Erdbebenforschung: Fernwirkung von Erdbeben nachgewiesen

Erdbeben lösen Erdbeben aus: Fernwirkung starker Beben kann lokale Spannungen und Erschütterungen in Deutschland verursachen

Eine aktuelle wissenschaftliche Studie aus Deutschland untersucht, wie entfernte, starke Erdbeben lokale Spannungsänderungen und damit verbundene Erdbeben in der Niederrheinischen Bucht (NRE) auslösen können. Dieses Phänomen, bei dem seismische Wellen großer Erdbeben selbst weit entfernte Verwerfungen kurzfristig aktivieren, wird als „dynamische Fernauslösung“ bezeichnet.

Die Studie analysierte 23 bedeutende Erdbeben weltweit, deren seismische Wellen im Raum Weisweiler (NRW) messbare Bodenbewegungen verursachten. Die Magnituden dieser Beben reichten von 5,4 bis 9,1, die Entfernungen vom Epizentrum lagen zwischen 50 und über 12.000 Kilometern. Dabei konnten kurzfristige Spannungsänderungen von bis zu 26 Kilopascal festgestellt werden – ausreichend, um empfindliche Verwerfungen in Bewegung zu bringen.

Besonders deutlich zeigte sich die Wirkung bei vier starken Erdbeben: dem Roermond-Beben 1992 in den Niederlanden, dem Alaska-Beben 2021, dem Kahramanmaraş-Beben 2023 in der Türkei und dem Kamtschatka-Beben 2025 in Russland. Nach diesen Ereignissen stieg die Erdbebenaktivität in der Niederrheinischen Bucht signifikant an. So löste das Roermond-Beben zahlreiche Nachbeben im Umfeld der Verwerfungen Feldbiss und Sandgewand aus.

Interessanterweise zeigte nicht jedes große Erdbeben eine solche Wirkung: In 19 von 23 Fällen blieben messbare Veränderungen aus. Dies verdeutlicht, wie komplex die Auslösebedingungen sind und dass die lokale Anfälligkeit von Faktoren wie der Ausrichtung der Verwerfung, dem Spannungszustand und den geologischen Gegebenheiten abhängt.

Die Forscher betonen, dass keine einfache Spannungsschwelle für die Auslösung existiert, sondern vielmehr eine Kombination aus linearen und nichtlinearen Prozessen verantwortlich ist. Dennoch können bereits dynamische Spannungsspitzen ab etwa 1,4 Kilopascal Erdbeben auslösen.

Die Erkenntnisse sind insbesondere für industrielle Betriebe in der Region wichtig, um das seismische Risiko besser einzuschätzen und potenzielle Schäden durch plötzliche Verwerfungsbewegungen zu minimieren.

Aktuelle Beobachtungen zur Erdbebenfernwirkung

Laacher-See-Vulkan. © EMSC

Tatsächlich lassen sich solche Fernwirkungen von Erdbeben auch im aktuellen Tagesgeschehen beobachten: Kurz nach Veröffentlichung der Studie ereignete sich am Laacher-See-Vulkan, der Unweit des Studiengebiets liegt, ein bislang einmaliger Erdbebenschwarm am Westufer nahe des Klosters Maria Laach. Dieses Ereignis sorgte für mediale Aufregung, da befürchtet wurde, es könnte ein Anzeichen für eine bevorstehende Eruption sein. Unbeachtet blieb jedoch, dass rund 2 Stunden und 40 Minuten vor dem Erdbebenschwarm ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,4 bei den Philippinen stattfand. Die Erdbebenwellen hatten somit ausreichend Zeit, Deutschland zu erreichen und möglicherweise das Schwarmbeben am Laacher-See-Vulkan auszulösen, wo es aber bestimmt vor dem Ereignis schon Spannungen infolge von Fluidaufstieg gegeben hat.

Zwar stellt die zeitliche Korrelation keinen wissenschaftlichen Beweis für einen direkten Zusammenhang dar, doch kann dieser auch nicht ausgeschlossen werden. Während ich diese Zeilen schreibe, beobachten wir eine vergleichsweise hohe seismische Aktivität in Deutschland und den angrenzenden Ländern, unter anderem in der französischen Vulkanregion der Auvergne. Vorausgegangen waren zwei starke Erdbeben in Japan mit den Magnituden 7,4 und 6,7, die innerhalb von drei Tagen stattfanden. Das sind gute Gründe, die Studie erneut in Erinnerung zu rufen, auch wenn ich bereits im September darüber berichtet habe.

