Erdbeben und Vulkane Alaskas am 04.08.23

Erdbeben Mw 5,6 vor der Küste von Alaska

Datum 03.08.23 | Zeit: 19:33:50 UTC | 54.721 ; -161.173 | Tiefe: 31 km | Mw 5,9

Gestern Abend erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 5,6 die Südküste von Alaska. Der Erdbebenherd lag 31 km tief. Das Epizentrum wurde 81 km südsüdwestlich von Sand Point lokalisiert. In dieser Gegend hatte es in den letzten Wochen öfter gebebt. Vor 3 Wochen ereignete sich hier ein Beben mit der Magnitude 7,2, und der aktuelle Erdstoß kann als Nachbeben dieses Ereignisses interpretiert werden.

In der Region gibt es mehrere als aktiv eingestufte Vulkane. Einer von ihnen ist der Shishaldin, der ca. 600 km südwestlich des Epizentrums liegt. Das USGS brachte wenige Stunden vor dem Erdbeben eine Meldung heraus, nach der die vulkanische Unruhe am Shishaldin zugenommen hat. Es wurden steigende seismische Erschütterungen festgestellt. Aktuelle Satellitendaten dokumentierten erhöhte Oberflächentemperaturen am Gipfel, was auf einen Lavaausbruch hindeutet. Die Forscher gehen davon aus, dass es in den nächsten Stunden zu explosiven Eruptionen kommen könnte und schrieben, dass es während der aktuellen Eruptionsphase bereits bedeutende Ereignisse gab, die Aschewolken bis zu einer Höhe von 12 km über dem Meeresspiegel verursachten. Diese Ereignisse können ohne ausreichende Vorwarnung auftreten. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen den später erfolgenden Erdbeben und dem Vulkanausbruch gab, doch es ist denkbar, dass sich das starke Erdbeben vor 3 Wochen auf die Aktivität des Vulkans auswirkte. Der Alarmstatus des Vulkans steht auf „orange“.

Vulkan Trident mit starker Seismizität

Der Shishaldin ist nicht der einzige aktive Vulkan Alaskas. Ebenfalls auf Alarmstufe „orange“ steht der Great Sitkin, der effusiv tätig ist und eine erhöhte Seismizität aufweist. Das aktuelle Sorgenkind der Vulkanologen vom AVO (Alaska Volcano Observatory) ist jedoch der Trident-Vulkan. Hier gibt es an 3 Stellen Schwarmbeben, die bereits seit mehreren Monaten anhalten. Es ist sehr gut möglich, dass sie durch magmatische Prozesse im Untergrund hervorgerufen werden, die letztendlich zu einer Eruption führen könnten.

Erdbeben News am 03.08.23: Panama

Panama wurde von Erdbeben Mw 5,9 erschüttert

Datum 03.08.23 | Zeit: 01:25:22 UTC | 5.604 ; -82.634| Tiefe: 14 km | Mw 5,9

Vor der Pazifikküste von Panama ereignete sich heute ein Erdbeben der Magnitude 5,9. Während das Hypozentrum in 14 km Tiefe festgestellt wurde, verortete man das Epizentrum 271 km südöstlich von Burica in Panama. Die costa-ricanische Hauptstadt San José lag 507 km entfernt. Berichte über Schäden liegen nicht vor.

Tektonischer Hintergrund des Erdbebens vor Panama

Auf der Shakemap vom GFZ erkennt man, dass sich der Erdstoß direkt auf der Grenze zwischen den Platten Cocos und Nazca ereignete. Demnach könnte das Beben mit der Subduktion der Cocosplatte zusammenhängen.

Die beiden ozeanischen Krustenplatten bildeten sich erst vor ca. 23 Millionen Jahren, als sich die ältere Fallaron-Platte teilte. Weiter südlich geht die Plattengrenze in das Cocos-Nazca-Spreizungszentrum über. Hierbei handelt es sich um eine Konvergenzzone, an der die Cocos-Platte und die Nazca-Platte auseinanderdriften und es entsteht neuer ozeanischer Boden indem die entstehende Spalte durch Lava aufgefüllt wird. Man vermutet, dass der nahe Galapagos-Hotspot die Tektonik der Konvergenzzone beeinflusst.

