Türkei: Waldbrände fordern Menschenleben

Starke Waldbrände lodern in der Türkei – mindestens 17 Todesopfer

Die Türkei steht auch in diesem Sommer erneut im Zentrum einer schweren Waldbrandkrise, von der aber auch andere Länder der östlichen Mittelmeerregion betroffen sind. Inmitten einer der bislang intensivsten Hitzewellen des Jahres kämpfen Einsatzkräfte landesweit gegen 112 Brände, die 17 Städte bedrohen. Besonders betroffen sind die Provinzen Bursa, Karabük, Antalya und Izmir. Gerade die letztgenannten Regionen sind bei deutschen Urlaubern sehr beliebt. Starke Winde, ausgedörrte Vegetation und anhaltende Trockenheit fördern die rasche Ausbreitung der Feuer, die mindestens 17 Menschenleben nahmen. Bei den meisten Opfern handelt es sich um Einsatzkräfte, die im Kampf gegen das Flammenmeer unterwegs waren.

Waldbrand Türkei

In der Umgebung der westtürkischen Stadt Bursa brachen am vergangenen Wochenende mehrere Brände aus. Ein Feuer nordöstlich der Stadt konnte eingedämmt werden, südlich davon sind die Flammen weiterhin aktiv. Die Brände forderten bisher mehrere Opfer: Drei freiwillige Feuerwehrleute starben, als ihr Löschfahrzeug auf einem Waldweg verunglückte. Ein weiterer Helfer erlitt während der Löscharbeiten einen tödlichen Herzinfarkt. Insgesamt sind allein in der Türkei in den vergangenen Wochen mindestens 17 Menschen durch Waldbrände ums Leben gekommen, darunter mehrere freiwillige Einsatzkräfte und Forstarbeiter.

Ein weiterer Großbrand wütete in der bergigen Provinz Karabük im Norden des Landes. Dort brennt es seit mehreren Tagen: mehr als ein Dutzend Dörfer mussten evakuiert werden. Auch in den südlichen Provinzen Mersin und Antalya wurden tausende Menschen in Sicherheit gebracht. Im Westen der Türkei, nahe der Hafenstadt Izmir, brach am Montag ein neuer Brand in Waldgebieten aus. Elf Löschflugzeuge wurden dort gemeinsam mit Bodentruppen und freiwilligen Helfern eingesetzt.

In den sozialen Medien veröffentlichten Bilder zeigen nicht nur die Feuer selbst, sondern auch die massiven Rauchschwaden, die über das Land zeihen und auch von den Stränden keinen Halt machen.

Klimatische und geografische Faktoren verschärfen die Lage

Die Ausbreitung der Brände wird maßgeblich durch die aktuellen Witterungsbedingungen begünstigt. Der Mittelmeerraum, einschließlich der Türkei, erlebt derzeit eine außergewöhnlich starke Hitzewelle mit Temperaturen über 40 Grad Celsius. In Kombination mit starker Sonneneinstrahlung, geringer Luftfeuchtigkeit und ausbleibendem Niederschlag entsteht eine explosive Mischung für die Entstehung und Ausbreitung von Vegetationsbränden.

Hinzu kommt die geografische Lage vieler betroffener Regionen: Besonders in den waldreichen Mittel- und Hochlagen West- und Nordanatoliens, wo dichte Kiefernwälder auf steilem Gelände dominieren, können sich Brände schnell entlang von Berghängen ausbreiten und sind von Einsatzkräften nur schwer zu erreichen. In den trockenen Sommermonaten ist die Vegetation dort oft so stark ausgedörrt, dass schon kleinste Funken – etwa durch menschliche Nachlässigkeit oder Blitzschläge – großflächige Brände auslösen können.

Auch die Nähe vieler Wälder zu Siedlungen, touristischen Gebieten und landwirtschaftlich genutzten Flächen erschwert die Lage zusätzlich. Laut Behörden wurden allein in der Türkei fast 100 Personen wegen des Verdachts auf fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung strafrechtlich verfolgt.

Regionale Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Bränden

Die Türkei beteiligt sich auch an grenzüberschreitenden Löscheinsätzen. So entsandte sie am Montag ein 22-köpfiges Feuerwehrteam samt Fahrzeugen nach Bulgarien, um dort bei einem Großbrand in Grenznähe zu helfen. Auch in Griechenland, Albanien und anderen Balkanländern lodern zur gleichen Zeit zahlreiche Feuer.