Quellenangabe Studie: Heinicke, J., Wassermann, J., Weber, M., & Fäh, D. (2023). Using remote-dynamic earthquake triggering as a stress meter: Identifying potentially susceptible faults in the Lower Rhine Embayment near Weisweiler, Germany. Geophysical Journal International, 244(1), 292–312. doi.org/10.1093/gji/ggaf412, Lizenz der CC

Erdbeben in Deutschland: Mb 2,6 bei Biberbach

Erdbeben in Deutschland – Katastrophenschützer in Oberschwaben ziehen Lehren aus Übung und Realität

Ein schwaches Erdbeben hat am Montagvormittag die Region südlich von Ulm erschüttert. Das Beben erreichte eine Magnitude von 2,6 und hatte sein Epizentrum rund 28 Kilometer süd-südwestlich von Ulm, unweit von Biberach an der Riß. In etwa 22 Kilometern Tiefe entstanden, blieb das Ereignis nach bisherigen Erkenntnissen ohne Schäden und wurde nur bestenfalls vereinzelt wahrgenommen. Dennoch reiht es sich in eine Serie jüngerer seismischer Aktivitäten im südwestdeutschen Raum ein.




Erdbeben in Oberschwaben

Bereits in der vergangenen Woche war es im Raum Filderstadt und Reutlingen zu einem stärkeren Erdbeben mit einer Magnitude von 3,0 gekommen, das vielerorts deutlich spürbar war. Auch wenn beide Ereignisse schadenlos verliefen, verdeutlichen sie, dass Erdbeben in Baden-Württemberg kein rein theoretisches Risiko darstellen.

Vor diesem Hintergrund erhält eine kürzlich durchgeführte Katastrophenschutzübung im Zollernalbkreis besondere Bedeutung. Die Landkreise Zollernalb, Ortenau und Biberach simulierten gemeinsam ein schweres Erdbebenszenario. Nach der Alarmierung durch die Integrierte Leitstelle Zollernalb arbeiteten die Führungsstäbe im Feuerwehrhaus Hechingen unter realitätsnahen Bedingungen zusammen. Mehr als 50 Teilnehmende waren in die Übung eingebunden.

Dass der Landkreis Biberach in das Szenario einbezogen wurde, hat möglicherweise auch geologische Gründe. In der Region wurde ein sogenannter miozäner Seismit nachgewiesen – ein bis zu 15 Meter tiefer sedimentärer Gang, der entstand, als bei einem prähistorischen Erdbeben Sande und Mergel der Oberen Süßwassermolasse verflüssigt und durch Spalten nach oben gepresst wurden. Die Entstehung dieser Struktur wird mit dem Meteoriten­einschlag im heutigen Steinheimer Becken in Verbindung gebracht, der vermutlich ein starkes lokales Erdbeben auslöste. Der Befund gilt als Beleg dafür, dass die Region bereits in der Erdgeschichte erheblichen Erschütterungen ausgesetzt war, die sich in dieser Stärke tektonisch bedingt allerdings kaum wiederholen dürften.

Im Mittelpunkt der Übung standen die überregionale Koordination, belastbare Entscheidungsprozesse und die Sicherstellung der Einsatzfähigkeit über längere Zeiträume hinweg. Die Verantwortlichen zogen ein positives Fazit und kündigten an, die Zusammenarbeit im Katastrophenschutz weiter zu vertiefen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der jüngsten realen Erdbeben.

Vogtland: Weitere spürbare Erdbeben im Cheb-Becken

 

Intensivierte Erdbebenserie im Vogtland – unterschiedliche Magnituden im Umlauf

Das Vogtland ist weiterhin in Bewegung: Seit dem 20. November ist die seismische Aktivität erhöht und es kommt zu einem Schwarmbeben, dessen Schwerpunkt sich Anfang Dezember in einer zweiten Phase etwas nach Norden verlagert hat. Seit 3 Tagen werden nicht nur ungewöhnlich viele Mikrobeben registriert, sondern auch mehrere spürbare Erschütterungen mit Magnituden größer 2. Die stärkeren Beben sind für die Bevölkerung spürbar, verursachten bis jetzt aber keinen nennenswerten Schaden.

