Vogtland: Weitere spürbare Erdbeben im Cheb-Becken

Intensivierte Erdbebenserie im Vogtland – unterschiedliche Magnituden im Umlauf

Das Vogtland ist weiterhin in Bewegung: Seit dem 20. November ist die seismische Aktivität erhöht und es kommt zu einem Schwarmbeben, dessen Schwerpunkt sich Anfang Dezember in einer zweiten Phase etwas nach Norden verlagert hat. Seit 3 Tagen werden nicht nur ungewöhnlich viele Mikrobeben registriert, sondern auch mehrere spürbare Erschütterungen mit Magnituden größer 2. Die stärkeren Beben sind für die Bevölkerung spürbar, verursachten bis jetzt aber keinen nennenswerten Schaden.



Schwarmbeben

Die verschiedenen Erdbebendienste geben unterschiedliche Magnituden an, was für einige Verwirrung sorgen kann: Während das stärkste Erdbeben gestern Abend um 23:39:05 UTC laut EMSC eine Magnitude von 3,5 hatte, kommt der gleiche Erdstoß beim Seismischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften auf M 3,1. Das Sächsische Landesamt für Umwelt, das mit Daten der TU Bergakademie Freiberg gefüttert wird, registrierte hingegen zwei Erdbeben, die sich innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde manifestierten und die Magnituden 2,7 und 2,1 gehabt haben sollen. Entweder wurde bei den Freibergern ein Fehler gemacht oder die beiden anderen Institute addierten die Amplituden der beiden Erdbeben zu einer Erschütterung.

Darüber hinaus kann es noch andere Gründe für abweichende Magnitudenangaben geben. Einer liegt in den verschiedenen Magnitudenskalen und Messmethoden: Während das Sächsische Landesamt für Umwelt sowie das tschechische Forschungsnetz WEBNET meist die lokale Magnitude (ML) angeben, verwenden internationale Einrichtungen wie das European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC), das meist auf GFZ-Netze zugreift, häufig die Raumwellen-Magnitude (Mb). Anders als sonst üblich sind im aktuellen Vogtland-Schwarm die Mb-Werte meist höher als die ML-Werte.

Das kann daran liegen, dass die stärkeren Beben überwiegend extrem flach (etwa 1–5 Kilometer Tiefe) liegen und die ML auf lokalen Bodenamplituden basiert, die durch geologische Besonderheiten gedämpft sein können. Die Mb-Messung hingegen nutzt P-Wellen, die sich in der Tiefe ausbreiten und von einem größeren Netzwerk weiter entfernt gemessen werden. Dadurch erscheinen sie vergleichsweise stärker, wobei aber auch größere Messungenauigkeiten bei schwachen Erdbeben entstehen können. Zudem messen Mb und ML unterschiedliche Frequenzbereiche, was weitere Abweichungen erklärt.

Ursache der Beben sind tektonische Spannungen in einem geologisch komplexen Gebiet, in dem alte Störungszonen mit aufsteigenden Fluiden, etwa CO₂, interagieren. Diese lösen Erdbebenschwärme aus, die sich über Wochen ziehen und häufig mehrere Hundert oder sogar Tausende Erschütterungen umfassen. Solche Schwarmbeben sind im Vogtland kein neues Phänomen.

Deutschland: Erdbeben am Laacher See und anderswo

Erdbeben in Deutschland. © EMSC/Leaflet

Mehrere Erdbeben in Deutschland und Umgebung: Laacher-See-Vulkan, Filderstadt und Vogtland besonders betroffen

Seit gestern haben sich mehrere interessante Erdbeben in Deutschland und den Grenzregionen des Landes zugetragen, die ich hier kurz zusammenfassen möchte. Im Kontext von Vnet besonders interessant sind vier Mikrobeben südlich des Laacher-See-Vulkans, die sich seit gestern Abend bei Ochtendung ereignet haben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 0,8 und eine Herdtiefe von 13 Kilometern. Das Epizentrum wurde 12 km westlich von Koblenz verortet. Bei Ochtendung verläuft die gleichnamige Störung, und Geoforscher vermuten, dass die Erschütterungen durch veränderte Spannungen infolge von Fluidbewegungen entstehen. Die Beben blieben an der Erdoberfläche folgenlos, passen aber in das Muster erhöhter Seismizität in der östlichen Vulkaneifel, das wir seit mehr als einem Monat beobachten können.

