Türkei: Erdbeben M 5,0 erschüttert Sindirgi

Nächtliches Erdbeben M 5,0 erschüttert türkische Stadt Sindirgi – Region in Alarmbereitschaft

Datum: 21.09.2025 | Zeit: 21:05:49 UTC | Koordinaten: 39.210 ; 28.140 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Ein Erdbeben der Magnitude 5,0 hat in der Nacht zum Montag die westtürkische Stadt Sindirgi erschüttert. Laut Angaben des Kandilli-Observatoriums ereignete sich das Beben um 00:05 Uhr Ortszeit in rund 10 Kilometern Tiefe, etwa fünf Kilometer südwestlich des Stadtzentrums.

Das Beben riss die Bewohner der Region aus dem Schlaf und die Menschen reagierten besorgt. Viele verließen ihre Wohnungen und hielten sich aus Angst vor stärkeren Erdbeben lange im Freien auf. Der Erdstoß war besonders in höher gelegenen Stockwerken sehr stark zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor, die den Erdstoß als stark bezeichnen.

Auch in der 53 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Balıkesir und in weiter entfernten Städten wie İzmir und Bursa wurden die Bodenerschütterungen gespürt.

Es wurden sofort Einsatzkräfte losgeschickt, um die Infrastruktur auf Schäden zu prüfen. Erste Berichte deuten darauf hin, dass es bislang keine schweren Verletzungen oder Todesfälle gegeben hat. Auch größere Gebäudeschäden wurden nicht bestätigt.

Das aktuelle Beben reiht sich in eine Serie seismischer Aktivität ein, die die Region in den letzten Monaten immer wieder erschüttert hat. Die Erdbeben begannen bereits im Frühjahr und erreichten ihren vorläufigen Höhepunkt in einem Erdbeben Mw 6,1, das sich am 10. August ereignete und nicht nur Schäden verursachte, sondern auch Tote und Verletzte. Seitdem wird die Region täglich von zahlreichen schwachen Erdbeben erschüttert, so dass man von einem intensiven Erdbebenschwarm sprechen kann.

Seismologen stufen den aktuellen Erdstoß daher als Nachbeben ein. Prof. Dr. Naci Görür, Geologe an der Boğaziçi-Universität, meinte gegenüber der Presse, dass solche Erschütterungen in Sindirgi nicht ungewöhnlich seien. Trotz der Beben sind die Spannungen in der Kruste noch nicht vollständig abgebaut. Es könnten also weitere Erdbeben folgen.

Die tektonische Ursache der Beben, die sich an Störungen des Simav-Grabens ereignen, liegt im komplexen geologischen Aufbau Westanatoliens und den vielfältigen Einwirkungen der Plattentektonik auf die Region. Sie befindet sich in der westanatolischen Extensionalzone, in der sich die Erdkruste aufgrund der westwärts driftenden Anatolischen Platte auseinanderzieht. Gleichzeitig drückt die Subduktion der Afrikanischen Platte unter Eurasien im Süden des Mittelmeers das Land nach Westen. Dies führt in der Türkei zur Bildung komplexer Verwerfungszonen, die das hohe Erdbebenpotenzial der Gegend bedingen.

Campi Flegrei: Bohrarbeiten sogen für Unmut

Bohrungen in den Campi Flegrei sorgen für Unmut bei Teilen der Bevölkerung – seismische Mikrozonierung ist das Ziel

In den Campi Flegrei ist die Situation weiterhin angespannt: Auch wenn es im Moment keine besonders starken Schwarmbeben gibt, wird die Caldera weiterhin täglich von Erdbeben erschüttert, die durch die anhaltende Bodenhebung infolge des magmatisch bedingten Druckanstiegs im Untergrund ausgelöst werden. Es ist nur eine Frage von Tagen oder Wochen, bis es wieder zu stärkeren Schwarmbeben kommt. Letztendlich könnten die Ereignisse auch auf einen Vulkanausbruch hinauslaufen.

