Campi Flegrei: Erdbeben Md 4,0 südlich der Solfatara

Die Via Giacomo Matteotti läuft direkt auf den Monte Olibano im Hintergrund zu. Der Rand der Solfatara erhebt sich links davon. © Marc Szeglat

Ein mittelstarkes Erdbeben Md 4,0 erschütterte Campi Flegrei – Epizentrum am Südrand der Solfatara

Datum: 01.09.2025 | Zeit: 02:55:45 UTC | Koordinaten: 40.8230, 14.1372 | Tiefe: 2 km | Md 4,0

Der Erdbebenschwarm, der gestern um 14:09 Uhr anfing, hält auch heute weiter an und brachte ein weiteres, als mittelstark einzustufendes Erdbeben hervor, das mit einer Magnitude von 4,0 zu den Top 10 der stärksten Erdbeben der bradyseismodalen Krise zählt, die bereits im Jahr 2005 begann. Der Erdstoß Md 4,0 manifestierte sich in den frühen Morgenstunden um 04:55:45 Uhr MESZ (02:55:45 UTC) an der Via Solfatara zwischen der Luftwaffenakademie und dem Eingangsbereich zur Solfatara. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde zunächst mit 700 m angegeben, inzwischen aber auf 2000 m korrigiert. 

Erdbeben Md 4,0. © INGV

Das Schwarmbeben setzt sich aus fast 100 Einzelerschütterungen zusammen. Bereits gestern ereigneten sich (wie berichtet) zwei Erdbeben mit der Magnitude 3,3, die sich etwas weiter südlich entlang der Via Napoli an der Küste ereigneten. Das Erdbebengebiet umschließt den alten Lavadom Monte Olibano, auf dem die alte Luftwaffenakademie errichtet wurde und durch den ein Eisenbahntunnel führt. Der Monte Olibano entstand bei einem Ausbruch vor gut 4000 Jahren. Schweremessungen detektierten unter dem vulkanischen Hügel eine Anomalie, die möglicherweise von einem heißen Magmenkörper verursacht wird.

Aufgrund der anhaltenden Erdbebentätigkeit wurde der Zugverkehr auf mehreren Eisenbahnlinien vorübergehend eingestellt. Davon betroffen sind vor allem Strecken, die durch den Eisenbahntunnel des Monte Olibano führen. Der Tunnel wurde bereits öfters gesperrt und wurde durch die Erdbeben geschädigt. Zudem schickte die Kommune Pozzuoli Einsatzkräfte los, die die Infrastruktur der Region auf Schäden prüften. Es wurde eine Sitzung des Krisenstabes einberufen.

Obwohl bis jetzt nichts über größere Schäden bekannt wurde, reagieren die Anwohner des Calderavulkans besorgt. Viele der Erdbeben konnten deutlich gespürt werden und man wundert sich darüber, dass die Erdbebenherde der stärkeren Beben flacher liegen, als es bisher der Fall gewesen ist. Das schürt Sorgen vor aufsteigenden Fluiden und der Generierung phreatischer Explosionen. Sollte es zu solchen Dampfexplosionen kommen, finden sie wahrscheinlich im Bereich der Solfatara bzw. an ihrem Außenrand bei Pisciarelli statt. Doch zumindest theoretisch ist es nicht auszuschließen, dass es zu Explosionen an einem beliebigen Ort in den von Erdbeben und Bodenhebung heimgesuchten Arealen kommt.

Update: Wie jetzt bekannt wurde, kam es doch zu Schäden an einem Haus auf der Via Napoli nahe des Epizentrums. Zudem ereignete sich ein Felsabbruch an der Tuff-Klippe des Monte Olibano hinter dem Haus. Sechs Familien mussten evakuiert werden.

Campi Flegrei: Fluide migrieren Richtung Solfatara

Fluidmigration in den Campi Flegrei – Gastemperatur und Gasausstoß der Solfatara gestiegen

Bereits in meinem letzten Update zu den Campi Flegrei wies ich darauf hin, dass der Kohlendioxid-Ausstoß und die Gastemperaturen im Bereich der Solfatara gestiegen sind. Nun äußerte sich der INGV-Direktor Mauro de Vito gegenüber der Presse, dass sich der unterirdische Fluidstrom verändert und dass die Gase der Solfatara noch nie so heiß waren wie heute.