Wetterprognosen lassen vorerst keine Entspannung erwarten. Meteorologen sagen weiterhin hohe Temperaturen und Trockenheit voraus. Die türkischen Behörden befürchten, dass sich die Waldbrandsituation in den kommenden Tagen noch verschärfen könnte. Die Bevölkerung wird dringend aufgefordert, offenem Feuer im Freien zu vermeiden, keine Zigaretten achtlos zu entsorgen und Evakuierungsanordnungen zu befolgen.

Türkei: Neuer Hitzerekord und Waldbrände

Hitzerekord in der Türkei – Waldbrände in der östlichen Mittelmeerregion außer Kontrolle

In der Türkei wurde ein neuer Allzeit-Hitzerekord aufgestellt: In der südostanatolischen Stadt Silopi nahe den Grenzen zu Syrien und dem Irak wurden am Freitag 50,5 Grad Celsius gemessen – noch nie seit Beginn der systematischen Klimaaufzeichnung war es in der Türkei heißer gewesen. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 2023, als in Eskişehir 49,5 Grad registriert wurden.

Hitzerekord

Der neue Spitzenwert markiert nicht nur eine meteorologische Extremmarke, sondern ist auch ein Indiz für eine sich zuspitzende Klimakatastrophe im Mittelmeerraum, denn mit der extremen Hitze, die sich nicht nur auf den Südosten Anatoliens beschränkt, gehen in der Region des östlichen Mittelmeers starke Waldbrände einher: In der Türkei kämpfen Feuerwehr und Helfer derzeit an mehreren Fronten gegen die Flammen. Besonders betroffen ist die westtürkische Provinz Bursa. Dort breitete sich ein Feuer seit Samstagabend in einem Waldgebiet zwischen den Bezirken Kestel und Gürsu rasant aus – angefacht von starkem Wind und anhaltender Trockenheit. Rund 1300 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Umfangreiche Löschmaßnahmen mit hunderten Einsatzkräften wurden eingeleitet. Sie werden von Löschhubschraubern, Wasserwerfern und Feuerwehrfahrzeugen unterstützt.

Zusätzliche Gefahr droht von nahegelegenen Steinbrüchen, in denen Sprengstoff gelagert ist. Mehrere Explosionen wurden gemeldet. Die Behörden warnten Anwohner in angrenzenden Ortschaften, den Anweisungen strikt Folge zu leisten.

In der nordwesttürkischen Provinz Karabük brennen Wälder bereits seit vier Tagen. Dort mussten nach offiziellen Angaben 14 Dörfer geräumt werden.

Landesweit herrscht höchste Alarmstufe. Angesichts der Rekordtemperaturen, die bis zu zwölf Grad über dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen, reiche ein Funke, um großflächige Feuer zu entfachen. Zuletzt starben in der Region Eskişehir zehn Menschen, darunter Feuerwehrleute und Waldarbeiter, als sich ein Feuer durch drehende Winde plötzlich ausbreitete.

Feuerwehrleute bei Athen

Auch Griechenland kämpft mit ähnlichen Problemen. Das Land wird seit Tagen von einer Hitzewelle mit Temperaturen von über 45 Grad heimgesucht. In mehreren Regionen, darunter auf Kreta, Euböa und Kythira sowie auf dem Festland, lodern teils außer Kontrolle geratene Brände. Besonders kritisch war die Lage nördlich von Athen: Die Orte Drosopigi und Kryoneri mussten evakuiert werden, fünf Menschen wurden verletzt. Die Flammen griffen auch auf Häuser über. Die Luftverschmutzung ist extrem: Selbst im Zentrum der Hauptstadt war der Geruch verbrannten Holzes spürbar.

Die griechische Regierung forderte über das EU-Katastrophenschutzverfahren sechs Löschflugzeuge an. Tschechische Einsatzkräfte sind bereits im Land. Auf der Insel Kythira retteten Küstenwache und private Boote Dutzende Menschen von einem von Flammen bedrohten Strand. 44 der 52 neu gemeldeten Brände konnten innerhalb von 24 Stunden unter Kontrolle gebracht werden – doch bei Temperaturen über 45 Grad und starken Winden bleibt die Gefahr extrem hoch.

Die Waldbrände in der Türkei und Griechenland sind ein dramatischer Ausdruck des sich verschärfenden Klimawandels im Mittelmeerraum. Temperaturen von 50 Grad, anhaltende Dürre, zerstörte Wälder und gefährdete Wohngebiete – all das zeigt, dass der Sommer 2025 für Südeuropa zur akuten Belastungsprobe geworden ist.

