Vesuv: Zwei Erdbeben mit niedrigen Frequenzen detektiert

64 Erdbeben erschütterten den Vesuv im April – 3 Beben fielen aus dem Rahmen

Am Vesuv wurden im April 64 Erdbeben detektiert. Das geht aus dem neusten Monatsbulletin vom INGV hervor, das gestern veröffentlicht wurde. Das stärkste Beben ereignete sich am 7. April und hatte eine Magnitude von 2,6. Die meisten Erschütterungen lagen in geringen Tiefen im Bereich des Gran Cono mit seinem Krater.

Drei der registrierten Erdbeben fielen aber aus dem bekannten Erdbeben-Muster heraus. Sie manifestierten sich am 21.04.2025 in etwa 4–5 km Tiefe und wiesen niedrige Frequenzen zwischen 3 und 4 Hz auf. Niedrigfrequente Erdbeben werden für gewöhnlich von sich bewegenden magmatischen Fluiden verursacht.

Die Autoren der Seite meteovesuvio.it weisen in ihrem Blog explizit darauf hin, dass sie die Erdbeben gleich am nächsten Tag als Niederfrequenzerdbeben identifiziert hätten und vermuten, dass die Fluide möglicherweise mit tiefem Grundwasser interagierten. Die Vulkanologen vom IGV sehen die Sache allerdings gelassen und meinten, dass solche Erdbeben am Vesuv zwar selten sind, aber bereits früher vorkamen, und sehen in ihnen keine Anzeichen für eine Veränderung des Vulkanzustands.

Die anderen Messwerte im April entsprachen den langjährigen Trends und es wurden keine weiteren Anomalien festgestellt. Man geht weiterhin davon aus, dass Schrumpfungseffekte und die Gravitation für die Erdbeben unter dem Vesuv verantwortlich sind. Es wird eine leichte Subsidenz des Gran Cono registriert. Die Subsidenz im Küstenbereich scheint indes weitestgehend gestoppt zu haben und stagniert. Eine Trendwende hin zu eine Bodenhebung wird aber nicht angezeigt.

Erdbeben in den Campi Flegrei nehmen wieder zu

Alles in allem gibt es keine Anzeichen für ein Aufladen des Vesuvs. Anders sieht es allerdings bei den in Sichtweite befindenden Campi Flegrei aus, wo seit gestern die Anzahl der Erdbeben wieder zugenommen hat und gut 30 Erschütterungen detektiert wurden. Die Bodenhebung liegt weiterhin bei 15 mm im Monat, was immer noch überdurchschnittlich ist.

Bardarbunga: Erdbeben Mb 4,8 am Abend

Datum: 05.05.2025 | Zeit: 21:14:01 UTC | Koordinaten: 64.613 ; -17.387 | Tiefe: 8 km | Mb 4,8

Erhöhte seismische Aktivität unter der Bardarbunga-Caldera und in Westisland

Unter der subglazialen Bardarbunga-Caldera wurde gestern Abend ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,8 registriert. Der Erdstoß ereignete sich um 21:14 UTC in einer Tiefe von 7700 Metern. Das Epizentrum wurde 7,4 km östlich von Bardarbunga verortet. Es folgten mehrere Nachbeben Das Hauptbeben war deutlich in der dünn besiedelten Region südlich des Vatnajökull-Gletschers spürbar, verursachte jedoch keine Schäden.

Bereits am Morgen desselben Tages, um 5:34 Uhr, hatte sich ein Erdbeben der Magnitude 3,5 ereignet. Das Epizentrum lag im nordöstlichen Teil der Bardarbunga-Caldera. Solche Beben sind in dieser Caldera nicht ungewöhnlich und spiegeln die ständige Bewegung und den Druckaufbau unter dem Gletschereis wider. Die Seismizität unter Bardarbunga war in den vergangenen Tagen bereits deutlich erhöht, was von einem verstärkten Magmenzustrom aus der Tiefe herrühren könnte.

Bardarbunga ist ein aktiver Zentralvulkan unter dem mächtigen Eisschild des Vatnajökull im isländischen Hochland und bekannt für seine ausgeprägte seismische Aktivität. Zuletzt hatte sich im Februar 2025 ein noch stärkeres Beben mit einer Magnitude von 5,2 ereignet. In diesem Jahr jährt sich zudem das Ende des Holuhraun-Ausbruchs zum zehnten Mal – jener Ausbruch, der zwischen 2014 und 2015 das größte Lavafeld in Island seit der Laki-Eruption von 1783 bildete und mit einer massiven magmatischen Intrusion aus der Bardarbunga-Caldera verbunden war.

