Neuer Erdbebenschwarm im Vogtland im April

Erdbebenschwarm tritt an der Deutsch-Tschechischen-Grenze des Vogtlandes auf – Fast 700 Erschütterungen detektiert

Nach einigen Jahren der relativen Ruhe kam es im Deutsch-Tschechischen-Grenzgebiet am Rand des Vogtlandes zu einem erneuten Erdbebenschwarm. Er begann bereits am 18. März und hält bis heute an, wobei sich die drei stärksten Erdbeben am 7. April ereigneten. Laut dem tschechischen Erdbebendienst hatte der stärkste Erdstoß eine Magnitude von 2,6 und ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Insgesamt wurden 692 Erdbeben detektiert. Die meisten davon hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und wurden von anderen Erdbebendiensten wie dem EMSC und GFZ nicht angezeigt, was ein Grund dafür ist, warum ich erst jetzt darüber berichte. Das EMSC zeigt auch die drei stärksten Erdbeben nicht an, sondern detektierte am 4. April ein paar Erschütterungen mit M 1,0 bis 1,3. Ungewöhnlich, dass die stärkeren Erdbeben offenbar nicht festgestellt wurden.

Die Beben konzentrieren sich in drei Haufen, die nordöstlich von Klingenthal auf deutscher Seite und südlich von Bublava auf der tschechischen Seite liegen. Die Tiefe der Hypozentren lässt eher auf einen tektonischen Ursprung des Schwarmbebens schließen, denn auf einen magmatischen. Ja, magmatisch, richtig gelesen, denn wie eingangs angedeutet gab es bereits früher Schwarmbeben im Vogtland, die zum größten Teil magmatischen Ursprungs waren. Sie manifestierten sich allerdings rund 30 Kilometer südlich bei Mühlessen im Cheb-Becken. Dort gibt es an der Bublak-Quelle Mofetten, aus denen Gase magmatischen Ursprungs ausströmen, und man geht davon aus. Das sich im Grenzbereich zur Asthenosphäre Magma ansammelt. Doch auch wenn es in der Tiefe eine Magmenakkumulation gibt, heißt es nicht, dass es noch zu unseren Lebzeiten zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Zwar gab es im Südosten Deutschlands und in der Tschechei Vulkanismus, aber viele plutonische Gesteine zeugen davon, dass nur ein Bruchteil des Magmas aus der Tiefe die Oberfläche erreichte.

Der aktuelle Erdbebenschwarm könnte mit der grob Nordwest-Südost streichenden Mariánské-Lázně-Fault in Verbindung stehen. Sie ist eine der prägnantesten Störungszonen der Gegend. In einiger Entfernung gibt es parallel verlaufende Störungszonen, die von der senkrecht dazu verlaufenden Erzgebirgsstörung gestreift werden. Ein altes, aber durchaus komplexes tektonisches Setting, das Erdbeben in der Region verursachen kann.

Apropos Vogtland: Genaugenommen liegt das Erdbebengebiet knapp außerhalb des Vogtlandes in Böhmen. Wenn es Berichte zu den Beben gibt, dann werden diese aber oft dem Vogtland zugeschrieben.

Campi Flegrei mit neuer Erdbebenserie am 07.04.24

Weiterer Erdbebenschwarm erschüttert süditalienischen Calderavulkan – Stärkstes Beben Mb 3,2

Datum 04.04.2024 | Zeit: 05:33:01 UTC | Lokation: 40.825 ; -14.115 | Tiefe: 2,3 km | Mb 3,2

Im Süden Italiens kommt die Erde nicht zur Ruhe, denn seit dem 4. April manifestierten sich unter dem Calderavulkan Campi Flegrei, der südwestlich von Neapel liegt, mehr als 100 Erdbeben, die zusammen einen Erdbebenschwarm bilden. Die stärkste Erschütterung brachte es auf eine Magnitude von 3,2 mit einem Erdbebenherd in 2,3 Kilometern Tiefe. Damit lag es im Grenzbereich des Hydrothermalsystems zur Deckschicht und könnte durch Bruchbildung entstanden sein. Dieses Beben manifestierte sich unter dem Hafen von Pozzuoli und innerhalb weniger Minuten ereigneten sich auf der gleichen Linie zwei weitere Beben mit Magnituden im Zweierbereich.

Einige der stärkeren Erschütterungen konnten in der Region deutlich wahrgenommen werden und sorgten ein weiteres Mal für Beunruhigungen. Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr führten Kontrollen an der öffentlichen Infrastruktur durch. Größere Schäden wurden aber nicht gemeldet.

