Yellowstone: Hydrothermale Eruption am Diamond Pool

Am Diamond-Pool im Yellowstone Nationalpark gab es eine weitere hydrothermale Eruption – Ereignis von Kamera aufgezeichnet

Yellowstone, 05.07.2025Am 3. Juli gab es eine weitere hydrothermale Eruption aus dem Diamond-Pool im Biscuit Basin. Das Ereignis manifestierte sich um 20:18 Uhr Lokalzeit und wurde von der neuen Überwachungskamera aufgezeichnet, die erst am 14. Mai installiert wurde. Seitdem war die dritte Explosion dieser Größenordnung, bei der eine Wasser-Dampf-Fontäne mehrere Meter hoch aufsprudelte. Die Fontäne wirbelte auch Steine und Schlamm mit auf. Die anderen beiden Explosionen ereigneten sich am 31. Mai und 12. Juni. Außerdem wurde eine Reihe schwächerer Ereignisse festgestellt.

Hydrothermale Explosion

Der Diamond-Pool rückte in das Interesse der Forscher vom Yellowstone Volcano Observatory, nachdem es am 23. Juli 2024 eine starke hydrothermale Explosion gegeben hatte, von der nicht nur die Wissenschaftler überrascht wurden, sondern auch zahlreiche Besucher des Nationalparks. Wie durch ein Wunder kamen keine Personen zu Schaden, obwohl neben heißem Wasser und Schlamm auch massenhaft große Gesteinsbrocken 20 bis 30 m hoch aus dem Schlot des Diamond-Pools geschleudert wurden. Zurück blieb ein gut 10 m durchmessender Krater im Pool.

Die neue Kamera steht leider ziemlich schräg und erfasst einen zu kleinen Bildausschnitt. Das Foto habe ich etwas grade gerückt, wodurch sich der Bildausschnitt allerdings weiter verkleinerte.

Die visuellen Aufzeichnungen helfen den Wissenschaftlern, andere Daten aus dem Gebiet zu interpretieren. Zu diesen Daten gehören Temperaturänderungen im Pool, seismische Signale und Infraschall, der durch starke Entgasungen und Explosionen verursacht wird. Auf den aktuellen Aufnahmen ist sogar eines der temporären Seismometer zu sehen, die rund um den Pool aufgestellt wurden – das weiße, kaffeedosengroße Objekt rechts vom Ufer des Pools in der Bildmitte. Es wurde von der Flutwelle des Ausbruchs überflutet, scheint aber unbeschadet überstanden zu haben!

Laut den YVO-Wissenschaftlern stehen Veränderungen im Hydrothermalsystem des riesigen Calderavulkans nicht unbedingt mit Magmenaufstieg in Verbindung. Neue Studien belegen aber, dass es unter dem Yellowstone fließfähiges Magma gibt, das nach Westen migriert. Trotzdem rechnet man mittelfristig nicht mit einem Vulkanausbruch.

Trump beschloss höhere Nationalpark-Eintrittsgelder für Ausländer

Für alle, die den Yellowstone-Nationalpark in den Ferien trotz Trump vielleicht besuchen wollen, gibt es eine schlechte Nachricht, die nicht nur den Yellowstone betrifft, sondern auch alle anderen Nationalparks der USA: Trump hat ein Gesetz unterzeichnet, nach dem ausländische Besucher der Nationalparks künftig mehr als Einheimische bezahlen sollen, so wie es etwa in Entwicklungsländern wie Kenia der Fall ist. Das wurde in einem Atemzug mit „the big beautiful bill“ beschlossen. Die erhofften Mehreinnahmen sollen dem Ausbau der Parkinfrastruktur zugutekommen. Mir dünkt nur, dass der Tourismus in den Amerika-First-USA bald vollends kollabieren wird. Tatsächlich habe ich bereits im letzten Herbst Flüge in die USA gebucht gehabt, so dass ich mehr oder weniger gezwungen bin, in den Ferien nochmal dorthin zu reisen – wohl das letzte Mal, solange Trump und seine Schergen an der Macht sind! Stellt sich nur die Frage, ob man mich einreisen lässt.

