Planet Erde: Siebte von 9 planetare Belastungsgrenzen gekippt

 

Erde schlittert auf Katastrophe zu – Ozeanversauerung im Gefahrenbereich

-Seven of Nine-

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über Naturkatastrophen berichtet wird. Der Trend zeigt deutlich, dass diese Ereignisse immer drastischer verlaufen. Häufig wird der Klimawandel als Hauptursache für die Verstärkung solcher Katastrophen genannt. Dabei ist das Klima nur einer von neun Faktoren, die für die Stabilität des Erdsystems entscheidend sind. Je mehr dieser Faktoren – auch als planetare Belastungsgrenzen bezeichnet – aus dem Gleichgewicht geraten, desto stärker leidet die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems.

Die Theorie der planetaren Grenzen beschreibt ein Netzwerk lebenswichtiger Prozesse, die innerhalb bestimmter Schwellenwerte bleiben müssen, um stabile Umweltbedingungen zu sichern. Unter dem Erdsystem verstehen Forschende nicht nur die Ökosphäre, sondern auch die Lithosphäre, die ebenfalls auf die Ökosphäre wirkt, sowie die Anthroposphäre, also den Einfluss des Menschen auf die Erde.

Laut einem neuen Bericht des Planetary Boundaries Science Lab am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sind inzwischen sieben der neun planetaren Belastungsgrenzen überschritten. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr die Überschreitung der Grenze zur Ozeanversauerung. Damit befindet sich das Erdsystem noch weiter außerhalb seines sicheren Handlungsraums als im Vorjahr, als sechs Grenzen als kritisch galten. Nur die Belastung durch Aerosole und der Zustand der Ozonschicht liegen derzeit noch beziehungsweise wieder innerhalb des sicheren Bereichs.

Das Ungleichgewicht des Erdsystems führt zu seiner Instabilität. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Kipppunkte überschritten werden, deren Folgen katastrophal sein können und die die Lebensgrundlagen der Menschheit bedrohen.

Bereits überschritten sind die Grenzen für Klimawandel, Integrität der Biosphäre, Landnutzungsänderungen, den globalen Süßwasserkreislauf, biogeochemische Kreisläufe, den Eintrag menschengemachter Substanzen und – neu seit 2025 – die Ozeanversauerung. Alle diese Entwicklungen zeigen eine besorgniserregende Dynamik.

Die Versauerung der Meere gilt als deutliches Warnsignal. Zusammen mit steigenden Meerestemperaturen und sinkenden Sauerstoffgehalten erhöht sie den Druck auf das marine System. Diese Entwicklungen gefährden die Stabilität von Küsten- und Hochseeökosystemen und haben weitreichende Folgen für Ernährungssicherheit, Klimaregulation und das menschliche Wohlergehen. Man sollte nicht vergessen, dass die Ozeane Zweidrittel der Erdoberfläche bedecken und das größte Ökosystem unseres Planeten darstellen. Die Gesundheit der Weltmeere ist daher von besonderer Bedeutung. (Quelle: Pressemeldung PIK)

Die Autoren des PIK-Berichts sehen einen Hoffnungsschimmer, dass die Menschheit das Ruder noch rumreißen könnte, da man mit internationalen Bemühungen es geschafft hat, das Ozonloch schrumpfen zu lassen, so dass diese Belastungsgrenze wieder im grünen Bereich liegt. Doch ob diese Hoffnung begründet ist, bezweifle ich alleine im Angesicht der immer weiter steigenden Weltbevölkerung. Zu Jesu Geburt betrug die Weltbevölkerung 0,3 Milliarden Menschen. 1950 waren es ca. 2,5 Milliarden. Heute bevölkern über 8 Milliarden Menschen den Planeten. Die Weltbevölkerung wird bis 2080 auf über 10 Milliarden steigen, bevor sie den Prognosen nach langsam schrumpft. Zudem nehmen aktuell in den bevölkerungsreichsten Staaten Indien und China Industrialisierung und Wohlstand für die Massen massiv zu, was natürlich den Raubbau an der Natur beschleunigt. Selbst wenn es uns gelingen würde, klimaschädliche Faktoren zu minimieren, steht es um die meisten anderen planetaren Grenzen schlecht bestellt. Davon abgesehen veröffentlichte die Deutsche Meteorologische Gesellschaft eine neue Zahl zum Klimawandel: Sie rechnet mit einem Temperaturanstieg von 3 Grad bis zum Jahr 2050.

