Hayli Gubbi – Schildvulkan in der Danakil-Depression

Vulkanbeschreibung Hayli Gubbi

Der Hayli Gubbi ist ein bislang kaum erforschter Schildvulkan in Äthiopien. Er liegt im südlichen Teil der Erta-Alé-Vulkankette, die sich im Herzen der Danakil erstreckt. Mit einer Höhe von ca. 520 Metern zählt er zu den kleineren, aber dennoch geologisch bedeutsamen Vulkanen dieser tektonisch aktiven Zone. Der Vulkan fand zum ersten Mal Mitte Juli 2025 auf Vnet Erwähnung – Grund genug hier einen Steckbrief zu veröffentlichen.

Hayli Gubbi. © Copernicus

Die Danakil-Depression gehört zu den heißesten und trockensten Regionen der Erde und ist zugleich ein Paradebeispiel für aktive kontinentale Rifttektonik: Hier zerbricht die Afrikanische Platte, wodurch sich der Ostafrikanische Grabenbruch formt. Im Norden des Grabenbruchs, wo drei Riftsysteme aufeinandertreffen, senkt sich das sogenannte Afar-Dreieck ab, an dem sich der Ostafrikanische Graben, das Rote Meer und der Golf von Aden treffen.

Der Vulkan liegt im südlichsten Abschnitt der Erta-Alé-Kette, einer rund 100 Kilometer langen Reihe aus Schildvulkanen, Spalten und Kratern. Anders als der nördlich gelegene, berühmte Erta Alé, der durch seinen persistierenden Lavasee weltweite Bekanntheit erlangt hat, sind vom Hayli Gubbi rezente Eruptionen unbekannt. Nach heutigem Wissensstand gibt es keine dokumentierten Ausbrüche in historischer Zeit. Geologisch wird der Vulkan jedoch dem Holozän zugeordnet, was auf eine vergleichsweise junge Bildung in erdgeschichtlicher Perspektive hindeutet. Allerdings gibt es Augenzeugenberichte, dass der Vulkan im Februar 2002 eine Dampfwolke ausstieß. Möglicherweise war es zu einer phreatischen Eruption gekommen.

Im Juli 2025 waren auf Satellitenaufnahmen im Infrarotspektrum eine Kette kleiner Hotspots zu erkennen gewesen, die wenige Kilometer nördlich des Hayli Gubbi lagen und bis an seine Flanke heranreichten. Die Vermutung liegt nahe, dass die thermischen Anomalien von unterirdisch fließender Lava verursacht wurden. Allerdings stammte die Lava wahrscheinlich nicht vom Hayli Gubbi, sondern vom Erta Alé, der zu dieser Zeit an seiner Südflanke eruptierte. Die Vermutung liegt nahe, dass Lava von dort aus in einem unterirdischen Riss oder einer alten Tube in Richtung Hayli Gubbi floss.




Typologisch handelt es sich bei Hayli Gubbi um einen basaltischen Schildvulkan mit flachen Flanken, der durch effusive Ausbrüche dünnflüssiger Lava entstanden ist. Im Zentrum des Vulkans befindet sich in einem Krater ein etwa 200 Meter breiter Schlackenkegel, der innerhalb eines grabenartigen Einbruchs sitzt. Diese Struktur lässt darauf schließen, dass tektonische Dehnungsvorgänge – typisch für die Danakil-Region – das ursprüngliche Schild deformiert und möglicherweise eine zentrale Einsenkung verursacht haben. Die umgebenden Laven bestehen größtenteils aus tholeiitischen Basalten, wie sie typisch für Riftzonen und ozeanische Rücken sind. Ihre petrographische Zusammensetzung umfasst meist Plagioklas, Klinopyroxen und gelegentlich Olivin – ein Hinweis auf einen heißen, magnesiumreichen Ursprung im oberen Mantel.

In geodynamischer Hinsicht ist Hayli Gubbi Teil eines Systems, das sich im Übergang von kontinentaler zu ozeanischer Kruste befindet, und ist wohlmöglich Zeugnis der Geburt eines neuen Ozeans.

Saba – Aktiver Vulkan der Niederlande

Saba und Mount Scenery – Der höchste Vulkan der Niederlande und seine latente Gefahr

Mitten in der nördlichen Karibik erhebt sich die kleine Insel Saba wie ein grüner Kegel aus dem Meer. Die nur 5 Kilometer durchmessende Insel gehört politisch betrachtet zu den Karibischen Niederlanden. Bei dem Vulkan handelt es sich also um EU-Gebiet und ähnelt sofern dem Piton de la Fournaise auf der zu Frankreich gehörenden Insel La Réunion im Indischen Ozean. 

