Island: Kollaps des Golfstroms befürchtet

KI-generiertes Bild anhand eines realen Fotos von Reykjavik. © Marc Szeglat

The Day after Tomorrow: Island erklärt möglichen Abriss der AMOC als Nationale Bedrohung

Wer erinnert sich nicht an die dramatischen Szenen aus dem Film „The Day after Tomorrow“, als Regisseur Roland Emmerich im Jahr 2004 New York einfrieren ließ? Als Grund für die neue Eiszeit postulierte der Regisseur und Drehbuchautor den Zusammenbruch der AMOC (Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation), einem marinen Strömungssystem im Atlantik, zu dem auch der Golfstrom gehört. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass dieses Szenario im 21. Jahrhundert deutlich wahrscheinlicher wird als man bislang angenommen hat. Was damals vielfach als Vision eines Filmemachers belächelt wurde, könnte bereits in wenigen Jahrzehnten Realität werden. Eine Prognose, auf die Island mit der Deklarierung einer „nationalen Sicherheitsbedrohung“ reagierte. Politiker sprechen von einer „existentiellen Gefahr für Klima und Gesellschaft“.

Das vergleichsweise milde Klima Islands hängt maßgeblich von einem komplexen Netzwerk warmen Wassers ab, das vom Atlantik her Wärme nach Norden transportiert. Ohne diese Strömungen wäre Island – und gesamt Nord- und Mitteleuropa – deutlich kälter und stürmischer, so der isländische Umwelt-, Energie- und Klimaminister Jóhann Páll Jóhannsson. Die AMOC funktioniert dabei wie ein riesiges Förderband: Kaltes Wasser aus der Polarregion fließt in der Tiefe des Atlantiks in den Süden und verursacht einen oberflächennahen Rückstrom warmen Wassers aus den Tropen. Infolge des vermehrten Süßwassereintrags in den Atlantik durch das klimawandelbedingte Schmelzen arktischer Gletscher droht das Förderband der AMOC aus dem Gleichgewicht zu geraten und könnte kollabieren.

Die Wahrscheinlichkeit hierfür wird in neuen Studien als besorgniserregend hoch eingestuft: Sollte wider Erwarten das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens erreicht werden, liegt die Wahrscheinlichkeit eines AMOC-Abrisses bei 25%. Doch an ein Erreichen dieser Klimaschutzziele glaubt kaum noch jemand. Verharren die globalen CO₂-Emissionen auf aktuellem Niveau, beträgt sie etwa 37 % und folgen die Emissionen dem derzeitig steigenden Trend, liegt die Wahrscheinlichkeit eines AMOC-Versagens bei rund 70 %. In diesem Jahrhundert wohlgemerkt. Selbst wenn es nicht zu einem vollständigen Abriss der AMOC kommt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Abschwächung sehr groß. Bereits eine signifikante Abschwächung des Warmwasserrückstroms wäre so, als würde man die Heizung Europas zurückdrehen.

Ein Kollaps der AMOC hätte nicht nur für Island gravierende Folgen. Laut Forschenden könnten in Teilen Mitteleuropas die Temperaturen um fünf bis 15 Grad sinken, was eine „moderne Eiszeit“ bedeuten würde. Darüber hinaus drohten massive globale Wetter- und Klimaveränderungen: ein Anstieg des Meeresspiegels an der US- und europäischen Ostküste, Störungen der Monsunsysteme in Afrika und Asien sowie eine mögliche Ausbreitung von Meereis bis nach Großbritannien. Island selbst könnte in eine starke regionale Abkühlung geraten und zeitweise von Meereis umgeben sein.

Im August informierte Minister Jóhannsson die Regierung über neue Forschungsergebnisse, die ernste Zweifel an der Stabilität der AMOC äußerten. Bereits im September stufte der Nationale Sicherheitsrat Islands den möglichen Zusammenbruch erstmals als nationale Sicherheitsbedrohung ein – ein Novum für klimabedingte Risiken im Land. Diese Einstufung fordert nun eine koordinierte und hochrangige Reaktion der Regierung, um Präventions- und Anpassungsstrategien zu entwickeln.

Der Minister warnt eindringlich: „Das Klima könnte sich so drastisch verändern, dass eine Anpassung unmöglich wird.“ Für Island, dessen Wirtschaft stark von der Fischerei abhängt, wäre ein Zusammenbruch ein „existenzielles Risiko“. Auch Mitteleuropa steht vor schweren Herausforderungen, während sich die globale Klimakrise weiter zuspitzt.

