Schweiz: Drohender Bergsturz löste Evakuierung aus

Drohender Bergsturz im Wallis – Blatten im Lötschental vollständig evakuiert

Blatten, 21.05.2025In der Schweizer Alpenregion Wallis spitzt sich die Lage dramatisch zu: Wegen akuter Bergsturzgefahr ist das Dorf Blatten im Lötschental vollständig evakuiert worden. Rund 300 Einwohner mussten ihre Häuser verlassen und auch Touristen mussten gehen. Die Behörden beobachten die Situation mit Sorge, denn oberhalb des Dorfs und unterhalb des knapp 4.000 Meter hohen Bietschhorns, droht ein massiver Felsabbruch.

Bereits am Wochenende waren einzelne Häuser vorsorglich geräumt worden. Nun wurde das gesamte Dorf evakuiert, nachdem neue geologische Messungen eine deutliche Beschleunigung der Gesteinsbewegungen zeigten. Der betroffene Felssporn am Kleinen Nesthorn gilt als instabil, und es besteht die Gefahr, dass bis zu fünf Millionen Kubikmeter Gestein ins Tal stürzen könnten.

Es kam bereits zu kleineren Felsstürzen und Murgängen. Ihr Volumen belief sich auf 1,5 Millionen Kubikmeter. Die Geröllmassen kamen rund 500 Meter oberhalb des Flusses Lonza auf zum Stillstand. Experten halten solche kleineren Abbrüche für ein günstigeres Szenario – sie könnten den Druck auf das instabile Gestein vermindern und einen plötzlichen Großabbruch verhindern. Dennoch könnten diese Abgänge die Katastrophe nur verzögern denn sie lagerten sich auf einem Eisfeld ab, das kollabieren könnte. Das Eisfeld gehört zum Birchgletscher, der sich mit einer Geschwindigkeit von 50 Zentimeter pro Tag bewegt, was deutlich schneller als sonst ist und ebenfalls auf Instabilitäten hindeutet.

Das Gebiet wurde mit modernster Messtechnik ausgestattet. Radarsysteme und Drohnen überwachen kontinuierlich die Veränderungen am Hang.

Neben den Einwohnern wurden auch Nutztiere aus dem Gefahrenbereich gebracht. Die Wanderwege in der Umgebung sind seit Tagen gesperrt, und die Zufahrtsstraße ins Lötschental wird regelmäßig kontrolliert.

Blatten liegt auf 1.540 Metern Höhe und ist das letzte Dorf im Lötschental. Die Region ist bekannt für ihre alpine Landschaft und touristischen Unterkünfte. Für die Bevölkerung ist die Situation belastend – viele wissen nicht, wann sie zurückkehren können. Die Behörden mahnen zur Geduld: Sicherheit gehe in jedem Fall vor. Die kommenden Tage werden entscheidend sein.

Vorgänge erinnern an einen Bergsturz im letzten Jahr

Die Vorgänge in Blatten erinnern stark an eine ähnliche Situation aus dem letzten Jahr, als in Brienz, einem kleinen Bergdorf im Kanton Graubünden, akute Felssturzgefahr bestand, in deren Folge es zu einer großangelegten Evakuierung kam. Damals drohten 2 Millionen Kubikmeter Gestein abzustürzen und das Dorf zu begraben. Der Felssturz kam am 15. Juni, doch er ging in eine andere Richtung ab und verschonte das Dorf.

Aufgrund des Klimawandels werden in vielen Gebirgsregionen Steilhänge destabilisiert, weil der Permafrost schmilzt. Eis und gefrorener Boden stabilisieren so manch einen ansonsten instabilen Hang. Zudem kann Wasser weiter in die Gesteinsklüfte eindringen, was im Winter Frostsprengung bedingt.

