Campi Flegrei: Evakuierungsplan ergänzt

Erdbeben unter der Campi Flegrei gehen weiter – Evakuierungsplan für Anwohner konkretisiert

Solfatara Campi Flegrei. Unter der Caldera Campi Flegrei setzen sich Bodenhebung und Erdbeben fort. Seit gestern wurden über 30 schwache Erschütterungen registriert. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Erschütterungen finden hauptsächlich im Hydrothermalsystem statt und sind zu schwach, um von den Anwohnern bemerkt zu werden. Dennoch reagieren die Menschen in den sozialen Medien mittlerweile auf jedes Erdbeben mit einer Magnitude größer als 1, was die wachsende Besorgnis der Bewohner im Einflussbereich des Vulkans widerspiegelt. Die Ängste werden natürlich auch durch die Reaktionen des Zivilschutzes verstärkt, der mittlerweile recht aktiv geworden ist und konkrete Notfallpläne ausarbeitet, um die Anwohner im Falle eines Vulkanausbruchs zu evakuieren. Gestern stimmte der Regionalrat von Basilikata dem Vorschlag zu, im Ernstfall die Bewohner von Bagnoli, einem westlichen Stadtteil von Neapel, in die Region Basilikata zu evakuieren. Man sucht gezielt nach Unterbringungsmöglichkeiten für eine große Anzahl potenzieller Flüchtlinge aus dem Gebiet des Caldera-Vulkans. Offenbar bereitet man sich nicht nur auf Szenarien einer kleinen Eruption vor, sondern auch auf größere Ausbrüche.




Man erkennt langsam einen Paradigmenwechsel bei den verantwortlichen Behörden in Italien, denn jahrelang gab es bestenfalls halbherzige Kampagnen in Bezug auf den Katastrophenschutz, wenn es um den Bradyseismos der Campi Flegrei ging. Dies änderte sich im letzten September, als es zu einer ersten signifikanten Zunahme von Seismizität und Bodenhebung kam. Mittlerweile scheint sich nicht nur bei den Behörden, sondern auch bei den Wissenschaftlern ein Paradigmenwechsel anzudeuten: Während Vertreter der These einer Magmenakkumulation in 4 Kilometern Tiefe in der Vergangenheit in der Minderheit waren, scheinen nun immer mehr Forscher dieser These zuzustimmen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es eine neue Studie gibt, die kurz vor der Veröffentlichung steht und vorab an italienische Medien durchgesickert ist, die bereits darüber berichteten. Sobald das Papier offiziell veröffentlicht wird, gibt es hier weitere Details dazu.

Kurzfristig betrachtet scheint das Eruptionsrisiko nicht wesentlich größer geworden zu sein als vor Monaten. Vor einem Ausbruch würde man das Einsetzen einer starken seismischen Krise mit Tausenden von Erdbeben in kurzer Zeit erwarten, und davon sind wir noch ein Stück entfernt. Mittel- und besonders langfristig besteht die Möglichkeit einer Eruption, über deren Größenordnung bis jetzt nur spekuliert werden kann. Sollte es innerhalb von Monaten zu einem Ausbruch kommen, wird dieser wahrscheinlich ähnlich wie der Ausbruch vom Monte Nuovo sein. Lässt die Caldera noch Jahre oder sogar Jahrzehnte Zeit verstreichen, muss man mit einer größeren Eruption rechnen. Oder es passiert eben nichts und die Bodenhebung geht in eine Phase der Absenkung über.

Campi Flegrei: Beschleunigung der Bodenhebung

Bodenhebung unter Caldera Campi Flegrei verstärkte sich deutlich – Erdbeben gehen weiter

Die starke Bebentätigkeit, die wir unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei in den letzten Wochen gesehen haben, setzt sich fort: Wenige Stunden nachdem das INGV das Ende eines Schwarmbebens verkündet hat, beginnt bereits das nächste, so auch gestern Nacht, als gegen 3:36 Uhr ein neuer Schwarm einsetzte und inzwischen wieder für beendet erklärt wurde.

