Papua Neuguinea: Starkes Erdbeben nahe Vulkaninsel

Erdbeben Mw 6,5 erschüttert PNG – Vulkaninsel Kadovar liegt in der Nähe

Datum 27.11.2023 | Zeit: 21:46:44 UTC | Lokation:  -3.603 ; 144.018  | Tiefe: 10 km | Mw 6,5

Gestern Abend manifestierte sich vor der Nordküste von Papua Neuguinea ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,5. Das Hypozentrum lag in nur 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 43 km östlich des Ortes Wewak lokalisiert. Der Ort ist dem langjährigen Vnet-Leser vielleicht noch im Gedächtnis geblieben, als ich 2018 regelmäßig über die Aktivität des Vulkans Kadovar berichtet habe. Das Epizentrum des Erdbebens liegt ca. auf halber Strecke zwischen Wewak und dem Inselvulkan. Früher im Jahr gab es vom Kadovar Ascheemissionen, und es könnte sein, dass er geladen ist und auf das Erdbeben reagieren wird. Noch einmal etwa 100 km östlich liegt der Inselvulkan Manam, der ebenfalls auf den Erdstoß reagieren könnte.

Wie ich schon öfter schrieb (sorry, die Texte brauchen eine gewisse Mindestlänge), ist das tektonische Setting der Region sehr komplex, doch will man die Komplexität herunterbrechen, dann wird das tektonische Geschehen im Wesentlichen durch die Subduktion der Pazifikplatte unter den australischen Kontinent verursacht, was letztendlich Ursache für Erdbeben und Vulkanismus der Region ist. Doch der Teufel steckt oft im Detail: Während die meisten größeren Inseln auf der Australischen Platte liegen, bildet die Pazifische Platte nicht direkt eine Subduktionszone mit Australien, denn zwischen den beiden großen Platten sind viele Mikroplatten geraten, die wiederum ihre eigenen Störungszonen und Plattengrenzen haben. Nicht alle von ihnen sind konvergent, denn es gibt auch divergente Störungszonen.

Das Erdbeben stand mit der Störungszone bzw. Plattengrenze zwischen der südlichen und nördlichen Bismarckplatte im Zusammenhang. Sie beschreibt eine Zick-Zack-Linie mit divergenten Elementen, die durch Transformstörungen miteinander verbunden sind. Westlich von Wewak geht sie in die Wewak-Trench über. Eine weitere große Störungszone befindet sich hinter der Küste von Papua. Hierbei handelt es sich um die Grenze zwischen den beiden Bismarckplatten mit der südlich gelegenen Woodlark-Platte, die bereits einen Teil der Hauptinsel Papua Neuguineas bildet. Auch an dieser Störungszone gibt es häufig Erdbeben.

Island: Mehr Tätigkeiten in Grindavik erlaubt

Trotz anhaltender Bodenhebung längere Aufenthalte in Grindavik erlaubt

Heute Nacht gab fast 100 weitere Erschütterungen entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes. An vielen GPS-Messstationen wird weitere Bodenhebung angezeigt, wenn auch mit verringerter Geschwindigkeit. Unter Svartsengi hebt sich der Boden aktuell mit einer Rate von 1 cm. Westlich von Grindvik sind es gut 1,5 cm Bodenhebung seit der letzten Messung gewesen. Gegenüber den Höchstwerten ist es heute ein deutlich niedriger Wert, generell ist er aber noch vergleichsweise hoch.

Inzwischen überdenken die IMO-Wissenschaftler ihre vorherigen Annahmen, dass das Magma im Gang bereits zum größten Teil erstarrt ist. In einem Bericht hieß es gestern, dass der Gang stellenweise doch deutlich breiter als die postulierten 2 Meter ist. Demnach könnte es doch mehrere Monate dauern, bis die Schmelze im Gang erstarrt und nicht mehr eruptionsfähig ist.

