Japan: Erdbeben M 5,6 im Ryūkyū-Archipel

Ryūkyū -Archipel in Japan: Starkes Schwarmbeben hält weiter an

Datum: 02.07.2025 | Zeit: 06:26:50 UTC | Koordinaten: 29.243 ; 129.305 | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Kagoshima, 02.07.2025Das japanische Ryūkyū-Archipel ist vulkanischen Ursprungs und kommt nicht zur Ruhe: Es wird weiterhin von einer vergleichsweise großen Anzahl mittelstarker bis starker Erdbeben erschüttert. In den letzten 24 Stunden manifestierten sich 23 Erdbeben mit Magnituden zwischen 5,6 und 3,5. Der stärkste Erdstoß M 5,6 wurde um 06:26:50 UTC registriert. Es war zugleich das stärkste Beben des Schwarms, der am 22. Juni begann. Das Epizentrum wurde 99 km nord-nordwestlich von Naze verortet. Der Erdbebenherd befand sich in 10 Kilometern Tiefe. Zählt man schwächere Erdbeben mit, muss man sich inzwischen der Tausendermarke nähern.

Defacto lag das Epizentrum des Bebens wenige Kilometer westlich der kleinen Insel Kodakarajima. Sie gehört zur Inselgruppe Tokara, die wiederum zum Ryūkyū-Archipel gehört, das sich auf einer Länge von 1200 Kilometern zwischen dem Süden Japans und dem Norden Taiwans aufspannt. Das Archipel liegt westlich des Ryūkyū-Grabens, entlang dem die Philippinen-Platte unter die Yangtze-Platte abtaucht und subduziert wird. Hierdurch entstehen Spannungen, die letztendlich für die Erdbeben verantwortlich sind. Zudem entsteht Magma, das bei seinem Aufstieg ebenfalls Schwarmbeben verursachen kann. So ist es durchaus möglich, dass die aktuellen Erschütterungen durch aufsteigendes Magma verursacht werden.

Der aktive Inselvulkan Suwanose-Jima gehört ebenfalls zur Tokara-Inselgruppe und befindet sich gut 50 Kilometer nördlich des Erdbebengebiets. Der Vulkan stößt immer wieder kleine Aschewolken aus und steigerte seine Aktivität wenige Tage nach Beginn des Erdbebenschwarms. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen den Erdbeben und Eruptionen gibt, ist unklar.

Die Erdbeben in der Tokara-Inselgruppe sind aber nicht die einzigen Beben im Ryūkyū-Archipel. Gestern Abend gab es im Norden des Inselbogens ein Beben Mb 4,7, das sich in 30 Kilometern Tiefe östlich der Insel manifestierte. Das Epizentrum wurde 27 km südöstlich von Nishinoomote verortet. Hierbei handelt es sich um eine Stadt auf der Insel Tanegashima, auf der sich der japanische Weltraumbahnhof befindet. 100 Kilometer nordwestlich liegt der Vulkan Sakurajima.

Campi Flegrei: Beschleunigte Bodenhebung durch Erdbeben

Erdbeben Md 4,6 ging mit beschleunigter Bodenhebung einher – Genauer Wert noch nicht ermittelt

Pozzuoli, 02.07.2025Das Erdbeben der Magnitude 4,6, das am 30. Juni den Westen des Calderavulkans Campi Flegrei erschütterte, ging mit einer moderaten Beschleunigung der Bodenhebung einher. Das geht aus einer Mitteilung des INGV hervor. Der genaue Wert der beschleunigten Bodenhebung wurde noch nicht mitgeteilt. Dazu bedarf es erst Korrekturdaten der Satellitenbahnen, die über mehrere Tage lang gesammelt werden. Die genaue Einschätzung der Hebungsrate wird vermutlich erst in 10 bis 14 Tagen veröffentlicht. Bis dahin gilt weiterhin der Wert von 15 mm pro Monat, wie wir ihn bereits seit dem Frühjahr kennen.