Campi Flegrei: 151 Erdbeben in der vergangene Woche

Bereich der Grand Fumarole in der Solfatara. © Marc Szeglat

Wochenbericht zur Campi Flegrei liegt vor – Chefvulkanologe spricht von hoher Dynamik des Geschehens

Pozzuoli, 21.05.2025 – Der Wochenbericht des INGV zum Zustand des Calderavulkans Campi Flegrei wurde gestern Nachmittag veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass im Beobachtungszeitraum vom 12. bis 18. Mai 151 Erdbeben detektiert wurden. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 4,4 und war das zweitstärkste, das jemals unter der Caldera registriert wurde. Es war Teil eines Schwarms, der sich am Dienstag und Mittwoch ereignete und insgesamt 122 Beben umfasste.

Entgegen meinen Erwartungen beschleunigte sich die Bodenhebung nicht und lag in der vergangenen Woche weiterhin bei 15 mm pro Monat. Die übrigen geophysikalischen und geochemischen Parameter zeigten, dass sich das hydrothermale System weiterhin aufheizt und dem langjährigen Trend der Druckzunahme folgt.

Diese Daten griff der Chefvulkanologe des INGV Neapel, Mauro Di Vito, auf einer Tagung des Umweltausschusses des italienischen Senats auf. Er bestätigte dem Vulkan eine intensive Dynamik, die sich weiterhin beschleunigt. Di Vito geht davon aus, dass diese Entwicklung vorerst anhalten wird – obwohl er noch Ende April in einem Zeitungsinterview meinte, es gebe Anlass zur Hoffnung, dass sich die Aktivität abschwächt. Damals hatte sich die Bodenhebung von 30 mm auf den aktuellen Wert reduziert. Die 30 mm pro Monat traten nach dem bislang stärksten Beben (Magnitude 4,6) am 13. März auf. Nun also, nach dem jüngsten Schwarmbeben in der vergangenen Woche, die Kehrtwende.

Mauro Di Vito ergänzte seine Einschätzung mit der Bemerkung, dass das Unbehagen in der Bevölkerung weiter anhalten werde. Diese fühlt sich derzeit mehr als nur unwohl – in Pozzuoli greift angesichts der maroden Bausubstanz vieler Gebäude zunehmend die Angst um sich. Man fürchtet sich vor stärkeren Erdbeben, die ernsthafte Schäden verursachen oder Gebäude gar zum Einsturz bringen könnten. Selbst im Freien ist man in den engen Gassen nicht sicher, denn auch wer sein Haus rechtzeitig verlassen kann, hat kaum Platz, um herabfallenden Dach- oder Fassadenteilen auszuweichen.

Ganz neu ist die Situation für viele alteingesessene Pozzuolaner jedoch nicht: Während der Bradyseismos-Krise von 1982 bis 1984 wurde die Altstadt teilweise evakuiert, und die Menschen wurden in schnell errichteten Fertighäusern untergebracht, die zum Teil heute noch bewohnt werden.

Doch nicht nur die Erdbeben geben Anlass zur Sorge: Die Gastemperaturen der Fumarolen im Solfatara-Gebiet sind in den vergangenen Monaten weiter angestiegen. Die Oberflächentemperaturen liegen bei 168 Grad, während die Fluide im Inneren des hydrothermalen Systems bis zu 350 Grad heiß sind – ein Wert, der sich jenem nähert, ab dem an anderen Vulkanen mit einem Ausbruch gerechnet wird. Hinzu kommen große Mengen an Kohlendioxid, die ausgestoßen werden: Die Werte schwanken um 5000 Tonnen pro Tag. Da CO₂ schwerer als Luft ist, kann es sich in Senken und Kellern ansammeln – mit potenziell lebensgefährlichen Folgen.