Mit einer Eruption direkt in Grindavik rechnet man vor Ort offenbar nicht mehr. Die Zugangsbestimmungen wurden gelockert und die evakuierten Bewohner der Stadt dürfen tagsüber in ihre Häuser zurückkehren. Es wird auch diskutiert, bald wieder die Arbeit am Fischereihafen aufzunehmen und auch andere berufliche Tätigkeiten zu zulassen. Bald heißt hier, dass schon in der nächsten Woche die Verarbeitung von Fischereiprodukten beginnen soll.

Unklar ist es hingegen, wann die Bewohner endgültig nach Grindavik zurückkehren dürfen, um hier wieder ihr gewohntes Leben aufzunehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Weile braucht, bis man sich dort wieder wohl fühlt. Das Damoklesschwert neuer Intrusionen und Riftbildung wird über ihnen schweben bleiben, bis die aktuelle Aktivitätsphase auf Reykjanes wieder vorbei ist. Doch diese hat offensichtlich gerade erst begonnen und könnte Jahrzehnte anhalten. Unruhige Zeiten für die Grindavikings.

Offen ist übrigens auch, wann das Thermalbad Blaue Lagune wieder öffnen wird. Es liegt im Bereich der höchsten Bodenhebung und sollte normalerweise nicht so schnell wieder öffnen. Doch was ist heute schon normal?

Übrigens, bei Vatnafjöll manifestierte sich ein Erdbeben Md 3,5.

Erdbeben Mw 6,9 bei den Mariannen am 24.11.23

Starkes Erdbeben MW 6,9 erschüttert pazifische Inselregion des Mariannenbogens

Datum 24.11.2023 | Zeit: 09:05:03 UTC | Lokation: 20.123 ; 145.556  | Tiefe: 10 km | Mw 6,9

Heute Morgen gab es ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,9 bei den Marianneninseln des zirkumpazifischen Feuergürtels. Das Hypozentrum befand sich in nur 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 546 km nordnordwestlich von Saipan verortet. Saipan ist die größte Insel der Nördlichen Marianen, einem Außengebiet der USA. Somit obliegt auch die seismologische und vulkanologische Überwachung der Region dem USGS. Während die hier veröffentlichten Daten vom EMSC stammen, kam das USGS auf andere Werte zum Erdbeben: Demnach lag die Magnitude bei 7,1 und die Tiefe bei 12,4 km. Trotz der Stärke des Erdbebens und der vergleichsweise geringen Tiefe wurde kein Tsunamialarm gegeben. Berichte über Schäden gibt es auch nicht, da sich der Erdstoß fernab der Zivilisation ereignete. Es wurde auch eine Reihe von Nachbeben detektiert. Von ihnen hatten acht Erschütterungen Magnituden im 5er-Bereich.

Das Erdbeben stand vermutlich mit der Subduktion der pazifischen Platte unter die Mikroplatte der Mariannen entlang des Mariannengrabens in Verbindung. Diese grenzt im Westen an die Philippinenplatte und bildet dort eine divergente Plattengrenze. Das Epizentrum befand sich etwa in der Mitte der Mariannenplatte zwischen den beiden tektonischen Begrenzungen. Und hier kommt mein „vermutlich“ am Anfang dieses Absatzes ins Spiel, denn das Beben manifestierte sich wenige Kilometer östlich der Vulkane Supply Reef (submarin) und Maug Island und könnte auch mit den Vulkanen in Verbindung stehen, obwohl es für ein vulkanisch bedingtes Erdbeben eigentlich zu stark war. Auch der größte Inselvulkan der Mariannen -Agrigan (unterer Kartenrand)- ist nicht weit vom Epizentrum entfernt gelegen.

Generell ist die Inselkette der Mariannen vulkanischen Ursprungs. Die Aktivität der Vulkane könnte durch das Erdbeben beeinflusst werden. Damit eine Eruption ausgelöst wird, müsste es aber bereits einen geladenen Vulkan geben.