Mein Optimismus für eine positive Entwicklung der Ökosphäre hält sich stark in Grenzen, denn wir befinden uns bereits in Zeiten des Massenaussterbens. Während die meisten Massenaussterbeereignisse in der Erdgeschichte vergleichsweise lange Prozesse waren, die sich über mehrere Tausend oder sogar hunderttausend Jahre hinzogen, vollzieht sich das von uns ausgelöste Ereignis in einem atemberaubenden Tempo – aber keine Sorge, der Mensch macht sich selbst dank KI und Robotik obsolet und wird von der Bühne des Lebens verschwinden oder zumindest nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

Stromboli eruptierte mittags Vulkanasche

Aschewolke am Stromboli fotografiert – Tremor zuvor abgestürzt

Am Stromboli kam es heute Mittag offenbar zu einer Ascheeruption, die etwas stärker war als die alltäglichen strombolianischen Ausbrüche und von Ginostra aus fotografiert wurde. Ein besonderes seismisches Signal konnte ich auf dem Seismogramm allerdings nicht entdecken. Interessant ist jedoch, dass der Tremor im Wochenverlauf drei stärkere Peaks bis in den orangenen Bereich aufwies, die jeweils sehr schnell wieder abfielen. Der letzte Peak begann seinen Anstieg am 22. September und fiel in der letzten Nacht wieder ab. Es sieht so aus, als würde Magma versuchen aufzusteigen. Möglicherweise kommt es auch zu starkem Druckaufbau infolge einer Schlotverstopfung mit anschließender Freisprengung.

Das INGV berichtete in seinem jüngsten Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 15. bis 21. September 2025 von einer variablen Explosionshäufigkeit, die zwischen niedrigen und mittelhohen Werten schwankte. Konkret bedeutet das, dass es Stunden mit nur zwei Explosionen gab, aber auch solche, in denen es bis zu zwölfmal knallte. Dabei ereigneten sich auch Eruptionen, die als mittelstark beschrieben wurden. Die geochemischen und geophysikalischen Parameter zeigten ansonsten keine Auffälligkeiten, wobei keine neuen Daten über den CO₂-Ausstoß vorlagen. Auffällig ist jedoch, dass es seit dem Frühsommer zu keinen starken Schwankungen im Kohlendioxid-Ausstoß mehr gekommen ist. In den Vormonaten war das anders, als es immer wieder Phasen mit sehr hohem Ausstoß gab.

Der Stromboli befindet sich seit Monaten in einem vergleichsweise ruhigen Aktivitätsstadium, das durch strombolianische Eruptionen gekennzeichnet ist, wie sie für den Vulkan jahrzehntelang typisch waren. Das Risiko von Paroxysmen stufe ich derzeit als relativ gering ein, auch wenn es nicht gleich null ist. Eigentlich eine ideale Zeit, den Vulkan zu beobachten, ohne Gefahr zu laufen, sich in einer Katastrophe wiederzufinden.

Campi Flegrei: Mehr als 30 Erdbeben seit gestern

Campi Flegrei mit langsamen Anstieg der Seismizität – 31 Erschütterungen seit gestern

Nachdem es in der letzten Woche 35 Erdbeben unter der Caldera Campi Flegrei gegeben hatte und es zwischendurch einige Tage verhältnismäßig ruhig war, steigt die Seismizität nun wieder an und könnte einem weiteren Höhepunkt entgegensteuern. Seit gestern wurden 31 Beben detektiert, die sich sowohl an der Küste zwischen Monte Nuovo und Solfatara als auch südöstlich des bekannten Kraters zugetragen haben. Dort konzentrierten sich die Beben auf das Gebiet der Luftwaffenakademie auf dem Monte Olibano, wo es Anfang des Monats die bislang jüngste Bebenserie mit mittelstarken Erdbeben gegeben hatte.

Die stärksten Erschütterungen des aktuellen Schwarmbebens brachten es auf eine Magnitude von 1,7, mit Herdtiefen von etwas über einem Kilometer. Mich würde es nicht wundern, wenn sich die Beben in den nächsten Tagen weiter zu einer größeren seismischen Krise kumulieren würden, bei der es dann auch wieder Erdbeben größer 3,6 geben wird. Zuletzt gab es ca. alle 8 Wochen einen stärkeren Erdbebenschwarm, bei dem es zu Erdbeben mit Magnituden im 4er-Bereich kam. Bei genauer Betrachtung verkürzten sich die Pausenintervalle immer weiter. Für mich ein Anzeichen, dass die Situation immer weiter auf einen Vulkanausbruch zusteuert.