Bocca Grande der Solfatara

Auffällig ist, dass die Gastemperaturen im Bereich der Pisciarell-Fumarole, die an der äußeren Basis des Solfatara-Kraters liegt, in den letzten Wochen vergleichsweise niedrige Gastemperaturen zeigten und der Gasausstoß während des Sommers niedriger als zuvor war. Zwar stieg der Gasausstoß auch hier wieder leicht an, die Temperaturen zeigten sich mit 94 Grad stabil. Im Frühsommer wurden noch 96 Grad gemessen. Dafür steigerte sich der Gasausstoß der Solfatara signifikant und die Gastemperaturen erhöhten sich auf 165 Grad, wobei es schwierig ist, die Werte zwischen den beiden stärksten Fumarolen in der Solfatara und Pisciarelli zu vergleichen, weil die Temperatursensoren unterschiedlich weit von den Fumarolenmündern entfernt liegen.

Aus den Daten leitet Mauro de Vito ab, dass es eine Änderung des unterirdischen Fluidstroms gab und dass die Gase und Flüssigkeiten von der Pisciarelli-Fumarole im Osten der Solfatara in Richtung Bocca Grande im Solfatara-Krater wanderten. Dabei handelt es sich jedoch um oberflächennahe Prozesse im oberen Kilometer, die nicht das tiefere geothermische System der Caldera betreffen, in dem kein Energieverlust erkennbar ist. Meine Spekulation ist, dass es bei den stärkeren Erdbeben im Frühsommer zu einer Änderung des Fluidstroms kam, weil ein Aufstiegsweg unter Pisciarelli verschoben und teilweise blockiert wurde.

Besonders die hohen Gastemperaturen beunruhigen den INGV-Direktor, der meinte, dass die beschriebenen Phänomene keineswegs darauf hindeuten, dass sich die Situation entspannt. Im Gegenteil, die Phlegräischen Felder zeigen weiterhin eine hohe Aktivität mit leicht steigender Tendenz.

Auffällig ist zudem, dass im Jahr 2025 bisher mehr Erdbeben mit einer Magnitude über 3,0 registriert wurden als in den Jahren zuvor, einschließlich 2024. Trotz zeitweiser Schwankungen in der Erdbebentätigkeit und der Bodenverformung bleibt die Bodenhebungsrate mit etwa 15 Millimetern auf hohem Niveau, auch wenn zu Spitzenzeiten eine doppelt so schnelle Hebung stattfand.

Auf dem Bild oben, das ich im Mai machte, sieht man neben den dampfenden Fumarolen des Solfatara-Kraters ein weiteres Phänomen, das für Süditalien typisch ist: Einmal vom Menschenhand errichtetes bleibt so lange stehen, bis es von alleine zerfallen ist. Mir ist einfach schleierhaft, warum man zerfallene Holzzäune und Bänke nicht rückbaut, obwohl der Zugang zur Solfatara seit 7 Jahren gesperrt ist! Das lässt mich einfach nur kopfschüttelnd zurück.

Campi Flegrei: Neuer Erdbebenschwarm am 26. August

Weiteres Schwarmbeben erschütterte Campi Flegrei – 30 Erdbeben seit gestern

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe und wurde von einem weiteren Schwarmbeben erschüttert. Seit gestern manifestierten sich 30 Beben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,6 und wurde in 1500 m Tiefe unter dem Südostrand der Solfatara lokalisiert. Gestern gab es ein gleich starkes Erdbeben am Südrand der Solfatara. Die Magnituden der allermeisten Erdbeben lagen im Bereich der Mikroseismizität, wobei die Grenze zu dieser nicht eindeutig definiert ist und entweder bei M 1,0 oder M 1,5 liegt. Es handelt sich um typische Beben im Hydrothermalsystem des Vulkans, die durch Fluidbewegungen verursacht wurden. 