Sind lange Sommerferien zeitgemäß?

Gerade in den Sommermonaten werden in den bei Urlaubern beliebten Ländern entlang des Mittelmeeres immer höhere Temperaturen gemessen, die mit Waldbränden und Dürren einhergehen. Zudem kommt es vermehrt zu Extremwetterereignissen mit starken Unwettern und Überflutungen, die in gebirgigen Regionen häufig Erdrutsche und Schlammlawinen verursachen. Ich selbst meide seit Jahren die Hauptreisesaison im Sommer, wenn es um Reisen ans Mittelmeer geht. Meiner Meinung nach fordert der Klimawandel auch ein Umdenken, wie die Bundesländer ihre Ferienzeiten legen. Sind 6–7 Wochen lange Sommerferien zeitgemäß? Da hierzulande Kinder kaum noch bei der Ernte helfen müssen, so wie es früher einmal war, wären kürzere Sommerferien, aber längere Pfingstferien z. B. angebracht. Noch besser wären flexible Ferienmodelle, die es Familien ermöglichen, abseits der Hauptreisezeiten günstiger unterwegs zu sein.

Türkei: Starkregen verursachte Überflutungen bei Ankara

Starkregen in der Türkei – Überflutungen in Keçiören bei Ankara

Ankara, 19.07.2025Die türkische Hauptstadtregion Ankara wurde gestern von einem Unwetter getroffen, das stundenlangen Starkregen mit sich brachte, der Straßen überflutete, Keller unter Wasser setzte und sogar vor Erdgeschosswohnungen keinen Halt machte. Dabei kam es zu teils dramatischen Szenen: In sozialen Medien geteilte Aufnahmen zeigen, wie eine Hauswand von innen heraus kollabierte, als die Wassermassen durch ein Haus schossen.

In der Metrostation Kuyubaşı stand der Tunnel unter Wasser. Der Betrieb wurde umgehend eingestellt. Betroffene Bewohner wurden evakuiert, erste Maßnahmen zur Wasserbeseitigung durch städtische Einsatzkräfte eingeleitet. Ähnliches trug sich erst in der letzten Woche in New York City zu. U-Bahnen, Tiefgaragen und Keller können im Falle von Flutkatastrophen schnell zur Todesfalle werden und sollten bei Unwettern gemieden werden.

Menschen kamen wie durch ein Wunder nicht ums Leben, dafür aber mehrere Haustiere. Zwei Kinder, die von der Flut erfasst wurden, konnten durch beherztes Eingreifen von Anwohnern gerettet werden. Feuerwehr- und Rettungsdienste waren im Dauereinsatz.

Besonders betroffen war der Bezirk Keçiören: Straßen und Alleen wurden zu reißenden Flussläufen, Fahrzeuge blieben liegen, Fußgänger wichen in hüfthohe Wassermassen aus. Die Stromversorgung brach zusammen und die städtische Kanalisation war überfordert und konnte die Wassermassen nicht mehr ableiten. In der Folge schoss das Wasser aus Gullys empor. Ein Problem, das schon länger bekannt ist: In vielen Metropolen der Türkei ist das Kanalisationssystem zu schwach und unterdimensioniert, um mit den immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen in Folge des Klimawandels fertig zu werden. Ein Problem, das früher oder später auch Metropolen anderer Staaten treffen wird bzw. auch dort bereits immer deutlicher zutage tritt.

Nach Aussage der staatlichen Meteorologiebehörde waren Regenfälle den ganzen Tag über möglich, sodass Behörden die Bevölkerung zu Vorsichtsmaßnahmen aufriefen. Im Viertel Adnan Menderes wurden zahlreiche Erdgeschosswohnungen überflutet.

Bereits in den vergangenen Jahren war die Türkei immer wieder von extremen Regenfällen betroffen.

Im Mai 2023 traf ein Unwetter v. a. die Hauptstadt Ankara – insbesondere Keçiören – sowie Provinzen wie Antalya, Elazığ und Muş. Straßen, Häuser und Geschäfte wurden überschwemmt, Fahrzeuge standen meterhoch im Wasser, Sportplätze und Wohnhäuser waren betroffen. Die Blockierung von Regenrinnen verschärfte die Lage erheblich. In Muş etwa wurden Brücken zerstört, Wohnhäuser beschädigt, Fahrzeuge weggespült.

