Merapi: 5 pyroklastische Ströme innerhalb von 2 Tagen

Fünf pyroklastische Ströme am Gunung Merapi – Analyse der jüngsten Gefährdungslage

Der Gunung Merapi liegt im Zentrum der indonesischen Insel Java und zeigt erneut eine deutliche Zunahme vulkanischer Aktivität. Am 9. und 10. November wurden insgesamt fünf pyroklastische Ströme registriert. Vier dieser gefährlichen Glutwolken ereigneten sich am 9. November und erzeugten seismische Erschütterungen mit Dauern zwischen 104 und 189 Sekunden sowie Maximalamplituden von bis zu 54 Millimetern. Der am 10. November beobachtete Strom hielt 114 Sekunden an. In den gut drei Minuten eines solchen Ereignisses kann ein pyroklastischer Dichtestrom eine Strecke von rund 2500 Metern zurücklegen.




Die Dichteströme entstanden durch Kollapsereignisse am südwestlichen Lavadom. Dort wurden auch zahlreiche – teils glühende – Schuttlawinen beobachtet: Am Sonntag registrierte das Überwachungszentrum 75 Abgänge, am Montag 112. Die geringere Zahl der Schuttlawinen am Sonntag dürfte auf die höhere Aktivität der pyroklastischen Dichteströme zurückzuführen sein. Beide Phänomene entstehen durch Kollapsvorgänge am Dom, wobei pyroklastische Ströme dann auftreten, wenn größere Lavapakete abbrechen, fragmentieren und teils explodieren und in rascher Bewegung hangabwärts gleiten.

Neben diesen Ereignissen wurden auch zahlreiche Hybriderdbeben festgestellt. Ihre Anzahl bleibt hoch, zeigt jedoch in den letzten Tagen eine leicht rückläufige Tendenz: Am Sonntag wurden 60, am Montag 47 Hybriderdbeben aufgezeichnet. Die Abnahme der seismischen Aktivität bei gleichzeitig vermehrten pyroklastischen Abgängen lässt vermuten, dass Magma derzeit leichter aufsteigen und der Dom rascher wachsen kann. Offenbar sind zuvor blockierte Aufstiegswege nun durchlässiger, was den Druck im Fördersystem verringert. Es ist daher durchaus möglich, dass in den kommenden Tagen größere pyroklastische Ströme auftreten.

Der Alarmstatus bleibt weiterhin auf Stufe III („Orange“). Um den Krater gilt eine asymmetrische Sperrzone mit einem Radius von 5 bis 7 Kilometern. Besonders im süd- bis südwestlichen Sektor des Merapi ist erhöhte Vorsicht geboten. Historisch verlaufen pyroklastische Ströme und Lahare bevorzugt entlang der Flüsse Krasak, Bebeng und Boyong – klassische Abflussrouten für vulkanisches Material.

Der Vulkan erhebt sich rund 30 Kilometer nördlich der Stadt Yogyakarta und gilt aufgrund seiner Nähe zu dicht besiedelten Gebieten sowie seiner kurzen Ruheintervalle als einer der gefährlichsten Vulkane Indonesiens.