der Boden hebt sich an der Messstation RITE mit einer Geschwindigkeit von 10 mm pro Monat. Die Fuamrolentemperatur von Pisciarelli lag bei 96 Grad und die Druckbeaufschlagung des Systems hält an. Von einer nachhaltigen Entspannung der Situation kann also nicht geredet werden.

Campi Flegrei: Bedenklicher Gebäudezustand

Weitere Erdbeben unter der Campi Flegrei – Bedenklicher Gebäudezustand in Pozzuoli

Seit dem 24. Januar manifestierten sich unter dem süditalienischen Calderavulkan 23 Erdbeben. Das stärkste ereignete sich am Abend des 24. Januar und hatte eine Magnitude von 2,2. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 3 Kilometern. Das Epizentrum befand sich nahe der Küste zwischen Solfatara und Monte Nuovo sowie südlich des Monte Gauro. Das Beben war Teil eines kleinen Schwarms, der sich in diesem Areal konzentrierte. Darüber hinaus gab es jedoch auch schwache Erschütterungen, die weiter verstreut auftraten.

Diese Erdbeben stellen ein sich aufsummierendes Problem für die teilweise marode Bausubstanz von Pozzuoli und umliegenden Gemeinden dar. Die häufigen Erschütterungen setzen den Gebäuden erheblich zu und schwächen sie zunehmend. Dabei sind es nicht nur die Vibrationen, die Schäden verursachen, sondern auch die Bodenhebung, welche eine horizontale Bodenverschiebung bewirkt. Dadurch wird das Mauerwerk der Gebäude einer Zerreißprobe ausgesetzt, die es langfristig nicht bestehen kann.

Vulkanologe a.D. Giuseppe Luongo wies in einem Interview mit Pozzuoli News 24 auf die Problematik der zunehmenden Gebäudeschwächung hin. Er betonte, dass die Entwicklung besonders besorgniserregend sei und forderte, widerstandsfähigere Häuser zu bauen. Der Vulkanologe vertritt außerdem die Meinung, dass das Bradyseismus-Phänomen langsam nachlasse und man eine Verlangsamung des Prozesses beobachten könne. Meiner Meinung nach hat sich zwar die Aktivität gegenüber dem letzten Sommer abgeschwächt, doch sollte man bedenken, dass die damalige Phase besonders intensiv war und vermutlich durch eine neue Magmaintrusion in 5 Kilometern Tiefe hervorgerufen wurde. Solche Intrusionen treten normalerweise in Schüben auf und verlaufen nicht kontinuierlich. Die derzeitige Aktivität entspricht dem langjährigen Niveau seit 2018 und ist nicht als Anzeichen eines allgemeinen Aktivitätsrückgang zu sehen. Der nächste Schub aufsteigenden Magmas könnte die Bodenhebung wieder beschleunigen.

Giuseppe Luongo erklärte dazu: „Die Schubquelle ist noch vorhanden, setzt jedoch weniger Energie frei. Aufsteigende Flüssigkeiten oder Gase breiten sich seitlich aus. Es könnte sich auch um Magma handeln, das nicht aufsteigen kann (Anmerkung: weil es durch die stabile Deckschicht daran gehindert wird) und seitlich Druck aufbaut. Diese Phase ist kritisch, könnte aber positiv verlaufen, wenn das Phänomen weiter abnimmt und schließlich endet.“

Kontinuierliche Schmelzbildung unter der Campi Flegrei vermutet

Sollte es sich tatsächlich um Magma handeln, das sich in 5 Kilometern Tiefe akkumuliert, wird der Prozess meiner Meinung nach jedoch nicht einfach enden. Die Schmelze entsteht hier durch partielles Schmelzen von Gesteinen in der Asthenosphäre. Dieser Prozess läuft langsam aber kontinuierlich ab und hält lange an. Zunächst sammelt sich Schmelze in einem tief gelegenen Magmenkörper im Bereich der unteren Erdkruste. Von hier aus steigen kleinere Magmenkörper wie Blasen auf – immer dann, wenn sich ein ausreichend großer Schmelzkörper gebildet hat, der aufgrund seiner geringeren Dichte den isostatischen Druck überwinden kann. Die Magmablase steigt bis in den flacher gelegenen Magmenkörper in 5 Kilometern Tiefe auf. Dort besteht ein Gleichgewichtszustand zwischen dem Umgebungsdruck und dem Auftrieb des Magmas aufgrund des Dichteunterschieds zum umgebenden Gestein. Hier sammelt sich so viel Magma, bis der Gasdruck des Magmenkörpers so hoch ist, dass das Magma die Deckschicht durchbrechen kann. Letztendlich kommt es zu einem Vulkanausbruch. Wann dies der Fall sein wird, vermag derzeit niemand zu sagen.

