Neue Erdbeben in isländischen Vulkangebieten
Aus seismischer Sicht begann das neue Jahr auf Island verhältnismäßig ruhig, doch in den letzten 48 Stunden zog die Erdbebentätigkeit wieder leicht an und es wurden 72 schwache Erdbeben registriert. Einige davon manifestierten sich unter den großen Zentralvulkanen. Im Fokus standen dabei die Vulkane Bardarbunga und Askja/Herdubreid, die im Vatnajökull-Gebiet liegen. Dort ereigneten sich 28 Erschütterungen. Zu signifikanten Bodenhebungen kommt es nur im Bereich der Askja-Caldera. An der Messstation OLAC beträgt sie inzwischen 47 cm. Daten zum Erdbebengebiet am Herdubreid stehen online nicht zur Verfügung.
Ein weiterer vulkanischer Bebenspot findet sich unter dem Gletscher Myrdalsjökull. Dort liegt die Katla-Caldera, auf deren Ausbruch ja schon seit Jahren gelauert wird. Dort wurden in den letzten 2 Tagen 11 Beben festgestellt, wobei es mehrere Beben mit Magnituden im Zweierbereich gab. Das Stärkste brachte es auf 2,8. Das Hypozentrum lag in nur 100 m. Vereinzelt gab es in diesem Kartenausschnitt auch Beben im Bereich der Hekla, doch eine nennenswerte Bodendeformation wird nicht gemessen.
Als schwach kann man die Aktivität unter der Reykjanes-Halbinsel bezeichnen. Dort wurden im bekannten Beobachtungszeitraum nur 15 Beben festgestellt. Es sieht so aus, als würde der Magmenaufstieg, der uns in den letzten 3 Jahren in Atem gehalten hat, pausieren oder beendet sein. Wahrscheinlich ist es eher eine Pause, denn viele Forscher prognostizierten eine mehrere Dekaden anhaltende Aktivität, die in Schüben kommt. Auch wenn in den letzten Wochen an den Thorbjörn-Messstationen keine neue Bodendeformation registriert wurde, hält sich das Plateau, das während der letzten Hebungsphase erreicht wurde.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei mir momentan nicht die Island-Alarmglocken läuten. Am spannendsten ist die Situation an der Askja, wo es in den nächsten Monaten am ehesten zu einer Eruption kommen könnte. Aber wir wissen, diese Betrachtungen sind nur Momentaufnahmen und können durch zukünftige Ereignisse schnell überholt sein.
Generell werden die Erdbeben unter Island durch tektonische Prozesse entlang der divergenten Naht zwischen Europa und Nordamerika verursacht, oder stehen im Zusammenhang mit Magmatismus. Dieser wird auch von einem Mantelplume angefeuert.