Serbien: Hochwasser-Katastrophe

In Serbien und Bosnien-Herzegowina sind Millionen Menschen von einer der schlimmsten Hochwasser-Katastrophen betroffen, die der Balkan bis jetzt erlebt hat. Nach lang anhaltenden Regenfällen überflutete das Hochwasser des Flusses Save ganze Landstriche. Bisher starben mindestens 20 Menschen in den Fluten. Armee und Rettungskräfte retteten unzählige Menschen. Zehntausende sind auf der Flucht.

Die Save mündet bei Belgrad in die Donau. Vermutlich müssen sich die Menschen dort auch auf Hochwasser gefasst machen.

Vor einem Jahr filmte und fotografierte ich das Hochwasser an der Elbe. Hier könnt ihr die Bildergalerie und das Video dazu sehen.

Italien: Neues von Ätna und Stromboli

Ätna: die Kollegen von Etnawalk zeigten vorgestern ein Foto einer strombolianischer Eruptionen aus dem Neue Südostkrater. Diese war schon verhältnismäßig groß. Im Bericht wird von kontinuierlicher, aber schwacher Aktivität gesprochen. Boris Behncke kann für heute keine Strombolianer am Ätna bestätigen.

Thermisches Signal am Stromboli. © INGVStromboli: heute konnte ich seit langem mal wieder ein deutliches thermisches Signal um den NE-Förderschlot herum ausmachen. Unklar ist, ob die strombolianischen Eruptionen größer geworden sind, oder ob die ThermalCam neu kalibriert wurde und nun empfindlicher ist. Leider ist die Seismik des INGV nach wie vor offline.

Darmstadt: leichtes Erdbeben

Update: Manche Erdbebenwarten geben die Stärke des Bebens mit 3,9 an. Mittlerweile wird von 70 beschädigten Häusern gesprochen.

Originalmeldung: In Deutschland ereignete sich heute Abend ein leichtes, aber spürbares Erdbeben der Magnitude 3,6. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe und 2 km südlich von Darmstadt. In unserer Facebookgruppe schildern Zeugen des Erdbebens ihr Erlebnis.

Ewa Bukowska berichtet folgendes: „Kurz vor 19 Uhr gab es ein recht starkes Erdbeben in Fürth/Odw. es dauerte mehrere Sekunden. Es war verstörend – die Gebäude hat sich bewegt, Blumenwase hüpfte auf denTisch, glas klirrte und kam sehr langsam zur Ruhe.“

Island: Schwarmbeben Bardarbunga

Schwarmbeben. © IMOAuf Island kommt es zu weiteren Schwarmbeben. Besonders betroffen ist heute das Gebiet um den subglazialen Vulkan Barabunga. Dieser liegt unter dem Gletscher Vatnajökull und bildet zusammen mit dem Vulkan Grimsvötn ein System. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,7 und lag in nur 800 m Tiefe.

Nicht weit vom Vatnajökull entfernt liegt Herðubreiðartögl. Hier kommt es seit gut 2 Wochen zu Schwarmbeben. Die Aktivität ist allerdings zurückgegangen. An beiden Stellen zusammen genommen ereigneten sich in den letzten 48 Stunden 110 Einzelbeben.

Fuego: Intensivierung der Eruption

Die Eruptionen am Vulkan in Guatemala haben sich wieder intensiviert. INSIVUMEH berichtet von 7 schwachen und 10 mittelstarken Eruptionen innerhalb von 24 Stunden. Vulkanasche stieg bis auf einer Höhe von 4700 m auf und driftete bis zu 9 km in südwestlicher Richtung. Glühende Lava wurde bis zu 200 m über Kraterrand ausgeworfen und verursachte kleine Schuttlawinen.

Shiveluch: Asche-Eruptionen

Shiveluch-Eruption. © KVERTDer Vulkanausbruch am Shiveluch auf Kamtschatka geht weiter. Das VAAC Tokyo registrierte gestern eine Eruptionsserie mit 4 Ausbrüchen. Vulkanasche stieg lauf KVERT bis zu 9,5 km hoch auf und driftete bis zu 90 km weit.

In der hufeisenförmigen Depression des Vulkans wächst seit Monaten ein Lavadom. Es kommt immer wieder zu Ascheeruptionen und Pyroklastischen Strömen. Zeitweise fließt ein zähflüssiger Lavastrom über die Flanke des Doms.