Korrigierte Lage des Epizentrums

Bei dem Erdbeben vom 30. Juni handelte es sich um eines von zwei Beben Md 4,6, die sich in diesem Jahr ereignet haben und als die stärksten jemals in der Caldera gemessenen Erdbeben gelten. Während das Beben vom 13. März Schäden in Pozzuoli und Bacoli anrichtete, verlief das gleichstarke Beben vom 30. Juni glimpflich, ohne dass besondere Schäden gemeldet wurden. Es kam aber zu Steinschlägen auf der kleinen Insel Pennata, die vor der Küste von Bacoli liegt. Dass keine Schäden entstanden, dürfte daran gelegen haben, dass das Epizentrum offshore im Golf von Pozzuoli lag, und zwar weiter von der Küste entfernt als zunächst angegeben. Die Entfernung des Epizentrums zur Küste betrug mehr als 1 Kilometer. Zudem lag der Erdbebenherd in einer Tiefe von 3,9 Kilometern. Der Erdstoß manifestierte sich an einer bekannten Störungszone, die groß in Nord-Süd-Richtung liegt und den Golf von Pozzuoli durchzieht. Sie mündet unter dem Monte Nuovo – dem jüngsten Schlackenkegel des Calderavulkans. Daher kann man annehmen, dass entlang dieser Schwächezone bereits einmal Magma aufgestiegen ist.

Die Tiefe des Erdbebenherds legt ebenfalls nahe, dass das Beben infolge von Spannungen ausgelöst wurde, die von aufsteigendem Fluid verursacht wurden, das sich unterhalb des Hydrothermalsystems und unterhalb der Deckschicht der Caldera ansammelt.

Aus dem gestern veröffentlichten INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 23. bis 29. Juni geht hervor, dass es vor dem Erdbeben keine signifikanten Änderungen der geophysikalischen und geochemischen Parameter gegeben hat. In der Woche wurden 38 schwache Erschütterungen detektiert. Die Bodenhebung lag weiterhin bei 15 mm pro Monat und die Fumarolentemperatur von Pisciarelli betrug im Schnitt 94 Grad.

Etwaige Hinweise auf das Erdbeben Md 4,6 gab es nicht. Nach dem Beben im März war postuliert worden, dass es vor stärkeren Beben, die mit einer Beschleunigung der Bodenhebung einhergehen, Hinweise geben würde, die eine Vorhersage solcher Beben ermöglichen würden. Diese Hinweise sollten in einem gesteigerten Wärmestrom und Gasausstoß in der Solfatara bestehen. Sehr wahrscheinlich gibt es solche Hinweise nur, wenn sich ein stärkeres Erdbeben in der Nähe der Solfatara anbahnt.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 4,6 im Westen der Caldera

Blick über die Erdbebenregion im Westen der Campi Flegrei. Pennata in der Bildmitte. © Marc Szeglat

Erdbeben der Magnitude Md 4,6 im Westen der Campi Flegrei – stärkstes Beben bei Bacoli

-Der Artikel erhielt um 17 Uhr ein größeres Update-

Datum: 30.06.2025 | Zeit: 10:47:11 UTC | Koordinaten: -60.958 ; -38.947 | Tiefe: 4,9 km | Md 4,6

Pozzuoli, 30.06.2025Die süditalienischen Campi Flegrei (Phlegräischen Felder) wurden heute Mittag um 12:47:11 Uhr (MESZ) von einem vergleichsweise starken Erdbeben der Magnitude 4,6 erschüttert. Das Epizentrum lag vor der Küste von Bacoli im Westen der Caldera. Die Herdtiefe wurde in 4,9 Kilometern Tiefe festgestellt. Die Daten stammen vom INGV und sind erst wenige Minuten alt. Daher könnten sie noch korrigiert werden. 

Erdbeben Md 4,6. © INGV

Es folgten mehrere Nachbeben, darunter eines mit einer Magnitude 2,2, das 4 Minuten nach dem Hauptbeben auftrat. Das EMSC meldete bislang nur diesen Erdstoß.
Bei dem Beben handelt es sich zusammen mit dem gleichstarken Erdstoß vom 13. März um das stärkste Beben, das je in der Caldera gemessen wurde. Erstmals trat so ein starker Erdstoß vor der Küste von Baccoli auf. Ob es dort Schäden gab, ist noch unklar. Die Kommune Pozzuoli gab Entwarnung und meinte, es wären einer ersten Sichtung zufolge keine Schäden aufgetreten. Dennoch gab das Bürgermeisteramt ein Statement zu den Erschütterungen heraus und veröffentlichte erneut Kontaktdaten, unter denen Bürger Schäden melden können.

