Island: Vulkanausbruch geht am 7. Juni weiter

Vulkanausbruch auf Island hält an – In Grindavik werden Häuser aufgekauft

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel zeigt sich von seiner stabilen Seite und geht unvermindert weiter. Der aktivste Krater ist jener im Süden der Sundhnukur-Spalte, der bereits im März entstanden ist und nun angebaut wurde. Der Kraterkegel hat deutlich an Höhe gewonnen und ist auf dem Weg dorthin dem größten Kegel im Fagradalsfjall-Gebiet Konkurrenz zu machen. Aktuelle Drohnenaufnahmen zeigen den Kegel im Hintergrund von Grindavik und lassen seine Dimensionen erahnen. In der Stadt arbeitet man daran, die Stromversorgung wiederherzustellen, was wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Inzwischen kauft die staatliche Katastrophenversicherung weitere beschädigte Gebäude auf. Etwas, woran man sich im italienischen Pozzuoli ein Beispiel nehmen könnte!

Langsam wird klar, wie groß die Schäden in Grindavik tatsächlich sind. Die meisten wurden durch Erdbewegungen im Zuge der Gangbildung nebst Riftingprozeß am 10. November verursacht, obgleich auch bei späteren Ereignissen Schäden verursacht wurden, etwa durch einen Lavastrom, der im Januar den Stadtrand erreichte. Heute treffen sich hochrangige Politiker und Bankenmanager in Island um einen Kredit in Höhe von 150 Millionen Euro bei der Entwicklungsbank des Europarats zu beantragen um die Schäden in Grindavik zu begleichen bzw. um unbewohnbare Häuser aufzukaufen und die Eigentümer zu entschädigen.

Ob die Bemühungen letztendlich reichen werden, um die Stadt zu retten, ist ungewiss. Wie sich die Situation in Grindavik weiterentwickeln wird, hängt in erster Linie von den Naturgewalten ab, davon, ob die Eruptionen bald enden oder noch jahrelang weitergehen werden. Irgendwann muss man sich auch in Grindavik die Sinnfrage stellen, inwiefern man es sich leisten kann, den Ort um jeden Preis zu retten, was natürlich nur möglich ist, denn der Vulkan nicht noch größere Lavafluten in seine Richtung schickt.

Unterdessen gibt es Anzeichen dafür, dass das Magmenreservoir unter Svartsengi wieder auflädt: Die GPS-Messungen deuten seit drei Tagen einen leichten Aufwärtstrend der Bodenhebung unter Svartsengi an. Die Bodenhebung steigt, seitdem der Nordkater auf der Sundhnukur-Spalte seine Aktivität stark reduziert hat. Zuerst sah es so aus, als wäre er ganz erloschen, doch auf Webcamaufnahmen von gestern Abend sieht man, dass wieder Lava aus der Basis dieses Kegels austritt.

Island: Starke Rauchentwicklung durch Moosbrand

Eruption hält aus einem Krater an – Starke Rauchentwicklung infolge von Moosbrand

Wer heute Morgen einen Blick auf eine der Livecams am Vulkan auf Island wirft, der wird sich vielleicht über die starke Rauchentwicklung wundern, die die Szenerie in ein wunderschönes orangebraunes Licht wirft. Der Rauch wird von brennender Vegetation verursacht. Was brennt, sind überwiegend Moos und Flechten, vermischt mit etwas Gras. Es sieht so aus, als hätte Lava bisher unberührtes Land erreicht, was im Angesicht des ausgedehnten Lavafelds nicht so einfach ist.

Ein neues NASA-Foto zeigt die Aktivität vor einigen Tagen, als noch zwei Eruptionszentren aktiv gewesen waren. Jetzt fließt die Lava aus dem aktiven Krater zunächst nach Nordwesten in Richtung Sýlingarfell und schlägt dann einen Weg in nördliche Richtung ein. Darüber hinaus gibt es aktive Lavaströme, die sich südwärts in Richtung Hagafell bewegen. Der Lavastrom in Richtung Südosten hat nachgelassen. Die Gefahr, dass Lavaströme doch noch Grindavik erreichen, ist geringer geworden.

