Katastrophe auf Whakaari/White Island: Pilot schildert dramatische Rettung nach Vulkanausbruch
Als der neuseeländische Vulkan Whakaari/White Island am 9. Dezember 2019 plötzlich ausbrach, wurden 47 Menschen auf der Insel von einer gewaltigen Asche- und Gaswolke überrascht. Die Eruption forderte 22 Todesopfer, zahlreiche weitere Personen erlitten schwerste Verbrennungen. Im Rahmen einer laufenden Untersuchung in Auckland schilderte nun der Hubschrauberpilot Robert Mark Law, Direktor von Kahu NZ Helicopters, seine Erlebnisse unmittelbar nach der Katastrophe.

Law beobachtete den Ausbruch während einer Autofahrt und organisierte ohne Zögern einen Flug zur Insel, um Hilfe zu leisten. Gemeinsam mit weiteren Piloten startete er kurz darauf Richtung Whakaari. Die Crew war mit Wasser, Schutzmasken und feuerfester Kleidung ausgerüstet. Aus der Luft erkannte Law die Spuren des Ausbruchs: ein zerstörter Hubschrauber, eine von Asche bedeckte Landschaft und reglose Körper am Boden.
Nach der Landung erlebte die Besatzung extreme Bedingungen. Dichte Asche in der Luft erschwerte das Atmen und machte es unmöglich, Verletzungen sofort zu erkennen. Viele Opfer waren mit einer feinen Ascheschicht bedeckt, die Blut und Brandwunden verbarg. Erst beim Näherkommen wurde das Ausmaß der Zerstörung sichtbar – verbrannte Haut, fehlende Gesichtspartien und schwerste Verbrennungen an Armen und Beinen.
Während der Rettungsarbeiten blieb der Vulkan aktiv. Immer wieder dröhnten laute Geräusche aus dem Krater, und die Helfer rechneten mit einem weiteren Ausbruch. Trotz der Gefahr durchkämmten Law und seine Kollegen die Insel, um Überlebende zu finden, Atemwege freizulegen und Verletzte zu evakuieren.
Da keine offiziellen Rettungskräfte auf die Insel geschickt wurden, erfolgte die Bergung der 39 Überlebenden ausschließlich durch zivile Hubschrauber und Boote. Einige Opfer starben während des Rückflugs zum Festland – ein Versagen behördlicher Rettungskräfte und des Zivilschutzes ist offensichtlich.
Die laufende gerichtsmedizinische Untersuchung soll die Abläufe des Unglücks rekonstruieren und Empfehlungen aussprechen, um künftige Katastrophen auf aktiven Vulkaninseln zu verhindern oder wenigstens besser vorbereitet zu sein.
Die Katastrophe kam keineswegs überraschend, denn Wochen vor der Explosion steigerte der Whakaari seine Aktivität, wie man auch bei Vnet lesen konnte. Trotzdem fuhren die Reiseunternehmer weiterhin Touristen auf die Insel, die in Privatbesitz ist. Ein trauriges Beispiel, wie sich ahnungslose Touristen in falscher Sicherheit wiegen, wenn Gruppenreisen unter scheinbar fachkundiger Anleitung auf aktiven Vulkanen durchgeführt werden.