Saba stellt den obersten Teil eines imposanten Stratovulkans dar, dessen Basis rund 1.500 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Der auffällige Gipfel des Vulkans ist ein Lavadom namens Mount Scenery, der mit 870 Metern gleichzeitig den höchsten Punkt des gesamten Königreichs der Niederlande markiert.

Geologisch gehört Saba zum vulkanischen Inselbogen der Kleinen Antillen, der durch die Subduktion der Atlantischen unter die Karibische Platte entstanden ist. Diese tektonische Aktivität ist der Ursprung zahlreicher Vulkane entlang der Region – darunter auch der Saba-Vulkan, der als der nördlichste aktive Vulkan der Karibik gilt. Trotz seines ruhigen Erscheinungsbildes gilt er als potenziell gefährlich.

Die Petrografie des Vulkans ist geprägt durch Andesite und Basalte. Besonders auffällig ist der holozäne Lavadom des Mount Scenery, der sich oberhalb einer mächtigen Einsturzkante befindet – Überreste eines Kollapses, der sich vor rund 100.000 Jahren ereignete. Die Flanken der Insel sind von zahlreichen älteren Lavadomen gesäumt, und ein großer andesitischer Lavastrom erreichte einst die Küste und bildete die heutige Halbinsel Flat Point.

Die jüngsten bekannten Eruptionen datieren um das Jahr 1640 und waren durch explosive Aktivität und pyroklastische Ströme geprägt. Radiokarbondaten weisen auf vulkanische Ablagerungen mit europäischen Keramikresten hin, die auf ein Alter von etwa 280 Jahren schließen lassen. Der letzte größere Ausbruch liegt jedoch rund 5.000 Jahre zurück. Seismische Schwärme und hydrothermale Aktivität deuten darauf hin, dass der Vulkan nicht erloschen ist, sondern lediglich eine Ruhephase durchläuft.




Seit den 1970er-Jahren wird Mount Scenery wissenschaftlich überwacht. Aktuell betreibt das niederländische KNMI mehrere seismische Stationen und seit 2022 auch GNSS-Messgeräte, um potenzielle Bodenverformungen zu erkennen. Der heute als Nationalpark geschützte Vulkan ist über eine Steintreppe mit über 1.000 Stufen zugänglich und gilt trotz seines Gefahrenpotenzials als beliebtes Ziel für Wanderer und Forscher gleichermaßen.

Zubair-Archipel: Vulkaninseln im Roten Meer

Vulkanismus im Zubair-Archipel – Junge Vulkaninseln im südlichen Roten Meer

Im südlichen Roten Meer zwischen Jemen und Eritrea liegt das Zubair-Archipel. Hierbei handelt es sich um eine kleine Inselgruppe vulkanischen Ursprungs. Sie besteht aus rund einem Dutzend Inseln und Untiefen, die sich aus einer flachen Plattform erheben. Die vulkanische Aktivität in dieser Region steht im direkten Zusammenhang mit der Plattentektonik des Rotmeer-Grabens, einer divergenten Plattengrenze zwischen der Arabischen und der Afrikanischen Platte. Hier öffnet sich der Ozeanboden langsam, begleitet von Magmenaufstieg und submarinem Vulkanismus.

Die größte Insel des Archipels ist Jebel Zubair. Sie ist etwa fünf Kilometer lang. Zusammen mit Inseln wie Centre Peak, Saba, Haycock und Saddle Island bildet sie eine Vulkankette. Die Inseln sind allesamt Teil eines ausgedehnten Schildvulkansystems mit einer nordnordwest–südsüdost verlaufenden Ausrichtung – parallel zur Achse des Grabens. Entlang dieser Linie kam es in der geologischen Vergangenheit zu mehreren Spalteneruptionen, bei denen sich pyroklastische Kegel, Hornitos und Pahoehoe-Lavaströme bildeten.

Petrographisch handelt es sich überwiegend um basaltische Gesteine. Die Zusammensetzung variiert von tholeiitischen bis zu alkalireichen Basalten, teils mit Übergängen zu Picrit- oder Trachybasalten. Die Geochemie spiegelt den Übergangscharakter zwischen ozeanischer Kruste und kontinentaler Lithosphäre wider – typisch für sich öffnende Riftzonen wie das südliche Rote Meer. Der Chemismus der Lava verwandelte sich wahrscheinlich durch fraktionierte Kristallisation während des Aufstiegs der Schmelze. Die Magmen stammen aus dem oberen Mantel, wo sich durch Druckentlastung partielles Aufschmelzen ereignet.