Bereits am 4. Mai wurde um 16:17 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 3,1 in der Nähe von Grjótárvatn festgestellt. Dieses Gebiet liegt im Westen Islands, im Landesinneren zwischen dem Lavafeld Hallmundarhraun und dem Langjökull-Gletscher. In dieser Region kommt es regelmäßig zu seismischen Ereignissen, die in den letzten Monaten an Häufigkeit und Stärke zugenommen haben – ein vergleichbares Beben wurde zuletzt am 23. April gemeldet.

Die Anzahl der seismischen Ereignisse auf der Reykjaneshalbinsel war in den letzten Stunden nicht mehr ganz so hoch wie noch am Wochenende. Allerdings hat sich das Wetter verschlechtert, sodass schwache Erschütterungen möglicherweise nicht registriert werden. Beben wurden vor allem im Osten der Halbinsel dokumentiert; ein kleiner Erdbebenschwarm wurde bei Raufarhólshellir beobachtet.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält weiterhin an, zeigt jedoch je nach Messreihe gewisse Schwankungen, die auf Abweichungen in den Satellitenbahnen zurückzuführen sein könnten. Weitere Messungen werden zeigen, ob tatsächlich eine Trendänderung vorliegt.

Taiwan: Erdbeben Mw 5,7 am 05.05.25

Datum: 05.05.2025 | Zeit: 05 10:53:25 UTC | Koordinaten:  23.915 ; 122.047 | Tiefe: 10 km | Mw 5,7

Starkes Erdbeben erschüttert Taiwan – Magnitude Mw 5,7

Taiwan wurde heute Vormittag von einem starken Erdbeben der Magnitude 5,7 erschüttert. Das Hypozentrum lag in ca. 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde kurz vor der Ostküste der Insel lokalisiert und befand sich 46 km östlich von Hualien City. Zudem gab es ein Vorbeben der Magnitude 5,2 und einige Nachbeben.

Der Erdstoß ereignete sich um 10:53:25 UTC. Auf Taiwan war es aufgrund der Zeitverschiebung bereits 18:53:25 Uhr.

Wahrnehmungsmeldungen liegen überwiegend aus dem gut 150 Kilometer entfernten Taipei vor, wo die Hochhäuser erdbebensicher gebaut sind. Dort wurde der Erdstoß nur mit geringer Intensität wahrgenommen. Anders sah es an den Orten nahe des Epizentrums aus: Hier beschrieben Bebenzeugen, dass es der Erdstoß von mittlerer Intensität war. Auf der 7-stufigen Intensitätsskala, die in Taiwan zur Klassifizierung von Erdbeben verwendet wird, wurde dem Beben eine Stufe 4 zugeordnet.

Aus tektonischer Sicht manifestierte sich der Erdstoß nahe des Kreuzungspunktes des aus Richtung Osten kommenden Ryukyu-Grabens mit dem Störungssystem des taiwanesischen Longitudinaltals, das grob in Nord-Süd-Richtung verläuft. Diese Störung bildet die Grenze zwischen der Eurasischen Platte und einer Mikroplatte, die der Philippinenplatte vorgelagert ist. Die Störungen des Longitudinaltals sind überwiegend als Blattverschiebungen angelegt.

Entlang des Ryukyu-Grabens verläuft die Plattengrenze zwischen der Philippinischen Ozeanplatte und der Eurasischen Platte. Die Plattengrenze ist als Subduktionszone angelegt, an der die Philippinische Platte unter die des Kontinents abtaucht.

Insgesamt handelt es sich um ein sehr komplexes tektonische Setting, an dem es immer wieder zu starken Erdbeben kommt.

In Taiwan gibt es auch 2 potenziell aktive Vulkangebiete, die allerdings aktuell nicht eruptieren: Nordwestlich von Taipeh liegt die Datun-Vulkankette und vor der Nordostküste der Inselvulkan Keelung. An beiden Lokationen gibt es Fumarolen, aber ansonsten keine Hinweise darauf, dass sich die Vulkane auf eine Eruption vorbereiten würden. Von daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass das Erdbeben eine Eruption triggern wird.