Die Galapagos-Inseln sind das Ergebnis des Hotspots. Er liegt unter der Nazcaplatte, und während die Plattentektonik sie nach Westen bewegt, bleibt der Hotspot relativ stationär. Das aufsteigende Magma aus dem Hotspot durchbricht die Erdkruste und führt zur Bildung von Vulkanen, wodurch die Galapagos-Inseln gebildet wurden.

Das Zusammenspiel zwischen dem Cocos-Nazca-Spreizungszentrum und dem Galapagos-Hotspot hat dazu geführt, dass die Galapagos-Inseln eine einzigartige geologische und biologische Geschichte haben und einen bemerkenswerten Beitrag zur Erforschung der Erdgeschichte und der Entstehung von Lebensformen auf unserem Planeten leisten

Das Epizentrum des aktuellen Erdstoßes lag allerdings gut 500 Kilometer nordöstlich der Galapagos-Inseln und ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass das Erdbeben den Vulkanismus des Archipels beeinflussen wird. Ausgeschlossen ist es allerdings nicht.

Erdbeben am Torfajökull auf Island am 03.08.23

Weitere Erdbeben am Torfajökull auf Island

Im Nordosten der isländischen Caldera Torfajökull hat es weitere schwache Erdbeben gegeben. Die IMO registrierte dort in den letzten 48 Stunden vier weitere Erschütterungen, die in Verbindung mit einem kleinen Schwarmbeben stehen, das seit Sonntag aktiv ist. Die Bebenserie schätze ich als nicht besorgniserregend ein und sehe darin noch kein Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Eruption. Dennoch veranlasste es den Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson zu einem Statement, das in der Zeitung Morgenblatt veröffentlicht wurde. Er spekuliert, dass ein Ausbruch der Torfajökull-Caldera eine ernste Angelegenheit wäre und kommt zu dem Schluss, dass so eine Eruption niemand haben will. Besser wären die vergleichsweise harmlosen Eruptionen am Fagradalsfjall. Die letzte Eruption des Torfajökull ereignete sich im Jahr 1477 und generierte die Lavafelder Laugahraun und Námshraun. Im Jahr 871 entstand das Lavafeld Hrafntinnuhraun, wo auch das teils vergletscherte Thermalfeld von Hraftinusker liegt, das mich bei meinem Besuch vor gut 20 Jahren beeindruckte und in seinen Bann zog. Dieser Vulkanausbruch hatte auch eine starke explosive Komponente, die mit der Askja-Eruption von 1875 konkurrieren könnte. Dabei handelte es sich um den drittstärksten Ausbruch in der Geschichte Islands. Es entstanden hoch aufsteigende Aschewolken und die Asche regnete über große Gebiete ab. Heute würden sich solche Eruptionen negativ auf den Flugverkehr auswirken und hätten sicherlich keine guten Auswirkungen auf den Tourismus, von dem die Isländer immer mehr abhängen, und dessen Infrastruktur in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden soll. Hierbei zielt man weniger auf die campenden Rucksacktouristen, die noch vor 20 Jahren das touristische Bild auf Island prägten, sondern eher auf wohlhabende Wellness-Touristen. Ein Trend, der weltweit zu beobachten ist, auch wenn der Fokus z.B. in Kenia und Tansania nicht auf Wellness liegt, sondern auf bequemen Luxussafaris.

Erdbeben am Schildvulkan Skjaldbreiður

Bereits seit letzter Woche gibt es einen kleinen Erdbebenschwarm am Schildvulkan Skjaldbreiður, der südlich des Gletschers Langjökull liegt. Im bekannten Beobachtungszeitraum registrierte die IMO 46 Beben in der Region. Zwei der Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Ob es hier bereits eine Bodenhebung infolge von Magmeninflation gibt, wurde nicht kommuniziert.

Bodenhebung der Askja hält an

Dafür gibt es aber weiterhin eine signifikante Bodenhebung in der Askja-Caldera, die bereits weiter oben erwähnt wurde. Die Messstation OLAC ist weiter offline, dafür beträgt die Bodenhebung an der Station KASC mittlerweile 42 cm. Es werden vereinzelte Erdbeben festgestellt. Ich bin mir sicher, dass man sich auf Island auch keinen explosiven Ausbruch der Askja herbeisehnt. Diesen halte ich für wahrscheinlicher, als ein Ausbruch am Torfajökull.