Historische Berichte dokumentieren explosive Aktivität bereits im 19. Jahrhundert auf Saddle Island. Nach über 160 Jahren relativer Ruhe setzte im Dezember 2011 ein neuer submariner Ausbruch nordwestlich der Insel Rugged ein, der zur Entstehung der Insel Sholan führte. Die Aktivität dauerte bis Mitte Januar 2012 an. Nur zwei Jahre später, im September 2013, entstand im Südosten des Archipels mit Jadid eine weitere neue Vulkaninsel. Satellitenbilder dokumentierten eruptive Aktivität bis in den November 2013. Beide Ereignisse wurden durch seismische Schwärme angekündigt – ein typisches Anzeichen für aufsteigendes Magma in gedehnten Krustenzonen.

Geophysikalische Studien zeigen, dass sich unter dem Archipel ein aktives magmatisches System mit mehreren flachen Magmenkörpern befindet. Die Region ist tektonisch hochdynamisch: Zwischen 1994 und 2014 wurden mindestens sechs seismische Schwärme registriert, von denen drei unmittelbar zu Eruptionen führten – neben Sholan und Jadid auch 2007 am nahegelegenen Vulkan Jebel at Tair.

Die Inseln des Zubair-Archipels sind geologisch jung und morphologisch aktiv. Küstenerosion, insbesondere an den neu entstandenen Inseln, verändert ihr Aussehen rasch. Die fortschreitende Öffnung des Roten Meeres dürfte auch künftig für weiteren Vulkanismus sorgen. Der Zubair-Archipel bleibt somit ein faszinierendes Beispiel für aktiven ozeanischen Vulkanismus an einer jungen Spreizungszone.

Krascheninnikow: Vulkan der Halbinsel Kamtschatka

Krascheninnikow im fernen Osten Sibiriens – ein Schläfer ist erwacht

Nahe der Ostküste der russischen Halbinsel Kamtschatka erhebt sich der 1818 m hohe Vulkan Krascheninnikow – ein imposanter, weitgehend unbekannter Feuerberg, der im August 2025 nach fast 500 Jahren Ruhe wieder zum Leben erwacht ist. Seine abgelegene Lage im Kronozki-Naturreservat, umgeben von unberührter Taiga und vulkanisch geprägter Wildnis, macht ihn zu einem spektakulären, aber vergleichsweise wenig erforschten Vulkan.

Krasheninnikow vom Norden aus gesehen

Der Krasheninnikow ist kein einzelner Vulkankegel, sondern ein komplexes System: Zwei benachbarte Schichtvulkane überlagern sich innerhalb einer rund 9 × 11 Kilometer großen Caldera, die sich während eines explosiven Ausbruchs im Pleistozän gebildet hat. Entlang einer nordost-südwest verlaufenden Spalte haben sich in der Folgezeit zahlreiche Schlackenkegel gebildet, die sich bis weit über die Caldera hinaus erstrecken. Der südliche Kegel begann sich bereits vor über 13.000 Jahren zu formen, der nördliche folgte rund 5.000 Jahre später. Beide Vulkane weisen beeindruckende Krater mit Durchmessern von bis zu 800 Metern auf. Der nördliche Kegel hat in seinem oberen Bereich eine 2 Kilometer durchmessenden Depression die teilweise die Dimensionen und Charakteristika einer Caldera aufweist. In ihr bildete sich ein weiterer Schlackenkegel mit einem weitern Krater in dem sich wiederum ein kleiner Kegel befindet. Eine interessante Konstellation.

Während der Krasheninnikow seit dem 16. Jahrhundert ruhte, zeigen seine geologischen Archive eine lange Geschichte wiederholter Ausbrüche. Petrografische Analysen belegen eine Vielzahl unterschiedlicher Lava-Arten: Das Spektrum reicht von basaltischen bis zu dazitischen Zusammensetzungen und ist typisch für das komplexe Magmenspektrum Kamtschatkas.
Die vulkanische Aktivität auf Kamtschatka ist kein Zufall. Die Halbinsel liegt an einer der aktivsten Subduktionszonen der Welt, wo die pazifische Platte unter die nordwestwärts driftende Okhotsk-Platte abtaucht. Diese geodynamische Situation speist über 160 Vulkane, von denen gut 30 als aktiv gelten. Die dabei entstehenden Magmen sind reich an Gasen und mineralischen Einschlüssen, was die Vulkane der Region zu besonders explosiven Kandidaten macht. Der berühmte Kljutschewskoi, der höchste aktive Vulkan Eurasiens, ist nur rund 130 Kilometer vom Krasheninnikow entfernt. Der kleinere Karymsky liegt ca. 80 Kilometer südlich und erhebt sich ebenfalls aus einer Caldera.