Menschen verließen fluchtartig die Gebäude – Schulen wurden evakuiert

Das Erdbeben kam für viele Abiturienten zu einer Unzeit, denn an einigen Gymnasien des Großraums Neapel wurden die mündlichen Abiturprüfungen absolviert. Da die Schulen im Fall spürbarer Erdbeben kurzfristig evakuiert werden, mussten alle Schüler die Gebäude verlassen, was die Prüfungen unterbrach.
Ersten Medienberichten zufolge kam es auch jenseits der Schulen und öffentlichen Gebäude zu Fluchtbewegungen, als Tausende besorgter Bürger nach dem starken Erdstoß die Gebäude verließen und auf Straßen und Plätzen flüchteten.

Nahe des Capo Miseno ganz im Südwesten der Caldera kam es zu Steinschlägen an der Steilküste der kleinen Insel Pennata, die eine Bucht begrenzt, die einen natürlichen Hafen bildet. Dort sind die Kampanischen Ignimbrite aufgeschlossen, die während der calderabildenden Eruption von vor 39.000 Jahren entstanden. Aufnahmen zeigen, wie auf breiter Front entlang der Klippen Gesteinsstaub aufgewirbelt wurde. Angesichts der Bilder kann ich mir schwer vorstellen, dass es in dem Gebiet zwischen Bacoli und Miseno nicht zu leichten Gebäudeschäden gekommen sein soll.

Bei Miseno handelt es sich um einen durchaus geschichtsträchtigen Ort: Von hier aus beobachtete der Gelehrte Plinius der Jüngere im Jahre 79 n.Chr. den katastrophalen Ausbruch des Vesuvs. Seine Beschreibungen der Eruption prägten später den Begriff „plinianische Eruption“. soll.

Inzwischen wird das Beben auch beim EMSC angezeigt. Die Lage des Epizentrums wurde vom INGV aber etwas korrigiert: Demnach befand es sich weiter von der Küste entfernt, als zunächst angegeben, und wird nun in jenem Bereich des Golfs von Pozzuoli angezeigt, in dem eine Störungszone verläuft, die bereits einige Erdbeben hervorgebracht hat. Die Tiefe des Hypozentrums spricht dafür, dass es sich um ein Beben handelt, das mit Rissbildung im Deckgestein der Caldera einhergegangen sein kann. Es unterscheidet sich auf jeden Fall von den zahlreichen schwachen Erdbeben innerhalb des Hydrothermalsystems.

Das Beben kam nicht sonderlich überraschend, denn in den letzten Tagen hatte nach einer Phase der relativen Ruhe die Seismizität wieder leicht angezogen. Doch solange die Bodenhebung anhält, wird es keine längerfristige Entspannung der Situation in den Campi Flegrei geben. Im Gegenteil: Die Spannungen im Untergrund werden durch die sich summierende Bodenhebung immer größer. Irgendwann wird auch der Punkt erreicht sein, ab dem das System nicht mehr plastisch reagiert. Dann kommt es zu immer stärkeren Erdbeben infolge von Gesteinsbruch nebst Rissbildung.

Katla mit mehreren Erdbeben und Hinweisen auf Vulkanausbruch

Leicht erhöhte Seismizität unter der Katla – Hinweise auf subglazialen Vulkanausbruch im letzten Jahr

Reykjavik, 29.06.2025In der Umgebung des subglazialen Vulkans Katla gab es in den letzten 48 Stunden 21 Erdbeben, von denen sich 10 direkt unter der Caldera des Vulkans ereigneten. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,4 und manifestierte sich in nur 100 m Tiefe. Solche Beben können durch Fluideinwirkung entstehen, aber auch durch starke Eisbewegungen.

