Fuego: Pyroklastische Ströme bei paroxysmalen Vulkanausbruch

Pyroklastischer Strom am Fuego. © CONRED

Dramatische Entwicklung am Fuego – Paroxysmaler Vulkanausbruch erzeugt pyroklastische Ströme

Antigua, 05.06.2025Am Fuego spitzte sich im Verlauf des Vormittags (Nacht in Guatemala) die Situation dramatisch zu, als infolge des paroxysmalen Vulkanausbruchs pyroklastische Ströme entstanden, die offenbar fast den Fuß des Vulkankegels erreichten. Die gefürchteten Glutwolken bildeten sich während der Hochphase des Paroxysmus, der bis zu 300 m hohe Lavafontänen und einen Lavastrom förderte.

Die Vulkanologen von INSIVMUEH brachten in den Morgenstunden ein Bulletin heraus, das später auch vom Zivilschutz aufgegriffen wurde, das über die Gefahr informiert. Leider werden diese Nachrichten von INSIVUMEH ausschließlich auf Spanisch veröffentlicht und dann noch im Fotoformat auf Website und sozialen Kanälen geteilt, so dass die Texte mit herkömmlichen Übersetzungsprogrammen nicht zu übersetzen sind. Einzig die neuen KI-gestützten Smartphones sind meines Wissens nach in der Lage Texte aus Fotos zu Scannen und zu übersetzen, vorausgesetzt, man hat das entsprechende Sprachpaket installiert. Schlecht für ausländische Touristen, die sich mit einem gefährlichen Vulkanausbruch konfrontiert sehen und händeringend Informationen suchen. Ein Trend, den ich leider weltweit beobachte: Die verantwortlichen Behörden machen es sich immer einfacher und verschenken die Möglichkeiten die moderne digitalen Medien bieten, Informationen mehrsprachig und für alle zugänglich zu verbreiten. Doch zurück zum Vulkan.

Letztendlich informierte die Zivilschutzbehörde CONRED die Bürger in einem übersetzbaren Sonderbulletin über den Abgang der pyroklastischen Dichteströme in den Schluchten Seca, Ceniza und Las Lajas. Allerdings fand ich keine Meldung, die vor dem Rückgang der Aktivität veröffentlicht wurde und frühzeitig vor den Dichteströmen warnte. Eine Meldung gab es nur aus der Anfangsphase des Paroxysmus am Abend. Vermutlich war nachts niemand im Büro für public relations zuständig.

Diese heißen Ströme aus Gas, Asche und vulkanischem Material wurden von den Spezialisten als schwach bis mäßig-stark eingestuft, und es gab den Hinweis darauf, dass sie sich in den nächsten Stunden wieder verstärken könnten. Der Ascheregen beeinträchtigte mehrere Gemeinden westlich und nordwestlich des Vulkans, insbesondere Acatenango und San Pedro Yepocapa.

Im Fokus der Tätigkeit des Zivilschutzes standen und stehen aber die Gemeinden im Süden des Fuego, weil die pyroklastischen Ströme in diese Richtung abgingen. Einsatzkräfte unternehmen Kontrollgänge und stehen in direktem Kontakt mit der Bevölkerung. Die Tätigkeit des Vulkans führte auch zur Sperrung der Straße RN 14, da man befürchtet, dass pyroklastische Ströme diese überschreiten könnten.

Der Zivilschutz appellierte an das Tourismusinstitut INGUAT und die Gemeindeverwaltungen, den Zugang zum Vulkan Acatenango für Touristen angesichts der Gefährdungslage einzuschränken. Die Bevölkerung wurde ferner dazu aufgerufen, sich informiert zu halten und einen 72-Stunden-Notfallrucksack bereit zu halten, für den Fall, dass evakuiert werden muss. Ein Rat, den man auch Touristen geben kann.

Fuego: Paroxysmaler Vulkanausbruch am 05. Juni

Paroxysmus am Fuego via Livecam zu beobachten – 7 Jahre nach der Katastrophe

Antigua, 05.06.2025Am Fuego in Guatemala gibt es zurzeit eine paroxysmale Eruption, die in wolkenfreien Momenten via Livecam beobachtet werden kann. Der Vulkan speit eine kontinuierliche Lavafontäne, die mehrere hundert Meter über den Krater aufsteigt und glühende Schuttlawinen im oberen Hangbereich verursacht. Interessanterweise gibt es keine VONA-Warnung über Vulkanaschewolken.