Kilauea: Erdbeben Mb 4,2 am 20. Mai

Erdbeben Mb 4,2 erschütterte Südostflanke des Kilauea – Vulkan bereitet sich auf nächsten Ausbruch vor

Datum: 20.05.2025 | Zeit: 19:37:36 UTC | Koordinaten: 19.147 ; -155.395 | Tiefe: 35 km | Mb 42

Hawaii/Pāhala, 21.05.2025 –  Kurz vor der Südostküste von Big Island ereignete sich gestern Abend um 19:37:36 UTC ein Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Epizentrum wurde 11 Kilometer ostsüdöstlich von Pāhala lokalisiert. Der Ort liegt auf der Küstenebene des Vulkans Kīlauea. Die Tiefe des Hypozentrums wird vom EMSC mit 35 Kilometern angegeben.

Aus den Daten geht hervor, dass sich das Beben in einer Zone manifestierte, die bis Anfang letzten Jahres regelmäßig seismisch aktiv war. Die damaligen Erschütterungen wurden durch Magmenaufstieg verursacht – das Magma migrierte vom Mantelplume in einen tief liegenden Magmenkörper, der sowohl den Kīlauea als auch den Mauna Loa mit Schmelze versorgt. Ob der aktuelle Erdstoß den Beginn einer neuen Aufstiegsphase markiert, ist noch ungewiss und bedarf weiterer Beobachtungen.

Da sich das Epizentrum offshore befand, schaltete sich das Pacific Tsunami Warning Center ein. Es klassifizierte das Beben zunächst mit einer Magnitude von Mb 4,0, hob den Wert später jedoch ebenfalls auf 4,2 an. Das Zentrum erklärte, dass das Erdbeben zu schwach war, um einen Tsunami auszulösen.

Obwohl keine Tsunamigefahr bestand und auch keine Schäden gemeldet wurden, war der Erdstoß auf weiten Teilen der Insel deutlich zu spüren. Wahrnehmungsmeldungen kamen unter anderem aus Hilo im Osten der Insel.

Nächste eruptive Episode am Kilauea steht in den Startlöchern

Das Hawaiian Volcano Observatory (HVO) teilte mit, dass das Beben bislang keine Auswirkungen auf die beiden Vulkane hatte. Am Kīlauea setzt sich die Magmenakkumulation unter dem Gipfel fort und nähert sich langsam einer kritischen Grenze, ab der eine neue Eruption einsetzen könnte. Die Vulkanflanke hat sich um fast 8 Mikroradianten versteilt. Auf den Livecams ist bereits rot illuminierter Dampf zu sehen, der aus den Förderschloten aufsteigt; erstes Lavaspattering wurde beobachtet.

Magemnakkumulation am Mauna Loa setzt sich fort

Auch am Mauna Loa schreitet die Magmenakkumulation weiter voran: Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden im Gipfelbereich um gut 100 Millimeter. Es fehlen noch etwa 50 Millimeter, bis der Stand vor dem letzten Ausbruch im Dezember 2022 erreicht ist. Die Seismizität bleibt bislang jedoch vergleichsweise gering und ist vor allem durch Mikroerdbeben geprägt.

Papua Neuguinea: Starkes Erdbeben Mw 6,4 am 20. Mai

Starkes Erdbeben erschütterte Vulkangebiet im Norden von Papua Neuguinea

Datum: 20.05.2025 | Zeit: 15:05:58 UTC | Koordinaten: -3.850 ; 144.766 | Tiefe: 10 km | Mw 6,4

Papua Neuguinea, 20.05.2025Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,4 hat am 20. Mai 2025 um 15:05 UTC die Region nahe der Nordküste Neuguineas in Papua-Neuguinea erschüttert. Das Beben ereignete sich in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern und wurde in einem abgelegenen Gebiet rund 81 Kilometer nordöstlich der Ortschaft Angoram lokalisiert, in der etwa 1.600 Menschen leben. Zum Zeitpunkt des Bebens war es dort bereits nach Mitternacht (01:05 Ortszeit).

Über mögliche Schäden oder Opfer lagen zunächst keine Informationen vor. Aufgrund der geringen Herdtiefe ist jedoch nicht auszuschließen, dass es in der näheren Umgebung zu spürbaren Erschütterungen gekommen ist, insbesondere in leichter bebauten Siedlungen entlang der Küste oder auf nahegelegenen Inseln.

