Shiveluch mit hoch aufsteigender Aschewolke am 01.09.24

Shiveluch-Eruption vom 18. August. © V. Frolov. IVS FEB RAS

Vulkan Shiveluch eruptierte Aschewolken – Vulkanasche in 11.300 m Höhe detektiert

Im fernen Osten Russlands eruptierte der Vulkan Shiveluch und ließ zwei Aschewolken aufsteigen, die Vulkanasche bis in eine Höhe von 11.300 m über dem Meeresspiegel beförderten. Laut dem VAAC Tokio ereigneten sich die Eruptionen um 11:55 und 15:00 UTC. Auf Satellitenbildern waren die Aschewolken deutlich zu erkennen: Sie drifteten mit dem Wind in Richtung Norden und Osten und verteilten die Vulkanasche über ein großes Gebiet. Die Eruptionswolken bewegten sich dabei in Höhen, die der Reisehöhe von Flugzeugen entsprechen. Entsprechen hoch war das Gefährdungspotenzial für den Flugverkehr. Dieses Jahr gab es bereits 81-VONA-Warnungen mit Bezug zum Shiveluch. Ob pyroklastische Ströme entstanden ist nicht bekannt, aber es wäre typisch für den Shiveluch.

Die zuständige Forschungsgruppe KVERT hat bisher noch kein Statement zu den Vorgängen veröffentlicht und weist in ihrem täglichen Bulletin nur auf die allgemeine Aktivität des Shiveluch hin. Dort heißt es, dass sich das Wachstum des Lavadoms des jungen Shiveluch-Vulkans sowie des „300 Jahre alten RAS“-Lavadoms am südwestlichen Hang des alten Vulkans fortsetzt. Die Entwicklung der Dome wird von intensiver Gas- und Dampfaktivität begleitet. Satellitendaten zeigten thermische Anomalien über beiden Lavadomen. Tatsächlich registrierte MIROVA in den letzten Tagen nur schwache Anomalien, was jedoch auch der Bewölkung zum Zeitpunkt des Satellitenüberflugs geschuldet sein könnte.

Der Shiveluch ist einer der aktivsten Vulkane auf der Halbinsel Kamtschatka. Er gehört zu den sogenannten Schichtvulkanen, die durch wiederholte Ausbrüche von Lava, Asche und pyroklastischem Material entstanden sind. Mit einer Höhe von etwa 3.283 Metern erhebt sich der Shiveluch über die umliegende Landschaft und dominiert die Region durch seine beeindruckende Präsenz.

Nicht weit vom Shiveluch entfernt liegt die zentrale Vulkangruppe Kamtschatkas, die derzeit jedoch relativ ruhig ist. Noch weiter entfernt befindet sich der Karymsky, der zuletzt vor zwei Tagen eine Eruptionsserie erzeugte. Seitdem ist er jedoch ruhig geblieben.

Kanarische Inseln: Erdbeben bei El Hierro

Ein Erdbeben der Magnitude 2,5 wurde vor El Hierro detektiert – Zusammenhang mit magmatischer Aktivität möglich

Datum 31.08.24 | Zeit: 22:49:26 UTC | 27.707 ; -18.183 | Tiefe: 36 km | Mb 2,5

Unmittelbar vor der Südwestspitze der Kanareninsel El Hierro (18 km west-südwestlich von Frontera) ereignete sich gestern Abend um 22:49:26 UTC ein Erdbeben der Magnitude 2,5. Obwohl es relativ schwach war und von den Bewohnern der Insel nicht gespürt werden konnte ist es interessant, weil sei Hypozentrum in 36 Kilometern Tiefe festgestellt worden ist. Somit könnte das Beben Ausdruck der Fluiddynamik in der Asthenosphäre gewesen sein, was nichts anderes bedeutet, das Magmenaufstieg das Beben ausgelöst haben konnte. Schaut man sich die Shakemap des IGN in der Monatsübersicht an, dann erkennt man, dass es in diesem Zeitraum mehrere vergleichbare Beben vor El Hierro gab. Aktuell besteht kein Grund zur Sorge dass es kurzfristig zu einer erneuten Eruption vor- oder auf El Hierro kommt, mittelfristig bis langfristig betrachtet, könnte sich aber wieder ein Vulkanausbruch zusammenbrauchen. Den letzten sahen wir im Jahr 2010, als sich vor der Südküste der Insel eine submarine Eruption ereignete.

