Verbindung zwischen Sakurajima und Kirishima nachgewiesen

In Japan gelang es Wissenschaftlern erstmalig die unterirdische Verknüpfung zweier Vulkan nachzuweisen. Bei den Vulkanen handelt es sich um die vulkanischen Nachbarn Kirishima und Sakurajima. Letzterer liegt in der Aira-Caldera. Die beiden Vulkane befinden sich 22 Kilometer voneinander entfernt und liegen auf der Insel Kyushu.

Die Forscher der University of Miami’s (UM) Rosenstiel School of Marine and Atmospheric Science und der Florida International University untersuchten die Daten von 32 GPS-Stationen, welche die beiden Vulkane beobachten. Die GPS-Stationen messen die Bodendeformation, welche Hinweise gibt, ob sich Magma im Untergrund eines Vulkans ansammelt. Die Wissenschaftler konnten eine Korrelation zwischen den Stationen beider Vulkane nachweisen: Im Jahr 2011 eruptierten beide Vulkane gleichzeitig. Sakurajima war zu dieser Zeit daueraktiv, während Kirishima im März in eine eruptive Phase eintrat. Mit Beginn der Eruptionen am Kirishima entspannte sich die Inflation am Sakurajima. Nach dem Ende des Ausbruchs am Kirishima begann am Saku neue Inflation. Das Forscher-Team schließt daraus, dass sowohl Kirishima, als auch Sakurajima unterirdisch verbunden sind. Das Magma scheint aus einem gemeinsamen Magmenresrvoire zu kommen, welches in größerer Tiefe liegt.

Die Verantwortliche der Studie –Elodie Brothelande– meinte dazu, dass es bisher nur wenige Hinweise darauf gab, dass 2 eigenständige Vulkansysteme in unterirdischer Verbindung stehen können. Es sei wichtig, die Zusammenhänge zu verstehen, besonders bei Vulkanen, die in dicht besiedelten Gebieten liegen. So sind genauere Vorhersagen über das Ausbruchsverhalten der Vulkane möglich.

Die Studie „Geodetic evidence for interconnectivity between Aira and Kirishima magmatic systems, Japan“ wurde am 28. Juni im Journal Scientific Reports veröffentlicht.

Können Tiere Erdbeben vorhersagen?

Eine immer wieder aufkommende Frage ist, ob Tiere Erdbeben vorhersehen können? Es gibt zahlreiche Berichte von merkwürdigem Tierverhalten, bevor Erdbeben auftreten. Das Spektrum des Verhaltens, als auch das der involvierten Tierarten ist groß und reicht von Ameisen bis Ziegen. Laut Berichten aus China sollen Schlangen und Amphibien ihre Bauten verlassen haben, bevor ein starkes Erdbeben auftrat. Hunde bellen, Schafe und Ziegen spielen verrückt und Vögel verlassen die bedrohte Gegend.

Seriöse Forscher haben verschiedene Forschungsprojekte laufen, um dieser Frage auf den Grund zugehen: Ameisen sollen etwa Kohlendioxid-Ausgasungen vor einem Erdbeben, oder Vulkanausbruch erschnüffeln und durch seltsames Verhalten warnen. Am Ätna werden Ziegen mit GPS-Sender ausgestattet, damit man ihr Verhalten vor einer Eruption studieren kann. Nun präsentiert eine weitere Studie erste Ergebnisse: Wissenschaftler des GFZ-Potsdam untersuchten das Phänomen statistisch. Heiko Woith und seine Mitarbeiter studierten 180 Studien zum Thema und Analysierten 700 Berichte über auffälliges Tierverhalten vor Erdbeben, die bei 160 verschiedene Erdbeben gemacht wurden. Am Wahrscheinlichsten scheint die Theorie, dass die Tiere Vorbeben wahrnehmen und auf diese reagierten. Daher korrelierten die Wissenschaftler das Tierverhalten mit dem Auftreten von Vorbeben, die in einem Erdbebenkatalog (ISC-GEM) vermerkt sind. Untersucht wurden Erdbeben mit Magnituden größer als 5,5 zwischen den Jahren 2000 bis 2012. Man ist davon ausgegangen, dass entsprechende Erdbeben in einer Entfernung von 100 Kilometern für Tieren spürbar sind. Anschließend wurde für alle Erdbeben ab Magnitude 6 untersucht, ob es in diesem Umkreis und innerhalb von 60 Tagen Vorbeben gab. Das Resultat: bei 16 Prozent der Hauptbeben gab es diese Vorbeben. Nur einen Tag vorher wurden solche Warnbeben in 7 Prozent der Fälle registriert, eine Stunde vorher in 3 Prozent der Fälle. Heiko Woith meint zu den Beobachtungen: „Diese Verteilung in Raum und Zeit ist ähnlich der Verteilung von Auffälligkeiten im Verhalten von Tieren. Wir gehen davon aus, dass zumindest ein Teil der Fälle, wo Tiere als Erdbeben-Warner gehandelt werden, als Reaktion auf Vorbeben zu verstehen sind.“ Weitere Aussagen lassen sich nicht treffen, da die Berichte über das Tierverhalten zu ungenau sind und nicht wissenschaftlich dokumentiert wurden. Als verlässliches Frühwarnsystem lassen sich Tiere nach bisherigen Erkenntnisse nicht einsetzten, da könnte man auch versuchen, aus den Vorbeben selbst eine Prognose zu ziehen, was bisher nicht zuverlässig genug funktioniert. Allerdings kann es nicht schaden auf entsprechendes Tierverhalten zu achten, wenn man sich in einem Erdbebengebiet aufhält.