Schwarmbeben

Die verschiedenen Erdbebendienste geben unterschiedliche Magnituden an, was für einige Verwirrung sorgen kann: Während das stärkste Erdbeben gestern Abend um 23:39:05 UTC laut EMSC eine Magnitude von 3,5 hatte, kommt der gleiche Erdstoß beim Seismischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften auf M 3,1. Das Sächsische Landesamt für Umwelt, das mit Daten der TU Bergakademie Freiberg gefüttert wird, registrierte hingegen zwei Erdbeben, die sich innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde manifestierten und die Magnituden 2,7 und 2,1 gehabt haben sollen. Entweder wurde bei den Freibergern ein Fehler gemacht oder die beiden anderen Institute addierten die Amplituden der beiden Erdbeben zu einer Erschütterung.

Darüber hinaus kann es noch andere Gründe für abweichende Magnitudenangaben geben. Einer liegt in den verschiedenen Magnitudenskalen und Messmethoden: Während das Sächsische Landesamt für Umwelt sowie das tschechische Forschungsnetz WEBNET meist die lokale Magnitude (ML) angeben, verwenden internationale Einrichtungen wie das European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC), das meist auf GFZ-Netze zugreift, häufig die Raumwellen-Magnitude (Mb). Anders als sonst üblich sind im aktuellen Vogtland-Schwarm die Mb-Werte meist höher als die ML-Werte.

Das kann daran liegen, dass die stärkeren Beben überwiegend extrem flach (etwa 1–5 Kilometer Tiefe) liegen und die ML auf lokalen Bodenamplituden basiert, die durch geologische Besonderheiten gedämpft sein können. Die Mb-Messung hingegen nutzt P-Wellen, die sich in der Tiefe ausbreiten und von einem größeren Netzwerk weiter entfernt gemessen werden. Dadurch erscheinen sie vergleichsweise stärker, wobei aber auch größere Messungenauigkeiten bei schwachen Erdbeben entstehen können. Zudem messen Mb und ML unterschiedliche Frequenzbereiche, was weitere Abweichungen erklärt.

Ursache der Beben sind tektonische Spannungen in einem geologisch komplexen Gebiet, in dem alte Störungszonen mit aufsteigenden Fluiden, etwa CO₂, interagieren. Diese lösen Erdbebenschwärme aus, die sich über Wochen ziehen und häufig mehrere Hundert oder sogar Tausende Erschütterungen umfassen. Solche Schwarmbeben sind im Vogtland kein neues Phänomen.

Deutschland: Erdbeben am Laacher See und anderswo

Erdbeben in Deutschland. © EMSC/Leaflet

Mehrere Erdbeben in Deutschland und Umgebung: Laacher-See-Vulkan, Filderstadt und Vogtland besonders betroffen

Seit gestern haben sich mehrere interessante Erdbeben in Deutschland und den Grenzregionen des Landes zugetragen, die ich hier kurz zusammenfassen möchte. Im Kontext von Vnet besonders interessant sind vier Mikrobeben südlich des Laacher-See-Vulkans, die sich seit gestern Abend bei Ochtendung ereignet haben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 0,8 und eine Herdtiefe von 13 Kilometern. Das Epizentrum wurde 12 km westlich von Koblenz verortet. Bei Ochtendung verläuft die gleichnamige Störung, und Geoforscher vermuten, dass die Erschütterungen durch veränderte Spannungen infolge von Fluidbewegungen entstehen. Die Beben blieben an der Erdoberfläche folgenlos, passen aber in das Muster erhöhter Seismizität in der östlichen Vulkaneifel, das wir seit mehr als einem Monat beobachten können.

Laccher-See-Vulkan. © EMSC

Weitaus stärker war ein Erdstoß, der sich in der Nacht zum Dienstag 15 km östlich von Filderstadt in Baden-Württemberg abspielte. Das Beben der Magnitude 3,0 hatte eine Herdtiefe von nur 6 Kilometern und riss Anwohner mit spürbaren Erschütterungen und grollenden Geräuschen aus dem Schlaf. Das Erdbeben war mit einer Störung am Rand des Albtraufs assoziiert. Hierbei handelt es sich um die Steilstufe, die die Schwäbische Alb gegen das tiefer gelegene Land in Richtung Stuttgart abgrenzt.