Die Region rund um die Nordküste Neuguineas gehört zu den geologisch aktivsten Zonen der Erde. Sie liegt in einem komplexen Grenzbereich zwischen mehreren tektonischen Platten – insbesondere der Pazifischen Platte, der Australischen Platte sowie kleineren Mikroplatten wie der Bismarck- und der Manus-Platte. Das aktuelle Erdbeben ereignete sich entlang einer aktiven Störungszone, die mit der Grenze zwischen der Bismarck- und der Manus-Platte assoziiert ist – einem Gebiet, das für häufige, teils starke Erdbeben bekannt ist.

Vulkaninseln nahe des Epizentrums

Für die Leser von Vnet dürfte besonders interessant sein, dass das Epizentrum des Bebens zwischen den beiden bekannten Inselvulkanen Kadovar und Manam lag. Während der Kadovar nach seiner eruptiven Phase im Jahr 2018 weitgehend ruhig geblieben ist, zeigte Manam in den letzten Jahren eine deutlich höhere Aktivität. Die letzten stärkeren paroxysmalen Eruptionen des Manam ereigneten sich erst vor etwa zwei Jahren. Der Vulkan gilt als einer der gefährlichsten in Papua-Neuguinea und hat in der Vergangenheit wiederholt zu Evakuierungen geführt.

Es ist nicht auszuschließen, dass das aktuelle Erdbeben eine Reaktivierung magmatischer Prozesse auf Manam anstoßen könnte. In den kommenden Tagen dürfte daher eine verstärkte Überwachung vulkanischer Aktivität in der Region empfehlenswert sein.

Frankreich: Heftiges Unwetter verursacht mehrere Todesopfer

Starke Unwetter an Frankreichs Mittelmeerküste – mindestens 3 Tote, Stromausfälle und massive Schäden

Saint-Tropez, 20.05.25Ein schweres Unwetter hat die südfranzösische Mittelmeerküste heimgesucht und in einer der beliebtesten Urlaubsregionen Europas Chaos und Verwüstung hinterlassen. Heftige Gewitter und sintflutartiger Regen führten zu Überschwemmungen, Stromausfällen und tödlichen Zwischenfällen. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben.

Nachdem in einigen Regionen Frankreichs bereits gestern Nachmittag heftige Unwetter gewütet hatten, verlief die Nacht relativ ruhig. In den frühen Morgenstunden begannen sich die Regenfälle zu intensivieren und steigerten sich am Vormittag so weit, dass es zu massiven Überflutungen kam und sich Straßen in reißende Flüsse verwandelten. Ein Bild, das wir in den letzten Monaten besonders häufig aus dem Mittelmeerraum gesehen haben. Hunderte Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Besonders betroffen ist das Département Var, eine Region zwischen Toulon und Saint-Tropez, die im Sommer viele Urlauber anzieht.

Zerstörung in Le Lavandou und Vidauban

Nach Angaben der Behörden wurden zwei der Todesopfer in Le Lavandou gefunden, einem Küstenort an der Côte d’Azur. Der bei Touristen beliebte Ort liegt etwa 25 Kilometer östlich von Toulon und ist bekannt für seine Strände und seine Nähe zum Massif des Maures. Die dritte Leiche wurde in Vidauban entdeckt, einer Gemeinde im Hinterland, rund 60 Kilometer nordwestlich von Le Lavandou. Mehr als 300 Einsatzkräfte waren rund um die Uhr im Einsatz, um überflutete Straßen zu räumen, Menschen in Sicherheit zu bringen und Stromleitungen zu reparieren.