Vesuv: Schwarmbeben mit 40 Erschütterungen

Schwarmbeben am Vesuv – 40 Einzelerschütterungen detektiert

Gestern Abend begann am Vesuv ein Schwarmbeben, das sich bis heute Nacht hinzog und sich aus gut 40 schwachen Einzelbeben zusammensetzt. Die Magnituden lagen im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Beben manifestierte sich heute Morgen zum Abschluss der Sequenz und hatte eine Magnitude von 1,5. Das Hypozentrum lag in nur 200 m Tiefe, wobei zu berücksichtigen gilt, dass sich die Tiefenangaben auf den Meeresspiegel beziehen. Die anderen Beben lagen auch flach.

Die Epizentren der Beben lagen größtenteils unter dem Gran Cono. Einige Beben werden auf der Shakemap auch weiter entfernt vom Kraterkegel angezeigt. Aber aufgrund ihrer geringen Stärke könnte auch die automatische Lokalisierung fehlerhaft sein.

Die Erschütterungen waren zu schwach, um gespürt zu werden, daher verlief der Schwarm, ohne große Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Nur die Website Meteovesuv berichtet über das Ereignis. Hier heißt es, dass sich das Beben aus mehr als 50 Einzelevents zusammensetzt, was anhand der offiziellen Daten vom INGV nicht nachvollziehbar ist.

Die Erdbeben am Vesuv stehen für gewöhnlich mit der Subsidenz des Kraterkegels in Verbindung, der sich seit einigen Jahren langsam absenkt. Als Grund werden Schrumpfungsprozesse infolge der Abkühlung der Füllung des Schlotsystems angenommen. Obgleich diese Schrumpfung laut den Vulkanologen vom INGV weiter anhält, erkennt man auf den öffentlich zugänglichen MEDUSA-Daten, dass sich die Subsidenz der Küsten am Vesuv verlangsamt hat bzw. fast zum Stillstand gekommen ist. Ob das freilich auch ein Trend ist, der auf den Gran Cono übergreifen wird, ist bis jetzt ungewiss.




Der letzte Ausbruch des Vesuvs ereignete sich 1944 und der eine oder andere Vulkanologe glaubt, dass eine Eruption überfällig ist. Aus der Geschichte des Vulkans – der für den Untergang der römischen Städte Pompeji und Herculaneum im Jahr 79 n. Chr. verantwortlich ist – kann man lernen, dass er Jahrhunderte pausieren kann. Die längste Eruptionspause des Vesuvs seit dem Untergang Pompejis dauerte etwa 292 Jahre – nämlich von der Eruption im Jahr 1139 bis zur nächsten dokumentierten Eruption im Jahr 1631.

Diese Pause ist besonders bemerkenswert, weil der Ausbruch von 1631 sehr heftig war und als einer der zerstörerischsten seit der Antike gilt. Er markierte den Beginn einer neuen, aktiven Phase des Vulkans mit häufigeren Ausbrüchen. In dieser 313 Jahre dauernden Eruptionsphase gab es 40 dokumentierte Eruptionen, darunter auch einige länger anhaltende Phasen kontinuierlicher Aktivität. Unklar ist, ob diese Phase 1944 endete und wir auf einen neuen Eruptionszyklus warten müssen, oder ob es mittelfristig betrachtet weitere Eruptionen geben wird.

USA: Erdbeben Mb 5,2 in Texas

Datum: 04.05.2025 | Zeit: 01:47:05 UTC | Koordinaten: 31.628 ; -104.472 | Tiefe: 10 km | Mb 5,2

Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,2 erschütterte Texas – Beben vermutlich vom Menschen ausgelöst

Der US-amerikanische Bundesstaat Texas wurde von einem Erdbeben der Magnitude 5,2 erschüttert. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum befand sich 74 km nördlich der kleinen Gemeinde Van Horn, in der knapp 1900 Menschen leben.

Obwohl sich der Erdstoß in einer recht dünn besiedelten Region ereignete, gingen bei den Erdbebendiensten zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von mehr als 200 Kilometern ein. Die Menschen reagierten zum Teil besorgt. Ein Bebenzeuge beschreibt den Erdstoß als außerordentlich lang anhaltend und schätzt seine Dauer auf 2 bis 3 Minuten, in denen er zunächst stark, dann immer schwächer werdend durchgeschüttelt wurde.

Dem Hauptbeben folgten mehrere schwächere Nachbeben mit Magnituden im Dreier- und Zweierbereich.