Laccher-See-Vulkan. © EMSC

Weitaus stärker war ein Erdstoß, der sich in der Nacht zum Dienstag 15 km östlich von Filderstadt in Baden-Württemberg abspielte. Er hatte eine Herdtiefe von nur 6 Kilometern und riss Anwohner mit spürbaren Erschütterungen und grollenden Geräuschen aus dem Schlaf. Das Erdbeben war mit einer Störung am Rand des Albtraufs assoziiert. Hierbei handelt es sich um die Steilstufe, die die Schwäbische Alb gegen das tiefer gelegene Land in Richtung Stuttgart abgrenzt.

Als dritten Bebenspot möchte ich das Vogtland aufführen, über das ich in den vergangenen Wochen öfter geschrieben habe. Der Erdbebenschwarm bei Luby und Kostelní auf der tschechischen Seite des Vogtlands hat sich weiter verstärkt. Es gab Hunderte Mikrobeben und allein in den letzten 24 Stunden sechs Beben mit Magnituden ab 2,0. Das stärkste Beben brachte es heute Vormittag sogar auf Mb 3,0. Das Epizentrum wurde 10 km südlich vom deutschen Klingenthal verortet. Es hatte eine Herdtiefe von nur 2 Kilometern und wurde von den Bewohnern der Gegend deutlich wahrgenommen. Zeugen beschrieben neben spürbaren Erschütterungen auch ein starkes Grollen. Wie auch die Beben in der Vulkaneifel vermutet man hier, dass sie durch tiefe magmatische Prozesse ausgelöst werden, die Fluide entlang von Störungszonen aufsteigen lassen und letztendlich die Beben an den Störungen auslösen.

Betrachtet man die weiter gefasste Shakemap, erkennt man, dass es auch eine Reihe schwacher Erdbeben bei Trier und Basel gab. Ein noch weiteres Blickfeld enthüllt mehrere Beben in Frankreich und Polen. Ein außergewöhnlich aktiver Bebentag für Mitteleuropa.

Vogtland: Serie spürbarer Erdbeben im Grenzgebiet

Weitere Erdbebenserie erschütterte das Vogtland – mindestens 1 Erdstoß wurde verspürt

Im deutsch-tschechischen Vogtland bebte erneut die Erde: Am 6. Dezember 2025 ereignete sich um 21:26 UTC (22:26 Uhr Ortszeit) ein spürbares Erdbeben der Magnitude 2,6. Das Hypozentrum lag in 5 km Tiefe bei den Koordinaten 50.285° ; 12.440°. Das EMSC/GFZ verortete das Epizentrum 8 km südlich von Klingenthal und 70 km süd-südwestlich von Chemnitz. Beide Referenzorte liegen in Deutschland, obgleich sich das Epizentrum wenige Kilometer westlich von Luby auf tschechischem Hoheitsgebiet befand. In den folgenden 45 Minuten ereigneten sich 3 weitere Erschütterungen mit Magnituden zwischen 2,1 und 2,4. Darüber hinaus gab es eine große Anzahl an Mikrobeben.




Vogtlandbeben © ig.cas.cz

Das stärkste Beben mit der Magnitude Mb 2,6 wurde von den Anwohnern der Region verspürt. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen bis aus Orten in 35 Kilometern zum Epizentrum vor. Dabei war das Beben in beiden Ländern zu spüren gewesen. Die Bebenzeugen beschreiben einen leichten Ruck, der von grollendem Rumpeln begleitet wurde. Schäden gab es nicht.

