Erdbeben auf Island – News vom 24.05.23

Schwarmbeben im Norden von Island

Datum 23.05.23 | Zeit: 19:22:41 UTC |  66.55 ; -17.75 | Tiefe: 14,2 km | Mb 3,8

Gestern Abend setzte vor der isländischen Nordküste ein Schwarmbeben ein. Laut IMO wurden innerhalb von zwei Tagen 84 Erschütterungen detektiert. Zwei Beben hatten Magnituden, die größer als 3 waren. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Mb 3,8 (Laut EMSC M 4,1) und hatte eine Herdtiefe von 14,2 km. Es war der initiale Erdstoß der Serie. Er manifestierte sich um 19:22:41 UTC in 11.3 Kilometer Entfernung östlich der kleinen Insel Grímsey. Die Gegend ist bekannt für ein submarines Vulkanfeld, unter dem es bereits früher intensive Schwarmbeben nebst Bodenhebung infolge von Magmenintrusion gab. Tatsächlich spricht die Tiefe der Erdbebenherde dafür, dass die Beben durch aufsteigendes Magma verursacht werden, das im oberen Bereich der Asthenosphäre gegen die Ozeankruste drückt und in sie eindringen will. In den Jahren 1867-1868 wurde über eine submarine Eruption im südöstlichen Teil des Spaltensystems vor der Nordküste Islands unmittelbar nördlich der Insel Manareyjar berichtet.

Die Beben könnten aber auch rein tektonischen Ursprungs sein, denn sie ereigneten sich an der Tjörnes-Fracture-Zone, die als eine der seismisch aktivsten Störungszonen im Nordatlantik bekannt ist. Die TFZ ist eine Transformzone, die die nördliche Riftzone Islands mit dem Kolbeinsey-Rücken verbindet. Hierbei handelt es sich um einen Teil des Mittelatlantischen Rückens. Diese divergente Störungszone markiert die Grenze zwischen der eurasischen Platte und der nordamerikanischen Platte, die hier auseinander driften. Das Auseinanderdriften der Platten führt zu Spannungen in der Erdkruste, die sich in Form von Erdbeben entladen können.

Was ist sonst auf Island los?

Ansonsten war es in den letzten Tagen unter Island verhältnismäßig ruhig. Die Seismizität konzentrierte sich im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, war aber nicht intensiv genug, um sie als Anzeichen weiteren Magmenaufstiegs zu sehen. Erdbeben gab es auch im Bereich des Vatnajökulls. Unter Katla scheint sich die Situation vorerst beruhigt zu haben.

Die Bodendeformation in den meisten Vulkanregionen auf Island ist aktuell unspektakulär, mit Ausnahme der Askja. Hier liegt nach der Winterpause nun auch wieder ein Signal der Messstation OLAC vor: die Bodenhebung kumulierte sich auf gut 60 cm. Damit nahm sie seit dem Ausfall der Station im März um fast 10 cm zu. Auch die anderen Messstationen in der Caldera verzeichneten eine Bodenhebung. Es dringen also weiterhin magmatische Fluide in den Untergrund der Askja ein.

Zusammenfassung:

  • Seit gestern manifestiert sich ein kleiner Erdbebenschwarm an der TFZ.
  • Innerhalb von 2 Tagen gab es 84 Beben.
  • Die Bodenhebung der Askja hält an und beträgt fast 60 cm.

Erdbeben-News 23.05.23: Neukaledonien

Erdbeben Mw 6,1 östlich von Neukaledonien

Datum 23.05.23 | Zeit: 06:42:00 UTC |  22.97 S ; 170.31 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