Telica: Vulkanausbruch in Nicaragua

Vulkan Telica in Nicaragua ausgebrochen – Vulkanasche regnete auf der Vulkanflanke nieder

Telica, 05.07.2025Gestern ereignete sich am Telica in Nicaragua eine explosive Ascheeruption. Eine Aschewolke stieg einige Hundert Meter über Kraterhöhe auf und wurde in Richtung Südwesten geweht. Die Tephra regnete überwiegend auf der Vulkanflanke ab, doch vorsorglich wurde in der gleichnamigen Stadt am Fuß des Vulkans die Bevölkerung alarmiert und vor möglichem Ascheniederschlag gewarnt. Eine VONA-Meldung des VAAC gab es nicht.

Der Telica ist ein 1061 m hoher Stratovulkan in der Cordillera de los Maribios. Hierbei handelt es sich um eine vulkanisch geprägte Bergkette im Westen von Nicaragua. Der Vulkan zählt zu den aktivsten Feuerbergen des Landes und liegt im Departamento León, gut 30 km nordöstlich der Stadt León.

Im Januar 2025 begann der Telica mit neuen Eruptionen, nachdem er zuvor 4 Jahre ziemlich still war. Echtzeitdaten des Vulkans liegen leider nicht vor, von daher ist es schwierig, Prognosen anzustellen. Während Satellitenfotos aus dem Januar thermische Anomalien im Krater zeigten, präsentierte sich der Vulkan auf den letzten wolkenfreien Bildern Ende Juni frei von Hotspots. Doch nach der Explosion von gestern könnte sich das wieder ändern.

Der Telica verdankt seine Existenz der Subduktion der Cocos-Platte unter die Platte Mittelamerikas. Die Cocos-Platte taucht dabei bis in den Erdmantel ab, wird partiell geschmolzen, wodurch eine Gesteinsschmelze entsteht, die hinter der Subduktionszone aufsteigt und im Hinterland der Küste eine Vulkankette entstehen lässt, die parallel zur Küste verläuft.

Die Subduktion verursacht nicht nur Vulkanausbrüche, sondern auch Erdbeben, von denen es entlang der Cocos-Platte zahlreiche gibt: In den letzten 24 ereigneten sich 6 Beben mit Magnituden im Dreierbereich entlang der Küste von Nicaragua. Direkt in Vulkannähe wurden aber keine Beben mit diesen Magnituden festgestellt.

Island: Erdbeben Mb 3,6 unter Bardarbunga

Erdbeben erschütterte Gletschervulkan Bardarbunga – Bodenhebung bei Svartsengi leicht beschleunigt

Reykjavik, 05.07.2025Der isländische Vulkan Bardarbunga, der unter dem Gletscher Vatnajökull verborgen liegt, wurde gestern erneut von einem Beben mit einer Magnitude größer 3 erschüttert. Konkret brachte es der Erdstoß, der sich um 12:27:00 Uhr UTC ereignete, auf eine Magnitude von 3,6. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Es gab weitere Beben geringerer Magnituden.

Solche Beben treten in den letzten Jahren immer wieder unter dem Vulkan auf und zeugen davon, dass sich unter dem Bardarbunga Magma akkumuliert. Ein erneuter Ausbruch des Vulkans, der zuletzt 2014 ausbrach, liegt aber wohl noch in weiter Ferne.

Bodenhebung SENG. © IMO

Zeitlich vermutlich nur Wochen entfernt ist hingegen ein möglicher Ausbruch bei Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel, wo sich die Bodenhebung in den letzten 2 Wochen leicht beschleunigte. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang Mai hob sich der Boden an der Messstation SENG um 30 Zentimeter (SKSH sogar um 33 cm) und hat damit wieder den Schwellenwert erreicht, ab dem ein erhöhtes Eruptionsrisiko erreicht ist. Die Vulkanologen von IMO sehen das allerdings noch nicht so, denn sie argumentieren, dass bei der Eruption Anfang April, die mit der Bildung eines neuen Rifts einherging, deutlich mehr Magma in dieses Rift floss, als bei den vorherigen Eruptionen austrat. Dadurch soll sich der obere Magmakörper mehr entleert haben als bei den vorherigen Ereignissen, weshalb es jetzt länger dauern soll, bis wieder so viel Schmelze und Druck vorhanden sind, dass es zu einem neuen Ereignis kommen kann. Zudem ziehen sie Parallelen zu den Krafla-Feuern, bei denen sich vor einer Eruption immer mehr Schmelze ansammeln musste, bevor eine neue Eruption begann.