In der vergangenen gab es im Bereich der Kanaren 39 Erschütterungen, wobei der gerade veröffentlichte Bericht des IGN/IVC  (Beobachtungszeitraum 23. August 2024 um 00:00 Uhr bis Freitag, 30. August 2024) das oben beschriebene Erdbeben nicht mehr berücksichtigte. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,4 ereignete sich am Mittwoch, dem 28. August 2024, auf La Palma. Insgesamt wurde im Archipel in der vergangenen Woche seismische Energie in Höhe von 0,06 Gigajoule freigesetzt.

Die meisten Erdbeben traten auf Teneriffa, Gran Canaria, El Hierro und La Palma auf. Auf La Palma bleibt die Seismizität weiterhin gering und liegt deutlich unter dem Niveau, das während des Ausbruchs im Jahr 2021 beobachtet wurde. Die Kanarischen Inseln zeichnen sich durch eine moderate tektonische Aktivität aus, weshalb auch einige Erdbeben entlang aktiver seismischer Verwerfungen, etwa zwischen Teneriffa und Gran Canaria, verzeichnet wurden.

Bezüglich der Bodenverformungen wurden in der vergangenen Woche auf keiner der Inseln signifikante Veränderungen festgestellt. Hinsichtlich der Gasausstoßungen, abgesehen von den Gebieten La Bombilla und Puerto Naos, werden weiterhin anomale Kohlendioxidemissionen beobachtet. Das kanarische Geochemienetz zeigt, dass die höchsten diffusen Emissionen vulkanischer Gase auf Teneriffa registriert wurden, wo seit 2016 ein Druckaufbau im vulkanisch-hydrothermalen System beobachtet wird. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass dieser Prozess kurzfristig und mittelfristig in Vulkansystemen normal ist.

Aktuell stehen die Vulkan-Ampeln auf Teneriffa, El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria auf GRÜN, sodass Bewohner und Besucher ihre Aktivitäten uneingeschränkt fortsetzen können. Auf La Palma hingegen sind die geophysikalischen und geochemischen Parameter mehr als zwei Jahre nach dem Ende des Vulkanausbruchs noch immer nicht vollständig stabilisiert, weshalb dort die Vulkan-Ampel auf GELB steht. Dies bedeutet, dass Bewohner und Besucher weiterhin die Mitteilungen der Katastrophenschutzbehörden aufmerksam verfolgen sollten.

Island: Sicht auf Sundhnúkur

Wolken geben Sicht auf Eruption im Norden von Sundhnúkur frei – Lavafontäne stabilisierte sich

Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter, und die anhaltende Aktivität konnte visuell bestätigt werden. Nachdem das Geschehen gestern den größten Teil des Tages in Nebel gehüllt blieb, konnte man am Abend und heute Morgen kurze wolkenfreie Zeitfenster mit Sicht auf die Eruption erhaschen. Im Vergleich zu Freitag hat die Kraft der Eruption abgenommen, doch die Aktivität scheint sich gestern stabilisiert zu haben, und man sieht eine konstante Lavafontäne, die schätzungsweise 20 bis 30 Meter über den Rand des neuen Schlackenkegels aufsteigt. Aus einem zweiten Schlot ist Spattering zu sehen, und natürlich ist ein Lavastrom aktiv, der dort aus dem Krater fließt, wo sein Rand am niedrigsten ist.

Aufgrund des schlechten Wetters wurden kaum Erdbeben registriert. Wind und Regen stören die Sensoren, sodass die schwachen Erdbeben nicht vom Hintergrundrauschen unterschieden werden können. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass die Seismizität deutlich zurückgegangen ist. Was Sache ist, werden wir erfahren, wenn das Wetter besser geworden ist, doch das könnte dauern, denn für die südwestliche Hälfte der Insel bestehen Unwetterwarnungen.

Gewarnt wird auch vor VOG. Der vulkanisch bedingte Smog enthält in erster Linie viel Schwefeldioxid, aber auch Feinstaub aus den Vegetationsbränden am Rand des Lavastroms, die jetzt durch starke Niederschläge eigentlich gelöscht werden müssten. Der meteorologische Nebel vermischt sich aber mit dem Schwefeldioxid und bildet saure Tröpfchen, die nicht nur schlecht für die Vegetation sind, sondern auch für die Atemorgane von Mensch und Tier. Der Südwind trägt den VOG genau nach Vogar, das nur wenige Kilometer nördlich der Eruptionsstelle liegt, und sorgt dort für Probleme.