Generell darf man sich fragen, ob es sich immer wieder um neue Erdbebenschwärme handelt, oder ob man die Beben nicht als einen Schwarm betrachten kann, dessen Intensität fluktuiert, da die Bebentätigkeit praktisch nie ganz aufhört. Aber das ist sicher eine akademische Frage, insbesondere, da die Erdbeben nur Symptom und nicht die Ursache für das eigentliche Problem darstellen. Bei diesem Problem handelt es sich um die Bodenhebung, die sich laut dem gerade veröffentlichten Wochenbulletin deutlich beschleunigt hat: In den letzten 15 Tagen kam es zweimal zu Schüben verstärkter Bodenhebung, bei denen der Boden einmal um 10 mm und ein weiteres Mal um ca. 5 mm anstieg. Zwischen den Schüben stieg der Boden mit der gleichen Rate wie zuvor. Wir sprechen also von einer Bodenhebung von gut 10 mm pro Woche. Rechnet man die Bodenhebung der letzten 15 Tage hoch, vervierfacht sich die Hebung auf eine Rate von 40 mm pro Monat. Das ist ein signifikanter Sprung und dürfte die stärkste Rate der aktuellen Hebungsphase sein, die im Jahr 2005 begann und sechs Jahre später an Fahrt zunahm. Im Vergleich zur vorherigen Bradyseismos-Phase in den 1980er Jahren ist das allerdings immer noch wenig, denn damals gab es Phasen mit einer Hebung von 3 mm pro Tag.

Auf Wochensicht bebte es in der Caldera 145 Mal und die Gastemperatur bei Pisciarell pendelte sich bei 95 Grad ein.

INGV-Chef geht von magmatischen Sill unter der Campi Flegrei aus

Interessant ist ein Interview mit dem INGV-Präsidenten Carlo Doglioni, das von einem italienischen Journalisten der Seite Fanpage geführt wurde. Doglioni nimmt darin Bezug auf einen reißerisch aufgemachten Dokumentarfilm, der im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde und von einem Worst-Case-Szenario einer extrem starken Eruption ausgeht, die das Umland der Caldera einschließlich Neapel verwüsten könnte. Der INGV-Chef erklärt eine solche Dokumentation für Unsinn, räumt aber ein, dass ein lokal begrenzter Ausbruch innerhalb der Caldera durchaus möglich sei. Er geht davon aus, dass sich in 4 Kilometern Tiefe ein Sill (eine linsenförmige Magmakammer) gebildet hat, der von einem größeren Magmenkörper in 8 Kilometern Tiefe gespeist wird. Somit sieht es so aus, als wäre ein wissenschaftlicher Konsens erreicht worden, denn viele Forscher stellten die Existenz einer Magmenansammlung in 4 Kilometern Tiefe bisher infrage.

Im Rahmen der Notfallübung des Katastrophenschutzes wurde gestern tatsächlich auch die Evakuierung einiger Schulen geprobt. Alles in allem sieht es für mich so aus, als würde man einen Vulkanausbruch oder ein starkes Erdbeben auch auf offizieller Ebene immer wahrscheinlicher halten.

Bei den Campi Flegrei handelt es sich um die größte besiedelte Caldera in Europa. Bereits eine Eruption vergleichbar mit der am Monte Nuovo würde für die Anwohner katastrophal verlaufen.

Campi Flegrei: Signifkante Aktivitätserhöhung

Über 240 Erschütterungen in einer Woche – Bodenhebung beschleunigte sich während Schwarmbeben unter Campi Flegrei

In den letzten Tagen gab es unter dem Calderavulkan Campi Flegrei weitere Erdbeben, die im Zusammenhang mit dem Bradyseismos standen. Die Erschütterungen bildeten zusammen einen Erdbebenschwarm, der erst gestern Abend abflaute. Die Mehrzahl der Erdbeben hatte geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und die Hypozentren lagen im Bereich des Hydrothermalsystems. Das stärkste Beben gestern hatte eine Magnitude von 2,5 und einen Erdbebenherd in 2,6 Kilometern Tiefe. Wie schon in den Tagen zuvor scheinen die stärkeren Erschütterungen vulkanotektonischen Ursprungs zu sein und entstanden infolge von aufsteigenden magmatischen Fluiden, die sich ihren Weg durch das Deckgestein der Caldera bahnten, wobei es zu Rissbildung gekommen ist.