In dem Erdbebengebiet östlich von Neukaledonien und den Loyalty-Islands kam es zu einem weiteren starkem Erdbeben. Es hatte eine Magnitude von 6,1 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 296 km ost-südöstlich von Tadine (Neukaledonien) verortet. Den Erdstoß kann man als Nachbeben der Serie interpretieren, die in der letzten Woche begann. Das stärkste Erdbeben brachte es dort bislang auf eine Magnitude von 7,7. Die Shakemap zeigt, dass es mittlerweile zu einer beeindruckenden Clusterbildung gekommen ist. Sie erinnert auch an einen Starkbebenschwarm. Die Erschütterungen manifestierten sich am Vanuatu-Fidschi-Graben. Er mündet bei Fidschi in den Fidschirücken, der wiederum in Richtung Tonga streicht. Dort gab es gestern ebenfalls einen starken Erdstoß. Die gesamte Plattengrenze zwischen Australien und dem Pazifik scheint in der Region der genannten Inselstaaten unter großen Spannungen zu stehen, die in der nächsten Zeit wahrscheinlich zu starken Erdbeben führen werden. Hierbei können auch Tsunamis entstehen. Beim Erdbeben Mw 7,7 bildeten sich nur Minitsunamis, da die Herdtiefe in 30 km lag. Flacher liegende Beben wie das heute, können bei entsprechend hoher Magnitude echte Tsunamis mit katastrophalen Folgen verursachen.

der Begriff Tsunami stammt aus dem Japanischen und bedeutet „große Hafenwelle“. Diese Bezeichnung beruht darauf, dass Tsunamis auf hoher See nicht sonderlich hoch sind. Oftmals kommen sie nur auf eine Wellenhöhe von gut 1 m. Dafür haben sie eine enorme Wellenlänge. Erst im flachen Wasser in Küstennähe türmen sich hohe Wellenberge auf, die weit die Küsten hinauflaufen können. Dieser Effekt ist in Buchten und engen Häfen besonders groß. Tsunamis sind die gefürchtetsten Begleiterscheinungen von Erdbeben, Hangrutschungen und Vulkanausbrüchen mit Kollapserscheinungen und kosteten in diesem Jahrhundert bereits hunderttausenden Menschen das Leben.


Weitere Meldungen:

Erdbeben ML 4,5 in Rumänien

Datum 22.05.23 | Zeit: 17:46:41 UTC |  46.11 N ; 21.46 E | Tiefe: 3 km | ML 4,5

Der Nordwesten Rumäniens wurde gestern von zwei moderaten Erdbeben der Magnituden ML 4,5 und ML 4,2 erschüttert. Die Hypozentren befanden sich in 3 km und 12 km Tiefe. Die Epizentren wurden 14 km ost-südöstlich von Arad verortet. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor.

Erdbeben-News 22.05.23: Prinz-Edward-Inseln

Erdbeben Mw 6,8 bei den Prinz-Edward-Insel

Datum 21.05.23 | Zeit: 14:56:46 UTC | 43.41 S ; 39.33 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,8

Gestern Mittag ereignete sich in der Region der Prinz-Edward-Inseln ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,8. Der Erdstoß manifestierte sich um 14:56:46 UTC (16:56.46 Lokalzeit) in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 1524 km südöstlich von East London (Südafrika) verortet. Wer sich jetzt fragt, wo zum Teufel denn die Prinz-Edward-Inseln liegen, dem kann ein Blick auf die Shakemap helfen: sie befinden sich südöstlich vom Kap der Guten Hoffnung in Südafrika und nördlich der Antarktis. Somit ereignete sich das Beben am westindischen Rücken. Die grundsätzlich divergent angelegte Plattengrenze zwischen Südafrika und der Antarktis verfügt über einige Transformstörungen, die zwischen den divergenten Segmenten verlaufen und senkrecht auf diesen stehen. An einem der Kreuzungspunkte zwischen einem divergenten Abschnitt und einer Transformstörung ereignete sich das aktuelle Erdbeben.


Tonga: Erdbeben Mw 5,8

Datum 22.05.23 | Zeit: 13:30:43 UTC |  15.98 S ; 173.45 W | Tiefe: 60 km | M 5,8

Ein starkes bis moderates Erdbeben der Magnitude 5,8 wurde heute im Gebiet von Tonga registriert. Das Epizentrum lag 271 km süd-südwestlich von Gataivai (Samoa). Die Herdtiefe wird mit 60 km angegeben. Die Werte sind vorläufig und Könnten noch korrigiert werden. Der Erdstoß ereignete sich im Bereich des nördlichen Tonga-Rückens, der westlich des Tonga-Grabens liegt. Das Tonga-Archipel liegt auf dem Rücken. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums würde ich vermuten, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierte Ozeankruste ereignete.