Campi Flegrei: Neue Studie zur Schwefelwasserstoffanomalie

Internationales Forscherteam entschlüssele Schwefelwasserstoffanomalie durch magmatischen Einfluss

Bei den Campi Flegrei handelt es sich um einen großen Calderavulkan in Süditalien, der seit Jahren immer wieder für Schlagzeilen sorgt, weil sich seit 2005 der Boden hebt. Dieser Prozess beschleunigte sich in den letzten Jahren und geht mit zahlreichen Erdbeben einher, die die Bausubstanz der Region um Pozzuoli wachrüttelten. Auch in den letzten Tagen gab es wieder Schwarmbeben und das neueste Wochenbulletin vom INGV bestätigt einmal mehr eine Bodenhebung von 10 mm pro Monat und den langjährigen Trend der Druckbeaufschlagung des Systems. Seit enormer Zeit herrscht bei den Wissenschaftlern Uneinigkeit darüber, welcher Art das System ist: Finden Bodenhebung und Erdbeben ihren Ursprung im Hydrothermalsystem des Vulkans, in dem Tiefenwässer zirkulieren, oder ist es ein magmatisches System, in dem die Bodenhebung durch einen intrudierenden Magmenkörper zustande kommt? Hier greift nun eine neue Studie, die von einem Forscherteam des Vesuv-Observatoriums des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV – OV) in Zusammenarbeit mit der Universität Palermo, der Universität Cambridge und dem Woods Hole Oceanographic Institute durchgeführt wurde. Die Studie mit dem Titel „Escalation of caldera unrest indicated by increasing emission of isotopically light sulfur“ wurde heute in Nature Geoscience veröffentlicht.

Die Forscher untersuchten eine bedeutende Anomalie in der Gaszusammensetzung der Fumarolen in der Solfatara dei Campi Flegrei: Seit Ende 2018 ist die Konzentration von Schwefelwasserstoff, einer Schwefelverbindung in den Fumarolen, signifikant gestiegen. Diese Veränderung deutet auf einen zunehmenden Beitrag magmatischer Gase hin, die aus aufsteigendem Magma in der Erdkruste stammen. Es wurde auch eine Korrelation zwischen der Zunahme der Seismizität und dem Anstieg der Schwefelwasserstoffkonzentration in den Gasen festgestellt.

Professor Alessandro Aiuppa von der Uni Palermo erklärt dazu in einer Pressemeldung. dass die Analyse zeigt, dass die beobachteten Schwankungen in der Zusammensetzung der Fumarolen nicht ausschließlich auf oberflächliche hydrothermale Prozesse zurückzuführen sind. Die Studie hebt hervor, dass die in den Fumarolen festgestellte Schwefelanomalie auf einen zunehmenden Beitrag von Gas aus dem Magma zurückzuführen ist, das das Vulkansystem der Phlegräischen Felder speist, was die Hypothese einer magmatischen Beteiligung an der aktuellen bradyseismischen Krise der Phlegräischen Felder stützt.

Der steigende Anteil magmatischer Gase führt zur Erwärmung des Systems, was die Seismizität in Campi Flegrei verstärkt und zur Freisetzung von Schwefel aus hydrothermalen Mineralien beiträgt. Das Magma soll sich demnach in einer Tiefe zwischen 6 und 9 Kilometern akkumulieren.

Die Studie nutzt Daten aus regelmäßigen Gasproben und numerischen Modellen, die auf einem einzigartigen Datensatz seit 1980 basieren. Sie weist darauf hin, dass zunehmende Schwefelfreisetzungen auf eine mögliche allmähliche Reaktivierung des Vulkansystems hindeuten, ohne jedoch einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch anzukündigen. Die Forscher betonen die Bedeutung einer kontinuierlichen Multiparameterüberwachung, um die Dynamik des Systems besser zu verstehen und zu kontrollieren.