Der Vulkanausbruch begann sich gestern Abend gegen 19:00 Uhr Lokalzeit aufzubauen und hält seit nunmehr fast 8 Stunden an. Die Vulkanologen von INSIVUMEH berichteten in ihrem letzten regulären Update, das vor dem Einsetzen des Paroxysmus veröffentlicht wurde, von 5 bis 8 strombolianischen Eruptionen die Stunde, was eine deutliche Steigerung gegenüber den zuletzt gemeldeten Eruptionsfrequenzen darstellt. Glühende Tephra wurde bei diesen Ausbrüchen bis zu 150 m hoch ausgeworfen, Vulkanasche erreichte sogar eine Höhe von bis zu 4800 m. In einem Sonderbulletin, das um 20:30 Uhr Lokalzeit veröffentlicht wurde, heißt es, dass sich die Eruptionsfrequenz auf 10 Explosionen pro Stunde gesteigert hat. Zudem wurde ein 600 m langer Lavastrom gefördert. Der Tremor zog deutlich an.

Der Paroxysmus fällt ausgerechnet fast mit dem 7. Jahrestag der Vulkankatastrophe zusammen: Am 3. Juni 2018 gingen vom Fuego massive pyroklastische Ströme ab, die ebenfalls im Zuge eines Paroxysmus entstanden. Sie erreichten Siedlungen am Fuß des Vulkans und richteten große Zerstörungen an. Mehr als 300 Menschen starben, zahlreiche Personen erlitten Verletzungen.

Trotz der Katastrophe und den potenziellen Vulkangefahren lassen sich Touristen nicht von einer Besteigung des Nachbarvulkans Acatenango abschrecken, von dem aus man die Eruptionen am ca. 3 Kilometer entfernten Fuegogipfel beobachten kann. Zahlreiche Taschenlampenlichter, die auf Webcamaufnahmen sichtbar sind, zeugen davon, dass auch jetzt wieder Touristen dort unterwegs sind. Während man am Acatenango relativ sicher ist, bringt sich allzu wagemutige Vulkanspotter oft in Gefahr, indem sie den Grat zwischen den beiden Vulkanen erklimmen und bis unterhalb des Fuegokraters wandern. Obwohl das strengstens untersagt ist, werden solche Extratouren von den Vulkanführern angeboten.

Die Paroxysmen am Fuego manifestieren sich in unregelmäßigen Abständen. Seit Anfang dieses Jahres ist die reguläre Aktivität des Vulkans nicht mehr so berechenbar wie in früheren Jahren und unterliegt starken Fluktuationen. Es wechseln sich Phasen mit geringer und starker Aktivität ab. Für Vulkanspotter ist das suboptimal, denn wer die Eruptionen beobachten will, muss sich darauf unter Umständen einstellen, erfolglos zu bleiben.

Ätna: Nach Vulkanausbruch Diskussion um Sicherheit entbrannt

Dramatische Videos zeigen Flucht: Paroxysmale Eruption und pyroklastischer Strom werfen Frage nach der Sicherheit am Ätna auf

Nach dem starken paroxysmalen Vulkanausbruch am Ätna, in dessen Folge ein pyroklastischer Strom entstand, der erst ins Valle del Leone und dann ins Valle del Bove floss, sind nun Diskussionen um die Sicherheit am Vulkan entbrannt. Diese werden vor allem in den sozialen Netzwerken geführt, dürften hinter verschlossenen Türen aber auch in den zuständigen Behörden und bei Tourenanbietern geführt werden. Grund für diese Diskussionen ist nicht allein die Tatsache, dass es einen Vulkanausbruch gab, sondern dass bei schönstem Wetter viele Vulkanwanderer unterwegs waren, denen der pyroklastische Strom sehr nahe gekommen ist. Teils dramatisch wirkende Videos wurden veröffentlicht, die zahlreiche flüchtende Wanderer zeigen.

Ein Videoclip -den ich gestern schon zeigte- dokumentiert die panische Flucht einer großen Gruppe bzw. mehrere geführter Wandergruppen in unmittelbarer Nähe zum pyroklastischen Strom. In Anbetracht dieser Bilder grenzt es an ein Wunder, dass es keine Todesopfer oder ernsthaft verletzten Personen jenseits von verstauchten Knöcheln gab. Wenn ich es richtig interpretiere flüchteten die Menschen über die Ascherutsche unterhalb des Pizzo Deneri und waren nicht unmittelbar in Lebensgefahr, doch zum Zeitpunkt des Abganges des pyroklastischen Stroms konnte man das sicherlich nur schwer einschätzen und die Fluchtreaktion war gerechtfertigt.

Im Jahr 2006 bin ich am Ätna in eine ähnliche Situation geraten, mit dem Unterschied, dass ich direkt vor dem Südostkraterkegel stand. Zum Glück erkannte ich die Gefährlichkeit der Situation und habe ca. 10 Minuten vor dem Abgang eines größeren pyroklastischen Stroms -der aber deutlich kleiner war als der aktuelle- die Gefahrenzone rennend verlassen und war gerade außer Reichweite des Stroms, als er abging.