Ich bin da teilweise anderer Auffassung, denn der Boden bei Svartsengi senkte sich Anfang April nicht weiter ab, als es bei den vorherigen Ausbrüchen der Fall gewesen ist. Meine These ist, dass das zusätzliche Magma, das in das Rift floss und einen Gang bildete, der bis zum Keilir reicht, nicht aus dem flach liegenden Magmareservoir unter Svartsengi stammte, sondern aus dem tiefen Schmelzkörper unter Fagradalsfjall. Sollte dem so gewesen sein, wird man auf Island deutlich früher mit einer weiteren Eruption konfrontiert sein, als man im Allgemeinen meint. Die Vulkanologen rechnen nicht vor Herbst mit einem weiteren Ausbruch.

USA: Sturzflut in Texas verursacht viele Todesopfer

Sturzflut in Texas: Mindestens 24 Todesopfer und zahlreiche vermisste Personen

Kerrville, 05.07.2025Ausgerechnet am amerikanischen Unabhängigkeitstag ereignete sich im Bundesstaat Texas eine Naturkatastrophe großen Ausmaßes, die mindestens 24 Menschen das Leben kostete. Die Opferzahlen könnten weiter steigen, denn bis Freitagabend galten noch 25 Personen als vermisst. Starke Regenfälle verursachten eine Sturzflut, von der insbesondere Gemeinden entlang des Guadalupe River betroffen waren.

Der Guadalupe River fließt normalerweise recht beschaulich durch das Hill County in Zentraltexas. Er liegt im gleichen Einzugsgebiet wie der texanische Colorado-River (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Fluss im Westen der USA, der den Grand Canyon schuf), in den die Flüsse San Saba und Concho münden, an denen es ebenfalls zu Überflutungen kam.

Die Wassermassen am Guadalupe River stiegen so schnell, dass den Menschen in den Gemeinden Kerrville, Hunt und Center Point kaum Zeit zur Flucht blieb. So wurden Autos von den Fluten erfasst und mitgerissen. Eine besonders dramatische Lage entstand in einem Sommercamp für Mädchen am Flussufer, in dem sich mehr als 20 Kinder und Betreuer nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten und von den Wassermassen erfasst wurden. Viele der Todesopfer und Vermissten stammen aus Camp Mystic.

Es gibt aber auch gute Nachrichten denn die Einsatzkräfte konnten mehr als 230 Menschen aus Notlagen befreien. 167 Personen wurden per Hubschrauber gerettet.
Die Katastrophe kam nicht völlig überraschend, obgleich niemand damit gerechnet hat, dass sich aus den frühen Unwetterwarnungen, die der Nationale Wetterdienst Donnerstagmittag ausgab, eine derartige Katastrophe entwickeln würde. Die Gewitter weiteten sich in der Nacht auf Freitag drastisch aus und um 4:00 Uhr wurde eine der höchsten Warnstufen ausgerufen. Sie warnte vor einer „besonders gefährlichen Situation“. Intensive Regenfälle ließen die Pegel mehrerer Flüsse in der Region rapide ansteigen – darunter der San Saba River, der Concho River, der Colorado River und insbesondere der Guadalupe River. Dieser wird von 2 Quellflüssen gespeist, die beide schnell anschwollen. Um 05:34 Uhr registrierten automatische Systeme, dass eine große Flutwelle durch den Fluss lief.

Gemeinden wie Hunt, Kerrville und Center Point wurden eindringlich aufgefordert, sich sofort in höher gelegene Gebiete zu begeben. Der Flusspegel stieg innerhalb von Minuten von 210 auf 880 Zentimeter. Dieser Anstieg manifestierte sich innerhalb von 45 Minuten.