Türkei: Intensives Schwarmbeben bei Simav

Schwarmbeben bei Simav in der Türkei – Ca. 70 Erdbeben innerhalb weniger Stunden

Datum: 09.06.2025 | Zeit: 10:21:25 UTC | Koordinaten:  39.223 ; 28.970 | Tiefe: 9 km | Mb 3,8

Simav, 09.06.2025Innerhalb weniger Stunden manifestierte sich im Westen der Türkei ein Schwarmbeben, das bis jetzt aus ca. 70 Einzelerschütterungen besteht. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,2 und einen Erdbebenherd in 9 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 15 km nordnordwestlich von Simav ausgemacht. In dem Ort leben gut 34.900 Menschen.

Erdbeben bei Simav © EMSC

Obwohl keine Wahrnehmungsmeldungen vorliegen und die Beben wahrscheinlich wenig Aufmerksamkeit auf sich zogen, sind sie vom tektonischen Aspekt und insbesondere im Zusammenhang mit den Vulkanen interessant, denn Simav ist aufgrund seiner Thermalquellen bekannt. Zudem gibt es Hinweise auf quartären Vulkanismus, der bereits während des Miozäns begonnen hat. Die Region liegt in einem Rift und stand hier zuletzt am 25. April im Fokus der Berichterstattung, da sich ein Erdbeben Mb 4,6 ereignet hatte, dem ein starker Nachbebenschwarm folgte, der tagelang anhielt.

Die aktuellen Beben sind bis jetzt noch schwächer als damals, sehen aber sehr wahrscheinlich in einem Zusammenhang. Dieser könnte tektonischer Natur sein oder aber auch mit der Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund zusammenhängen. Nicht auszuschließen ist, dass die Erschütterungen menschengemacht sind, denn ca. 7 Kilometer südöstlich der Erdbebenzone befindet sich ein kleines Geothermalkraftwerk, wo es auch Thermalbäder gibt. Allerdings spricht die Tiefe der Erdbebenherd dagegen, dass die Beben durch Wasserinjektion in den Untergrund entstanden sind. Unmöglich ist es allerdings nicht.

Tektonisch betrachtet befindet sich Simav im südlichen Bereich des gleichnamigen Grabens und die Erdbeben lagen nur wenige Kilometer von der Simav-Fault-Zone entfernt. Der Graben gehört zu einem System ähnlicher Rifts, die im Zusammenhang mit der Krustendehnung im Westen des anatolischen Blocks stehen. Die Dehnung ist eine Reaktion auf die Westwärtsbewegung des Blocks, dessen Ostteil komprimiert wird. Durch die Dehnung und die damit einhergehende Ausdünnung der Erdkruste kann entlang der tektonischen Bruchzonen Magma aufsteigen, was den Miozänen und frühquartären Vulkanismus der Region bedingte.

Betrachtet man einen größeren Ausschnitt der EMSC-Shakemap für die Türkei und den Mittelmeerraum, dann erkennt man, dass es auch entlang der Ostanatolischen Verwerfung zahlreiche schwache Erdbeben gab. Aus tektonischer Sicht ist auch im Ägäisraum viel los, wo es vor allem bei Kreta bebte. In Norditalien kam es zu einem kleinen Erdbebenschwarm östlich von Genua. Er bestand aus 7 schwachen Erschütterungen, die sogar Einzug in die Mainstreammedien gefunden haben.

Türkei: Starkes Erdbeben M 5,8 verursacht ein Todesopfer

Erdbeben Mw 5,8 verursachte leichte Schäden nahe Marmaris in der Türkei – Zahlreiche Verletzte und ein Todesopfer

Datum: 02.06.2025 | Zeit: 23:17:27. UTC | Koordinaten: 36.706 ; 28.241 | Tiefe: 68 km | Mw 5,8

Marmaris, 03.06.2025Gestern Abend erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,8 den westtürkischen Küstenort Marmaris. Das Epizentrum lag nur 17 Kilometer südlich des beliebten Ferienorts. Obwohl der Erdbebenherd in der relativ großen Tiefe von 68 Kilometern lag und sich damit bereits in der Asthenosphäre befand, entstanden in Marmaris und umliegenden Orten leichte Schäden wie Gebäuderisse.

Obwohl größere Schäden ausblieben und keine Gebäude einstürzten, gab es 69 Verletzte und sogar eine 14-Jährige, die infolge einer Panikattacke verstarb. Auch die Mehrzahl der Verletzungen war auf Panikreaktionen zurückzuführen, ähnlich wie es bereits beim letzten Erdbeben am 23. April nahe Istanbul der Fall gewesen ist: Die Menschen sprangen in Panik aus Fenstern, um sich vor einer drohenden Katastrophe in Sicherheit zu bringen. Das zeigt, wie nervös man in den türkischen Gebieten ist, in denen man in den nächsten Jahrzehnten mit einem Starkbeben rechnen muss.