Das Seismologische Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften verortete ca. 100 Erschütterungen auf seiner Shakemap. Darüber hinaus wird es wieder eine große Anzahl nicht verorteter Erdbeben gegeben haben, die aufgrund sehr geringer Stärke mit Magnituden im Negativbereich nicht genau lokalisiert werden konnten. Hier helfen mittlerweile oft KI-gestützte Programme bei der Auswertung der Seismogramme, was aber nicht in Echtzeit geschieht. Diese Daten werden oft mit einiger Verzögerung in Studien veröffentlicht.

Interessant ist, dass die meisten Mikrobeben wieder nördlich des Erdbebenclusters lagen, der sich bereits Ende November formiert hatte. Die stärkeren Beben manifestierten sich hingegen östlich versetzt zwischen den beiden Clustern.

Als Ursache hinter den Schwarmbeben vermuten Geoforscher magmatisches CO₂, das von einem Magmenkörper in der Asthenosphäre entlang von Störungen aufsteigt und an diesen die Beben verursacht. Um die Ursachen und das Verhalten der Schwarmbeben besser zu verstehen, läuft derzeit das internationale Großprojekt Eger Large Seismic Experiment (ELISE). Dafür wurden rund 300 temporäre seismische Stationen auf einer Fläche von etwa 100 × 100 km installiert – genau über der Region Vogtland/Nordwestböhmen. Die Anlage soll selbst kleinste Erdbeben und tiefe Beben registrieren und mit seismischer Tomografie das tiefere Erdinnere untersuchen. ELISE läuft bis mindestens Mitte 2026. Danach ist mit ersten Studienergebnissen zu rechnen. Daten sollten die aktuellen Erdbebenschwärme genug liefern!

Deutschland: 10 Erdbeben im Wochenverlauf

Erdbeben in Deutschland. © EMSC/Leaflet

10 Erdbeben erschütterten Deutschland innerhalb einer Woche – 3 Beben nahe des Laacher-See-Vulkans in der Eifel

In der Woche zwischen Freitag, dem 14.11.2025, und Freitag, dem 21.11.2025, manifestierten sich in Deutschland 10 schwache Erdbeben. Das stärkste hatte laut EMSC die Magnitude 1,9 und ereignete sich 8 km südwestlich von Essen, genauer in Gelsenkirchen. Auch in der Vulkaneifel gab es 3 weitere Mikrobeben in der Nähe des Laacher-See-Vulkans. Hier ein Überblick.



Erdbeben in Gelsenkirchen

Das Erdbeben Mb 1,9 in Gelsenkirchen – einer Nachbarstadt von Oberhausen, wo ich wohne – hatte ein Hypozentrum in nur 1 km Tiefe und konnte Medienberichten zufolge von den Bewohnern der Gegend gespürt werden. Obwohl es auch im Ruhrgebiet bedeutende Störungszonen gibt, sind die wenigsten von ihnen noch aktiv. Aufgrund der geringen Tiefe des Erdbebenherds gehe ich davon aus, dass das Erdbeben mit dem historischen Kohlebergbau der Region zusammenhing. Möglicherweise kam es zur Senkung eines Stollens oder durch Eingriffe in den Grubenwasserhaushalt entstanden Spannungen in Gesteinsklüften, die sich in dem Erdstoß entluden. Generell ist das Grubenwasser ein Problem für das Ruhrgebiet, da es praktisch auf immer und ewig abgepumpt werden muss.