Gestern Abend gab es ein neues IMO-Update, das im Wesentlichen meine zuvor gemachten Einschätzungen der Situation an der Sundhnukar-Kraterreihe bestätigte und mit einigen genaueren Daten versehen war. Seit gestern ist nur noch ein Krater sichtbar aktiv. Hierbei handelt es sich um den Krater nahe dem Krater der Märzeruption, wobei es für mich so aussieht, als wäre es praktisch der gleiche Krater, der ein wenig anbaute, als die neue Spalte durch ihn hindurchging. Bis gestern wurde weiterhin Subsidenz beobachtet: Während der Initialphase der Eruption sackte der Boden um ca. 15 Zentimeter ab. In den Tagen danach belief sich die Absenkung auf 4-6 Zentimeter. Inzwischen zeigen die neuen Messwerte, dass die Subsidenz aufgehört hat und sich ungefähr ein Gleichgewicht zwischen Lavaausstoß und Aufstieg eingestellt hat.

Die Isländer lassen sich von den Eruptionen nicht unterkriegen und kämpfen weiter gegen die Naturkatastrophe an. Man ist inzwischen wieder dabei, die von den jüngsten Lavafluten verschütteten Straßen zu reparieren, obwohl die Lava noch nicht ganz abgekühlt ist. Das konnte man in den letzten Monaten gut üben.

Island: Lava fließt in verschiedene Richtungen

Vulkanausbruch auf Island hält an – Lavaströme fließen in mehrere Richtungen

Der Vulkanausbruch auf der Sundhnukur-Spalte geht weiter. Nach wie vor sind die beiden bereits bekannten Kraterkegel aktiv, die weiter wachsen. Heute Nacht wurde das Wetter besser und ermöglichte Fernblicke vom Thorbjörn aus, wo Livecams stehen, die in der Lage sind, einen Überblick zu verschaffen. So ist zu sehen, dass die Lavaströme sehr aktiv sind und in mehrere Richtungen unterwegs sind. Ein Teil der Lava sammelt sich in zwei Lavateichen. Einer bildete sich an der Basis des Hügels Sýlingarfell. Von hier aus könnte die Schmelze in kurzer Zeit den Grindavíkurvegur überqueren und in Richtung Svartsengi und Blaue Lagune fließen. Diese hat heute Morgen wieder geöffnet. Um die Situation besser im Auge behalten zu können, kündigte das IMO heute an, eine weitere Livecam am Sýlingarfell montieren zu wollen.

Geöffnet hat sich auch ein kurzer Riss am Norddamm, der Grindavík schützt. Hier trat Dampf aus, zu einer Eruption ist es bislang noch nicht gekommen. Das Ereignis zeigt aber, wie dynamisch die Situation noch ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich neue Eruptionszentren bilden werden, so wie wir es während der ersten Fagradalsfjall-Eruption gesehen haben.

Die Dynamik der Situation spiegelt sich auch in einer anhaltenden Subsidenz im Bereich von Svartsengi und entlang des magmatischen Gangs wider, der sich am 10. November gebildet hatte. Die Subsidenz erweist sich mittlerweile als stärker, als es in den ersten Tagen nach Eruptionsbeginn aussah. Ich schätze, dass fast doppelt so viel Lava bei der Eruption austritt, als bei Svartsengi aufsteigt, vorausgesetzt, dass der Magmenaufstieg dort nicht aufgehört hat. In der Folge senkt sich der Boden in dem Gebiet, wo er zuvor anstieg.

Apropos Blaue Lagune: Der Besitzer des bekannten Thermalressorts gab jüngst bekannt, dass er den Bau eines weiteren Thermalressorts am Hoffellsjökull nahe der Stadt Höfn im Osten Islands plant. Der Kauf der Ländereien wurde gestern bekannt gegeben. Bei Bohrungen im Jahr 2000 stieß man nahe einer alten Feldspatmine auf Thermalwasser. Der bisherige Grundbesitzer errichtete dort kleine Badebecken, die bis jetzt als Geheimtipp gehandelt wurden. Mit der Ruhe jenseits des Massentourismus dürfte es dann auch bald an diesem idyllischen Plätzchen vorbei sein. Später mehr dazu in einem gesonderten Artikel.

Island: Status der Eruption am 1. Juni

Vulkanausbruch auf Island hält an – Blaue Lagune öffnet morgen wieder

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht der Vulkanausbruch weiter. Gegenüber dem Vortag änderte sich die Stärke der Eruption nicht wesentlich. Dennoch gibt es deutliche Veränderungen in der Morphologie der Kraterkegel, die sich um die verbleibenden Förderschlote bilden und deutlich an Größe dazugewonnen haben.