Von besonderem Interesse ist diesmal das Wochenbulletin des INGV für den Beobachtungszeitraum 8. bis 14. April 2024. Dort ist zu lesen, dass es in dieser Woche 242 Erdbeben gab. Das Heftigste hatte eine Magnitude von 3,7 und war bis zum Golf von Neapel zu spüren gewesen. Wie es auch schon während des starken Erdbebenschwarms im September letzten Jahres der Fall gewesen war, beschleunigte sich während des Höhepunkts der seismischen Aktivität die Bodenhebung signifikant. Während des Zeitraums 9. bis 10. April wurde an der Station RITE ein Bodenanstieg von etwa 10 mm registriert. Danach kehrte die Bodenhebung wieder zu ihrer vorherigen Geschwindigkeit von 10 mm pro Monat zurück. Einen Anstieg erlebte ebenfalls die Gastemperatur: An der Pisciarelli-Fumarole betrug sie in 5 Metern Entfernung zur Hauptfumarole 96 Grad. Ein Anstieg um 2 Grad.

Am Wochenende wurden in den sozialen Medien Fotos der Solfatara veröffentlicht, die ungewöhnlich schwache Entgasungen zeigten. Hier könnte es sein, dass besondere meteorologische Bedingungen die sonst übliche Kondensation der Gase zu Dampf verhinderten, oder es fanden tatsächlich weniger Entgasungen statt. Das bringt mich zu dem Gedanken, dass Aufstiegswege verstopft sein könnten oder dass der Vulkan erstmal sein Pulver verschossen hat.

Offenbar wurden Bodenhebung und Erdbeben durch eine Blase heißer Fluide ausgelöst, die aus größerer Tiefe aufgestiegen sind. Nun stellt sich die Frage, was in größerer Tiefe passierte. Sammelte sich die Fluidblase unter der Deckschicht, bis ein kritischer Wert überschritten wurde, damit Gas und Tiefenwässer aufsteigen konnten, oder wurde der Aufstieg durch einen Blubb frischen Magmas verursacht, der in dem Magmenkörper Eindrang, der in 4 bis 5 Kilometern Tiefe vermutet wird? Wir wissen es nicht! Auch wenn kein Grund zur Panik besteht, darf man durchaus etwas beunruhigt sein, dass die Bodenhebungsphase letztendlich in einem Vulkanausbruch gipfeln könnte.



Campi Flegrei: Erdbeben M 3,7 unter Solfatara

Schwarmbebentätigkeit unter Campi Flegrei steigerte sich weiter – Mehrere spürbare Erdbeben besorgten Anwohner

Datum 14.04.2024 | Zeit: 07:44:24 UTC | Lokation: 14.136 ; 40.828 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,7

In den letzten Stunden setzte sich die seismische Tätigkeit unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei nicht nur fort, sondern sie steigerte sich auch in der Freisetzung der Gesamtenergie deutlich. Neben zahlreichen schwachen Erdbeben mit geringen Magnituden wurden auch einige Erschütterungen mit Magnituden größer als 2 festgestellt. Die beiden Stärksten brachten es auf M 3,7 und 3,1 und lagen in ca. 2,5 Kilometern Tiefe. Ihre Epizentren wurden am Rand der Solfatara im Norden und Westen lokalisiert.

Das INGV veröffentlichte eine Sondermeldung und versprach, das Geschehen weiterhin sorgfältig zu verfolgen.

Vor Ort reagierten viele Anwohner besorgt, denn die stärkeren Beben konnten in Pozzuoli und sogar am Stadtrand von Neapel gespürt werden. Einsatzkräfte machten sich gleich auf den Weg, um die öffentliche Infrastruktur auf Schäden zu untersuchen. In den sozialen Medien gehen Empfehlungen umher, dass man das Ende des Erdbebenschwarms besser im Freien abwarten solle, da man das Auftreten von Erdbeben mit Magnituden über 4 befürchtet. Doch auch bei Magnituden im 4-er-Bereich ist es sehr unwahrscheinlich, dass es gleich zu Gebäudeeinstürzen kommt. Das noch stärkere Erdbeben im Zusammenhang mit dem Bradyseismos auftreten ist eher unwahrscheinlich, von daher sollte man momentan nicht überbesorgt reagieren.

