Erdbeben-News 28.08.23: Kolumbien

Erdbeben M 5,7 in Kolumbien

Datum 27.08.23 | Zeit: 21:44:59 UTC | 5.321 ; -76.648 | Tiefe: 10 km | M 5,7

Gestern Abend gab es um 21:45 Uhr UTC ein Erdbeben der Magnituden 5,7 in Kolumbien. Das Hypozentrum wird beim EMSC mit 10 km Tiefe angegeben. Das USGS ermittelte eine Tiefe von 15,1 km. Das Epizentrum wurde 11 km west-nordwestlich von Tadó verortet. Es war der stärkste Erdstoß der letzten Tage.

Erst vergangene Woche gab es in Kolumbien ein Erdbeben Mw 6,4. Dieser Erdstoß stand aber nicht in direktem Zusammenhang mit dem aktuellen Beben, denn dieses manifestierte sich in der Küstenebene im Westen des Landes, während sich der Erdstoß letzte Woche hinter dem Andengürtel im Osten ereignete. In der Küstenebene zum Pazifik verlaufen zwei prominente Störungszonen, von denen eine die Verlängerung der Ostgrenze des Panamablocks darstellt. Bei diesen Störungszonen handelt es sich um die Cauca-Almaguer Fault. Die zweite Störungszone streicht ebenfalls in Richtung NE-SW und heißt Romerla-Fault. Dieses Störungssystem kommt aus den Anden und steht mit dem gleichnamigen Vulkan Romerla in Verbindung, der im Zentrum des Störungssystems liegt. Das System ist als eine Transversal-Störung angelegt. Weiter im Süden Kolumbiens gesellt sich zu den beiden parallel verlaufenden Störungen noch das Störungssystem der östlichen Anden. Insgesamt ein recht komplexes Störungsbild mit einem großen Erdbebenpotenzial. Das aktuelle Beben hat sich an der Cauca-Almaguer Störungszone ereignet. Nächstgelegener Vulkan ist der o.g. Romerla, der gut 120 km östlich des Epizentrums liegt. Der Romerla ist einer von 14 Vulkanen in Kolumbien, die während des Holozäns aktiv waren. Sein letzter Ausbruch ereignete sich um 5390 v. Chr. und ein erneuter Ausbruch erscheint mir unwahrscheinlich. Da wird auch das nahegelegene Erdbeben nichts dran ändern.


Schwarmbeben am Fagradalsfjall-Vulkan auf Island

Auf Island gibt es heute wieder zahlreiche Erdbeben an unterschiedlichen Lokalitäten. Im Kontext von Vnet sind die Erdbeben unter dem Vulkan Fagradalsfjall am interessantesten. Dort gab es einen Erdbebenschwarm, der sich zwischen 5 und 6 km westlich des Vulkans ereignete. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 2,2 und lag in einer Tiefe von 5,1 km. Insgesamt wurden im Bereich der Reykjanes Halbinsel innerhalb von 48 Stunden 81 Beben festgestellt. Etwas weniger als die Hälfte ist dabei dem erwähnten Schwarmbeben zuzuordnen. Weitere Erdbeben gab es im Süden Islands im Bereich von Katla und der Hekla, aber auch an der Tjörnes-Fracture-Zone. Vereinzelte Erdstöße kamen im Bereich vom Vatnajökull vor. Unter der Askja war es weitestgehend ruhig.

Erdbeben M 3,2 in Deutschland

Das Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Schweiz wurde von einem Erdbeben M 3,2 erschüttert

Datum 25.08.23 | Zeit: 01:10:54 UTC |  47.745 ; 8.901 | Tiefe: 10 km | Mb 3,2

Heute Nacht manifestierte sich im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Deutschland ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Es handelte sich um eines der seltenen Erdbeben in Deutschland, die von der Bevölkerung wahrgenommen werden konnten. Den Erdbebendiensten liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Einige Menschen wurden aus dem Schlaf gerüttelt und meldeten dies. Es gab auch einige schwächere Erdbeben, deren Magnituden unter der Wahrnehmbarkeitsgrenze lagen.