Die Auswirkungen einer kleinen Eiszeit wären weltweit spürbar – von zerstörten Ernten bis zu katastrophalen Überschwemmungen. In Deutschland wäre mit einem Klima ähnlich wie auf Kamtschatka zu rechnen: kalte, schneereiche Winter die bis in den Frühling dauern und nur eine kurze Vegetationsperiode während des Hochsommers.

(Quellen der wichtigsten Studien zum potenziellen AMOC-Amok:

Smolders, E. J. V., van Westen, R. M., & Dijkstra, H. A. (2024). Probability estimates of a 21st-century AMOC collapse. arXiv:2406.11738. https://arxiv.org/abs/2406.11738

van Westen, R. M., Vanderborght, E. Y. P., Kliphuis, M., & Dijkstra, H. A. (2024). Substantial risk of 21st century AMOC tipping even under moderate climate change. arXiv:2407.19909. https://arxiv.org/abs/2407.19909

Bellomo, K., Meccia, V., Fabiano, F., D’Agostino, R., Corti, S., & von Hardenberg, J. (2023). Influence of the Atlantic Meridional Overturning Circulation on future climate change impacts. In: Proceedings of the XXVIII General Assembly of the IUGG. Potsdam: GFZ German Research Centre for Geosciences. DOI: 10.57757/IUGG23-0905)

Iran: Wasserrationierung aufgrund Dürre

Iran trocknet aus – Geologie, Missmanagement und Klimawandel verschärfen die Dürre

Der Iran erlebt derzeit eine seiner schwersten Dürren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Besonders betroffen ist die Hauptstadt Teheran, deren Wasserreservoirs in Form von nahe gelegenen Stauseen nahezu leer sind, und die nordostiranische Metropole Maschhad, wo die Wasserreserven bei unter drei Prozent liegen. Landesweit droht eine akute Wasserknappheit. Millionen Menschen müssen sich auf strenge Rationierungen einstellen.

Trockenes Teheran. © Copernicus

Die Ursachen für die Krise sind vielfältig und reichen von klimatischen Veränderungen über geologische Besonderheiten bis hin zu jahrzehntelangem Missmanagement. Der Iran liegt überwiegend in ariden und semiariden Klimazonen. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt nur rund 250 Millimeter pro Jahr, was unter einem Drittel des globalen Mittels ist. Klimaforscher weisen darauf hin, dass steigende Temperaturen infolge des Klimawandels die Verdunstung beschleunigen und die ohnehin kurzen Regenperioden weiter verkürzen. Der Klimawandel wirkt damit wie ein Brandbeschleuniger in einem ohnehin trockenen Land.

Doch der Klimawandel ist nicht das einzige Phänomen hinter der Dürre: Geologisch liegt der Iran auf einem Hochplateau, das von Gebirgen wie dem Zagros und dem Elburs umrahmt wird, die als Wolkenfänger dienen – nur auf der jeweils anderen Seite der Gebirge.

Viele Regionen bestehen aus durchlässigen Gesteinen und lockeren Böden, die Wasser schlecht speichern. In den weiten Wüstengebieten des Zentraliran verdunstet Regen rasch, anstatt ins Grundwasser einzusickern. Die Übernutzung dieser begrenzten Reserven hat gravierende Folgen: Der Grundwasserspiegel sinkt, ganze Landstriche leiden unter Bodensenkungen von bis zu 30 Zentimeter pro Jahr.

Während das benachbarte Pakistan regelmäßig mit Überschwemmungen kämpft, leidet der Iran unter der gegenteiligen Extremsituation. Die topographische Lage und der fehlende Monsuneinfluss führen dazu, dass Niederschläge unregelmäßig und oft zu kurz ausfallen, um den Wasserhaushalt zu stabilisieren.

Hinzu kommen menschliche Fehlentscheidungen. Rund 90 Prozent des iranischen Wassers fließen in die Landwirtschaft und wird oft mit veralteten und ineffizienten Bewässerungsmethoden verteilt. Der massive Ausbau von Staudämmen in den vergangenen Jahrzehnten hat Flusssysteme verändert und natürliche Speicher zerstört. In vielen Städten stammen große Wassermengen aus weit entfernten Regionen und beim Transport des Wassers entstehen hohe Verluste durch Verdunstung und Lecks in Pipelines.

Experten warnen, dass ohne eine grundlegende Reform der Wasserpolitik, moderne Bewässerungssysteme und eine effizientere Nutzung der Ressourcen selbst massive Infrastrukturprojekte kaum Abhilfe schaffen werden. Der Iran steht damit sinnbildlich für eine Region, in der Klimawandel, Geologie und menschliches Handeln zu einer gefährlichen Trockenheit verschmelzen.