Betrachtet man die Erdbebenkarte, stellt man fest, dass es in dem Bereich von Tonga in den letzten Tagen mehrere Erdbeben gegeben hat. Die Region ist für ihre submarinen Vulkane berüchtigt und starke Erdbeben sind in der Lage Vulkanausbrüche zu triggern. Vor dem größten Ausbruch der letzten 170 Jahre- der Eruption des Hunga Tonga-Hunga-Ha’api zum Jahreswechsel 2021/22- gab es monatelang starke Erdbeben in der Region. Zum Ausbruch des Vulkans gibt es neue Erkenntnisse, über die ich in den nächsten Tagen einen eigenen Artikel schreiben werde. Zur Inselwelt der Region zählen aber nicht nur submarine Vulkane, denn der vulkanischen Inselbögen beherbergt auch andere aktive Inselvulkane. Einer davon ist der Tofua in Samoa, der in relativer Nähe zum Epizentrum des aktuellen Erdbebens liegt. Er wird vom USGS überwacht und man fürchtete im Sommer letzten Jahres eine bevorstehende Eruption, da Erdbeben und thermische Anomalien im Bereich des Calderavulkans beobachtet wurden. Tatsächlich gibt es auch jetzt noch sporadische Wäremeanomalien mit moderater Leistung, doch die große Aufregung scheint sich gelegt zu haben. Doch es ist nicht auszuschließen, dass weitere Erdbeben in der Region den Vulkan beeinflussen werden.


Erdbeben Mw 5.6 offshore Nordkaliforniens

Datum 21.05.23 | Zeit: 18:44:02 UTC | 40.41 N ; 125.38 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Vor der Küste von Nordkalifornien gab es gestern Abend einen Erdstoß der Magnitude 5,6. Das Beben hatte eine Herdtiefe von 10 km und ein Epizentrum das 105 km west-südwestlich von Fortuna lag. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß an der Küste leicht gespürt wurde.

Das Beben manifestierte sich im Bereich der Tripeljunction zwischen der Platte Nordamerikas, der Juan-de-Fuca-Platte und der Pazifischen Platte.

Diese Störungszone ist für ihre seismische Aktivität bekannt und hat in der Vergangenheit zu einer Reihe starker Erdbeben geführt. Sie wird als Subduktionszone betrachtet, da die Juan-de-Fuca-Platte und die Pazifikplatte unter die Nordamerikanische Platte tauchen. Diese Bewegungen erzeugen eine Reihe von Spannungen, die sich schließlich in Form von Erdbeben entladen können.

Erdbeben Neukaledonien – News vom 20.05.23

Weitere starke Erdbeben erschüttern Pazifikregion

Datum 20.05.23 | Zeit: 01:51:00 UTC | 22.94 S ; 170.56 E | Tiefe: 30 km | Mw 7,1

Im Südosten des Pazifiks bei Neukaledonien und den Loyalty-Islands kam es zu weiteren starken Erdbeben. Damit setzte sich die Sequenz fort, die gestern mit einem Erdbeben MW 7,7 begann. Der stärkste Erdstoß heute Nacht brachte es auf Mw 7,1 und lag damit recht nahe am initialen Erdbeben der vorherigen Nacht, weshalb ich es auch nicht als Nachbeben einstufen würde. Der Erdbebenherd lag wieder in 30 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 316 km ost-südöstlich von Tadine verortet. ein weiteres Erdbeben hatte die Magnitude Mw 6,5. Sieben Erdstöße hatten Magnituden im 5er Bereich. Seit gestern registrierte das EMSC 46 Beben in der Region. Ein großer Teil der Erschütterungen wurde von den Anwohnern der Inselwelt wahrgenommen.