Im Endeffekt bestätigt die Studie einmal mehr den Paradigmenwechsel, den die Forschung im letzten Jahr in Bezug auf den Bradyseismos der Campi Flegrei vollzogen hat. Andere Studien kamen ebenfalls zu dem Schluss, dass die bradyseismologische Krise nicht allein ein Effekt des Hydrothermalystems ist, sondern dass sich in Tiefen von bis zu 4 Kilometern Magma akkumuliert. Je nach Studie kommen dabei unterschiedliche Modelle des Magmenkörpers zur Anwendung. Doch in jedem Modell liefert schmelzflüssiges Magma in der Tiefe die Energie, die das Hydrothermalsystem zum Aufheizen benötigt. Die alte These, dass zirkulierende Tiefenwässer und andere Fluide den Bradyseismos unabhängig von einem aktiven Magmenkörper verursachen, scheint immer weiter obsolet zu werden. (Quelle: Nature Geoscience)

Campi Flegrei von Erdbeben M 3,0 erschüttert

Fangopool im Solfatara-Krater der Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Erdbeben der Magnitude 3,0 erschütterte Campi Flegrei – Erschütterungen im gesamten Gebiet spürbar gewesen

Datum 17.01.25 | Zeit: 16:53:50 UTC | Koordinaten: 31.860 ; 131.519 | Tiefe: 1,9 km | Mb 3,0

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde gestern Nachmittag erneut von einem weithin spürbaren Erdbeben erschüttert. Es hatte eine Magnitude von 3,0 und ereignete sich um 16:53:50 Uhr UTC bei den Koordinaten 40,8290; 14,1328. Das Epizentrum manifestierte sich knapp 100 Meter westlich des Solfatara-Kraters, in einem bebauten Gebiet entlang der Via Solfatara. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 1,9 Kilometern lokalisiert. Dieser stärkste Erdstoß des Jahres war im gesamten Gebiet der Campi Flegrei deutlich spürbar und sorgte bei den Anwohnern für Aufregung.

Interessanterweise handelte es sich um ein Dreifachbeben: Mit wenigen Sekunden Abstand ereigneten sich zwei weitere Erschütterungen im gleichen Areal. Diese erreichten Magnituden von 1,6 und 1,7 und wurden Berichten zufolge ebenfalls von einigen Bewohnern wahrgenommen. Das schwächste der drei Beben war der erste Stoß der Serie. Insgesamt wurden seit gestern 16 Beben in der Region registriert, sodass man hier von einem kleinen Schwarmbeben sprechen kann. Die Mehrheit dieser Beben trat in geringen Tiefen im Areal der Solfatara auf.

Die aktuelle Erdbebentätigkeit steht im Einklang mit der generellen Entwicklung der Campi Flegrei. Im Januar wurden bislang 134 Erschütterungen detektiert, was die Aktivität im Vergleich zum Vormonat als stabil erscheinen lässt. Die anhaltende seismische Aktivität spiegelt sich auch in der weiteren Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems wider. Hierbei spielen sowohl geophysikalische als auch geochemische Parameter eine Rolle. So schwankte die Temperatur der austretenden Gase an der Pisciarelli-Hauptfumarole, bedingt durch Niederschläge, zwischen 94 und 97 Grad Celsius. Lag die meiste Zeit aber am oberen Ende des Schwankungsbereichs. Zudem wurden große Mengen Kohlenstoffmonoxid und Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Im Dezember erreichte der CO₂-Ausstoß etwa 3.000 Tonnen pro Tag, was dem Ausstoß eines aktiven Vulkans entspricht.

Anhand der Ausgestoßenen Kohlenmonoxid und Kohlendioxid-Menge gehen die INGV-Forscher davon aus, dass die Fluide im Hydrothermalsystem 250 Grad heiß sind. Zum Anfang des Jahrtausends soll die Temperatur bei 215 Grad gelegen haben. Seitdem stieg die Temperatur des Hydrothermalsystems um 35 Grad.