Das INGV veröffentlichte heute einen Artikel nebst ausführlicher Erklärung, nach der die Vulkanologen des Observatoriums durchaus in der Lage sind, Paroxysmen in einem sehr frühen Aufbaustadium zu erkennen und auch davor zu warnen. Nur leider werden diese Warnungen nicht an die Öffentlichkeit weitergegeben, sondern versickern unbeachtet beim Zivilschutz. Ein System, diese Warnungen an Anwohner und Touristen auszugeben, fehlt.

Das Früherkennungssystem des INGV basiert auf einer KI, die Messdaten der 160 Überwachungsstationen auswertet, die am Ätna installiert sind. Damit zählt der Vulkan zu den am besten überwachten Feuerbergen der Welt. Es gibt auch ein teils automatisiertes Warnsystem, das die Informationen an den Zivilschutz weiterleitet, so dass die Öffentlichkeit bereits einige Stunden vor einem Paroxysmus vor dem Ausbruch gewarnt werden könnte.

KI-Basiertes Frührwarnsystem am Ätna.

Das schreibt das INGV zu den Vorgängen am 2. Juni (Zusammenfasung):

Bereits vor dem Ereignis schlug das Frühwarnsystem ETNAS (ETna iNtegrated Alert System) des INGV-Observatoriums Alarm. Es zählt zu den modernsten seiner Art weltweit und kombiniert Daten aus über 160 geophysikalischen und geochemischen Messstationen am Ätna. Das System basiert auf einem Machine-Learning-Algorithmus, der Veränderungen in Echtzeit erkennt und je nach Gefahrenlage verschiedene Warnstufen (F1, F2, I0, I1) ausgibt.

ETNAS unterscheidet dabei zwischen zwei Eruptionsszenarien: Lavafontänen (F-Warnungen) und magmatische Intrusionen (I-Warnungen). Bei letzterem wird ein möglicher Bruch an der Oberfläche durch aufsteigendes Magma angezeigt. So konnte etwa 2018 ein Eruptionsspalt 20 Minuten vor dem tatsächlichen Aufbrechen korrekt vorhergesagt werden.

Im aktuellen Fall wurde frühzeitig die höchste Warnstufe F2 aktiviert, was auf eine unmittelbar bevorstehende oder bereits laufende paroxysmale Eruption hinweist. Die automatische Alarmierung erfolgte über E-Mail und SMS an Katastrophenschutz und regionale Behörden – ein entscheidender Zeitvorsprung, um Schutzmaßnahmen einzuleiten.


Allerdings gibt es auch jenseits des KI-basierten Warnsystems Hinweise auf einen Paroxysmus, die selbst von ambitionierten Vulkanspottern und Hobbyvulkanologen erkannt werden: In der Regel gehen Paroxysmen mit strombolianischen Explosionen einher, die oft Stunden oder sogar Tage im Voraus beginnen. Jedoch gipfelt nicht jede strombolianische Aktivität in einem Paroxysmus mit Lavafontänen, Aschewolken und Lavaströmen. Ein relativ verlässlicher Indikator ist ein rapider Anstieg des seismischen Tremors. Um Fehldeutungen zu vermeiden, wurde ein Schwellenwert definiert, der den „Point of no Return“ markiert – jenen Bereich, ab dem fast sicher mit einem größeren Ausbruch zu rechnen ist. Diese Erkenntnisse sind in der Szene seit etwa 2014 bekannt, werden nun aber durch die KI automatisch erkannt und verarbeitet.

Das trügerische an dem Paroxysmus vom 2. Juni bestand darin, dass sich der Ausbruch drei Wochen nach einer vergleichsweise mild verlaufenden Eruptionsserie manifestierte. So dachten auch erfahrene Vulkanbeobachter, es würde sich um eine Fortsetzung dieser Aktivität handeln. Wäre ich selbst am Vulkan gewesen, wäre ich auch ziemlich nahe herangegangen um gute Fotos zu schießen. Unklar bleibt bis jetzt, ob das Früherkennungssystem des INGV es besser wusste und die Gefahr erkannte: der pyroklastische Strom ging ziemlich unvermittelt ab ohne dass es zuvor eine paroxysmale Hauptphase gegeben hätte. Diese baute sich erst im Zuge des Abgangs auf.

Wichtig wäre es nun, die Informationen über den Vulkanzustand an die Öffentlichkeit zu transportieren, am besten mit den Systemen, die ich schon in meinem letzten Artikel beschrieb. Cellbroadcast ist da meiner Meinung nach das zeitgemäße System der ersten Wahl. Darüber hinaus müssten besonders gefährdete Regionen deutlich markiert werden, damit Vulkanwanderer wissen auf was sie sich einlassen. Tatsächlich wurden jüngst vor dem Gipfelbereich neue Warnschilder aufgestellt, doch anderorts fehlen diese. Nach wie vor bin ich gegen generelle Besteigungsverbote und allumfassende Sperrungen, aber für mehr Information und Aufklärung.

