Kamtschatka: Massive Bodenverschiebungen durch Erdbeben

Erdkruste im Süden Kamtschatkas verschob sich um 2 m – Klyuchevskoy weiterhin sehr aktiv

Auf Kamtschatka ist immer noch einiges los: Der Klyuchevskoy eruptiert Vulkanasche, die bis auf mehr als 12.000 m aufsteigt, und es gibt immer noch zahlreiche Nachbeben vor der Südostküste der Halbinsel, die Magnituden im Fünferbereich erreichen. Spektakulär ist die Erkenntnis, dass sich der Süden der Halbinsel infolge des Megabebens um 2 Meter verschoben hat. 

-Bodenverschiebung 2 m

Die horizontale Verschiebung in Richtung Südosten wurde von Geowissenschaftlern des Geophysikalischen Dienstes der Russischen Akademie der Wissenschaften (KGBGRAS) festgestellt. Die Verschiebung entspricht in etwa dem, was auch nach dem verheerenden Tohoku-Erdbeben im Jahr 2011 festgestellt wurde. Dieses Beben brachte es auf eine Magnitude von 9,1 und löste einen der folgenreichsten Tsunamis in historischen Zeiten aus. Damals wurde auch eine Verschiebung der Erdachse um 17 Zentimeter nachgewiesen. Zudem wurde die Rotationsgeschwindigkeit der Erde beschleunigt, so dass sich die Tageslänge um 1,8 Mikrosekunden verkürzte. Daten zum Kamtschatka-Erdbeben, das sich am 29. Juli ereignete und eine Magnitude von 8,8 hatte, stehen diesbezüglich noch aus.

Wie in den letzten Tagen enthüllt wurde, verursachte der Erdstoß vor Kamtschatka zwar relativ wenige Schäden an zivilen Gebäuden, aber es wurde offenbar ein russischer Marinestandort in Mitleidenschaft gezogen, an dem Atomuboote stationiert sind.

Luftaufnahmen enthüllten zudem massive Erdbewegungen bzw. Spaltenbildungen entlang der Küste. Massive Risse sparten dabei auf wundersame Weise Gebäude aus und wurden um Betonfundamente herum geführt. Das lässt vermuten, dass der Untergrund, in dem sich die Risse bildeten, sehr weich war.

Durch das Erdbeben wurde nicht nur die Aktivität des Klyuchevskoy verstärkt, der neben Aschewolken auch einen Lavastrom eruptiert, von dem eine sehr hohe Thermalstrahlung ausgeht, sondern es brach auch der Krasheninnikow aus, der 560 Jahre geruht hatte. Zu diesem Vulkan wurde vorgestern die letzte VONA-Meldung veröffentlicht und es hat den Anschein, dass er sich wieder schlafen legt.

Krascheninnikow: Vulkan der Halbinsel Kamtschatka

Krascheninnikow im fernen Osten Sibiriens – ein Schläfer ist erwacht

Nahe der Ostküste der russischen Halbinsel Kamtschatka erhebt sich der 1818 m hohe Vulkan Krascheninnikow – ein imposanter, weitgehend unbekannter Feuerberg, der im August 2025 nach fast 500 Jahren Ruhe wieder zum Leben erwacht ist. Seine abgelegene Lage im Kronozki-Naturreservat, umgeben von unberührter Taiga und vulkanisch geprägter Wildnis, macht ihn zu einem spektakulären, aber vergleichsweise wenig erforschten Vulkan.

Krasheninnikow vom Norden aus gesehen

Der Krasheninnikow ist kein einzelner Vulkankegel, sondern ein komplexes System: Zwei benachbarte Schichtvulkane überlagern sich innerhalb einer rund 9 × 11 Kilometer großen Caldera, die sich während eines explosiven Ausbruchs im Pleistozän gebildet hat. Entlang einer nordost-südwest verlaufenden Spalte haben sich in der Folgezeit zahlreiche Schlackenkegel gebildet, die sich bis weit über die Caldera hinaus erstrecken. Der südliche Kegel begann sich bereits vor über 13.000 Jahren zu formen, der nördliche folgte rund 5.000 Jahre später. Beide Vulkane weisen beeindruckende Krater mit Durchmessern von bis zu 800 Metern auf. Der nördliche Kegel hat in seinem oberen Bereich eine 2 Kilometer durchmessenden Depression die teilweise die Dimensionen und Charakteristika einer Caldera aufweist. In ihr bildete sich ein weiterer Schlackenkegel mit einem weitern Krater in dem sich wiederum ein kleiner Kegel befindet. Eine interessante Konstellation.

