Island: Erdbeben und Gletscherlauf

Hohe Erdbebentätigkeit auf Reykjanes – Tremor am Grimsfjall vermutlich durch Gletscherlauf

Reykjavik, 30.05.2025Auf Island ist aus seismischer Sicht einiges los: In den letzten 48 Stunden wurden 242 Erdbeben unter der Insel registriert. 156 davon alleine unter der Reykjanes-Halbinsel. Praktisch jedes der 5 Spaltensysteme der Halbinsel ist betroffen.

Besonders erwähnen möchte ich die Beben im Bereich vom Fagradalsfjall, wo es 11 Beben gab, und 4 Beben im Norden von Grindavik. Dort, am Ende des Rifts bzw. des magmatischen Gangs, ist die Erdbebentätigkeit in den letzten Tagen höher als in anderen Bereichen des Svartsengigebiets. Dennoch geht die Bodenhebung im Zentrum des Areals beim Geothermalkraftwerk Svartsengi und der Blauen Lagune unvermindert weiter. Seit Ende der letzten Eruption Anfang April hob sich der Boden um 220 mm. Es fehlen nur noch 40 mm bis zum Gleichstand mit der Bodenhebung vor der Eruption. Dieser sollte in der ersten Junihälfte erreicht werden. Ab dann steigt die Eruptionsgefahr deutlich. Mit einem Ausbruch rechne ich ab Juli, obgleich natürlich jederzeit ein Ausbruch oder eine Gangintrusion einsetzen kann. Die Gefahr ist immer vorhanden.




Gletscherlauf am Grimsvötn/ Grimsfjall

Auf Island droht aber noch eine andere Gefahr: Am Grimsfjall unter dem Vatnajökull wird nicht harmonischer Tremor registriert, der aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Gletscherlauf verursacht wird. Der Gletscherlauf könnte von einer erhöhten geothermischen Aktivität unter dem Gletscher verursacht worden sein. Der letzte Gletscherlauf war erst im Januar und es ist ungewöhnlich, dass zwei Gletscherläufe in so einem kurzen zeitlichen Abstand aufeinanderfolgen. Meistens kommt es in einem Abstand von gut einem Jahr zu den Läufen.

Normalerweise entstehen sie, wenn eine der beiden Schmelzwasserkavernen im Bereich des Grimsvötn-Vulkans voll ist und eine subglaziale Eisbarriere bricht. Gelegentlich sollen durch die Druckentlastung infolge des Wasserabflusses Eruptionen des Vulkans getriggert worden sein.

Aktuell rechnet man eher mit einem kleinen Gletscherlauf, der dann auch keine Schäden anrichten dürfte. Große Gletscherläufe, besonders solche, die von Eruptionen unter dem Eis ausgelöst werden, haben ein großes Zerstörungspotenzial. Oft werden die Ringstraße und Brücken über die Flüsse im Sander beschädigt.

Sakurajima eruptierte am 30. Mai glühende Tephra

Mehrere Eruptionen am Sakurajima beobachtet – glühende Tephra eruptiert

Kagoshima, 30.05.2025In Japan kam es zu weiteren Ausbrüchen des Vulkans Sakurajima, der ca. 10 Kilometer von Kagoshima entfernt liegt. Laut dem VAAC Tokio stieg bei einem Ausbruch um 11:58 UTC Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4300 m über dem Meer auf. Zu diesem Zeitpunkt war es in Japan bereits 20:58 Uhr. Auf Livecamaufnahmen ist zu sehen, dass glühende Tephra mehrere Hundert Meter hoch über den Krater ausgestoßen wurde und in gut 1000 m Entfernung auf dem Vulkanhang niederging.

Glühende Tephra am Saku. ©Zaihoch

Wie das JMA berichtete, gab es auch zuvor mehrere Eruptionen. Bereits gestern ereignete sich um 15:37 Uhr eine größere Explosion am Gipfelkrater Minami-dake. Dabei stieg eine Eruptionswolke bis auf etwa 1.500 Meter über Kraterhöhe auf und erreichte die Wolkendecke. Vulkanische Gesteinsbrocken wurden in ballistischer Flugbahn etwa 700 m weit geschleudert und gingen in der Nähe der 7. Messstation nieder. Zwischen den explosiven Eruptionen kommt es zu lange anhaltenden Phasen, bei denen Dampfwolken emittiert werden, die auch etwas Vulkanasche enthalten.