Andere Forscher sind da optimistischer: um Tiere besser per GPS beobachten zu können, schafften Wissenschaftler um Martin Wikelski (Max Planck Instituts für Ornithologie) gerade eine neue Antenne zur Internationalen Raumstation. Im Rahmen des ICARUS-Projektes sollen so Tierwanderungen besser beobachtet werden können. Dafür werden verschiedenste Tierarten mit GPS-Sendern ausgestattet. Darunter befinden sich Ziegen am Ätna. Bewegungsmuster sollen erstellt werden, um herauszufinden, ob sich die Ziegen vor einem Vulkanausbruch ungewöhnlich verhalten. Sollte dies der Fall sein, könnte man die Ziegen als Frühwarnsystem einsetzten. Erste Erfolge konnte man Bereits verbuchen: vor einem Ätna-Ausbruch waren die Ziegen ungewöhnlich aktiv.

Quelle: GFZ, MPI, Studie “Can Animals Predict Earthquakes?”, Heiko Woith, Gesa M. Petersen, Sebastian Hainzl, Torsten Dahm; Bulletin of the Seismological Society of America (2018)

Sinabung: Vulkanasche und Lungenkrankheiten

Seit 4 Jahren ist der Sinabung auf Sumatra nun aktiv. Seine pyroklastischen Ströme und explosiven Eruptionen fördern viel feinkörnige Vulkanasche. Der Wind verfrachtet die Asche über eine relativ große Region und lagert sich auf den Straßen, Hausdächern und Feldern der Umgebung ab. Leichter Wind reicht, um die abgelagerte Asche erneut zu mobilisieren. Besonders während der Trockenzeit ist die Feinstaubkonzentration im Bereich des Vulkans sehr hoch. So sind die Menschen einem beständigen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Vor allem Kinder und alte Leute leiden vermehrt unter Lungenproblemen. Nach der letzten Eruption, wurde ein 1,5 Jahre alter Junge auf die Intensivstation eines Krankenhauses verlegt, nachdem er die Vulkanasche eingeatmet hatte und massive Atemprobleme bekam.

Als Vulkanasche wird Tephra bezeichnet, die eine Korngröße von weniger als 2 mm hat. Die scharfkantigen Partikel bestehen zum großen Teil aus silikatischem Glas. Wenn die Partikel kleiner als 1/16 mm sind, bezeichnet man sie als feine Vulkanasche, oder als Aschenstaub. Gerade dieser gefährdet die Gesundheit. Die feinsten Partikel können in die äußersten Enden der Bronchien gelangen und weiter noch, bis in die Alveolen. Hierhin schaffen es Partikel die kleiner als 0,004 mm sind. In den Aveolen findet der Gasaustausch statt und wenn diese ernsthaft geschädigt werden droht der Erstickungstod. Aber auch, wenn es nicht zum schlimmsten kommt, kann der Aschenstaub in den Lungen Entzündungen hervorrufen und Asthmaanfälle auslösen. Wer über längeren Zeitraum Vulkanasche einatmet kann die gefürchtete Steinstaublunge bekommen. Darüber hinaus kann die Vulkanasche andere schädliche Stoffe wie Schwefel, Fluor, Brom, Kalium, oder Radon enthalten, welche beim einatmen in den Körper gelangen können.