Fagradalsfjall mit wenigen Erdbeben

Und was macht der Vulkan? Die Erdbebentätigkeit ist vergleichsweise gering, auch wenn es heute eine längere anhaltende Tremorphase gab. Der Krater schloss sich weiter, und dementsprechend gibt es höhere Auswürfe glühender Schlacken. Die Frage ist natürlich, wie sich die Eruption weiter entwickeln wird. Die Daten sprechen für einen langsamen Aktivitätsrückgang, doch die Erfahrung zeigt, dass Prognosen schwierig zu stellen sind. Es könnte auch sein, dass die Tätigkeit noch einige Zeit weitergeht oder dass sich an anderer Stelle ein neues Eruptionszentrum bildet. Die GPS-Stationen registrieren Deflation, dennoch befindet sich wohl noch einiges an Schmelze im Magmenreservoir. In der nächsten Woche soll ein neues Interferogramm erstellt werden.

Erdbeben-News 02.08.23: Eritrea

Erdbeben M 5,5 in Eritrea

Datum 01.08.23 | Zeit: 17:15:26 UTC | 15.262 ; 39.495 | Tiefe: 10 km | Mb 5,5

Gestern erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,5 die Küste des afrikanischen Staates Eritrea, der zum Teil im Afar-Dreieck liegt. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 39 km südsüdöstlich von Massawa lokalisiert. Es folgten drei weitere Erdbeben mit Magnituden im 4er-Bereich.

Tektonisch betrachtet entstanden die Erdbeben an der großen Blattverschiebungszone des Asmara-Nakfa-Gürtels. Die Störungen liegen im Randbereich der westlichen Schulter des Ostafrikanischen Grabenbruchs, die hier in die kontinentale Naht zwischen der Afrikanischen Platte und der Somalischen Platte übergeht.

In relativer Nähe zum Epizentrum liegt u.a. der flache Schildvulkan Erta Alé. Er machte in der letzten Woche von sich Reden, weil einer der beiden Krater in der Caldera des Vulkans mit Lava vollgelaufen war. Aus einem Hornito quoll Lava, die sogar über die frühere Begrenzung des Kraters hinaus floss. Auf einem aktuellen Sentinel-Foto erkennt man zwei kleine thermische Anomalien im Südkrater, die auf die bekannte Aktivität der letzten Monate hindeuten und von zwei Hornitos auf dem gedeckelten Lavasee ausgehen. Das Erdbeben könnte die Aktivität des Vulkans beeinflussen, auch wenn es nicht im direkten Zusammenhang mit magmatischen Prozessen des Afar-Dreiecks steht. Näher als der Erta Alé liegt der Vulkan Dallol, der wegen seinen Thermalerscheinungen und Mineralablagerungen bekannt ist. Auch dieser Vulkan könnte von Erdbeben beeinflusst werden, allerdings es sehr unwahrscheinlich, dass es an diesem Vulkan in absehbarer Zeit magmatische Aktivität geben wird.

Eritrea zählt nicht nur zu den ärmsten Staaten der Welt, sondern auch zu den jüngsten: Er wurde offiziell am 24. Mai 1993 gegründet, als Eritrea seine Unabhängigkeit von Äthiopien erklärte. Die Unabhängigkeitserklärung folgte einem langen und blutigen Unabhängigkeitskrieg, der von 1961 bis 1991 andauerte. Noch jetzt gilt die gesamte Region als politisch instabil und unsicher. Reisen ins Afar-Dreieck sind mit entsprechendem Risiko verbunden.

Erdbeben und Vulkanausbruch in Island am 30.07.23

Erdbeben M 3,2 am Torfajükull

Datum 30.07.23 | Zeit: 12:44:58 UTC |  63.984 ; -19.130  | Tiefe: 0,9 km | Mb 3,2

Erst gestern schrieb ich über die Ausbaupläne touristischer Infrastruktur am isländischen Landmännerbad und zeigte mich -wie immer wenn es um Vergleichbares geht- wenig begeistert davon, die Natur immer weiter zurückzudrängen um mehr Profit zu machen. Sicherlich sei es Islandreisenden gegönnt in den warmen Fluss zu baden, doch es macht keinen Sinn, immer mehr Touristen durch immer einfacheren Zugang zu besonderen Spots zu locken und gegebene Grenzen immer weiter zu stecken. Und es ist so, als wäre der Donnergott Thor ganz meiner Meinung, denn er ließ seinen Hammer mächtig auf den Boden krachen, sodass die Erde bebte. Das geschah am Nordrand der Torfajökull-Caldera, in der auch das Landmännerbad liegt. Das Erdbeben der Magnitude 3,2 lag in 0.9 km Tiefe und hatte ein Epizentrum 3,5 km west-südwestlich von Landmannalaugar. Der Erdstoß war Teil eines Schwarms aus ca. 50 schwachen Erschütterungen. Schwarmbeben in dieser Region sind nicht ganz ungewöhnlich und kommen immer wieder vor.
Auf dem gezeigten Kartenausschnitt sieht man auch den Myrdalsjökull mit dem subglazialen Calderavulkan Katla. Dort hatte es einen Schwarm aus ca. 20 Einzelbeben gegeben.

