Erdbeben Mw 6,3 in Kolumbien – News vom 18.08.23

Starkes Erdbeben erschüttert kolumbianische Hauptstadt Bogota

Datum 17.08.23 | Zeit: 17:04:49 UTC |  4.418 ; -73.511 | Tiefe: 10 km | Mw 6,3

Gestern erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 das südamerikanische Land Kolumbien. Dieser Magnitudenwert stammt vom EMSC. Das GFZ ermittelte eine Magnitude von 6,1. Der Erdbebenherd befand sich in ca. 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km nord-nordwestlich von Cumaral lokalisiert. Der Ort liegt gut 80 Kilometer von der kolumbianischen Hauptstadt Bogota entfernt. Dort war das Erdbeben stark zu spüren gewesen und es gibt Berichte, nach denen Menschen von Panik getrieben die Gebäude verließen und ins Freie flüchteten. Eine Frau kam dabei ums Leben, weil sie aus dem siebten Stock eines Hauses gesprungen war.

Der Erdstoß richtete Schäden an mehreren Gebäuden an. Darunter befand sich auch der Sitz des Kongresses in Bogotá. Zum Zeitpunkt des Erdstoßes hielt sich niemand in dem Gebäude auf. In der Stadt Villavicencio wurde ein Krankenhaus evakuiert. Spekulativ ist, dass durch umherfliegende Trümmerteile und Glassplitter Menschen verletzt wurden.

Es blieb nicht bei einem Erdstoß, denn es gab mehrere Nachbeben. Drei hatten Magnituden im 5er-Bereich.

Kolumbien zählt zu den stark erdbebengefährdeten Ländern am Pazifischen Feuerring, wobei Kolumbien eine Sonderstellung einnimmt, weil hier gleich mehrere Erdkrustenplatten aufeinandertreffen und interagieren. Die wichtigsten Platten sind die Südamerikanische Platte, die Nazca-Platte, die Karibische Platte, die Cocos-Platte und der Panamablock. Diese Platten treffen im Nordwesten Kolumbiens zusammen, wo es an den Plattengrenzen überwiegend zur Konvergenz kommt. An der Plattengrenze zum Panamablock gibt die seitwärts-gerichtete Plattenkollision einer Transformstörung. Das Erdbeben ereignete sich ebenfalls an einer Transformstörung weiter im Landesinneren. Bei ihr handelt es sich um das East Andean Fault System, das den Nord-Andenblock vom Rest Südamerikas trennt.

Die komplexe Tektonik der Region bedingt auch einen ausgeprägten Vulkanismus, der sich im Bereich der Anden manifestiert. Fünfzehn Vulkane werden als aktiv eingestuft. Besonders der Nevado del Ruiz war in den letzten Monaten aktiv gewesen, doch seit gut einem Monat ist die Aktivität rückläufig. Vielleicht ändert das Erdbeben diesen Umstand wieder. Auch der Galeras konnte auf das Erdbeben reagieren.

Campi Flegrei am 16.08.23

Schwarmbeben unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei

Datum 17.08.23 | Zeit: 03:59:57 UTC | 40.820 ; 14.143 | Tiefe: 0,6 km | Mb 2,4

Update 17.08.23: Heute Nacht kam es zu einem Erdstoß Mb 2,4 in nur 0,6 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich südlich der Solfatara.

Originalmeldung: In den letzten Tagen ereigneten sich vermehrt Erdbeben im Bereich des Calderavulkans Campi Flegrei in Süditalien. Insgesamt wurden über 50 schwache Erschütterungen verzeichnet. Die drei stärksten Beben hatten eine Magnitude von 1,8 und traten in Tiefen von knapp unter 3 km auf. Diese Erdbeben waren über eine größere Fläche gestreut, wobei das Zentrum bei der Solfatara lag, einem vulkanischen Bereich, wo die schwächeren Beben konzentriert auftraten.