Die GPS-Messwerte bestätigen den Trend, dass die Subsidenz bei Svartsengi gestoppt hat und es einen leichten Aufwärtstrend gibt. Es wird also wieder Bodenhebung registriert, was bedeutet, dass mehr Magma aus der Tiefe in das Reservoir unter Svartsengi aufsteigt, als von dort zur Eruption abgeht. Da sich das Reservoir in der Anfangsphase der Eruption so stark entleert hat, dass mehr Magma abgeflossen ist, als seit Ende der letzten Eruption im Mai gespeichert wurde, ist der Druck im Speichersystem vergleichsweise gering, sodass das aus der Tiefe aufsteigende Magma schneller aufsteigen kann als in den letzten Monaten. Das gibt Raum für Spekulationen über die nächste Eruption, obwohl die aktuelle noch nicht beendet ist.

Die Frage ist, ob sich eine der zukünftigen Eruptionen weiter in Richtung Norden verlagern wird oder doch nach Süden Richtung Grindavik. Oder springt die Tätigkeit sogar auf ein anderes Spaltensystem über? Bevor Letzteres eintritt, würde ich vermuten, dass es wieder eine längere Eruptionspause gibt, so wie beim Wechsel des Eruptionszentrums vom Fagradalsfjall nach Sundhúnkur. Durchaus möglich halte ich eine weitere Nordwärtsmigration der Schmelze, und somit könnte eines der nächsten Eruptionszentren dem Siedlungsbereich an der Nordküste unangenehm nahekommen. Einstweilen ist man vor Ort aber noch damit beschäftigt, die Befestigungsanlagen bei Grindavik zu verstärken. Man hat auch damit begonnen, die Risse in den Straßen zu verfüllen, die am 10. November durch das Rifting entstanden sind.

Zusammenfassung: 

  • Die Aktivität im Norden von Sundhnúkur geht weiter
  • Lavafontäne ist gut 20 m hoch
  • Starke Luftverschmutzung durch VOG bei Vogar
  • Subsidenz ist gestoppt und es gibt neue Bodenhebung
  • Magmenreservoir lädt auf, weitere Eruption wahrscheinlich

Kilauea: Erdbebenschwarm am 31.August 2024

Erneut erschüttert ein Schwarmbeben den Kilauea auf Hawaii

Am Kīlauea auf Big Island, Hawaii, bebte gestern die Erde wieder besonders häufig, wobei mehr als 200 Erschütterungen detektiert wurden. Die meisten dieser Beben traten entlang des oberen Ostrifts auf. Es gab jedoch auch vermehrt Erdbeben unter der Küstenebene bei Pāhala.

Wie das HVO berichtete, hat sich die Aktivität heute verringert: Es wurden 31 Erschütterungen unter Kaluapele registriert, der hawaiianische Name der Kīlauea-Gipfelcaldera. Die Erdbeben traten in Tiefen von 1 bis 3 km auf, wobei die meisten eine Magnitude von weniger als M2,0 hatten. Die Deformationsraten am Gipfel blieben relativ gering, wobei die Neigungsmesser Schwankungen im Laufe des letzten Tages aufzeichneten. Die GPS-Instrumente in der Gipfelregion zeigen weiterhin einen allmählichen Inflationstrend. Am 20. August 2024 wurde eine SO₂-Emissionsrate von etwa 75 Tonnen pro Tag gemessen.

In der Riftzone wurden etwa 55 Erdbeben in der oberen East Rift Zone registriert, die sich vom Puhimau-Krater bis südöstlich nach Maunaulu erstreckt, was einen Rückgang gegenüber dem Vortag darstellt. Die meisten Erdbeben lagen unter einer Magnitude von M2,0 und ereigneten sich in Tiefen von 1 bis 3 km (0,6 bis 1,8 Meilen). Die Bodenverformung in der Region blieb in den letzten 24 Stunden stabil.

Die Aktivität in der Middle East Rift Zone ist weiterhin gering. Es wurden keine signifikanten Änderungen an den Neigungsmessern des POC festgestellt. GPS-Messungen zeigen im letzten Monat eine anhaltende, wenn auch geringe Inflation in der Region.

Die kontinuierlichen Gasüberwachungsstationen in Windrichtung von Puʻuʻōʻō in der mittleren östlichen Riftzone – dem Ort der Eruptionsaktivität von 1983 bis 2018 – zeigen weiterhin Schwefeldioxidwerte unter den Nachweisgrenzen, was auf vernachlässigbare Emissionen in diesem Gebiet hinweist.