Island: Schwarmbeben im Osten von Reykjanes

Schwarmbeben im Hengil-System – Spalten in Grindavik werden verfüllt

Heute Morgen gab es einen kleinen Erdbebenschwarm im Osten der Reykjaneshalbinsel. Es manifestierte sich in der Nähe eines weiteren Geothermalkraftwerks nahe Reykjavik, das auf den Namen Hellisheiði hört. Es liegt in einem Areal, das zum Spaltensystem Hengill gehört, das genaugenommen zwischen Reykjanes und Südisland liegt.

Darüber hinaus gab es weitere Erschütterungen im Bereich des magmatischen Gangs bei Grindavik. Wie IMO berichtet, gab es gestern rund 650 Erdbeben dort, was deutlich mehr ist, als man anhand der Erdbebentabelle auf der Website der isländischen Wetterbehörde hat ablesen können. Das Seismogramm, das ich in dem Bericht von gestern Abend veröffentlicht habe, deutete sowas an. Zwischen Mitternacht und den frühen Morgenstunden wurden 300 weitere Erdbeben registriert. Gegenüber der Hochphase der seismischen Aktivität mag das wenig erscheinen, doch immer noch kann man von einer regen Erdbebentätigkeit sprechen, die in ruhigeren Zeiten bereits eine Meldung wert gewesen wäre. Die letzten GPS-Messungen wiesen auf anhaltende Bodenhebung im Bereich von Svartsengi hin, die in den letzten Stunden aber etwas nachgelassen haben soll. Die Ausbruchsgefahr bleibt hoch, auch wenn sich das Risiko für eine Eruption im südlichen Bereich des magmatischen Gangs reduziert hat.

Im Gegensatz zu den Sizilianern am Ätna, die in der Literatur oft für fatalistisch gehalten werden, gibt man sich auf Island kampfbereit. Dort hat man bereits gestern angefangen, die großen Erdspalten, die sich am 10. November geöffnet hatten, mit Schotter zu verfüllen. Sicherlich mehr als nur eine Sicherheitsmaßnahme, um zu verhindern, dass neugierige Journalisten in die Spalten stürzen: Kaum wurde die Gefahrenstufe etwas reduziert, arbeitet man offensichtlich daran, den Bewohnern der Stadt eine Rückkehr in ihre Häuser zu ermöglichen. Ich finde es toll, da ich Grindavik als Ausgangsbasis zu Touren auf Reykjanes mag, doch aufgrund der anhaltenden Magmenakkumulation unter Svartsengi halte ich allzu viel Optimismus für verfrüht. Aber wie ich die Isländer einschätze, kehren die Anwohner auch nach Grindavik zurück, wenn sich weiter nördlich eine Eruptionsspalte öffnen sollte.

Campi Flegrei mit Aktivitätsrückgang am 23.11.23

Nur wenige Erdbeben erschüttern Campi Flegrei – Bodenhebung ebenfalls schwächer

Heute scheint der Tag zu sein, an dem ich über rückgehende Aktivität an den verschiedenen Vulkanen berichten muss, die uns in den letzten Wochen auf Trab gehalten haben. Nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel ist die seismische Tätigkeit zurückgegangen, sondern auch am großen südeuropäischen Calderavulkan Campi Flegrei. Im neuen Wochenbericht des INGV, der den Beobachtungszeitraum 13. bis 19. November 2023 umfasst, heißt es, dass es in dieser Woche nur 5 Erdbeben gab. Das ist der niedrigste Stand seit … Was weiß ich? Es wurden nicht nur sehr wenige Beben registriert, sie waren zudem auch sehr schwach und hatten Magnituden im Beriech der Mikroseismizität. Im Gegensatz zum nordeuropäischen Erbeben- und Bodenhebungsgebiet  hat hier auch Letztere deutlich nachgelassen und beläuft sich seit Mitte Oktober auf nur noch 4 mm im Monat. Ähnliche Hebungsraten seihen wir auch auf Island, allerdings nicht im Monat, sondern am Tag.