Nach einer relativ ruhigen Phase in den vergangenen zwei Monaten hat die seismische Aktivität um die Campi Flegrei seit Anfang dieses Monats wieder zugenommen. Dies wird auch im aktuellen Wochenbericht der Vulkanologen des INGV (Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia) bestätigt, der den Zeitraum vom 7. bis 13. August 2023 abdeckt.

Das seismische Netzwerk des INGV verzeichnete insgesamt 78 Erdbeben im Gebiet der Campi Flegrei. Die stärkste Erschütterung erreichte eine Magnitude von 2,0±0,3. Die Bodenhebung, die zwischen Mai und Juli nur etwa 10 mm pro Monat betrug, hat sich wieder erhöht. Die vorläufigen Messungen zeigen eine Hebung von etwa 15 mm pro Monat. An der RITE-GNSS-Station wurde seit Januar 2022 eine Bodenhebung von etwa 22,5 cm gemessen. Die Bodenhebung in den Campi Flegrei wird intensiv überwacht, da sie auf eine mögliche Magmaansammlung unter der Oberfläche hinweisen kann. Wenn sich Magma im Untergrund ansammelt, kann es den Druck auf die darüber liegende Erdkruste erhöhen und somit zu einer Anhebung des Bodens führen. Dieser Prozess wird oft als „Inflation“ bezeichnet. In den letzten Monaten wuchs die mediale Besorgnis, dass der Druck bald ein kritisches Niveau erreichen könnte und es zu einem Vulkanausbruch kommt. Die Vulkanologen bleiben aber noch relativ gelassen.

Es wurden keine signifikanten Veränderungen in den überwachten geochemischen Parametern festgestellt.

Die Durchschnittstemperatur des Gases in der Hauptfumarole von Pisciarelli betrug 95°C. Der Temperatursensor wurde etwa 5 Meter von der Öffnung der Fumarole entfernt in einer Gaswolke installiert. Im Becken von Pisciarelli fehlt weiterhin Flüssigkeit, da das Gas zu heiß ist, um Feuchtigkeit kondensieren zu lassen. Zudem gab es keinen Niederschlag. Die Pisciarelli-Fumarole befindet sich nicht in der Solfatara, sondern auf deren Kraterrand.

Kilauea mit Anstieg der Seismizität – News vom 15.08.23

Zunahme von Seismizität und Bodendeformation am Kilauea auf Hawaii

Zwei Tage hintereinander war die Erdbebentätigkeit am Kilauea auf Hawaii deutlich erhöht. Pro Tag wurden mehr als 140 Erschütterungen registriert, und ein Ende des Trends ist nicht absehbar. In der letzten Woche wurden noch weniger als 40 Erschütterungen verzeichnet, bevor am 09. August die Werte langsam anzusteigen begannen. Die meisten Beben manifestieren sich südlich und östlich der Gipfelcaldera und weisen geringe Magnituden auf. Die Hypozentren liegen in geringen Tiefen von weniger als 2 km.

Die beschriebenen Beben stehen nicht direkt im Zusammenhang mit dem Erdbeben der Stärke 4,3, über das ich gestern geschrieben habe. Dieses Erdbeben wurde 5 km nördlich der Caldera lokalisiert. Daher kann das Schwarmbeben in der Nähe der Caldera als eigenständiges Ereignis betrachtet werden. Allerdings sehen die Wissenschaftler vom HVO dieses Erdbeben als Höhepunkt der Bebenserie an. Sollten diese Beben zusammenhängen, dann wahrscheinlich durch aufsteigendes Magma, das möglicherweise aus einer Tiefe von 25 km sehr schnell bis knapp unter die Erdoberfläche aufgestiegen ist. Warum dieser Aufstieg dann gestoppt wurde, bleibt rätselhaft.