Weitere Erdbeben gab es auch im Bereich der Reykjaneshalbinsel und dem Fagradalsfjall. Der Vulkanausbruch, der vor 3 Wochen begann, geht weiter. Die auf den Livecams sichtbare Aktivität beschränkt sich auf den Kratern beim Litli-Hrútur. Im Krater brodelt weiterhin Lava und es gibt kleine Lavafontänen. Gegenüber gestern scheinen die Lavafontänen etwas kleiner geworden und auf den Livecams erkennt man keine aktiven Lavaströme an der Oberfläche. Auch nennenswerte Lavaüberläufe gab es nicht. Der Lavanachschub aus der Tiefe nimmt offenbar ab und auf Island munkelt man, dass sich die Eruption langsam ihrem Ende nähern könnte. Der Aktivitätsrückgang vereinfachte die Arbeit der Löschtruppen und die Moosfeuer scheinen inzwischen unter Kontrolle zu sein, dennoch bilden sich über dem heißen Boden viele Staubtornados.

Das war voraussichtlich der letzte Bericht, den ich von Kenia aus geschrieben habe. Spätestens ab Mittwoch geht der reguläre Betrieb auf vulkane.net weiter.

Erdbeben-News am 28.07.23: Vanuatu

Erdbeben Mw 6,4 erschütterte Vanuatu

Datum 26.07.23 | Zeit: 12:44:40 UTC |  -14.752 ; 167.896  | Tiefe: 41 km | Mw 6,4

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,4 erschütterte vorgestern das Archipel von Vanuatu. Das Hypozentrum befand sich in 41 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 94 km ostnordöstlich von Port-Olry auf der Insel Espiritu Santo verortet. Es gab zahlreiche Nachbeben. Neun hatten Magnituden im 5er-Bereich. Vanuatu steht bei vnet nicht nur wegen seiner häufigen Erdbeben in den News, sondern auch wegen seines Vulkanismus. So könnten die Erdstöße Vulkanausbrüche triggern.

Die bekanntesten Vulkane Vanuatus sind die Feuerberge Yasur auf Tanna und der Inselvulkan Ambrym, wo bis 2018 gleich 3 Lavaseen in den verschiedenen Kratern des Vulkans aktiv waren. Als die Lavaseen teils unterirdisch abflossen, wurde die Insel von starken Erdbeben erschüttert unter deren Auswirkungen die Insulaner noch heute leiden.

Die aktuellen Erdbeben sind auf dem Seismogramm von Ambrym erkennbar. Doch konkrete Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch des Vulkans sind mir nicht bekannt. Sollte es mittelfristig zu Eruptionen kommen, könnte ein Zusammenhang zu den Erdbeben bestehen.

Die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit dem Vanuatu-Graben, der sich in einem Bogen bis nach Fidschi und Samoa zieht. Bei Samoa gab es einen Erdstoß der Magnitude 5,5. Das Hypozentrum lag hier ca. 10 km tief.

Eines der stärkste Erdbeben in Vanuatu war ein Beben der Magnitude von 7,5, das sich am 9. August 2016 ereignete. Das Epizentrum lag ebenfalls nahe der Insel Santo. Dieses Erdbeben führte zu Tsunami-Warnungen für die umliegenden Gebiete, aber zum Glück wurden keine schweren Schäden oder Verletzungen gemeldet. Der Erdstoß ereignete sich wie das aktuelle Erdbeben an der Vanuatu-Tonga-Subduktionszone. Diese Subduktionszone ist eine Plattengrenze, wo der ozeanische Teil der Indo-Australischen Platte unter die pazifische Platte subduziert und im Erdmantel partiell aufgeschmolzen wird. In der Region Vanuatu ist die Subduktionszone bekannt für ihre seismische Aktivität und kann starke Erdbeben und Tsunamis verursachen.