Derzeit gibt es keine Anzeichen für erhöhte seismische Aktivität oder Bodenverformungen in der unteren östlichen Riftzone, abgesehen von den tief sitzenden Erdbeben bei Pāhala, die auf den Magmenaufstieg aus der Asthenosphäre hindeuten.

Zusammenfassung: Der Kilauea eruptiert nicht, aber die seismische Tätigkeit ist insbesondere entlang der oberen Ostriftzone erhöht, wo sich der Boden langsam anhebt. Mittelfristig betrachtet muss man mit einer weitern Gangbildung oder sogar mit einer Eruption rechnen.

Island: Eruption geht auf verringerten Niveau weiter

Vulkanausbruch auf Island hält abgeschwächt an – Tremorpulse und Bodenhebung detektiert

Auf Island hält der Vulkanausbruch im Norden der Sundhnukur-Kraterreihe an, scheint sich aber abgeschwächt zu haben. Genaue Angaben sind nicht möglich, da sich der Vulkan seit gestern Mittag in Wolken hüllt. Gestern Morgen war aber bereits zu sehen gewesen, dass sich die Lavafontäne auf einen Schlot beschränkte. Heute Nacht sah man durch die Wolken hindurch einen rötlichen Lichtschein, so dass man davon ausgehen kann, dass die Eruption anhält.

Anhand der öffentlich zugänglichen Tremorgrafiken lässt sich das Geschehen nur bedingt verfolgen, da der Tremor nach der Initialphase bereits stark abgefallen und nur noch leicht erhöht war. Allerdings kann man an einigen Messstationen ein ungewöhnliches Muster ablesen, das den Pulsen ähnelt, die vom Fagradalsfjall im Sommer 2021 erzeugt worden waren, als es zu den sich schubweise verstärkenden Eruptionen kam. Am stärksten ist dieses Signal an der Messstation Grindavik, die vergleichsweise weit vom Eruptionsgeschehen entfernt steht. Von daher ist es wahrscheinlich, dass diese Signale Man-made sind. Dennoch ist es möglich, dass das Magma wieder in Schüben aufsteigt, und da die Quelle unter der Blauen Lagune vermutet wird, könnten sich solche Schübe aufsteigenden Magmas in der Messstation Grindavik widerspiegeln. In abgeschwächter Form sind die Pulse im Diagramm auch an anderen Messstationen der Gegend zu identifizieren. Augenzeugen berichteten in den letzten Tagen bereits, dass die Stärke der Lavafontänen fluktuiert und zeitweise auch zwei Fontänen beobachtet wurden. Vielleicht sehen wir demnächst wieder spektakuläre Lavafontänen wie während der ersten Fagradalsfjall-Eruption. Aber das ist rein spekulativ.

Update: Stephan und Mike aus unserer FB Gruppe haben das beschriebene Phänomen schon seit längerem an dieser Messstation beobachtet und sind zu dem Schluss gekommen, dass es ein Messtechnisches Phänomen sein muss und mit der Bedienung des Seismografen zusammenhängen könnte.

Derweilen deutet sich auf den Diagrammen der GPS-Messungen an, dass es eine Trendumkehr geben könnte: Die Subsidenz des Bodens scheint gestoppt zu sein und es wird wieder Bodenhebung angezeigt. Sollte sich in den nächsten Tagen dieser Trend bestätigen, dann wird an der Eruptionsstelle weniger Lava ausgestoßen, als aus der Tiefe aufsteigt. Das spricht dann für ein Nachlassen der Ausbruchsstärke. Denkbar wäre natürlich auch, dass aus dem tief gelegenen Magmenreservoir mehr Schmelze aufsteigt, als es zuvor der Fall war, doch das halte ich für unwahrscheinlich. Seit Monaten ist der Zustrom vom tiefen Magmenkörper in das flache Reservoir unter Svartsengi relativ konstant geblieben. Die neu einsetzende Bodenhebung zeigt, dass mit einem Ende der eruptiven Phase nicht so schnell zu rechnen ist und wir auf weitere Ausbrüche gespannt sein dürfen.