In einigen Berichten heißt es, dass während der spürbaren Beben ein Grollen vom Boden ausging. Einige Anwohner berichten, starken Schwefelgeruch wahrgenommen zu haben. Forscher beruhigten und schrieben, dass kein erhöhter Gasausstoß festgestellt wurde, doch generell ist insbesondere die Kohlendioxid-Emission hoch und liegt etwa bei 4000 Tonnen am Tag.

Die weitere Entwicklung des Geschehens lässt sich nicht vorhersagen. Das bezieht sich sowohl auf den seismischen Verlauf als auch auf den vulkanischen. Zum Teil liegt das an dem Umstand, dass die letzte Eruption des Calderavulkans Jahrhunderte zurückliegt und es keine wissenschaftlichen Daten aus dieser Zeit gibt, die zur Lagebeurteilung herangezogen werden könnten. Hinweise auf ein baldiges Ende der Bodenhebungsphase und der mit dieser Hebung einhergehenden Erdbebentätigkeit gibt es nicht.

Campi Flegrei: Intensiver Erdbebenschwarm in Progress

Intensives Schwarmbeben unter italienischen Calderavulkan Campi Flegrei – 60 Beben an einem Tag

Die Erdbebentätigkeit unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bleibt hoch und hat eine Intensität angenommen, die einen wirklich ins Grübeln bringen kann. Nach einem vergleichsweise ruhigen März begann sich die Seismizität Anfang des Monats zu steigern, ohne seitdem signifikant zurückgegangen zu sein. Daher kann man die Bebentätigkeit als ein zusammenhängendes Schwarmbeben bezeichnen, das sich aus hunderten Einzelbeben zusammensetzt. Alleine gestern wurden gut 60 Erschütterungen registriert. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 2,2 und eine Herdtiefe von 2,7 Kilometern. Das Epizentrum lag nördlich der Solfatara. Auch heute setzt sich die Erdbebentätigkeit fort, auch wenn die Beben nicht mehr in ganz so schneller Folge kommen. Die stärkste Erschütterung heute brachte es auf Mb 2,2. Dieses Beben manifestierte sich in 2,9 Kilometern Tiefe und lag unter dem Golf von Pozzuoli. Während die stärkeren und tiefer gelegenen Erdbeben mit Gesteinsbruch im Deckgebirge zusammenhängen könnten, findet die weitaus größere Anzahl der Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität ihren Ursprung im Hydrothermalsystem. Im letzten Bulletin vom INGV war die Rede davon, dass die Bodenhebung weiterhin mit einer Rate von 10 mm pro Monat anhält.

Offiziell werden die Ereignisse dem Phänomen des Bradyseismos zugeordnet. Hierbei werden hydrothermale Tiefenwässer, die sich im Untergrund der Caldera ansammeln, für Erdbeben und Bodenhebung verantwortlich gemacht. Diese Erklärung stammt aber aus aus einer Zeit, bevor man sich im klaren darüber war, dass eigentliche das ganze Areal, in dem das Phänomen auftritt, in einem Calderavulkan liegt. Im Endeffekt wird das Phänomen von einem tiefer liegenden Magmenkörper befeuert, und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es langfristig betrachtet zu einer Eruption in der Caldera kommen wird.

Bürgerdiskussion zu den Auswirkungen des Bradyseismos der Campi Flegrei

Wie ernst man die Situation mittlerweile vor Ort nimmt, zeigt auch eine erneute Bürgerkonferenz, die gestern in Pozzuoli abgehalten wurde. Vertreter aus Wissenschaft und Zivilschutz stellten sich den Fragen besorgter Bürger und es wurden die Auswirkungen des Bradyseismos auf die Stadt diskutiert. Was ich von dieser Konferenz an Reaktionen darauf in den sozialen Medien mitbekommen habe, war, dass der Grundtenor der Offiziellen lautete, dass sich alles in normalem Rahmen bewege und dass man sich keine Sorgen machen müsse.

Tatsache ist, dass es das Phänomen des Bradyseismos in der Region mindestens seit der Römerzeit gibt. Davon zeugen Spuren von Bohrmuscheln an den Säulen des römischen Marcellums unweit des Hafens. Das Areal senkte sich einst soweit ab, dass es vom Meer überflutet wurde. Anschließend hob es sich wieder an.