In der Literatur gibt es unterschiedliche Angaben zum Jahr der letzten Eruption, bevor der Krascheninnikow am 3. August 2025 ausbrach. Die Spanne reicht von 1463 bis 1550.

Der Ausbruch von 2025 war moderat und manifestierte sich infolge eines Megabebens der Magnitude 8,8, das sich 4 Tage vor der Eruption ereignete. Da in der abgelegenen Region direkte Messdaten rar sind, fehlen Hinweise darauf, ob sich der Vulkan bereits vor dem Erdbeben auflud und zu einer Eruption bereit war oder ob die Schmelze innerhalb weniger Tage aus größerer Tiefe aufstieg. Analysen von frischen Lavaproben könnten dieses Rätsel lösen, indem man die Kristalle der Lavamineralien genauer untersucht.

Die Rückkehr des Krasheninnikow erinnert daran, wie lebendig und zugleich unberechenbar das vulkanische Erbe Kamtschatkas ist – und wie viel es dort noch zu entdecken gibt.

Lopevi – Steckbrief

Lopevi – Inselvulkan in Vanuatu

Die kleine, kegelförmige Insel Lopevi, lokal bekannt als Vanei Vollohulu, liegt im zentralen Teil des Vanuatu-Archipels im Südwestpazifik. Die Insel ist etwa 7 km breit und erhebt sich steil aus dem Meer bis auf eine Höhe von 1.413 Metern über dem Meeresspiegel. Lopevi gehört zur aktiven Vulkankette des pazifischen Feuerrings, die durch die Subduktion der Indo-Australischen Platte unter die Pazifische Platte entsteht. Diese tektonische Grenze sorgt für die hohe vulkanische Aktivität in der Region.

Geologisch besteht Lopevi aus basaltisch-andesitischen Gesteinen. Der heutige Vulkan bildet einen steilen Stratovulkan mit einem kleinen Gipfelkrater, der von einem Schlackenkegel gekrönt ist. Dieser Krater ist nach Nordwesten durchbrochen und liegt auf einem älteren vulkanischen Kegel, dessen Überreste von einem größeren, teilweise erodierten Krater umgeben sind. Die Vulkanaktivität konzentriert sich entlang einer, nordwest-südost verlaufenden tektonischen Spalte, die sich quer durch die gesamte Insel zieht. Entlang dieser Spalte kam es in der Vergangenheit zu moderaten explosiven Eruptionen sowie zu Lavaströmen, die bis zur Küste vordrangen.

Lopevi ist einer der aktivsten Vulkane Vanuatus: seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden 27 Eruptionsphasen dokumentiert. Ein besonders bemerkenswerter Ausbruch mit einem VEI 3 ereigneten sich 1960, woraufhin die Insel aufgrund der Gefahren für die dort lebende Bevölkerung dauerhaft evakuiert wurde. Der Ausbruch von 1960 war besonders bemerkenswert: Er ging von einer Spaltenöffnung an der Nordwestflanke aus und erzeugte einen pyroklastischen Strom, der auf das Meer hinausglitt, sowie einen Lavastrom, der an der Westküste eine neue Halbinsel entstehen ließ. Der pyroklastische Strom verfehlte das Dorf Tematu nur knapp und tötete einige Ziegen.

Die jüngsten Eruptionen fanden in den Jahren 2006, 2007 und zwischen 2014 und 2017 statt. Diese Ereignisse waren von strombolianischer Aktivität, Ascheeruptionen und gelegentlichen Lavaströmen geprägt, die jedoch nicht das Ausmaß der früheren großen Eruptionen erreichten. Aufgrund der anhaltenden vulkanischen Unruhe wird Lopevi regelmäßig von geologischen Instituten überwacht.

Lopevi ist ein beeindruckendes Beispiel für einen isolierten, aktiven Stratovulkan, der sowohl landschaftlich als auch geologisch von Bedeutung ist. Seine steile Form, die durch fortwährende vulkanische Prozesse geprägt wurde, macht die Insel zu einem markanten Merkmal im Archipel von Vanuatu.

Äthiopien: Vulkane und Erdbeben

Äthiopien – Land der geografischen Extreme

Äthiopien ist ein Staat im Osten Afrikas und ein Ort der geografischen und geologischen Extreme. Ein Großteil des Landes wird vom Hochland von Abessinien eingenommen, das von tiefen Schluchten, massiven Gebirgszügen und erloschenen Vulkanen geprägt ist. Hier liegt auch der Ras Daschän, der mit einer Höhe von 4.550 Metern der vierthöchste Berg Afrikas ist. Das Hochland bildet einen starken Kontrast zum Afar-Dreieck mit der Danakil-Senke. Dort befindet sich nicht nur eine der heißesten und trockensten Wüsten unseres Planeten, sondern auch einer der tiefsten Landpunkte der Erde: 155 Meter unter dem Meeresspiegel.

