Campi Flegrei: Spürbares Erdbeben erschüttert Calderavulkan

Ein spürbares Erdbeben Mb 3,9 reißt Anwohner von Pozzuoli aus dem Schlaf – Angst in der Campi Flegrei wächst

Datum 27.04.2024 | Zeit: 03:44:56 UTC | Lokation: 40.811 ; 14.094 | Tiefe: 3 km | Mb 3,9

Heute Morgen manifestierte sich im Golf von Pozzuoli ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 3,9, das von den Anwohnern der Region deutlich gespürt werden konnte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 9 km westsüdwestlich von Fuorigrotta lokalisiert. Die Metropole Neapel liegt 15 Kilometer entfernt. Der Erdbebenherd befand sich in nur 3 Kilometern Tiefe, was mit ein Grund dafür sein dürfte, dass das Erdbeben als besonders stark empfunden wurde. So liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor.

Die Bebenzeugen berichten, dass sie aus dem Schlaf gerissen wurden, weil das ganze Haus gewackelt hätte. Einer meinte, dass er noch nie ein so starkes Erdbeben gespürt hätte. Dabei war es nicht der stärkste Erdstoß der aktuellen Hebungsphase. Dieser ereignete sich am 27. September letzten Jahres und hatte eine Magnitude von 4,2 und setzte somit in etwa doppelt so viel Energie frei wie das aktuelle Erdbeben. Dieses Beispiel zeigt, wie subjektiv Erdbebenwahrnehmungen sein können. Natürlich hängt die Wahrnehmung auch von der Entfernung zum Epizentrum ab.



Tektonik von Neapel und Pozzuoli

Das Erdbeben war fast bis zum Vesuv zu spüren gewesen, der eine halbe Stunde Fahrtzeit von Pozzuoli entfernt liegt. Das verdeutlicht auch die prekäre Lage von Pozzuoli und Neapel. Während Pozzuoli direkt in der Caldera liegt, ist Neapel von 2 Vulkanen mit einem erheblichen Eruptionspotenzial flankiert. Zusätzlich kommt noch die Gefahr durch starke tektonische Erdbeben, wie jenes, das sich 1980 bei Irpinia westlich von Neapel manifestierte. Es hatte eine Magnitude von 6,9 und forderte 2735 Menschenleben. Dieses Beben stand mit der kontinentalen Naht der Apennin-Störung in Verbindung, an der sich der Adriatische Sporn in den Europäischen Kontinent hineinschiebt Aber auch der Golf von Neapel ist von zahlreichen lokalen Störungszonen durchzogen, die stärkere Erdbeben als das von heute Morgen hervorbringen könnten.

Betrachtet man die Lage des Bebens M 3,9 (großer roter Punkt auf der Shakemap) mit jener der Störungszonen auf der unteren Karte, Stellt man fest, dass sich das Beben auf einer geologischen Struktur ereignete, die als Synkline eingezeichnet ist. Hierbei handelt es sich um eine tektonische Falte nahe des Calderarandes, durch die eine kleine Störung verläuft. Wahrscheinlich lösten aufsteigende magmatische Fluide das Beben aus, indem es an der Schwächezone der Störung zu Gesteinsbruch kam.

Das Erdbeben trat natürlich nicht alleine auf, sondern war Teil eines weiteren starken Schwarmbebens. Seit Gestern trugen sich mehr als 90 Erschütterungen zu. Die seismische Aktivität steigerte sich in den letzten 3 Wochen signifikant und ich gehe von einem Anhalten der beschleunigten Bodenhebung aus.