In den sozialen Medien wurden Videos geteilt, auf denen schwankende Lampen und auf Tischen tanzendes Geschirr zu sehen sind. Außerdem zeigten sie, wie sich Menschen auf freien Plätzen versammelten. Alles in allem scheinen die Folgen des Erdbebens bis auf die Panikreaktionen überschaubar zu sein.

Das Erdbeben war in einem großen Umkreis von fast 1000 Kilometern zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen hunderte Wahrnehmungsmeldungen vor, u.a. aus Griechenland, Ägypten und Rumänien. Besonders stark erschüttert wurde auch die griechische Insel Rhodos, die nur wenige Kilometer vor der türkischen Küste bei Marmaris liegt.

Tektonische Situation bei Marmaris und Rhodos

Tektonisch betrachtet ist die Situation in dieser Region des Mittelmeeres sehr komplex und in der Nähe des Erdbebengebiets bei Marmaris verlaufen mehrere dominante Störungszonen: Nördlich von Marmaris liegen die Ausläufer der Nordanatolischen Verwerfung, die für die Erdbeben im Raum Istanbul verantwortlich ist. Im Westen ist es die hellenische Subduktionszone, die Sorgen bereitet, und im Süden befindet sich der Strabo-Graben. Parallel zu diesem Graben verlaufen die STEP-Störungszone und weiter nördlich die Fethiye-Burdur Fault Zone und die Rhodos-Störungszone, bei denen es sich um Übergangsstörungen handelt, die in der Hellenischen Subduktionszone münden. An einer dieser Störungen am Rand des Rhodos-Beckens manifestierte sich das aktuelle Erdbeben.

Richtiges Verhalten bei Erdbeben

Sollte man in die Situation kommen, sich einem Erdbeben ausgesetzt zu sehen, ist es wichtig, sich richtig zu Verhalten und Ruhe zu bewahren. Der Sprung aus einem höher gelegenen Fenster ist sicherlich nur der letzte Ausweg, wenn ein Gebäude bereits dabei ist, zusammenzustürzen. Nur wer auf sicherem Weg ein Gebäude innerhalb weniger Sekunden verlassen kann, sollte dies auch tun. Ist das nicht möglich, wird empfohlen, sich neben stabilen Möbeln auf den Boden zu legen und den Kopf zu schützen.

Türkei: Erdbeben Mb 5,0 bei Konya

Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0 erschütterte Provinz Konya in der Türkei

Datum: 15.05.2025 | Zeit: 12:46:36 UTC | Koordinaten: 39.058 ; 33.268 | Tiefe: 7 km | Md 5,0

Am Donnerstagnachmittag um 15:46 Uhr Ortszeit wurde die Zentraltürkei von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,0 erschüttert. Diese Magnitude stammt vom GFZ. Der türkische Erdbebendienst meldete eine Magnitude von 5,2. Das Hypozentrum lag in nur 7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich in der Provinz Konya und wurde 17 km östlich des Ortes Kulu verortet. Hier leben 47.000 Menschen. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden dabei jedoch keine unmittelbaren Schäden oder Verletzten gemeldet.

Die Erschütterungen waren auch in mehreren benachbarten Provinzen spürbar, darunter in der Hauptstadt Ankara. Dem EMSC liegen aus einem 500 Kilometer messenden Umkreis zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Das Erdbeben wurde teilweise als stark empfunden und dauerte 30 bis 40 Sekunden.

Konya-Gouverneur İbrahim Akın erklärte gegenüber der Presse, dass lokale und nationale Einsatzkräfte im betroffenen Gebiet unterwegs waren, um die Lage zu begutachten. Größere Schäden wurden dabei nicht festgestellt. In Moscheen in Kulu seien kleinere Risse an Minaretten festgestellt worden. Viele Anwohner nahe des Epizentrums waren ins Freie geflüchtet und harrten dort eine Weile aus, da man sich vor einem noch stärkeren Beben fürchtete.