Als dritten Bebenspot möchte ich das Vogtland aufführen, über das ich in den vergangenen Wochen öfter geschrieben habe. Der Erdbebenschwarm bei Luby und Kostelní auf der tschechischen Seite des Vogtlands hat sich weiter verstärkt. Es gab Hunderte Mikrobeben und allein in den letzten 24 Stunden sechs Beben mit Magnituden ab 2,0. Das stärkste Beben brachte es heute Vormittag sogar auf Mb 3,0. Das Epizentrum wurde 10 km südlich vom deutschen Klingenthal verortet. Es hatte eine Herdtiefe von nur 2 Kilometern und wurde von den Bewohnern der Gegend deutlich wahrgenommen. Zeugen beschrieben neben spürbaren Erschütterungen auch ein starkes Grollen. Wie auch die Beben in der Vulkaneifel vermutet man hier, dass sie durch tiefe magmatische Prozesse ausgelöst werden, die Fluide entlang von Störungszonen aufsteigen lassen und letztendlich die Beben an den Störungen auslösen.

Betrachtet man die weiter gefasste Shakemap, erkennt man, dass es auch eine Reihe schwacher Erdbeben bei Trier und Basel gab. Ein noch weiteres Blickfeld enthüllt mehrere Beben in Frankreich und Polen. Ein außergewöhnlich aktiver Bebentag für Mitteleuropa.

Vogtland: Serie spürbarer Erdbeben im Grenzgebiet

Weitere Erdbebenserie erschütterte das Vogtland – mindestens 1 Erdstoß wurde verspürt

Im deutsch-tschechischen Vogtland bebte erneut die Erde: Am 6. Dezember 2025 ereignete sich um 21:26 UTC (22:26 Uhr Ortszeit) ein spürbares Erdbeben der Magnitude 2,6. Das Hypozentrum lag in 5 km Tiefe bei den Koordinaten 50.285° ; 12.440°. Das EMSC/GFZ verortete das Epizentrum 8 km südlich von Klingenthal und 70 km süd-südwestlich von Chemnitz. Beide Referenzorte liegen in Deutschland, obgleich sich das Epizentrum wenige Kilometer westlich von Luby auf tschechischem Hoheitsgebiet befand. In den folgenden 45 Minuten ereigneten sich 3 weitere Erschütterungen mit Magnituden zwischen 2,1 und 2,4. Darüber hinaus gab es eine große Anzahl an Mikrobeben.

Vogtlandbeben © ig.cas.cz

Das stärkste Beben mit der Magnitude Mb 2,6 wurde von den Anwohnern der Region verspürt. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen bis aus Orten in 35 Kilometern zum Epizentrum vor. Dabei war das Beben in beiden Ländern zu spüren gewesen. Die Bebenzeugen beschreiben einen leichten Ruck, der von grollendem Rumpeln begleitet wurde. Schäden gab es nicht.

Das Seismologische Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften verortete ca. 100 Erschütterungen auf seiner Shakemap. Darüber hinaus wird es wieder eine große Anzahl nicht verorteter Erdbeben gegeben haben, die aufgrund sehr geringer Stärke mit Magnituden im Negativbereich nicht genau lokalisiert werden konnten. Hier helfen mittlerweile oft KI-gestützte Programme bei der Auswertung der Seismogramme, was aber nicht in Echtzeit geschieht. Diese Daten werden oft mit einiger Verzögerung in Studien veröffentlicht.

Interessant ist, dass die meisten Mikrobeben wieder nördlich des Erdbebenclusters lagen, der sich bereits Ende November formiert hatte. Die stärkeren Beben manifestierten sich hingegen östlich versetzt zwischen den beiden Clustern.