Um die Vorgänge im Boden besser zu verstehen, begann in der letzten Woche eine vom Staat beauftragte Firma damit, mehrere kleine Bohrlöcher zu teufen. Es soll bis zu 30 m tief gebohrt werden, wobei die Bohrlöcher einen Durchmesser von 12 Zentimetern haben – Nadelstiche in den obersten Bodenschichten, die dennoch bei Anwohnern Besorgnis erregen. Man fürchtet, dass die Bohrungen den Untergrund destabilisieren und möglicherweise weiteres Ungemach auslösen könnten.

Ziel der Bohrungen ist jedoch nicht etwa ein Eingriff in den Untergrund, sondern ein besseres Verständnis für die Vorgänge, die sich im Boden bei Erdbeben abspielen. Tatsächlich wird die Auswirkung eines Erdbebens auf die Oberfläche nicht nur durch die freigesetzte Energie bestimmt, sondern auch durch die Struktur des Untergrunds. Selbst kleinräumig betrachtet kann sich ein Erdbeben auf Infrastruktur unterschiedlich stark auswirken, da die Bodenbeschaffenheit mitbestimmt, wie sich Erdbebenwellen ausbreiten und wie sie an der Oberfläche wirken. Mithilfe einer seismischen Mikrozonierungsstudie wollen Forschende nun eine Karte erstellen, die in der am meisten vom Bradyseismus betroffenen Zone Bodenbeschaffenheit und Strukturen aufzeigt, die die Auswirkungen von Erdbeben beeinflussen könnten. Entsprechende Untersuchungen wurden bereits per Gesetz im Jahr 2023 beschlossen.

Um die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit zu erfassen, werden bei den Bohrungen sogenannte Bohrkerne gezogen. Sie enthalten Boden- und Gesteinsproben, die anschließend im Labor analysiert werden. Außerdem kommen geophysikalische Verfahren wie seismische Wellenmessungen zum Einsatz, um die Geschwindigkeit und Dämpfung der Wellen in verschiedenen Bodenschichten zu bestimmen. Ziel ist die Ermittlung der sogenannten „lokalen seismischen Reaktion“, die sich schon auf wenigen Metern Abstand erheblich unterscheiden kann.

Die Untersuchungskampagne wird voraussichtlich rund drei Monate dauern und soll den Alltag der Anwohner nicht beeinträchtigen. Dauerhafte seismische Überwachungsstationen werden im Rahmen dieser Arbeiten nicht installiert. Die Bohrlöcher werden nach Abschluss der Arbeiten wieder verfüllt.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen liefern eine Grundlage für eine genauere Einschätzung der seismischen Risiken. Zudem ermöglichen sie eine bessere Planung von Notfallmaßnahmen und helfen, Bauvorschriften an die lokalen Gegebenheiten anzupassen.

Teneriffa: 50 Erdbeben innerhalb von einer Woche

Erdbebenaktivität unter dem Pico del Teide auf Teneriffa bleibt erhöht – 50 Beben innerhalb einer Woche

Auf der beliebten Ferieninsel Teneriffa bleibt die Erdbebenaktivität erhöht. Das geht aus einem Datenblatt von INVOLCAN hervor, das gestern veröffentlicht wurde und den Beobachtungszeitraum 12. bis 19. September 2025 abdeckt. In dieser Woche wurden 50 Beben im Bereich von Teneriffa detektiert, die meisten manifestierten sich unter dem Vulkan Pico del Teide.

Nur 10 der Erdbeben wurden in der Meerenge verortet, die Teneriffa von Gran Canaria trennt. Am Meeresboden gibt es sowohl Störungen als auch den submarinen Vulkan Enmedio, die beide für die Beben verantwortlich sein können. 8 weitere Erschütterungen ereigneten sich unter anderen Inselbereichen. Die verbleibenden 32 Erschütterungen lagen im Bereich der Caldera und des Pico del Teide. Diese Erschütterungen sind wahrscheinlich vulkanotektonisch bedingt.

Nicht nur die Erdbeben deuten darauf hin, dass der Pico del Teide aufheizt und sich auf eine Eruption vorbereitet, denn es wird auch ein erhöhter Kohelndioxidausstoß festgestellt. Die Gastemperatur der Mofetten liegt bei ca. 82 Grad Celsius. Zudem gibt es schwache Bodendeformationen. INVOLCAN schreibt, dass die Phänomene auf eine Erhöhung des Drucks im vulkanisch-hydrothermalen System zurückzuführen sind und diese seit 2016 auftreten. Dennoch bleibt die Vulkanwarnampel am Teide auf „Grün“. Für die Anwohner des Vulkans besteht derzeit keine Gefahr.