Tektonischer Hintergrund des Bebens bei Kulu

Tektonisch betrachtet liegt das betroffene Gebiet in Zentralanatolien weit entfernt zwischen den beiden dominierenden tektonischen Strukturen der Türkei. Bei diesen handelt es sich um die Nord- und Südanatolische Verwerfungen, die den Anatolischen Block gegen Eurasien und Arabien abgrenzen. Während diese Störungen grob in Ost-West-Richtung verlaufen, gibt es in Zentralanatolien Intraplattendeformationen, die Störungszonen verursachen, die mehr oder weniger senkrecht zu den beiden großen Blattverschiebungen verlaufen.  Zu diesen Störungen zählen zwei Systeme, die das Tuz-Gölü-Becken haben absinken lassen. Bei diesen Störungen handelt es sich um die Şereflikoçhisar-Aksaray-Verwerfungslinie und die Chianbely-Sultanhan-Verwerfungszone. Zwischen diesen Verwerfungen liegt die Senke des Salzsees Tuz-Gölü, an dessen Nordende sich das Beben manifestierte.

Vulkanische Landschaft Zentralanatoliens

In der Erdbebenregion gibt es mehrere vulkanische Manifestationen, die aber als erloschen oder schlafend gelten. Von daher ist es unwahrscheinlich, dass das Erdbeben eine Eruption auslöst. Das nächste große vulkanische Zentrum ist das Karapınar-Vulkanfeld, ca. 80–100 km südlich von Kulu. Hier gab es zuletzt vor ca. 3000 Jahren Eruptionen. Näher am Tuz-Gölü liegen mehrere Dagi – hierbei handelt es sich um wahrscheinlich erloschene Vulkane.

Türkei: Erdbebenschwarm im Westen hält an

Zahlreiche Erdbeben im Westen der Türkei – Simav-Graben als Ursprung

Schaut man sich die Erdbebenlisten beim EMSC an, dann fallen die zahlreichen Erdbeben im Westen der Türkei sofort ins Auge. Seit der letzten Woche bebt es dort an zwei Lokationen besonders häufig: Ein Erdbebengebiet befindet sich im Marmarameer nahe Istanbul. Die Erschütterungen gehen auf das starke Beben der Magnitude 6,2 vom 23. April zurück, das sich an der Nordanatolischen Störung ereignete, und sind als Nachbeben einzuordnen. Experten befürchten jedoch, dass es zu einem noch stärkeren Erdbeben kommen könnte. Die seismische Aktivität hat in den letzten Tagen allerdings nachgelassen.

Das zweite Erdbebengebiet befindet sich in der Region Simav. Die Seismizität ist hier nach wie vor sehr hoch. Es handelt sich überwiegend um schwache Erdbeben mit Magnituden im 2er- und 3er-Bereich. Das stärkste Beben ereignete sich am 25. April und hatte eine Magnitude von 4,6. Dennoch würde ich die Erdbebentätigkeit an dieser Stelle eher als Schwarmbeben bezeichnen denn als Nachbeben, wie es in der Region des Marmarameeres der Fall ist. Anders als an der Nordanatolischen Verwerfung, bei der es sich um eine Transformstörung handelt, an der die Erdplatten seitlich aneinander vorbeigleiten, ist die Ursache der Beben bei Simav im gleichnamigen Grabensystem (Rift) zu suchen. Der Simav-Graben ist Teil des größeren westanatolischen Dehnungssystems, das sich von der Ägäis bis ins westliche Zentralanatolien erstreckt. Der tektonisch bedingte Graben ist von Verwerfungen begrenzt, die durch die Nord-Süd-Dehnung der Erdkruste in der Region verursacht werden. Entlang dieser Verwerfungen sinkt der Grabenboden weiter ab – es handelt sich also um Abschiebungen an Normalverwerfungen.

Ähnlich wie im Ostafrikanischen Graben bildeten sich entlang des Simav-Grabens Vulkane, die derzeit jedoch nicht als aktiv eingestuft werden. Die Vulkane förderten insbesondere rhyolithische und andesitische Laven, zudem gibt es Lavadome. Heiße Quellen und Geothermalfelder zeugen noch heute von tief sitzender magmatischer Aktivität im Untergrund. Die heißen Quellen von Simav erreichen Temperaturen von bis zu 90 Grad Celsius. Auch wenn das aktuelle Schwarmbeben wahrscheinlich tektonischen Ursprungs ist, könnten Fluidbewegungen dennoch einen Einfluss auf die Seismizität haben.

Türkei: Starkes Erdbeben Mw 6,2 bei Istanbul

Datum: 23.04.2025 | Zeit: 09:49:11 UTC | Koordinaten:  40.833 ; 28.227 | Tiefe: 15 km | Mw 6,2

Ein starkes Erdbeben Mw 6,2 im Marmarameer nahe Istanbul – Anwohner reagieren in Panik

Heute Vormittag ereignete sich im Marmarameer nahe Istanbul in der Türkei ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,2. Der Erdbebenherd lag in 15 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 37 km südwestlich von Büyükçekmece lokalisiert. In der Stadt leben rund 163.000 Menschen. Die Metropole Istanbul liegt etwa 60 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Es kam zu zahlreichen Nachbeben, darunter eines mit einer Magnitude von 5,0.