Erdbeben Mw 5,9 am Indian Ridge

Datum 28.07.23 | Zeit: 07:58:56 UTC | -30.465 ; 59.840 | Tiefe: 10 km | Mw 5,9

Im Indischen Ozean bebte es heute mit einer Magnitude von 5,9. Der Erdbebenherd wurde in 10 km Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum befand sich 1095 km südöstlich von Saint-Joseph (La Réunion) und lag damit Außerhalb des Wirkungskreises, in dem sich Erdbeben auf Vulkane auswirken könnten. Dennoch (oder gerade deswegen) ist der Vulkan Piton Fournaise noch schwach aktiv und eruptiert in der 4. Woche.

Starkes Erdbeben vor Alaska – News vom 16.07.23

Starkes Erdbeben Mw 7,4 vor Alaska löst Tsunami-Alarm aus

Datum 16.07.23 | Zeit: 06:48:20 UTC | 54.488 ; -160.822 | Tiefe: 10 km | Mw 7,4

Heute Morgen um 06:48 UTC ereignete sich südlich der Alaska-Halbinsel ein Erdbeben der Magnitude 7,4 (Daten EMSC) mit einem Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 97 km südlich von Sand Point (Popof Island) lokalisiert. Es wurde ein Tsunami-Alarm ausgelöst. Es gab einige Vor- und Nachbeben, wobei das stärkste eine Magnitude von 5,7 hatte. Meldungen über Schäden liegen noch nicht vor. Prinzipiell können so starke Erdbeben in geringer Tiefe massive Zerstörungen verursachen. Da die Region jedoch dünn besiedelt ist, kam es wahrscheinlich nicht zu einer großen Katastrophe. Anders sähe es aus, wenn tatsächlich ein größerer Tsunami entstanden wäre.

Alaska liegt am „Pazifischen Feuerring“, der die Subduktionszonen entlang der Pazifikküste beschreibt und für seine Erdbeben und Vulkanausbrüche bekannt ist. Ungefähr 230 km nordwestlich des Epizentrums liegt der Vulkan Shishaldin, der in den letzten Wochen vulkanische Unruhen gezeigt hat. Gerade eben gab es eine Meldung vom USGS, dass sich die Eruptionen verstärkt haben. Vulkanasche stieg bis zu 4,6 km hoch auf und driftete mit dem Wind in Richtung Südwesten. Allerdings begann die Aktivitätssteigerung schon gestern Nachmittag, daher kann ausgeschlossen werden, dass sie eine direkte Reaktion auf das Erdbeben heute Morgen ist. Vielleicht gibt es jedoch einen noch unentdeckten Faktor, der sowohl die vulkanische Aktivität als auch das Erdbeben ausgelöst hat. Möglicherweise haben sich vor dem Erdbeben so große Spannungen in der Erdkruste aufgebaut, dass sie das Magma nach oben gedrückt haben, ähnlich wie beim Ausquetschen einer Zahnpastatube durch Druck auf eine Seite. Doch das sind rein spekulative Überlegungen.

Dem regelmäßigen Leser wird aufgefallen sein, dass ich bei den Erdbebennews dazu übergegangen bin, die Karten vom GFZ einzubinden. Leider gab es beim EMSC ein Update der Seite. Diese ist nun extrem langsam geworden, unübersichtlich und mit eingeschränkter Funktionalität, was sich leider auch auf die Berichterstattung hier auswirkt. Ich arbeite jedoch an einem neuen Workflow.

Erdbeben auf Hawaii – News vom 14.07.23

Hawaii wurde von Erdbeben Mb 4,6 erschüttert

Datum 13.07.23 | Zeit: 21:28:59 UTC | 20.789 ; -154.939 | Tiefe: 24 km | Mb 4,6

Das Inselparadies Hawaii wurde gestern Abend von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 4,6 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich laut USGS in 24 km Tiefe. Das Epizentrum lag vor der Nordküste der Insel Big Island Hawaii und wurde 88 km nord-nordöstlich von Pa’auilo verortet. Das EMSC ermittelte eine Magnitude von 4,5 und lokalisierte den Erdbebenherd in 10 km Tiefe. Diese Tiefe wird oft verwendet, wenn eine genaue Bestimmung des Hypozentrums nicht möglich ist. Daher sollte man in solchen Fällen eher auf die Daten der lokalen Erdbebendienste setzen.