Genauso sieht es auf El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria aus, wo die Vulkanwarnampeln ebenfalls auf „Grün“ stehen. Auf La Palma hingegen sind auch mehr als drei Jahre nach dem Ausbruch die geophysikalischen und geochemischen Parameter noch nicht vollständig normalisiert. Daher bleibt die vulkanische Ampel auf GELB, was bedeutet, dass die Bevölkerung weiterhin die Informationen der Katastrophenschutzbehörden beachten sollte.

Übrigens: Das stärkste Beben im Bereich der Kanaren hatte eine Magnitude von 2,4 und ereignete sich am Donnerstag, 18. September 2025, etwa 20 km östlich von Gran Canaria. Insgesamt wurden 60 Erschütterungen festgestellt, die bei Teneriffa mitgezählt. Die insgesamt freigesetzte seismische Energie betrug 0,085 Gigajoule.

Papua Indonesia: Erdbeben Mw 6,1

Starkes Erdbeben Mw 6,1 erschüttert Papua Indonesia – zahlreiche Nachbeben festgestellt

Datum: 18.09.2025 | Zeit: 18:19:47 UTC | Koordinaten: -3.511 ; 135.521 | Tiefe: 15 km | Mw 6,1
Gestern Abend manifestierte sich um 18:19:47 UTC ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1, das die Insel Papua erschütterte. Das Epizentrum wurde 17 km süd-südöstlich von Nabire lokalisiert. Die Herdtiefe lag bei 15 Kilometern. Meldungen über katastrophale Schäden oder Opfer gab es nicht, dafür wurden zahlreiche Nachbeben registriert.

Erdbeben Papua. © EMSC

Die Stadt Nabire liegt an der Küste von Zentralpapua, dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea. Nach Angaben der nationalen Katastrophenschutzbehörde wurden mehrere öffentliche Einrichtungen beschädigt. Darunter befanden sich ein Flughafen, in dem Fenster zerbrachen, ein Regierungsbüro, bei dem die Decken abstürzten, sowie eine Brücke, an der es Schäden gab. Zudem kam es zu Strom- und Telekommunikationsausfällen.

Viele Anwohner flohen aus Angst vor weiteren Erschütterungen ins Freie. Teilweise brach Panik aus.

Wie so oft gibt es von den Erdbebendiensten unterschiedliche Angaben zu den Erdbebendaten. Die oben genannten Daten stammen vom GFZ/EMSC. Das USGS gab eine Magnitude von 6,1 und eine Tiefe von 10 Kilometern an, während die indonesische Behörde für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik eine Magnitude von 6,5 bei einer Herdtiefe von 24 Kilometern angab. Bis 7:30 Uhr Ortszeit wurden 50 Nachbeben registriert, das stärkste mit einer Magnitude von 5,1.

Indonesien liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, einer Zone intensiver seismischer Aktivität, in der mehrere tektonische Platten aufeinandertreffen. Erdbeben sind in der gesamten Region daher häufig. Der Erdstoß stand mit der Cenderawasih-Störungszone in Verbindung, die in der gleichnamigen Bucht das vorherrschende tektonische Element darstellt. Die Störungszone nimmt die Bewegungen zwischen der Australischen Platte und mehreren Mikroplatten, darunter der Bird’s-Head-Mikroplatte, auf und verbindet größere Strukturen wie die Sorong-Störung im Westen mit tektonischen Zonen im Osten. Es handelt sich überwiegend um horizontale Blattverschiebungen, die für die Rotation der Bird’s-Head-Mikroplatte von Bedeutung sind. Aufgrund dieser aktiven Plattengrenzen gehört die Region zu den seismisch aktivsten Gebieten Indonesiens.

Die Cenderawasih-Bucht gehörte früher zu den niederländischen Koloniegebieten. Sie bildet einen großen Meerbusen im Norden der Region Westneuguinea und ist für ihre atemberaubende Unterwasserwelt bekannt.