Diese und weitere Stoffe wie Phosphate, finden noch einen anderen Weg in den Körper: über die Nahrung. Die Asche geht auf den Äckern nieder und reichert sich im Boden an. Die Pflanzen nehmen die Schadstoffe auf, sofern sich nicht absterben, wenn sie von Asche bedeckt werden. Zudem können sie ins Trinkwasser gelangen. Eine Studie aus dem Jahr 2017 belegt, dass die Konzentration radioaktiver Isotope zwar erhöht ist, aber unter den Grenzwerten bleibt. Die Studie wurde von indonesischen Wissenschaftlern der Universität Sumatra und den Organisationen PTKMR und BATAN durchgeführt.

Quellen: Jakarta Post, WIKPEDIA, chesci.com

Ätna rutscht Richtung Meer

Der Vulkan Ätna bewegt sich in östlicher Richtung und droht ins Meer zu rutschen. Dies fanden britische Wissenschaftler der Universität Leads heraus. Wirklich neu ist die Erkenntnis nicht, aber die Forscher um Dr. John Murray belegen diese Tatsache erstmalig mit konkreten Zahlen, welche im Rahmen einer 11 jährigen Studie gesammelt wurden. Die Forscher installierten ein dichtes Netz von GPS-Messpunkten um den Vulkan und führten engmaschige Messungen durch. Der gesamte Vulkan bewegt sich demnach mit einer Rate von 14 mm pro Jahr gen Osten. Innerhalb von 100 Jahren legt er so 1,4 m zurück. So besteht die Gefahr, dass sich die Ostflanke irgendwann destabilisiert und abrutscht. Dass ist in der Geschichte des Ätnas bereits mindestens einmal passiert, als das Valle del Bove entstand. Fragmente dieses gewaltigen Hangrutsches liegen heute im Mittelmeer vor der Küste Ostsiziliens. Sollte sich so ein Ereignis heutzutage wiederholen, wäre das eine Naturkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes: die Küste ist dicht besiedelt, ganze Gemeinden würden zerstört werden. Zudem würden Tsunamis drohen, die weite Teile der adriatischen Küste verwüsten würden.

Dr. Murray sagte in einem BBC-Interview, dass der Ätna auf einem sanft geneigten Hang des Grundgebirges hinab gleitet. Das Grundgebirge besteht aus weichen, verformbaren Sedimenten des Quartärs, auf denen der Ätna aufsitzt. Das Grundgebirge reicht bis auf einer Höhe von gut 700 m ü.NN. Erst oberhalb dieser Höhe beginnt der eigentliche Vulkan. Die Forscher meinen, dass sie zum ersten Mal in der Forschungsgeschichte nachgewiesen haben, dass ein gesamter Vulkan auf dem Grundgebirge rutschen kann.

Die Angst vor einem Kollaps, bzw. Abrutschen der Ostflanke des Vulkans ist real. Besonders in Zeiten größerer Flankeneruptionen grassiert die Sorge. So erlebte ich im Jahr 2001, wie die Wissenschaftler besorgte Blicke auf das Valle del Bove warfen, weil sie fürchteten, dass sich die Flanke entlang des Systems aus Eruptionsspalten destabilisieren könne. Bewegungen entlang assoziierter Störungszonen wurden schon damals nachgewiesen.

Eine Konsequenz der Bewegung des Ätna ist, dass man diese Bewegung beim Monitoring des Vulkans berücksichtigen muss. So kann die Bewegung des Vulkans Messergebnisse in Bezug auf Hangneigung und Deformation verfälschen.

Das Team der britischen Forscher arbeitet weiterhin am Ätna. Sie wollen gucken, ob sich die Bewegung des Vulkans beschleunigt. Dies wäre ein Alarmsignal, dass sich Dramatisches anbahnt. Allerdings muss man als Messlatte die Spannbreite geologischer Zeiträume anlegen: 1,4 m in 100 Jahren ist vielleicht nicht so viel, aber in 10.000 Jahren könnte dies dazu führen, dass die ganze Flanke abrutscht. Wer sehr langfristig denkt, sollte sich vielleicht keine Immobilie im Osten Siziliens kaufen.