Die Beben bestätigen, dass der Druckaufbau im Hydrothermalsystem anhält. Die tieferen Erdbeben der letzten Wochen und Monate, die oftmals eine deutlich höhere Amplitude aufwiesen, belegen, dass es zu Rissbildungen im Deckgestein der Caldera kommt, die wiederum wahrscheinlich durch eine Magmenakkumulation in nur 4 Kilometern Tiefe verursacht wurden. Dafür spricht auch, dass in Phasen mit stärkeren Erdbeben der Kohlendioxidausstoß deutlich angestiegen ist. Dem aktuellen Wochenbericht des INGV ist zu entnehmen, dass der Kohlendioxidausstoß weiterhin sehr hoch ist, aber ein Stück weit unterhalb der Spitzenwerte vom Frühjahr angesiedelt ist. Grund zur Entwarnung ist das aber nicht: Magma steigt oft in Phasen auf und wenn aus der Tiefe eine neue Magmablase in geringeren Tiefen ankommt, steigen die Werte wieder und man muss mit stärkeren Erdbeben rechnen. Von diesen gab es in der Woche zwischen dem 18. und 24. August 2025 61 Stück. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,4.

Die Gastemperaturen sind weiterhin hoch: Während an der Pisciarelli-Fumarole Temperaturen von 94 Grad gemessen wurden, sind die Fumarolengase der Solfatara ca. 164 Grad heiß.

Die Hebegeschwindigkeit des Bodens lag auch in der vergangenen Woche weiterhin bei 15 mm im Monat, gemessen an der Station RITE. Eine grundlegende Änderung der angespannten Lage ist nicht in Sicht.

Campi Flegrei: Studie weist VLP-Erdbeben nach

Forschern gelingt Nachweis von VLP-Erdbeben – Bewegungen magmatischer Fluide entlang von Rissen sind wahrscheinlich

Die Campi Flegrei gelten als einer der gefährlichste Vulkane Europas. Die große Caldera hat das Potenzial, extrem starke Eruptionen zu erzeugen, die einen VEI 7 erreichen könnten – und liegt damit nur eine Skaleneinheit unterhalb von Supervulkaneruptionen mit einem VEI 8, wie sie der Yellowstone-Vulkan hervorbringen kann. Kein Wunder also, dass die Vorgänge in den Campi Flegrei nicht nur besorgt, sondern auch genaustens erforscht werden.

VLP-Erdbeben entlang von Rissen

Nun hat ein internationales Team von Geowissenschaftlern mithilfe seismologischer Daten, die über Jahre hinweg gesammelt wurden, die aktiven seismogenetischen Strukturen in der Campi-Flegrei-Caldera rekonstruiert. An der Studie beteiligt waren das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), die Universität Pisa sowie das Helmholtz-Zentrum für Geowissenschaften (GFZ) in Potsdam.

Im Zentrum der aktuellen Studie steht die Analyse von hunderten Erdbeben, die sich im letzten Jahrzehnt in der Region ereigneten.

Erstmals konnten im Zusammenhang mit diesen Analysen auch sogenannte Very-Long-Period-(VLP-)Signale identifiziert werden. Diese Erdbebensignale gelten als Indikatoren für tief liegende Resonanzen in mit Fluiden gefüllten Frakturen. Nach aktuellen Erkenntnissen könnten solche Strukturen eine Verbindung zwischen einer tiefen magmatischen Quelle und oberflächennahen Entgasungszonen, wie sie in der Solfatara vorkommen, darstellen. Um welche Fluide es sich handelt, bleibt die Studie aber schuldig. Magmatische Fluide können aus Gasen, wässrigen Lösungen, aber auch aus Magma selbst bestehen.

Durch die Kombination verschiedener seismologischer Methoden – insbesondere der Untersuchung von Wellenformähnlichkeiten und der Modellierung seismischer Quellen – gelang es den Forschern, die Geometrie der unterirdischen Bruchzonen mit außergewöhnlicher Genauigkeit zu erfassen.

Trotz der Fortschritte bleibt die vollständige Entschlüsselung der zugrunde liegenden Prozesse eine Herausforderung. Die kontinuierliche Weiterentwicklung seismologischer Analysemethoden und die Integration umfangreicher Datenbestände gelten als Schlüssel zur Verbesserung von Prognosemodellen und Frühwarnsystemen.

Die Forschungsergebnisse wurden unter dem Titel „Coupled earthquakes and resonance processes during the uplift of Campi Flegrei caldera“ in der Fachzeitschrift Communications Earth & Environment veröffentlicht.