Zusammenfassung:

  • Der Ausbruch geht abgeschwächt weiter
  • Es gibt Tremorpulse die auf Magmaschübe hindeuten könnten
  • Trendwende in der Bodendeformation: aus Deflation wird Inflation

Campi Flegrei wurde von Erdbeben ML 3,7 erschüttert

Erneutes spürbares Erdbeben im Calderavulkan Campi Flegrei – Magnitude 3,7 in 2,4 km Tiefe

Datum 30.08.24 | Zeit: 19:23:15 UTC | 40.831 ; 14.148 | Tiefe: 40 km | ML 3,7

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei wurde gestern Abend um 19:23:15 UTC (21:23:15 Uhr Lokalzeit) von einem Erdbeben der Lokalmagnitude M 3,7 erschüttert. Das Beben kann man als schwach bis mittelstark einstufen. Da Erdbeben mit Magnituden ab 3 (und teilweise auch darunter) von den Anwohnern der Caldera deutlich wahrgenommen werden können, werden solche Beben oft als stark bezeichnet. Im Vergleich zu den unzähligen schwachen und nicht wahrnehmbaren Erschütterungen, die sich seit Beginn der bradyseismischen Phase im Jahr 2005 ereignet haben, mag ein solches Beben auch relativ stark erscheinen. Größere Schäden verursachen Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich allerdings nicht, obgleich es in vorbelasteten Gebäuden zu Rissbildungen kommen kann.

Praktisch jedes Haus in der Gegend kann als vorbelastet betrachtet werden, wobei das größte Problem nicht die Erdbeben selbst darstellen, sondern das langjährige Auf und Ab des Bodens. Die Erdbeben sind in erster Linie Ausdruck der Bodendeformationen, die durch magmatische Fluide verursacht werden, die sich zyklisch im Untergrund über Jahre ansammeln und wieder abfließen. Als Motor dieser Fluiddynamik wird ein Magmenkörper in größerer Tiefe von mehr als 8 Kilometern vermutet. Neuere wissenschaftliche Studien kamen zu dem Schluss, dass sich auch in 4-5 Kilometern Tiefe Magma angesammelt haben könnte. Die Schmelze, die der Vulkan früher förderte, war sehr zähflüssig und neigte dazu, starke Explosionen zu erzeugen. Ansonsten kennen wir das Prinzip der mehrstöckigen Magmenreservoire von der isländischen Reykjanes-Halbinsel, wo ein gewaltiger Magmenkörper in mehr als 8 Kilometern Tiefe ein kleineres Reservoir mit Magma versorgt, von dem aktuell die Eruption der Sundhnúkur-Spalte ausgeht.

Das Erdbeben in Italien manifestierte sich wenige Hundert Meter nordwestlich des Solfatara-Kraters unter dem Ortsteil Pisciarelli, der wegen seiner Hochdruckfumarole mit einem Fangobecken berüchtigt ist. Das Thermalgebiet liegt am Fuß der Solfatara und liefert Grund zur Besorgnis: hier könnte es ohne weitere Vorwarnungen zu phreatischen Eruptionen kommen. Zugleich stellt das Gebiet ein Fenster ins Erdinnere dar, da die Fumarole heiße Gase und Tiefenwässer fördert, deren Analysen den Forschern Rückschlüsse auf die Prozesse im Erdinneren liefern.

Drittes spürbares Erdbeben in diesem Bereich der Caldera Campi Flegrei in 3 Monaten

Im Juni und Juli gab es in demselben Gebiet, in dem das Erdbeben gestern stattfand, zwei weitere Erdbeben der Magnituden 3,7 und 3,6. Auch die Erdbebenherde lagen in vergleichbaren Tiefen, was darauf hindeutet, dass sich die Erschütterungen im Grenzgebiet zwischen dem Hydrothermalsystem und der Deckschicht abspielten, die das Magma in 4-5 Kilometern Tiefe am weiteren Aufstieg hindert. Ich vermute, dass in diesem Areal einer der Hauptaufstiegswege des Gases verläuft, das an der Fumarole austritt.

Das Erdbeben in Italien war nicht das Einzige, sondern seit gestern wurden insgesamt 21 Beben festgestellt. Ob damit die Reduzierung der Geschwindigkeit der Bodenhebung, die in den letzten 2 Wochen gemessen wurde, wieder hinfällig ist, wird sich bei neuen Messungen in den nächsten Tagen zeigen.