Über die Vorgänge, die in der ersten Oktoberhälfte die Medien haben heißlaufen lassen, in denen Befürchtungen eines sich anbahnenden Vulkanausbruchs geäußert wurden, sind weiterhin unklar: Es wurde berichtet, dass es vermehrt Anzeichen für Magmenaufstieg gebe. Diese Befürchtungen stammten aber aus einer bereits im Frühjahr veröffentlichten Studie, die zeigte, dass es vermehrt Erdbeben in tieferen Regionen gab, die auf Gesteinsbruch hindeuteten, der von aufsteigenden magmatischen Fluiden verursacht wurde. Die vergleichsweise starken Erdbeben Anfang Oktober, die mit einer verstärkten Bodenhebung einhergingen, lagen allerdings in Tiefen des Hydrothermalsystems und somit oberhalb des vermuteten Magmenreservoirs.

Entwarnung kann trotz des aktuellen Aktivitätsrückgangs nicht gegeben werden, denn im Laufe der aktuellen Hebungsphase wechselten sich mehrmals Perioden mit höherer und geringerer seismischer Aktivität und Bodenhebung ab. So ist weiterhin alles offen, einzig eine unmittelbar bevorstehende Naturkatastrophe scheint es nicht zu geben.

El Hierro mit Erdbeben am 22.11.23

Mehrere schwache Erdbeben vor der Küste der Kanareninsel El Hierro

Datum 22.11.2023 | Zeit: 01:06:44 UTC | Lokation: 27.6901 ; -18.1126 | Tiefe: 25 km | Mb 2,9

Heute gab es ein Erdbeben der Magnitude 2,9, das sich vor der Südküste von El Hierro manifestierte. Es hatte ein Hypozentrum in 25 km Tiefe und gehörte zu einer kleinen Serie, die bereits vor einigen Tagen begann. Die Karte zeigt die Erdbeben der letzten 10 Tage. Der stärkste Erdstoß brachte es am 14. November auf eine Magnitude von 3,5. Auch hier lag das Hypozentrum tief. Die Kanarischen Inseln sind vulkanischen Ursprungs und werden öfter von Erdbeben erschüttert. Im Allgemeinen stehen gerade diese tief sitzenden Erdbeben in Verbindung mit dem Magmatismus der Region und werden von Fluiden hervorgerufen, die aus der Asthenosphäre aufsteigen und in die Erdkruste eindringen. Kurz gesagt, die Erdbeben vor El Hierro könnten ein Anzeichen für Magmenaufstieg sein.

Auf El Hierro ist man spätestens 2011 für das Thema und Vulkane sensibilisiert. Über Monate hinweg entwickelte sich eine seismische Krise, die sich erst vor der Nordküste ereignete und dann in den Süden der Insel verlagerte. Es kam zu stärkeren Erdbeben, die Steinschläge auslösten, so dass einige Tunnel und Straßen gesperrt werden mussten. Die Angst vor einem großen Erdbeben oder Vulkanausbruch wuchs. Die Sorge war begründet, denn tatsächlich kam es zum Jahresende zu einer Unterwassereruption vor der Südküste, genauer, in der Las Calmas See vor dem Ort La Restinga, der evakuiert werden musste. Der Schlot des Unterwasservulkans befand sich in mehr als 100 m Tiefe, so dass es an der Wasseroberfläche nur zu starken Entgasungen und Wasserverfärbungen gab. Allerdings stieg auch die Wassertemperatur und zahlreiche Fische starben. Bimssteine schwemmten auf und lieferten den Vulkanologen Proben der Unterwassereruption. Vor dem Ausbruch auf La Palma in 2021 war es die jüngste Manifestation des Vulkanismus auf den Kanaren. Seitdem werden Erdbeben erregen Erdbeben besonders viel Aufmerksamkeit. Die aktuelle Seismizität gibt aber bis jetzt noch keinen Grund zur Sorge.

Hier könnt ihr übrigens die Fotos sehen, die ich damals mit Chris Weber zusammen machte.