Kamtschatka: Starke Nachbeben und Bodendeformationen detektiert

Zahlreiche starke Nachbeben infolge des Erdstoßes Mw 7,8 – Boden im Süden von Kamtschatka verschob sich beim Megabeben um mehr als 1 Meter

Das Erdbeben der Magnitude 7,8, das die Südostküste von Kamtschatka gestern Abend um 18:58:17 UTC erschütterte, löste einen starken Nachbebenschwarm aus. Das GFZ listet 37 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 4,9 und 6,1 auf. Viele der Beben spielten sich in Tiefen zwischen 20 und 30 Kilometern ab. Darüber hinaus dürfte es eine sehr große Anzahl schwächerer Erdbeben geben, die nicht in den Listen auftauchen. Wahrscheinlich sind es Hunderte.

Massive Bodenverschiebungen. © NASA

Das Erdbeben steht mit dem Starkbebenschwarm Ende Juli im Zusammenhang, dessen stärkste Erschütterung eine Magnitude von 8,8 hatte. Dieses Beben war so stark, dass es den Boden im Süden Kamtschatkas massiv verschob. InSAR-Karten zeigen, dass sich der südlichste Teil der Halbinsel Kamtschatka um mehr als einen Meter nach Osten bewegte. Gleichzeitig senkte sich die Landoberfläche leicht ab. Die stärksten Bodenverschiebungen traten über 200 Kilometer südwestlich des Epizentrums auf, während die unmittelbare Umgebung des Bruchbeginns vergleichsweise geringe Deformationen zeigte. Das Megaerdbeben zählt zu den stärksten Ereignissen, die jemals mit modernen Instrumenten registriert wurden.

Die Karte der Bodenbewegungen zeigt deutlich, wie sich weite Teile der Küstenregion Kamtschatkas nach Osten verlagerten. Gestrichelte Linien markieren die großen Verwerfungen und Plattengrenzen, an denen die pazifische Platte unter die Ochotskische Platte abtaucht. Kleine Bereiche ohne Daten erscheinen als weiße Flecken. Trotz der immensen Stärke des Bebens waren die Schäden auf der Halbinsel gering. Das Epizentrum lag offshore, die größten Brüche ereigneten sich in dünn besiedelten Regionen.




Die gewonnenen Informationen sind entscheidend für die Modellierung von Tsunamis und für die schnelle Identifikation der am stärksten betroffenen Gebiete. Sie ermöglichen es Einsatzkräften, begrenzte Ressourcen gezielt einzusetzen und potenzielle Gefahren frühzeitig einzuschätzen.

Am 2. August registrierte der Satellit ALOS-2 zudem eine deutliche Bodenbewegung am Krascheninnikow, einem lange inaktiven Vulkan auf der Halbinsel, der nur fünf Tage nach dem Erdbeben ausbrach. Die Messungen zeigten eine markante Verschiebung an der Flanke des Vulkans, dargestellt in Rot im Einschub der Karte. Diese Deformation deutet darauf hin, dass sich an diesem Tag ein Magmagang der Oberfläche annäherte und den bevorstehenden Ausbruch vorbereitete. Bei zeitnaher Auswertung hätten Vulkanologen das erhöhte Eruptionsrisiko möglicherweise frühzeitig erkannt. Tatsächlich wurde man von dem Ausbruch überrascht.

Erstellt wurde die Kartierung mit Hilfe von Interferometrischem Synthetic Aperture Radar (InSAR). Dabei werden Radarbilder, die vor und nach einem Erdbeben aus dem All aufgenommen wurden, miteinander verglichen, um kleinste Höhen- und Lageänderungen der Erdoberfläche zu messen. Für dieses Ereignis nutzten Wissenschaftler SAR-Daten des PALSAR-2-Sensors an Bord des japanischen Satelliten ALOS-2. Ergänzt durch seismische und GNSS-Messungen lässt sich so nicht nur die Bruchzone rekonstruieren, sondern auch nachvollziehen, wie sich die Verwerfung in den Tagen und Wochen nach dem Beben weiter bewegt. Diese Erkenntnisse fließen in künftige Gefährdungsanalysen ein und verbessern das Verständnis globaler Plattentektonik. (Quelle: Nasa-Earthobservatory)