Die Bodenhebung, gemessen an der RITE-Station, beträgt aktuell etwa 10 mm pro Monat. Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 hob sich der Boden der Campi Flegrei um beeindruckende 1.370 mm; allein 2024 waren es 265 mm. Die anhaltende Hebung deutet auf eine mögliche Magmenintrusion in 4 bis 5 Kilometern Tiefe hin, die sich während der beschleunigten Hebungsphase im letzten Sommer verstärkt haben könnte.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 13.01.25

Neuer Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei – INGV und Bürgermeister von Pozzuoli warnen vor Seismizität

Heute Morgen begann ein neuer Erdbebenschwarm unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Das INGV brachte um 07:58 Uhr (Lokalzeit) eine Meldung heraus, nach der ein Erdbeben der Magnitude 1,2 registriert wurde, das den Beginn eines neuen Erdbebenschwarms markierte. Die Meldung wurde vom Zivilschutz und der Kommune Pozzuoli aufgegriffen und verbreitet. Man warnt vor anhaltender seismischer Aktivität und veröffentlichte eine Notfallnummer, unter der Bürger Schäden melden können. Doch bislang waren die Erdbeben nicht stark genug, um gespürt zu werden oder sogar Schäden hervorzurufen.

Der gemeldete Erdstoß war aber nicht das stärkste Beben heute, denn bereits um 00:36 UTC manifestiert sich ein Erdbeben der Magnitude 1,5. Der Erdbebenherd lag in 2700 m Tiefe. Das Epizentrum wurde an der Tangentiale wenige Hundert Meter nördlich der Solfatara lokalisiert. Die Fumarole von Pisciarelli liegt nicht weit entfernt. Seitdem gab es 16 weitere Erdbeben, die sich im und um den Solfatara-Krater konzentrierten.

Die Bebentätigkeit in diesem Jahr war bislang durchwachsen: Seit Jahresanfang wurden 94 Erschütterungen festgestellt, bei steigender Tendenz in den letzten Tagen. Die Beben konzentrierten sich um die Solfatara herum, aber es gab auch einen Bebenspot im Golf von Pozzuoli.

Im letzten Wochenupdate wurden die bisherigen Trends bestätigt. Insbesondere zeigte sich die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole weiterhin erhöht und lag bei durchschnittlichen 97 Grad.

In der deutschen Presse war in den vergangenen Tagen zu lesen gewesen, dass die Bauvorschriften in dem Areal der Roten Zone verschärft wurden: Generell gilt ein Verbot für Neubauten, während noch Baumaßnahmen für Instandhaltung und Renovierung durchgeführt werden dürfen. Allerdings heißt es auch, dass Gebäude abgerissen und an einem anderen Ort wiederaufgebaut werden dürfen. Nicht ganz klar ist mir geworden, ob dieser andere Ort in der Roten Zone liegen darf. Die Stadtverwaltung will damit erreichen, dass es keinen Zuzug von neuen Anwohnern im Gefahrenbereich der Campi Flegrei gibt. Langfristig betrachtet soll es sogar einen Rückbau nebst Verkleinerung der Bevölkerung im Gefahrengebiet geben.

Weitere Caldera nahe den Campi Flegrei entdeckt

Forschungen enthüllten eine bisher unbekannte submarine Caldera nahe den Phlegräischen Feldern bei Neapel

Die Campi Flegrei ist neben Santorini die wohl bekannteste Caldera Europas und sorgte in 2024 mit einer Phase erhöhter Bodenhebung und Seismizität für Schlagzeilen. Nun enthüllte eine INGV-Studie, dass das Kampanische Vulkansystem größer sein könnte als bislang gedacht. Südwestlich der Caldera Campi Flegrei liegt die Insel Ischia, die ein vulkanisch geprägten Host darstellt, an dessen Flanke sich Schlackenkegel bildeten. Die letzte Eruption hier ereignete sich im Jahr 1302.