Weitere Erdbeben am Laacher-See-Vulkan

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Im Kontext von Vnet von besonderem Interesse sind die drei schwachen Erdbeben südlich des Laacher-See-Vulkans in der Eifel. Sie ereigneten sich wenige Kilometer südöstlich des Sees zwischen Kruft und Ochtendung. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,0 und eine Herdtiefe von 11 Kilometern. Die Beben könnten mit Fluidbewegungen im Zusammenhang stehen, die Störungen wie die bei Ochtendung aktivierten. Die Mikrobeben sind für sich genommen harmlos, passen aber in das Bild der leicht gestiegenen Seismizität der Region. Bis jetzt zeigt diese Erdbebentätigkeit, dass es offenbar zu einem vermehrten Fluidaufstieg aus der Tiefe kommt, was nicht zwingend in einem Vulkanausbruch gipfeln muss. Dennoch ist es möglich, dass wir hier eine sehr frühe Phase der Reaktivierung des tiefen Magmenkörpers unter dem Laacher-See-Vulkan erleben. Um entsprechende Hypothesen zu belegen oder zu dementieren, sind weitere Forschungen nötig. Hierzu zählen eine regelmäßige Beprobung der Mofetten am Laacher See und die Einrichtung fester GPS-Messpunkte, um etwaige Bodendeformationen auf die Spur zu kommen.

Für erwähnenswert halte ich auch ein Mikrobeben Mb 09, das sich gestern wenige Kilometer südwestlich des Flughafens Köln-Bonn ereignete. Auch diese Region steht unter dem Einfluss der Tektonik des Rheingrabens, auf dessen Westschulter die Vulkaneifel liegt.

Cheb-Becken: Erdbeben im deutsch-tschechischen Grenzgebiet

Erdbeben im böhmischen Cheb-Becken. © www.ig.cas.cz/Leaflet

Schwarmbeben bei Cheb im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechei – Stärkste Erschütterung Mb 2,7

Datum: 21.11.2025 | Zeit: 22:11:18 UTC | Koordinaten 50.269 ; 12.427 | Tiefe: 5 km | Mb 2,7

Gestern Abend manifestierte sich im Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Tschechei erneut ein Erdbebenschwarm im Cheb-Becken. Laut Angaben der Geophysikalischen Instituts der Tschechischen Akademie der Wissenschaften ereignete sich das stärkste Beben mit einer Magnitude von 2,7 um 23:11:18 Uhr Ortszeit in einer Tiefe von 7,3 Kilometern. Das Epizentrum befand sich ca. 3 km östlich von Luby und 10 km südlich von Klingenthal. Der Schwarm bestand aus 25 Beben innerhalb von 24 Stunden. Im Monatsverlauf wurden 61 Erschütterungen in der Region festgestellt. Sie zeigen, dass die seismische Aktivität des Cheb-Beckens zwar nicht dauerhaft in den Medien präsent ist, aber auch in den letzten Monaten nicht abgeklungen ist.

Das EMSC zeigt den stärksten Erdstoß ebenfalls an, kommt aber auf eine leicht abweichende Magnitude 2,3. Es liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen von Bebenzeugen vor, die den Erdstoß ca. 3 Sekunden lang gespürt haben. Zudem wird ein anschwellendes Grollen beschrieben, das von der herannahenden P-Welle erzeugt wird. Bei schwächeren Erdbeben spürt man die Primärwelle meistens nicht, dafür übertragen sich die Bodenschwingungen auf die Luft, wo sie das beschriebene Geräusch erzeugen.

In dem betroffenen Grenzgebiet bei Cheb im Vogtland bzw. Nordwestböhmen treten immer wieder Erdbebenschwärme auf. Hierbei handelt es sich um Serien von vielen kleinen Beben über Wochen oder Monate hinweg, ohne dass ein deutlich dominierendes Hauptbeben folgt.

Als mögliche Ursachen werden Fluidbewegungen im Untergrund des Cheb-Beckens vermutet: Gase wie CO₂ steigen entlang tektonischer Störungen bis an die Oberfläche, wo sie an Mofetten austreten, was auf magmatische Aktivitäten in der unteren Kruste oder im oberen Erdmantel hindeutet.

Gleichzeitig sind lokale Verwerfungszonen (z. B. die Mariánské Lázně-Störungszone) aktiv, was tektonische Spannungen beisteuert.