Als Ursache hinter den Schwarmbeben vermuten Geoforscher magmatisches CO₂, das von einem Magmenkörper in der Asthenosphäre entlang von Störungen aufsteigt und an diesen die Beben verursacht. Um die Ursachen und das Verhalten der Schwarmbeben besser zu verstehen, läuft derzeit das internationale Großprojekt Eger Large Seismic Experiment (ELISE). Dafür wurden rund 300 temporäre seismische Stationen auf einer Fläche von etwa 100 × 100 km installiert – genau über der Region Vogtland/Nordwestböhmen. Die Anlage soll selbst kleinste Erdbeben und tiefe Beben registrieren und mit seismischer Tomografie das tiefere Erdinnere untersuchen. ELISE läuft bis mindestens Mitte 2026. Danach ist mit ersten Studienergebnissen zu rechnen. Daten sollten die aktuellen Erdbebenschwärme genug liefern!

Deutschland: 10 Erdbeben im Wochenverlauf

Erdbeben in Deutschland. © EMSC/Leaflet

10 Erdbeben erschütterten Deutschland innerhalb einer Woche – 3 Beben nahe des Laacher-See-Vulkans in der Eifel

In der Woche zwischen Freitag, dem 14.11.2025, und Freitag, dem 21.11.2025, manifestierten sich in Deutschland 10 schwache Erdbeben. Das stärkste hatte laut EMSC die Magnitude 1,9 und ereignete sich 8 km südwestlich von Essen, genauer in Gelsenkirchen. Auch in der Vulkaneifel gab es 3 weitere Mikrobeben in der Nähe des Laacher-See-Vulkans. Hier ein Überblick.



Erdbeben in Gelsenkirchen

Das Erdbeben Mb 1,9 in Gelsenkirchen – einer Nachbarstadt von Oberhausen, wo ich wohne – hatte ein Hypozentrum in nur 1 km Tiefe und konnte Medienberichten zufolge von den Bewohnern der Gegend gespürt werden. Obwohl es auch im Ruhrgebiet bedeutende Störungszonen gibt, sind die wenigsten von ihnen noch aktiv. Aufgrund der geringen Tiefe des Erdbebenherds gehe ich davon aus, dass das Erdbeben mit dem historischen Kohlebergbau der Region zusammenhing. Möglicherweise kam es zur Senkung eines Stollens oder durch Eingriffe in den Grubenwasserhaushalt entstanden Spannungen in Gesteinsklüften, die sich in dem Erdstoß entluden. Generell ist das Grubenwasser ein Problem für das Ruhrgebiet, da es praktisch auf immer und ewig abgepumpt werden muss.

Weitere Erdbeben am Laacher-See-Vulkan

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Im Kontext von Vnet von besonderem Interesse sind die drei schwachen Erdbeben südlich des Laacher-See-Vulkans in der Eifel. Sie ereigneten sich wenige Kilometer südöstlich des Sees zwischen Kruft und Ochtendung. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,0 und eine Herdtiefe von 11 Kilometern. Die Beben könnten mit Fluidbewegungen im Zusammenhang stehen, die Störungen wie die bei Ochtendung aktivierten. Die Mikrobeben sind für sich genommen harmlos, passen aber in das Bild der leicht gestiegenen Seismizität der Region. Bis jetzt zeigt diese Erdbebentätigkeit, dass es offenbar zu einem vermehrten Fluidaufstieg aus der Tiefe kommt, was nicht zwingend in einem Vulkanausbruch gipfeln muss. Dennoch ist es möglich, dass wir hier eine sehr frühe Phase der Reaktivierung des tiefen Magmenkörpers unter dem Laacher-See-Vulkan erleben. Um entsprechende Hypothesen zu belegen oder zu dementieren, sind weitere Forschungen nötig. Hierzu zählen eine regelmäßige Beprobung der Mofetten am Laacher See und die Einrichtung fester GPS-Messpunkte, um etwaige Bodendeformationen auf die Spur zu kommen.

Für erwähnenswert halte ich auch ein Mikrobeben Mb 09, das sich gestern wenige Kilometer südwestlich des Flughafens Köln-Bonn ereignete. Auch diese Region steht unter dem Einfluss der Tektonik des Rheingrabens, auf dessen Westschulter die Vulkaneifel liegt.