Erdbeben unter Katla. © IMO

Was aktuell im Verborgenen unter der mächtigen Eisschicht des Myrdalsjökull vorgeht, bleibt unklar, doch neue wissenschaftliche Untersuchungen zeigen nun, dass es im Sommer 2024 möglicherweise bereits einen kleinen Vulkanausbruch unter dem Eis gab, das die Caldera der Katla bedeckt. Damals war es nach intensiven Erdbeben zu einem Gletscherlauf gekommen, der das Wasser in den Flüssen ansteigen ließ, die den Gletscher entwässern. Bereits damals gab es Spekulationen über einen kleinen Ausbruch, der Schmelzwasser hat entstehen lassen. Neue Messdaten verhärten diese Annahme, denn es wurden Auffälligkeiten in einigen Abschnitten der Caldera festgestellt, wo sich der Eisschild angehoben hatte: Mittels Radarmessungen durchdrang man das Eis und entdeckte am Calderaboden Veränderungen im Untergrund. Wissenschaftler halten es für denkbar, dass sich unter dem Gletscher größere Mengen Wasser angesammelt haben – oder dass im Vorjahr ein bislang unbemerkter Ausbruch stattgefunden hat, der zur Ablagerung von Lava führte.

Beide Szenarien deuten auf vulkanische Aktivität hin, denn die Wasseransammlung könnte durch einen verstärkten Wärmefluss unter dem Eis zustande kommen. Sollte sich erneut Wasser ansammeln, besteht die Möglichkeit, dass es zu einem weiteren Gletscherlauf kommt. In einem solchen Fall wäre auch ein größerer Ausbruch denkbar, ausgelöst durch Druckveränderungen im geothermischen System.

Bereits im Juli 2023 ereignete sich ein plötzlicher Gletscherlauf, der Schäden an Brücken und dem Damm der Ringstraße anrichtete. Die Wassermassen überfluteten weite Landstriche rund um den Fluss Skálm. Warnungen konnten damals erst ausgesprochen werden, als die Flut bereits unterwegs war. Seitdem wurden die geophysikalischen Messungen in der Region intensiviert, insbesondere mithilfe von Eisradarprofilen.

Aufgrund der aktuellen Lage wurde der Evakuierungsplan für die Region Vík í Mýrdal überarbeitet. Bei Anzeichen eines Ausbruchs soll die Ringstraße frühzeitig gesperrt und die Bevölkerung in gefährdeten Bereichen evakuiert werden.

Einige der eingangs erwähnten Erdbeben manifestierten sich auch im Bereich des Vulkans Hekla, der statistisch gesehen mit einer Eruption ebenso überfällig ist wie die Katla.

Griechenland: Mehrere Erdbeben entlang des Hellenischen Bogens

Zahlreiche schwache bis mittelstarke Erdbeben entlang des Hellenischen Bogens vor Kreta – Erdbeben auch bei Santorin

Heraklion, 29.06.2025Entlang des Hellenischen Bogens reihen sich auf der EMSC-Shakemap auffallend viele Markierungen moderater Erdbeben auf, die aussehen, als würde es sich um eine Perlenkette handeln. Zwar ereigneten sich nicht alle der Beben genau entlang der Hauptstörungszone, doch berücksichtigt man die Tiefe der Erdbebenherde jener Beben, die abseits des Hellenischen Grabens liegen, erkennt man, dass diese ebenfalls zum Teil mit der Subduktion in Verbindung standen oder sich an assoziierte Störungen ereigneten.

Das Beben mit der größten Magnitude schaffte es auf Mb 3,9 und hatte eine Herdtiefe von 30 Kilometern. Es manifestierte sich westlich von Kreta. Östlich der Insel lag dann das zweitstärkste Beben mit einer Magnitude von 3,8 und einem Hypozentrum in 27 Kilometern Tiefe. Es hat den Anschein, als wären im Bereich der Asthenosphäre größere Abschnitte subduzierte Erdkruste, die sich verhakt haben und Spannungen aufbauten, die sich nun in den Erdbeben entladen.

Entlang des Hellenischen Grabens, der bogenförmig südlich von Kreta verläuft, taucht die Afrikanische Kontinentalplatte und die Platte Eurasiens ab und gelangt dabei bis in den Erdmantel, wo das Krustengestein schmilzt und recycelt wird. Die Schmelze steigt nördlich der Subduktionszone auf, wo sich der vulkanische Inselbogen der Ägäis befindet. Einer der bekanntesten Vulkane hier ist Santorin, sowie der nordöstlich der Insel gelegene Unterwasservulkan Kolumbos. An Störungszonen des Santorin-Rifts, in dem der Unterwasservulkan liegt, ereigneten sich in den letzten 24 Stunden auch wieder drei Erdbeben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,4 in einer Tiefe von fast 8 Kilometern. Sehr wahrscheinlich sind diese Beben noch Nachwirkungen der Magmaintrusion, die sich zwischen Februar und Mai im Bereich von Kolumbos ereignete. Doch es ist nicht zwingend, dass es einen Zusammenhang gibt, denn es können sich auch unabhängig hiervon Erdbeben an den Störungen der Region ereignen.