Um das Phänomen besser zu verstehen, wird aktuell das Eger Large Seismic Experiment (ELISE) durchgeführt: Rund 300 mobile Seismometer wurden über ein Gebiet von etwa 100×100 Kilometern verteilt und werden mindestens ein Jahr lang betrieben.

Ziel ist es, selbst kleinste Schwarmbeben zu registrieren und tiefe, niederfrequente Erdbeben aufzuspüren. Mit seismischer Tomografie soll ein hochauflösendes 3D-Modell des Untergrunds erstellt werden, um die Struktur der Kruste, mögliche Magmenkörper und die Rolle von Fluiden präzise zu rekonstruieren.

Niederlande: Erdbeben Mb 2,1 bei Roermond

Schwaches Erdbeben bei Roermond in den Niederlanden – Grenze zu Deutschland in der Nähe

Datum: 06.11.2025 | Zeit: 14:00:01 UTC | Koordinaten 51.161 ; 5.955| Tiefe: 15 km | Mb 2,1

Roermond

Dass ich zweimal am Tag über Erdbeben nahe meiner Heimatregion berichte, kommt sehr selten vor: Nachdem sich gestern Abend ein schwaches Erdbeben nahe dem Laacher-See-Vulkan ereignete, gab es heute Nachmittag um 15:00:01 Uhr Lokalzeit ein Erdbeben der Magnitude im niederländischen Roermond, das nahe der Grenze zu Deutschland liegt. So wurde der Erdstoß vom EMSC 4 km süd-südwestlich von Roermond und 34 km west-südwestlich von Mönchengladbach verortet. Die Herdtiefe befand sich in 14 Kilometern Tiefe. Es liegen weder Wahrnehmungsmeldungen noch Berichte über Schäden vor, was angesichts der Magnitude und Tiefe des Bebens nicht weiter verwundert.

Das Beben war tektonischer Natur und stand mit der Krustendehnung im „Roer Graben“ (Roer Valley Graben) in Verbindung, der den nördwestlichen Abschnitt des Niederrheinischen -Grabensystems bildet. Hierbei handelt es sich um eines der geologisch aktivsten Gebiete im Nordwesten Europas.

Bei Roermond manifestierte sich auch eines der stärksten Erdbeben, das sich bis nach Deutschland auswirkte, und das ich selbst in meiner Heimatstadt Oberhausen noch deutlich gespürt habe: Am 13. April 1992 erschütterte ein ungewöhnlich starkes Erdbeben den Südosten der Niederlande, bei dem die südwestliche Scholle des Grabens absank. Um 3:20 Uhr nachts bebte die Erde mit einer Magnitude von 5,8. Häuser wankten, Schornsteine stürzten ein, und auch in den Nachbarländern waren die Erschütterungen deutlich zu spüren. Es war das stärkste Erdbeben, das je in den Niederlanden gemessen wurde. Ich selbst schreckte Sekunden vor dem Eintreffen der Erschütterungen aus dem Schlaf, geweckt durch das tiefe Grollen, was regelmäßig im Zusammenhang mit Erdbeben beschrieben wird. Tatsächlich gingen durch mein Haus einige sehr unangenehme Rucke und das Gebälk des Dachstuhls ächzte. Nicht auszuschließen, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft ein ähnliches Ereignis bei Roermond wiederholen wird.

Deutschland: Erdbeben Mb 1,2 nördlich des Laacher-See-Vulkans

Laacher-See-Vulkan von Erdbeben Mb 1,2 erschüttert – Hypozentrum in 13 Km Tiefe

Datum: 05.11.2025 | Zeit: 17:22:19 UTC | Koordinaten 50.441 ; 7.310 | Tiefe: 13 km | Mb 1,2

Erneut bebte es in der Nähe des Laacher-See-Vulkans in der deutschen Vulkaneifel. Die schwache Erschütterung wurde bereits gestern Abend um 18:22:19 Uhr (17:22:19 UTC) registriert, erscheint jedoch erst seit Kurzem auf der EMSC-Shakemap. Das Beben wurde 11 km westlich von Neuwied in einer Tiefe von 13 Kilometern lokalisiert. Tatsächlich lag das Hypozentrum zwischen Wassenach und Kell, etwa 2 Kilometer nördlich des Laacher Sees.