Der Erdstoß trat um 09:49:11 UTC (11:49:11 MESZ, 12:49:11 Uhr Ortszeit) auf und wurde in einem Umkreis von mehr als 600 Kilometern wahrgenommen. Das Erdbeben war auch in den Nachbarländern Griechenland und Bulgarien zu spüren gewesen.

Beim EMSC gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen ein. Zeugen in der Nähe des Epizentrums beschrieben das Beben als sehr stark. Ein Augenzeuge schilderte seine Eindrücke besonders eindrücklich: Er schrieb, dass er sich an den Albtraum von 1999 erinnert fühlte. Neben dem Hauptbeben spürte er auch mehrere Nachbeben sowie ein Vorbeben. Er berichtete, dass er sich sofort auf ein Beben mit katastrophalen Folgen vorbereitete und eine Fluchttasche packte. Das Erdbeben an das sich der Bebenzeuge erinnert fühlt war das Izmit-Erdbeben von 1999. Es hatte eine Magnitude von 7,5 und forderte ca. 17500 Menschenleben.

Die Schilderung macht deutlich, wie stark die Menschen der Region um Istanbul auf Erdbeben reagieren: Sie sind äußerst sensibilisiert, da in der Gegend ein Starkbeben mit potenziell katastrophalen Folgen erwartet wird. Auch wenn diese aktuell ausblieben, reagierten viele Menschen in Panik. Medienberichten zufolge verletzte sich eine Person beim Sprung von einem Balkon. Einsatzkräfte kontrollierten sofort kritische Infrastruktur wie Autobahnen, Brücken, Gleisanlagen und Flughäfen, doch größere Schäden wurden nicht entdeckt. Auch Meldungen über eingestürzte Wohngebäude blieben aus. Dennoch muss in der Region, besonders in den Orten nahe des Epizentrums mit Gebäudeschäden gerechnet werden.

Ein Video, das in den sozialen Medien geteilt wurde, zeigt, wie mehrere größere vom Erdbeben ausgelöste Wellen gegen die Küsten liefen. Aufgrund des Charakters der betroffenen Verwerfung ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass bei einem Beben hier große Tsunamis ausgelöst werden, obgleich bei dem Beben von 1999 Wellen mit einer Höhe von 2,5 Metern entstanden.

Das Erdbeben steht im Zusammenhang mit der Nordanatolischen Verwerfung (NAF). Dabei handelt es sich um eine große Transformstörung im Norden der Türkei, die südlich von Istanbul verläuft und das Marmarameer quert. Die Störung teilt sich zuvor in zwei Arme: Ein Arm verläuft durch das nördliche Marmarameer, der zweite entlang der Südküste. Die aktuelle Bebensequenz ereignete sich am nördlichen Arm, unweit der Region, in der sich die Spur der Störung verliert. Die Nordanatolische Verwerfung weist große Ähnlichkeiten mit dem San-Andreas-Fault in Kalifornien auf. An beiden Störungen verschiebt sich die Erdkruste horizontal und nicht vertikal, wie es entlang von Tiefseegräben der Fall ist. Der Verschiebungssinn ist dextral (rechtseitig). Die NAF ist etwa 1500 Kilometer lang, das Pendant in den USA ist gut 200 Kilometer kürzer. An beiden Störungszonen wird in den nächsten Jahrzehnten ein Starkbeben erwartet.

Entlang der NAF verschiebt sich die anatolische Mikroplatte bzw. der anatolische Block relativ zur eurasischen Platte in Richtung Westen, während die eurasische Platte fast ortsfest ist und sich nur minimal nach Süden bewegt. Die Relativbewegung beträgt ca. 20 bis 25 mm im Jahr und entspricht in etwa der Geschwindigkeit, in der die Fingernägel wachsen.

Wie das GFZ in einer Pressemeldung mitteilt, manifestierte sich in der gleichen Region der Verwerfung bereits am 26. September 2019 ein ähnlich starkes Erdbeben der Magnitude 5,7. Das aktuelle Erdbeben erweitert die damalige Bruchzone, und zwar auch in Richtung Istanbul. Insgesamt ist auf dieser Verwerfung Energie für ein Erdbeben der Magnitude bis zu 7.4 gespeichert, erklärt Marco Bohnhoff vom GFZ. Die Befürchtungen der Anwohner, dass sich ein noch stärkeres Erdbeben ereignen könnte sind also nicht unberechtigt.