Scotia-See: Erdbeben Mw 6,6

Starkes Erdbeben Mw 6,6 erschütterte Scotia-See in der Antarktis

Datum: 28.06.2025 | Zeit: 08:32:21 UTC | Koordinaten: -60.958 ; -38.947 | Tiefe: 10 km | Mw 6,6

Antarktika, 28.06.2025 –  Heute Morgen um 08:32:21 UTC wurde die Scotia-See in der Antarktis von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,6 erschüttert. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 1546 km ost-südöstlich von Stanley (Falklandinseln) verortet.

Erdbeben in der Scotia-See. © EMSC

Obwohl das Erdbeben in einer der entlegensten Regionen der Welt an der Oberfläche ohne erkennbare Folgen blieb, ist es durchaus von akademischem Interesse und insbesondere im Kontext von Vnet relevant: Die Scotia-See ist Teil der kleinen Scotia-Platte, die zwischen der südamerikanischen und der antarktischen Platte eingeklemmt ist. Ihre Lage ist geologisch hochinteressant, da sie von aktiven Plattengrenzen gesäumt ist, an denen sich Vulkaninseln befinden. Am bekanntesten sind die Vulkane der Südlichen Sandwichinseln, die sich entlang der östlichen Plattengrenze aufreihen. Hier ist es vor allem Mount Michael, der aufgrund seiner sporadischen Lavaseetätigkeit bekannt ist.

Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich an der südlichen Plattengrenze der Scotia-Platte und damit nahe an der Antarktis. Hier verläuft der Südliche Scotia-Rücken, eine Störungszone, die teilweise einen divergenten Charakter hat, aber auch den einer linksseitigen Transformstörung, entlang derer sich die Scotia-Platte und die Antarktische Platte mit einer Geschwindigkeit von 74 bis 95 mm im Jahr aneinander vorbeischieben. Die Platten können sich verhaken, wodurch Spannungen entstehen, die sich dann in Erdbeben entladen.

Einige Stunden vor dem Beben Mw 6,6 an der Südgrenze der Scotia-Platte manifestierte sich an deren nördlichem Pendant ein Beben Mb 4,8, das sich im Bereich der Insel Südgeorgien ereignete. Dort verläuft die Plattengrenze zwischen der Scotia-Platte und der Südamerikanischen Platte. Einige Autoren sehen die Inseln Südgeorgiens als eigenen Mikrokontinent an.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 28.06.2025

Zahlreiche Erdbeben unter Reykjanes-Halbinsel auf Island – Bodenhebung hält an

Reykjavik, 28.06.2025Unter ganz Island wurden innerhalb von 48 Stunden 195 Erdbeben registriert. Kein Spitzenwert, aber ein deutliches Anzeichen dafür, dass viele Störungszonen in den Vulkangebieten der Insel unruhig sind. Die höchste Konzentration von Beben findet sich auf – oder vielmehr unter – der Reykjanes-Halbinsel in Island, wo 112 Erdbeben registriert wurden. Die meisten davon konzentrierten sich auf das Krysúvík-System, doch auch im System von Brennisteinsfjöll kam es zu einem kleineren Schwarmbeben. Das stärkste Erdbeben der letzten 2 Tage ereignete sich jedoch unter dem Bárðarbunga und erreichte eine Magnitude von 3,1.

195 Erdbeben rockten Island. © IMO

Dieses Beben unter dem Bárðarbunga erschütterte den subglazialen Vulkan bereits am Donnerstagabend um 22:24:10 Uhr UTC. Es hatte ein Hypozentrum in 3,9 Kilometern Tiefe und lag damit in einem Tiefenbereich, der typisch für tektonische Spannungsentladungen in der Deckschicht der Caldera ist. Wahrscheinlich kam es hier zur Freisetzung von Spannungen, die durch Magmaakkumulation verursacht wurden. Zudem zeigt die Shakemap für den Bereich des Vatnajökull, dass auch unter der Askja Beben registriert wurden – dort wird nach einer Pause wieder eine leichte Bodenhebung verzeichnet.