Starke Entgasungen im Zuge des Erdbebenschwarms

Der Schwarm hält weiterhin an, und das stärkste Beben der letzten 24 Stunden ereignet sich gestern Mittag und brachte es auf Mb 2,5. Auffällig ist, dass sich die stärkeren Erschütterungen unter dem Meer im Golf von Pozzuoli ereigneten und überwiegend Hypozentren hatten, die tiefer als 2 Kilometer lagen. Hier scheint es tatsächlich Bruchprozesse zu geben. Es gab auch die üblichen Beben mit Magnitude im Bereich der Mikroseismizität, die sich im Bereich der Solfatara zeigten und als Manifestationen des Hydrothermalsystems angesehen werden können. Hier werden überwiegend Fluidbewegungen in den lockeren Ablagerungen des Hydrothermalsystems die Erschütterungen ausgelöst haben. Es scheint zu starken Entgasungen gekommen zu sein, denn es liegen Berichte vor, dass Anwohner starken Schwefelgeruch festgestellt haben. Fotos dokumentieren, wie ein Forscher des INGVs die Gasaustritte in der Solfatara begutachten. Ungewöhnlich starke Dampfentwicklungen sind zu sehen. Der Zusammenhang zwischen Vulkanismus und dem Bradyseismos wird meiner Meinung nach immer deutlicher. Mich würde es nicht wundern, wenn wir in den nächsten Monaten und Jahren noch stärkere Manifestationen der Erdgewalten erleben würden.

Alles in allem ist die Seismizität des Calderavulkans wieder deutlich stärker geworden, als es während des überwiegenden Teils des Vormonats der Fall gewesen ist. Im letzten Wochenbulletin vom INGV ist zu lesen, dass die Bodenhebung Ende März weiterhin bei ca. 10 mm im Monat lag. Es stellt sich die Frage, ob diese sich nun wieder beschleunigte?

USA: Erdbeben Mb 4,8 nahe New York City

Moderates Erdbeben erschüttert den Großraum New York – Stärkstes Beben seit 240 Jahren

Datum 05.04.2024 | Zeit: 14:23:20 UTC | Lokation: 40.683 ; -74.753 | Tiefe: 5 km | Mb 4,8

Im US-Bundesstaat New Jersey bebte gestern die Erde und das Beben wirkte sich bis ins angrenzende New York und darüber hinaus aus. Der Erdstoß hatte laut EMSC eine Lokalmagnitude von 4,8 (GFZ 5,0) und ein Hypozentrum in nur 5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 13 km nordwestlich von Bridgewater lokalisiert, das eigentlich zu New Jersey gehört, aber da New York populärer ist, wird vom stärksten Erdbeben berichtet, das in New York seit 240 Jahren zu spüren gewesen war. Tatsächlich liegen den Erdbebendiensten Meldungen aus über 600 Kilometern Entfernung vor. Das Beben war in über einem Dutzend US-Bundesstaaten spürbar.

Der Gouverneur von New Jersey, Phil Murphy, reagierte, indem er die staatliche Notrufzentrale aktivierte und die Öffentlichkeit aufforderte, die Notrufnummer 911 nur im Notfall zu wählen. Flüge an den Flughäfen Newark Liberty International und John F. Kennedy wurden vorübergehend gestoppt, ebenso wie der Verkehr im Holland-Tunnel. Die Public Service Enterprise Group von New Jersey meldete keine Schäden an ihrem Stromnetz.

Der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, überwachte die Situation aktiv. Seismologen warnten vor möglichen Nachbeben, von denen eines mit einer Stärke von 3,8 am Freitagabend auftrat. Experten erklärten, dass obwohl Erdbeben an der Westküste üblich sind, sie im Osten aufgrund der Bodenbeschaffenheit weiter verbreitet wahrgenommen werden können. Pat Abbott, ein Geologe, betonte, dass Nachbeben erwartet werden, jedoch wahrscheinlich schwächer ausfallen.

Obwohl das Erdbeben in der Tri-State-Region nicht das stärkste jemals registrierte war, betonten Seismologen, dass es aufgrund der Bodenbeschaffenheit im Osten weiter verbreitet wahrgenommen wurde als vergleichbare Beben an der Westküste. Die geringe Herdtiefe könnte ebenfalls zu einer erhöhten Wahrnehmung beigetragen haben. Berichte über nennenswerte Schäden liegen nicht vor. Dafür gab es heute weitere Nachbeben.