Klimawandel: Erderwärmung von 2,8 Grad prognostiziert

Laut UN-Bericht steuert die Erderwärmung auf 2,8 Grad zu – Kipppunkte rücken näher

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen steuert die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts auf eine Erwärmung der Atmosphäre um 2,8 Grad zu. Das geht aus dem aktuellen Emissions-Gap-Report des UN-Umweltprogramms (UNEP) hervor. Demnach wird das international vereinbarte 1,5-Grad-Ziel voraussichtlich schon innerhalb der nächsten zehn Jahre dauerhaft überschritten.

Die Prognose fällt zwar etwas besser aus als im vergangenen Jahr – damals lag sie bei bis zu 3,1 Grad –, doch Fachleute sprechen weiterhin von einer dramatischen Entwicklung. Selbst wenn alle Staaten ihre nationalen Klimapläne vollständig umsetzen, dürfte sich die Erde um 2,3 bis 2,5 Grad erwärmen. Ein Teil der leichten Verbesserung, die laut dem aktuellen Bericht erreicht wurde, beruht laut UNEP allerdings auf methodischen Änderungen der Modellrechnungen und nicht auf einer Senkung der CO₂-Emissionen.

Mit steigenden Temperaturen sind mehr und heftigere Extremwetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Stürme zu erwarten. Zudem droht, dass sogenannte Klima-Kipppunkte erreicht werden, an denen sich die Erderwärmung selbst verstärkt. Schon jetzt ist die Erde zu warm für das dauerhafte Überleben tropischer Korallenriffe. Wird die Erwärmung nicht deutlich unter zwei Grad begrenzt, könnten auch die Eisschilde in der Arktis und Antarktis sowie der Amazonas-Regenwald dauerhaft Schaden nehmen.

Ein weiteres Risiko stellt der angekündigte Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen dar, der Anfang kommenden Jahres in Kraft tritt. Laut UNEP könnte dieser Schritt die globale Erwärmung um rund 0,1 Grad erhöhen.

UNO-Generalsekretär António Guterres sprach von einem „kleinen Fortschritt, aber bei weitem nicht genug“. Das Jahr 2024 war bereits das heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen und überschritt zeitweise die 1,5-Grad-Marke. Entscheidend sei nun, betonte Guterres, das unvermeidliche Überschreiten so kurz und gering wie möglich zu halten. Nur dann bleibe eine Rückkehr auf 1,5 Grad langfristig im Bereich des Möglichen.

Klimawandel bedroht Phytoplankton und Sauerstoffproduktion

Die stille Krise unter der Meeresoberfläche – Wie der Klimawandel das Phytoplankton bedroht

Das Leben auf der Erde hängt in überraschend großem Maße von mikroskopisch kleinen Organismen ab: dem Phytoplankton. Diese winzigen, pflanzenähnlichen Lebewesen schweben im Meer und leisten dort dasselbe wie Wälder an Land – sie binden Kohlendioxid, produzieren Sauerstoff und bilden die Basis der marinen Nahrungskette. Etwa die Hälfte des weltweiten Sauerstoffs stammt aus den Ozeanen. Doch aktuelle Forschungsergebnisse zeigen: Diese unsichtbaren Helden geraten zunehmend unter Druck.

Symboldarstellung Phytoplankton

Eine im Oktober 2025 in Science Advances veröffentlichte Studie von Zhongkun Hong und Kollegen belegt einen globalen Rückgang der sogenannten „Ozeangrünfärbung“. Die Wissenschaftler analysierten über zwei Jahrzehnte Satellitendaten und stellten fest, dass die Chlorophyll-a-Konzentration – ein Maß für Phytoplanktondichte – in tropischen und subtropischen Meeresgebieten deutlich abnimmt. Besonders stark betroffen sind offene Ozeane und Küstenregionen zwischen 45° N und 45° S. Der Rückgang der marinen Primärproduktion könnte weitreichende Folgen haben: weniger Nahrung für Fische und Meeressäuger, ein schwächerer ozeanischer Kohlenstoffkreislauf und langfristig sogar Veränderungen im globalen Sauerstoffhaushalt.

Die Ursachen sind klar menschengemacht. Durch den anthropogenen Klimawandel erwärmt sich die Meeresoberfläche – und mit steigenden Temperaturen nimmt die Dichteunterschiede zwischen warmem Oberflächenwasser und kälteren Tiefenschichten zu. Diese zunehmende Schichtung hemmt den vertikalen Austausch von Nährstoffen, die das Phytoplankton zum Wachsen braucht. Zugleich kann warmes Wasser weniger Sauerstoff lösen. Daraus resultieren Nährstoff- und sauerstoffarme Meere und ein langsames Schrumpfen der produktivsten Lebensgemeinschaft des Planeten.