Die Erdbeben manifestierten sich am Vanuatu-Fidschi-Graben, der in zwei Segmente eingeteilt wird und unter verschiedenen Namen bekannt ist. So sind in der Literatur auch die Bezeichnungen Santa-Cruz-Graben und Torres-Graben im Umlauf. Das etwa 500 km lange Teilstück des Fidschigrabens liegt an seiner tiefsten Stelle 6492 m unter dem Meer. Der Vanuatugraben (Neuherbridengraben) ist 320 m lang und bis zu 7570 m tief. Die aktuellen Erdbeben ereigneten sich in der Übergangsregion zwischen den beiden Teilabschnitten des Graben.

Betrachtet man die weiter gefasste Erdbebenkarte des EMSC, dann erkennt man, dass es auch im Bereich von Vanuatu Erdbeben gegeben hat. Sie brachten es auf die Magnituden 4,9 und 5,0. Fast täglich kommt es in der Region zu moderaten Erschütterungen. Das letzte starke Erdbeben ereignete sich Anfang März und hatte eine Magnitude von 6,5. Bei den zahlreichen starken Erdbeben am aktuellen Bebenspot, vermute ich, dass es in den nächsten Wochen und Monaten auch wieder stärkere Erdbeben entlang der anderen Bereiche des Grabens geben wird. Von diesen wird Vanuatu bestimmt nicht verschont werden.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Kreta: Erdbeben Mb 4,5

Datum 20.05.23 | Zeit: 00:48:13 UTC | 34.94 N ; 24.84 E | Tiefe: 2 km | ML 4,5

Auf oder viel mehr unter der griechischen Insel Kreta gab es ebenfalls weitere Erdbeben. Das Stärkste brachte es auf ML 4,5. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 13 km südlich von Moíres lokalisiert. In der Region hatte es bereits gestern gebebt. Auf der Shakemap sieht man, dass sich inzwischen ein ordentlicher Cluster gebildet hat. Das Beben wurde von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen.

Sehr starkes Erdbeben in der Südsee am 19.05.23

Erdbeben Mw 7,7 löst Tsunamialarm bei Neukaledonien aus

Datum 19.05.23 | Zeit: 02:57:05 UTC | 23.19 S ; 170.76 E | Tiefe: 30 km | Mw 7,7

Heute Nacht um 02:57:05 UTC (13:57:05 Lokalzeit) manifestierte sich östlich von Neukaledonien und den Loyalty Islands ein sehr starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 7,7. Das Hypozentrum befand sich in 30 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 348 km ost-südöstlich von Tadine auf Neukaledonien verortet. In relativer Nähe befinden sich auch die Inselstaaten Vanuatu und Fidschi. Das Beben war so stark, dass Tsunamialarm gegeben wurde. Betroffen war der Südostpazifik. Neben der Inselwelt von Neukaledonien, Vanuatu, Fidschi und den Salomonen. Tatsächlich wurden höhere Wellen als gewöhnlich beobachtet, doch ein echter Tsunami mit katastrophalen Folgen blieb aus. Auf Vanuatu waren die Wellen ca. 60 cm hoch.

Es wurden mehrere moderate bis starke Nachbeben registriert. Das Stärkste brachte es auf Mb 5,9. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Demnach wurde das Beben selbst in mehr als 400 km Entfernung stark gespürt. Meldungen über Schäden liegen nicht vor.

Das Beben ereignete sich am Vanuatu-Fidschi-Graben, der einen Bogen zwischen Vanuatu und Fidschi beschreibt. Entlang des Tiefseegraben stoßen die Indoaustralische Platte und die Neue-Hebriden-Platte als Teilplatte des Pazifiks zusammen und es kommt zur Subduktion. Die Platten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 75 mm im Jahr aufeinander zu.