In Cavalière, einem Ortsteil von Le Lavandou, fielen innerhalb einer Stunde 255 Liter Regen pro Quadratmeter – eine Menge, die sonst in mehreren Monaten zusammenkommt. „Eine Wolke blieb über Cavalière stehen“, sagte Bürgermeister Gil Bernardi gegenüber lokalen Medien. „Das Wasser hat eine riesige Flutwelle ausgelöst. Es ist alles zerstört.“ Entlang der Flüsse Môle und die Giscle stürzten Brücken ein und wurden Straßen unterspült. Zahlreiche Zufahrtsstraßen mussten gesperrt werden.

Das Département Var gehört zur Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und erstreckt sich zwischen dem Mittelmeer und den Ausläufern der Alpen. Die Region ist bekannt für ihre steilen Küsten, Badebuchten und Weinberge – und für ihre Wetterextreme. Im Sommer herrscht hier in der Regel trockenes, heißes Mittelmeerklima, doch heftige Unwetter mit Starkregen treten immer wieder auf, vor allem bei sogenannten „épisodes cévenols“, bei denen warme Mittelmeerluft auf kalte Höhenluft trifft.

Stromausfälle und unterbrochener Bahnverkehr

Bereits gestern Abend trafen die Unwetter im Südwesten Frankreichs auf Land. Bei Tonneins, nördlich von Agen in der Region Nouvelle-Aquitaine, mussten Reisende aus einem stehenden Zug evakuiert werden, nachdem Überschwemmungen das Gleisbett beschädigt hatten. Der Zugverkehr zwischen Bordeaux und Toulouse war heute noch teilweise unterbrochen. Am Montag waren dort Hagelkörner von der Größe von Tischtennisbällen niedergegangen und hatten Dächer sowie Autoscheiben beschädigt.

Vergleichbare Unwetter: 2010 und 2019

Ähnliche dramatische Wetterereignisse erlebte die Region zuletzt 2010 und 2019. Im Juni 2010 kamen im Département Var 25 Menschen bei schweren Überschwemmungen ums Leben, besonders hart getroffen wurde damals die Stadt Draguignan. Auch 2019 kam es in der Region zu extremen Regenfällen, bei denen mehrere Menschen starben und große Schäden entstanden.

Die aktuellen Ereignisse erinnern daran, wie verwundbar gerade touristisch geprägte Küstenregionen gegenüber extremen Wetterereignissen sind – insbesondere in Zeiten des Klimawandels, der die Häufigkeit und Intensität solcher Unwetter begünstigt. Die Aufräumarbeiten in Südfrankreich werden noch Tage andauern – die Sorge vor weiteren Regenfällen bleibt.

Island: Status der Bodenhebung bei Svartsengi am 20. Mai

Bodenhebung bei Svartsengi geht weiter – auch südlich des Fagradalsfjall deutlich erkennbare Hebung

Die Erdbebentätigkeit im Svartsengigebiet auf Reykjanes ist gegenüber dem Monatsanfang deutlich zurückgegangen. Ein Anzeichen dafür, dass die Nachwehen der Gangbildung und des Riftings vom Anfang April abgeklungen sind und sich der Boden beruhigt hat. Aktuell gibt es noch einige Beben am Südende des Gangs im Bereich von Thorbjörn und Grindavik, aber kaum noch Erschütterungen im Gebiet der Sundhnúkur-Kraterreihe. Auch am Fagradalsfjall hat die Seismizität nachgelassen. Das heißt aber nicht, dass der Magmenaufstieg gestoppt hätte, denn dieser verläuft weitestgehend still, ohne großartig Beben auszulösen. Die GNSS-Messungen zeigen aber, dass weiterhin Magma mit moderater Geschwindigkeit aufsteigt und den Boden anhebt. An der Messstation SENG sind so seit Anfang April, als die Eruption und Intrusion endete, 200 mm Hebung zusammengekommen. Im flachliegenden Magmenkörper sammelte sich bereits eine relevante Menge Magma an, und die Eruptionswahrscheinlichkeit nimmt zu.