Kilauea: erhöhte seismische Aktivität

Am Kilauea auf Hawaii verzeichnete das HVO erhöhte seismische Aktivität in der Nähe der Gipfel-Caldera. Am Halema`uma`u-Krater kam es in den letzten 24 Stunden zu 77 flachen vulkanischen Erdbeben. Zudem ist der Schwefeldioxid-Ausstoß hoch: zwischen 3000 und 5000 t werden täglich gefördert. Bei mäßigem Wind war die SO2-Konzentration am Krater zeitweise extrem und sprengte mit 50 ppm die Skala der Messgeräte. Der Spiegel des Lavasees fiel infolge einer Deflation auf 50 m. Trotzdem wurde eine Ausdehnung des Gipfelbereiches beobachtet. Die Vulkanologen geben eine Ausdehnung von 10 cm pro Jahr an. Der Druck in der Magmakammer scheint hoch zu sein.

Vulkane weltweit

Bromo: am Vulkan in der Tengger-Caldera auf Java wurde seit dem 1. Mai eine leichte Zunahme des Tremors verzeichnet. Zudem berichten Vulkanologen von starkem Schwefelgeruch und erhöhter fumarolischer Aktivität. Der Alarmstatus bleibt bei „gelb“.

Krakatau: hier registrierten die indonesischen Vulkanologen eine Zunahme der vulkanischen Erdbebentätigkeit. Besonders die flachen vulkanischen Beben legten zu. Im Januar wurden täglich ca. 28 Beben registriert, im Mai steigerte sich die Zahl auf 111. Der Alarmstatus bleibt auf „gelb“.

Sakura-jima: das VAAC Tokyo registrierte gestern insgesamt 3 Eruptionen des Vulkans auf der japanischen Insel Kyushu. Eine Eruption war so stark, dass über sie in den japanischen Medien berichtet wurde. Heute steigt permanent Asche auf, was ich via LiveCam beobachten konnte.

Santiaguito: CONRED berichtet von normaler Aktivität nach dem partiellen Domkollaps vom Freitag. 2-3 Eruptionen pro Stunde lassen etwas Vulkanasche bis auf 3.300 m aufsteigen. Es gehen vereinzelte Blocklawinen ab. 18 Stunden Regen erhöhen die Gefahr von Lahare.

Yellowstone Caldera: neue Forschungsergebnisse zur Magmakammer

Computermodelle der Magmakammer unter dem Yellowstone-Vulkan. &copy: Farrell u.a.Eine Forschergruppe um Jamie Farrell wertete seismische Daten aus, die zwischen 1984 und 2011 in der Yellowstone-Caldera gesammelt wurden. Diese Daten wurden herangezogen, um mittels Computer ein tomographisches Bild der Magmakammer unter dem Yellowstone zu erstellen. Dies gelingt, da sich Erdbebenwellen in verschiedenen Medien unterschiedlich schnell ausbreiten. In Zonen mit geringerer Dichte breiten sich die Erdbebenwellen langsamer aus, als in Bereichen mit hoher Dichte. Durch minimale Laufzeitunterschiede können die Forscher verschiedene Gesteinsarten detektieren und insbesondere Fluide und Gesteinsschmelzen lokalisieren. Untersuchungen dieser Art wurden in den letzten Jahren häufiger durchgeführt, doch meistens ging es bei diesen Arbeiten um die Tomografie des Mantelplume und nicht um die oberflächennahe Magmakammer. Farrell und seine Kollegen werteten besonders viele seismische Daten aus und konnten so bestehende Modelle erweitern und verfeinern. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Magmakammer unter dem Yellowstone-Vulkan noch größer ist, als bisher angenommen. Besonders auffällig ist eine Zone mit geringer Ausbreitungsgeschwindigkeit der Erdbebenwellen an der Nordost-Grenze der Caldera. Diese liegt nahe der Oberfläche und scheint mit Fluiden gefüllt zu sein. Bei diesen Fluiden kann es sich um Magma, oder (und) hydrothermalen Lösungen handeln. Die Forscher geben die Maße der Magmakammer so an: 90 km lang, zwischen 5 und 17 km tief, Insgesamt 2,5 fach größer als bisher angenommen. Der Magmakörper erstreckt sich 15 km des nordöstlichen Calderarandes.