Natürlich verursachen die Bodenhebungen, die sich im Laufe von Jahren auf mehrere Meter summieren können, Schäden an der Bausubstanz. Und manchmal gipfelten die Bodendeformationen dann doch in Eruptionen. Ob es sich diesmal so verhalten wird, lässt sich wissenschaftlich betrachtet bis jetzt weder bestätigen noch dementieren.

Campi Flegrei: Hohe Seismizität setzt sich fort

Erdbebentätigkeit unter dem Calderavulkan Camp Flegrei bleibt hoch – Stärkste Beben nahe Pisciarelli-Fumarole

Das Schwarmbeben, das bereits in der letzten Woche unter den Campi Flegrei begann, setzt sich auch heute fort. Die meisten Beben haben inzwischen wieder geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Dennoch ereigneten sich auch einige Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich. Das stärkste Beben der letzten Stunden ereignete sich gestern Abend und brachte es auf Mb 2,8. Das Hypozentrum lag in 2 Kilometern Tiefe und somit an der unteren Grenze des Hydrothermalsystems und eventuell schon im Deckgestein, das den tiefer gelegenen Magmenkörper nach oben hin abdichtet. Wahrscheinlich kam dieses Beben durch Bruchprozesse im Gestein zustande. Bemerkenswert ist, dass es sich in unmittelbarer Nähe zu Pisciarelli-Fumarole manifestierte. Hier brodelt in einem flachen Becken Schlamm und es kommt zu starkem Gasaustritt. Laut dem aktuellen Wochenbericht der Vulkanologen vom INGV sind die Gase durchschnittlich 94 Grad heiß. Gemessen wird in 5 m Entfernung von der Hauptfumarole.

Seit Januar 2011 wurde an der RITE-GNSS-Station eine Bodenhebung von etwa 117 cm gemessen. Seit Januar 2023 waren es 21 cm. Die Hebungsrate liegt weiterhin bei ca. 10 mm im Monat, wobei es mich nicht wundern würde, sollte sie sich in den nächsten Wochen wieder beschleunigen. Grund zu der Vermutung liefern die zahlreichen Erdbeben, von denen in der letzten Woche 117 Stück detektiert wurden. Eine Beschleunigung der Hebung spiegelt sich immer mit 2-3 Wochen Verzögerung in den Diagrammen wider.

Die geochemischen Daten bestätigten den langjährigen Trend eines sich langsam steigernden Gasausstoßes. Die größten Schwankungen zeigten beim Entgasungsprozess die Werte des Kohlendioxid-Flusses aus dem Boden. Der Gasausstoß zeigt leichte periodische Schwankungen, die wahrscheinlich mit dem Wechsel der Jahreszeiten zusammenhängen. Momentan gibt es einen Anstieg, der aber dem der Vorjahre zu dieser Jahreszeit entspricht.

Eines der möglichen Szenarien, die von den INGV-Forschern kommuniziert werden, ist, dass es zu einer phreatischen Eruption im Bereich von Pisciarelli kommen könnte. Solche Dampfexplosionen ereignen sich ohne den direkten Kontakt von Magma mit Grundwasser und können in Thermagebieten ohne große Vorwarnungen auftreten. Daher bleibt der Zugang zu diesem Gebiet wie auch zur Solfatara gesperrt.

Campi Flegrei mit neuer Erdbebenserie am 07.04.24

Weiterer Erdbebenschwarm erschüttert süditalienischen Calderavulkan – Stärkstes Beben Mb 3,2

Datum 04.04.2024 | Zeit: 05:33:01 UTC | Lokation: 40.825 ; -14.115 | Tiefe: 2,3 km | Mb 3,2

Im Süden Italiens kommt die Erde nicht zur Ruhe, denn seit dem 4. April manifestierten sich unter dem Calderavulkan Campi Flegrei, der südwestlich von Neapel liegt, mehr als 100 Erdbeben, die zusammen einen Erdbebenschwarm bilden. Die stärkste Erschütterung brachte es auf eine Magnitude von 3,2 mit einem Erdbebenherd in 2,3 Kilometern Tiefe. Damit lag es im Grenzbereich des Hydrothermalsystems zur Deckschicht und könnte durch Bruchbildung entstanden sein. Dieses Beben manifestierte sich unter dem Hafen von Pozzuoli und innerhalb weniger Minuten ereigneten sich auf der gleichen Linie zwei weitere Beben mit Magnituden im Zweierbereich.