Hebung südlich vom Fagradalsfjall liegt bei 60 mm

Auffällig ist, dass sich auch im Randbereich der Bodenhebungszone der Boden hebt und das in einigen Gebieten schneller als es vor den letzten Eruptionen der Fall gewesen war. Hier stechen die Werte an der Messstation FEFC heraus, die südlich vom Fagradalsfjall liegt. Während der letzten Eruption kam es hier nicht zur Subsidenz, so dass sich seit Dezember 2024 der Boden kontinuierlich um 60 mm hob. Ich halte es für möglich, dass diese Hebung nicht auf den flach liegenden Magmenkörper bei Svartsengi zurückzuführen ist, sondern von einem kleineren Magmenkörper unter dem Süden von Fagradalsfjall herrühren könnte. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Hebung die Magmenakkumulation des tiefen Magmenkörpers widerspiegelt, dessen Zentrum ja unter Fagradalsfjall vermutet wird.

Betrachtet man die Hebung der Messstation an der Eldvörp-Kraterreiche westlich von Svartsengi, dann sieht man, dass sich hier fast wieder die Parität zur Bodenhebung eingestellt hat, wie sie vor der letzten Eruption war. Allerdings hatte sich der Boden hier während des Ausbruchs nicht soweit abgesenkt wie zuvor.

Bodenhebung nördlich der Blauen Lagune 

Nördlich der Blauen Lagune liegt noch die Messstation Nordan, an der die Parität bereits deutlich überschritten wurde. Netto kamen hier gut 130 mm Bodenhebung seit Anfang April zusammen.

Alles in allem sammelt sich unter einem vergleichsweise großen Areal auf Reykjanes Magma im Untergrund an und es gibt aus meiner Sicht keinen ersichtlichen Grund, warum die Eruptionsserie stoppen sollte. Bei anhaltender Hebegeschwindigkeit ist eine Eruption im Lauf des Sommers wahrscheinlich.

Apropos Sommer, dieser verspricht Wettertechnisch auf Island gut zu werden. Bereits in den letzten Tagen gab es rekordverdächtige Temperaturen und viel Sonnenschein.

Poás eruptierte Asche am 20. Mai

Poás eruptierte Vulkanasche 1000 m hoch – VONA-Warnung ausgegeben

Costa Rica, 20.05.25Nachdem der Poás in der vergangenen Woche deutlich ruhiger geworden war, setzten gestern erneut Ascheeruptionen ein. Aus den VONA-Meldungen des VAAC Washington geht hervor, dass Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3000 m aufstieg und in Richtung Westen driftete. Die letzte Meldung stammt von heute Morgen, 05:25 UTC.

Die Vulkanologen von OVISCORI UNA veröffentlichten bislang die Daten zu einer Eruption, die sich gestern Morgen um 04:08 Uhr Lokalzeit manifestierte. Sie soll eine Aschewolke bis auf 1000 m über Kraterhöhe gefördert haben, was einer Höhe über dem Meeresspiegel von ca. 3700 m entspricht. Ungefähr eine halbe Stunde vor der Eruption setzte Tremor ein. Außerdem konnte man nachts auf den Livecams roten Lichtschein am Förderschlot C sehen, was darauf schließen lässt, dass Magma hoch im Fördersystem steht. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag gestern bei 650 Tonnen am Tag und es gibt weiterhin starke Entgasungen.

In einem Statement gegenüber der lokalen Presse meinte OVSICORI-UNA-Forscher Geoffroy Avard, dass der Vulkan weiterhin unberechenbar sei und man sich nicht in Sicherheit wiegen sollte, wenn es ruhigere Perioden am Poás gebe. Unvermittelt könnten neue Eruptionen einsetzen. Dennoch wies er darauf hin, dass die geophysikalischen Daten eine langsame Entspannung der Situation andeuteten.