Im Norden des Afar-Dreiecks – bereits auf dem Hoheitsgebiet von Dschibuti und Eritrea – mündet der Ostafrikanische Grabenbruch ins Rote Meer. Zuvor durchzieht er Äthiopien in Nord-Süd-Richtung und teilt das Land in zwei tektonische Domänen: Der Westteil liegt auf der Afrikanischen Platte, während der Ostteil auf der Somalischen Platte liegt. Dabei handelt es sich um eine divergente Störungszone, entlang der sich die Platten voneinander entfernen. Ein bekanntes Beispiel für eine solche divergente Plattengrenze ist der Mittelatlantische Rücken zwischen Europa und Nordamerika.

Erdbeben in Äthiopien

Entlang divergenter Störungszonen kommt es zwar auch zu Erdbeben, diese sind jedoch weitaus weniger häufig und meist weniger stark als jene entlang von Subduktionszonen oder Transformstörungen. In Äthiopien treten daher vor allem mittelstarke Erdbeben mit Magnituden unter 5,5 auf, die sich hauptsächlich im Bereich des Afar-Dreiecks konzentrieren.

Dennoch gab es entlang des äthiopischen Riftvalleys auch stärkere Erdbeben. So ereignete sich im Jahr 1961 eine Erdbebenserie im Süden des Afar-Dreiecks, bei der die stärksten Beben Magnituden von 6,1 und 6,0 erreichten. Acht Jahre später führte eine weitere Erdbebensequenz im Zentrum des Afar-Dreiecks zur Zerstörung des Dorfes Serdo. Auch hier wurden Magnituden um 6 gemessen. Ein weiterer signifikanter Erdbebenschwarm ereignete sich 1989 bei Dobi: Ein Erdbeben der Magnitude 6,2 wurde innerhalb von zwei Tagen von 14 weiteren Ereignissen mit Magnituden über 5 begleitet, darunter zwei mit Magnituden von 6,1 und 6,3. Eine weitere bemerkenswerte Sequenz wurde 2005 beobachtet, als es zur Eruption des Vulkans Dabbahu kam.

Im September 2024 begann eine erneute Erdbebenserie, diesmal in der Nähe von Awassh im Süden des Afar-Dreiecks. Es wurde eine große Anzahl mittelstarker Erdbeben registriert, die Magnituden im Vierer- und Fünferbereich hatten. Außerdem gab es 2 Phasen mit Bodenhebungen, die auf Magmenintrusion hindeuteten. Ein Vulkanausbruch blieb bis Anfang Januar 2025 aus, obwohl die Erdbeben weitergingen und gehen.

Vulkane und Vulkanismus in Äthiopien

Das Global Volcanism Program (GVP) listet mehr als 60 Vulkane in Äthiopien, die während des Quartärs aktiv waren. Während es auch im Hochland einige Vulkane gibt, befinden sich die meisten im Afar-Dreieck und in der Danakil-Depression, wo sich auch die meisten Erdbeben ereignen. Der Vulkanismus in diesem Gebiet steht in Zusammenhang mit der Spreizung des Ostafrikanischen Grabenbruchs und ähnelt dem Vulkanismus an mittelozeanischen Rücken. Es entstehen Vulkanketten, die sowohl dem grob Nord-Süd-orientierten Riftvalley folgen als auch senkrecht dazu verlaufen und parallel zur Bruchzone entlang der Küste des Roten Meeres liegen.

Im Gegensatz zu mittelozeanischen Rücken trennen sich am Afar-Dreieck jedoch kontinental geprägte Platten voneinander. Dabei wird die Erdkruste ausgedünnt und nimmt zunehmend den Charakter ozeanischer Kruste an. Die Schmelzbildung wird durch Druckentlastung in der ausdünnenden Kruste ausgelöst. Zusätzlich wird vermutet, dass unter dem Ostafrikanischen Grabenbruch ein Mantelplume liegt, der weitere Schmelze aufsteigen lässt.

Ein Vergleich mit Island drängt sich auf: Der Vulkanismus der Nordatlantikinsel liegt sowohl auf einer divergenten Plattengrenze als auch über einem Mantelplume. Ähnlich wie in Island fördert der derzeit aktivste Vulkan des Afar-Dreiecks, der Schildvulkan Erta Alé, basaltische Lava, deren chemische Zusammensetzung der von tholeiitischen MORB-Schmelzen (Mid-Ocean-Ridge-Basalt) ähnelt. Zwar wurde an Vulkanen in der Nähe des Erta Alé auch rhyolithische Lava gefunden, diese scheint jedoch durch fraktionierte Kristallisation in Magma-Reservoiren in der Erdkruste entstanden zu sein.

