Erdbeben-News 16.05.22 Island

  • Ein Erdbebenschwarm manifestierte sich nordwestlich von Grindavik
  • Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,7
  • Epizentren liegen bei der Kraterreihe Eldvörp
  • Der Alarmstatus wurde wohl auf „gelb“ erhöht
  • Geophysiker warnt vor unruhigen Zeiten

Reykjanes mit weiteren Erdbeben

Datum: 15.05.22 | Zeit: 17:38:20 UTC | Lokation: 63.85; -22.54 | Tiefe: 5,2 km | Ml 4,7

Die Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel haben weiter zugelegt. Das bezieht sich auf die Anzahl der Beben, aber auch auf die freigesetzte Energie, bzw. die Magnituden. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 514 Erschütterungen. 11 Beben hatten Magnituden ab 3. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 4,7 und befand sich in fast 5 km Tiefe. Auffällig ist, dass die Spannungen in der Erdkruste so groß werden, dass sie zu Beben unter dem Meeresboden führen. Solche weit streuenden Erdbeben haben wir in den Wochen vor der Fagradalsfjall-Eruption ebenfalls gesehen. Die meisten Erdbeben manifestierten sich nordwestlich von Grindavik, unter der Eldvörp Kraterreihe, die sich im Bereich des Geothermalkraftwerks Svartsengi und der Blauen Lagune befindet. Dort zeichnet sich auch eine Bodenhebung infolge von Inflation ab. Der Zivilschutz gab eine Warnung vor weiteren Erdbeben und einem möglichen Vulkanausbruch heraus. Der Alarmstatus wurden auf „gelb“ erhöht.

Geophysiker prognostiziert unruhige Zeiten für Reykjanes

Geophysiker Pál Einarsson sagte in einem Interview, dass diese seismische Aktivität erst der Anfang sei. Er rechnet mit weitaus stärkeren Erdbeben, besonders im Gebiet des Brennisteinsfjöll-Vulkans und Risssystems. Er verweist dabei auf Erdbeben des 20. Jahrhunderts, die in der Region Magnituden um 6 hatten. Sie ereigneten sich 1929 und 1968. Damals waren die Ortschaften auf Island noch klein und es entstanden nur mäßige Schäden. Was ein Erdbeben M 6,0 nahe Reykjavik anrichten könnte ist unklar. Man müsste schon mit Schäden an der Infrastruktur rechnen und ich kann mir gut vorstellen, dass vor allem Rohrleitungen der Geothermalen Energieversorgung in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.

Pál sagte weiterhin, dass die unruhigen Zeiten auf Reykjanes bereits 2019 begannen und das viele der aufgestellten Szenarien eintrafen. Dazu zählt die Fagradalsfjall-Eruption. Die Wissenschaftler prognostizierten nicht nur stärkere Erdbeben, sondern auch weitere Eruptionen. Historische Betrachtungen zeigten, dass sich Erdbeben und Vulkanausbrüche auf Reykjanes phasenweise konzentrierten. Die unruhige Phase könnte mehrere Jahrzehnte anhalten. Einige Prognosen gehen von 40-50 Jahren aus. Auf Reykjanes liegt nicht nur die Inselhauptstadt, sondern auch der Internationale Flughafen von Keflavik und eines der wichtigsten Geothermalkraftwerke. Bleibt zu hoffen, dass die Infrastruktur die unruhigen Zeiten übersteht.