Noch ist der Rückgang nicht dramatisch genug, um den globalen Sauerstoffgehalt der Atmosphäre messbar zu verändern. Doch er ist ein deutliches Warnsignal. Wenn die Erwärmung ungebremst fortschreitet, drohen die Ozeane ihre Rolle als Kohlenstoffsenke und Sauerstoffquelle teilweise zu verlieren. Der Blick in die Tiefe zeigt somit nicht nur eine ökologische, sondern auch eine existenzielle Krise, die durch den menschlichen Einfluss auf das Klima ausgelöst wird.

Doch nicht nur der Mensch beeinflusst das Wachstum von Phytoplankton, auch Vulkanausbrüche tun es und regulieren das Wachstum unserer unsichtbaren Helden. Vulkanausbrüche können das Phytoplankton im Ozean auf komplexe Weise beeinflussen und sowohl fördernd als auch hemmend wirken.

Auswirkungen von submarinen Vulkanausbrüchen auf das Phytoplankton

Hunga-Tonga

Wenn ein Vulkan ausbricht, gelangen Aschepartikel und gelöste Mineralstoffe wie Eisen, Silikat oder Phosphat ins Meer. Diese Elemente sind wichtige Nährstoffe für das Phytoplankton, dessen Wachstum in vielen Ozeanregionen – insbesondere in sogenannten „High-Nutrient–Low-Chlorophyll“-Gebieten – durch Eisenmangel begrenzt ist. Solche vulkanischen Nährstoffimpulse können daher kurzfristig gewaltige Blüten auslösen, wie nach dem Ausbruch des Hunga Tonga–Hunga Haʻapai 2022 oder des Kasatochi-Vulkans in Alaska 2008 beobachtet wurde. Satellitendaten zeigten dort binnen weniger Tage einen starken Anstieg der Chlorophyllkonzentration.

Doch nicht jeder Ausbruch wirkt positiv: Bei submarine Eruptionen, wie etwa am Tagoro-Vulkan bei El Hierro (2011), kann heißes, sauerstoffarmes Wasser mit Schwefelwasserstoff und Metallen das Planktonwachstum behindern oder sogar zum Absterben führen. Auch starke Trübung und Veränderungen im pH-Wert mindern die Photosyntheseleistung.

Insgesamt sind vulkanische Einflüsse meist lokal und zeitlich begrenzt, zeigen aber, wie empfindlich das marine Ökosystem auf chemische und physikalische Veränderungen reagiert – und wie eng geologische Prozesse mit der biologischen Produktivität der Ozeane verknüpft sind.

(Quellenhinweis Studie: Hong, Z., Long, D., Shan, K., Zhang, J.-M., Woolway, R. I., Liu, M., Mann, M. E. & Fang, H. (2025). Declining ocean greenness and phytoplankton blooms in low- to mid-latitudes under a warming climate. Science Advances, 11(42), eadx4857. https://doi.org/10.1126/sciadv.adx4857, Lizenz der CC)

Island: Moskitos als Zeichen des Klimawandels

Island im Wandel: Stechmücken als neues Zeichen des Klimawandels

Erstmals sind in Island Stechmücken der Art Culiseta annulata nachgewiesen worden – ein überraschender Fund, der zeigt, wie stark der Klimawandel das Land bereits verändert. Die Insekten, die vermutlich über Fracht ins Land gelangten, konnten auf der Insel überleben. Bisher galt Island als stechmückenfrei, doch die Erwärmung des Klimas schafft nun neue Lebensräume für Arten, die früher in der rauen nordischen Umgebung keine Chance hatten.

Moskito auf Island. © KI

Mitarbeiter des Isländischen Naturwissenschaftlichen Instituts bestätigten den Nachweis von 3 Stechmücken, die Anfang Oktober nördlich von Reykjavik auf einem Bauernhof entdeckt wurden.

Seit den 1990er Jahren ist die Jahresdurchschnittstemperatur in Island von etwa 4,4 °C auf rund 5 °C gestiegen – ein Anstieg von etwa 0,6 °C in drei Jahrzehnten. Die Folgen sind deutlich sichtbar: Gletscher wie der Vatnajökull verlieren seit Jahren an Fläche, kleinere wie der Okjökull sind bereits vollständig abgeschmolzen. Gleichzeitig verändern sich Küstenlinien durch steigende Meeresspiegel und häufigere Stürme, was Erosion und Überschwemmungen verstärkt.

Ich selbst bereise Island seit mehr als 30 Jahren und wunderte mich mehr als einmal über die rasanten Veränderungen und sah Gletscherzungen verschwinden bzw. um Hunderte Meter zurückweichen.