(Quelle: BBC, Springer)

Ätna: Radon lässt Forscher staunen

Der Ätna ist nicht nur der größte Vulkan Europas, sondern auch einer der aktivsten. Er liegt in einer relativ dicht besiedelten Gegend Siziliens mit zahlreichen Dörfern auf seinen Flanken und in Sichtweite der Metropole Catania. Daher zählt der Ätna -neben dem Vesuv- zu den am dichtesten beobachteten und erforschten Vulkanen der Welt. Die Vulkanologen des INGV setzten hier praktisch jede Messmethode ein, die an einem Vulkan wie dem Ätna Sinn macht. Nun ist eine neue Forschungsarbeit erschienen, die das radioaktive Gas Radon in ihrem Fokus hat. Forscher um Dr. Susanna Falsaperla und Dr. Marco Neri installierten eine Radon-Sonde in nur 1 km Entfernung vom Gipfelkrater des Ätnas, in der Nähe des Torre del Filosofo.

Ursprung des Radon

Radon ist ein Element, dessen Isotope radioaktiv sind. Radon-Isotope entstehen in der Erde als Zerfallsprodukt von Uran und haben eine Halbwertszeit von wenigen Tagen. Als Edelgas diffundiert das Radon durch die Gesteine und entweicht in die Atmosphäre. Dort ist es nur in sehr geringer Konzentration vorhanden. Radon ist das Element, mit der geringsten Konzentration aller Stoffe in der Luft, da nur sehr wenig Radon bis in die Atmosphäre aufsteigen kann. Vermehrt wird Radon freigesetzt, wenn entsprechend viel Uran im Erdboden vorhanden ist. Dies sammelt sich z.B. in Gegenden mit Plutonen, oder aktiven Magmakammern an. Bei Erdbeben und Vulkaneruptionen wird Radon vermehrt freigesetzt. Schon kleine Bodenerschütterungen und Gesteinsfragmentation reichen aus, um eine messbare Erhöhung der Radon-Konzentration zu registrieren. Aus dem Verhältnis bestimmter Radon-Isotope lässt sich auch die Aufstiegszeit des Gases ermitteln. So kann man indirekt auch auf die Tiefe eines Magmenkörpers schließen, oder ermitteln, mit welcher Geschwindigkeit das Magma aufgestiegen ist.

Entdeckungen am Ätna

Die Forscher am Ätna fanden nun heraus, dass am Ätna zwei Prozesse die Radon-Werte in die Höhe schnellen lassen: wenn Gaspulse durch das zentrale Fördersystem des Ätnas jagen, oder wenn es Erdbebenschwärme gibt.

Bei den Gaspulsen trägt meistens Wasserdampf das Radon an die Erdoberfläche. Der Dampf entweicht überwiegend durch die Förderschlote, aber auch durch Fumarole in Kraternähe. Gaspulse sind häufig mit Eruptionen assoziiert. Erhöhter Dampfausstoß kann eine Eruption ankündigen. Allerdings ist der Dampfausstoß am Ätna generell ungewöhnlich hoch, wie man in diesem Bericht nachlesen kann.

Erhöhte Radon-Konzentrationen wurden sogar bei relativ schwachen Erdbebenschwärmen in größeren Entfernungen registriert. Zunächst standen die Forscher vor einem Rätsel, denn normalerweise dürften schwache Erdbeben in 10 km Entfernung nicht zu einem Ansteigen der Radon-Konzentrationen führen. Die Vulkanologen kamen zu dem Schluss, dass selbst die schwachen Erdbeben magmatische Fluide (Wasser, Magma) unter dem Ätna schwappen lassen. Durch die Bewegungen der Fluide wird vermehrt Radon freigesetzt. Mit so einem Forschungsergebnis haben die Forscher nicht gerechnet. Wenn es zu einem Schwappen der Fluide im Untergrund des Ätnas kommen kann, sagt dies auch einiges über die Beschaffenheit unterirdischer Reservoirs aus. Ältere Forschungsergebnisse postulierten unter dem Ätna eine schwammartige Magmakammer: das Magma sollte sich im Porenraum des Gesteins ansammeln. So eine Struktur würde meiner Meinung nach, eher schwappende Bewegungen von Fluiden dämpfen.

Quelle: EOS / INGV: Susanna Falsaperla, Marco Neri, Giuseppe Di Grazia, Horst Langer, Salvatore Spampinato

Yellowstone-Vulkan: doch ein Mantelplume?