Tektonische Situation im Erdbebengebiet bei New York

Das Erdbeben stand im Zusammenhang mit der Ramapo-Störung, einem bedeutenden Riss in der Erdkruste, der bereits vor 200 Millionen Jahren entstand. Er beginnt im Nordosten von Pennsylvania und erstreckt sich auf fast 300 Kilometer Länge bis nach New Jersey. In seinem Verlauf liegt sogar ein Kernkraftwerk. Wissenschaftler diskutieren kontrovers, wie aktiv dieser alte Fehler wirklich ist, doch es wird angenommen, dass viele Erdbeben der Region durch die Ramapo-Störung verursacht werden.

Taiwan: Starkes Erdbeben Mw 7,4 am 2. April

Sehr starkes Erdbeben erschütterte Taiwan und richtete Zerstörungen an

Datum 02.04.2024 | Zeit: 23:58:09 UTC | Lokation: 23.872 ; 121.614 | Tiefe: 22 km | Mw 7,4

Ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,4 erschütterte Taiwan. Das Hypozentrum lag in 20 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag an der Ostküste der Insel und wurde 12 km südsüdöstlich von Hualien City lokalisiert. Es wurde Tsunamialarm gegeben, doch Riesenwellen blieben aus. Der Erdstoß richtete Schäden an und forderte auch Menschenleben.

Es gab zahlreiche starke und moderate Nachbeben, die immer noch nicht abgeebbt sind. Das stärkste dieser Nachbeben brachte es auf Mw 6,7.

Das Erdbeben manifestierte sich am Mittwoch Morgen um kurz vor 8 Uhr Lokalzeit, als viele Menschen auf den Straßen unterwegs waren. Es wird vielfach als das stärkste Beben in fast 25 Jahren bezeichnet, das sich in dieser Region Taiwans ereignete.

Nach dem Beben wurden zunächst neun Todesopfer und mehr als 960 Verletzte gemeldet. Dutzende Menschen waren in Tunneln und Gebäuden eingeschlossen, während 143 Personen unter den Trümmern eingestürzter Gebäude vermutet wurden, darunter 60 in einem Tunnel nördlich von Hualien. Außerdem wurden 71 Bergleute in Steinbrüchen verschüttet. Inzwischen wurden 13 Todesopfer bestätigt.

Betroffen waren auch zwei Deutsche, die in einem Tunnel eingeschlossen waren, und gerettet werden konnten. Eine weitere Reisegruppe von 18 Deutschen wurde als vermisst gemeldet, jedoch wurden später gemeldet, dass sie sich in Sicherheit befänden

Es entstanden beträchtliche Schäden, nicht nur an Gebäuden, sondern auch an Straßen und es kam vorübergehend zu Stromausfällen in Zehntausenden Haushalten. Der Zug- und U-Bahnverkehr wurde zunächst eingestellt.

Die Finanzwelt reagierte sensibel auf das Beben. Schließlich ist Taiwan ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Doch die ganz großen Schäden blieben aufgrund der Tiefe des Hypozentrums aus und somit auch ein nachhaltiger Börsencrash. Die Reaktionen im Ausland waren solidarisch mit der Europäischen Union und China, die ihre Unterstützung anboten.

Taiwan liegt im Pazifischen Feuerring und Erdbeben sind hier neben Vulkanausbrüchen keine Seltenheit. Vor der Ostküste Taiwans trifft die Philippinische Platte auf den Eurasischen Kontinent und wird subduziert. Das Erdbeben ereignete sich an einem Stück der abtauchenden Platte im Grenzbereich zur Asthenosphäre.

Dieses Erdbeben war bei weitem nicht das einzige starke Ebben, dass sich während meiner Islandreise ereignete. Hier erwähnen möchte ich noch einen Erdstoß Mw 6,1 vor der japanischen Insel Honshu und ein Erdbeben Mw 6,8 bei den Mariannen. Dieses Beben lag allerdings im Erdmantel und wirkte sich oberflächlich kaum aus.