Auffällig ist, dass die Erdbebentätigkeit am unteren Südwestrift bei Pahal in den letzten Wochen deutlich abgenommen hat. Es treten zwar weiterhin täglich einige Erschütterungen auf, aber bei weitem nicht mehr so viele wie in den Jahren seit der Leilani-Eruption. Als Grund für diese Bebentätigkeit wurde vermutet, dass sich der Hawaii-Hotspot direkt unterhalb des Erdbebengebiets befindet und die Erschütterungen durch massive Magmenintrusion in die untersten Magmenkörper des Vulkan-Systems von Mauna Loa und Kilauea verursacht wurden. Dennoch scheint sich genug Magma dort zu sammeln, um die höher gelegenen Magmenkörper aufzuladen. Dies wird auch durch die kontinuierliche Bodenhebung unter der Kilauea-Gipfelcaldera belegt. Im Verlauf eines Jahres beträgt diese Hebung etwa 60 cm, obwohl es Phasen mit starken Lavasee-Aktivitäten im Halema’uma’u-Krater gab, die zwischenzeitlich zu Bodensenkungen führten.

Zusammenfassend rechne ich nicht unbedingt kurzfristig mit einem neuen Ausbruch am Kilauea. Doch mittelfristig deutet viel darauf hin, dass es zu einer weiteren Eruption kommen wird. Vor den letzten Ausbrüchen konnten wir eine vergleichbar hohe Seismizität über mehrere Wochen beobachten, bevor es zur Eruption kam. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jede Eruption nach denselben Mustern verläuft.

Erdbeben-News 14.08.23: Marianneninseln

Erdbeben M 6,1 bei den Marianneninseln

Datum 14.08.23 | Zeit: 13:51:59 UTC | 13.408 ; 147.396 | Tiefe: 38 km | Mb 6,1

Heute Nachmittag manifestierte sich bei den Nördlichen Marianneninseln ein Erdbeben der Magnitude 6,1. Das Hypozentrum befand sich in 38 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 267 km südöstlich von Saipan lokalisiert. Die Insel Saipan ist ein Außengebiet der USA und wird vom USGS überwacht. Das Erdbeben stand in Verbindung mit der Tiefseerinne des Mariannengrabens, wo sich mit 10900 m unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt der Erde befindet.

Die Tiefseerinne entsteht durch die Subduktion der Pazifischen Platte unter die Philippinische Platte.

Die Pazifische Platte ist eine der größten tektonischen Platten der Erde und bedeckt den größten Teil des Pazifischen Ozeans. Sie erstreckt sich über eine beträchtliche Fläche und bildet die Meereskruste im westlichen Pazifik. Die Philippinische Platte hingegen ist kleiner und liegt östlich der Philippinen. Der Marianengraben liegt zwischen diesen beiden Platten.

An dieser Stelle findet Subduktion statt, was bedeutet, dass die Pazifische Platte unter die Philippinische Platte abtaucht. Die Pazifische Platte wird in den Erdmantel hinabgedrückt und schmilzt in den tieferen Bereichen. Dieser Prozess führt zur Bildung des tiefen Marianengrabens, Vulkanausbrüchen auf den Marianeninseln und auch zu Erdbebenaktivität entlang der Subduktionszone.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Erdbeben M 5,9 bei den Prinz-Edward-Inseln

Datum 14.08.23 | Zeit: 10:39:58 UTC |  -43.497 ; 39.032 | Tiefe: 10 km | Mb 6,1

Im südlichen Pazifik gab es ein Erdbeben der Magnitude 5,9. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 1514 km südöstlich von East London in Südafrika verortet.


Erdbeben M 4,3 auf Hawaii

Datum 13.08.23 | Zeit: 23:36:28 UTC | -155.284 ; 19.473 | Tiefe: 38 km | Mb 5,9

Auf Big Island Hawaii trug sich letzte Nacht ein Erdbeben der Magnitude 4,3 zu. Der Erdbebenherd befand sich in 25 km Tiefe. Das Epizentrum wurden 6 km west-nordwestlich von der Gipfelcaldera des Vulkans Kilauea detektiert. Die Tiefe des Hypozentrums lässt vermuten, dass der Erdstoß mit Magmenbewegungen in Verbindung stand, die das lokale Spannungsfeld beeinflussten. Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Eruption gibt es aktuell nicht.