Campi Flegrei zum Monatsende weiter seismisch aktiv

Weitere Erdbebenschwärme in den Campi Flegrei – Kohlendioxid-Ausstoß steigerte sich

Die Situation in den süditalienischen Campi Flegrei hat sich nach wie vor nicht entspannt, auch wenn in den letzten Tagen weniger Newsberichte veröffentlicht wurden, was daran lag, dass es keine starken Erdbeben gab und man sich an die schwächeren Beben inzwischen gewöhnt hat. Doch dieser Gewöhnungsprozess birgt die Gefahr, dass man vor Ort weniger alarmiert und im Falle starker Erdbeben die Gefahr nicht schnell genug realisiert, um entsprechend zu reagieren.

Weiteres Schwarmbeben. © INGV

Die Gewöhnung verharmlost auch die Gesamtsituation, in der man sich in der Caldera befindet: Es besteht eine latente Gefahr mittelstarker bis starker Erdbeben, die zu Schäden bis hin zum Kollaps maroder Häuser führen können. Außerdem können sich im Bereich der Solfatara jederzeit phreatische Eruptionen ereignen. Mittelfristig ist es auch möglich, dass sich ein magmatischer Ausbruch aufbaut.

In den letzten drei Tagen kam es zu 35 Erdbeben. Das stärkste hatte gestern eine Magnitude von 1,8 und lag in einer Tiefe von 1200 m. Das Epizentrum befand sich südwestlich der Solfatara unweit der alten Luftwaffenakademie. Die meisten Erschütterungen der letzten Tage ereigneten sich in diesem Areal, das für seinen alten Lavadom bekannt ist. Hier deuten Schwereanomalien darauf hin, dass sich Magma in geringer Tiefe befinden könnte.

Laut dem neuesten INGV-Wochenbericht kam es in der vergangenen Woche zwischen dem 21. und 27. Juli 2025 zu 43 Erdbeben mit einer maximalen Magnitude von 1,5. Die Geschwindigkeit der Bodenhebung blieb konstant bei 15 mm pro Monat. Unverändert war auch die Gastemperatur bei Pisciarelli, die in 5 m Entfernung zur Bocce bei 94 Grad lag. Der Kohlendioxid-Ausstoß hat sich weiter gesteigert und wieder die hohen Werte angenommen, die vor der kurzzeitigen Reduzierung des Gasausstoßes im Frühsommer gemessen wurden.




In Internetforen wird aktuell darüber diskutiert, ob die Entwässerung des Agano-Kraters, in dem sich bis zum Jahr 1870 ein 6,5 Kilometer großer See ähnlich dem Laacher See befand, das Gleichgewicht des Hydrothermalsystems gestört hat und somit zum Bradyseismos beigetragen haben könnte. Auf diese Möglichkeit wies bereits eine Studie im Jahr 2023 hin.

Campi Flegrei: Eisenbahntunnel nach Erdbeben Md 4,0 gesperrt

Erdbeben Md 4,0 vom 18. Juli verursachte starke Schäden an zwei Eisenbahntunnel der Campi Flegrei- Sie verlaufen durch den Monte Olibano im Süden der Solfatara

Pozzuoli, 24.07.2025Das Erdbeben Md 4,0, das sich am 18. Juli ereignete, verlief anscheinend doch nicht so glimpflich wie zuvor angenommen. Im Gegenteil, es könnte mit die folgenschwersten Schäden verursacht haben, die ein einzelnes Beben bislang in der Region verursachte. Denn wie jetzt bekannt wurde, erlitten zwei Eisenbahntunnel erhebliche Schäden und wurden vor drei Tagen gesperrt. Die Kosten für die Sanierung sind noch nicht absehbar.

Betroffen sind zwei Tunnel der Cumana-Linie zwischen Bagnoli und Arco Felice. Die beiden Tunnel der Eisenbahnstrecke führen ausgerechnet unter dem Monte Olibano durch, der am Südrand der Solfatara liegt und im Verdacht steht, zumindest teilweise ein Lavadom zu sein. Während einer der Tunnel im Betrieb war, handelt es sich um den zweiten Tunnel, der in 300 m Entfernung parallel zum älteren Tunnel verläuft, um einen noch nicht eröffneten Neubau. Dort mussten die Arbeiten nun aus Sicherheitsgründen eingestellt werden, während der sich im Betrieb befindliche Tunnel für den Bahnverkehr gesperrt wurde. Besonders Pendler, die täglich mit der Bahn zur Arbeit fahren, sind von der Sperrung stark betroffen. Da die Bahnreisenden nun aufs Auto umsteigen, sind die Straßen nun doppelt belastet und es kommt zu noch stärkeren Staus als üblich.