Ätna: Nachlese zum Paroxysmus vom 2. Juni

Satellitenaufnahmen des Geschehens am Ätna: © Copernicus

Teilkollaps der nördlichen Südostkraterflanke verursachte pyroklastischen Strom – Wanderer am Ätna flüchteten panisch

Catania, 03.06.2025 – Paroxysmus und pyroklastischer Strom sorgten gestern am Ätna für Alarmstimmung: Als es gegen 09:24 Uhr zum Teilkollaps der Nordflanke des Südostkraters kam und der pyroklastische Strom durch das Valle del Bove floss, befanden sich zahlreiche Wanderer auf dem Grat der Serra delle Concazze, die das Valle del Bove nach Norden begrenzt. Von dem Grat aus hat man einen schönen Überblick über das Tal und auf die Gipfelkrater und befindet sich doch in relativer Sicherheit – relativ, weil es im Extremfall doch zu Auswirkungen an den Rändern der großen Depression im Osten des Ätnas kommen kann.

Bei besonders starken Eruptionen und starkem Südwind sind auf der Serra und auch im darunterliegenden Wald bereits große Lavabrocken eingeschlagen, die Autoscheiben zerstört und Menschen in arge Bedrängnis gebracht haben. Gestern dann der pyroklastische Strom, der so weit floss, dass er den Fuß der Klippen des Grates erreichte, auf dem sich die Wanderer befanden. Videoaufnahmen dokumentieren ihre Flucht vor der herannahenden Glutwolke, deren oberer, aschebeladener Teil drohte, über den Grat zu schwappen.

Doch in welcher Gefahr befanden sich die Menschen wirklich? Die Steilwände zum Valle del Bove hin sind gut 200 Meter hoch und stellen ein ernstzunehmendes Hindernis für pyroklastische Ströme dar – obgleich wirklich große Ströme auch solche Hindernisse überwinden könnten. In der Größenordnung des aufgetretenen Stroms bestand zumindest nicht die Gefahr, dass der besonders heiße basale Teil des pyroklastischen Stroms die Wanderer erreichte. So hätten sie in erster Linie mit der Aschewolke Bekanntschaft machen können – was aber auch mehr als unangenehm ausgehen kann.

Doch das Gefährlichste an einem pyroklastischen Strom ist der brandheiße untere Teil, in dem es bis zu 1000 Grad heiß sein kann – eine Temperatur, die alles Leben in Sekundenschnelle auslöscht. Nicht umsonst wird eine spezielle Form der pyroklastischen Ströme auch Glutwolke genannt. 1000 Grad dürfte der Strom am Ätna gestern nicht erreicht haben, aber Temperaturen von über 400 Grad sind durchaus realistisch. Forscher des INGV wollen demnächst in das Gebiet vordringen, um Proben zu sammeln – vielleicht weiß man anschließend Genaueres.

In den sozialen Medien wurden die unterschiedlichsten Kommentare geteilt, und auf Facebook postete ein Ortsansässiger, dass sogar ein Verwandter umgekommen sein soll, der sich in 100 bis 200 Metern Entfernung zum pyroklastischen Strom aufgehalten habe. Seine Lungen sollen verbrannt und mit Wasser gefüllt gewesen sein. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Fakenews. Das Profil der Person ist jedenfalls verriegelt und nicht öffentlich zugänglich. Bestätigungen über Opfer gab es in der Presse nicht.

Das andere Extrem stellen Kommentare von Vertretern der Touristikbranche dar, die sinngemäß meinten, es habe keine Gefahr bestanden und sie hätten die Situation unter Kontrolle gehabt. Wer so etwas schreibt, hat das Wesen des Vulkanismus nicht verstanden und keine Ahnung von Vulkangefahren. Natürlich stehen hier in erster Linie Sorgen vor Gewinneinbußen und darüber im Raum, dass die Zugangsregeln zum Vulkan verschärft werden könnten.

Ich persönlich bin prinzipiell dagegen, den Zugang zu Vulkanen zu sperren, doch ich bin ebenso der Meinung, dass Massentourismus auf aktiven Vulkanen nichts zu suchen hat. Im Brennpunkt meiner Kritik stehen insbesondere die Bustouren, die man im Süden des Vulkans veranstaltet. Hier werden Hundertschaften von Touristen bis 300 Höhenmeter Meter unterhalb der Gipfelkrater gefahren, ohne dass man die Menschen vorher vernünftig über die Vulkangefahren aufklärt. Dabei stolpert dann jeder – auch kleine Kinder, Alte und Kranke – schlecht ausgerüstet und ungeachtet des Wetters durchs vulkanische Hochgebirge, die nicht geringste Ahnung davon zu haben, dass man in Gefahr geraten kann und wie man sich dann richtig verhält. So etwas wird allein des Geldes wegen gestattet. Individualtouristen, die auf eigene Faust den Vulkan erkunden wollen und vergleichsweise wenig Geld einbringen, werden unter dem fadenscheinigen Sicherheitsargument hingegen schnell vom Berg verbannt.