Schwarmbeben auf Island am 14.08.23

Massives Schwarmbeben vor Reykjanes-Halbinsel auf Island

Datum 13.08.23 | Zeit:  20:29:03 UTC |  63.637 ; -23.344 | Tiefe: 5,4 km | Mb 4,5

Seit gestern Abend bebt vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel wieder die Erde. Langsam lässt der Erdbebenschwarm, bestehend aus mehr als 370 einzelnen Erschütterungen, wieder nach. 17 dieser Erdstöße hatten Magnituden von mindestens 3. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 4,5 auf der Momenten-Magnituden-Skala (Mb). Es hatte sein Hypozentrum in einer Tiefe von 5,4 km und das Epizentrum wurde etwa 5,4 km süd-südwestlich von Geirfugladrangur lokalisiert. Geirfugladrangur ist eine kleine Felseninsel, die sich etwa 30 km vor der Küste von Reykjanes befindet. Somit liegen die Epizentren ungefähr 35 km südwestlich von Reykjanestá. Diese Beben manifestieren sich entlang des Reykjanes Ridge, einer Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie tektonischer Natur sind, doch es lässt sich nicht ausschließen, dass aufsteigendes Magma das Spannungsfeld in der Region beeinflusst und indirekt zu den Beben führt.

Das Verteilungsmuster der Erdbeben unterscheidet sich jedoch von demjenigen, das wir in den Tagen vor dem Ausbruch am Fagradalsfjall gesehen haben. Damals waren die Beben über einen wesentlich größeren Bereich verteilt. Falls Magmenbewegungen involviert sind, könnten sie eher mit einer langfristigen Vorbereitung auf den nächsten Ausbruch auf Reykjanes in Verbindung stehen.

Am Wochenende traten entlang des magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Keilir weitere schwache Erdbeben auf. Diese wiesen sehr geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität auf und stehen höchstwahrscheinlich mit Abkühlungs- und Schrumpfungsprozessen in Verbindung. Dennoch kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass Magmenbewegungen die Ursache für diese Beben sein könnten.

Eine weitere bemerkenswerte Meldung aus Island in Verbindung mit Erdbebentätigkeit betrifft den starken Gasgeruch, der gestern bei Blágnýpujökull am Hofsjökull wahrgenommen wurde. Dieser trat nach einem Erdbeben der Magnitude 3,0 auf, das im Zusammenhang mit einem kleinen Bebenschwarm auftrat. Wie bei praktisch jedem größeren Gletscher auf Island befindet sich auch unter dem Hofsjökull ein Zentralvulkan. Dieser Vulkan besteht aus einer Caldera mit den Maßen 7×6 km und wurde erst im Jahr 1983 entdeckt. Der Zentralvulkan unter dem Hofsjökull bildet das Herzstück eines Vulkansystems, das sich über eine Länge von 90 km erstreckt. Ein Gasgeruch in Verbindung mit Erdbeben könnte ein Indiz für fumarolische oder magmatische Aktivität unter dem Vulkan sein.

Erdbeben Mb 5,0 bei Kreta – News vom 13.08.23

Moderates Erdbeben erschüttert griechische Insel Kreta

Datum 13.08.23 | Zeit: 07:49:32 UTC |  35.247 ; 23.878 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Update: Das Beben wurde auf Mb 4,6 herabgestuft. Trotzdem war es stark genug um einen Steinschlag auszulösen, der einen Touristen schwer verletzte.