Cheb-Becken: Erdbeben im deutsch-tschechischen Grenzgebiet

Erdbeben im böhmischen Cheb-Becken. © www.ig.cas.cz/Leaflet

Schwarmbeben bei Cheb im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechei – Stärkste Erschütterung Mb 2,7

Datum: 21.11.2025 | Zeit: 22:11:18 UTC | Koordinaten 50.269 ; 12.427 | Tiefe: 5 km | Mb 2,7

Gestern Abend manifestierte sich im Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Tschechei erneut ein Erdbebenschwarm im Cheb-Becken. Laut Angaben der Geophysikalischen Instituts der Tschechischen Akademie der Wissenschaften ereignete sich das stärkste Beben mit einer Magnitude von 2,7 um 23:11:18 Uhr Ortszeit in einer Tiefe von 7,3 Kilometern. Das Epizentrum befand sich ca. 3 km östlich von Luby und 10 km südlich von Klingenthal. Der Schwarm bestand aus 25 Beben innerhalb von 24 Stunden. Im Monatsverlauf wurden 61 Erschütterungen in der Region festgestellt. Sie zeigen, dass die seismische Aktivität des Cheb-Beckens zwar nicht dauerhaft in den Medien präsent ist, aber auch in den letzten Monaten nicht abgeklungen ist.

Das EMSC zeigt den stärksten Erdstoß ebenfalls an, kommt aber auf eine leicht abweichende Magnitude 2,3. Es liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen von Bebenzeugen vor, die den Erdstoß ca. 3 Sekunden lang gespürt haben. Zudem wird ein anschwellendes Grollen beschrieben, das von der herannahenden P-Welle erzeugt wird. Bei schwächeren Erdbeben spürt man die Primärwelle meistens nicht, dafür übertragen sich die Bodenschwingungen auf die Luft, wo sie das beschriebene Geräusch erzeugen.

In dem betroffenen Grenzgebiet bei Cheb im Vogtland bzw. Nordwestböhmen treten immer wieder Erdbebenschwärme auf. Hierbei handelt es sich um Serien von vielen kleinen Beben über Wochen oder Monate hinweg, ohne dass ein deutlich dominierendes Hauptbeben folgt.

Als mögliche Ursachen werden Fluidbewegungen im Untergrund des Cheb-Beckens vermutet: Gase wie CO₂ steigen entlang tektonischer Störungen bis an die Oberfläche, wo sie an Mofetten austreten, was auf magmatische Aktivitäten in der unteren Kruste oder im oberen Erdmantel hindeutet.

Gleichzeitig sind lokale Verwerfungszonen (z. B. die Mariánské Lázně-Störungszone) aktiv, was tektonische Spannungen beisteuert.

Um das Phänomen besser zu verstehen, wird aktuell das Eger Large Seismic Experiment (ELISE) durchgeführt: Rund 300 mobile Seismometer wurden über ein Gebiet von etwa 100×100 Kilometern verteilt und werden mindestens ein Jahr lang betrieben.

Ziel ist es, selbst kleinste Schwarmbeben zu registrieren und tiefe, niederfrequente Erdbeben aufzuspüren. Mit seismischer Tomografie soll ein hochauflösendes 3D-Modell des Untergrunds erstellt werden, um die Struktur der Kruste, mögliche Magmenkörper und die Rolle von Fluiden präzise zu rekonstruieren.

Niederlande: Erdbeben Mb 2,1 bei Roermond

Schwaches Erdbeben bei Roermond in den Niederlanden – Grenze zu Deutschland in der Nähe

Datum: 06.11.2025 | Zeit: 14:00:01 UTC | Koordinaten 51.161 ; 5.955| Tiefe: 15 km | Mb 2,1

Roermond

Dass ich zweimal am Tag über Erdbeben nahe meiner Heimatregion berichte, kommt sehr selten vor: Nachdem sich gestern Abend ein schwaches Erdbeben nahe dem Laacher-See-Vulkan ereignete, gab es heute Nachmittag um 15:00:01 Uhr Lokalzeit ein Erdbeben der Magnitude im niederländischen Roermond, das nahe der Grenze zu Deutschland liegt. So wurde der Erdstoß vom EMSC 4 km süd-südwestlich von Roermond und 34 km west-südwestlich von Mönchengladbach verortet. Die Herdtiefe befand sich in 14 Kilometern Tiefe. Es liegen weder Wahrnehmungsmeldungen noch Berichte über Schäden vor, was angesichts der Magnitude und Tiefe des Bebens nicht weiter verwundert.