Tatsächlich fehlt auch ein funktionierendes Warnsystem. Vulkanampeln könnten Touristen schon an den Aufstiegsrouten signalisieren, ob ein Aufstieg relativ gefahrlos ist. Zudem wäre ein Cell-Broadcast-System sinnvoll, das automatisch per Smartphone vor gefährlichen Situationen warnt. Unsere vulkanologische Gesellschaft plante vor gut zehn Jahren ein Projekt, Informationstafeln am Ätna aufzustellen, doch es scheiterte am behördlichen Desinteresse und einer gewissen Blockadehaltung vor Ort. Man wollte sich nicht in seinen Zuständigkeitsbereich hineinreden lassen.

Die Vulkanologen vom INGV berichteten gestern zeitnah über die Entwicklungen am Ätna und sprechen bei Gelegenheiten wie dieser allgemeine Warnhinweise aus. Nur: Wer nicht aktiv auf die Website des INGV schaut, wird in der Regel davon nichts erfahren. Dabei wäre es natürlich ein Leichtes, an touristischen Hotspots Monitore zu betreiben oder wenigstens QR-Codes zu installieren, die auf die Seite des INGV verlinken.

Was trotz aller Fortschritte in der Vulkanologie nach wie vor fehlt, sind längerfristige Warnungen vor größeren Eruptionen. Eine Warnung vor dem Paroxysmus, in dessen Zuge der pyroklastische Strom gestern auftrat, gab es nicht – oder praktisch erst, als sich dieser bereits aufbaute. Längerfristig betrachtet lassen sich solche Ausbrüche bislang nicht prognostizieren.

Erste Daten zum pyroklastischen Strom

Die Vulkanologen posteten gestern Abend, dass es im Zuge der Eruption eine leichte Bodenhebung von 0,2 µrad gab und eine Dehnungsvariation an der Station Monte Ruvolo von etwa 120 Nanostrain. Zudem wurde eine Tremorquelle in 2500 Metern Tiefe unter den Gipfelkratern ausgemacht. Der pyroklastische Strom entstand durch einen Teilkollaps der nördlichen Südostkraterflanke, wo nun eine tiefe Scharte klafft. Doch das kalte Material der Kraterflanke hätte bei einem normalen Kollaps nur eine Schuttlawine bzw. einen Bergsturz ausgelöst. Damit ein pyroklastischer Strom entstehen konnte, muss ein nicht unerheblicher Teil des Materials aus heißer Lava bestanden haben, die reich an Gasen war. Diese Gase wurden während des Kollapses explosionsartig freigesetzt und fragmentierten das Gestein. Auf Videoaufnahmen ist zu erkennen, dass das teilweise erst geschah, als die Massen bereits unterwegs waren. Wahrscheinlich drückte sich ein zäher Lavastrom durch die Flanke, was den Kollaps und den pyroklastischen Strom auslöste. Luftbilder nach dem Ereignis zeigen die neu entstandene Narbe im Südostkraterkegel. Große pyroklastische Ströme können übrigens spielend Entfernungen von 10 Kilometern und mehr zurücklegen. In so einem Fall wären am Ätna auch die Orte unterhalb des Valle del Bove gefährdet. Die Länge des Stroms gestern schätze ich auf ca. 3,5 Kilometer.

 

Fuego: Paroxysmus am 10. März

Paroxysmus am Fuego. © Afar-TV-Livecam

Fuego generiert Paroxysmus – Lavafontänen, hoch aufsteigende Aschewolke und pyroklastische Ströme gemeldet

In Guatemala legt sich der Fuego mächtig ins Zeug und macht seinem Namen alle Ehre: Vom Feuervulkan geht eine beständige Lavafontäne aus, die mehrere hundert Meter hoch aufsteigt und den Hang mit glühender Tephra eindeckt. Zudem wird eine Aschewolke gefördert, die laut INSIVUMEH bis auf eine Höhe von 7000 m über dem Meeresspiegel aufsteigt und vornehmlich in westlicher Richtung driftet. Der Wind fächert die Eruptionswolke auf, so dass sie sich über ein großes Gebiet verteilt und sogar bis auf den Pazifik hinaus zieht. In Ortschaften, die unter die Aschewolke geraten, kommt es zu starkem Ascheniederschlag.