In dem alten Tunnel sind zahlreiche neue Risse aufgetreten und bereits bestehende haben sich vergrößert. Sie standen bereits unter Beobachtung. Aber auch der neue Tunnel, der vermutlich den alten ersetzen sollte, wurde stark beschädigt und es entstanden Risse. Gutachter aus Turin prüfen nun, wie stark die Schäden tatsächlich sind und wie man weiter vorgehen soll. Bis auf Weiteres bleiben die Tunnel gesperrt.

Die Turiner Tunnelexperten meinten bereits, dass eines der Hauptprobleme die starre Konstruktion der Tunnelanlagen sei, die nicht mitschwingen könnten. Da fragt man sich als Laie natürlich, warum auch der zweite Tunnel so angelegt wurde, in Zeiten, in denen Erdbeben und Bodenhebung bekannt sind. Die Tunnel liegen nicht nur am Rand des vulkanisch aktiven Gebietes der Solfatara – wo meiner Meinung nach zudem saure Bodenwässer Stahlbetonkonstruktionen besonders schnell erodieren könnten –, sondern auch noch nahe des Gebietes mit der größten Bodenhebung und den stärksten Erdbeben.

Direkt nach dem Erdbeben vom 18. Juli hieß es, es seien keine größeren Schäden entstanden. Es trat aber ein Erdrutsch am Hang der Via Napoli, der Küstenstraße am Fuß des Monte Olibano, auf. Mit diesem Wissen wurde die Untersuchung der Tunnel spät eingeleitet.

Bereits in einem früheren Bericht schrieb ich über die zahlreichen Tunnel, die unter den vulkanischen Erhebungen und Kraterkegeln der Region führen. Zwar hatte ich die besagten Eisenbahntunnel nicht auf dem Radar, aber bei meinem letzten Besuch der Campi Flegrei im März fragte ich mich schon, ob die Tunnel, durch die ich cruisete, erdbebensicher angelegt seien und wie es um diese Nadelöhre im Falle einer Evakuierung bestellt sei. Die Antwort haben wir jetzt. Dummerweise lassen ich die Erdbeben nicht vorhersagen, so dass man hier ggf. ohne Vorwarnung in einem Tunnel erwischt wird.

Ein wenig Kritik über die Anlage des Eisenbahntunnels am Rand der Solfatara entlang kann ich mir auch nicht verkneifen: Bleibt zu hoffen, dass diese Bauplaner nie die Lage für ein Atomkraftwerk ausgewählt haben. Oder kurz gesagt: Bescheuerter geht es nicht!

Campi Flegrei: Erdbeben Md 4,0 bei Bagnoli

Weiteres mittelstarkes Erdbeben Md 4,0 erschüttert Campi Flegrei – Epizentrum bei Bagnoli

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde heute Morgen erneut von einem mittelstarken Erdbeben erschüttert. Der Erdstoß der Magnitude 4,0 ereignete sich um 09:14 Uhr Lokalzeit (07:14 UTC) und hatte eine Herdtiefe von 2500 m. Das Epizentrum wurde an der Küste von Dazin bei Bagnoli lokalisiert und lag damit zwischen den Gemeinden Pozzuoli und Neapel. Der Erdstoß war nicht nur hinsichtlich seiner vergleichsweise hohen Magnitude ungewöhnlich, sondern insbesondere seiner Lage am südöstlichen Randbereich der Hebungszone. Hier hatte es bereits am 13. März eines der stärksten je in den Campi Flegrei registrierten Erdbeben gegeben. Es hatte eine Magnitude von 4,6 und verursachte einige Schäden.

Das Erdbeben schreckte die Bevölkerung der Campi Flegrei auf und viele Menschen stürmten auf die Straßen und auch auf den Notfall-Versammlungsplatz des alten Natogeländes. Es wurden zwar keine größeren Schäden gemeldet, doch es gab weitere Rissbildungen in Gebäuden. Zudem kam es an der Steilküste zu Felsstürzen. Einsatzkräfte kontrollierten mehrere Gebäude, darunter drei Wohnhäuser.

