Neue hydrothermale „heiße Zonen“ vor Milos: Forscher entdecken hydrothermales Unterwasser-System entlang tektonischer Bruchzonen
Vor der griechischen Insel Milos haben Meeresforscher ein überraschend weit verzweigtes hydrothermales System entdeckt, das auf bislang unerforschten Tiefenbereichen des Kontinentalsockels existiert. Die Ergebnisse, veröffentlicht am 27. November 2025 in Scientific Reports, zeichnen ein detailliertes Bild von Tiefen zwischen 30 und 230 Metern, in denen heißes Wasser, Gase und mineralhaltige Fluide aus dem Meeresboden austreten – weit unterhalb der üblichen flachen vulkanischen Quellen, aber auch oberhalb der klassischen Tiefsee-Schlote der Black Smokers.

Das internationale Forscherteam um Paraskevi Nomikou nutzte eine Kombination aus hochauflösenden geophysikalischen Messmethoden wie Seismik, Magnetik und Gravimetrie sowie bathymetrischer Kartierung und chemischen Analysen. Die Forscher wurden dabei durch autonome Unterwasserfahrzeuge und ferngesteuerte Roboter (ROV) unterstützt. So konnten sie drei Hauptzonen hydrothermaler Aktivität ausmachen: Aghia Kiriaki, Paleochori–Thiorychia und Vani. Alle drei liegen entlang aktiver tektonischer Bruchzonen, die den Meeresboden südöstlich und nordwestlich von Milos prägen, und sind mit der Subduktionszone des Hellenischen Bogens und dem dahinterliegenden Vulkangürtel assoziiert.
Auffällig ist die tiefe und clusterartige Verteilung der Austrittsstellen: Die Schlotquellen erscheinen nicht gleichmäßig, sondern in charakteristischen Gruppen. Zwei Tiefenbereiche – um etwa 130 m und 180 m – zeigen besonders viele hydrothermale Quellen. Im größten der untersuchten Gebiete bei Paleochori–Thiorychia fanden die Wissenschaftler sogar eine dritte, tiefer liegende Gruppe um 210 m.
Auch die Erscheinungsformen der hydrothermalen Aktivität sind vielfältig: In flacheren Bereichen des Meeresbodens gibt es diffuse Gas- und Wärmeaustritte auf sandigem Grund, oft begleitet von dichten mikrobiellen Matten. In größeren Tiefen tauchten dagegen CO₂-degassende Schornsteine und Bereiche mit aktivem, über 180 °C warmem Fluidaustritt auf – ein Hinweis auf ein dauerhaft aktives hydrothermales System.
Die Forscher betonen, dass diese zwischentiefen hydrothermalen Felder ein Bindeglied darstellen zwischen den bisher gut erforschten flachen Küstenquellen und den klassischen Tiefsee-Schloten. Ihre räumliche Nähe zu tektonischen Strukturen legt nahe, dass die Geologie des Meeresbodens entscheidend ist für das Vorkommen und die Verteilung solcher Systeme.
Diese Entdeckung erweitert unser Verständnis darüber, wie hydrothermale Systeme entstehen, sich ausbreiten und möglicherweise Lebensräume für spezielle mikrobiologische Gemeinschaften bieten – und liefert Impulse für künftige Forschungsreisen in die oft vergessenen mittleren Meerestiefen.
Quelle: Nomikou, P., Bejelou, K., Koschinsky, u.a. (2025). Structural control and depth clustering of extensive hydrothermal venting on the shelf of Milos Island. Scientific Reports, 15, 42359. https://doi.org/10.1038/s41598-025-26398-y. Lizenz der CC