Laut EMSC manifestierte sich das Erdbeben um 01:10:54 UTC (03:10:54 Ortszeit) und hatte ein Epizentrum, das 5 km westlich von Singen am Bodensee lokalisiert wurde. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 10 km angegeben. Das heiß so viele wie, dass die Tiefe nicht exakt bestimmt werden konnte, dass sich das Beben aber in geringen Tiefen ereignete. Interessanterweise wurde der Erdstoß vom GFZ-Potsdam in die Schweiz verlagert und hatte eine Magnitude von 3,3. Genaugenommen wird die Lokalisierung beim GFZ richtig sein, da Singen zwar in Deutschland liegt, man sich 5 km südwestlich aber bereits in der Schweiz befindet.

Tektonische Situation

Südöstlich des Bodensees verläuft die große Störungszone der Nördlichen-Alpinen-Zone, die das Potenzial hat, stärkere Erdbeben hervorzubringen. Der aktuelle Erdstoß ereignete sich allerdings an einer lokalen Störungszone des Hegau-Bodenseegrabens, der auch als Bonndorfer-Graben bekannt ist. Er mündet im Nordwesten in den Oberrheingraben und beinhaltet auch die alten Hegau-Vulkane. Sie bildeten sich an einem Kreuzungspunkt mit der Freiburg–Bonndorf–Bodensee-Störungszone und der Albstadt-Störungszone. Die Hegau-Vulkane eruptierten zum ersten Mal vor gut 14 Millionen Jahren. Ihre Aktivität endete vor 8 Millionen Jahren. Interessant ist der Umstand, dass die Atomkraftwerkbehörde der Schweiz in dieser tektonisch unruhigen Gegend ihr atomares Endlager gefunden hat. Der Atommüll soll in einer tiefliegenden Schicht aus einem besonderen Ton eingelagert werden. In dieser Tonschicht entdeckte man 170 Millionen Jahre alte Wassereinschlüsse. Daher gilt sie als besonders stabil und selbst abdichtend.

Erdbeben und Vulkane in Island – News vom 24.08.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Geophysikalische Untersuchungen der Askja zeigen keine Veränderungen gegenüber Vorjahr

Gestern kehrten die isländischen IMO-Geowissenschaftler von ihrer jährlichen Messkampagne an der Askja zurück. In Zeitungsstatements nahmen sie sofort den Ausbruchsprognosen der letzten Tage den Wind aus den Segeln. Sie konnten keine signifikanten Veränderungen in den geophysikalischen Parametern im Vergleich zum Vorjahr feststellen. Weder die Gas- und Wassertemperaturen noch die Zusammensetzung der Fluide sollen sich laut ersten Analysen verändert haben, was mich doch überrascht. Dies ist besonders bemerkenswert, da der Vulkan nun eine Bodenhebung von 70 cm aufweist. Diese Bodenhebung wird weiterhin auf die Intrusion eines Magmenkörpers zurückgeführt, der bereits bis in etwa 3 km Tiefe aufgestiegen ist. Der Magmenkörper wird auf ein Volumen von über 20 Millionen Kubikmetern geschätzt. Das wirft die Frage auf, was einen Ausbruch noch verhindert?

Bevor Entwarnung gegeben wird, sollten jedoch die Messwerte der letzten Jahreskampagne berücksichtigt werden, denn sie fiel ja schon in den Zeitraum der Bodenhebung. Die Werte wurden in den Berichten nicht veröffentlicht. Parkrangern zufolge hatte sich bereits die Wassertemperatur des Viti-Kratersees erhöht. Daher erscheint mir die Situation noch nicht vollständig geklärt.

Zahlreiche Erdbeben erschüttern Island

Heute war aus seismischer Sicht erneut ein unruhiger Tag in Island. Innerhalb von 2 Tagen wurden fast 200 Erdbeben erfasst. Der stärkste Erdstoß ereignete sich vorgestern am Bardarbunga mit einer Magnitude von 3,0. Heute traten Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone und auf der Reykjanes-Halbinsel auf. Am Schildvulkan Skjaldbreið wurden 14 schwache Erschütterungen registriert. Einzelne Erdbeben traten auch unter der Katla und im Bereich des Grimsvötn auf. Vier Beben sind von der Askja zu verzeichnen, womit sich der Kreis schließt. Mich verwundert an der Askja nicht nur die starke Bodenhebung, sondern auch das Fehlen massiver Schwarmbeben, wie wir es vom Campi Flegrei kennen. Die Bodenhebung an der Askja verläuft deutlich schneller als in der süditalienischen Caldera. Offenbar ist der Untergrund der Askja flexibler und ermöglicht ein leichteres Aufsteigen von Fluiden im Vergleich zum Campi Flegrei. Doch warum es keine erkennbaren geochemischen Auffälligkeiten gibt, bleibt vorerst unbeantwortet.

