Island: Erdbeben Mb 3,3 bei Hrafntinnusker

Blick von Hrafntinnusker in Richtung Katla. © Marc Szeglat

Erdbeben Mb 3,3 erschüttert Islands Hochland bei Hrafntinnusker – geologisch sensible Region in der Torfajökull-Caldera

In der Nacht zum 20. Dezember registrierten seismische Messstationen im südlichen Hochland Islands ein Erdbeben der Magnitude 3,3 mit einer Herdtiefe von nur 100 Metern. Das Epizentrum lag bei Hrafntinnusker, etwa acht Kilometer südwestlich von Landmannalaugar, innerhalb der Torfajökull-Caldera. Nach Angaben der isländischen Meteorologiebehörde folgten mehrere kleinere Nachbeben. Meldungen über spürbare Erschütterungen in bewohnten Gebieten liegen nicht vor.




Erdbeben dieser Stärke kommen in der Region immer wieder vor, sind aber nicht an der Tagesordnung. Zuletzt ereignete sich dort im Juli 2023 ein vergleichbarer Erdstoß. Die Beben spiegeln die komplexe geologische Struktur der Gegend wider, die ich für eine der faszinierendsten Islands halte.

Die Torfajökull-Caldera unterscheidet sich deutlich von den meisten isländischen Vulkansystemen. Während Island überwiegend von basaltischem Vulkanismus geprägt ist, dominiert hier rhyolithisches, stark kieselsäurereiches Gestein. Diese Magmen sind zähflüssiger und potenziell explosiver. Gleichzeitig beherbergt die Caldera eines der aktivsten Hochtemperatur-Geothermiegebiete des Landes. Die Wechselwirkung von unterirdischen Magmaakkumulationen, zirkulierendem Grundwasser und stark zerklüftetem Gestein führt regelmäßig zu Spannungsumlagerungen, was ein häufiger Auslöser lokaler Erdbeben ist.

Tektonisch liegt das Gebiet entlang des Ostarms der isländischen Hauptstörungszone, die den Mittelatlantischen Rücken an Land fortsetzt. Hier driften die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinander, begleitet von Dehnung, Bruchbildung und magmatischer Intrusion. Diese Struktur macht das südliche Hochland besonders anfällig für seismische Aktivität.

Zusätzliche Aufmerksamkeit erhält das Beben durch die relative Nähe zum Katla-Vulkansystem, einem der aktivsten und potenziell gefährlichsten Vulkane Islands. Zwar besteht nach Einschätzung der Vulkanologen kein direkter Zusammenhang zwischen dem aktuellen Erdbeben und einer möglichen Aktivitätszunahme der Katla, doch verdeutlicht das Ereignis die enge Verzahnung tektonischer und vulkanischer Prozesse in dieser Region.

Das markanteste Merkmal von Hrafntinnusker ist der kleine Gletscher, der teilweise ein Geothermalfeld bedeckt. Das Zusammenspiel von Erdwärme und Eis hat faszinierende Eishöhlen geschaffen, aus denen dampfende Fumarolen austreten. Hrafntinnusker ist nur über einen ganztägigen Fußmarsch von Landmannalaugar aus erreichbar. Der Weg führt durch die bunte Rhyolith-Landschaft von Brennisteinsalda durch die Torfajökull-Caldera und eröffnet an klaren Tagen beeindruckende Blicke auf den Mýrdalsjökull mit der Katla.

Italien: Unwetter auf Elba verursachte Überflutungen

Unwetter mit Starkregen verursachte Flutkatastrophe auf Elba – ein Todesopfer geborgen

Die Unwetterserie im Mittelmeerraum reißt nicht ab: Gestern traf es die beliebte italienische Urlaubsinsel Elba, die z.B. von der Toskana aus per Fähre zu erreichen ist. Innerhalb weniger Stunden fiel so viel Niederschlag wie sonst in einem Monat. In der Folge traten zahlreiche kleine Bäche über die Ufer und legten das öffentliche Leben der Insel lahm. Eine 81-jährige Frau stürzte in ihrer überfluteten Wohnung und starb. Mehrere Personen erlitten Verletzungen.




Elba

Besonders betroffen waren die Orte Marina di Campo und Portoferraio, wo sintflutartige Regenfälle zu Überschwemmungen und kleineren Erdrutschen führten, die starke Schäden an der Infrastruktur verursachten. Schäden führten. Straßen verwandelten sich in reißende Bäche, Keller und Erdgeschosse liefen voll Wasser, Verkehrsverbindungen brachen zeitweise zusammen.

Meteorologisch war das Unwetter kein isoliertes Inselphänomen. Elba lag im Einflussbereich eines ausgedehnten Tiefdrucksystems über dem westlichen Mittelmeer. Feuchte, relativ warme Luftmassen strömten vom Tyrrhenischen Meer – wo die Liparischen Inseln vulkanischen Ursprungs liegen – gegen die Küste der Toskana. Aufgrund einer blockierenden Wetterlage durch ein Hochdruckgebiet im Osten konnte das Tief nicht abziehen und verharrte lange über Elba. Das Ergebnis waren lang anhaltende, teils stationäre Starkregenfälle. Innerhalb weniger Stunden fielen lokal Regenmengen, die sonst einem Großteil des Monatsdurchschnitts entsprechen. Die Regenfälle beschränkten sich nicht nur auf Elba, sondern griffen auch auf die Südtoskana über. Dort blieben katastrophale Zustände aber aus.

Das Unwetter allein erklärt das Ausmaß der Schäden nicht: Die Morphologie Elbas wirkte als Verstärker. Die Insel ist stark reliefiert: Zwischen den über 1.000 Meter hohen Gipfeln des Monte-Capanne-Massivs und der Küste liegen oft nur wenige Kilometer. Regenwasser fließt daher extrem schnell talwärts. Statt großer Flüsse gibt es zahlreiche kurze Bäche, sogenannte Torrenti, die bei Starkregen in kürzester Zeit anschwellen und Sturzfluten verursachen.

Besonders kritisch sind die flachen Küstenebenen an den Bachmündungen, auf denen viele Ortschaften entstanden sind. In Marina di Campo trat der Bach Alzi über die Ufer, während in Portoferraio mehrere kleine Einzugsgebiete zusammenwirkten. Verbaute, eingeengte Bachläufe, Brücken und versiegelte Flächen verschärften die Lage zusätzlich, da dem Wasser kaum Raum zur Ausbreitung blieb.