Die Geschwindigkeit der Bodenhebung belief sich auch in der letzten Woche auf 15 mm pro Monat und folgt damit dem Trend, der seit April vorherrscht. Ähnlich verhält es sich mit den restlichen Messgrößen, die anzeigen, dass die Druckbeaufschlagung des Vulkansystems weitergeht.

Das INGV veröffentlichte einen interessanten Artikel über das Monitoring der Campi Flegrei. Alleine für die Erdbebenüberwachung stehen 27 Messstationen zur Verfügung. Einige Multiparameterstationen sind auch auf dem Meeresboden verankert. Sie enthalten nicht nur Geophone, sondern auch Geräte, um Bodenverformungen aufzuspüren. Die Campi Flegrei zählen in der Tat zu den am besten überwachten Vulkanen der Welt. Die Frage, die ich mir stelle, ist, wie viel Vorwarnzeit tatsächlich vor einer möglichen Eruption bleibt, denn die Messwerte sind bereits jetzt alarmierend. Ich hege zwei Befürchtungen, die eine rechtzeitige Evakuierung des Gebiets vor einer Eruption vereiteln könnten: a) Die Forscher gehen davon aus, dass es ähnliche drastische Anzeichen vor einer Eruption geben wird wie vor der Monte-Nuovo-Eruption, was sein kann, aber nicht sein muss, und b) die Politik will, dass die Bälle flach gehalten werden, und beeinflusst Bevölkerung, Wissenschaftler und Katastrophenschutz.

Venezuela: Erdbeben Mw 6,3

Zwei starke Erdbeben im Norden von Venezuela – Menschen flüchteten ins Freie

Datum: 25.09.2025 | Zeit: 03:51:39 UTC | Koordinaten: 9.927 ; -70.692 | Tiefe: 14 km | Mw 6,3

Nahe des Ostufers des venezolanischen Lake Maracaibo gab es heute gleich 2 starke Erdbeben mit den Magnituden 6,2 und 6,3. Ein drittes Beben brachte es auf Mb 4,8. Das stärkste Beben hatte einen Erdbebenherd in 14 Kilometern Tiefe und ein Epizentrum, das 27 km östlich von Mene Grande im Bundesstaat Trujillo verortet wurde. Der Erdstoß ereignete sich um 23:51:39 Uhr Ortszeit (03:51:39 UTC) und schreckte zahlreiche Anwohner aus dem Schlaf. Diese flüchteten ins Freie. Aufnahmen in den sozialen Medien zeigen zudem Straßenrisse und umgekippte Möbel. In Geschäften stürzen die Waren aus den Regalen. Katastrophale Schäden gab es nicht.

Zeugenberichte aus dem direkten Umfeld des Bebens liegen dem EMSC nicht vor. Berichte aus mehr als 120 Kilometer Entfernung zum Epizentrum beschrieben den Erdstoß als „stärker als sonst“. Er dauerte bis zu 30 Sekunden und brachte Möbelstücke zum Schwanken. Selbst aus dem fast 800 Kilometer entfernten Kolumbien liegen Wahrnehmungsmeldungen vor.

Tektonisch betrachtet ist die Erdbebenregion besonders komplex: Der Lake Maracaibo und die angrenzenden Bereiche befinden sich zwischen zwei Ausläufern der Anden auf einem großen dreieckigen Gesteinsblock, der den Namen des Bundesstaates trägt. Der Trujillo-Block ist also von mehreren Störungszonen umgeben, die sich auch noch in mehreren Reihen gliedern. Der Block bildet einen Zwickel zwischen der nach Osten driftenden Karibikplatte und der nach Westen wandernden Südamerikaplatte und nimmt die Scherbewegungen der entgegengesetzten Bewegungen auf.

Die aktuellen Erdbeben manifestierten sich an einer kleineren Nord-Süd-streichenden Blattverschiebung, die parallel zum Ostufer des Lake Maracaibo verläuft und im Süden des Sees auf die bekanntere Boconó-Störung trifft.

Venezuela steht in den letzten Tagen aber weniger wegen Erdbeben in den Schlagzeilen, sondern wegen seiner desolaten Wirtschaftslage. Missmanagement und Korruption haben eine seit Jahren anhaltende Wirtschaftskrise verursacht, obwohl das Land über große Ölreserven verfügt. Die Wirtschaftskrise bedingte eine Migrationswelle in Richtung USA, wo Trump nun rigoros gegen illegale Einwanderer aus Venezuela vorgeht. Umstritten ist auch die Zerstörung mehrerer vermeidlicher Drogenschmuggler-Boote durch die USA, die in der Karibik von Venezuela kommend unterwegs waren.