Vom 28. Mai bis heute um 15 Uhr Ortszeit wurden am Sakurajima insbesondere im südlichen Kraterbereich zusätzlich zu den oben beschriebenen Phänomenen mehrere kleine Eruptionen beobachtet.

Obgleich die explosive Aktivität gestern wieder anzog, wurden nur wenig vulkanisch bedingte Erdbeben registriert. Dem steht eine sehr hohe Schwefeldioxid-Emission von etwa 3.500 Tonnen pro Tag gegenüber.

Messungen mit Neigungs- und Dehnungssensoren auf der Insel zeigen, dass sich der Berg weiterhin in einem leicht aufgeblähten Zustand befindet. Offenbar hat aber die weitere Expansion des Vulkans gestoppt, denn es heißt, dass keine auffälligen Veränderungen festgestellt wurden, die auf eine verstärkte Expansion hinweisen würden. Im letzten Update las sich das noch anders, wobei es bei den Übersetzungen aus dem Japanischen immer wieder zu Ungenauigkeiten kommt.

Das JMA warnt vor dem Anhalten der Aktivität: Es besteht die Möglichkeit, dass künftige Ausbrüche von pyroklastischen Strömen begleitet werden. Die Zugangsbeschränkungen zum Sakurajima bleiben bestehen und es muss mit weiteren Eruptionen gerechnet werden.

Taal: Phreatische Eruption nach Schwarmbeben

Phreatische Eruption am Taal – Schwarmbeben ging voran

Batangas, 30.05.2025Der Taal eruptierte gestern Nachmittag (21:18 Uhr Ortszeit) phreatisch. Laut PHILVOLCS dauerte die dampfgetriebene Eruption 4 Minuten und ging mit anhaltendem Tremor einher. Livecamaufnahmen lassen eine Eruptionswolke erahnen, die aus dem Krater von Volcano Island ausging und bis zu 1500 Meter hoch aufstieg. Außerdem wurden gestern mehr als 3050 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen.

Dampfwolke am Taal (Archiv)

Phreatische Eruptionen entstehen, wenn Grundwasser ohne direkten Kontakt zum Magma so weit aufgeheizt wird, dass es schlagartig verdampft, wodurch eine Explosion entsteht. Denkbar ist auch, dass sich durch stetige Verdampfung eine Wasserdampfblase im Untergrund bildet, die dann zur Oberfläche durchdringt und explodiert, wenn der Druck wie in einem Druckkessel zu hoch wird.

Die Eruption kam nicht überraschend und kündigte sich bereits am Vortag mit einem Erdbebenschwarm an. Er bestand aus 18 vulkanotektonischen Erdbeben und 2 Tremorphasen, die bis zu 2 Minuten dauerten. Der Schwefeldioxidausstoß lag bei 2700 Tonnen am Tag. Im Vergleich zum Jahresanfang, als eher niedrige SO₂-Konzentrationen festgestellt wurden, hat sich der Gasausstoß generell wieder erhöht. Auffällig ist aber, dass die Wassertemperatur des Kratersees von Volcano Island inzwischen niedriger ist und sich von 70,2 Grad auf 68,7 Grad (Stand 15. April) abgekühlt hat. Das legt nahe, dass weniger Magma im Fördersystem steht bzw. dass die Temperatur der Schmelze abgenommen hat. Dennoch wird so viel Wärme freigesetzt, dass das Wasser im Kratersee turbulent aufgewühlt ist und Upwelling beobachtet wird.

Beim Taal handelt es sich um eine große Caldera im Süden der philippinischen Hauptinsel Luzon. Die Hauptstadt Manila liegt ca. 50 Kilometer nördlich des Vulkans. Im Falle starker Eruptionen ist in Manila mit massivem Ascheniederschlag zu rechnen. Sollte sich so eine starke Eruption ereignen wie jene, die zur Calderabildung geführt hat, wäre es vermutlich das Ende der Stadt.