Der Paroxysmus bahnte sich gestern bereits an, denn nach einer gut 40 Tage dauernden Ruhephase erzeugte der Vulkan periodisch starke strombolianische Eruptionen, die mehrere Minuten lang anhielten.

Heute Nacht war der Livecam-Blick zeitweise wolkenverhangen, doch durch ein kleines Wolkenloch kurz vor Mitternacht konnte man erkennen, dass der Paroxysmus langsam anfing. MIROVA registriert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 3650 MW. Das zugehörige Signal ist langgestreckt und es könnte sein, dass auch ein Lavastrom auf der Westflanke unterwegs ist. Falls nicht, dann fließt hier vermehrt die ausgestoßene glühende Tephra in Form eines Debris Flows über die Vulkanflanke.

Die Katastrophenschutzbehörde CONRED brachte mehrere Bulletins zu der aktuellen Aktivität heraus und warnt vor pyroklastischen Strömen, die sich durch die Schluchten Las Lajas, El Jute, Seca und Ceniza bewegen. Momentan lässt diese besonders gefährliche vulkanische Erscheinung etwas nach. Dennoch dürften sich die besorgten Anwohner des Vulkans an die Vorkommnisse von 2018 erinnern, als bei einem Paroxysmus große pyroklastische Ströme abgingen, die bewohntes Gebiet erreichten. Das Problem ist, dass diese nun jederzeit und ohne weitere Vorwarnungen auftreten können, und da sie sich teils schneller als ein Auto bewegen, ist eine Flucht dann auch schwierig. Für die Behörden und die Bevölkerung sicherlich eine schwierige Situation, in der sich die Frage stellt: evakuieren oder bleiben?

CONRED empfahl den Anwohnern des Vulkans bereits gestern, besonders achtsam zu sein und eine Notfalltasche mit den wichtigsten Dingen des Lebens zu packen. Diese sollte ausreichend Material enthalten, um 72 Stunden fernab der Heimat auszukommen. Auch jetzt sind Teams vor Ort und betreuen die Bürger. Den Empfehlungen der Spezialisten ist unbedingt Folge zu leisten.

Ätna: Das war der 6. Paroxysmus

Strombolianische Aktivität am Ätna steigerte sich nachts zum 6. Paroxysmus aus der Voragine

Am Ätna auf Sizilien manifestierte sich gestern Nacht der 6. Voragine-Paroxysmus in Folge. Bereits am Spätnachmittag fing der höchste Vulkan des geologischen Europas an, seine Aktivität zu steigern. Am späten Abend berichtete ich über die Vorgänge, doch nach Redaktionsschluss war es zwar wahrscheinlich, dass ein weiterer Paroxysmus am Start war, aber es war noch nicht 100-prozentig sicher, dass sich tatsächlich alle Symptome dieser Ausbruchsart entwickeln würden. Grund für Zweifel lieferten kurze Unterbrechungen im steilen Anstieg des Tremors. Bei früheren Paroxysmen aus dem Südostkrater erlebte ich, dass der Ätna Anlauf zu einem Paroxysmus nahm, dieser dann aber abbrach und es stattdessen eine Periode anhaltender Strombolianer gab. Auch wissenschaftlich konnte nachgewiesen werden, dass der Tremor einen gewissen Schwellenwert im unteren roten Bereich überschreiten musste, um definitiv in einen Paroxysmus überzugehen. Solange dieser Schwellenwert nicht überschritten wird, kann die Aktivität wieder runterfahren.

Wie auch immer, der Paroxysmus war gestern Abend nicht mehr zu stoppen und startete letztendlich mit einer schönen Lavafontäne durch. Der Höhepunkt des Ausbruchs wurde erst nach Mitternacht erreicht. Das VAAC meldete Vulkanasche in einer Höhe von gut 9000 Metern. Der Wind wehte auf unterschiedlichen Höhen in zwei verschiedenen Richtungen, sodass Vulkanasche nach Südosten und Südwesten driftete. Letztere Aschewolke verfrachtete die Tephra in Richtung Catania, wo der Flughafen massivem Aschefall ausgesetzt war und geschossen werden musste. Voraussichtlich ruht der Flugbetrieb bis heute 18 Uhr.

Die Aschewolke, die in südöstlicher Richtung driftete, sorgte für starke Ascheniederschläge in den Ortschaften Piano Vetore, Nicolosi und Ragalna.

Laut INGV kam es zu einem Lavaüberlauf vom westlichen Rand des Bocca Nuova-Kraters und ein Lavastrom floss über die äußere Kraterflanke. Somit erzeugte der Vulkan alle Phänomene, die für einen Paroxysmus typisch sind. Besonders starke Paroxysmen generieren zudem noch pyroklastische Ströme, die in der aktuellen Serie bislang aber ausblieben.