Tiefe Erdbeben nördlich von Big Island sind in der Regel das Ergebnis einer Verbiegung der ozeanischen Kruste und des darunter liegenden spröden Mantels aufgrund des Gewichts der Inseln. Dieses Erdbeben passt in das Muster vergangener Erdbeben, die mit der Verbiegung der ozeanischen Lithosphäre zusammenhängen.

Das HVO teilte mit, dass das Erdbeben offenbar keine Auswirkungen auf die Vulkane Mauna Loa und Kīlauea hat, warnt aber vor Nachbeben, die in den kommenden Tagen bis Wochen möglich sind. Aufgrund der Erdbebenintensität wurden keine Schäden an Gebäuden oder Infrastruktur erwartet. Schadensmeldungen liegen bis jetzt nicht vor. Der Erdstoß wurde in den Küstenregionen der benachbarten Inseln leicht wahrgenommen.

Apropos Vulkane Hawaiis: Diese sind momentan ruhig und die Seismizität der Feuerberge ist unauffällig. Tief sitzende Erdbeben gibt es vor allem in der Küstenregion bei Pahala, wo sich ein Hauptaufstiegsweg des Magmas zu befinden scheint. Im Gipfelbereich des Kilauea gibt es nur sporadisch Erdbeben, deren Häufigkeit im Bereich des Normalen liegt. Es wird eine leichte Bodenhebung registriert. Generell liegt die Bodenhebung bereits wieder über dem Niveau des letzten Eruptionsbeginns, sodass die nächste Eruption bereits in einigen Wochen bis Monaten beginnen könnte, doch zuvor erwarte ich einen signifikanten Anstieg der Seismizität.

Am Nachbarvulkan Mauna Loa gibt es täglich einige schwache Erdbeben, und es wird eine leichte Bodenhebung festgestellt. Leider werden die öffentlich zugänglichen Grafiken zur längerfristigen Bodenhebung seit dem Frühjahr nicht mehr aktualisiert, daher sind eigene Einschätzungen der Lage nur bedingt möglich.

Erdbeben-News am 11.07.23: Karibik

Erdbeben Mw 6,5 erschüttert die Karibik

Datum 10.07.23 | Zeit: 20:28:26 UTC |  20.031 ; -61.134 | Tiefe: 8 km | Mw 6,6

Gestern ereignete sich ein starkes Erdbeben im Nordatlantik. Die Magnitude lag bei 6,5. Die Tiefe des Hypozentrums wurde vom EMSC mit 8 km angegeben. Das GFZ kam auf einen Erdbebenherd in 22 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 286 km nordöstlich von The Valley auf Anguilla in der Karibik. Der Erdstoß wurde praktisch im ganzen karibischen Archipel von den Bewohnern wahrgenommen, daher nehme ich an, dass das flacher gelegene Hypozentrum richtig verortet wurde.

Das Beben manifestierte sich auf dem ozeanischen Teil der Nordamerikanischen Platte, die im Norden der Karibischen Platte eine Transformstörung bildet, die im Osten in eine Subduktionszone übergeht. Das Erdbeben ereignete sich nahe der Übergangszone zwischen der Transformstörung und der Subduktionszone. In der Region mündet auch die Plattengrenze zwischen Nordamerika und Südamerika in das Gefüge der beiden zuvor genannten Störungszonen ein, also eine komplexe tektonische Situation.

Hinter der Subduktionszone liegt der vulkanische Inselbogen der kleinen Antillen mit den bekannten Vulkanen Soufrière Hills, La Soufrière und Montagne Pelée. Während die beiden erstgenannten Vulkane in den letzten 10 Jahren aktiv waren, wartet Montagne Pelée noch auf sein Debüt im 21. Jahrhundert. Tatsächlich ist der Vulkan sporadisch seismisch aktiv, und er könnte dabei sein, sich aufzuladen. Doch ob er schon soweit ist, mit einer Eruption zu beginnen, ist fraglich. Im Allgemeinen können jedoch starke Erdbeben Vulkanausbrüche auslösen.

Neben den drei genannten Vulkanen gibt es mindestens noch zwei weitere aktive Vulkane in der Karibik: einen weiteren Soufrière auf der Insel St. Lucia und den Unterwasservulkan Kick ‚em Jenny bei Grenada. Dieser Vulkan stand in den letzten Jahren öfter im Verdacht, für neue Unterwassereruptionen verantwortlich gewesen zu sein.