Griechenland: Starkes Erdbeben vor der Küste am 29. März

Starkes Erdbeben Mw 5,7 erschüttert die Küste im Südwesten vor der Halbinsel Peleponnes

Datum 28.03.2024 | Zeit: 07:12:45 UTC | Lokation: 37.238 ; 21.189 | Tiefe: 17 km | Mw 5,7

Die griechische Küste im Ionischen Meer wurde von einem starken Erdbeben der Magnitude 5,7 erschüttert. Das Beben ereignete sich heute Morgen um 07:12:45 UTC und hatte einen Erdbebenherd in 17 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 36 km westlich von Filiatrá auf der Halbinsel Peleponnes lokalisiert. Die Ionischen Inseln Zakynthos und Korfu liegen nördlich des Epizentrums. Im Bereich der Inseln hat es in den letzten Jahren und Monaten zahlreiche Erdbeben gegeben. Die Daten stammen vom EMSC. Andere Erdbebendienste meldeten leicht abweichende Daten. In ersten Meldungen zum Beben wurde eine Lokalmagnitude (Richterskala) von 6,0 und eine Herdtiefe von 23 Kilometern angegeben. Beim GFZ wird eine Momentmagnitude von 5,8 und ein Hypozentrum in 28 Kilometern Tiefe angezeigt. Es gab mehrere schwache Nachbeben.

Einen offiziellen Tsunamialarm hat es offenbar nicht gegeben. Zeitungen berichten, dass es aber entsprechende Überlegungen gegeben hätte. Doch nach der Abstufung der Magnitude und der Feststellung der Herdtiefe in mittleren Tiefen, wurde offenbar darauf verrichtet. Der Tiefe des Hypozentrums dürfte es auch zu verdanken sein, dass keine größeren Schäden gemeldet wurden. Mit leichten Gebäudeschäden muss man aber in der Nähe des Epizentrums rechnen.

Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis von mehr als 600 Kilometern wahrgenommen. Entsprechende Berichte liegen sogar aus Italien vor, wo es Meldungen aus Catania am Fuße des Ätnas gibt. Auf den Seismogrammen von dort ist die Erschütterung zu sehen und auch der Tremor stieg deutlich an. eine Eruption bleib aber aus. Auch auf Malta und Kreta war der Erdstoß zu spüren gewesen.

Tektonische Situation am Peleponnes

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben erneut mit der Plattenkollision von Afrika und Eurasien in Verbindung und ereignete sich im Bereich der Hellenischen Subduktionszone. Die Halbinsel Peleponnes und die südlichen Ionischen Inseln liegen auf der Ägäischen Mikroplatte, die entlang der Subduktionszone mit dem Adriatischen Sporn der Afrikanischen Platte kollidiert. Diese Kollision führt zu Spannungen entlang der Plattengrenze, die sich letztendlich in Erdbeben entladen.

Italien: Erdbeben erschreckt Anwohner am 27. März

Moderates Erdbeben schreckt im Norden Italiens Anwohner auf – Leichte Schäden gemeldet

Datum 27.03.2024 | Zeit: 21:19:39 UTC | Lokation: 46.360 ; 12.863 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Am Südrand der Alpen im Osten Norditaliens ereignete sich ein moderates Erdbeben der Magnitude 5,0. Nach Angaben des EMSC befand sich der Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 13 km westsüdwestlich von Tolmezzo verortet. Andere Erdbebendienste kamen auf niedrigere Magnituden. So zeigt das GFZ Mb 4,5 an, das italienische INGV kommt auf Mb 4,4.

Der Erdstoß war in einem Umkreis von mehr als 450 Kilometern zu spüren gewesen und dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor, darunter auch aus Deutschland und Österreich. Einige Bebenzeugen meldeten sich aus Kroatien und der Tschechei, wo leichte Vibrationen zu spüren gewesen waren. Deutlich stärker spürten die Menschen den Erdstoß, die sich nahe dem Epizentrum befanden. So berichtete der Bürgermeister des Ortes Socchieve in der Provinz Udine, dass Bürger verängstigt reagierten, besonders, da einige Dachziegel auf die Straßen fielen und der Strom ausfiel. Größere Schäden gab es allerdings nicht. Dafür aber einige schwache Nachbeben und die Sorge, dass es weitere starke Erdbeben geben wird.

Ganz unbegründet ist die Sorge nicht, denn im Alpenraum kann es durchaus Erdbeben mit Magnituden im Sechserbereich geben, die entsprechende Schäden verursachen. So gab es in Friaul 1976 ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,5, bei dem 989 Menschen starben und große Schäden entstanden.

Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich am Südrand der Alpen und hatte somit Bezug zur Plattenkollision von Europa mit Afrika, welche sich für die Auffaltung der Alpen verantwortlich zeigt. In der Region des Erdbebens verlaufen mehrere Störungszonen, die parallel zur Längserstreckung des Gebirges streichen. Viele der Störungen sind als Überschiebungen ausgeprägt. Das Erdbeben hat sich an einer der Störungen ereignet, die mit einem Überschiebungsgürtel assoziiert ist, an dem sich auch das verheerende Erdbeben von 1976 ereignete.

Vanuatu: Starkes Erdbeben Mw 6,4 am 27. März

Starkes Erdbeben erschüttert Südpazifik – Tsunamialarm blieb aus

Datum 27.03.2024 | Zeit: 01:28:20 UTC | Lokation: -21.010 ; 173.727 | Tiefe: 18 km | Mw 6,4

Heute Nacht erschütterte ein starkes Erdbeben die Inselregion zwischen Vanuatu und Fidschi. Das Beben hatte eine Magnitude von 6,4 und einen Erdbebenherd, der in 18 Kilometern Tiefe detektiert wurde. Das Epizentrum lag in etwa auf halben Weg zwischen den Archipelen und wurde vom EMSC 492 km östlich von Isangel auf Vanuatu verortet. Aufgrund der entlegenen Lage mitten im Ozean wirkte sich das Beben nicht auf Infrastruktur aus. Auch Tsunamialarm wurde nicht gegeben.

In einigen englischsprachigen Medienberichten wird auch von einem Doppelschlag berichtet. Demnach soll es zwei starke Erdbeben gegeben haben, die sich in kurzer Zeit nacheinander ereigneten. Demnach soll der zweite Erdstoß sogar eine Magnitude von 6,7 gehabt haben. Ich kann dieses Beben anhand der vorliegenden Daten vom EMSC und GFZ nicht nachvollziehen. Möglicherwiese hatte es sich um ein Geisterbeben gehandelt, das quasi als Echo des ersten Bebens vom automatischen System angezeigt wurde.

Tektonisch betrachtet manifestierte sich der Erdstoß an einer Störungszone, die mit dem Vanuatugraben assoziiert ist, der zwischen Vanuatu und Fidschi verläuft. Der Vanuatugraben wird auch Neue-Hebriden-Graben genannt. Entlang des Grabens subduziert die kleine Neue-Hebriden-Platte die Indoaustralische Platte, was häufig Erdbeben verursacht. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich aber nicht direkt am Tiefseegraben, sondern nördlich davon. Dort gibt es eine divergente Störungszone, die in Nord-Süd-Richtung verläuft und den Vanuatugraben mit der Fiji-Fracture-Zone verbindet. Diese Spreizungszone dürfte das Erdbeben hervorgebracht haben.

In der Vergangenheit gab es in der Region des Vanuatugrabens, aber auch am benachbarten Fidschigraben zahlreich Erdbeben. Als Teil des Pazifischen Feuergürtels gibt es auch viele Vulkane, denn die Inselwelt des Südpazifiks besteht zum großen Teil aus Vulkaninseln entlang von Inselbögen.

Island: Erdbeben Mb 3,5 erschüttert Askja

 

Moderates Erdbeben am Vulkan Askja – Droht Island ein weiterer Vulkanausbruch?

Datum 25.03.2024 | Zeit: 10:40:27 UTC | Lokation: 65.077 ; -16.819 | Tiefe: 5,7 km | Mb 3,5

Gestern Vormittag manifestierte sich am Isländischen Calderavulkan Askja ein moderates Erdbeben der Magnitude 3,5. Erdbeben dieser Magnitude sind zumindest theoretisch wahrnehmbar, auch wenn es von dem Askjabeben keine Wahrnehmungsberichte gibt. Das liegt aber daran, dass sich dort während des Winters keine Menschen aufhalten. Auch das 5,7 Kilometer tief gelegene Hypozentrum spricht ansonsten dafür, dass die Erschütterungen gespürt werden konnten. Das Epizentrum lag auf der Nordwestflanke des Vulkans, der seit Herbst 2021 immer wieder in den News steht, weil sich unter dem Vulkan eine größere Magmaansammlung gebildet hat. Seit dem letzten November verlangsamte sich die Bodenhebung und die Askja verschwand aus dem Fokus des Interesses, insbesondere, da sich auf der Reykjaneshalbinsel die Bodenhebung beschleunigte und es dort zu der bekannten Eruptionsserie kam. Nachdem es so aussah, dass in der Askja die Bodenhebung zeitweise stagnierte, zeigen Messungen vom 21. März, dass dem nicht so ist: Der Boden hebt sich weiter, wenn auch langsamer als vor dem Herbst 2023. Insgesamt hob sich der Boden um 740 mm an und es befindet sich eine größere Menge Magma im Untergrund. Das Problem mit der Askja ist, dass sie sowohl explosiv als auch effusiv eruptieren kann und sich die potenziellen Folgen eines Vulkanausbruchs im Vorfeld nur schwer abschätzen lassen. Doch eins ist klar: Je länger das Magma im Reservoir reifen kann, desto größer sind die mineralogischen und chemischen Veränderungen der Schmelze und das Risiko einer explosiven Eruption steigt.