Aktive Vulkane der letzten 100 Jahre

In den letzten 100 Jahren waren mehrere Vulkane in Äthiopien aktiv. Die wichtigsten sind:

  1. Erta Ale
    • Typ: Schildvulkan
    • Höhe: ca. 613 m
    • Aktivität: Fast kontinuierlich seit mindestens 1906. Der Vulkan ist bekannt für seinen permanenten Lavasee, der jedoch zeitweise auch verschwindet.
  2. Dabbahu (Boina)
    • Typ: Schildvulkan
    • Höhe: ca. 1440 m
    • Aktivität: Zuletzt 2005. Eine Eruption und Spaltenerweiterung führten zu einer massiven tektonischen Bewegung.
  3. Aluto
    • Typ: Vulkanisches Hochland (Caldera-Vulkan)
    • Aktivität: Heißes hydrothermales Gebiet, das geothermisch genutzt wird. Es gab Hinweise auf kleinere Eruptionen im 20. Jahrhundert.
  4. Fentale
    • Typ: Stratovulkan mit Gipfelcaldera
    • Aktivität: Historisch aktive Eruptionen, zuletzt kleinere explosive Aktivitäten im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
  5. Ayelu
    • Typ: Schildvulkan
    • Aktivität: Hydrothermale Aktivität und kleine vulkanische Ereignisse.
  6. Manda Hararo
    • Typ: Rift-Vulkan
    • Aktivität: Besonders aktiv 2007–2010. Spalteneruptionen und Lavaflüsse.

In dieser Liste nicht enthalten ist der Dallol. Hierbei handelt es sich weniger um einen Vulkan, der auch als solches erkennbar ist, sondern um eine außergewöhnliche geothermalen Manifestation magmatischen Ursprungs, die offenbar einen Salzstock durchschlagen hat. Das Zusammenspiel aus Erdwärme, hydrothermalen Tiefenwässern und Salz schuf ein Hydrothermalsystem, in dem es gelegentlich zu phreatischen, evtl. auch phreatomagmatische Explosionen kam, ohne dass größere Mengen Lava gefördert worden wären.

Vanuatu-Graben

Vanuatu-Platte (rotbraun) mit zwei weiteren Mikroplatten im Osten. © Wikipedia Lizenz der CC

Tektonik und Erdbeben entlang des Vanuatu-Grabens

Der Vanuatu-Graben gehört zu den seismisch aktivsten Zonen der Erde und ist häufig Schauplatz sehr starker Erdbeben mit Magnituden größer 7, die eine erhebliche Tsunamigefahr für den gesamten Pazifikraum darstellen. Zugleich ist er Teil des Zirkumpazifischen Feuerrings, entlang dessen sich die meisten Vulkane der Erde befinden.

Die Vulkane entlang des Vanuatu-Grabens bilden einen vulkanischen Inselbogen hinter der Subduktionszone. Zu den bekanntesten zählen Ambrym, Ambae (Manaro Voui) und der dauerhaft aktive Yasur.

Geografisch verläuft die Zone des Vanuatu-Grabens grob in NNW-SSE-Richtung und beschreibt im Süden einen Bogen nach Osten. Sie umfasst die meisten Vanuatu-Inseln, die Santa-Cruz-Inseln der südlichen Salomonen und die Loyalty-Inseln. Der Graben selbst ist in zwei Segmente unterteilt: den Nördlichen Vanuatu-Graben und den Südlichen Vanuatu-Graben. Diese beiden Segmente werden durch den d’Entrecasteaux-Rücken getrennt, der zusammen mit zwei parallel verlaufenden Rücken eine Erhebung von 1–2 km über der Tiefseeebene bildet. Entlang der Rücken verlaufen divergente Störungszonen.

Mit dem 320 Kilometer langen und bis zu 7570 Meter tiefen Vanuatu-Graben ist die Vanuatu-Subduktionszone assoziiert, eine der aktivsten Subduktionszonen weltweit. An dieser Subduktionszone treffen die Indoaustralische Platte und die Vanuatu-Mikroplatte aufeinander, die der Pazifikplatte vorgelagert ist. Im Osten grenzt die Vanuatu-Mikroplatte an die Spreizungszone des Fidschibeckens. Die Insel von Vanuatu liegen am Westrand der Mikroplatte und verdanken ihre Existenz der Schmelzbildung infolge der Subduktion.

