Montagne Pelée: Deutlicher Anstieg der Seismizität

Montagne Pelée zeigt deutlich erhöhte Aktivität – stärkste seismische Woche seit 2019

Die seismische Aktivität am Montagne Pelée auf Martinique in der Karibik hat in dieser Woche einen neuen Höchststand seit Beginn der vulkanischen Reaktivierung im Jahr 2019 erreicht. Das Observatoire Volcanologique et Sismologique de Martinique (OVSM) registrierte zwischen dem 19. und 26. September 2.267 vulkanische Erdbeben – mehr als dreimal so viele wie in der Vorwoche.




Die überwiegende Mehrheit, 2.203 vulkanisch-tektonische Beben, ereignete sich in 1 bis 1,4 Kilometern Tiefe direkt unter dem Gipfel des Vulkans. Sie sind auf Mikrofrakturen im Gestein zurückzuführen. 130 stärkere Erdbeben wurden tiefer lokalisiert, bis in 4,3 Kilometer Tiefe. Das stärkste dieser Ereignisse erreichte eine Magnitude von Mlv 2,16.

Neben diesen Beben verzeichnete das OVSM 57 Hybridbeben, die mit dem Aufstieg von Gasen und hydrothermalen Fluiden in Verbindung stehen. 13 davon traten in 1 bis 2 Kilometern Tiefe unterhalb der Domkuppeln auf, eines in 3,2 Kilometern Tiefe. Hinzu kamen sieben Langzeitbeben, deren niederfrequente Signale auf tiefe Fluidbewegungen im magmatischen System hindeuten.

Obwohl keines der Ereignisse von der Bevölkerung gespürt wurde, hätte die Stärke einiger Beben ausgereicht, um von Wanderern auf dem Vulkan wahrgenommen zu werden. Insgesamt registrierte das Observatorium in den letzten vier Wochen über 4.000 Beben, also mehr als 1.000 pro Woche.

Auch die freigesetzte seismische Energie nahm stark zu: Allein im September wurden rund 775 Megajoule gemessen – mehr als in den gesamten acht Monaten davor. Die Verteilung der Hypozentren zeigt inzwischen eine Ausdehnung bis in vier Kilometer Tiefe, was auf eine Verbindung zwischen den oberflächennahen und tieferen Bereichen des Vulkans schließen lässt. Diese Zone weist eine röhrenartige Struktur auf, die möglicherweise einem magmatischen Kanal entspricht. Die Daten deuten also an, dass magmatische Fluide aufsteigen, die sich mittlerweile in geringer Tiefe unter dem alten Lavadom befinden. Ob es sich nur um Gase und hydrothermale Lösungen handelt oder tatsächlich um Magma, ist ungewiss. Gegen Magma spricht, dass trotz der deutlichen Zunahme der Erdbeben bislang keine nennenswerten Deformationen des Gipfels gemessen wurden, und es gibt keine sichtbare fumarolische Aktivität. Nach Einschätzung der Vulkanologen bleibt die Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Eruption gering. Mittelfristig betrachtet könnte es innerhalb von Wochen oder Monaten aber zu einer Eruption kommen.

Die Vulkanwarnstufe am Montagne Pelée bleibt auf Gelb. Das OVSM hat seine Überwachung verstärkt und wird die Entwicklung weiterhin genau verfolgen.

Mir kam der Gedanke, dass die erhöhte Seismizität mit dem starken Erdbeben MW 6,3 an der venezolanischen Küste in Verbindung stehen könnte, das sich am 25. September ereignete. Doch das Epizentrum dieses Bebens lag etwa 1300 Kilometer von Martinique entfernt, sodass ich die dynamische Triggerung von Fluidbewegungen durch die Erschütterungen dieses Bebens zwar für denkbar halte, aber nicht für sehr wahrscheinlich.

Santiaguito eruptiert Aschewolken 4300 m hoch

Auf diesem Archivbild erkennt man gut die 4 Dom-Generationen des Santiaguito. © Marc Szeglat

Eruptionen vom Santiaguito lösten VONA-Warnungen aus – Vulkanasche in 4300 m Höhe

Der guatemaltekische Domvulkan Santiaguito erzeugte gestern mehrere Ascheeruptionen, bei denen Asche bis auf einer Höhe von 4300 m aufstieg und nach Südwesten driftete. Einige der Eruptionen erzeugten kleine Dichteströme, die im oberen Flankenbereich des Doms unterwegs waren. Zudem gingen Schuttlawinen ab, die nachts zum Teil rot glühen.
Die Vulkanologen von INSIVUMEH berichten darüber hinaus, dass über dem Caliente-Dom eine anhaltende Gasfreisetzung zu beobachten ist, die bis zu 400 m hoch über dem Dom aufsteigt. Zudem wurden schwache bis mäßige Explosionen registriert, die eine Gas- und Aschesäule bis zu 800 m über den Dom aufsteigen ließen und deren Ausbreitung nach Westen und Südwesten erfolgte. In der Nacht und am frühen Morgen ist auf dem Dom sowie an seinen West- und Südwestflanken ein Glühen erkennbar, verursacht durch wiederkehrende Lawinen, die diese Flanken hinabstürzen. Ein Auftreten größerer pyroklastischer Dichteströme kann nicht ausgeschlossen werden.

Da die Regenzeit noch nicht vorbei ist und heftige Regenfälle auftreten können, warnt man auch weiterhin vor Schlammströmen, die vor allem im Bereich der Südflanke problematisch sein können, da die Abflussrinnen hier in besiedeltes Gebiet entwässern. Als Gebiet mit einem besonders hohen Gefährdungspotenzial durch Lahare werden die Flüsse Nimá i Tambor und Cabello de Ángel ausgewiesen.




Beim Santiaguito handelt es sich um einen Komplex mehrerer Lavadome, die sich erst vor etwas mehr als 100 Jahren gebildet haben. Nachdem die Südflanke des Vulkans Santa Maria infolge einer katastrophalen Eruption 1902 abgerutscht war, bildete sich an der Basis der Narbe ein Seitenkrater. Im Jahr 1922 begann hier der erste Dom zu wachsen. Mittlerweile ist es der vierte Dom, der hier wächst. Tatsächlich ist es auch inzwischen der Größte. Die drei anderen Domgenerationen bilden eine kleine Kette, aus der ersichtlich wird, dass sich das Eruptionszentrum in Richtung des Muttervulkans verlagert.