Das USGS erklärt das Beben gut, indem es schreibt, dass solche Erdbeben auf Karten zwar punktförmig dargestellt werden, in Wirklichkeit aber größere Flächen entlang einer Störungszone beteiligt sind, die ruckhaft aneinander vorbeigleiten. Die am Erdbeben beteiligte Fläche soll ein Gebiet von 85 x 35 km umfassen. Große Tsunamis entstehen dann, wenn es auf einer so großen Fläche zu einem horizontalen Versatz kommt, bei denen eine der beteiligten Platten nach oben schnellt und viel Wasser verdrängt.

Entlang des Vanuatu-Fidschi-Grabens gibt es zahlreiche Vulkane. Viele davon in Form von submarinen Vulkanen. Am Bekanntesten sind aber die Vulkane Vanuatus, die sich noch im Wirkungskreis des Erdbebens befinden. Man geht davon aus, dass dieser Wirkungskreis bei starken Erdbeben mit Magnituden über 6 ungefähr 1000 km groß ist. Noch ein Jahr nach dem Erdbeben können die Vulkane auf die Erschütterungen reagieren.

Erdbeben auf Kreta – News am 18.05.23

Erdbeben M 4,4 unter dem Süden von Kreta

Datum 17.05.23 | Zeit: 19:55:54 UTC | 34,88 N ; 24,88 E | Tiefe: 0 km | ML 4,4

Der Süden der griechischen Insel Kreta wurde von einer Erdbebenserie heimgesucht. Die stärkste Erschütterung hatte eine Lokal-Magnitude von 4,4 und ein Hypozentrum in 0 km Tiefe. Insgesamt manifestierten sich im Bereich von Kreta seit gestern zwölf Beben. Die Hypozentren lagen in Tiefen zwischen 0 und 45 km. Die Epizentren streuen über einen größeren Bereich, so dass ich nicht von einem Schwarmbeben schreiben mag. Sechs der Erschütterungen hatten Magnituden ab 3,0 und konnten von den Anwohnern der Insel gespürt werden. So liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor. Nennenswerte Schäden entstanden nicht.

Schaut man sich die Shakemap eines größer gefassten Areals an, dann sieht man, dass es derzeit in der Ägäis sehr viele schwache bis moderate Erschütterungen gibt. Sie stehen im Zusammenhang mit der Plattenkollision zwischen Afrika und Europa. Entlang der Ost-West-streichenden Störungszonen im Mittelmeerraum entstehen so Erdbeben, in denen die Spannungen entladen werden, die sich durch die Stauchung der Platten aufbauen. Südlich von Kreta verläuft der Hellenische-Graben und durch Kreta streichen Störungszonen in Nordost-Südwest-Richtung, die in den Hellenischen-Graben münden und aus Richtung der Ostanatolischen Verwerfung kommen. Sie sind überwiegend als Transformstörungen angelegt. Eine dieser Störungszonen verläuft in dem Gebiet der Epizentren und könnte Schauplatz der beschriebenen Beben gewesen sein.

Darüber hinaus gibt es auf Kreta zahlreiche lokale Störungszonen die mit der Gebirgsbildung des Hellenischen Orogens assoziiert sind. Hierbei handelt es sich um ein teilweise submarin verlaufendes Gebirge, dessen Bildung vor gut 5 Millionen Jahren als Folge der oben beschriebenen Plattenkollision begann und bis heute anhält. Zum Zusammenstoß der beiden Platten kam es bereits vor 70 Millionen Jahren. Der hellenische Gebirgszug besteht aus Kalk- und Sandsteinen die sich am Meeresboden ablagerten und aufgeschoben wurden. Außerdem gibt es kristalline Gesteine. Vor der Küste Kretas befindet sich zudem ein Akkretionskeil. Kreta war Teil dieser Gebirgsbildung und erhob sich über den Meeresspiegel.
Originalmeldung EMSC:

Größe ML 4.4
Region KRETA, GRIECHENLAND
Datum/Uhrzeit 2023-05-17 19:55:54,5 UTC
Standort 34,88 N ; 24,88 E
Tiefe 0 km
Entfernungen 55 km südsüdwestlich von Irákleion, Griechenland / Einwohnerzahl: 137.000 / Ortszeit: 22:55:54,5 2023-05-17
19 km südöstlich von Moíres, Griechenland / Einwohnerzahl: 6.300 / Ortszeit: 22:55:54,5 2023-05-17