Die Indoaustralische Platte taucht entlang der Subduktionszone mit einer ungewöhnlich hohen Rate von bis zu 170 mm pro Jahr unter die Vanuatu-Mikroplatte ab. Dies ist insofern bemerkenswert, als normalerweise die schwerere Ozeanplatte unter die leichtere Kontinentalplatte abtaucht. Daraus lässt sich schließen, dass die Indoaustralische Platte eher die Eigenschaften einer Ozeanplatte aufweist. Tatsächlich sind die Landmassen auf ihr vergleichsweise klein, während der ozeanische Anteil dominiert. Die subduzierte Erdkruste tauch bis in den Erdmantel ab, wo sie partiell schmilzt und Magma bildet, das hinter der Subduktionszone aufsteigt und an den Vulkanen Vanuatus als Lava austritt.

Da die Inselgruppe von Vanuatu zu kolonialen Zeiten als Neue-Hebriden bezeichnet wurde, ist in älterer Literatur oft von der Neue-Hebriden-Subduktionszone etc. die Rede.

Auf Vanuatu ereignen sich sehr häufig starke Erdbeben, wobei die Zahl von Erschütterungen mit Magnituden ab 7 ungewöhnlich groß ist. Seit 1950 gab es mindesten 23 Stück davon. Einige lösten Tsunamis aus. Vergleichsweise oft kommen auch Starkbebenschwärme vor, bei denen es innerhalb weniger Stunden mehrere Beben mit Magnituden im 5er und 6er Bereich gibt.

Die Tabelle unten listet einige exemplarische Beben auf.

Bedeutende Erdbeben in Vanuatu

  • Erdbeben von 1868 – Eines der frühesten bekannten starken Erdbeben in der Region, das Schäden verursachte.
  • Erdbeben von 1950 – Magnitude 7,8; Herdtiefe lag in 49 Kilometern.
  • Erdbeben von 1973 – Magnitude 7,5; verursachte lokale Tsunamis und Zerstörungen auf Espiritu Santo.
  • Erdbeben von 1999 – Magnitude 7,5; Schäden in Port Vila, gefolgt von Nachbeben. 5 Todesopfer.
  • Erdbeben von 2002 – Magnitude 7,3; verursachte Schäden auf den Shepherd-Inseln und eine Tsunamiwarnung.
  • Erdbeben von 2015 – Magnitude 7,0; führte zu Küstenüberflutungen und Erdrutschen auf Tanna.
  • Erdbeben von 2017 – Magnitude 6,8; erschütterte die Insel Ambae und verursachte Evakuierungen.
  • Erdbeben von 2023 – Magnitude 7,1; löste eine Tsunamiwarnung aus und führte zu leichten Schäden.
  • Erdbeben von 2024 – Magnitude 7,4; führte zu größeren Schäden mit Todesopfer in Port-Vila.

Gunung Iya – Steckbrief

Gunung Iya – Vulkan auf Flores

Der 657 m hohe Gunung Iya ist ein Stratovulkan am Sunda-Bogen, einer aktiven Vulkanzone im Süden von Indonesien. Er steht nicht alleine da, sondern bildet den südlichsten Vulkan einer Gruppe von drei Vulkanen, die auf einer kleinen Halbinsel südlich der Stadt Ende auf der indonesischen Insel Flores liegen. Die beiden anderen Vulkane dieser Gruppe, Rooja und Pui, befinden sich nördlich von Iya und gelten als älter und waren in historischen Zeiten nicht aktiv. Ein angeblicher Ausbruch von Pui im Jahr 1671 wurde später jedoch dem Vulkan Iya zugeschrieben.

Gunung Iya ist ein relativ kleiner Vulkan, zumindest was seine Prominenz über dem Meeresspiegel betrifft. Die südliche Flanke des Vulkans ist stark abgeflacht und fällt dann an der Küste steil in das Meer ab, was seine geographische Besonderheit unterstreicht. Dazu zählt auch, dass der Kraterrand an der Südflanke weit nach unten gezogen ist, was darauf schließen lässt, dass es hier zu einem Kollaps kam.

Seit 1671 wurden vom Iya acht moderate bis kräftige Ausbrüche dokumentiert, deren Intensität zwischen einem VEI von 2 und 3 schwankte. Darüber hinaus gab es 2 Eruptionen ungeklärten Ursprungs, die vom Iya verursacht worden sein könnten. Der jüngste bestätigte Ausbruch ereignete sich zwischen dem 27. und 30. Januar 1969, bei dem ein Vulkanexplosivitätsindex (VEI) von 3 erreicht wurde. Im Juni 1971 gab es eine der unbestätigten Eruptionen.

Die Eruptionen am Iya waren meist explosiver Natur und förderten basaltische bis andesitische Lava.