Es ist nicht das erste Erdbeben dieser Größenordnung, das den Westen von Texas in den vergangenen Jahren erschütterte. Alleine seit 2020 manifestierten sich in der Region 8 Beben mit Magnituden ab 5,0. Zuletzt gab es hier im Februar dieses Jahres ein Beben M 5,0. Damals äußerte sich der Seismologe Alexandros Savvaidis, Forschungsprofessor am Bureau of Economic Geology der University of Texas, zu dem Erdbeben und meinte, dass die häufigen Erschütterungen in der Region mit dem Fracking in Verbindung stehen. Bei dieser umstrittenen Öl- und Gasförderungsmethode werden die Kohlenwasserstoffe mit in den Untergrund injizierten Lösungen aus den Gesteinsporen gespült. Das dabei entstehende Abwasser wird wiederum in den tieferen Untergrund eingespritzt, was den porendruck im Gestein erhöht, Hierdurch können Störungszonen aktiviert werden, die auch weit von der Injektionsbohrung entfernt liegen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde also auch dieses Erdbeben von Menschen ausgelöst.

Fracking, keine gute Idee

Das Fracking ist höchst umstritten, zumindest bei den Menschen, die nicht daran verdienen. Es löst nicht nur Erdbeben aus, sondern fördert neben Öl und Gas auch eine Menge Umweltprobleme zutage: Die Injektionslösung enthält zahlreiche Chemikalien, u.a. Polyfluoralkylsubstanzen, die sich in tierischen und menschlichen Körpern anreichern und im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Insbesondere die in Texas wieder verpressten Abwässer sind hochgiftig. Zudem verunreinigen die Chemikalien das Grundwasser und es wird unkontrolliert Methan freigesetzt, das als Treibhausgas noch potenter ist als Kohlendioxid.

Fracking wird in Lagerstätten eingesetzt, die mit konventionellen Methoden nicht abbauwürdig sind. Wenn man auch nur einen Funken Verstand übrig hätte, würde man solche Lagerstätten für künftige Generationen übriglassen, wenn man die negativen Wirkungen vielleicht besser im Griff hat und konventionelle Lagerstätten ausgebeutet sind. Ach so, das sind sie in den USA ja bereits zum großen Teil, und trotzdem gilt „Drill, baby, drill“, ganz so, als würde es kein Morgen geben!

Drake Passage: Sehr starkes Erdbeben löst Tsunami-Alarm aus

Datum: 02.05.2025 | Zeit: 12:58:27 UTC | Koordinaten: -56.828 ; -68.114 | Tiefe: 10 km | Mw 7,3

Starkes Erdbeben Mw 7,3 in der Drake-Passage bei Feuerland – Tsunami-Alarm gegeben

In der Drake-Passage, zwischen Feuerland in Südamerika und der Antarktis, hat sich heute Mittag ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,3 ereignet. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich 225 km südlich von Ushuaia, einer Stadt in Argentinien.

Laut dem GFZ Potsdam ereignete sich das Beben um 12:58:27.3 UTC. Dem Hauptbeben folgten bislang drei Nachbeben mit Magnituden im Bereich um 5. Beim GFZ ist außerdem ein zweiter Erdstoß mit Mw 7,1 gelistet, bei dem es sich jedoch vermutlich um eine Fehldeutung handelt – möglicherweise ein Nachbeben, das fälschlich als eigenes Hauptereignis erfasst wurde.

Nach Angaben des US-Tsunami-Warndienstes der NOAA könnten an einigen Küstenabschnitten Chiles Tsunamiwellen auftreten, die eine Höhe von 1 bis 3 Metern über dem Gezeitenniveau erreichen. Zudem wurde berechnet, dass sich in Richtung der Antarktis Tsunamis mit einer Höhe von 0,3 bis 1 Meter ausbreiten könnten. Dementsprechend wurde Tsunamialarm ausgelöst.

Aufgrund der Abgeschiedenheit der Region gibt es bislang nur zwei Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von etwa 250 Kilometern rund um das Epizentrum. Dennoch blieb das Beben auch auf dem chilenisch-argentinischen Feuerland nicht folgenlos, denn wie das Video zeigt, gingen zahlreichen Steinschläge ab.