Momentan scheinen sich wieder die stärkeren Erdbeben zu häufen, denn gestern gab es bereits einen Erdstoß Mw 6,2 bei den Talaud-Inseln, die zwischen den Philippinen und Indonesien liegen. Auch das Inselreich Vanuatu wurde von einem Erdstoß Mw 6,1 heimgesucht. Wir hatten innerhalb von 24 Stunden gleich 3 Beben mit einer Magnitude über 6,0.

Update: In Istanbul ist ein leerstehendes Haus eingestürzt und ein Krankenhaus musste evakuiert werden. Mehr als 150 Personen erlitten Verletzungen. Die meisten Menschen verletzten sich offenbar selbstverschuldet, indem sie in Panik aus Fenstern sprangen um die wackelnden Gebäude schnell zu verlassen.

Türkei: Unterirdischer Riss breitet sich entlang Zagros zum Irak aus

Alte ozeanische Platte reißt unter der arabischen und eurasischen Kontinentalplatte ab

Forschungsteam untersucht den Einfluss des Zagros-Gebirges im Iran und Irak auf die Erdabsenkung des Vorgebirgsbeckens

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Göttingen untersuchte die plattentektonischen Prozesse, die im Zagros-Gebirge der irakischen Region Kurdistan zur Bildung einer tiefen Depression führen. Diese Depression bildet ein sedimentgefülltes Becken im Vorland des Gebirges, das sich in Nordwest-Südost-Richtung durch den Süden des Irak und Irans erstreckt, dessen Ausläufer jedoch bis in die Osttürkei reichen. Das Vorgebirgsbecken war ursprünglich zwischen drei und vier Kilometern tief. Sedimente füllten die Senke größtenteils auf, sodass eine langgestreckte Ebene vor dem Gebirge entstand.

Entlang der Zagros-Gebirgszone erstrecken sich prominente Störungszonen, die für ihre Erdbebenaktivität bekannt sind und auch mit den beiden großen Störungen in Anatolien in Verbindung stehen.

Das Gebirge ist ein Ergebnis der Plattentektonik und bildete sich infolge der Kollision der Arabischen Platte mit Eurasien. Vor der Kollision waren beide Platten durch ein urzeitliches Meer, den Neotethys-Ozean, getrennt. Die ozeanische Kruste der Neotethys tauchte entlang einer Subduktionszone unter Eurasien in den Erdmantel ab. Dieser Prozess begann vor etwa 60 Millionen Jahren und endete vor rund 25 Millionen Jahren, als die Arabische Platte mit der Eurasischen Platte kollidierte und die Auffaltung des Zagros-Gebirges einsetzte.


Die Forschenden stellten fest, dass die sedimentgefüllte Depression im Vorland des Zagros-Gebirges tiefer ist als anhand der Gebirgshöhe zu erwarten wäre. Vorgebirgsbecken entstehen durch die Auflast des Gebirges, das die Kontinentalplatte an ihrem Rand nach unten drückt.

Mit seismischen Untersuchungen und Computermodellierungen bestimmten die Forschenden nicht nur die Tiefe des Vorlandbeckens, sondern auch, dass ein Relikt der Neotethys-Kruste an der Unterseite der Arabischen Platte haftet. Dieses zieht die Platte in der Kollisionszone mit Eurasien nach unten und erklärt die große Tiefe des Beckens.

Das subduzierte Stück der Ozeankruste haftete ursprünglich auch unter der Anatolischen Platte in der Türkei. Dort ist die Senke jedoch flacher, was darauf hindeutet, dass sich die ozeanische Kruste bereits gelöst hat. Der entstehende Riss entlang der horizontalen Lösungsfläche dehnt sich weiter in Richtung Nordwestiran aus, was möglicherweise die Erdbebenaktivität der Region beeinflusst.

Die Studie unter Leitung von Dr. Renas I. Koshnaw wurde bereits im letzten Jahr in der Fachzeitschrift Solid Earth veröffentlicht und nun durch eine Pressemeldung der Universität Göttingen bekannt gemacht. Das entwickelte geodynamische Modell könnte auch für weitere geologische Untersuchungen genutzt werden und liefert wichtige Erkenntnisse zur Struktur der Erdkruste. (Quelle: AGU)