Der Yellowstone-Vulkan in den USA hat das Potenzial eine Supervulkan-Eruption zu erzeugen, die das Ende der menschlichen Zivilisation einläuten könnte. Daher wird der gigantische Calderavulkan systematisch überwacht. Bei Geowissenschaftlern ist er ein beliebtes Studienobjekt und die Medien thematisieren und dramatisieren die Geschehnisse dort gerne. So erschien jüngst ein neuer Studienbericht bei Nature Geoscience. Die Autoren der Studie sind Peter Nelson und Stephen Grand von der University of Texas in Austin. Sie gingen der Frage nach, woher das Magma stammt, welches den Yellowstone-Vulkan speist.

Es gibt 3 Theorien, die in der Fachwelt kontrovers diskutiert werden. Die klassische Hypothese ist die Hot Spot Theorie, die einen Mantelplume postuliert. Dieser ortstabile Magmaschlauch soll von der Grenze Erdmantel-Erdkern aus aufsteigen und sich wie ein Schweißbrenner durch die Lithosphäre (Erdkruste) brennen. Solche Mantelplumes sind für viele Intraplattenvulkane typisch. Normalerweise entsteht über Mantelplumes eine ganze Vulkankette, da die Erdkruste über den Mantelplume hinweg wandert. Typische Vertreter dieser Vulkanart sind die Vulkane auf Hawaii, oder auf La Réunion. Die Crux liegt nun darin, dass Hot Spot Vulkane normalerweise basaltisches Magma fördern, und dass die Magma-Art des Yellowstone-Vulkans am anderen Ende des chemischen Spektrums angesiedelt ist.

Daher kam in den letzten Jahren eine andere Theorie auf, welche eher imstande ist, das rhyolithische Magma zu erklären, das bei den großen Eruptionen des Yellowstone-Vulkans gefördert wurde. Demnach soll das Magma von einem Teil des Pazifikbodens stammen, welcher vor der Westküste der USA subduziert wird und in einem extrem flachen Winkel abtaucht. So legt das Stück ozeanische Kruste die Strecke bis unter dem Yellowstone zurück, wo es zum partiellen Schmelzen kommt. Diese Theorie wurde dadurch gestützt, dass man mit Hilfe seismischer Tomographie die vermeintliche ozeanische Kruste im Untergrund ausfindig gemacht hat.

Eine 3. Theorie vereint die beiden vorherigen Konzepte und geht davon aus, dass ein Mantelplume von der subduzierten Kruste im Erdmantel geblockt wird. Es dauert viele Hunderttausend Jahre, bis sich das basaltische Magma durch die subduzierte Kruste brennt und bis so genug Magma in die Magmakammer geströmt ist, dass sich eine Supervulkan-Eruption ereignen kann.

Den Autoren der neuen Studie ist es nun gelungen handfeste Hinweise auf die Existenz eines Mantelplumes zu entdecken. Nelson und Grand werteten Daten von mehr als 500 seismischen Messstationen aus, welche sich über die USA erstrecken. Laufzeitunterschiede der Erdbebenwellen geben Hinweise auf unterschiedliche Materialeigenschaften des Untergrunds. Mithilfe dieser Daten konnte ein Modell des Erdmantels generiert werden, welches von der Grenze des Erdkerns bis zum oberen Erdmantel reicht. Die Forscher entdeckten unter dem Yellowstone eine 350 km mächtige Anomalie von zylindrischer Form, welche sich erstmalig bis zur 2600 km tief gelegenen Grenze zum Erdkern verfolgen ließ. Allerdings verläuft diese Anomali nicht senkrecht, sondern schräg. Wenn diese Anomalie tatsächlich den Mantelplume zeigt, dann findet er seinen Ursprung im Grenzgebiet zwischen Kalifornien und Mexiko. Dort ist das Mantelgestein um bis zu 850 Grad heißer als normal. Der Mantelplume steigt in nordöstlicher Richtung auf. Doch wie kann ein Mantelplume über solche Distanzen schräg verlaufen? Bei einem so großen Temperaturunterschied ist das heiße Mantelgestein des Plumes weniger dicht und müsste wie eine Luftblase in einer Wasserflasche senkrecht aufsteigen. Ist die Konvektion im Erdmantel so stark, dass sie das aufsteigende Material im Mantelplume derart ablenkt? Die neue Studie bringt mehr neue Fragen, als Antworten. Ich denke, die Geheimnisse des Yellowstone-Vulkans sind noch lange nicht entschlüsselt.