Hawaii: Erdbeben Mb 4,2 auf der Küstenebene

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,2 erschüttert Küstenebene von Big Island Hawaii

Datum: 19.09.2025 | Zeit: 05:52:09 UTC | Koordinaten:  19.247 ; -155.536 | Tiefe: 31 km | Mb 4,2

Die untere Südflanke des hawaiianischen Vulkans Kīlauea wurde heute Morgen von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 4,2 erschüttert. Das Epizentrum wurde 8 km west-nordwestlich von Pāhala verortet. Der Erdbebenherd lag in 31 Kilometern Tiefe. Es folgten zwei schwächere Erschütterungen.

Tiefe und Lokation des Bebens lassen vermuten, dass die Erschütterung vulkanotektonischen Ursprungs ist und von aufsteigendem Magma verursacht wurde, das in der oberen Asthenosphäre aufsteigt und in die Erdkruste eindringen will. Studien zeigten, dass unter der Küstengegend ein großer Magmenspeicher liegt, der sowohl den Kīlauea als auch den Mauna Loa mit Schmelze versorgt. Vergleichbare Beben waren dort bis vor ca. 2 Jahren üblich, als es einen kontinuierlich anhaltenden Erdbebenschwarm gab, der die Einwohner von Pāhala nervte. Auch der Erdstoß heute konnte an der Südküste von Big Island deutlich gespürt werden. So beschreiben Bebenzeugen den Erdstoß als stark. Er soll 25 Sekunden lang die Möbel zum wackeln gebracht haben. Auch die Nachbeben konnten Wahrgenommen werden.

Ich kenne Pāhala ganz gut, diente es mir doch während meiner Besuche auf der Insel als Stützpunkt, von wo aus man schnell zur Küste gelangte, an der bis 2018 die Lava ins Meer lief. Seit der Leilani-Eruption 2018 hat sich aber etwas im Fördersystem des Vulkans geändert, sodass das Magma zwar zum Gipfel des Kīlauea aufsteigt, aber nicht mehr über das Südost-Rift abfließt und den Puʻu ʻŌʻō-Krater mit Schmelze versorgt. Von dort aus machten sich die Lavaströme auf den Weg, die den 12 Kilometer entfernten Ozean erreichten. Die bekannten Ocean-Entrys sind somit Geschichte und Hawaii um eine Attraktion ärmer, was sich schlecht auf die ganzen Vulkanführer und lokalen Reiseunternehmer auswirkt, die mit den Vulkanen Hawaiis ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Erst gestern verglichen die Vulkanologen vom HVO die aktuellen Lavafontänenereignisse im Halemaʻumaʻu-Krater mit den Geschehnissen während der initialen Eruptionsphase am Puʻu ʻŌʻō und in den 1980er-Jahren.

Der erwartete Lavafontänenausbruch der Episode 33 lässt übrigens noch auf sich warten. Trotz den Lavafontänen-Episoden, bei denen es immer zum Abbau der zuvor angesammelten Lavamenge kommt, ist ein langfristiger Trend zur Bodenhebung zu erkennen. Ob das aktuelle Erdbeben in der Tiefe daran etwas ändert wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Es könnte sich auch auf die Bodenhebung am Mauna Loa auswirken, doch dazu später mehr.

Kamtschatka: Weiteres sehr starkes Erdbeben Mw 7,8

Sehr starkes Erdbeben Mw 7,8 erschüttert Küste im Südosten Kamtschatkas – beispiellose Bebenserie

Datum: 18.09.2025 | Zeit: 18:58:17 UTC | Koordinaten: 53.266 ; 160.493 | Tiefe: 20 km | Mw 7,8

Heute Abend wurde die Küstenregion der russischen Halbinsel Kamtschatka ein weiteres Mal von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,8 erschüttert. Nach vorläufigen Angaben des EMSC lag der Erdbebenherd in 20  Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag offshore vor der Südostküste und wurde 126 km ost-nordöstlich der Provinzhauptstadt Petropavlovsk-Kamchatsky verortet.