Auch das Wetter selbst hat sich gewandelt. Messdaten zeigen, dass es auf der Insel mehr regnet als früher. In einigen Regionen regnet es um bis zu 20 Prozent mehr. Mit den milderen Temperaturen nimmt zudem die Wolkenbildung zu. Die Atmosphäre kann mehr Feuchtigkeit speichern, wodurch sich häufiger dichte Wolkendecken bilden. Intensivere Regenereignisse und längere Phasen mit Bewölkung prägen heute das Klima, vor allem im Süden und Westen des Landes. Dies wirkt sich auch auf den Tourismus aus: Schlechtere Sichtverhältnisse erschweren etwa die Beobachtung von Polarlichtern oder Vulkanausbrüchen.

Die Natur reagiert spürbar auf diese Veränderungen. Neue Insektenarten wie Culiseta annulata überleben nun, wärmeliebende Fischarten breiten sich in den Küstengewässern aus, während Kaltwasserarten sich zurückziehen. Selbst die Beobachtung der Polarlichter könnte durch veränderte Wetterlagen schwieriger werden.

Die Entdeckung der Stechmücken verdeutlicht: Islands Wandel zeigt sich nicht nur in Messdaten, sondern im Alltag. Der kleine Moskito steht sinnbildlich für ein Klima, das sich wandelt – feuchter, milder und unberechenbarer als je zuvor.

Steigender Meeresspiegel und Politik im Losverfahren

Weltmeere im Wandel: Erwärmung, Korallensterben und steigender Meeresspiegel

Der Pazifische Ozean, das größte zusammenhängende Gewässer der Erde, erwärmt sich zunehmend. Besonders betroffen sind die tropischen und subtropischen Regionen, wo die Oberflächentemperaturen in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen sind. Bereits geringe Anstiege von 1–2 °C über dem saisonalen Maximum können Korallenriffe massiv stressen. Das Ergebnis: Korallenbleiche. Korallen leben in enger Symbiose mit Algen, die ihnen Nährstoffe liefern. Bei zu warmem Wasser stoßen die Korallen die Algen ab und verlieren ihre Farbe. Bleiche bedeutet nicht sofort den Tod, macht die Korallen aber deutlich anfälliger: Wachstum, Fortpflanzung und Überlebensrate sinken stark. Ganze marine Ökosysteme stehen vor dem Kollaps und dem Massensterben.

Maritimer Klimawandel by Bing

Parallel steigt der Meeresspiegel, getrieben sowohl durch die erwärmungsbedingte Ausdehnung des Ozeanwassers als auch durch das Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden. Schon kleine Meeresspiegelanstiege verstärken die Küstenerosion, überschwemmen Niedriglandinseln und belasten menschliche Siedlungen in Flussmündungen. Zudem kommen globale Meeresströmungen durcheinander was bisher unabsehbare Folgen für das Klima hat.

Die Ursachen für diese Veränderungen sind klar: globale Erwärmung durch Treibhausgase, regionale Meereshitzewellen und Landnutzungsänderungen und Grundwasserentnahme, die Küstenabsenkungen fördern. Auch tektonische Prozesse können lokal Meeresspiegel und Küstenveränderungen beeinflussen.

Ohne drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen und Schutzmaßnahmen für Küsten- und Meeresökosysteme drohen massive Verluste: viele Korallenriffe könnten verschwinden, Lebensräume für Fische und Küstengemeinden würden stark beeinträchtigt, und der Meeresspiegelanstieg verschärft die Gefahren für Millionen Menschen weltweit.

Gott würfelt nicht – Politiker schon

Zeit für Gegenmaßnahmen bleibt kaum und selbst in den Ländern, in denen der politische Wille vorhanden ist, etwas zu ändern, fehlt der finanzielle Spielraum für wirkungsvolle Sofortmaßnahmen. Wie die Energiekrise von 2022/23 zeigt, können etwa Preissteigerungen zum finanziellen Kollaps zahlreicher Haushalte der Unter- und Mittelschicht führen und die Wirtschaftsfähigkeit des gesamten Landes enorm schwächen.

Im Bestreben der Mächtigen, die breite Masse der Bevölkerung finanziell klein und damit kontrollierbar zu halten, ist unser gesamtes Sozialsystem derart auf Kante austariert, dass wenig Spielraum für Maßnahmen bleibt. Das alles vor dem Hintergrund einer Politik, die zwar viel verspricht, aber der jegliche Weitsicht und Vernunft fehlen. Nur, was kann man von einer politischen Elite erwarten, die ernsthaft darüber diskutiert, verfassungsnonkonform das Los entscheiden zu lassen, welcher junge Mann künftig zum Wehrdienst verpflichtet wird, weil man zu sparsam ist, Berufssoldaten einen anständigen Sold zu zahlen und für vernünftige Arbeitsbedingungen zu sorgen? Der wirtschaftliche Schaden, der durch die Verpflichtung junger Menschen entsteht, die dadurch verzögert ins Berufsleben starten – abgesehen von der Ungerechtigkeit den betroffenen „Glückspilzen“ gegenüber – wird ähnlich hoch sein, wie Berufssoldaten anständig zu bezahlen und somit genug Freiwillige zu finden.