Toba-Eruption: Menschen überlebten in Südafrika

Vor gut 74.000 Jahren eruptierte auf der indonesischen Insel Sumatra der Calderavulkan Toba. Die Supervulkan-Eruption war so gewaltig, dass beinahe die gesamte Spezies Homo sapiens ausgelöscht wurde. Wie Genanalysen belegen, passierte das menschliche Genom zu dieser Zeit einen Flaschenhals: alle heute lebenden Menschen stammen von ungefähr 10000 (manche Studien gehen von nur 1000) Individuen ab, die die globalen Folgen der Eruption überlebten. Nun haben Forscher vermutlich das Refugium entdeckt, in dem ein Teil der Menschheit überlebte: es liegt an der Südspitze Südafrikas. Von dort aus machte sich eine 2. Migrationswelle auf den Weg, welche die Menschheit auf den Globus verteilte.

Grabungsstätten in Südafrika: Pinnacle Point caves und Vleesbaai dig

Am Montag veröffentlichten US-Amerikanische Wissenschaftler einen Artikel in Nature, in dem sie ihre neusten Forschungsergebnisse vorstellen. Ein Team aus Archäologen (Prof. Curtis Marean, Arizona State University) und Geologen (Prof. Gene Smith Uni Las Vegas) erforschte dabei zwei Fundstellen an der Küste Südafrikas: die Pinnacle Point caves und die Vleesbaai Grabungsstätte. Dort fand man nicht nur vulkanische Ablagerungen, deren Tephra die fast 9000 km lange Strecke über den Indischen Ozean zurücklegte, sondern auch Siedlungsspuren von Menschen. Die Spuren deuten darauf hin, dass sich die menschliche Aktivität während des Zeitraums der globalen Katastrophe verstärkte. Offenbar waren die Lebensbedingungen an der Küste gut und andere Gruppen migrierten dorthin.

Datierung der Tephra mittels optisch stimulierten Lumineszenz

Dass die Tephra, welche in Südafrika gefunden wurde, tatsächlich vom Toba stammt, wurde mit einer neuen Untersuchungsmethode bewiesen. Mikroskopische Scherben vulkanischen Glases wurden mit Hilfe der optisch stimulierten Lumineszenz genau datiert. Mit diesem Verfahren kann man bestimmen, wann ein Mineral zuletzt dem Sonnenlicht ausgesetzt war.

Die Folge der Toba-Eruption war ein vulkanischer Winter der mindestens mehrere Jahrzehnte anhielt. Manche Forscher gehen sogar davon aus, dass er mehrere Jahrhunderte wirkte und die kälteste Periode der Würm-Eiszeit auslöste. Ganz Südostasien litt unter den direkten Folgen der Eruption, die übrige Welt hatte mit einem starken Rückgang der Wachstumsperioden von Pflanzen und ein Rückgang der tierischen Population zu kämpfen. Während der Steinzeit war der Mensch noch Jäger und Sammler und betrieb keine Landwirtschaft. Man war also auf das angewiesen, was das Land hergab. Die Menschen an der Küste Südafrikas bedienten sich vermutlich den Ressourcen des Ozeans, welcher von den dramatischen Wandlungen weniger stark betroffen war. Zudem könnten warme Meeresströmungen das Klima erträglicher gemacht haben. Der Ozean dient auch heute als Buffer des globalen Klimawandels und verlangsamt umwälzende Prozesse der Atmosphäre.

Überleben der Menschheit nach Supervulkan-Ausbruch

Smith zieht sein persönliches Resümee der Studie in einem Vergleich der damaligen Gesellschaft mit der Heutigen, im Falle einer ähnlichen Katastrophe: demnach war die Steinzeit-Gesellschaft zu Zeiten der Toba-Eruption robust und die Menschheit konnte die Katastrophe überleben. Von der modernen Gesellschaft bezweifelt er, dass die Zivilisation eine Supervulkan-Eruption überstehen würde.