Kilauea auf Hawaii – News vom 23.08.23

Vulkan Kilauea mit Erdbeben und Bodendeformation

Seit einigen Tagen ist die Seismizität am Kilauea auf Hawaii wieder deutlich erhöht. Gestern wurden fast 130 Erschütterungen detektiert. Die meisten manifestierten sich südlich der Gipfelcaldera und liegen in einer Reihe, die den Verlauf eines magmatischen Gangs markieren könnte. Die Erdbebenherde liegen in geringen Tiefen von weniger als 3 km. Dabei ist im Zeitverlauf eine Verlagerung der Beben in Richtung Oberfläche zu erkennen. Generell wird Bodenhebung infolge von Magmeninflation unter dem Halemaʻumaʻu-Krater detektiert, doch gestern gab es an einigen Stellen des Gipfelbereichs eine kurzweilige Phase mit Deflation. Auf dem zugehörigen Graphen entsteht so eine kleine Delle. So etwas war vor den letzten effusiven Eruptionen im Halemaʻumaʻu-Krater häufig ein Anzeichen dafür, dass der Vulkanausbruch bald losgeht. Der Schwefeldioxid-Ausstoß belief sich Mitte August auf 86 Tonnen am Tag, was ein niedriger Wert ist. Allerdings ist seit der letzten Messung eine Woche vergangen und mittlerweile kann es ganz anders aussehen. Wenn sich Magma der Oberfläche nähert, fängt der Schwefeldioxid-Ausstoß für gewöhnlich an zu steigen.

Das HVO schreibt zu der aktuellen Situation, dass der Kilauea Anzeichen erhöhter Unruhe zeigt. Ruhig ist es hingegen an den beiden Riftsystemen, die sich in Richtung Osten und Südwesten ausbreiten. Am Puʻuʻōʻō-Krater im mittleren Ostrift wird seit 3 Jahren Subsidenz registriert und es sieht nicht danach aus, als würde auf absehbarer Zeit sich daran etwas ändern.

Nicht nur am Kilauea bebt die Erde, sondern auch an anderen Stellen auf Hawaii: So ereignete sich heute am Vulkan Mauna Kea im Norden der Insel Big Island ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Der Erdbebenherd lag in 38 km Tiefe. Der Mauna Kea gilt als ruhender Vulkan. Seine letzten Ausbrüche ereigneten sich vor ca. 4000 Jahren. Tatsächlich ist es der höchste Vulkan der Insel: er überragt den Ozean um 4205 m. Vom Meeresboden aus gemessen ist Mauna Kea mehr als 10.000 Meter hoch und damit der höchste Berg der Erde. Eine neue Eruption des Vulkans ist sehr unwahrscheinlich.

Starke Erdbebentätigkeit Campi Flegrei am 21.08.23

Weiteres Schwarmbeben unter süditalienischem Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 21.08.23 | Zeit: 02:48:59 UTC | 40.838 ; 14.120 | Tiefe: 2,3 km | Md 2,5

Der Boden unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei, die bei uns als Phlegräische Felder bekannt ist, kommt nicht zur Ruhe: Heute intensivierte sich die Erdbebentätigkeit erneut und bislang wurden mehr als 50 schwache Erdstöße registriert. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 2,5 und lag in einer Tiefe von 2,3 km. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara ausgemacht. Ich vermute stark, dass die Intensivierung der Seismizität in den letzten Tagen mit einer Zunahme der Inflation einhergeht. Es würde mich nicht wundern, wenn wir in den nächsten Tagen entsprechende Meldungen vom INGV bekommen würden, dass sich die Bodenhebung verstärkt hat. Bislang lag sie bei 15 mm im Monat. Ein Wert von 18 bis 20 mm halte ich für realistisch. Aber wohlgemerkt, das ist Spekulation meinerseits und nicht wissenschaftlich belegter Fakt!

Während das Beben Md 2,5 wieder von den Anwohnern der Gegend gespürt werden konnte, waren die anderen Beben zu schwach dazu. Die meisten Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und lagen flacher als 2 km. Somit spielte sich die seismische Aktivität im Bereich des Hydrothermalsystems ab. Auffallend ist, dass es zunehmend eine größere Anzahl Mikrobeben gibt, die über einen größeren Bereich streuen und bis in den benachbarten Golf von Neapel reichen. Ein Muster, das auf erhöhte Inflation hindeutet.