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Verspürt wurde das schwache Erdbeben offenbar nicht; zumindest liegen dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vor. Dennoch ist das Ereignis von wissenschaftlichem Interesse, da es sich in das Muster der zunehmenden seismischen Aktivität in der Osteifel einfügt: Seit gut zwei Monaten treten dort vermehrt schwache Beben auf, mit einem bisherigen Höhepunkt am 10. Oktober, als sich am Westufer der Caldera ein kleiner Erdbebenschwarm ereignete.

Der aktuelle Erdstoß war wahrscheinlich tektonischer Natur, könnte jedoch durch Fluidmigration entlang einer lokalen Störung ausgelöst worden sein. Bei den Fluiden handelt es sich vermutlich um hydrothermale Tiefenwässer und magmatische Gase, vor allem Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Man spricht von Fluiden, da sich Gase und Flüssigkeiten in der Tiefe nicht in ihrem normalen Aggregatzustand befinden, wie sie ihn an der Oberfläche einnehmen: In etwa 10 Kilometern Tiefe herrscht bereits ein lithostatischer Druck von rund 3000 bar bei Temperaturen um 300 °C – auch ohne das Vorhandensein eines aktiven Magmenkörpers. Unter solchen Bedingungen liegen Gase weder gasförmig noch flüssig, sondern in einem überkritischen Zustand vor und bewegen sich entlang von Klüften und Störungszonen.

Dieses Bild scheint auf den ersten Blick nicht zu den relativ kühlen Mofetten am Nordostufer des Laacher Sees zu passen. Berücksichtigt man jedoch, dass sich Fluide in der Tiefe oft nur mit wenigen Metern pro Jahr bewegen, relativiert sich der Widerspruch: Sie kühlen beim Aufstieg durch die Erdkruste langsam ab, bevor sie schließlich an der Oberfläche austreten.

Deutschland: Erdbeben Mb 2,7 in der Vulkaneifel

Aktuelle Luftaufnahme vom Laacher-See-Vulkan. © Ulrich Bauch

Erdbeben Mb 2,7 erschüttert Osten der Vulkaneifel – Laacher See 8 Kilometer entfernt

Datum: 31.10.2025 | Zeit: 00:55:05 UTC | Koordinaten 50.364 ; 7.386 | Tiefe: 11 km | Mb 2,7

Und täglich grüßt das Murmeltier: Nachdem ich gestern Morgen über das Erdbeben Mb 1,6 bei Kruft berichtet habe, kann ich meine Berichte heute wieder mit einem Erdstoß in der Vulkaneifel beginnen, der sich unweit des Bebenspots von gestern manifestierte: Das Beben heute ereignete sich um 01:55:05 Uhr und hatte eine Magnitude von 2,7 bei einer Herdtiefe von 11 Kilometern. Das Epizentrum lag nur wenige Kilometer nördlich des Ortes Ochtendung, der für die gleichnamige Störung bekannt ist. Der Laacher-See-Vulkan befindet sich ca. 8 Kilometer nordwestlich des Epizentrums. Der Erdstoß konnte von den Anwohnern der Region Ochtendung deutlich gespürt werden, was relativ selten vorkommt. Bebenzeugen beschreiben, dass sie aus dem Schlaf gerissen wurden. Möbel wackelten und es war das typische tiefe Grollen der P-Wellen zu hören gewesen.