Beide Gebiete liegen in einer tektonisch aktiven Zone mit ähnlichen Spannungen und Verwerfungen. Die vulkanische Aktivität auf Ischia könnte durch Prozesse beeinflusst werden, die auch die Campi Flegrei betreffen, und umgekehrt. nun enthüllte eine Studie, die den Meeresboden vor Ischia untersichte, dass es dort die Überreste einer älteren Caldera gibt. Außerdem wurden die Ablagerungen eines großen unterseeischen Erdrutsches entdeckt, der von dem Sockel von Ischia ausgegangen ist. Er erstreckt sich über mehrere Dutzend Kilometer und hängt möglicherweise mit der Instabilität vulkanisch geprägter Hänge zusammen. Solche großen submarinen Hangrutschungen haben das Potenzial Tsunamis auszulösen.

Die Entdeckungen stammen aus einer Studie des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) und des Instituts für Meereswissenschaften des Nationalen Forschungsrats (Cnr-Ismar), veröffentlicht in der Fachzeitschrift Geomorphology.

Während Campi Flegrei und Ischia häufig Gegenstand von Forschungen waren, blieb der unterseeische Bereich bislang weitgehend unbeachtet. Magnetische Messungen aus dem Jahr 2022, die mittels Luft- und Schiffssonden durchgeführt wurden, zeigten deutliche Anomalien, die auf die Existenz des unterseeischen Vulkanzentrums westlich von Ischia hinweisen.

Die Analyse zeigt, dass die magnetischen Strukturen sowohl mit bekannten regionalen Verwerfungen als auch mit neuen geologischen Formationen korrespondieren. Diese Erkenntnisse liefern Hinweise auf fortlaufende tektonische und vulkanische Prozesse in der Region. Die Studie verknüpft hochauflösende magnetische Daten mit bathymetrischen und seismischen Informationen und unterstreicht die Bedeutung eines multidisziplinären Ansatzes für das Verständnis komplexer vulkanischer Systeme.

Die Studienergebnisse liefern wichtige Informationen über die geologische Entwicklung und die vulkanische Aktivität der Campi Flegrei und Ischias. Sie könnten außerdem dabei helfen, potenzielle Risiken, wie durch Erdrutsche ausgelöste Tsunamis oder vulkanische Instabilitäten, besser zu bewerten.

Campi Flegrei startet mit einigen Beben ins neue Jahr

Mäßige Erdbebenaktivität unter den Campi Flegrei – geophysikalische Parameter zeigen weitere Druckbeaufschlagung

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei ist mit einer mäßig starken Seismizität ins neue Jahr gestartet: In den ersten 2 Januartagen registrierte das seismische Netzwerk des INGV 13 Mikrobeben mit nicht feststellbaren Magnituden sowie ein Beben Mb 1,9, das sich heute Nachmittag um 16:04 UTC ereignete. Die Herdtiefe wurde in 2700 m Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum lag vor der Nordwestküste des Golfs von Pozzuoli. Viele der schwächeren Beben manifestierten sich ebenfalls im Golf und nicht im Bereich der Solfatara, wie es noch letzte Woche der Fall gewesen war. Die mäßige Erdbebenhäufigkeit hat den Vorteil, dass man die einzelnen Beben auf der Shakemap gut ausmachen kann: Eine so jungfräuliche Karte sehen wir von den Campi Flegrei halt immer nur zum Jahresanfang. Unklar ist bis jetzt natürlich, ob sie sich in diesem Jahr wieder so rasant mit Erdbebenmarkierungen füllen wird, wie es im letzten Jahr der Fall gewesen war, als 4861 Erdbeben lokalisiert wurden.

Generell zeigen die geophysikalischen Messdaten aktuell keinen Aktivitätsrückgang, wie man dem letzten INGV-Wochenupdate entnehmen kann, das am Dienstag veröffentlicht wurde. Es beschreibt die Periode vom 23. bis zum 29. Dezember 2024, während der nur 13 Beben registriert wurden. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,6. Dementsprechend zeichnet sich ab, dass es in der aktuellen Woche eine stärkere Seismizität gibt, denn neben den oben erwähnten 14 Beben gab es in den ersten Wochentagen bereits 10 Erschütterungen.

Die Bodenhebung lag bei der Messstation RITE weiterhin bei 10 mm pro Monat. An den Graphen einiger anderer Messstationen ist aber abzulesen, dass sich die Bodenhebung dort verlangsamt hat.