Erdbeben in Guatemala – News vom 18.05.23

Erdbeben Mw 6,1 erschüttert Guatemala

Datum 17.05.23 | Zeit: 23:02:01 UTC | 15.09 N ; 90.88 W | Tiefe: 255 km | Mw 6,1

Gestern Abend wurde das lateinamerikanische Land Guatemala on einem starkem Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 255 km Tiefe und damit im Erdmantel. Das Epizentrum wurde 14 km nordwestlich von Joyabaj lokalisiert. Der Ort bildet die Nordspitze eines Dreiecks zwischen den Vulkanen Fuego und Santiaguito, die beide etwa 60 km vom Epizentrum entfernt liegen und sich im Wirkungskreis des Bebens befinden. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass einer (oder beide) der Vulkane auf den Erdstoß mit einer stärkeren Eruption reagieren wird.

Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, u.a. aus Antigua, der Stadt am Fuße des Vulkans Fuego. Dort konnte der Erdstoß trotz der großen Tiefe des Erdbebenherdes deutlich wahrgenommen werden und Lampen fingen an zu schwingen. Aufgrund der großen Tiefe des Hypozentrums wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche schwächer aus, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Es gab offenbar keine Schäden.

Die Tektonik Guatemalas wird durch die Plattenkollision bestimmt: Vor der Pazifischen Südküste befindet sich die kontinentale Naht zwischen der Cocos-Platte und der Karibischen Platte, auf der Mittelamerika liegt. Die Ozeanische Cocos-Platte wird unter die Platte der Karibik subduziert und partiell aufgeschmolzen. Die Tiefe des aktuellen Erdbebens deutet darauf hin, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Ozeankruste ereignete, dass trotz der hohen Druck-Temperatur-Bedingungen im oberen Erdmantel noch nicht plastisch verformbar geworden ist.

Die Vulkane Guatemalas erhalten ihre Schmelze genau von diesem Prozess: entlang der Subduktionszone taucht Ozeankurste in den Erdmantel ab und wird dort teilweise geschmolzen. Ca. 100 bis 150 km hinter der Subduktionszone steigt ein Teil der Schmelze auf und eruptiert an den Vulkanen. Sie bilden eine Kette hinter und parallel der Subduktionszone. Im Falle des Pazifischen Ozeans entstand so der „Ring of Fire“.

Erdbebenserie vor Japan – News am 15.05.23

Erdbeben erschüttern Izu-Inseln vor der Bucht von Tokio

Datum 15.05.23 | Zeit: 10:11:34 UTC | 33.39 N ; 139.36 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Gestern kam es zu mehreren moderaten-starken Erdbeben im Bereich des Izu-Archipel, das einige hundert Kilometer südlich der Bucht von Tokio liegt. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 5,6 und ein Hypozentrum in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 148 km südsüdöstlich von Shimoda verortet. Die Bebenserie bestand aus 11 Erschütterungen, von denen sieben Magnituden im 5er-Bereich hatten. Das Archipel liegt an der tektonischen Grenze zwischen der Pazifischen- und Ochotskplatte, die der Nordamerikanischen Platte vorgelagert ist. Vor der Bucht von Tokio treffen diese auf die Eurasische Platte und bilden dort eine Dreierkreuzung, an der es erst in der letzten Woche vergleichbare Erdbeben gegeben hatte. Sie wurden in der Hauptstadt deutlich wahrgenommen. Diesmal liegen dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vor, obwohl die meisten Inseln des Archipels bewohnt sind und sogar von Touristen besucht werden. Aber wahrscheinlich hielt sich dort niemand auf, dem das EMSC bekannt gewesen wäre.