Während es aktuell nur eine geringe Seismizität gibt, wird nun klarer, dass die GPS-Messungen weiterhin eine leichte Subsidenz registrieren. Es tritt also mehr Lava am Vulkan aus, als aus der Tiefe unter Svartsengi aufsteigt.

IMO-Wissenschaftler haben einen Observierungsflug unternommen und festgestellt, dass sich die meiste Lava auf dem Feld zwischen Hagafell und Sýlingarfell akkumuliert. Dort bildete sich ein sekundärer Lavasee. Von hier könnte eine Lavaflut ausgehen, die Richtung Grindavik strömt. Aktuell bewegt sich direkt vor den Toren der Stadt keine Lava, und Arbeiter und Sicherheitskräfte sind in Grindavik unterwegs, um die Häuser vor Plünderungen zu schützen und die Stromversorgung wiederherzustellen. Außerdem wird untersucht, ob es zu größeren Bodenbewegungen und neuen Rissbildungen kam, wonach es bis jetzt aber nicht aussieht.

Heute gab der Polizeichef von Suðurnes, in dessen Bereich Grindavik liegt, bekannt, dass man die Sicherheitslage an der Blauen Lagune überprüft hätte: Man hat beschlossen, das Thermalressort bereits morgen wieder zu öffnen. Das ist die schnellste Öffnung der Blauen Lagune nach dem Anfang eines Vulkanausbruchs, und ich frage mich, ob man die mögliche Gasbelastung nicht unterschätzt. Noch immer sind große Mengen Lava unterwegs, und wenn die Windrichtung dreht, steht man in der Blauen Lagune schnell im Gas. Offenbar ist der wirtschaftliche Druck enorm. Trotz der Gefahren (oder vielleicht genau deshalb) war das Bad in den letzten Wochen gut besucht. Am Morgen des Eruptionsbeginns wurden 800 Personen evakuiert. Wenn nur 600 davon zahlende Gäste waren, die das billigste Ticket zu 70 € gelöst hatten, war das ein Umsatz von 42.000 €. Bedenkt man, dass man nur noch per Bus zur Blauen Lagune fahren darf und dass viele Gäste Tagesausflüge von Reykjavik aus buchen, kann man sich die Bedeutung des Ressorts für die Wirtschaft der Region und die Steuereinnahmen des Landes abschätzen. Es wird darauf hingewiesen, dass Gäste vom Parkplatz der Blauen Lagune aus das Eruptionsgebiet nicht betreten dürfen.

Island: Vulkanausbruch geht am 31. Mai weiter

Eruption auf Island hält abgeschwächt an- Grindavikurvegur auf langer Strecke unterbrochen

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am Freitag weiter, allerdings in abgeschwächter Form. Doch noch immer sind mehrere Schlote entlang der Eruptionsspalte Sundhnúksgígar aktiv. Der Aktivitätsrückgang ist insbesondere an dem Krater besonders augenfällig, der bis jetzt am aktivsten war und sich auf der Rückseite des Kraters der März-Eruption gebildet hatte. Obwohl die Höhe der Lavafontänen dort stark zurückgegangen ist, tritt dennoch ein Lavastrom aus. Am intensivsten ist der Lavaauswurf aus dem Schlot am nördlichen Ende des beschriebenen Spaltensegments, den man auf dem Bild oben in der Mitte sieht. Dort bildet sich bereits ein neuer Kraterkegel.

Die Lavaströme fließen überwiegend in Richtung Süden ab, allerdings ohne Grindavik zu erreichen. Neue Luftbilder zeigen, dass die Lavaflut in den ersten Stunden der Eruption die Hauptstraße Grindavikurvegur auf eine lange Strecke unterbrochen hat. Das Gleiche trifft für die provisorische Stromleitung zu, die erst nach dem Ausbruch im Januar installiert wurde, um die zerstörte Hauptleitung zu ersetzen.

Kampf um Erhalt von Grindavik geht weiter

Natürlich geben sich die Nachfahren der Vikinger auch von dieser Krise nicht geschlagen und haben angekündigt, Straße und Stromleitung zu reparieren. Aufgrund der recht großen Schäden auf langer Strecke wird das aber einige Wochen dauern. Grindavik ist ohne Strom und man stellt wieder Notstromaggregate auf. Besonders die Farm östlich von Grindavik benötigt Strom, da z.B. die Melkmaschinen betrieben werden müssen. Die Einsatzkräfte und Reparaturteams konzentrieren daher ihre Anstrengungen zunächst auf diesen Bereich.