Das Beben war von den Anwohnern in einem Umkreis von 30 Kilometern um das Epizentrum deutlich zu spüren gewesen, wobei diesmal ungewöhnlich viele Wahrnehmungsmeldungen von Bürgern der Kommune Neapel eintrafen.

Natürlich kam das Beben Md 4,0 nicht alleine, sondern war Teil eines stärkeren Erdbebenschwarms, der bis jetzt aus mehr als 30 Beben besteht. Die meisten Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Viele der Beben manifestierten sich im Südostrand der Solfatara.

Das Beben, das unter die Top Ten der stärksten Beben in den Campi Flegrei fällt, stellt einen weiteren Höhepunkt der Bradyseismos-Phase dar, die seit 20 Jahren anhält und sich insbesondere seit 2018 signifikant steigerte. Meiner Meinung nach ein Anzeichen, dass der Calderavulkan aufheizt und sich langfristig betrachtet auf eine Eruption vorbereitet.

Campi Flegrei: Neue Löcher im Asphalt

Neues Loch im Straßen-Asphalt der Campi Flegrei – Fumarole brannte sich durch

Pozzuoli, 12.07.2025In den Campi Flegrei gab es am 9. Juli den bislang letzten Erdbebenschwarm. Er bestand aus 18 Einzelbeben geringer Magnituden. Das stärkste Beben brachte es auf Md 1,8. Am gleichen Tag manifestierte sich ein neues Loch im Asphalt einer frisch sanierten Straße – heiße Gase einer Fumarole hatten sich ihren Weg gebahnt und den Teer geschmolzen.

Bilder des ortsansässigen Fotografen Enzo Buono zeigen das Loch im Asphalt der Via Antiniana, die im südöstlichen Außenbereich der Solfatara liegt und nach Pisciarelli führt, wo die aktivste Fumarole der Campi Flegrei liegt. Wie Enzo in einem FB-Beitrag schreibt, wurde der Asphalt der Straße erst kürzlich saniert. Das kreisrunde Schmelzloch entstand in einem Straßenabschnitt, in dem es immer wieder zu solchen Ereignissen kommt. Bei genauerer Betrachtung der Fotos erkennt man weitere Absenkungen im Asphalt, die sich wie die Perlen einer Kette aneinanderreihen. Entweder wandert die Fumarole unterirdisch auf einer Linie entlang einer Schwächezone, oder der gesamte Hang der Solfatara bewegt sich infolge der Bodendeformation über eine ortsstabile Fumarole hinweg. Unklar ist, ob sich das Fumarolenfeld im Außenhang der Solfatara erst in den letzten Jahren gebildet hat, oder ob man so optimistisch war, die Straße hierdurch zu führen und dann auch noch Fumarolen zu überbauen. Letztendlich ein Zeugnis der Erdgewalten in den Campi Flegrei und ein Anzeichen dafür, dass sich hier Größeres zusammenbrauen könnte.

Dass sich in dem Areal der Campi Flegrei früher oder später eine bedeutende Naturkatastrophe ereignen wird, ist ziemlich offensichtlich. Letztendlich werden die beobachteten Phänomene in einem Vulkanausbruch resultieren, dem starke Erdbeben vorangehen und die sehr wahrscheinlich mit extremen Bodendeformationen einhergehen werden. Erdrutsche sind in diesem Zusammenhang wahrscheinlich. Die Frage ist nur, in welchem Zeitrahmen sich so eine Katastrophe ereignen wird. Bleibt den Menschen nur noch wenig Zeit, um sich vorzubereiten, oder dauert der Aufheizungsprozess des gigantischen Calderavulkans noch Jahrhunderte? Eine Frage, die die Wissenschaft bis jetzt nicht sicher beantworten kann, da Vergleichsdaten fehlen.