Vanuatu: Starkes Erdbeben am 22.11.23

Erdbeben Mw 6,7 erschüttert Vanuatu – Es wurde Tsunamialarm gegeben

Datum 22.11.2023 | Zeit: 04:47:32 UTC | Lokation: -14.936 ; 167.975 | Tiefe: 10 km | Mw 6,7

Heute Morgen erschütterte ein starkes Erdbeben der Momentmagnitude 6,7 den pazifischen Inselstaat Vanuatu. Das Hypozentrum wurde in 10 km Tiefe lokalisiert. Dieser Standardwert bedeutet meistens, dass die exakte Tiefe des Bebens noch nicht festgestellt werden konnte, dass es aber flach lag. Das Epizentrum wurde 98 km ostnordöstlich von Port-Olry verortet. Der Ort liegt auf der Insel Espiritu Santo. Aufgrund der Lage des Epizentrums vor der Küste und der geringen Tiefe des Hypozentrums wurde Tsunamialarm ausgelöst. Die Wahrscheinlichkeit für einen Tsunami mit großem Zerstörungspotenzial ist vergleichsweise gering, denn dafür war das Beben noch nicht stark genug. Niedrige bis mittelhohe Wellen könnten allerdings die Küsten des Archipels gefährden.

Das Erdbeben war stark genug, um Schäden an der Infrastruktur von Espiritu Santo und umliegenden Inseln zu verursachen. Entsprechende Meldungen liegen bis jetzt aber nicht vor.

Vanuatu ist Teil des Pazifischen Feuerrings und zählt zu den erdbebengefährdetsten Ländern der Erde. Immer wieder kommt es zu starken Erschütterungen. Manche stehen im Zusammenhang mit dem Vulkanismus der Region. Es kann aber auch sein, dass rein tektonische Erdbeben, wie jenes heute, Auswirkungen auf den Vulkanismus haben. Sollte einer der Vulkane reagieren, gibt es hier natürlich ein Update!

Tektonisch betrachtet ist die Erdkruste unter dem Archipel in mehrere Mikroplatten zerbrochen, die zwischen dem subduktiven Schraubstock der Indoaustralischen- und Pazifischen Platte geraten sind. So liegt Vanuatu auf der Neuen-Herbriden-Platte des nördlichen Fidschibeckens, kurz hinter der großen Subduktionszone des Vanuatu-Fidschi-Grabens. Obwohl das Archipel auch von einer divergenten Plattengrenze beeinflusst wird, die den Graben im Winkel von fast 90 Grad streicht, war es die Subduktionszone, die sich für den aktuellen Erdstoß verantwortlich zeigte.

Italien: Erdbeben nahe Marsili Seamont

Erdbeben M 4,7 nahe Marsili Seamount in Italien

Datum 20.11.2023 | Zeit: 06:46:28 UTC | Lokation: 39.728 ; 13.733 | Tiefe: 403 km | Mb 4,7

Das Tyrrhenische Meer wurde heute Morgen um 6:46 UTC von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 4,7 erschüttert. Das Epizentrum wurde 101 km südsüdwestlich der Insel Capri im Golf von Neapel ausgemacht. Betrachtet man die Shakemap beim GFZ, dann stellt man fest, dass der Marsili-Seamount nur wenige Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Der große Unterwasservulkan bereitet den italienischen Geoforschern Sorgen, da eine Eruption unabsehbare Folgen hätte. Auch ein Erdbeben könnte einen Hangrutsch triggern, der wiederum einen Tsunami im Mittelmeer auslöst. Von einer Riesenwelle geht ein großes Zerstörungspotenzial aus. Der aktuelle Erdstoß hatte allerdings ein Hypozentrum in mehr als 400 km Tiefe und ereignete sich somit im Erdmantel, Er war an der Oberfläche kaum zu spüren gewesen und es bestand keine größere Gefahr, dass der Vulkan beeinflusst wird. Vielmehr stand der Erdstoß mit der Subduktion unter dem Tyrrhenischen Meer in Verbindung: Von Süden her gleitet die Ionische Platte unter die Mikroplatte des Tyrrhenischen Meers und taucht bis in den Erdmantel hinab. Normalerweise schmilzt die Platte und schafft so den Rohstoff der Lava, die an den Vulkanen Süditalien eruptiert wird. Aber offenbar schaffte es ein Teil der Platte, dem Schmelzprozess zu entgehen, und löste den Erdstoß aus.