Die Standorte der Tremorquellen lagen im Bereich der Voragine in einer Höhe von etwa 3000 Metern. Das Klinometernetzwerk verzeichnet Schwankungen an den Gipfelstationen CPN und PDN, jeweils in der Größenordnung von 1,5 und 0,4 µrad. Es kam also zu einer Versteilung der Vulkanflanke infolge des Durchgangs eines Magmenkörpers.

Ätna: Neuer Paroxysmus aus der Voragine baut sich auf

Aktivität am Ätna steigert sich und ein Paroxysmus fängt an sich aufbauen – 6. Ausbruch aus der Voragine in Folge

Seit dem späten Nachmittag hat sich die Aktivität am Ätna gesteigert: Die Intensität der strombolianischen Eruptionen aus der Voragine nimmt stetig zu. Das INGV meldet kontinuierliche Asche-Emissionen, und der Tremor ist stark angestiegen und hat den roten Bereich erreicht. Seit Einsetzen der Abenddämmerung ist rotglühende Tephra der Explosionen erkennbar, die in immer schnellerer Folge auftreten und kurz davor stehen, eine Lavafontäne zu bilden. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Aktivität weiter zunehmen wird, sodass wir aller Wahrscheinlichkeit nach den Beginn eines paroxysmalen Ausbruchs erleben. Es wäre der sechste Ausbruch dieser Art in Folge aus der Voragine. Der letzte Paroxysmus ereignete sich vor zehn Tagen.

Ein paroxysmaler Ausbruch ist eine besonders heftige und explosive Phase vulkanischer Aktivität, die sich durch starke und anhaltende Lavafontänen, intensive Asche-Emissionen und oft auch durch den Ausstoß großer Mengen vulkanischen Materials wie Gesteinsbrocken und Tephra auszeichnet. Diese Ausbrüche können hoch aufsteigende Aschewolken generieren und sind in der Regel viel intensiver und spektakulärer als gewöhnliche vulkanische Eruptionen. Sie treten oft plötzlich auf und erreichen ihren Höhepunkt innerhalb kurzer Zeit, weshalb sie als „paroxysmal“ (aus dem Griechischen für „plötzlicher Anfall“) bezeichnet werden. Am Ätna sind paroxysmale Ausbrüche besonders bekannt für ihre eindrucksvollen Lavafontänen, die mehrere hundert Meter in die Höhe schießen können. Außerdem treten häufig Lavaströme aus dem Gipfelbereich des Vulkans aus.

Der Paroxysmus ist aber noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Der Tremoranstieg kommt immer wieder kurz ins Stocken, so, als wäre der Ätna noch ein wenig unschlüssig. Es besteht auch die Möglichkeit, dass wir eine länger anhaltende Phase intensiver strombolianischer Tätigkeit sehen werden, was bei früheren Gelegenheiten bereits vorgekommen ist.

Nichtsdestotrotz rechnen die Meisten damit, dass sich die Eruption weiter steigert. Das Local-Team ist bereits mit einem Livestream am Start.

Ätna: Daten zum Paroxysmus veröffentlicht

Weitere Daten zum jüngsten Ätna-Paroxysmus – Lavaströme flossen während der Endphase

Die Hauptphase des 5. Paroxysmus aus der Voargien am Ätna endete gestern gegen 7.30 UTC (9.30 Uhr Lokalzeit) als die Lavafontäne zusammenklappte und der Tremor zu sinken begann. Es wurde noch eine Zeitlang Vulkanasche ausgestoßen, die den Flugverkehr behinderte.

Während der Hauptphase, die in den grühen Morgenstunden stattfand, wurde eine hoch aufsteigende Lavafontäne gefördert, die eine Höhe von 10 Kilometern erreichte. Es kam zu -teilweise starken- Ascheniederschlägen in den Orten Fleri, Fornazzo, Santa Venerina, Stazzo, Torre Archirafi, San Giovanni La Punta und Aci Castello.

Die durchschnittliche Tremoramplitude erreichte zwischen 02:30 und 07:10 UTC ihre maximalen Werte. Danach wurde ein rascher Rückgang der Amplitude beobachtet, die jedoch im hohen Bereich blieb, wenn auch mit einigen Schwankungen, und einen abnehmenden Trend zeigte. Während der Phase der maximalen Amplitude lag der Tremorschwerpunkt im Bereich des Voragine-Kraters. Ab dem Beginn der abnehmenden Amplitude verlagerte sich der Schwerpunkt in einen Bereich östlich der Verbindungslinie zum Südostkrater auf einer Höhe von etwa 2600–2700 m über dem Meeresspiegel.