Im Krater des Poás sammelt sich wieder vermehrt Wasser und es bildete sich ein kleiner Kratersee. Dieser ist aber noch weit davon entfernt, seine ursprüngliche Größe zu erreichen. Normalerweise ist dieser Kratersee aufgrund seiner türkisen Färbung die Hauptattraktion des Poás-Nationalparks.

Der Poás ist momentan zwar der aktivste Vulkan Costa Ricas, aber nicht der einzige Feuerberg, der zu Eruptionen bereit ist. Wie das zuständige Observatorium mitteilte, empfängt das seismische Netzwerk am Rincón de la Vieja Tremorsignale. Sie deuten darauf hin, dass sich im flacheren Untergrund des Vulkans magmatische Fluide bewegen. Jederzeit könnte es daher zu phreatischen Eruptionen kommen.

Forscher entdeckten Spuren eines extremen Sonnensturms

Rekord-Sonnensturm vor 14.300 Jahren wirft neues Licht auf Weltraumwetter-Risiken

Finnland/ Oulu, 19.05.2025Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität von Oulu hat den bislang stärksten bekannten Sonnensturm identifiziert – ein gewaltiges Weltraumwetterereignis, das die Erde am Ende des Pleistozäns um 12.350 v. Chr. traf. Der urzeitliche Partikelausbruch der Sonne war rund 18 % stärker als das bislang führende Ereignis aus dem Jahr 775 n. Chr. und etwa 500-mal intensiver als der stärkste Sonnensturm der Satellitenära, der sich im Jahre 2005 manifestierte.

Die Entdeckung wurde durch ein neues Modell möglich: Mit SOCOL:14C-Ex analysierten Wissenschaftler der Universität Oulu (Finnland) und des CEREGE-Instituts (Frankreich) Radiokarbonspuren in uralten Baumringen. Diese zeigen einen abrupten Anstieg des Kohlenstoffisotops C14, wie er nur bei extrem starker Sonnenteilchenstrahlung entsteht.

„Es handelt sich um das erste nachgewiesene Extremereignis außerhalb des Holozäns“, erklärt Studien-Hauptautorin Kseniia Golubenko in einer Pressemeldung der Universität. „Damit können wir nun auch Klimaarchive aus der letzten Eiszeit präzise analysieren.“ Das Modell berücksichtigt erstmals die besonderen atmosphärischen Bedingungen der Späteiszeit – etwa veränderte Zirkulationsmuster und niedrigere CO₂-Werte.

Die Studie zeigt nicht nur, wie aktiv unsere Sonne in der Vergangenheit war, sondern liefert auch ein realistisches Worst-Case-Szenario für moderne Infrastrukturen. Ein vergleichbares Ereignis heute könnte Satelliten lahmlegen, Stromnetze destabilisieren, Navigation und Kommunikation stören und Menschen hoher Strahlung aussetzen – vor allem in Flugzeugen oder im Weltraum.

Zugleich ist der Fund ein Meilenstein für die Archäologie. Solche sogenannten Miyake-Ereignisse ermöglichen es, historische Funde auf das exakte Kalenderjahr zu datieren. Der Sonnensturm von 12.350 v. Chr. liefert nun einen Referenzpunkt weit über die bisherige Reichweite hinaus – bis tief in die Späteiszeit.

Ob sich der extreme Sonnensturm auf die Menschen des Jung-Paläolithikums auswirkten ist genauso unbekannt, wie etwaige Auswirkungen auf das Klima, dass in der Übergangszeit zum Holozän instabil und im Wandel begriffen war, denn schließlich lief zu dieser Zeit die Eiszeit aus.

Mit der Entdeckung erweitert die Wissenschaft ihr Verständnis extremer Sonnenaktivität und zeigt, wie entscheidend die Vorbereitung auf solare Extremereignisse in einer digital vernetzten Welt ist. Allerdings dürfte es schwierig und sehr kostspielig sein, sich auf so etwas vorzubereiten, weshalb sehr wahrscheinlich wieder nichts passieren wird. Das wirft natürlich die Frage nach dem Sinn von Wissenschaft und Forschung auf, wenn diese Erkenntnisse nicht genutzt werden, um sie zum Allgemeinwohl einzusetzen.