Leider gab es seit 5 Tagen keine neuen GPS-Messungen, was der Witterung geschuldet sein könnte. Dabei wäre es gerade jetzt mit dem Erdbeben interessant zu sehen, ob sich die Bodenhebung evtl. beschleunigt.

Auf dem Satellitenbild oben sieht man, dass sich am Westufer des Calderasees Öskjuvatn wieder eine eisfreie Stelle bildet. Ähnliche Phänomen sah man letzten Jahr, als vermehrt warme hydrothermale Lösungen aufstiegen. Damals war letztendlich ein großer Bereich eisfrei.

Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich nicht sagen, ob und wann es zu einer Eruption kommen wird, noch welcher Art sie sein wird, doch das Potenzial für einen Ausbruch ist gegeben. Wie die Vulkanologen gerne nach dem Beginn einer Eruption sagen: „Wir wussten, dass der Vulkan für eine Eruption bereit ist, nur wir konnten nicht sagen, wann er ausbricht“.

Übrigens, ein Blick auf die Shakemap enthüllt, dass es auch einige schwächere Erdbeben an der Askja und am benachbarten Herdubreid gab. Außerdem bebte es unter der subglazialen Bardarbunga-Caldera.

Deutschland: Erdbeben Mb 3,7 in Niedersachsen

Spürbares Erdbeben Mb 3,7 erschütterte Norddeutschland – Möglicherweise Erdgasförderung schuld am Beben

Datum 25.03.2024 | Zeit: 11:07:46 UTC | Lokation: 52.881 ; 8.763 | Tiefe: 9 km | Mb 3,7

Heute Vormittag ereignete sich in Niedersachsen ein spürbares Erdbeben der Magnitude 3,7. Während das Hypozentrum in 9 Kilometern Tiefe verortet wurde, lokalisierte man das Epizentrum 5 Kilometer südwestlich von Syke, wo ca. 24.200 Menschen leben. Diese Daten stammen vom EMSC. Beim GFZ wird eine Magnitude von 3,5 angegeben und ein Erdbebenherd in 5 Kilometern Tiefe.

Syke liegt im Landkreis Diepholz, südlich der Hansestadt Bremen, in der das Erdbeben ebenfalls gespürt werden konnte. Bebenzeugen aus Syke berichten, dass es einen lauten Knall gegeben hätte. Dann wackelten die Häuser. Tatsächlich soll es zu leichten Gebäudeschäden gekommen sein.

In der Region wird Erdgas gefördert und dort befindet sich das Förderfeld „Klosterseelte/Kirchseelte/Ortholz“. Der Betrieb der Gasförderung ist ExonMobil. Obgleich im Zusammenhang mit der Erdgasförderung öfter leichte Erdbeben vorkommen, sind sie für gewöhnlich zu schwach, als dass sie wahrnehmbar wären. So war der Erdstoß heute auch der Stärkste seit mehreren Jahren.

Im Zusammenhang mit der Erdgasförderung können Erdbeben aus verschiedenen Gründen auftreten. Hier sind sehr wahrscheinlich durch die Förderung des Gases Spannungen im Untergrund entstanden, die sich im Erdbeben entladen haben. Durch die Entnahme des Gases entstehen Druckunterschiede in den Gesteinen des Gasfeldes, so dass es zu plötzlichen unterirdischen Entgasungen kommen kann, die Bewegungen in den Gesteinsschichten auslösen. Der laute Knall, den die Anwohner im Zusammenhang mit dem Erdbeben gehört haben wollen, könnte ein Indiz hierfür sein.

Besonders häufig kommen Erdbeben bei der Erdgas- und Ölförderung zustande, wenn Flüssigkeiten in den Boden injiziert werden, um den Förderdruck zu erhöhen. Besonders beim umstrittenen Fracking ist das der Fall. Diese Fördermethode gilt als besonders umweltschädlich und ist in Deutschland verboten.