Die Verlagerung der Magmakammer in Richtung Nordosten hängt mit der Plattentektonik zusammen. Während der Mantelplume unter Yellowstone ortskonstant ist, wandert die Platte über ihn hinweg und das Eruptionszentrum verlagert sich an der Oberfläche.
Das Volumen der Magmakammer schätzen die Forscher auf 200 – 600 Kubikkilometer. Von den Gesteinen der Magmakammer sollen ca. 5-15% geschmolzen sein. Bisher ging man davon aus, dass die Magmakammer weniger Material enthalte, das aber ca. 32% geschmolzen sei. Einigen Studien zufolge müssen ca. 40% Schmelze in der Magmakammer vorhanden sein, bevor es zu einem Vulkanausbruch kommen kann. Es gibt aber auch Schätzungen, nachdem dafür weitaus weniger Schmelze ausreichend ist.

Damit ein Magmakörper aus größeren Tiefen aufsteigen kann sind ca. 5% Schmelze nötig. Das restliche Magma ist aufgrund der Hitze plastisch. Damit dieses Material in der Magmakammer schmelzen kann sind Temperaturen von mehr als 700 Grad nötig. Studien von anderen Vulkanen zeigen, dass das Magma in der Magmakammer nur während 1% seiner Verweildauer in der Kammer zum größten Teil geschmolzen ist. Die Zeitspanne, während der es überhaupt zur einem Vulkanausbruch kommen kann, ist somit relativ kurz.

Allerdings haben erst kürzlich Forschungen an der ETH Zürich gezeigt, dass weder der Schmelzanteil, noch der Gasdruck alles bestimmende Größen sind, ob und wann ein „Supervulkan“ eruptiert. Die Wissenschaftler um Carmen Sanchez-Valle machten Laborexperimente mit Lava aus „Supervulkan-Eruptionen“. Sie kamen zu dem Schluss, dass allein schon der Dichteunterschied eines großen Magmakörpers zum Umgebungsgestein ausreichen kann, um eine Eruption auszulösen. Die Wissenschaftler vergleichen den Magmakörper mit einem Fußball, den man unter Wasser drückt und loslässt. Im Wortlaut erklärt das Sanchez-Valle so: „Die Ergebnisse zeigen, dass bei einer ausreichenden Größe der Magmakammer alleine der durch Dichteunterschiede verursachte Überdruck genügt, um die darüber liegende Kruste zu durchbrechen und eine Eruption in Gang zu setzen“. Wieviel Magma in der Kammer geschmolzen sein muss, erklären die Forscher aber nicht.

Eine aktuelle Meldung des USGS sorgt für weiteren Diskussionsstoff: demnach änderte sich die Richtung der Bodendeformation im Norden der Yellowstone-Caldera. Nach einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 4,8 verschob sich die Bodendeformation um 0,5 cm in westlicher Richtung und um 1 cm Richtung Norden. Zuvor verschob sich der Untergrund in südlicher Richtung. Der Trend zur Inflation schlug in Deflation um: der Boden sackte um 2 cm ein, womit er gut ein Drittel der Aufwölbung verlor, die sich in den letzten 8 Monaten gebildet hatte. Die seismische Tätigkeit war recht hoch und konzentrierte sich auf einem Gebiet in der Nähe des Norris Geyser Basins.

Aus den neuen Forschungsergebnissen und Beobachtungen kann man ableiten, dass sich Magma im Untergrund des Yellowstone Nationalparks bewegt. Einen Vulkanausbruch mit globalen Folgen halte ich in mittelbarer Zukunft für sehr unwahrscheinlich. Es könnten sich aber durchaus lokale Magma-Ansammlungen mit genug Schmelze bilden, die einen normalen Vulkanausbruch verursachen könnten.

Weiterführende Links:

Steckbrief Yellowstone

Bildergalerie Yellowstone

Quellen: USGS, Wired Eruptions, nature.com, Geophysical Research Letters:
„Tomography from 26 years of seismicity revealing that the spatial extent of the Yellowstone crustal magma reservoir extends well beyond the Yellowstone caldera.“