Großbritannien: Spürbares Erdbeben in Lancashire

Ungewöhnliche Erschütterung in Großbritannien: Erdbeben Mb 3,3 in Nord-Lancashire schreckt Anwohner aus dem Schlaf

Der Nordwesten Englands wurde heute Nacht von einem Erdbeben der Magnitude 3,3 erschüttert. Das Epizentrum lag 13 Kilometer nordöstlich von Morecambe und etwa 43 Kilometer nördlich von Preston. Die Herdtiefe wird mit 10 Kilometern angegeben, wahrscheinlich, weil keine genauere Lokalisierung des Hypozentrums möglich war. Obwohl es in der Region stillgelegte Steinbrüche gibt und vor der Küste Gasfelder liegen, sind die Daten des Bebens typisch für tektonisch bedingte Erschütterungen. Obwohl das Beben als schwach einzustufen ist, wurde es in einem breiten Umkreis deutlich wahrgenommen und riss Anwohner aus dem Schlaf. Diese starken Wahrnehmungen sprechen dafür, dass der Erdstoß deutlich flacher lag als in der angegebenen Tiefe, aber dennoch tiefer, als die Gasfelder liegen.




Großbritannien. © EMSC/ Leaflet

In zahlreichen Orten zwischen Lancaster, Carnforth und dem südlichen Cumbria wackelten Häuser, Schränke und Türen vibrierten, und viele Menschen wurden aufgeschreckt. Die Erschütterungen wurden besonders in Siedlungen registriert, die auf festem Kalksteinuntergrund oder auf dünnen Quartärsedimenten der Morecambe-Bucht liegen, wo seismische Wellen besonders effizient übertragen werden. Schäden sind nicht bekannt, doch die Intensität reichte aus, um in einigen Gebäuden das Gefühl eines kurzen, kräftigen Stoßes zu erzeugen. Auch weiter nördlich in den South Lakes wurden schwächere Erschütterungen gespürt. Beim EMSC liegen entsprechend viele Wahrnehmungsmeldungen vor.

Geologisch liegt die Region in einem komplexen Mosaik aus alten Strukturen, die vor Jahrmillionen während der variszischen und caledonischen Gebirgsbildungen entstanden. Die nördliche Lancashire-Küste und die angrenzenden Kalksteinplateaus sind von tiefreichenden Verwerfungszonen durchzogen, die heute in einer ansonsten ruhigen intraplatten Lage nur gelegentlich reaktiviert werden. Das regionale Spannungsfeld der Eurasischen Platte – dominiert durch Fernwirkungen des sich öffnenden Nordatlantiks – kann dazu führen, dass alte Bruchflächen nach langen Ruhephasen wieder geringe Bewegungen zeigen. Das aktuelle Erdbeben fügt sich in dieses Muster seltener, aber natürlicher Spannungsentladungen ein.

Die Morphologie der Region verstärkt diese Einordnung. Entlang der Morecambe-Bucht prägen gestufte Kalksteinplateaus, steile Klippen, Karstformen und glazial überformte Täler das Landschaftsbild. Die steifen karbonatischen Gesteine übertragen seismische Energie effizient, während die weicheren Sedimente nahe der Küste diese lokal verstärken oder dämpfen können. Das Zusammenspiel aus alter tektonischer Architektur, glazial modellierter Oberfläche und heterogener Gesteinsverteilung erklärt, warum ein vergleichsweise kleines Beben so deutlich wahrgenommen wurde.