Der Marsili Seamount hat eine Höhe von gut 3000 Metern und ist damit ähnlich hoch wie der Stromboli. Sein Gipfel liegt ca. 450 Meter unter der Wasseroberfläche. Aufgrund der großen Wassertiefe wären die sichtbaren Spuren einer Eruption vergleichsweise gering und würden sich wahrscheinlich auf Wasserverfärbungen beschränken. Allerdings könnten Flöße aus schwimmenden Bimssteinen entstehen, die den Schiffsverkehr beeinträchtigen.

Wann der Unterwasservulkan zuletzt eruptierte, ist unsicher, dennoch gibt es hydrothermale Aktivität und der Vulkan wird als potenziell aktiv eingestuft.

Philippinen: starkes Erdbeben verursachte Schäden

Erdbeben der Magnitude 6,7 richtete Schäden an – Mindestens 8 Menschen starben

Vorgestern berichtete ich über ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,7, das sich vor der Südküste der philippinischen Insel Mindanao zutrug. Das Hypozentrum lag in fast 70 km Tiefe, und zuerst lagen keine Berichte über Schäden vor und auch ein Tsunamialarm wurde laut Pressemeldungen nicht gegeben. Inzwischen wurde klar, dass die ersten Einschätzungen des Geschehens nicht richtig waren, denn es gab Schäden an der Infrastruktur und mindestens 8 Todesopfer, die bis jetzt bestätigt wurden. Zudem wurden mindestens 13 Personen verletzt. Am schlimmsten traf es die Stadt General Santos. Bilder zeigen die eingestürzte Decke eines Kaufhauses. Ein Sprecher des philippinischen Zivilschutzes sagte, dass die meisten Todesopfer von herabfallenden Trümmern getroffen wurden. Chaos gab es auch in Restaurants und anderen öffentlich zugänglichen Gebäuden. Menschen flüchteten in Panik auf die Straßen. Es kam zu Stromausfällen. Auch normale Wohnhäuser und Straßen wurden beschädigt.

Obwohl es keinen Tsunamialarm gab, zeigen Videoaufnahmen ungewöhnlich hohe Wellen in den südlichen Küstenregionen der Philippinen. Das Erdbeben könnte demnach einen kleinen vertikalen Versatz des Meeresbodens bewirkt haben.

Das Epizentrum des Bebens lag nordwestlich von Sarangani im Meer, ohne Tsunami-Warnung. Die Philippinen liegen im Pazifischen Feuerring, wo Vulkanausbrüche und Erdbeben häufig auftreten. Ein Beben der Stärke 7,8 im Jahr 1990 auf Luzon führte zu schweren Verwüstungen und über 2400 Todesfällen.

Die Philippinen stehen aber nicht nur wegen des Erdbebens in den Schlagzeilen, sondern auch wegen der Aktivität des Vulkans Mayon, der gut 800 km weiter nördlich von General Santos City liegt. Damit befindet er sich noch im theoretischen Wirkungskreis des Erdstoßes, doch erkennbare Reaktionen des Vulkans blieben aus und seine Aktivität setzt sich praktisch unverändert fort: vom Lavadom im Gipfelkrater gehen drei zähe Lavaströme ab. Sporadisch entstehen pyroklastische Dichteströme und es steigen kleinere Aschewolken auf. Auch der Taal ist weiter aktiv und emittiert große Mengen Schwefeldioxid. Am 15. November waren es mehr als 11.000 Tonnen am Tag und es wurde ein Sonderbulletin veröffentlicht.