Verpflichtung zur Elektromobilität und Wärmepumpe, CO₂-Emissionshandel, Verteuerung von Flügen in Deutschland und Europa mögen alles schöne Absichten sein, werden aber bei weitem nicht ausreichen, das Klima auf globaler Ebene zu retten, dafür aber zu einer weiteren finanziellen Schwächung der Privathaushalte führen, was letztendlich den wirtschaftlichen Abschwung beschleunigen wird. Auf Bildung, der Änderung sozialer Strukturen und Wertesysteme sowie stabile globale Allianzen setzt hingegen niemand.

Spanien: Weitere Unwetter in Urlaubsgebieten

Heftige Unwetter in Spanien: Starkregen, Überschwemmungen und die Rolle des Klimawandels

Spanien wird derzeit von einer Serie heftiger Unwetter heimgesucht. Besonders stark betroffen sind Andalusien, Valencia und Katalonien. In Städten wie Íllora (Provinz Granada) führten heftige Regenfälle erneut zu Überschwemmungen von Straßen, überfluteten Häusern und gesperrten Verkehrswegen. Die andalusische Notrufzentrale rief Autofahrer zur Vorsicht auf und warnte vor der Durchquerung überfluteter Gebiete. Trotz der intensiven Regenfälle wurden bislang keine Verletzten gemeldet.

Die Häufung solcher Extremwetterereignisse in Spanien ist kein Zufall. Eine der Hauptursachen liegt in der Erwärmung des Mittelmeers, das derzeit deutlich schneller aufheizt als der globale Durchschnitt. Warme Meeresoberflächen liefern der Atmosphäre zusätzliche Feuchtigkeit und Energie. Treffen diese feucht-warmen Luftmassen auf kältere Luft aus dem Norden, entstehen intensive Gewitterzellen und Starkregenereignisse. Diese meteorologische Konstellation ist besonders typisch für sogenannte „Gota Fría“ oder DANA“-Ereignisse – isolierte Tiefdruckgebiete in höheren Luftschichten, die zu extremen Niederschlägen führen, wie es in den letzten Tagen häufig vorkam. Dabei sind nicht nur Orte an der Küste betroffen, sondern auch Gebiete am Rand von Höhenlagen. Hier kommt es aufgrund von Sturzflute aus den Bergen zu besonders dramatischen Bilder, wie gestern in Íllora am Rand der Sierra Nevada.

Auch blockierende Wetterlagen tragen dazu bei, dass Gewitter länger an einem Ort verweilen, anstatt weiterzuziehen. Die Kombination aus warmem Mittelmeerwasser, feuchten Südwinden und stationären Tiefs sorgt für explosive Niederschläge in kurzer Zeit. Städte und Regionen mit versiegelten Böden oder enger Bebauung sind besonders anfällig, da das Wasser nicht schnell genug abfließen kann und sich schnell Überschwemmungen bilden.

Meteorologen sehen im menschenverursachten Klimawandel einen Verstärker dieser Extremereignisse. Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen, wodurch Starkregen intensiver wird. Gleichzeitig verschieben sich die Regenzeiten, sodass extreme Niederschläge häufiger auch außerhalb der klassischen Herbstsaison auftreten. Reisende sollten sich daher sehr wohl überlegen, ob sie ihre Herbstferien am Mittelmeer verbringen möchten, wobei aktuell das westliche Mittelmeer von den Extremwetterereignissen stärker betroffen ist als das östliche.

Die extremen Unwetterereignisse beschränken sich nicht auf Spanien und den Mittelmeerraum: Entsprechende Meldungen liegen auch aus vielen anderen Staaten vor. In den letzten Stunden gab es z.B. Überflutungen mit Hagel in Bolivien.

Da nach wie vor eine globale Strategie zur Bekämpfung der Erderwärmung fehlt und es Jahrzehnte dauert, bis eine solche Wirkung zeigt, ist eine Verbesserung der Situation nicht in Sicht.

Klimawandel beeinflusst bedeutende Meeresströmungen

Extreme Ozeanbedingungen in Panama und Mexiko – Zeichen großer Klimaanomalien

Der Klimawandel zeigt sich derzeit in den tropischen Meeren auf bemerkenswerte Weise: Sowohl im Golf von Panama als auch im Golf von Mexiko wurden in den vergangenen Monaten ungewöhnliche Ozeanphänomene beobachtet.