Fest steht, dass die aktuelle Unruhephase seit 20 Jahren anhält und damit signifikant länger ausfällt als vorherige, auch wenn die Bodenhebung langsamer abläuft. Die Erdbeben werden immer stärker und es werden große Mengen magmatischer Gase ausgestoßen, auch wenn deren Konzentration in den letzten Wochen etwas zurückging: Im Juni betrug der Kohlendioxid-Ausstoß 4500 Tonnen am Tag. Im Vormonat waren es 5000 Tonnen am Tag. Die Bodenhebung summierte sich in den 20 Jahren auf 148 Zentimeter. Die monatliche Hebungsrate liegt aktuell bei 15 mm. Nach dem Erdbebenschwarm vom 9. Juli ist die Seismizität vergleichsweise niedrig, was aber kein Grund zur Entwarnung darstellt. Im Gegenteil: Die Bodenhebung geht weiter, wodurch sich Spannungen aufbauen. Je weniger schwache Erdbeben es gibt, desto größer wird die Gefahr, dass sie sich nach einigen Wochen in stärkeren Erdbeben entladen, denen dann ein moderates Zerstörungspotenzial innewohnt.

Campi Flegrei: Beschleunigte Bodenhebung durch Erdbeben

Erdbeben Md 4,6 ging mit beschleunigter Bodenhebung einher – Genauer Wert noch nicht ermittelt

Pozzuoli, 02.07.2025Das Erdbeben der Magnitude 4,6, das am 30. Juni den Westen des Calderavulkans Campi Flegrei erschütterte, ging mit einer moderaten Beschleunigung der Bodenhebung einher. Das geht aus einer Mitteilung des INGV hervor. Der genaue Wert der beschleunigten Bodenhebung wurde noch nicht mitgeteilt. Dazu bedarf es erst Korrekturdaten der Satellitenbahnen, die über mehrere Tage lang gesammelt werden. Die genaue Einschätzung der Hebungsrate wird vermutlich erst in 10 bis 14 Tagen veröffentlicht. Bis dahin gilt weiterhin der Wert von 15 mm pro Monat, wie wir ihn bereits seit dem Frühjahr kennen.

Korrigierte Lage des Epizentrums

Bei dem Erdbeben vom 30. Juni handelte es sich um eines von zwei Beben Md 4,6, die sich in diesem Jahr ereignet haben und als die stärksten jemals in der Caldera gemessenen Erdbeben gelten. Während das Beben vom 13. März Schäden in Pozzuoli und Bacoli anrichtete, verlief das gleichstarke Beben vom 30. Juni glimpflich, ohne dass besondere Schäden gemeldet wurden. Es kam aber zu Steinschlägen auf der kleinen Insel Pennata, die vor der Küste von Bacoli liegt. Dass keine Schäden entstanden, dürfte daran gelegen haben, dass das Epizentrum offshore im Golf von Pozzuoli lag, und zwar weiter von der Küste entfernt als zunächst angegeben. Die Entfernung des Epizentrums zur Küste betrug mehr als 1 Kilometer. Zudem lag der Erdbebenherd in einer Tiefe von 3,9 Kilometern. Der Erdstoß manifestierte sich an einer bekannten Störungszone, die groß in Nord-Süd-Richtung liegt und den Golf von Pozzuoli durchzieht. Sie mündet unter dem Monte Nuovo – dem jüngsten Schlackenkegel des Calderavulkans. Daher kann man annehmen, dass entlang dieser Schwächezone bereits einmal Magma aufgestiegen ist.

Die Tiefe des Erdbebenherds legt ebenfalls nahe, dass das Beben infolge von Spannungen ausgelöst wurde, die von aufsteigendem Fluid verursacht wurden, das sich unterhalb des Hydrothermalsystems und unterhalb der Deckschicht der Caldera ansammelt.

Aus dem gestern veröffentlichten INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 23. bis 29. Juni geht hervor, dass es vor dem Erdbeben keine signifikanten Änderungen der geophysikalischen und geochemischen Parameter gegeben hat. In der Woche wurden 38 schwache Erschütterungen detektiert. Die Bodenhebung lag weiterhin bei 15 mm pro Monat und die Fumarolentemperatur von Pisciarelli betrug im Schnitt 94 Grad.

Etwaige Hinweise auf das Erdbeben Md 4,6 gab es nicht. Nach dem Beben im März war postuliert worden, dass es vor stärkeren Beben, die mit einer Beschleunigung der Bodenhebung einhergehen, Hinweise geben würde, die eine Vorhersage solcher Beben ermöglichen würden. Diese Hinweise sollten in einem gesteigerten Wärmestrom und Gasausstoß in der Solfatara bestehen. Sehr wahrscheinlich gibt es solche Hinweise nur, wenn sich ein stärkeres Erdbeben in der Nähe der Solfatara anbahnt.