Jüngste Aktivität des Vulkans Iya

Der letzte Wochenbericht vom 30. Oktober bis zum 5. November 2024 zeigt, dass die Aktivität des Iya erneut zugenommen hat. Die indonesische Vulkanologiebehörde, Pusat Vulkanologi dan Mitigasi Bencana Geologi (PVMBG), beobachtete während dieses Zeitraums tägliche weiße Emissionen, die bis zu 350 Meter über den Kraterrand aufstiegen und sich in mehrere Richtungen verteilten. Am 5. November stieg die Alarmstufe aufgrund vermehrter seismischer Aktivität von Stufe 2 auf 3 (auf einer Skala von 1 bis 4). Die Bevölkerung wurde angewiesen, einen Sicherheitsabstand von 3 Kilometern in alle Richtungen und 5 Kilometern in südlicher Richtung um den aktiven Krater einzuhalten. Diese Warnungen unterstreichen die potenzielle Gefahr, die von Iya und anderen aktiven Vulkanen in der Region ausgeht, und verdeutlichen die Notwendigkeit, kontinuierlich auf mögliche Eruptionen vorbereitet zu sein.

Mount Rainier – Steckbrief

Mount Rainier – Höchster Vulkan der Kaskaden

Mount Rainier ist ein komplexer Stratovulkan in der US-amerikanischen Kaskadenkette. Mit einer Gipfelhöhe von 4.392 Metern ist er der höchste Berg im Bundesstaat Washington und der Kaskadenkette und der dritthöchste Berg in den zusammenhängenden 48 Bundesstaaten der Vereinigten Staaten. Sein stark vergletscherter Gipfel macht ihn im Falle einer Eruption besonders gefährlich. Der Mount Rainier liegt in „guter Nachbarschaft“, denn zu der Kaskadenkette zählen auch andere berühmte Vulkane wie der Mount St. Helens, Mount Adams und Mount Baker. Der nördlichste Vulkan der Kaskadenkette ist der Mount Garibaldi in Kanada.

Wegen seiner Nähe zur Metropolregion Seattle wird Mount Rainier vom United States Geological Survey (USGS) akribisch überwacht. Derzeit gibt es keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch, doch der Vulkan hat eine bewegte Vergangenheit. Vor allem in den frühen Jahren des Holozäns war er Schauplatz massiver Schlammlawinen, die durch Kollapsereignisse und vulkanische Aktivitäten ausgelöst wurden und bis in die Puget-Sound-Tiefebene vordrangen. Der heutige Gipfel entstand innerhalb eines großen Kraters, der nach Nordosten hin aufgebrochen ist und durch einen massiven explosiven Ausbruch vor etwa 5.600 Jahren geformt wurde. Bei diesem Ereignis entstand auch der weit verbreitete Osceola-Schlammstrom, der das umliegende Gelände erheblich veränderte.

Während des Holozäns blieb der Vulkan aktiv, wobei in den letzten 2.600 Jahren etwa ein Dutzend Ausbrüche dokumentiert sind. Der größte davon ereignete sich vor rund 2.200 Jahren. Der heutige Gipfelkegel wird von zwei überlappenden Kratern bedeckt. Hydrothermale Aktivitäten haben den oberen Teil des Vulkans strukturell geschwächt und führen zu periodischem Schmelzen der Gletscher an den Flanken. Dies hat die Bildung eines komplexen Systems von Dampfhöhlen in der Gipfeleiskappe ermöglicht.

Im 19. Jahrhundert wurden mehrere Ausbrüche gemeldet, darunter ein möglicher phreatischer Ausbruch im Jahr 1894, der als letzter Ausbruch des Mount Rainier im Global Volcanism Program (GVP) verzeichnet ist. Allerdings hinterließen diese Ereignisse keine klar datierbaren Ablagerungen und gelten als wissenschaftlich nicht bewiesen.

1969 ereignete sich ein seismischer Schwarm, der Befürchtungen eines bevorstehenden Ausbruchs weckte. Doch es kam zu keiner Aktivitätssteigerung. Nach dem katastrophalen Ausbruch des Mount St. Helens im Jahr 1980 wuchs die Besorgnis, dass Mount Rainier ebenfalls plötzlich aktiv werden könnte. Infolge dessen wurde das Überwachungsnetz am Mount Rainier erheblich ausgeweitet. Seit 1985 wurden monatlich 3 bis 4 schwache Erschütterungen registriert. Stärkere Erdbeben mit einer Magnitude über 3 traten in den Jahren 1976, 1990, 2002 und 2004 auf. 2009 gab es einen kleinen Erdbebenschwarm. Ein Schwarm wird vom USGS definiert, wenn mehrere Tage hintereinander mindestens drei Erschütterungen pro Tag aufgezeichnet werden. (Quellen: GVP, USGS, Wikipedia)