Deutschland erlebte ungewöhnlich trockenes Frühjahr

Frühjahr 2025 in Deutschland: Wärmer, trockener und sonniger als normal

Offenbach, 30. Mai 2025Am 1. Juni beginnt der meteorologische Sommer. Für den Deutschen Wetterdienst (DWD) ist das Grund genug, um eine Wetterbilanz für das Frühjahr 2025 zu ziehen: Es geht als eines der außergewöhnlichsten in die deutsche Wettergeschichte ein, denn es war nicht nur deutlich zu warm, sondern auch eines der drei trockensten Frühjahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Zudem gab es eine rekordverdächtige Sonnenscheindauer.

Im bundesweiten Durchschnitt lag die Temperatur bei 9,8 Grad Celsius und damit 1,9 Grad über dem Mittel der Referenzperiode 1961–1990. Auch im Vergleich zur moderneren Periode 1991–2020 ergab sich ein Plus von 0,7 Grad. Bedenkt man, dass zu vorindustriellen Zeiten die Temperaturen nochmals um 0,6 bis 0,8 Grad niedriger lagen, als zur erstgenannten Referenzperiode, dann kommt man auf einen Temperaturanstieg von 2,5 bis 2,7 Grad seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Damit liegt man weit über dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens.

Der April war der siebtwärmste seit Messbeginn. Erste Sommertage gab es bereits Mitte des Monats. Am 2. Mai wurde in Waghäusel-Kirrlach im Oberrheingraben sogar der erste heiße Tag (über 30 °C) des Jahres registriert. Im Kontrast dazu traten bis in den Mai hinein in höheren Lagen noch Nachtfröste auf: Das absolute Minimum lag am 18. März bei –11,2 °C in Deutschneudorf-Brüderwiese.

Niedrigwasser 2022 am Rhein.

Besonders dramatisch zeigte sich der Wassermangel: Mit nur 96 Litern pro Quadratmeter fiel bundesweit rund die Hälfte des üblichen Niederschlags. Damit reiht sich 2025 neben 1893 und 2011 unter die trockensten Frühjahre ein. In Teilen Nord- und Ostdeutschlands fielen lokal kaum 40 l/m², während im Alpenvorland punktuell über 300 l/m² gemessen wurden. Der höchste Tageswert wurde am 28. Mai in Wilhelmsfeld (Baden-Württemberg) mit 86 l/m² registriert. Die Pegel einiger großer Flüsse wie der Rhein waren bereits im Frühjahr zu niedrig. Das bedingt eine schlechte Prognose für den Sommer.

Auch bei der Sonnenscheindauer wurden außergewöhnliche Werte erreicht: Im Schnitt wurden rund 695 Sonnenstunden gemessen, was ein Plus von 49 % gegenüber dem langjährigen Mittel (1961–1990) darstellt. In Küstennähe, etwa an der Nordsee, wurden sogar Spitzenwerte bis zu 775 Stunden verzeichnet. Das macht das Frühjahr 2025 zum drittsonnigsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1951.

Besonders betroffen von Wärme, Trockenheit und Sonne zeigten sich das Saarland, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Das Saarland war mit durchschnittlich 11,0 °C das wärmste Bundesland. Gleichzeitig fiel hier mit nur 89 l/m² kaum mehr als ein Drittel des üblichen Regens.

Die Bilanz des Frühjahrs 2025 verdeutlicht den fortschreitenden Klimawandel: Wärmere Temperaturen, verlängerte Trockenphasen und intensivere Sonneneinstrahlung setzen sich zunehmend als neue Realität durch – mit weitreichenden Folgen für Natur, Landwirtschaft und Wasserhaushalt.

Auch die jüngste Naturkatastrophe in den Schweizer Alpen zeugt vom Klimawandel: Der Gletscherbruch im Lötschental vernichtete jüngst den Ort Blatten. Nun droht eine Sturzflut durch den aufgestauten Bach Lonza. Vermutlich trug das Tauen des Permafrost eine Mitschuld an dem Felssturz, der zum Schluss den Gletscherbruch bedingte.