Der Gasausstoß war weiterhin hoch und es zeigte sich ein hoher Kohlendioxidausstoß, dessen genaue Werte nicht kommuniziert wurden. Dennoch heißt es im Kommentar, dass sich die langjährigen Trends der Druckbeaufschlagung fortsetzten.

Die Gastemperatur der Hauptfumarole von Pisciarelli betrug im Schnitt 97 Grad, was ebenfalls dem Trend der letzten Wochen entspricht.

Erdbeben auch am Vesuv

Die Erdbebenkarte am Vesuv sieht genauso aufgeräumt aus wie jene der Campi Flegrei. Aber immerhin manifestierten sich auch hier innerhalb von 36 Stunden 13 schwache Beben. Sie konzentrieren sich nicht unbedingt unter dem Kraterbereich, sondern verteilen sich über den Vulkan. Im letzten Jahr wurden übrigens 1844 Beben festgestellt. Ruhig sieht anders aus.

Update 03.01.2025:
Die Seismizität legte nach dem Erdbeben Mb 1,9 zu und es gab 8 weitere Erschütterungen mit etwas größeren Magnituden als zuvor. Dennoch bewegten sie sich noch im Bereich der Mikroseismizität. Mehrere Beben manifestierten sich im Solfatara-Krater.

Campi Flegrei: Evakuierungsempfehlung für Solfataragebiet

Wissenschaftler schlägt Teilevakuierungen der Campi Flegrei vor – Luftwaffe prüft Verlegung der Akademie in den Norden

Obwohl es zuletzt zu Nikolaus einen Erdbebenschwarm mit einem Erdstoß der Magnitude größer als 3 gegeben hatte, schlagen die Wellen in Pozzuoli weiterhin hoch: Letzte Woche ging durch die italienischen Medien eine Meldung, dass der Vulkanologe Giuseppe De Natale (ehemaliger Direktor des Vesuv-Observatoriums und Verfechter der Meinung, dass eine Eruption bevorsteht) eine beglaubigte E-Mail an den Präfekten von Neapel geschickt habe. Darin schlug er vor, wenigstens die Gebiete um die Solfatara und Pisciarelli vorsorglich zu evakuieren. Der Forscher hält das Risiko einer plötzlich auftretenden phreatischen Eruption für hoch. Solche dampfgetriebenen Eruptionen entwickeln sich für gewöhnlich im Hydrothermalsystem aktiver Vulkane, ohne dass es zu direktem Kontakt zwischen Wasser und Magma kommt. Nachdem ich im Frühjahr das Thermalgebiet von Pisciarelli mit meiner Drohne überflogen hatte, halte ich eine solche Eruption ebenfalls für durchaus möglich. Es besteht die Gefahr, dass größere Brocken bereits abgelagerter Lava bis in bewohntes Gebiet ausgeworfen werden. Solche Nachrichten beruhigen die Bevölkerung natürlich nicht gerade.




Für weitere Unruhen sorgen drei Wochen alte Meldungen italienischer Zeitungen, die nun von deutschen Nachrichtenblättern aufgegriffen wurden. Demnach soll das italienische Verteidigungsministerium einen neuen Standort für die in Pozzuoli ansässige Luftwaffenakademie suchen, in der seit 62 Jahren Offiziersanwärter ausgebildet werden. Die Akademie liegt nahe der Solfatara und wurde ausgerechnet im Bereich des Monte Olibano errichtet. Dabei handelt es sich um einen alten Lavadom, der als instabil gilt und unter dem Wissenschaftler eine gravitative Anomalie festgestellt haben. Diese Anomalie könnte auf eine Ansammlung frischer Schmelze hinweisen. Außerdem fühlten sich die Offiziersanwärter durch die häufig auftretenden, spürbaren Erdbeben abgelenkt. Es wird geprüft, die Akademie nach Norditalien umzusiedeln.

Morgen erscheint bereits das neue Wochen-Update zu den Campi Flegrei, ohne dass ich das vorherige aufgearbeitet hätte. Im Wesentlichen ist der Status des Vulkans in der letzten Woche unverändert geblieben. Die Bodenhebung liegt weiterhin bei 10 mm pro Monat. Variationen gab es lediglich bei der Gastemperatur der Hauptfumarole in Pisciarelli, die zwischen 95 und 97 Grad schwankte.