Die erwähnten Erschütterungen unter der Reykjanes-Halbinsel konzentrierten sich vor allem auf ein Gebiet südlich von Trölladyngja, wo es bereits vor drei Jahren viele Erdbeben gegeben hatte. Weitere Beben traten im Umfeld des Kleifarvatn auf. Neu ist ein kleiner Erdbebenschwarm im Brennisteinsfjöll-System südlich von Bláfjöll. Auch im Bereich des Fagradalsfjall und entlang der Sundhnúkur-Spalte wurden mehrere Beben registriert.

Bodenhebung in Svartsengi-Gebiet. © IMO

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich unvermindert fort – eine Verlangsamung der Hebungsrate ist bislang nicht erkennbar. Mit leichten Schwankungen, die vermutlich auf Messungenauigkeiten zurückzuführen sind, verläuft die Hebung seit Anfang Mai nahezu gleichmäßig. Zuvor war sie im April nach sehr hohen Werten infolge der großen Riftbildung auf ein mittleres Niveau zurückgegangen. Der aktuelle Hebungsstand liegt deutlich über dem Niveau vergleichbarer Phasen – etwa jener Wochen unmittelbar vor der letzten Eruption zwischen Dezember und Ende März. Daher halte ich einen neuen Ausbruch oder eine erneute Gangbildung innerhalb der nächsten sechs Wochen für wahrscheinlich.

Unter ganz Island wurden übrigens 195 Erdbeben registriert. In den letzten Stunden kam es auch zu Erschütterungen unter der Katla. Der Erdbebenschwarm beim Grjótárvatn auf Snaefellsnes ist weiterhin aktiv.

Philippinen: Starkes Erdbeben Mw 6,1 vor Mindanao

Starkes Erdbeben mit widersprüchlichen Angaben vor der Südküste der Philippinen

Datum: 27.06.2025 | Zeit: 23:07:10 UTC | Koordinaten: 5.277 ; 126.098 | Tiefe: 102 km | Mw 6,1

General Santos, 28.06.2025Gestern Abend um 23:07 UTC wurde der Süden der Philippinen von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert, das sich laut Angaben vom EMSC in einer Tiefe von 102 Kilometern vor Mindanao manifestierte. Das Epizentrum wurde 72 km östlich von Sarangani verortet. Es gab mehrere Nachbeben.
Der philippinische Zivilschutz hatte kurz nach der Erschütterung eine Warnung herausgegeben, nach der das Beben eine Magnitude von 6,9 in nur 10 Kilometern Tiefe erreicht hat. In diesem Fall wären katastrophale Auswirkungen des Bebens zu befürchten gewesen, die jedoch ausblieben. Dennoch war der Erdstoß in einem großen Umkreis von mehr als 400 Kilometern zu spüren gewesen. Ein Bebenzeuge beschrieb, dass es sehr stark wackelte und das Wasser aus seinem Glas schwappte.

Die tektonische Situation auf den Philippinen ist sehr komplex, denn hier interagieren mehrere Kontinentalplatten miteinander, was bedingt, dass es viele Störungszonen im Bereich des Archipels gibt. Eines der dominierenden Elemente ist der Philippinengraben, der von Nord nach Süd verläuft und sich vor der Westküste des Archipels befindet. Im Norden ist mit dem Luzon-Graben durch eine kurze Transformstörung verbunden. Östlich der Inselgruppe grenzt der ebenfalls grob in Nord-Süd-Richtung verlaufende Manilagraben das Archipel gegen die Eurasische Platte ab. An beiden Tiefseerinnen gibt es Subduktion, so dass der schmale Gürtel, auf dem die Inseln liegen, immer schmaler wird. In der Mitte zwischen diesen beiden Subduktionszonen verläuft der Philippine-Mobil-Faultbelt. Hierbei handelt es sich um eine breit gefächerte Störungszone, die ebenfalls der Längserstreckung der Inselgruppe folgt. Die linksseitigen Transformstörungen durchschneiden die meisten Hauptinseln des Archipels und enden im Süden in etwa dort, wo sich das aktuelle Erdbeben ereignete. Aufgrund der großen Tiefe ist es aber auch nicht ausgeschlossen, dass sich die Erschütterungen an einem Stück subduzierter Philippinenplatte ereigneten, das am Philippinengraben abtauchte und sich in großer Tiefe ruckartig entspannte.