Einige der stärkeren Erschütterungen konnten in der Region deutlich wahrgenommen werden und sorgten ein weiteres Mal für Beunruhigungen. Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr führten Kontrollen an der öffentlichen Infrastruktur durch. Größere Schäden wurden aber nicht gemeldet.

Starke Entgasungen im Zuge des Erdbebenschwarms

Der Schwarm hält weiterhin an, und das stärkste Beben der letzten 24 Stunden ereignet sich gestern Mittag und brachte es auf Mb 2,5. Auffällig ist, dass sich die stärkeren Erschütterungen unter dem Meer im Golf von Pozzuoli ereigneten und überwiegend Hypozentren hatten, die tiefer als 2 Kilometer lagen. Hier scheint es tatsächlich Bruchprozesse zu geben. Es gab auch die üblichen Beben mit Magnitude im Bereich der Mikroseismizität, die sich im Bereich der Solfatara zeigten und als Manifestationen des Hydrothermalsystems angesehen werden können. Hier werden überwiegend Fluidbewegungen in den lockeren Ablagerungen des Hydrothermalsystems die Erschütterungen ausgelöst haben. Es scheint zu starken Entgasungen gekommen zu sein, denn es liegen Berichte vor, dass Anwohner starken Schwefelgeruch festgestellt haben. Fotos dokumentieren, wie ein Forscher des INGVs die Gasaustritte in der Solfatara begutachten. Ungewöhnlich starke Dampfentwicklungen sind zu sehen. Der Zusammenhang zwischen Vulkanismus und dem Bradyseismos wird meiner Meinung nach immer deutlicher. Mich würde es nicht wundern, wenn wir in den nächsten Monaten und Jahren noch stärkere Manifestationen der Erdgewalten erleben würden.

Alles in allem ist die Seismizität des Calderavulkans wieder deutlich stärker geworden, als es während des überwiegenden Teils des Vormonats der Fall gewesen ist. Im letzten Wochenbulletin vom INGV ist zu lesen, dass die Bodenhebung Ende März weiterhin bei ca. 10 mm im Monat lag. Es stellt sich die Frage, ob diese sich nun wieder beschleunigte?

Campi Flegrei mit zahlreichen Erdbeben bis zum 11. März

Schwarmbebentätigkeit unter der Caldera Campi Flegrei auf hohem Niveau

Datum 10.03.2024 | Zeit: 17:15:06 UTC | Lokation:  40.816 ; 14.144 | Tiefe: 0,6 km | Mb 2,6

Die Erdbebentätigkeit unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei bewegt sich auf einem hohen Niveau: in den letzten drei Tagen haben sich mehr als 100 Erschütterungen ereignet. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 2,6 und einen Erdbebenherd in nur 600 Metern Tiefe. Für einen Erdstoß dieser Magnitude lag es ungewöhnlich flach und dürfte seinen Ursprung im Hydrothermalsystem des Vulkans gehabt haben. Das Epizentrum lag wenige Hundert Meter vor der Küste und südlich der Solfatara. Der Erdstoß wurde um 17:15 UTC registriert. Nur zwei Minuten vorher ereignete sich ein Beben M 2,1, das ebenfalls in geringer Tiefe lag und sich offshore manifestierte. Aufgrund der geringen Tiefe konnten die beiden Erdstöße deutlich von den Bewohnern der Region wahrgenommen werden. In den sozialen Medien kursieren viele Meldungen, nach denen auch noch schwächere Erdstöße unterschwellig als leichte Vibrationen wahrgenommen werden. Die Bevölkerung reagiert immer sensibler und die Sorgen steigen: zum einen fürchtet man ein stärkeres Erdbeben und auch Gebäudeschäden durch die Bodenhebung, zum anderen steigt auch die Sorge, dass die Hebungsphase einem Vulkanausbruch vorangehen könnte. Offiziellen Stellungsnahmen zufolge besteht diesbezüglich zumindest kurzfristig betrachtet keine Gefahr. Bodenhebung und Seismizität werden vom Bradyseismos hervorgerufen, obgleich sich in der Tiefe Magma ansammeln könnte und es Indizien dafür jenseits der Bodenhebung und Seismizität gibt. Eines dieser Indizien ist der hohe Ausstoß an Kohlendioxid magmatischen Ursprungs.