Im Golf von Panama blieb im Jahr 2025 erstmals seit Jahrzehnten der sonst verlässliche saisonale Auftrieb kalter Tiefenwässer aus. Normalerweise bringen die Nordpassatwinde zwischen Januar und April kühles, nährstoffreiches Tiefenwasser an die Oberfläche. Dieses Wasser unterstützt das Wachstum von Phytoplankton, das am Anfang der Nahrungskette steht und somit die Fischerei fördert. Zudem wirkt das Tiefenwasser als natürliche Kühlung für Korallenriffe, die mit Korallenbleiche und Absterben auf zu hohe Wassertemperatur reagieren. 2025 fiel der Auftrieb jedoch nahezu vollständig aus: Die Meeresoberfläche erwärmte sich länger, die Dauer der Abkühlung war deutlich kürzer, und die Wassertemperaturen erreichten deutlich höhere Minimalwerte. Ursache war offenbar eine verringerte Häufigkeit, Dauer und Intensität der Windstrahlbildung, möglicherweise beeinflusst durch die Position der innertropischen Konvergenzzone (ITCZ) während einer schwachen La-Niña-Phase. Phänomene, die dem Klimawandel geschuldet sind.

Parallel dazu erreichte der Golf von Mexiko 2024/2025 Rekordwerte im Wärmegehalt der oberen Ozeanschichten. Die oberflächennahe Wasserschicht liegt deutlich über dem Durchschnitt, was eine enorme Energiereserve für tropische Stürme oder Hurrikane darstellt. Aktuell verhindern jedoch starke Windscherungen die Bildung solcher Sturmsysteme. Im Herbst oder Winter könnte diese gespeicherte Wärme aber extreme Wetterereignisse im mittleren Süden der USA begünstigen, besonders bei einer möglichen La-Niña-Phase.

Beide Ereignisse haben gemeinsame Ursachen: Großräumige atmosphärische Anomalien, beeinflusst durch ENSO-Phasen (El Niño–Southern Oscillation) und die Position der ITCZ, führen zu veränderten Windmustern. Diese beeinflussen einerseits die Zirkulation im Golf von Panama, wodurch der Auftrieb ausfällt, und andererseits die Wärmeverteilung im Golf von Mexiko, wodurch enorme Energiemengen in der Meeresoberfläche gespeichert werden. In beiden Fällen zeigt sich, wie empfindlich tropische Meere auf Veränderungen der Wind- und Strömungsmuster reagieren.

Die Konsequenzen sind sowohl ökologisch als auch ökonomisch: In Panama drohen Rückgänge bei der Fischerei und erhöhte Hitzebelastung für Korallen, während im Golf von Mexiko die potenzielle Energie für extreme Stürme langfristige Risiken für Menschen und Infrastruktur erhöht. Beide Phänomene verdeutlichen, dass regionale Klimaanomalien weitreichende Auswirkungen haben können und eine intensivere Beobachtung tropischer Meeresräume dringend notwendig ist.

Asien: Extremer Niederschlag verursacht Flutkatastrophen

Extremregen verursachte Kontinent übergreifende Flutkatastrophen –  Südostasien am stärksten betroffen

In den letzten Tagen wurde in den Medien viel über die Flutkatastrophen in Italien und Bosnien-Herzegowina berichtet, wo starke Unwetter mit extremen Niederschlägen für Überflutungen sorgten. In Bosnien-Herzegowina fielen dabei innerhalb weniger Stunden bis zu 300 mm Niederschlag. Doch auch in anderen Erdteilen kommt es aktuell zu extremen Regenmengen, die sich zudem nicht nur in kurzen Unwettern entladen, sondern teils tagelang anhalten. Besonders betroffen sind die Teile Asiens, in denen Monsunzeit ist. Der Monsun trifft dabei auf atmosphärische Störungen, die die Regenzeit verstärken.

In den letzten Tagen gab es von Indien über Indonesien bis nach Japan außergewöhnlich heftige Regenfälle, die Straßen überfluteten, Häuser zerstörten und den Alltag von Millionen Menschen lahmlegten. Meteorologen sehen darin kein Zufallsereignis, sondern ein Symptom der sich verändernden Klimabedingungen.