Das Beben war tektonischer Natur und stand mit der Krustendehnung im „Roer Graben“ (Roer Valley Graben) in Verbindung, der den nördwestlichen Abschnitt des Niederrheinischen -Grabensystems bildet. Hierbei handelt es sich um eines der geologisch aktivsten Gebiete im Nordwesten Europas.

Bei Roermond manifestierte sich auch eines der stärksten Erdbeben, das sich bis nach Deutschland auswirkte, und das ich selbst in meiner Heimatstadt Oberhausen noch deutlich gespürt habe: Am 13. April 1992 erschütterte ein ungewöhnlich starkes Erdbeben den Südosten der Niederlande, bei dem die südwestliche Scholle des Grabens absank. Um 3:20 Uhr nachts bebte die Erde mit einer Magnitude von 5,8. Häuser wankten, Schornsteine stürzten ein, und auch in den Nachbarländern waren die Erschütterungen deutlich zu spüren. Es war das stärkste Erdbeben, das je in den Niederlanden gemessen wurde. Ich selbst schreckte Sekunden vor dem Eintreffen der Erschütterungen aus dem Schlaf, geweckt durch das tiefe Grollen, was regelmäßig im Zusammenhang mit Erdbeben beschrieben wird. Tatsächlich gingen durch mein Haus einige sehr unangenehme Rucke und das Gebälk des Dachstuhls ächzte. Nicht auszuschließen, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft ein ähnliches Ereignis bei Roermond wiederholen wird.

Deutschland: Erdbeben Mb 1,2 nördlich des Laacher-See-Vulkans

Laacher-See-Vulkan von Erdbeben Mb 1,2 erschüttert – Hypozentrum in 13 Km Tiefe

Datum: 05.11.2025 | Zeit: 17:22:19 UTC | Koordinaten 50.441 ; 7.310 | Tiefe: 13 km | Mb 1,2

Erneut bebte es in der Nähe des Laacher-See-Vulkans in der deutschen Vulkaneifel. Die schwache Erschütterung wurde bereits gestern Abend um 18:22:19 Uhr (17:22:19 UTC) registriert, erscheint jedoch erst seit Kurzem auf der EMSC-Shakemap. Das Beben wurde 11 km westlich von Neuwied in einer Tiefe von 13 Kilometern lokalisiert. Tatsächlich lag das Hypozentrum zwischen Wassenach und Kell, etwa 2 Kilometer nördlich des Laacher Sees.

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Verspürt wurde das schwache Erdbeben offenbar nicht; zumindest liegen dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vor. Dennoch ist das Ereignis von wissenschaftlichem Interesse, da es sich in das Muster der zunehmenden seismischen Aktivität in der Osteifel einfügt: Seit gut zwei Monaten treten dort vermehrt schwache Beben auf, mit einem bisherigen Höhepunkt am 10. Oktober, als sich am Westufer der Caldera ein kleiner Erdbebenschwarm ereignete.

Der aktuelle Erdstoß war wahrscheinlich tektonischer Natur, könnte jedoch durch Fluidmigration entlang einer lokalen Störung ausgelöst worden sein. Bei den Fluiden handelt es sich vermutlich um hydrothermale Tiefenwässer und magmatische Gase, vor allem Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Man spricht von Fluiden, da sich Gase und Flüssigkeiten in der Tiefe nicht in ihrem normalen Aggregatzustand befinden, wie sie ihn an der Oberfläche einnehmen: In etwa 10 Kilometern Tiefe herrscht bereits ein lithostatischer Druck von rund 3000 bar bei Temperaturen um 300 °C – auch ohne das Vorhandensein eines aktiven Magmenkörpers. Unter solchen Bedingungen liegen Gase weder gasförmig noch flüssig, sondern in einem überkritischen Zustand vor und bewegen sich entlang von Klüften und Störungszonen.

Dieses Bild scheint auf den ersten Blick nicht zu den relativ kühlen Mofetten am Nordostufer des Laacher Sees zu passen. Berücksichtigt man jedoch, dass sich Fluide in der Tiefe oft nur mit wenigen Metern pro Jahr bewegen, relativiert sich der Widerspruch: Sie kühlen beim Aufstieg durch die Erdkruste langsam ab, bevor sie schließlich an der Oberfläche austreten.