Originalmeldung: Die griechische Ferieninsel Kreta wurde heute Morgen von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 5,0 erschüttert. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in 10 km Tiefe verortet. Diese Tiefe wird gerne angegeben, wenn zwar fest steht, dass sich das Erdbeben in flachen Bereichen der Erdkruste zutrug, aber die genaue Tiefe (noch) nicht ermittelt werden konnte. Das Epizentrum lag wenige Kilometer von der Südwestküste und wurde 18 km ost-nordöstlich von Palaióchora verortet. Die Inselhauptstadt Heraklion liegt 115 km vom Epizentrum entfernt. Mit Nachbeben muss gerechnet werden.

Erdbeben dieser Magnitude und Lage können von den Anwohnern in einem größeren Umkreis deutlich gespürt werden. An betagter Bausubstanz oder an vorgeschädigten Gebäuden können leichte bis moderate Schäden entstehen. Da sich der Erdstoß erst vor wenigen Minuten ereignete -bei der UTC muss man bei uns +2 Stunden rechnen- liegen noch keine Berichte aus Kreta vor. Auch die Daten zum Erdstoß könnten noch korrigiert werden. So zeigt das GFZ eine Magnitude von 4,9 an. Sollten sich Schäden ereignet haben, gibt es hier ein Update.

Tektonische Situation bei Kreta

Kreta liegt hinter der Subduktionszone, die die Plattengrenze zwischen den Kontinenten Eurasien und Afrika bildet, wobei die kleinere Ägäische Platte, auf der Kreta liegt, dem Eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Die Ägäische Platte ist zwischen den beiden großen Kontinentalplatten wie ein Werkstück in einem Schraubstock eingespannt und gerät dabei mächtig unter Spannungen. Interessanterweise wird die Afrikanische Platte unter die Ägäische Platte subduziert. Die Relativbewegung der beiden Platten zueinander beträgt ca. 50 mm pro Jahr. Die Subduktionszone manifestiert sich im Hellenischen Graben, der bis zu 5000 m tief ist. Zwischen dem Graben und dem Afrikanischen Kontinent liegt noch der Akkretionskeil des Mediterranen Rückens, an dem es zahlreiche Störungszonen unterschiedlichen Charakters gibt. Sie werden je nach Autor auf den Karten unterschiedlich eingezeichnet, sodass ich davon ausgehen, dass die tektonische Situation der unzugänglichen Stelle am Meeresboden so komplex ist, dass sie in ihrer Gänze noch nicht erforscht bzw. verstanden worden ist. Ich selbst habe während meines Studiums an der Südküste Kretas kartiert und bin dort auf Gesteinen gestoßen, die aus der Asthenosphäre stammten und von den komplexen Störungssystemen zeugten. Wie auch immer, das aktuelle Erdbeben stand im Zusammenhang mit den Erdkrustenbewegungen entlang des Hellenischen Bogens.

Erdbeben Mw 5,2 im Süden der Türkei – News vom 11.08.23

In der Türkei gab es 23 Verletzte durch ein Erdbeben Mw 5,2

Datum 10.08.23 | Zeit: 17:48:00 UTC | 38.267 ; 38.265 | Tiefe: 11 km | Mw 5,2

Erneut hat sich ein Erdbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung im Südosten der Türkei ereignet. Das mittelstarke Beben erreichte eine Stärke von 5,2 auf der Richterskala und hatte sein Hypozentrum in einer Tiefe von 11 km. Das Epizentrum wurde etwa 10 km süd-südwestlich des Ortes Malatya lokalisiert. Lokale Medien berichten von mindestens 23 verletzten Personen. Das Erdbeben ereignete sich um 17:48:00 UTC und traf eine Region, die bereits durch das starke Erdbeben bei Gaziantep schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die Infrastruktur von Malatya war bereits stark geschädigt war, weshalb das jüngste moderate Erdbeben weitere Schäden verursachte und somit zu den Verletzungen führte. Die Entfernung zwischen den beiden Orten beträgt etwa 160 km. Daher wäre es nicht unbedingt korrekt, das aktuelle Erdbeben als Nachbeben zu klassifizieren, da möglicherweise ein bisher nicht betroffenes Segment des Verwerfungssystems aktiv wurde. Allerdings waren die Nachbeben von Gaziantep über ein großes Gebiet verteilt und streuten auch bis in die Region von Malatya.