Die Daten sind noch als vorläufig zu betrachten und könnten noch von einem Seismologen überprüft und korrigiert werden. Das GFZ zeigt eine automatisch bestimmte Magnitude von Mw 7,7 an. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe fixiert.

Nur 10 Minuten später ereignete sich ein Nachbeben Mw 6,1 in 10 Kilometern Tiefe.
Zuletzt gab es einen vergleichbaren Erdstoß am 13. September, der sich ebenfalls vor der Küste der Halbinsel Shipunsky nördlich von Petropavlovsk ereignete. Die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit dem Megabeben Mw 8,8 Ende Juli. Dieses Beben manifestierte sich laut Kamtschatkazeit am 29. Juli, bei uns war es aber schon ein Tag später, weshalb es in Berichten unterschiedliche Datumsangaben geben kann. Auf Vnet, verwende ich die UTC-Angaben die sich an den Nullmeridian von Greenwich in England orientiert.

Bereits in den Tagen vor dem Megaerdbeben hatte es im gleichen Segment des Kurilen-Kamtschaka-Grabens starke Erdbeben gegeben. Die Erdbebenserie zeugt von enormen Spannungen entlang der Subduktionszone vor Kamtschatka. Diese Spannungen werden sich nicht nur auf das aktuell betroffene Störungssegment beschränken, daher rechne ich in den nächsten Jahren mit weiteren sehr starken Erdbeben sowohl nördlich als auch südlich der aktuellen Lokalität. Auch der Norden Japans könnte betroffen sein.
Trotz der intensiven Bebentätigkeit vor der Küste der Provinzhauptstadt hielten sich die Auswirkungen auf die Infrastruktur in Grenzen. Ob es sich diesmal auch so verhält werden wir in den nächsten Stunden erfahren – entsprechende Meldungen stehen noch aus.

Update: Größere Gebäudeschäden blieben auch diesmal aus. Für die Aleuten wurde Tsunami-Alarm gegeben, Berichte über katastrophale Riesenwellen blieben aber aus. Das Erdbeben löste wieder einen Nachbebenschwarm aus. Das GFZ listet für die 12 Stunden nach dem Hauptbeben 36 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 4,9 und 6,1 auf.

Fentale: Erneute Inflation nach Bodenabsenkung

Nach Bodenabsenkung infolge von Gangbildung: Erneute Bodenhebung am Fentale

Vor gut einem Jahr begann im Norden des ostafrikanischen Rift Valleys eine seismische Krise, die sich im Süden des Afar-Dreiecks bei Awash abspielte und zahlreiche Erdbeben mit Magnituden bis 5,7 hervorbrachte. Die Erdbeben traten zwischen September 2024 und März 2025 in mehreren Phasen auf und veranlassten Tausende Menschen zur Flucht. Der Boden bebte nicht nur, sondern verformte sich stark und riss auf.  Besonders zwischen den Vulkanen Fentale und Dofen geriet die Erde unter Druck und es kam zu hydrothermalen Eruptionen.

Forschungen zeigten, dass Bodendeformationen und Erdbeben durch eine Folge von Magmaintrusionen entstanden, bei der magmatische Gänge (Dykes) entstanden. Sie erreichten eine Länge von bis zu 50 Kilometern. Entlang von Rissen gab es vertikale Verschiebungen von bis zu 1 Meter.

Die Bodenbewegungen wurden durch Sentinel-1-InSAR-Daten des COMET-Portals bestätigt. Insbesondere der südwestliche Bereich des Fentale zeigte eine Subsidenz von bis zu 17 Zentimetern zwischen dem 17. Dezember 2024 und dem 22. Januar 2025. Das charakteristische „Schmetterlingsmuster“ dieser Bodenabsenkung deutet klar auf eine Dykeinvasion hin – ein Zeichen dafür, dass Magma unterirdisch verschoben wird. GNSS-Messungen registrierten außerdem westliche Verschiebungen von entfernten Messstationen, was die weitreichenden Auswirkungen dieser Prozesse verdeutlicht.

Neue Daten zeigen, dass es am Fentale nach der starken Subsidenz bereits wieder zu einer Bodenhebung kommt: Seit Juni hebt sich der Boden mit einer Geschwindigkeit von bis zu 38 mm im Monat. Die Vermutung liegt nahe, dass sich unter dem Vulkan bereits wieder Magma akkumuliert.