Schaut man sich die weiter gefasste Shakemap des EMSC an, erkennt man, dass es auch südlich der Philippinen, im Norden von Indonesien zahlreiche mittelstarke Erdbeben bei Sulawesi und in der Molukkensee gab. Ein Indiz dafür, dass sich hier auch bald vulkanische Aktivität in der Region steigern wird.

Teneriffa: 43 Erdbeben innerhalb einer Woche

Erhöhte Seismizität unter Teneriffa – 43 Erdbeben auf Wochensicht

Santa Cruz de TeneriffaDie Seismizität unter der Kanareninsel Teneriffa ist weiterhin erhöht. Auf Wochensicht manifestierten sich unter der Insel 43 schwacher Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,2. Die meisten Beben lagen unter dem Gipfelbereichs vom Pico del Teide innerhalb der Caldera. Aber auch östlich der Caldera bebte es. Die Beben stehen mit Fluidbewegungen in Verbindung und deuten auf Magmenakkumulation in der Tiefe hin.

Bemerkenswert sind die diffusen Gasemissionen auf Teneriffa. Hier wird vor allem vulkanischen Kohlendioxid emittiert, das von Magma stammt, dass sich noch in großer Tiefe befindet. Seit 2016 findet ein langsamer Druckaufbau im vulkanisch-hydrothermalen System statt – ein Prozess, der bei aktiven Vulkansystemen als normal gilt und kurz bis mittelfristig keinen Grund zur Sorge liefert. Langfristig betrachtet könnte sich der Pico del Teide wieder rauf einen Vulkanausbruch vorbereiten. Dieses Jahr können Touristen ihren Urlaub aber noch genießen.

Die Daten stammen von der INVOLCAN-Infografik die jeden Freitag veröffentlicht wird. Dem ausführlicheren GUAYOTA-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 20. – 27. Juni ist zu entnehmen, dass es im Bereich der gesamten Kanarischen Insel 53 Beben gab. Die Maximalmagnitude lag bei 2,5. Diese Beben ereignete sich südlich von Gran Canaria. Auch zwischen den beiden Inseln Teneriffa und Gran Canaria, unweit des submarinen Vulkane Enmedio, ereigneten sich wieder einige Erschütterungen.

Interessanter Weise wird in dem Bericht das Erdbeben vom 23. Juni nicht erwähnt, das laut EMSC eine Magnitude von 2,7 hatte und östlich von Gran Canaria registriert wurde. Möglich, dass es vom EMSC stärker ausgewiesen wurde als es bei dem spanischen Erdbebendienst der Fall gewesen ist.

Im Vergleich zur Vorwochen hat die Seismizität unter den Kanaren und insbesondere Teneriffa zugenommen. Damals wurden unter den gesamten Inseln 43 Beben festgestellt – so viele wie diese Woche nur unter Teneriffa registriert wurden.

Der Bericht geht auch auf die Warnstufen der Kanarischen Vulkane ein: Gran Canaria ,El Hierro, Lanzarote und Teneriffa stehen auf „Grün“, während La Palma weiterhin auf „Gelb“ verweilt. Obwohl der Vulkanausbruch dort seit über zwei Jahren beendet ist, haben sich geophysikalische und geochemische Parameter noch nicht vollständig normalisiert. Die Bevölkerung und Besucher werden weiterhin gebeten, die Hinweise der Katastrophenschutzbehörden zu beachten. Im Fokus der Besorgnis stehen weiterhin hohe Kohlendioxid-Emissionen. Das farb- und geruchlose Gas verdrängt in Niederungen die Atemluft und kann sich auch in Kellern ansammeln. Es droht Erstickungsgefahr.

Der Pico del Teide ist mit einer Höhe von 3.715 m über dem Meeresspiegel der höchste Berg Spaniens und der höchste Vulkan des politischen Europas. Politisch deshalb, weil die Inselgruppe vor der Westküste Afrikas zu Spanien gehört, geologisch gesehen aber nicht zu Europa. Die Caldera Las Cañadas hat einen Durchmesser von 16 Kilometern und stellt damit ebenfalls ein Superlativ dar.