Kurz vor der Endphase der Eruption wurde auf der Thermalcam die Wärmesignatur eines Lavastroms sichtbar, der über dem Rand der Bocca Nuova in Richtung Nordwesten floss. Die Lavafront erreichte ein Höhenniveau von ca. 3000 m und damit knapp die Basis des Gipfelkraterkegels. Laut INGV war auch ein zweiter Lavastrom aktiv, der sich außerhalb des Sichtbereichs der Livecams bewegte: Er floss aus der Voragine in Richtung Nordostkrater. Während die Lava floss, gab es noch strombolianische Explosionen sowie Ascheausstoß.

Ab etwa 07:20 UTC zeigte auch die Infraschallaktivität einen raschen Rückgang auf niedrige bis sehr niedrige Werte. Das zuletzt lokalisierte Infraschallereignis (10:22 UTC) ereignete sich am Voragine-Krater und hatte eine geringe Amplitude.

Das INGV veröffentlichte folgende Werte zur Bodenverformung, die während der Lavafontänen-Episode deutlich variierte:

  • GNSS-Netzwerk: keine wesentlichen Änderungen.
  • Neigungsnetzwerk: An der ECP-Station wies die N194E-Komponente eine Variation von etwa 2,5 mrad auf, während die N104E-Komponente eine Variation von etwa 5 mrad zeigte. Um 07:12 UTC wurde eine Umkehr des Verformungstrends beobachtet.
  • DRUV-Stammstation: Der Strain zeigte eine allgemeine Veränderung in Richtung Dekompression (ebenfalls bis 07:12 UTC) um etwa 350 nstrain. Nach der Trendumkehr wurde eine Veränderung von etwa 40 nstrain in Richtung Kompression beobachtet.

In den sozialen Medien wurden zahlreiche Fotos und Videos geteilt. Viele davon findet ihr in unserer Facebook-Gruppe zu vulkane.net.

Jetzt stellt sich natürlich wieder die Frage, ob es das war oder ob weitere Paroxysmen folgen werden. Spätestens wenn neue strombolianische Eruptionen einsetzen, kann man versuchen, diese Frage zu beantworten. (Quelle: INGV)

Ätna: Warten auf den nächsten Paroxysmus

Ätna-Krater Voragine erzeugt kleine Ascheeruptionen – Nächster Paroxysmus könnte sich anbahnen

Ätna auf Sizilien ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Im Gegenteil, es sieht so aus, als würde sich der majestätische Feuerberg auf die nächste paroxysmale Eruption vorbereiten. Es wäre der fünfte große Ausbruch in diesem Monat. Als Indiz hierfür können die sporadischen Ascheeruptionen interpretiert werden, die wieder seit einigen Tagen aus der Voragine gefördert werden. Die Aschepuffs steigen bestenfalls ein paar Hundert Meter über dem Krater auf, bevor sie sich verflüchtigen. Nachts kann man in den Eruptionswolken schwache Rotglut beobachten, die davon zeugt, dass nicht nur Asche, sondern auch glühende Tephra gefördert wird.

Die Erdbebenaktivität ist gering und der Tremor bewegt sich im unteren gelben Bereich mit einem ganz leichten Aufwärtstrend. Anhand geophysikalischer Messdaten lassen sich Paroxysmen praktisch nicht vorhersagen, denn diese steigen erst, wenn sich auch die schwachen Eruptionen deutlich steigern, die man typischerweise im Vorfeld eines Paroxysmus beobachten kann.

Einer, der sich in auf Beobachtungsposten am Ätna befindet, ist unser Vereinsmitglied Andreas Brenneke. Er steigt regelmäßig zu Schiena dell’Asino auf, von wo aus er die Gipfelkrater im Visir hat, und berichtete uns von den Ascheeruptionen. Er meinte auch, dass die strikten Zugangsbestimmungen zu den höheren Regionen des Vulkans rigoros kontrolliert und durchgesetzt werden: An der Bergstation Etna Sud muss man zwingend ein Hin- und Rückticket mit der Seilbahnstation buchen. Ein One-Way-Ticket zu kaufen ist nicht mehr möglich. Wer die höheren Ätna-Gefilde erkunden möchte, kann das nur noch mit Bergführern und Bustouren machen. Alleine kann man praktisch den Bereich der oberen Seilbahnstation nicht mehr verlassen. Mit etwas Glück kommt man noch auf die Montagnola rauf, aber das ist Spekulation meinerseits. Oberhalb von 3000 Höhenmetern -wo die eigentliche Kraterregion beginnt, obgleich man sich dort noch an der Basis der Krater befindet- geht es auch mit Bergführern nicht weiter. Wer also hofft, einen Paroxysmus beobachten zu können, muss mit geführten Touren los oder sich mit Fernblicken begnügen. Beste Option ist der Bereich der Schiena dell’Asino und Pizzo Deneri im Norden des Vulkans.