Auf der indonesischen Ferieninsel Bali standen in den vergangenen Tagen ganze Stadtviertel unter Wasser. Die Hauptstadt Denpasar sowie die Touristenzentren Canggu und Ubud waren besonders betroffen. Schlauchboote mussten eingesetzt werden, um Touristen aus ihren Hotels zu evakuieren. Nach Angaben der Behörden kamen allein auf Bali mindestens 16 Menschen ums Leben, wobei die Opferzahlen weiter steigen. Zahlreiche Einwohner mussten ihre Häuser verlassen und in Notunterkünfte umsiedeln. Auch die weiter östlich gelegene Insel Flores verzeichnete schwere Fluten mit mehreren Toten und Vermissten. Erst allmählich gehen die Wassermassen zurück, während Einsatzkräfte Trümmer beseitigen und Wasser aus den überfluteten Gebieten abpumpen. Zurück bleiben zerstörte Häuser und on den Wassermassen mobilisierte Schutt- und Müllmassen.

Ähnlich dramatisch war die Lage in Indien, wo der Monsun in diesem Jahr besonders heftig ausgefallen ist. In den Bundesstaaten Punjab, Haryana und Rajasthan fiel innerhalb von 24 Stunden mehr als das Zehnfache der üblichen Niederschlagsmenge. Punjab erlebte die schlimmsten Überschwemmungen seit 1988. Flüsse traten über die Ufer, Dörfer wurden weggespült, und in mehreren Regionen kam es zu Erdrutschen. Allein im Nordwesten Indiens lagen die Niederschläge zwischen Ende August und Anfang September 180 Prozent über dem Durchschnitt.

Auch Japan blieb nicht verschont: Ein plötzlicher Wolkenbruch in Tokio setzte Straßen unter Wasser und führte zu einem teilweisen Stillstand des öffentlichen Lebens. Der Flughafen Haneda musste wegen Blitzeinschlägen den Betrieb zeitweise einstellen, der Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen und mehrere Regionalstrecken standen still. Mehr als 7.000 Haushalte waren vorübergehend ohne Strom.

Ursachen von Flutkatastrophen: ein veränderter Wasserkreislauf

Wissenschaftler machen ein Zusammenspiel aus Klimawandel, atmosphärischen Strömungen und regionalen Gegebenheiten für die Häufung dieser Ereignisse verantwortlich. Ein zentraler Faktor ist der globale Temperaturanstieg: Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen – rund sieben Prozent mehr pro ein Grad Celsius. Das bedeutet, dass sich bei Regenereignissen größere Wassermengen entladen, was zu extremen Niederschlägen führt.

Hinzu kommt, dass der Monsun selbst immer unregelmäßiger verläuft. Früher verteilten sich die Regenfälle gleichmäßig über die vier Monsunmonate Juni bis September. Heute kommt es nach langen Trockenphasen immer häufiger zu sintflutartigen Regenfällen innerhalb weniger Stunden. Besonders in Bergregionen prallen feuchte Luftmassen auf Gebirgshänge und entladen sich als Wolkenbrüche. Die Folgen sind reißende Sturzfluten und verheerende Erdrutsche, wie sie zuletzt in den Himalaya-Staaten Uttarakhand und Himachal Pradesh beobachtet wurden.

Eine weitere Rolle spielen die Jetstreams. Hierbei handelt es sich um starke Windbänder in der oberen Atmosphäre, die auf der Nordhalbkugel von West nach Ost strömen. Sie sind durch den Klimawandel instabiler geworden und mäandrieren stärker, als es früher der Fall gewesen ist. Dadurch bleiben Regengebiete länger über einer Region liegen, was die Regenmengen zusätzlich erhöht. In Teilen Indiens führte zudem das Zusammentreffen des Monsuns mit Tiefdruckgebieten aus dem Mittelmeerraum zu einer gefährlichen Wetterlage, die über Tage anhielt. Auch die Tiefdruckrinne, die zunächst für die Unwetter in Italien und Bosnien-Herzegowina verantwortlich war, könnte in einigen Tagen das Wetter in Indien beeinflussen. Die Tiefdruckrinne ihrerseits wurde vom Ex-Hurrikan Erin beeinflusst, der zuvor die Ostküste der USA heimgesucht hatte. Erstaunlich, wie auf der Erde vieles interkontinental zusammenhängt.

Experten warnen, dass solche Ereignisse in den kommenden Jahren häufiger und intensiver auftreten werden. Besonders gefährdet sind dicht besiedelte Regionen mit unzureichender Infrastruktur und geringer Wasserrückhaltefähigkeit. In Städten wie Tokio, Mumbai oder Jakarta verstärken versiegelte Flächen die Überschwemmungen, weil das Wasser nicht versickern kann.

Die aktuellen Flutkatastrophen sind damit nicht nur lokale Tragödien, sondern ein Vorgeschmack auf die Herausforderungen, die der Klimawandel für Asien bereithält. Anpassungsstrategien wie verbesserte Frühwarnsysteme, widerstandsfähigere Infrastruktur und eine kluge Stadtplanung werden entscheidend sein, um die Folgen künftiger Extremregenfälle abzumildern.