Island: Sorge vor starkem Erdbeben bei Brennisteinsfjöll

Bodenhebung und Erdbebenaktivität auf Reykjanes stabil

Gestern wurden im Svartsengi-Gebiet 40 schwache Erdbeben detektiert. In den ersten Stunden des heutigen Tages waren es 15. Die Bodenhebung hält unvermindert an und hat selbst an den Stationen, wo es während der Eruption am 14. Januar zu einer größeren Bodenabsenkung kam, das damalige Hebungsniveau überschritten.

Heute Morgen traf sich auch wieder der Wissenschaftsrat von IMO zu einer Sitzung und man diskutierte die aktuelle Situation. Gegenüber der Zeitung MBL sagte der Wissenschaftler Einar Bessi Gestsson, dass der Landanstieg und die Ansammlung von Magma unter Svartsengi weitergehen. Im Untergrund hat sich jetzt wieder ungefähr die Magmenmenge akkumuliert, wie vor dem letzten Ausbruch, obwohl es in den Modellrechnungen einige Unsicherheiten gäbe, ob die gleiche Magmenmenge bereits jetzt wieder vorhanden ist, oder ob sich dieser Status erst in den nächsten Tagen einstellen wird. Tatsächlich steigt das Magma schneller auf als es noch Anfang des Jahres der Fall war. Die Hebungsrate liegt bei ca. 8 mm am Tag.

Der IMO-Forscher rechnet damit, dass sich bald wieder eine neue Aktivitätsepisode ereignen wird. Wie genau diese aussehen wird, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Es kann sich wieder ein Dyke bilden, einhergehend mit Bodendeformationen, Rissbildungen und Erdbeben, denen eine Eruption folgt. Allerdings muss es nicht zwingend zu einem Vulkanausbruch kommen, wie wir am 10. November erfahren haben.

Forscher fürchten starkes Erdbeben bei Brennisteinsfjöll

Unterdessen fürchten Wissenschaftler auch, dass es im Gebiet um den Vulkan Brennisteinsfjöll zu einem starken Erdbeben kommen könnte. Im dem zugehörigen Spaltensystem können Erdbeben mit Magnituden im 6er-Bereich auftreten. Ein solches Beben in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Reykjavik hätte möglicherweise starke Auswirkungen auf die Infrastruktur.

Starke Erdbeben kommen im Brennisteinsfjöll-Gebiet etwa alle 50 Jahre vor und statistisch gesehen wäre es jetzt wieder soweit. Hinzu kommen die Erdbeben von Wochenende, die man als Vorbeben interpretieren könnte. Kristín Jónsdóttir, Leiterin der Abteilung für Naturgefahren beim IMO, sagte, dass es in der Region häufig zu sogenannten Bypass-Erdbeben kommt, die im Zusammenhang mit dem Auseinanderdriften der beiden Kontinentalplatten von Europa und Nordamerika in Verbindung stehen. Die Erdbeben manifestieren sich entlang der 17 Kilometer langen Hvalhnúks-Verwerfung, an der sich bereits wieder große Spannungen aufgebaut haben. Die Aktivität der Verwerfung tritt unabhängig von den anderen Geschehnissen auf der Reykjaneshalbinsel auf. Unruhige Zeiten für Island und seine Bewohner, von denen natürlich auch Touristen betroffen sein könnten.

Wenn man in absehbarer Zeit Island bereisen möchte, sollte man vielleicht über ein paar Vorsichtsmaßnahmen nachdenken. Dazu zählt auch, dass man ein Auge auf die Erdbebensicherheit der Gebäude hat, in denen man sich aufhalten will. Alte mehrstöckige Hotels würde ich im Hauptstadtgebiet aktuell meiden. Wenn man im Zelt oder Camper übernachtet, ist es auch ratsam, sich seinen Schlafplatz nicht in der Nähe von steilen Berghängen und Klippen zu suchen. Außerdem ist es sinnvoll, sich über Fluchtrouten zu informieren und auf evtl. Warnungen zu hören, die über Cellbroadcast automatisch auf jedem Mobiltelefon in den gefährdeten Regionen ausgegeben werden.