Dass solche Extremereignisse durchaus auch heute auftreten könnten, zeigt ein sehr großes Loch in der Sonnenkorona, das erst vor drei Wochen auf die Erde gerichtet war. Sollte es in just dieser Zeit einen großen Sonnensturm erzeugen, könnte die Erde mit voller Wucht getroffen werden. (Quellen: Pressemeldung UNI Oulu, sciencedireckt.com)

Sakurajima ist so aktiv wie seit langem nicht mehr

Hohe explosive Aktivität am Sakurajima – 86 Eruptionen innerhalb von 4 Tagen

Kagoshima, 19. Mai 2025Der japanische Kirschblüteninselvulkan Sakurajima ist momentan so aktiv wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das VAAC Tokio meldet kontinuierlich Aschewolken vom Vulkan, die bis zu 3700 m Höhe aufsteigen und in Richtung Osten treiben.

Eine Alarmstufe für den Flugverkehr gibt es aktuell aber nicht mehr, obgleich der Vulkan unweit des Flughafens von Kagoshima liegt. Wahrscheinlich befindet sich mittlerweile so viel Vulkanasche in der Luft, dass man beschlossen hat, sie zu ignorieren, weil man sonst dauerhaft den Flugverkehr einschränken müsste.

Jedenfalls wird der Sakurajima augenblicklich seinem Ruf gerecht, der aktivste Vulkan Japans zu sein: Das JMA meldete zwischen dem 16. und dem 19. Mai um 15:00 Uhr Ortszeit 86 Eruptionen, von denen 44 explosiven Ursprungs waren, einige davon mit erheblicher Wucht. Es wurden auch kleine pyroklastische Dichteströme beobachtet, die sich allerdings nicht weit vom Krater entfernten. Ich frage mich allerdings, welchen Charakter die restlichen Ausbrüche hatten. Möglicherweise waren sie zu schwach und werden als Exhalationen angesehen. Die japanische Wetterbehörde warnt vor weiteren Ausbrüchen sowie vor möglichen Gefahren durch Ascheregen, pyroklastische Ströme und herabfallende Lavabrocken.

Als besonders stark wird eine Explosion beschrieben, die sich am 18. Mai um 8:54 Uhr manifestierte: Eine Aschesäule stieg bis zu 3.200 Meter über den Krater auf und vulkanische Gesteinsbrocken flogen bis zu 1.200 Meter weit – einige erreichten dabei die 5. Messstation.

Geodaten zeigen, dass sich der Bergkörper des Sakurajima seit dem 12. Mai wieder ausdehnt – ein klares Anzeichen für Magmenzufuhr aus tieferliegenden Reservoirs. Zwar schwächte der Ausbruch vom 15. Mai diese Ausdehnung kurzfristig ab, doch inzwischen setzt sich die Hebung fort. Laut dem JMA-Bericht zeigen Messungen, dass es einen starken Ausstoß vulkanischen Schwefeldioxids gibt, doch mein Abgleich mit den automatischen Messdaten zeigt, dass genau das nicht der Fall ist. Dem Diagramm nach zu urteilen, hat die Schwefeldioxid-Emission den tiefsten Stand seit 2022 erreicht. Generell scheint das im Widerspruch mit der gesteigerten Explosivität zu liegen, doch vielleicht kann das Gas nicht ungestört entweichen, weil sich die Schmelze im Schlot schnell abkühlt, so dass großer Gasdruck im Fördersystem entsteht, der die Explosionen verursacht.

Die seismische Aktivität bleibt erhöht. An den vier beobachteten Tagen wurden insgesamt 171 vulkanische Beben registriert, die meisten davon im Zusammenhang mit den Eruptionen. Das JMA hält die Warnung vor den verschiedensten Vulkangefahren aufrecht.