Die Izu-Inseln sind vulkanischen Ursprungs und selbst auf der größten Insel gibt es einen als aktiv eingestuften Vulkan: der Mihara ist als Wandergebiet erschlossen. Der Vulkan erinnert mich ein wenig an Vulcano auf den Liparischen Inseln, brach im letzten Jahrhundert aber deutlich öfters aus. Bis 1990 wurden 38 Eruptionsphasen gemeldet. Die stärksten Ausbrüche brachten es dabei auf einen VEI 2. Seit 1990 schweigt der Vulkan allerdings. Die letzten Tätigkeitsberichte stammen aus den Jahren 2011/11, als eine Magmenintrusion für Bodenhebung sorgte. Der Mihara liegt auf der Insel Oshima, die sich allerdings deutlich näher an Tokio befindet, als an den Epizentren der Erdbebenserie. Von diesen liegt sie gut 170 Kilometer entfernt. Allerdings immer noch im Wirkungskreis der Erschütterungen, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass diese Erdbebenserie einen Ausbruch des Vulkans verursacht. Wesentlich näher am Epizentrum liegt der Vulkan Hachijo-jima, der ebenfalls auf die Erschütterungen reagieren könnte, wenn er denn geladen ist.

Erdbeben in den USA – News vom 12.05.23

Erdbeben Mw 5,4 erschüttert Nordkalifornien

Datum 11.05.23 | Zeit: 23:19:41 UTC | 40.20 N ; 121.11 W | Tiefe: 6 km | Mw 5,4

Update: Mittlerweile ist ein richtiger Beben-Cluster aus mehr als 20 Erschütterungen entstanden. In den Sozialen Medien wird oft ein direkter Zusammenhang zum Lassen-Vulkan hergestellt, den ich allerdings nicht erkennen kann.

Originalmeldung: Gestern Abend wurde der Norden des US-Bundesstaates Kalifornien von einem moderaten-straken Erdbeben der Magnitude 5,4 erschüttert. Das Hypozentrum lag in nur 6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 16 km südöstlich von Chester verortet. Es liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen das Erdbeben in einem großen Umkreis gespürt wurde. Das Epizentrum des Bebens lag am Südwestufer des Lake Almanor. Das ist ein großer Stausee im nordwestlichen Plumas County.

Für uns relevanter ist die Information, dass der als aktiv eingestufte Lassen-Vulkan nur 40 km nordwestlich des Epizentrums liegt. Neben dem bekannten Lassen-Peak, der in einem Naturschutzgebiet mit einem interessanten Thermalgebiet liegt, gibt es in der Region mehrere Manifestationen des Vulkanismus, wie z.B. die Poison Lake-Kette im Caribou-Vulkanfeld. Die Schlotreihe war vor gut 100.000 Jahren aktiv gewesen. Der Vulkanismus der Region und ihr tektonisches Umfeld steht im Zusammenhang mit der Basin-and-Range Provinz im Westen der USA, die sich über eine Länge von 2700 km parallel zu den Rocky Mountains erstreckt. Die Topografie mit zahlreichen Horst- und Grabenstrukturen verdankt ihre Existenz der Krustendehnung. So ist auch der Lake Alamanor Graben auf diese Krustendehnung zurückzuführen. Der Graben in Form eines Rifts mündet in das Störungssystem der Vulkanregion weiter nördlich. Das aktuelle Erdbeben hat sich an der westlichen Grabenstörung ereignet.

Generell ist es nicht auszuschließen, dass sich moderate-starke Erdbeben auf Vulkane auswirken und Eruptionen triggern. Wie wir jetzt im Fall vom Anak Krakatau gesehen haben, reichen schon Erdbeben mit Magnituden größer 5 aus, um Ausbrüche auszulösen, sofern es tatsächlich an den Erdbeben lag, das der Vulkan nun wieder eruptiert. Allerdings kann man davon ausgehen, dass Anak Krakatau geladen war und ein Magmenkörper mit hohem Schmelzanteil unter dem Vulkan liegt. Entsprechendes ist unter dem Lassen-Vulkan wohl nicht der Fall, so dass man kurzfristig keinen Vulkanausbruch befürchten muss.