Warnungen vor Unwettern mit Tornadogefahr

Nach ein paar kühleren Tagen, die auch ein wenig Regen brachten, der aber am grundlegenden Wassermangel des Bodens nur wenig änderte, wird es aktuell wieder wärmer. Ein Hochdruckgebiet bringt warme und feuchte Luft aus dem westlichen Mittelmeerraum zu uns. Am Wochenende drohen dann schon wieder starke Gewitter und die Möglichkeit, dass Superzellen entstehen, die Tornados hervorrufen könnten.

Ätna: Zunahme der Erdbebentätigkeit Ende Mai

Vermehrt schwache Erdbeben am Ätna – neue Schote an der Nordwestseite des Südostkraters

Catania, 30.05.2025Am Ätna auf Sizilien ist es zuletzt ruhiger geworden und die eruptive Phase des Südostkraters scheint vorbei zu sein. Wir erinnern uns: Zwischen dem 12. März und 12. Mai erzeugte der Ätna 13 Episoden, die mit strombolianischen Eruptionen begannen und sich dann wie ein Paroxysmus steigerten, so dass kleine Lavafontänen entstanden und auch Lavaströme gefördert wurden. 

Erdbeben am Ätna. © INGV

Diese Eruptionen erreichten nicht die Gewalt eines normalen Paroxysmus, weshalb nur wenige Autoren diesen Begriff auf diese Ausbrüche anwendeten. Anzeichen für eine weitere Eruption gibt es aktuell nicht, allerdings nahm in den letzten Tagen die Seismizität am Ätna leicht zu: In der letzten Woche wurden 29 schwache Erschütterungen registriert, die sich in einem gut 5 Kilometer Umkreis um den Gipfel verteilen. Auffällig ist die Tiefenverteilung der Beben: Im Westen des Vulkans sind sie am tiefsten und im Osten am flachsten. Im Monatsverlauf wurden 98 Beben detektiert. Jetzt, wo die Eruptionen beendet zu sein scheinen, baut sich wieder ein höherer Druck im Speichersystem des Vulkans auf, der Spannungen im Gestein verursacht und vermehrt zu den Beben führt. Man kann davon ausgehen, dass die Ruhe am Ätna nicht lange währen wird.

Neue Schlote im Nordwesten des Südostkraterkegels

Die neuen Schlote. © INGV

Im letzten Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum vom 19. bis zum 25. Mai präsentieren die Vulkanologen vom INGV eine Karte der Lavaströme, die bei den letzten beiden eruptiven Episoden gefördert wurden. Sie flossen durch die beiden Scharten im Südostkraterkegel, die in Richtung Osten und Süden zeigen. Die beiden Ströme im Osten kamen besonders weit und flossen in das Valle del Bove, wo sie die 2500-m-Höhenlinie erreichten. Interessant ist auch der Umstand, dass sich im Nordwesten des Südostkegels neue Förderschlote auf der Außenseite des Kegels auftaten, die in Richtung Bocca Nuova weisen. Hier könnte im Laufe der Zeit eine weitere Scharte entstehen.

Die meisten geophysikalischen Parameter zeigten sich in der letzten Woche relativ unauffällig. Die Konzentrationen von Schwefeldioxid und Kohlendioxid sind vergleichsweise niedrig gewesen, einzig das Helium-Isotopenverhältnis ist auffällig und zeigt, dass sich in der Tiefe Magma akkumuliert. Einen Hinweis auf eine Magmenansammlung in geringer Tiefe liefert die Analyse der Tremorquellen: In wenigen hundert Metern Tiefe unter dem Südostkrater scheint sich ein Magmenkörper zu befinden, der sich in Nord-Südrichtung erstreckt und nicht mehr, wie es früher oft der Fall war, seine Finger bis unter die Bocca Nuova ausstreckt. Dafür reicht er aber bis unter den Nordostkrater und es ist möglich, dass dieser demnächst aktiv werden wird.

Die Vulkanologen halten ihre Warnung aufrecht, dass es jederzeit zu Paroxysmen kommen, die starken Aschefall verursachen könnten. Sie Bildung pyroklastischer Ströme schließen sie nicht aus. Der Alarmstatus bleibt auf „Gelb“.