Stromboli mit Dichtestrom am 30.08.24

Am Stromboli erzeugte ein Kollaps einen Dichtestrom – Lavaüberlauf bleibt aktiv

Der Vulkan Stromboli auf den Liparischen Inseln kommt nicht zur Ruhe und erzeugte heute einen pyroklastischen Dichtestrom. Dieser wurde auf den Livecams um 13:26 UTC sichtbar. Zu sehen ist, wie eine Aschewolke von der Sciara del Fuoco aufsteigt und bis zum Meer hinabreicht. Sehr wahrscheinlich kam es zu einem kleineren Kollapsereignis infolge der noch anhaltenden Lavastromaktivität. Manchmal reicht auch schon eine besonders große Schuttlawine aus, damit solche Dichteströme entstehen. Wohlbemerkt handelte es sich um einen Dichtestrom, aber nicht unbedingt um einen heißen pyroklastischen Strom, der auf einem Gaskissen gleitet.

Die Vulkanologen vom INGV veröffentlichten ein kurzes Statement, in dem sie erklärten, dass sich die Aktivität heute Vormittag zunächst abschwächte, bevor sie später wieder intensiver wurde. Wahrscheinlich kam es während dieser Reaktivierungsphase zu dem Dichtestrom.

Nicht nur der Lavastrom bleibt aktiv, sondern auch das Lavaspattering. Da es sich um einen Überlauf aus dem nordöstlichen Kratersektor handelt, wird das Spattering die Quelle des Lavastroms sein.

Wie das LGS berichtet, wurde eine Subsidenz der Vulkanflanke von 0,4 µrad detektiert. Die Flanke senkte sich ab, weil der Lavastrom den Magmenkörper unter dem Vulkan entleert. Außerdem wird ein sehr hoher Tremor registriert. MIROVA meldet eine sehr hohe thermische Anomalie mit einer Leistung von mehr als 1000 MW. Es würde mich nicht wundern, wenn der Lavastrom bald die Küste erreicht.

Wie es weitergeht, ist ungewiss. Lavaüberläufe sind meistens kurzlebige Phasen, die selten länger als zwei Tage anhalten. Im Gegensatz dazu können Lavaströme, die aus Öffnungen in der Vulkanflanke fließen, tagelang, manchmal sogar mehrere Wochen, aktiv bleiben.

Stromboli ist ein Inselvulkan nördlich von Sizilien und einer der aktivsten Vulkane Europas. Betrachtet man nur die Anzahl der Eruptionen, ist er sogar der aktivste Vulkan unseres Kontinents.

Karymsky mit Eruptionsserie am 30. August

Vulkan Karymsky explodiert 6 Mal und lässt Asche bis auf 10 Kilometern Höhe steigen

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka, über die ich heute bereits in Bezug auf Erdbeben und Vulkane geschrieben habe, kam es nun zu einer Eruption des Vulkans Karymsky. Wie KVERT berichtet, beobachtete eine Gruppe von Vulkanologen, die in der Uzon-Caldera unterwegs war, wie der Karymsky sechs Explosionen erzeugte. Vulkanasche soll demnach bis auf 10 Kilometer Höhe aufgestiegen sein.

Das VAAC Tokio brachte drei VONA-Warnungen für den Flugverkehr heraus und stellte fest, dass die Aschewolken zunächst in Richtung Nordwesten drifteten. Später wechselte die Windrichtung in die entgegengesetzte Richtung. Piloten meldeten Vulkanasche in 6–7 Kilometer Höhe, was nicht unbedingt einen Widerspruch darstellt: Offenbar war die Initialeruption die stärkste, und nachfolgende Explosionen förderten die Asche weniger hoch.

Interessant ist, dass es sich hierbei um eine echte Eruption handelte und nicht nur um sekundäre Aschewolken, die vom Wind aufgewirbelt wurden, wie es gestern am Shiveluch der Fall war. Es besteht also die Möglichkeit, dass dieser Ausbruch eine Reaktion des Vulkans auf das Erdbeben mit einer Magnitude von 6,0 darstellt, das sich in den frühen Morgenstunden bei Petropavlovsk ereignet hatte. Wissenschaftlich beweisen lässt sich diese Hypothese allerdings nicht. Ein direkter Nachweis solcher Ereignisse, bei denen Erdbeben Vulkanausbrüche triggern, ist selten und gelingt nur mit großem Forschungsaufwand.