Klar ist aber auch, dass es einen Grund für die gesteigerte Aktivität geben muss. Dieser liegt wahrscheinlich im Aufstieg magmatischer Fluide (Tiefenwässer, Gas) begründet, die von einem Magmenkörper aufsteigen. Wissenschaftlich belegt ist ein Magmenkörper in 8.9 km Tiefe, wobei es einige Indizien gibt, dass sich ein kleiner Magmenkörper in 4-5 km Tiefe befindet. Sofern er vorhanden ist, stößt er direkt an die sperrende Gesteinsschicht und könnte erhöhten Druck auf diese ausüben. Stellt sich die Frage, wie lange die Gesteinsschicht noch standhalten kann. Unklar ist es, wie groß eine mögliche Eruption werden wird. Eine phreatische Eruption in den nächsten Wochen würde mich nicht verwundern, auch wenn sich eine solche nicht vorhersagen lässt.

Erdbeben in Kalifornien – News vom 21.08.23

Erdbeben M 5,1 erschüttert Kalifornien bei Los Angeles

Datum 20.08.23 | Zeit: 21:41:02 UTC | 34.439 ; -119.192 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Nordwestlich der US-amerikanischen Metropole Los Angeles kam es gestern Abend zu einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,1. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 5 km E von Ojai verortet. Der kleine Ort mit 7600 Einwohnern liegt am Rand des Ballungsraums Los Angeles. Bis zum Stadtzentrum der Metropole sind es aber gut 120 km. Dennoch wurde das Erdbeben auch dort gespürt. Erdbeben dieser Magnitude können bereits leichte Schäden verursachen, doch es sieht so aus, als wären die Bewohner der Region mit dem Schrecken davongekommen, denn Meldungen über Erdbebenschäden liegen nicht vor. Die Betonung liegt auf Erdbebenschäden, denn der Erdstoß ereignete sich kurz vor Ankunft des Tropensturms Hilary, der Starkregen mitbrachte und für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller in der Region sorgte. Doch dazu später mehr.

Das Erdbeben bedingt zahlreich Nachbeben, die sich noch heute Vormittag manifestieren. So ist ein netter Erdbebencluster entstanden, den man auf der Erdbebenkarte des USGS sieht. Die gelben Linien auf der Karte zeigen die bekannten Störungszonen der Region, die von der San-Andreas-Fault dominiert werden. Sie ist als dicke Linie im rechten Bildbereich sichtbar. Entlang der SAF können sich sehr starke Erdbeben mit einem großen Zerstörungspotenzial ereignen. Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich an der San Cayetano-Störung, die zwar deutlich kleiner ist als die SAF, dennoch auch über ein vergleichsweise großes Potenzial für starke Erdbeben verfügt. Seismologen vermuten, dass sie für ein starkes Erdbeben im Jahr 1812 verantwortlich war, dessen Magnitude im Bereich 6,5–7,3 lag. Die San Cayetano Störung verläuft in West-Ost-Richtung und ist eine Überschiebung mit einem jährlichen Versatz von 1,3–9 Millimetern. Damit bleibt sie zwar deutlich hinter den Verschiebungsraten der San-Andreas-Fault zurück, die bei 3,4 – 4,8 cm pro Jahr liegen, dennoch scheinen sich bei Verhakungen der Störungszone genug Spannungen aufzubauen, dass sie sich in starken Erdbeben entladen.

Erdbeben auf Island am 20.08.23

Erdbeben an verschiedenen Vulkanen auf Island

Datum 20.08.23 | Zeit: 12:03:45 UTC | 40.8320, -17.450 | Tiefe: 4,0 km | Md 3,2

Heute wurden an mehreren Vulkanen auf Island kleine Schwarmbeben registriert. Insgesamt zeigt die Erdbebenkarte von IMO 166 schwache Erdstöße an. Das stärkste Einzelbeben manifestierte sich am subglazialen Vulkan Bardarbunga und brachte es auf Md 3,2. Das Hypozentrum lag 4 km tief. Das Epizentrum wurde 5,5 km nordöstlich des Vulkans lokalisiert.