Die GPS-Daten zur Bodendeformation deuten immer stärker darauf hin, dass die Subsidenz gestoppt ist und der Boden nicht mehr nennenswert absinkt. Das bedeutet, dass die Eruption in etwa so viel Lava ausstößt, die unter Svartsengi aufsteigt. Ähnliches haben wir während der letzten Eruption beobachten können. Man kann davon ausgehen, dass wir in einigen Tagen wieder eine leichte Bodenhebung sehen werden, wenn der Lavaausstoß bei Sundhnukur weiter nachlässt. Vermutlich wird es demnächst dann 25 bis 30 Millionen Kubikmeter Magmazufluss im Reservoire brauchen, bevor der nächste Ausbruch beginnt. Die Frage ist, ob sich der nächste Ausbruch wieder an gleicher Stelle ereignen wird oder ob es zu der von einigen Forschern prognostizierten Verlagerung des Eruptionszentrums in westlicher Richtung kommen wird. Wir dürfen gespannt bleiben!

Island: Eruption hat sich stabilisiert

Vulkanausbruch hat sich auf moderatem Niveau stabilisiert – Mehrere Schlote aktiv

Im Tagesverlauf steigerte sich die Aktivität der Sundhnukur-Krater (Sundhnúksgígar) etwas und stabilisierte sich auf einem moderaten Niveau. Das spiegelt sich auch im Verlauf des Tremorgraphen wider, der sich ohne größere Schwankungen seitwärts bewegt. Es sind mehrere Schlote auf einem 200 – 300 m langen Spaltensegment aktiv, wobei die Aktivität von 2 Kratern dominiert wird, die sich im Bereich des alten Schlackenkegels vom März bildeten. Es wird nach wie vor viel Lava gefördert. Sie fließt zunächst zu den Seiten ab und schwenkt dann in Richtung Süden und fließt auf Grindavik zu, aber ohne die Stadt zu erreichen. In einiger Entfernung zu diesem Eruptionszentrum gibt es noch einen kleineren Spaltenbereich, der schwach aktiv ist.

Der Leiter der Katastrophenschutzbehörde erklärte heute Morgen in einem MBL-Artikel, dass man sich über den Verbleib der Lava sorgt. Er ist der Meinung, dass sich auf dem weitläufigen Lavafeld sekundäre Lavaseen bilden und durch natürliche Barrieren auf dem Lavafeld aufgestaut werden. Sollten diese Barrieren brechen, dann könnte sich eine wahre Lavaflut in Richtung Grindavik ergießen, die von den künstlich angelegten Barrieren nicht aufgehalten werden könnte. Man wollte im Laufe des Tages zu Observierungsflügen aufbrechen, um diese Lavaseen aufzuspüren.

Bereits gestern Abend unternahm man einen Kartierungsflug und fertigte eine Karte der neuen Lavaströme und der Eruptionsspalte an. Man sieht, dass die Spalte nicht ganz gerade verläuft und in Segmente unterteilt ist. Die Eruption wird von einem magmatischen Gang gespeist, der zwischen den Hügeln Stóra-Skógfel und Hagafell intrudierte. Neuen Einschätzungen zufolge soll sich der Boden um 15 Zentimeter abgesenkt haben. 15 Millionen Kubikmeter Magma sind seit der Intrusion gestern aus dem Magmenreservoir unter Svartsengi abgeleitet worden. Die GPS-Messungen zeigen, dass die Subsidenz zumindest stark nachgelassen oder sogar gestoppt hat. Ob sich bereits ein Gleichgewicht zwischen Magmenaufstieg unter Svartsengi und der Förderrate der Eruption eingestellt hat, lässt sich noch nicht genau abschätzen. Morgen wissen wir vielleicht mehr.

Island: Eruption geht abgeschwächt weiter

Eruption auf Island geht auf verringertem Niveau weiter – Ausnahmezustand für Grindavik

Der Vulkanausbruch auf Island, der gestern Mittag begann, hat sich deutlich abgeschwächt und folgt so dem bereits bekannten Eruptionsmuster. Heute Nacht waren laut Medienberichten noch 6 Schlote entlang der Spalte aktiv gewesen. Heute Vormittag sieht man auf den Livecams, dass sich die Aktivität auf ein kurzes Segment der Spalte konzentriert. Die meiste Lava wird aus einem Schlot im Kraterkegel gefördert, der sich schon während der letzten Eruption vom 16. März bis 9. Mai gebildet hatte. Es ist eher ungewöhnlich, dass solche Schlackenkegel reaktiviert werden, denn normalerweise sind sie monogenetisch, doch die neue Eruption hat offenbar Teile der alten Spalte wieder aufgerissen. Die Angaben zur Länge der Eruptionsspalten sind widersprüchlich. In einem ersten IMO-Bericht hieß es, dass die Spalte 3,4 Kilometer lang sein sollte. Inzwischen wurde der Wert auf 2,4 Kilometer korrigiert.