Allerdings gehen die Meinungen über die Auswirkung der Toba-Eruption auseinander und die Forschungsergebnisse werden kontrovers diskutiert. Einige Forschergruppen sehen keinen Hinweis auf einen genetischen Flaschenhals und gehen davon aus, dass der vulkanische Winter weniger schlimm war, wie von anderen Wissenschaftlern angenommen wird. Demnach gibt es weitere archäologische Fundstellen in Afrika, an denen das Leben nach der Katastrophe scheinbar ungestört weiterging. Die Weltbevölkerung des Homo sapiens vor der Katastrophe wird übrigens auf 100.000 geschätzt. Wenn 10.000 Individuen überlebten, starben 90% der Menschheit aus.

Weitere Artikel zum Toba: Magmakammer

Kikai Caldera: submariner Lavadom entdeckt

Die Kikai-Caldera liegt wenige Kilometer vor der Südküste der japanischen Insel Kyushu. Sie hat einen Durchmesser von 19 km und gehört zu der Präfektur Kagoshima. Nördlich der Caldera liegt die Aira-Caldera mit dem bekannten Vulkan Sakurajima. Der Rand der Caldera wird durch 2 Vulkaninsel markiert: Iojima und Takeshima. Soweit die Basisdaten. Neu ist, dass japanische Wissenschaftler am Grund der Unterwasser-Caldera einen massiven Lavadom entdeckten, welcher nach der Bildung der Caldera eruptiert wurde. Die Spitze des Lavadoms liegt in nur 30 m Wassertiefe. Tauchroboter fotografierten die Oberfläche des Lavadoms und entdeckten Risse und Gasaustritte. Die Caldera formte sich vor 7300 Jahren nach einem vermeintlichen Supervulkanausbruch, bei dem 32 Kubikkilometer Tephra gefördert wurde. Diese Menge an Tephra entspricht allerdings einem VEI 6 und nicht einem VEI 8, was einem Supervulkanausbruch entspräche. Die Lava des Doms soll die gleiche chemische Zusammensetzung haben, wie die Lava, aus der die Vulkaninsel Iojima besteht, welche ebenfalls nach der Calderabildung entstand. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die Magmakammer unter der Caldera gefüllt ist und zu einer Eruption bereit sein könnte. Allerdings unterscheidet sich die Lava-Art von jener, welche bei der Supervulkaneruption gefördert wurde. Somit erscheint es mir als relativ unwahrscheinlich, dass sich in der Kikai-Caldera ein ähnliches Ereignis wie vor 7.300 Jahren wiederholen wird. Dennoch wird über eine möglicherweise bevorstehende Supervulkan-Eruption spekuliert. Man geht von einer 1 prozentigen Wahrscheinlichkeit aus, dass sich in den nächsten 100 Jahren eine große Caldera-formende Eruption in Japan ereignen wird. Die japanischen Wissenschaftler haben es sich zum Ziel gesetzt, genügend Daten zu sammeln, um so eine Eruption vorhersagen zu können.

Der gigantische Lavadom in der Kikai-Caldera wurde im Rahmen einer Erkundungsfahrt des Kobe Ocean Bottom Explorationszentrums (KOBEC) entdeckt. Die Forscher statteten das Ausbildungsschiff Fukae Maru mit modernster wissenschaftlicher Ausrüstung aus und unternahmen bereits 3 Forschungsfahrten zur Kikai-Caldera. Es wurde der Meeresgrund vermessen und auch mit einem seismischen Array gearbeitet. Mit Explosionen wurden künstliche Erdbeben ausgelöst, welche mittels seismischer Tomografie eine Untersuchung des Untergrundes ermöglichten. Die Forscher schickten Tauchdrohnen in die Tiefe, wendete elektromagnetische Untersuchungsmethoden an und sammelte Gas- und Gesteinsproben. Man entschied sich für die Kikai-Caldera als Forschungsobjekt, da es die jüngste Caldera dieser Größenordnung in Japan ist. Zudem liegt sie küstennahe und ist einfach zu erreichen.

Die Region, in der sich die Caldera befindet, gehört schon zu den Ryūkyū-Inseln. Dort gibt es zahlreiche Inselvulkane. Die Entstehung dieser Vulkane geht einher mit der Subduktion entlang des Ryūkyū-Grabens. Die subduzierte ozeanische Kruste wird teilweise aufgeschmolzen. Hinter der Subduktionszone steigt saures Magma auf, welches explosiv eruptierende Vulkane schuf und schafft.