Nordöstlich des Vatnajökulls, unter dem der Bardarbunga liegt, schließen sich die Vulkane Askja und Herdubreid an. Während es an der Askja nur wenige Erschütterungen gab, wurden im Bereich des Tafelvulkans Herdubreid 24 schwache Beben detektiert. Herdubreid hängt am Tropf seines Zentralvulkans Askja. Dieser Vulkan steht seit 2 Jahren immer wieder in den News, weil seitdem Bodenhebung registriert wird. Aktuell beläuft sie sich an der Messstation KASK auf fast 44 cm. Einen Spitzenwert maß die Station OLAC: dort wurden im Juni 60 cm Bodenhebung festgestellt, bevor sie den Geist aufgab. Die Askja war vorgestern auch das Gesprächsthema einer Konferenz isländischer Wissenschaftler, die auch InSAR-Messungen diskutierten. Aktuell ist ein Team am Vulkan, das neue Messungen durchführt. Ergebnisse werden für Donnerstag erwartet. In einem Statement wiesen die Forscher darauf hin, dass Besuchern der Gegend empfohlen wird, die Anweisungen der Ranger genau zu beachten, die alle in Absprache mit dem isländischen Katastrophenschutz und der Polizei im Nordosten erstellt wurden. Reisenden wird vom Baden in Víti abgeraten und von einem längeren Aufenthalt in der Gegend abgeraten. Sie betonen, dass für den Vulkan Askja weiterhin ein gewisses Maß an Unsicherheit besteht. Auch Reiseveranstalter zeigen sich alarmiert und raten zur Vorsicht, einstellen tun sie ihre Touren bis jetzt aber nicht.

Ein weiterer Erdbebenschwarm wurde vom seismischen Netzwerk 5 bis 6 km südöstlich des Schildvulkans Skjaldbreid detektiert. Dort waren es 20 Beben innerhalb der letzten 2 Tage. Dieser Vulkan gehört zum Zentralvulkan unter dem Langjökull.

Fünfzig Beben waren es an diesem Wochenende im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Dort ereignete sich ein Erdbeben M 2,9, das 1,3 km nördlich vom Keilir lag. Es war der stärkste Erdstoß auf Reykjanes seit Ende der Fagradalsfjall-Litli-Hrútur-Eruption.

In der Woche vom 7.-13. August wurden 1255 Erdstöße unter Island festgestellt. Ein deutlicher Anstieg gegenüber der Woche davor, als knapp 900 Beben gezählt wurden.

Campi Flegrei Schwarmbeben-Update am 19.08.23

Seismizität unter der Campi Flegrei normalisierte sich

Einem Tag nach dem starken Schwarmbeben aus 120 Erschütterungen, die sich unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei manifestierten, hat sich die seismische Aktivität wieder normalisiert. Ein erwähnenswertes Erdbeben gab es heute Nacht noch: Es hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in 2,6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde mitten im Golf von Pozzuoli ausgemacht. Die meisten Beben des Schwarms manifestierten sich allerdings in und um die Solfatara herum. Der Schwarm beunruhigte die Bewohner der Caldera, wurden doch die meisten Erschütterungen der 6 Erdbeben mit Magnituden ab 2 gestern gespürt. Das lag u.a. an den geringen Tiefen der Hypozentren. Die sozialen Medien sind voll von Berichten über das Ereignis und so mussten sich natürlich auch die Wissenschaftler des INGV zu den Vorgängen äußern. Es wurde sogar ein Statement des Direktors des Observatoriums Neapel veröffentlicht. Dort heißt es, dass der Vulkan engmaschig überwacht wird und es im Vergleich zur letzten Woche aktuell keine signifikanten Veränderungen der geophysikalischen Parameter gibt, mal von den Erdbeben abgesehen. Die Bodenhebung betrug zuletzt 15 mm im Monat.