Die Initialphase der Eruption wird als besonders stark beschrieben und es könnten bis zu 2000 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert worden sein. Bis um 16 Uhr wurden so 13 Millionen Kubikmeter Schmelze ausgestoßen. Heute Morgen soll die Förderrate noch zwischen 30 und 50 Kubikmetern pro Sekunde betragen. Die Lava fließt durch einen neu gebildeten Kanal entlang des Lavafelds, stagniert aber vor Grindavik. Hier haben die Dämme alle Arbeit geleistet und die Stadt erneut gerettet. Zugegeben, ich war zu anfangs skeptisch, als man mit der Konstruktion der Dämme begonnen hatte, doch offenbar halten sie mehr aus, als ich ihnen zugetraut habe. Dabei gelang es im Jahr 2001 am Ätna, ebenfalls Lavaströme mit solchen Erdwällen umzuleiten.

In Grindavik wurde einstweilen erneut der Katastrophenfall ausgerufen, was einen Manager des Tourismusverbandes auf den Plan rief, der meinte, dass die ungenaue Berichterstattung ausländischer Medien es dann häufig so darstellen würde, dass über ganz Island der Ausnahmezustand verhängt worden wäre, was zu sinkenden Touristenzahlen führen würde.

Grindavik selbst ist zwar mit einem blauen Auge davongekommen, aber eben doch nicht ganz ohne Blessuren: Es wurden zwei Straßen von Lava unterbrochen, darunter eine Umgehungsstraße am Ortsrand und die wichtige Hauptstraße. Außerdem wurde ein Strommast Opfer der Lava, weshalb die Stromverbindung unterbrochen ist und Grindavik ohne Elektrizität auskommen muss.

Bis jetzt ist es unklar, wie es in dem Gebiet mit den Eruptionen weitergehen wird. Der zuvor angehobene Boden ist um 16 Zentimeter abgefallen. Erste Messungen nach Eruptionsbeginn zeigen, dass die starke Subsidenz gestoppt hat und sich die Deformation stabilisierte. Die nächsten Tage werden zeigen, ab sich der Zustrom aus dem tiefen Reservoir in den flacher gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi fortsetzt, und man mit weiteren Eruptionen in dem Gebiet rechnen muss.

Island: Lava umfließt Grindavik

Lavastrom umfließt Grindavik entlang der Barrieren – Schutzwälle halten

Die heute Mittag begonnene Eruption auf Island hält an, hat sich nach einer sehr starken Initialphase inzwischen aber deutlich abgeschwächt. Trotzdem ist noch eine große Menge Lava unterwegs, die im Nordosten von Grindavik auf die Schutzwälle getroffen ist. Sie haben den schnell fließenden Lavastrom umgeleitet, so dass er die Stadt entlang der Befestigungsanlage aus Erdwällen, die Grindavik in einem Halbkreis umgeben, umfloss. Die Lava erreichte den westlichen Stadtrand, wo sich die Antennenanlage befindet. Diese ist ebenfalls durch einen Erdwall geschützt. Der Lavastrom befindet sich in relativer Nähe zur Küste, und es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu einem Ocean Entry kommen wird. Der Lavastrom überquerte zwischen Thorbjörn und Grindavik die Hauptstraße und unterbrach sie zum dritten Mal. Es ist der fünfte Vulkanausbruch der Serie.

Das IMO veröffentlichte mittlerweile erste Daten zum Geschehen. Demnach betrug die Gesamtlänge der Hauptspalte 3,4 Kilometer. Ihr Südende reichte bis ca. 1 Kilometer an die Schutzwälle im Nordosten von Grindavik heran. Die Förderrate betrug zu Anfangs ca. 2000 Kubikmeter pro Sekunde. Westlich des zuletzt aktiven Kraters der Eruption vom 16. März öffnete sich ein weiteres Spaltensegment. Hier soll die Förderrate ca. 1000 Kubikmeter pro Sekunde betragen haben. Die vorläufigen Daten deuten darauf hin, dass es die stärkste Anfangsphase der Eruptionen dieser Serie war.