Tektonisch stand das Beben in Zusammenhang mit der Kontinentalen Naht zwischen der Antarktischen Platte und der Scotia-Mikroplatte. Hier verläuft die markante Scotia Fault Zone (SFZ), die in ihrem Verlauf in der Drake-Passage ihren Charakter von einer Subduktionszone in eine Transformstörung ändert. In dem Bereich, in dem sich dieser Charakterwechsel vollzieht, trifft von Norden kommend eine weitere Transformstörung senkrecht auf die SFZ. An diesem Tripelpunkt manifestierte sich das Erdbeben.

In der Nähe des Epizentrums befinden sich zwei untermeerische Vulkane: der Sars Seamount und der Interim Seamount. In relativer Nähe liegt außerdem der Inselvulkan Deception Island, der zu den South Shetland Islands gehört. Das Beben könnte sich bis hierher ausgewirkt haben und eruptionstriggernd wirken.

Bardarbunga: Schwarmbeben am 1. Mai

Erdbebenschwarm erschüttert subglazialen Vulkan Bardarbunga – Stärkstes Beben Mb 2,8

Der isländische Vulkan Bardarbunga liegt unter dem größten Gletscher Europas und war heute einmal mehr Schauplatz eines Schwarmbebens. Es bestand aus 33 Einzelbeben, die im Zentralbereich der Caldera gestreut auftraten. Die Hypozentren lagen überwiegend in Tiefen von weniger als 5.000 Metern. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 2,8 bei einer Herdtiefe von 2.500 Metern.

Unter dem Bardarbunga kommt es regelmäßig zu vergleichbaren, teils auch stärkeren seismischen Ereignissen, die allgemein als Anzeichen für ein Aufladen des großen Zentralvulkans gewertet werden. Er liegt direkt oberhalb des Island-Mantelplumes – eines ortsfesten Aufstroms heißen Mantelmaterials, der in Island zusätzlich unter einem Arm der divergenten Plattengrenze des Mittelatlantischen Rückens aufsteigt. Der Island-Mantelplume ist maßgeblich für die außergewöhnlich hohe vulkanische Aktivität der Insel verantwortlich.

Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Basis des Mantelplumes bis zur Grenze zwischen unterem Erdmantel und äußerem Erdkern hinabreicht. Dort hat er einen geschätzten Durchmesser von 100 bis 150 Kilometern. In etwa 100 Kilometern Tiefe verbreitert sich der Plume-Kopf auf 200 bis 400 Kilometer Durchmesser. Zum Vergleich: Island selbst misst etwa 500 x 300 Kilometer. Daraus wird ersichtlich, dass ein Großteil der Insel unter dem direkten Einfluss des Mantelplumes steht.

Es überrascht daher nicht, dass es heute auch im nördlich des Vatnajökulls gelegenen Askja-Vulkansystem zu erhöhter Seismizität kam: Dort wurden neun Beben registriert. Die Bodenhebung der Askja-Caldera stagniert allerdings seit März.

Im Bereich des Vatnajökulls wurden weitere Erschütterungen gemessen, sodass die Gesamtzahl der Beben in den letzten 48 Stunden bei 56 liegt.

Auch in anderen Regionen Islands war seismische Aktivität zu verzeichnen. Die meisten Beben ereigneten sich erneut auf der Reykjanes-Halbinsel entlang des magmatischen Gangs, der sich genau vor einem Monat gebildet hatte – insbesondere im Bereich des Fagradalsfjall. Auch am Grjótárvatn bebt es weiterhin: Dort wurden in den vergangenen zwei Tagen 22 Erschütterungen festgestellt.

Neuseeland: Mehrere starke Erdbeben südlich der Inseln

Südlich von Neuseeland manifestierten sich 2 Erdbeben mit den Magnituden Mw 6,8 und Mw 6,2

Datum: 29.04.2025 | Zeit: 14:53:38 UTC | Koordinaten: -54.241 ; 155.457 | Tiefe: 10 km | Mw 6,8

Entlang der neuseeländischen Störungszonen war heute einiges los: Von den nördlichen Kermadec-Inseln ausgehend ereigneten sich entlang des Archipels bis zu den südlich gelegenen Macquarie-Inseln mehrere starke und mittelstarke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 6,8 und ein in 10 Kilometern fixiertes Hypozentrum. Das Epizentrum dieses Bebens lag in der Region des Macquarie-Archipels. Weiter nördlich, aber immer noch vor der Südküste Neuseelands manifestierte sich das zweitstärkste Beben mit einer Magnitude von 6,2, dessen Herdtiefe ebenfalls mit 10 Kilometern angegeben wird. Entlang der beiden Hauptinseln ereigneten sich 5 Beben mit Magnituden im Dreierbereich. In der Region der nördlich von Neuseeland liegenden Kermadec-Inseln gab es dann noch zwei Beben mit den Magnituden 5,4 und 5,1.