Auf einer Wissenschaftswebsite bei FB wurde ein Artikel veröffentlicht, der offensichtlich beruhigen soll. In dem Artikel heißt es in der Google-Übersetzung wörtlich: „Diese Migration führt zu einem Druckaufbau im hydrothermischen System des Vulkans und in der Folge zu einer Anhebung des Bodens (und damit auch zu Erdbeben). Was sagt uns das alles? Dass im oberflächlichen System des Vulkans derzeit kein Magma vorhanden ist. Wenn kein Magma vorhanden ist, kann es daher auch nicht zu einer magmatischen Eruption kommen.“ Der Kern der Aussage, dass die oberflächennahe Seismizität und Bodenhebung der Aktivität im Hydrothermalsystem geschuldet ist, ist zwar richtig, aber die Forschung zeigt, dass es unterhalb von 5 km Tiefe einen teilweise kristallisierten Magmenkörper gibt. Darunter sitzt ein weiterer Magmenkörper, der einen Schmelzanteil besitzt, der wahrscheinlich ausreicht, um zu eruptieren. Eine sehr stabile Gesteinsschicht hindert das Magma an einem weiteren Aufstieg. Eine Studie besagt, dass es bereits vulkanotektonische Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch durch Magmenaufstieg hindeuten.

Kurzfristig rechne ich zwar auch nicht mit einer Eruption, aber was mittelfristig passiert, ist noch völlig offen. Langfristig betrachtet ist eine Eruption in der Campi Flegrei sogar höchst wahrscheinlich, wobei langfristig in geologischen Zeiträumen gerechnet ist. Unklar ist, welche Größenordnung die Eruption haben wird. Unter langfristigen Aspekten des Katastrophenschutzes ist es meiner Meinung nach sinnvoll, sich über eine dauerhafte Umsiedlung der Bewohner des Calderavulkans Gedanken zu machen. Selbst bei einem moderaten Vulkanausbruch würden Tausende in der unmittelbaren Gefahrenzone der Eruption leben und möglicherweise ihr Hab und Gut verlieren.

Erdbeben Mw 6,3 in Kolumbien – News vom 18.08.23

Starkes Erdbeben erschüttert kolumbianische Hauptstadt Bogota

Datum 17.08.23 | Zeit: 17:04:49 UTC |  4.418 ; -73.511 | Tiefe: 10 km | Mw 6,3

Gestern erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 das südamerikanische Land Kolumbien. Dieser Magnitudenwert stammt vom EMSC. Das GFZ ermittelte eine Magnitude von 6,1. Der Erdbebenherd befand sich in ca. 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km nord-nordwestlich von Cumaral lokalisiert. Der Ort liegt gut 80 Kilometer von der kolumbianischen Hauptstadt Bogota entfernt. Dort war das Erdbeben stark zu spüren gewesen und es gibt Berichte, nach denen Menschen von Panik getrieben die Gebäude verließen und ins Freie flüchteten. Eine Frau kam dabei ums Leben, weil sie aus dem siebten Stock eines Hauses gesprungen war.

Der Erdstoß richtete Schäden an mehreren Gebäuden an. Darunter befand sich auch der Sitz des Kongresses in Bogotá. Zum Zeitpunkt des Erdstoßes hielt sich niemand in dem Gebäude auf. In der Stadt Villavicencio wurde ein Krankenhaus evakuiert. Spekulativ ist, dass durch umherfliegende Trümmerteile und Glassplitter Menschen verletzt wurden.

Es blieb nicht bei einem Erdstoß, denn es gab mehrere Nachbeben. Drei hatten Magnituden im 5er-Bereich.

Kolumbien zählt zu den stark erdbebengefährdeten Ländern am Pazifischen Feuerring, wobei Kolumbien eine Sonderstellung einnimmt, weil hier gleich mehrere Erdkrustenplatten aufeinandertreffen und interagieren. Die wichtigsten Platten sind die Südamerikanische Platte, die Nazca-Platte, die Karibische Platte, die Cocos-Platte und der Panamablock. Diese Platten treffen im Nordwesten Kolumbiens zusammen, wo es an den Plattengrenzen überwiegend zur Konvergenz kommt. An der Plattengrenze zum Panamablock gibt die seitwärts-gerichtete Plattenkollision einer Transformstörung. Das Erdbeben ereignete sich ebenfalls an einer Transformstörung weiter im Landesinneren. Bei ihr handelt es sich um das East Andean Fault System, das den Nord-Andenblock vom Rest Südamerikas trennt.

Die komplexe Tektonik der Region bedingt auch einen ausgeprägten Vulkanismus, der sich im Bereich der Anden manifestiert. Fünfzehn Vulkane werden als aktiv eingestuft. Besonders der Nevado del Ruiz war in den letzten Monaten aktiv gewesen, doch seit gut einem Monat ist die Aktivität rückläufig. Vielleicht ändert das Erdbeben diesen Umstand wieder. Auch der Galeras konnte auf das Erdbeben reagieren.