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Wie auch bei dem Beben gestern liegt ein Steinbruchbetrieb in unmittelbarer Nähe des Epizentrums. Für gewöhnlich werden in den Steinbrüchen der Vulkaneifel Lava abgebaut und alte Schlackenkegel oder Lavaströme abgetragen. Hier sind es Tuff und Bims, die am Michelsberg abgebaut werden, die aus Ablagerungen bestehen, die beim Ausbruch des Laacher-See-Vulkans vor gut 12.900 Jahren gefördert wurden. Dennoch dürfte der Erdstoß tektonischen Ursprungs gewesen sein und mit der Ochtendunger Störung im Zusammenhang stehen, wobei auch die tektonisch bedingten Beben im Gebiet der Vulkaneifel im Verdacht stehen, überwiegend durch den Aufstieg magmatischer Fluide induziert zu werden.

In den letzten Wochen beobachten wir eine gesteigerte Seismizität im Bereich des Laacher-See-Vulkans. Sie deuten zwar noch keinen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch an, aber es könnten frühe Vorzeichen einer Reaktivierung der Magmaansammlung unter dem Vulkan sein. Doch bis es zu einer Eruption kommt – sofern überhaupt eine stattfinden wird – könnten Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte vergehen. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Aktivität weiter erforscht werden muss, und plädiere für die Einrichtung eines vulkanologischen Observatoriums in der Region.

Die Luftaufnahme vom Laacher-See wurde mir von Vnet-Leser und Piloten Ulirch Bauch zur Verfügung gestellt.

Deutschland: Erdbeben Mb 1,5 am Laacher-See-Vulkan bei Kruft

Schwaches Erdbeben Mb 1,5 bei Kruft am Laacher-See-Vulkan – wahrscheinlich tektonischen Ursprungs

Datum: 29.10.2025 | Zeit: 22:24:38 UTC | Koordinaten 50.386 ; 7.359 | Tiefe: 9 km | Mb 1,5

In der Vulkaneifel ereignete sich gestern Abend erneut ein schwaches Erdbeben. Das Epizentrum lag zu Füßen des Korretsbergs bei Kruft, ca. 6 Kilometer vom Laacher-Seevulkan entfernt. Bei MESC wurde es 10 km südwestlich von Neuwied verortet. Die Herdtiefe wurde mit 9 Kilometern angegeben. Das schließt einen Zusammenhang mit dem Tagebaubergwerk aus, das in unmittelbarer Nähe zum Epizentrum liegt. Außerdem ereignete sich das Beben um 23:24:38 Uhr Lokalzeit, so dass der Betrieb eigentlich geruht haben sollte.

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor und auch ansonsten blieb das Beben ohne sichtbare Folgen. Unterirdisch scheinen in den letzten Wochen aber vermehrt Spannungen zu entstehen, die eine Zunahme der Seismizität um den Laacher-See-Vulkan bedingen. Beim Korretsberg handelt es sich um einen Schlackenkegel vulkanischen Ursprungs, der allerdings als erloschen gilt. In der Nähe verläuft auch die Ochtendunger Störung, an der es immer wieder zu schwachen Erdbeben kommt, von denen Forscher annehmen, dass sie durch Spannungen infolge von Fluidaufstieg induziert werden. Diese These wird durch das sporadische Auftreten von DLF-Erdbeben in großer Tiefe gestützt, deren niedrige Frequenzen ein Indiz dafür sind, dass sie durch Fluidbewegungen verursacht werden.

Die Fluide stehen mit dem Eifel-Mantelplume in Verbindung, der die Schmelze vom Erdmantel bis unter die Erdkruste transportiert, von wo aus dann magmatische Fluide aufsteigen. Hierbei wird es sich bis jetzt vornehmlich um wässrige Lösungen und Gas handeln, doch es ist auch nicht auszuschließen, dass eines Tages wieder frisches Magma aufsteigen wird, welches dann einen Magmenkörper bildet, von dem aus Vulkanausbrüche gespeist werden könnten. Unter dem Laacher-See-Vulkan existiert noch ein solcher Magmenkörper, der aber wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Schmelzanteil besitzt.