Das Südende der Hauptspalte hat seine Aktivität inzwischen fast eingestellt. In der Schlussphase kam es zu einer Serie von Explosionen, die hellbraun gefärbte Asche aus fragmentierter Lava älteren Datums ausgeblasen haben, aber auch frische Tephra und Wasserdampf. Hier könnte es zur Bildung von Gaspistons gekommen sein, als der magmatische Gang leer lief. Es ist auch möglich, dass Grundwasser in Kontakt mit Lava kam und die Explosionen so entstanden sind.

Auch der nördliche Spaltenteil hat seine Aktivität schnell reduziert. Ich schätze die Länge des noch aktiven Spaltensegments auf ca. 800 m. Die höchsten Lavafontänen gibt es nördlich des größten Kraters der März-Eruption. Der Krater selbst ist aber nicht mehr aktiv.

Die Seismizität hat ebenfalls schnell nachgelassen. Das Gleiche gilt für den Tremor, der sich im Sturzflug befindet. Man kann damit rechnen, dass die Aktivität weiter abnimmt. Unklar ist, ob es eine kurzlebige Eruption wird, wie es bei den ersten Ausbrüchen der Fall war, oder ob sich die Aktivität auf niedrigem Niveau stabilisieren wird, so wie es beim März-Ausbruch der Fall war, der ja erst am 9. Mai endete.



Island: Wiederaufbau von Grindavik geplant

Erdbeben bei Grindavik gehen weiter – Komitee zum Wiederaufbau der Stadt gegründet

Den ganzen Tag über sah es so aus, als wäre die Erdbebentätigkeit auf Reykjanes zurückgegangen, doch nach einer Aktualisierung der IMO-Erdbebenseite werden nun doch wieder Erdbeben bei Grindavik angezeigt, die sich offenbar den ganzen Tag über ereigneten. An anderen Spaltensystemen auf der Halbinsel werden kaum Erschütterungen angezeigt. Ich vermute hier technische Schwierigkeiten in der Darstellung, obwohl es natürlich immer sein kann, dass die Seismizität temporär schwach ist. Am Wetter liegt es jedenfalls nicht mehr, denn es ist deutlich besser geworden.

In einem MBL-Interview kam der Direktor für Deformationsmessungen des IMOs, Benedikt Gunnar Ófeigsson zu Wort: Er meinte, dass es keine Anzeichen für eine Abschwächung von Bodenhebung und Seismizität gebe. Vermeintliche Schwankungen sollte man nicht überbewerten. Man müsse immer die Messungen über mehrere Tage betrachten. Wie andere Geoforscher zuvor denkt Benedikt, dass sich die Gesteine des Untergrunds in den letzten Monaten durch die Intrusionen verfestigt haben und dass es deshalb einen immer höheren Druck im Magmenkörper braucht, bevor es zu einer weiteren Eruption kommt. Trotzdem meint der Deformationsspezialist, dass es jederzeit zu einem Ausbruch kommen kann, und rechnet eher früher als später damit. Als wahrscheinlichsten Ausbruchsort nennt auch Benedikt wieder die Sundhnukur-Kraterreihe. Da sich hier bereits ein mächtiges Lavafeld gebildet hat, hält er diesen Ort für ungünstig, weil die Lava hier schnell die Schutzwälle um Grindavik überwinden könnte, obwohl diese weiter verstärkt werden.

Ungeachtet des weiterhin hohen Gefährdungspotenzials für Grindavik glaubt Árni Þór Sigurðsson an Erhalt und Wiederaufbau der Infrastruktur in Grindavik. Er ist Vorsitzender des Exekutivkomitees für Landunruhen in Grindavíkurbær, das vom Infrastrukturministerium eingerichtet wurde. Dafür lässt er seine bisherige Tätigkeit im Auswärtigen Amt der Regierung ruhen. Er plant nächsten Monat von Reykjavik wieder nach Grindavik zu ziehen, wo er bereits früher wohnte. Ob Árni und seine Mitstreiter sowie die Bürger von Grindavik mit dem Wiederaufbau der arg in Mitleidenschaft gezogenen Stadt Erfolg haben werden, hängt maßgeblich von der Laune der Natur ab, die sich so gar nicht nach den Wünschen der Menschen richtet und ihre eigenen Pläne verfolgt.