Einige Medienberichte postulieren bereits den Weltuntergang und schreiben, dass eine Supervulkan-Eruption 100.000.000 Millionen Menschen gefährden würde. Sollte es tatsächlich zu so einer Eruption kommen, wäre unsere moderne Zivilisation in der Tat gefährdet. Allerdings wird in den Medien einiges durcheinander gewirbelt und der Dom mit der Magmakammer gleichgesetzt. Soweit ich es verstanden habe, ist der Dom derzeit inaktiv und ob sich tatsächlich soviel Schmelze in der Magmakammer befindet, das eine Supervulkaneruption drohen könnte ist hypothetisch. Künftige Forschungsfahrten sollen diese Frage klären.

Die Forschungsergebnisse wurden am 9. Februar in der Online-Ausgabe von Scientific Reports veröffentlicht und sind auch bei der Kobe Universität online.

Ätna: neue Forschungsergebnisse

Über den Ätna auf Sizilien sind in den letzten Tagen gleich 2 neue Artikel über Forschungsergebnisse der Vulkanologen veröffentlicht worden, die ich hier zusammengefasst wiedergeben möchte.

Rasanter Magmenaufstieg am Ätna

Paroxysmus am Ätna

Der erste Artikel ist in Nature Scientific Reports erschienen. In ihm geht es um die Erforschung des Magmenaufstiegs am Ätna, welcher von Wissenschaftlern um Prof. Marco Viccaro der Uni Catania untersucht wurde. Die Geochemiker und Petrologen untersuchten Lavaproben des Vulkans, welche bei den Paroxysmen zwischen 2011 und 2013 gefördert wurden. Die Proben wurden mit Hilfe des Ionenmikroskops (Mikrosonde) untersucht. Besonderes Augenmerk lag dabei auf das Element Lithium, welches sich in zonierten Plagioklaskristallen fand. Lithium reagiert auf sich ändernde Druck/Temperaturbedingungen mit einer extrem schnellen Diffusion und verflüchtigt sich aus der Schmelze, bevor das Mineral zusammen mit der Lava erstarrt. Je schneller sich die Bedingungen ändern, desto schneller verflüchtigt sich das Lithium. Die sehr geringen Konzentration des Lithiums in den Plagioklaskristallen lies nun Rückschlüsse zu, wie schnell sich Druck und Temperatur änderten, bevor das Magma zu fester Lava erstarrte. Die Wissenschaftler kamen zu dem erstaunenden Ergebnis, dass der finale Magmenaufstieg während der paroxysmalen Eruptionen sehr viel schneller von statten geht, als bisher angenommen. Dieser erfolgt innerhalb von 1-2 Minuten, oder sogar in weniger als 1 Minute. Das aufsteigende Magma schießt dabei förmlich durch das Fördersystem und erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 43 m/s. Diese großen Geschwindigkeiten erklären dabei auch die Höhe der Lavafontänen der Paroxysmen.

(Quelle: Prof. Marco Viccaro, „Ultrafast syn-eruptive degassing and ascent trigger high-energy basic eruptions“, scientific Reports 8, Article number: 147 (2018))

Ätna mit heißer Quelle verglichen

Wasserdampfwolke während einer Eruption.

Der 2. Artikel erschien in Earth-Science Reviews und stammt von Carmelo Ferlito, der ebenfalls Vulkanologe der Universität Catania ist. Er vergleicht den Ätna mit einer gigantischen heißen Quelle, da die enormen Dampfemissionen des Vulkans in einem großem Missverhältnis zur geförderten Lavamenge stehen. Normalerweise stammen die Gase, die aus einem Vulkan entweichen vom Magma im Inneren des Vulkans. Neben Wasserdampf werden überwiegend Schwefeldioxid und Kohlendioxid ausgestoßen. Um die Mengen an Dampf zu erklären, die vom Ätna ausgestoßen werden, müsste der Vulkan 10 Mal soviel Magma fördern, wie es derzeit der Fall ist. Daher vermutet Carmelo Ferlito, dass sich im Untergrund des Ätnas ein großes hydrothermales System befindet. Fluide sollen sich in unterirdischen Tasche und Pools ansammeln und entweichen, wenn sie vom Magma im Untergrund erhitzt werden, ähnlich wie es an heißen Quellen der Fall ist. Diese Theorie wird von Forschungsergebnissen anderer Wissenschaftler gestützt, die herausfanden, dass der Erdmantel viel mehr Fluide enthält, als bisher gedacht.

(Quelle: Carmelo Ferlito, „Mount Etna volcano (Italy). Just a giant hot spring!“, Earth-Science Reviews, 2017 )