Es sieht so aus, als wäre ein Ruck durch die neuseeländische Hauptstörungszone gegangen, die in ihrem Verlauf mehrfach ihren Charakter ändert, aber im Prinzip die Plattengrenze zwischen der indoaustralischen Platte und der pazifischen Platte markiert. Diese Störungen sind Teil des Pazifischen Feuerrings, an dem sich die meisten Vulkane der Welt aufreihen. So ist es auch in den Regionen, die heute von den Erdbeben heimgesucht wurden, allerdings rechne ich nicht wirklich damit, dass einer der Vulkane durch die Beben aktiviert wird.

Einer der zur Zeit aktivsten Vulkane auf Neuseeland – Whakaari auf White Island – steht nach wie vor auf Alarmstufe „3“, was von erhöhter Aktivität zeugte. Im letzten GeoNet-Bericht von vor 2 Wochen war die Rede von verstärkten Ascheemissionen und man fürchtete, dass sich die Tätigkeit weiter steigern könnte. White Island liegt vor der neuseeländischen Nordinsel in der Bay of Plenty, die von den Erdbeben ausgespart wurde. Dafür gab es dort gestern eine Erschütterung M 3,1. Das Hypozentrum lag in der großen Tiefe von 217 Kilometern.

Türkei: Erdbebenschwarm im Westen hält an

Zahlreiche Erdbeben im Westen der Türkei – Simav-Graben als Ursprung

Schaut man sich die Erdbebenlisten beim EMSC an, dann fallen die zahlreichen Erdbeben im Westen der Türkei sofort ins Auge. Seit der letzten Woche bebt es dort an zwei Lokationen besonders häufig: Ein Erdbebengebiet befindet sich im Marmarameer nahe Istanbul. Die Erschütterungen gehen auf das starke Beben der Magnitude 6,2 vom 23. April zurück, das sich an der Nordanatolischen Störung ereignete, und sind als Nachbeben einzuordnen. Experten befürchten jedoch, dass es zu einem noch stärkeren Erdbeben kommen könnte. Die seismische Aktivität hat in den letzten Tagen allerdings nachgelassen.

Das zweite Erdbebengebiet befindet sich in der Region Simav. Die Seismizität ist hier nach wie vor sehr hoch. Es handelt sich überwiegend um schwache Erdbeben mit Magnituden im 2er- und 3er-Bereich. Das stärkste Beben ereignete sich am 25. April und hatte eine Magnitude von 4,6. Dennoch würde ich die Erdbebentätigkeit an dieser Stelle eher als Schwarmbeben bezeichnen denn als Nachbeben, wie es in der Region des Marmarameeres der Fall ist. Anders als an der Nordanatolischen Verwerfung, bei der es sich um eine Transformstörung handelt, an der die Erdplatten seitlich aneinander vorbeigleiten, ist die Ursache der Beben bei Simav im gleichnamigen Grabensystem (Rift) zu suchen. Der Simav-Graben ist Teil des größeren westanatolischen Dehnungssystems, das sich von der Ägäis bis ins westliche Zentralanatolien erstreckt. Der tektonisch bedingte Graben ist von Verwerfungen begrenzt, die durch die Nord-Süd-Dehnung der Erdkruste in der Region verursacht werden. Entlang dieser Verwerfungen sinkt der Grabenboden weiter ab – es handelt sich also um Abschiebungen an Normalverwerfungen.

Ähnlich wie im Ostafrikanischen Graben bildeten sich entlang des Simav-Grabens Vulkane, die derzeit jedoch nicht als aktiv eingestuft werden. Die Vulkane förderten insbesondere rhyolithische und andesitische Laven, zudem gibt es Lavadome. Heiße Quellen und Geothermalfelder zeugen noch heute von tief sitzender magmatischer Aktivität im Untergrund. Die heißen Quellen von Simav erreichen Temperaturen von bis zu 90 Grad Celsius. Auch wenn das aktuelle Schwarmbeben wahrscheinlich tektonischen Ursprungs ist, könnten Fluidbewegungen dennoch einen Einfluss auf die Seismizität haben.