Der Karymsky liegt im östlichen Teil der Kamtschatka-Halbinsel in einer unbewohnten Gegend unweit der Küste. Der Vulkan erhebt sich etwa 1.536 Meter über dem Meeresspiegel und ist mit einer Caldera assoziiert, in der sich ein See gebildet hat. Bis vor wenigen Jahren galt der Karymsky als daueraktiv und eruptierte mehrmals täglich. Inzwischen manifestieren sich seine Eruptionen in mehrtägigen Phasen. Dennoch zählt der Karymsky nach wie vor zu den aktivsten Vulkanen der sibirischen Halbinsel, auf der es etwa 30 aktive Vulkane gibt.

KVERT warnt vor weiteren Eruptionen des Vulkans und belässt den Alarmstatus auf „Orange“.

Hekla: Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs

Quellen nahe des isländischen Vulkans Hekla ausgetrocknet – Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs?

Der Vulkan Hekla liegt im Süden von Island und nicht sehr weit von der Reykjanes-Halbinsel entfernt, auf der die bekannte Eruptionsserie stattfindet. Die Hekla selbst brach zuletzt im Jahr 2000 aus und erzeugte in den 100 Jahren davor 23 Eruptionen. Im Durchschnitt gab es also alle 4,3 Jahre einen Ausbruch der Hekla, und nimmt man diesen geologisch betrachteten kurzen Zeitraum als Maßstab, dann wäre ein neuer Ausbruch statistisch gesehen überfällig. Tatsächlich schlugen die isländischen Geoforscher in den letzten 15 Jahren öfter Alarm, weil Erdbeben und Bodendeformationen gemessen wurden, doch eine Eruption blieb aus. Generell sind Eruptionen der Hekla nur schwer vorherzusagen, da sich die Erdbebenaktivität erst unmittelbar vor Eruptionsbeginn deutlich steigert.

Nun macht eine Meldung in den Sozialen Medien die Runde, nach der es einen weiteren Frühindikator einer möglicherweise bevorstehenden Eruption der Hekla gibt, den man vor Ort nun beobachtet hat. Hierbei handelt es sich um das Austrocknen eines Bachlaufs, der von Quellen an der Hekla gespeist wird. Bei diesen handelt es sich um die Rangárbotnar-Quellen, die den Bach Rangá speisen. In der Vergangenheit wurde öfters beobachtet, dass Quellen und Bach vor einer Eruption trocken fallen, doch wie lange vor der Eruption ist nicht ganz klar, denn hierzu gibt es unterschiedliche Angaben. Während manche Vertreter der These sagen, der Bach würde 1 bis 2 Jahre vor einer Eruption austrocknen, behaupten andere, es würden nur wenige Wochen bis Monate vergehen, bis es zu einem Ausbruch der Hekla kommt. Wissenschaftlich belegt ist die These vom Austrocknen des Gewässers als Precursor eines Ausbruchs allerdings nicht.

Ich kann mir schon gut vorstellen, dass daran etwas Wahres ist, obgleich man anhand solcher Naturphänomene keine genauen Prognosen abgeben kann. Bodendeformationen und ein erhöhter Wärmefluss könnten durchaus Quellen zum Versiegen bringen. Ein Mangel an Regen herrscht aktuell auf Island nicht, so dass eine Dürre als Ursache des Austrocknens ausscheidet.

Zahlreiche Erdbeben im Gebiet vom Vatnajökull

Neben der Hekla könnten sich noch andere Vulkane Islands auf eine Eruption vorbereiten. Besonders auffällig ist die erhöhte Bebentätigkeit im Bereich des Vatnajökulls, unter dem sich mehrere große Zentralvulkane Islands verbergen. Außerdem soll sich unter dem Gletscher der Hauptkanal des Island-Mantelplumes verbergen. Dieser gilt als ein Hauptlieferant für Schmelze, die nicht nur an den Vulkanen in Gletschernähe eruptiert wird, sondern sich über ein größeres Areal verteilt. Vor 3 Jahren gab es sogar Vermutungen, dass die Schmelze aus dem Plume die Eruption am Fagradalsfjall mit Magma versorgt haben könnte.

Betrachtet man die Shakemap, stellt man fest, dass es ein Schwarmbeben gab, das ca. 18 Kilometer südöstlich vom Bardarbunga auftrat. Das ist eine Lokation, die nicht sehr oft in Erscheinung trat. Beben gab es auch im Bereich von Grimsvötn und außerhalb des Gletschers bei Askja und Herdubreid. Es könnten sich also weitere Eruptionen auf Island anbahnen und es bleibt spannend!