Geowissenschaftler warnen in neuen Studien, dass die Region sowohl für seismische als auch für vulkanische Gefahren weiterhin hoch anfällig ist. Während der Südwesten von Fentale aktuell Deflation zeigt, deuten Inflationsmuster im Nordosten auf eine mögliche Magmabewegung dorthin hin. Wissenschaftler prüfen, ob beide Bereiche von einem gemeinsamen tiefen Magmareservoir gespeist werden, doch noch bestehen Unsicherheiten über die genauen Verläufe und das Risiko eines bevorstehenden Ausbruchs.

Die jüngsten Ereignisse verdeutlichen die Notwendigkeit verstärkter wissenschaftlicher Überwachung und besserer Risikomanagementstrategien. Frühwarnsysteme, präzise Meldeprotokolle und koordinierte Maßnahmen zwischen Behörden, Forschern und lokalen Gemeinden sind entscheidend, um die Folgen zukünftiger seismischer oder vulkanischer Ereignisse zu minimieren. Zugleich müssen kritische Infrastrukturen, darunter Verkehrswege und Industrieanlagen, gegen mögliche Schäden geschützt werden.

Campi Flegrei: Weitere Erdbeben mit Magnituden größer 2

Weitere Erdbeben mit Magnituden im Zweierbereich erschütterten Campi Flegrei

In den letzten Tagen bewegte sich die Anzahl der Erdbeben in der Caldera Campi Flegrei auf dem Niveau, das wir mittlerweile als normal ansehen. Täglich gab es mehrere Erdbeben, allerdings ohne einen starken Schwarm zu erzeugen. Dafür kann man den Trend beobachten, dass es häufiger zu energiereichen Erdbeben mit Magnituden ab 2 kommt. Zuletzt geschah das gestern Abend um 18:32 UTC. Das Beben hatte eine Magnitude 2,0 und ein Hypozentrum in 2400 m Tiefe. Das Epizentrum befand sich südöstlich der Solfatara.

Bodenhebung liegt bei 15 mm im Monat. © INGV


Im heute erschienenen Wochenbericht des INGV ist zu lesen, dass es im Beobachtungszeitraum 8. bis 14. September zu 32 Erdbeben kam. Die Bodenhebung lag weiterhin bei 15 mm pro Monat und die Fumarolentemperatur von Pisciarelli bei 94 Grad. Der Kohlendioxidausstoß war unverändert hoch und die Daten folgen dem langjährigen Trend der Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems. In Bezug auf die Bodenhebung ist ein Blick auf den Graphen interessant, der in der vorletzten Woche einen Drop verzeichnete. Dieser wurde durch die Bodensenkung am Monte Olibano im Zuge des letzten stärkeren Erdbebens verursacht und sollte kein Messfehler sein.

INGV dementiert Beteiligung an neuester Studie

Interessant ist ein Dementi des INGV in Bezug auf die jüngste Studie zu den Campi Flegrei, bei der es um die Erhitzung des mitteltiefen Grundwasserleiters ging und die dem Vulkan quasi eine Magmaansammlung in einer Tiefe von mehr als 4 Kilometern attestierte. Es sei zwar richtig, dass an der Studie Wissenschaftler beteiligt waren, die beim INGV arbeiten, die Studie erfolgte aber nicht im Auftrag des Instituts. Bei mir besteht schon länger der Verdacht, dass man alles vermeidet, was die Besorgnis unter der Bevölkerung weiter steigern könnte. Generell ist die Wissenschaftswelt in Bezug auf Campi Flegrei gespalten, ähnlich wie es auch hinsichtlich der Schwarmbeben nordöstlich von Santorin der Fall ist: Während eine Fraktion die These von Magmaansammlung als Auslöser der Phänomene in den Campi Flegrei vertritt, versuchen andere Forscher, die Ereignisse mit komplexen Konstrukten zu erklären, die letztendlich aber doch Magma als Motor haben. Meiner Meinung nach läuft es in den Campi Flegrei früher oder später auf einen Vulkanausbruch hinaus.