Das Gaziantep-Erdbeben ereignete sich mit einer Stärke von 7,8 am 6. Februar 2023 und verursachte verheerende Zerstörungen, unter denen die Überlebenden der Katastrophe noch heute leiden. In der Türkei allein kamen mehr als 50.000 Menschen ums Leben. Im benachbarten Syrien waren es etwa 7.000 Todesopfer. Es werden Jahre dauern, bis die zerstörte Infrastruktur wieder aufgebaut ist.

Die Ostanatolische Verwerfung ist eine bedeutende tektonische Plattengrenze im Osten der Türkei, die sich über eine Länge von fast 1300 km erstreckt. Damit ist sie etwa genauso lang wie die berühmte San-Andreas-Verwerfung im Westen der USA. Die Ostanatolische Verwerfung markiert die Grenze zwischen der Anatolischen Platte und der Arabischen Platte und zählt zu den aktivsten tektonischen Grenzen in der Region. Im Norden grenzt die Anatolische Platte durch die Nordanatolische Verwerfung an Eurasien, die ebenfalls ein erhebliches Erdbebenpotenzial aufweist.

Erdbeben auf Island am 10.08.23

Schwarmbeben auf Reykjanes und beim Langjökull

Ein paar Tage nach dem Ende der Fagradalsfjall-Eruption nahm die Seismik auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wieder zu. Innerhalb von 2 Tagen wurden 73 schwache Erdbeben registriert. Viele von ihnen manifestierten sich entlang des magmatischen Gangs, der in Südwest-Nordostrichtung zwischen den beiden Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir verläuft. Fast alle Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese wird immer ein wenig anders definiert. Während dieser Bereich bei manchen Autoren Magnituden kleiner 1 umfasst, reicht er bei anderen Autoren bis 1,5. Neun Erdbeben hatten laut IMO Magnituden zwischen 1 und 2. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen zwischen 4 und 7 km, also ebenfalls in einem Bereich, in dem der Dyke verläuft. Unklar ist der Grund für die Beben: Sie könnten magmatischer Natur sein und von Fluidbewegungen ausgelöst werden oder Setzungsbeben sein, die infolge der Abkühlung und Schrumpfung einer Restschmelze entstehen oder durch den Zusammenbruch von Hohlräumen. Natürlich kommen auch rein tektonische Prozesse infrage, denn der Gang läuft parallel mit der Hauptbruchzone des lokalen Störungssystems.

Erdbeben gibt es aber nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel, sondern auch an anderen Lokalitäten auf Island, an denen wir in den letzten Wochen bereits Schwarmbeben gesehen haben. Besonders interessant sind die Erdbeben, die sich 5-7 km südöstlich des Schildvulkans Skjaldbreið ereignen. Dieser gehört zum Langjökull-System und ist nicht unbedingt einer der bekanntesten Feuerberge der Insel. Die Beben sind ebenfalls von geringen Magnituden, wobei der stärkste Erdstoß der letzten Stunden bei m 2,1 lag. Die Tiefen der Erdbebenherde liegen ebenfalls zwischen 4 und 6 km und somit in einer Zone, in der sich gerne Magma akkumuliert. Ob das tatsächlich der Fall ist, ist bis jetzt nicht geklärt. Ein weiteres Indiz für Magmeninflation wäre eine Bodenhebung. Berichte hierzu stehen aber aus oder sind mir zumindest nicht bekannt. Öffentlich zugängliche Messwerte gibt es nicht. Da die Gegend quasi nicht besiedelt ist, wird es auch nicht unbedingt eine systematische Überwachung geben.

Weitere Erdbeben gab es an den Vulkanen Katla, Torfajökull, Askja und Herdubreid. Auch die Tjörnes-Fracture-Zone bleibt seismisch aktiv. Insgesamt registrierten das seismische Netzwerk innerhalb von 48 Stunden 214 Erdbeben auf Island.