Hebungsrate der Campi Flegrei könnte zugenommen haben

In diesem Monat zog die Seismizität deutlich an und es würde mich nicht wundern, wenn sie ein Symptom für einen Anstieg der Bodenhebung wäre. Bisher lag sie in diesem Jahr bei ca. 10 mm/Monat. Meistens dauert es 2 bis 3 Wochen, bis exakte Zahlen bei einer Änderung der Heberate vorliegen, doch veränderte Trends dürften sich bereits in einem der nächsten Bulletins von INGV abzeichnen, die für gewöhnlich Dienstags veröffentlicht werden und das Geschehen der Vorwoche wiedergeben. Stay tuned!

Campi Flegrei wird am 8. März von Schwarmbeben erschüttert

Weiterer Erdbebenschwarm trifft italienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Der Untergrund der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bleibt unruhig: Gestern Nachmittag begann ein neuer Erdbebenschwarm, der sich bis jetzt aus ca. 40 Einzelbeben zusammensetzt. Die meisten Beben haben Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und liegen sehr flach. Sie manifestieren sich also im Hydrothermalsystem und könnten mit Fluidbewegungen im Zusammenhang stehen. Einige Beben haben Magnituden oberhalb von 1,5 und Erdbebenherde, die tiefer als 2 Kilometer liegen. Diese Beben könnten auf Bruch von Gesteinen hindeuten. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 1,9. Das Hypozentrum wurde in 2,5 km Tiefe lokalisiert. Dieses Beben ereignete sich nachts um 03:41:14 Uhr. Obwohl es eigentlich zu schwach war, um von den Anwohnern gespürt zu werden, liegen zahlreiche Wahrnehmungsberichte vor. Lokale Medien berichten, dass die Erschütterungen deutlich von den Bürgern zu spüren gewesen waren, die zwischen den oberen und unteren Teilen der Stadt Pozzuoli, in Arco Felice, Lucrino, Toiano und im neapolitanischen Viertel Agnano lebten. Der Erdbebenschwarm löste einmal mehr Sorgen bei den Anwohnern aus: sie Fragen sich, ob sich da etwa ein starkes Erdbeben oder ein Vulkanausbruch zusammenbraut.

Fähre lief im Hafen von Pozzuoli auf Grund

Die Sorgen sind nicht ganz unberechtigt, denn die Bodenhebungen in der Caldera sind inzwischen so groß, dass man sie nicht ignorieren kann. Seit 2011 hob sich der Boden um 116 Zentimeter. Die Hebungsphase begann aber schon im Jahr 2005 und seitdem hob sich der Boden bereits um 121 Zentimeter. Vorgestern lief bei Ebbe die Fähre „Rosa D’Abundo“ auf Grund, die im Hafen von Pozzuoli anlegen wollte und von der Insel Ischia kam. Die Passagiere konnten das Schiff erst nach einiger Zeit verlassen. Ein zweites Schiff kam der aufgelaufenen Fähre zu Hilfe und übernahm offenbar die Passagiere und brachte sie an Land. Verletzt wurde niemand, doch das Ereignis zeigt einmal mehr, wie sehr sich der Boden im Bereich des Hafens angehoben hat. Weitere Probleme sind vorprogrammiert.

Gestern beriet die Kommission des Zivilschutzes und des wissenschaftlichen Beirats des INGVs über die Vorgänge der Campi Flegrei und bestätigte den „Gelben“ Alarmstatus für das Gebiet. Die geophysikalischen Parameter seien unverändert und die Ereignisse entsprechen den Erwartungen in dieser Phase des Bradyseismos. Offenbar ging es darum zu diskutieren, ob man die Alarmstufe nicht auf „Orange“ erhöhen sollte.