Während der Krasheninnikow seit dem 16. Jahrhundert ruhte, zeigen seine geologischen Archive eine lange Geschichte wiederholter Ausbrüche. Petrografische Analysen belegen eine Vielzahl unterschiedlicher Lava-Arten: Das Spektrum reicht von basaltischen bis zu dazitischen Zusammensetzungen und ist typisch für das komplexe Magmenspektrum Kamtschatkas.
Die vulkanische Aktivität auf Kamtschatka ist kein Zufall. Die Halbinsel liegt an einer der aktivsten Subduktionszonen der Welt, wo die pazifische Platte unter die nordwestwärts driftende Okhotsk-Platte abtaucht. Diese geodynamische Situation speist über 160 Vulkane, von denen gut 30 als aktiv gelten. Die dabei entstehenden Magmen sind reich an Gasen und mineralischen Einschlüssen, was die Vulkane der Region zu besonders explosiven Kandidaten macht. Der berühmte Kljutschewskoi, der höchste aktive Vulkan Eurasiens, ist nur rund 130 Kilometer vom Krasheninnikow entfernt. Der kleinere Karymsky liegt ca. 80 Kilometer südlich und erhebt sich ebenfalls aus einer Caldera.

In der Literatur gibt es unterschiedliche Angaben zum Jahr der letzten Eruption, bevor der Krascheninnikow am 3. August 2025 ausbrach. Die Spanne reicht von 1463 bis 1550.

Der Ausbruch von 2025 war moderat und manifestierte sich infolge eines Megabebens der Magnitude 8,8, das sich 4 Tage vor der Eruption ereignete. Da in der abgelegenen Region direkte Messdaten rar sind, fehlen Hinweise darauf, ob sich der Vulkan bereits vor dem Erdbeben auflud und zu einer Eruption bereit war oder ob die Schmelze innerhalb weniger Tage aus größerer Tiefe aufstieg. Analysen von frischen Lavaproben könnten dieses Rätsel lösen, indem man die Kristalle der Lavamineralien genauer untersucht.

Die Rückkehr des Krasheninnikow erinnert daran, wie lebendig und zugleich unberechenbar das vulkanische Erbe Kamtschatkas ist – und wie viel es dort noch zu entdecken gibt.

Kilauea: Eruption Nr. 30

Eruptive Phase Nr. 30 förderte zwei Lavafontänen und bildete neuen Riss

Nach langem Zögern kam sie dann doch: die 30. eruptive Episode des Weihnachtsausbruchs am Kilauea auf Hawaii. Nachdem das Pausenintervall fast doppelt so lang war wie gewohnt, startete die Eruption am 06. August gegen 0:55 Uhr Hawaii-Zeit.

Innerhalb weniger Stunden ereignete sich eine dynamische Eruptionsphase, die am 6. August gegen Mittag (Ortszeit) bereits wieder beendet war. Besonders bemerkenswert war die Öffnung eines neuen Risses im südlichen Bereich des Halemaʻumaʻu-Kraters, die von kleinen Lavafontänen, Bodenverformungen und einer plötzlichen Druckentlastung im Vulkansystem begleitet wurde.

Bereits am 4. August begannen erste Anzeichen für eine mögliche Aktivitätssteigerung. Lava stieg im Nordschlot auf und floss in geringer Menge über, bevor sie wieder ins Fördersystem zurücksank, was ein mögliches Zeichen für die Entstehung von Gaspistons ist. Am folgenden Tag bestätigte ein Beobachtungsflug, dass sich entgaste Lava nur wenige Meter unter der Oberfläche befand und langsam durch ein unterirdisches Röhrensystem abfloss.

In den frühen Morgenstunden des 6. August kam es dann zum Ausbruch: Gegen 0:55 Uhr HST war im Nordschlot erstmals wieder Lavaaktivität in Form von Spritzern zu beobachten. Nur wenige Minuten später begann dort ein heftiger Lavaausfluss. Wie bei der vorherigen Eruption stieg die Lavafontäne nicht sehr hoch auf, sondern schoss seitwärts. Um 1:12 Uhr öffnete sich schließlich ein neuer Schlot im südlichen Kraterbereich – begleitet von leichten Erdbeben und Bodenbewegungen. Beide Schlote steigerten ihre Aktivität rasch: Gegen 1:20 Uhr stiegen die Lavafontänen im Nordschlot auf eine Höhe von bis zu 20 Metern.

Die Aktivität hielt jedoch nur wenige Stunden an. Bereits um 12:50 Uhr hörte der südliche Schlot auf zu eruptieren, der Nordschlot folgte um 12:55 Uhr. Gleichzeitig registrierten Neigungsmesser am Kraterrand einen deutlichen Neigungsverlust von über 22 Mikroradian – ein klares Zeichen für den Druckabbau im Inneren des Vulkans.