Erdbeben-News 10.08.23: Tonga

Tonga wurde von einem Erdbeben Mw 6,1 erschüttert

Datum 08.08.23 | Zeit: 18:38:55 UTC |  -15.251 ; -173.171 | Tiefe: 41 km | Mw 6,1

Vorgestern bebte es abends im Norden des Inselreichs Tonga. Der Erdstoß brachte es laut dem GFZ Potsdam auf eine Momentmagnitude von 6,1. Das EMSC ermittelte eine Magnitude von 5,8. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 58 km. Das Epizentrum wurde 185 km süd-südwestlich von Gataivai auf Samoa verortet, obwohl das Beben Tonga zugerechnet wurde. Meldungen über Schäden liegen nicht vor, auch ein Tsunami-Alarm wurde nicht gegeben.

Das Erdbeben hat einen interessanten tektonischen Hintergrund. Es stand mit dem Tonga-Graben in Verbindung, der eine Verlängerung des Kermadec-Grabens darstellt, der im Bereich der neuseeländischen Nordinsel entspringt. Das Beben manifestierte sich in einem Bogen des Tonga-Grabens, wo die Subduktionszone durch eine kurze Transformstörung mit der divergenten Störung des Lau-Rückens verbunden ist. Die komplexe Tektonik der Region, die den Ozeanboden in mehrere kleine Platten und Becken unterteilt, steht im Kontext mit dem Samoa-Mantelplume, der nordöstlich der Störungszonen vermutet wird. So sollen die Vulkane Samoas eine Mischform aus Subduktionszonen-Vulkanen und Hotspot-Vulkanen sein.

In der Region gibt es ausgeprägten Vulkanismus, stoßen hier doch mehrere vulkanische Inselbögen zusammen. Spätestens seit der folgenschweren submarinen Eruption des Tonga Hunga – Hunga Ha’apai im Winter 2021/22 (dem wir möglicherweise die sintflutartigen Regenfällen der letzten Monate zu verdanken haben) ist klar, dass die Vulkane dieser Region alles andere als unbedeutend sind. So war der aktuelle Erdstoß stark genug, um Einfluss auf die Aktivität der Vulkane dort zu nehmen. Andererseits handelt es sich um eine seismisch hoch aktive Zone, in der es oft vergleichbare oder stärkere Erdbeben gibt, sodass sich kaum ein direkter Zusammenhang zwischen einzelnen Erdbeben und der Aktivität der Vulkane beweisen lassen wird.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Mexiko: Erdbeben Mw 5,8

Datum 09.08.23 | Zeit: 09:33:27 UTC | 16.197 ; -93.505 | Tiefe: 122 km | Mw 5,8

Die mexikanische Region Chiapas wurde gestern von einem Erdbeben der Magnitude 5,8 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 122 km Tiefe, weswegen sich der Erdstoß an der Oberfläche schwächer auswirkte, als man anhand der Magnitude vermuten könnte. Das Epizentrum wurde 25 km west-südwestlich von Villaflores lokalisiert.


Tanzania mit Erdbeben Mw 5,5

Datum 08.08.23 | Zeit: 15:31:19 UTC | -5.389 ; 34.962 | Tiefe: 10 km | Mw 5,5

Vorgestern gab es einen moderaten bis starken Erdstoß im tansanischen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys. Das Beben hatte eine Magnitude von 5,5. Das Hypozentrum wurde mit 10 km Tiefe angegeben. Das Epizentrum befand sich 36 km südöstlich von Ikungi. Es gab einige moderate Nachbeben. Starke Erdbeben sind an divergenten Rifts vergleichsweise selten und zeugen von einem Zerreißen der Erdplatten entlang der Störungen. Im Gegensatz dazu entstehen Erdbeben an konvergenten Plattengrenzen durch explosionsartigen Spannungsabbau infolge eines Verhakens und Beugens der abtauchenden Platte.