Die Situation erinnert ein wenig an die dramatischen Vorgänge im deutschen Ahrtal im Jahr 2021. Warnungen vor dem Ereignis kamen zu spät und zudem in der Nacht, so dass evtl. schlafende Menschen davon nichts mitbekamen, bis es zu spät war. Ob in Texas Warnsysteme ebenfalls versagten, ist Gegenstand von Ermittlungen. Da das Sommercamp am Flussufer nicht evakuiert worden war, ist Behördenversagen naheliegend.

Die dramatischen Vorgänge zeigen, wie schnell sich heutzutage besonders idyllische Orte an Flüssen in Todesfallen verwandeln können. Generell häufen sich diese Jahr die Naturkatstrophen-News aus Texas, dem Mittelpunkt des von Klimawandelleugner Trump inszenierten neuen Ölbooms in den USA.

Japan: Erste Evakuierungen in der Tokara-Inselgruppe

Anhaltender Erdbebenschwarm veranlasst Menschen der Tokara-Inselgruppe zur Flucht

Kagoshima – 04.07.2025Der anhaltende Erdbebenschwarm rief unter den 700 Bewohnern der Tokara-Inselgruppe Sorgen um ein möglicherweise bevorstehendes Starkbeben hervor und veranlasste jetzt die ersten 13 Menschen zur Flucht von der Insel Akusekijima. Dort leben 76 Personen.

Erdbeben Tokara, © EMSC

Bei den Geflüchteten handelt es sich überwiegend um Kinder und ältere Personen, die mit einer Fähre nach Kagoshima gebracht werden. Die Evakuierungsmaßnahme erfolgte auf freiwilliger Basis, wobei der japanische Zivilschutz zuvor in Kagoshima Notunterkünfte bereitstellte. Die Fahrt dorthin dauert 12 Stunden und ist vom Wetter abhängig. Regulär gibt es nur 2 Fährverbindungen zwischen dem Archipel und Kagoshima.

Die Situation in Japan erinnert mich zum einen an Santorin, wo es im Frühjahr einen ähnlichen Erdbebenschwarm in einem vulkanisch aktiven Gebiet gegeben hatte. Zum anderen gibt es Analogien zu Neapel und dem Archipel der Liparischen Inseln. Neapel liegt im Schatten des Sommavulkans Vesuv, während Kagoshima nur 10 Kilometer vom Sakurajima entfernt liegt, bei dem es sich ebenfalls um einen Sommavulkan handelt. Im Winter werden die Liparischen Inseln mit den Vulkanen Vulcano und Stromboli auch nur 2–3 Mal wöchentlich angesteuert und die Überfahrt dauert ähnlich lange. Allerdings ist das Wetter in Japan meistens rauer und der Seegang höher.  Im Falle einer Naturkatastrophe ist man in der Tokara-Inselgruppe, die zum Ryukyu-Inselbogen gehört, noch schlechter aufgestellt als Italien, da die Inseln dort in der Regel von Sizilien aus mit dem Tragflächenboot schnell erreichbar sind.

Die Erdbeben im Tokara-Archipel gehen auch heute weiter, doch der Erdbebenschwarm scheint etwas an Schwung verloren zu haben. Das stärkste Beben heute hatte eine Magnitude von 4,7. Seit dem 21. Juni ereigneten sich 9 Beben mit Magnituden zwischen 5,0 und 5,5. Insgesamt waren es mehr als 1000 Erschütterungen. Die Epizentren verlagerten sich langsam in Richtung Osten. Offenbar wurden Störungszonen unterschiedlichen Charakters aktiviert, die sich westlich der in Nord-Süd-Richtung streichenden Subduktionszone des Ryukyu-Grabens befinden. Möglicherweise wurden diese Störungen durch Druckänderungen infolge von Magmenaufstieg und einer seitlichen Fluidmigration ausgelöst.

Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist genauso unklar, wie es bei Santorin der Fall gewesen ist. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Erdbebenschwarm, ohne weiteres Chaos zu verursachen, abklingt. Es bleibt aber ein Restrisiko bestehen, dass sich ein Starkbeben oder sogar eine Unterwassereruption ereignen werden.

Popocatépetl stößt am 4. Juli Vulkanasche aus

Popocatépetl eruptiert regelmäßiger – Vulkanasche in 6000 m Höhe

Mexiko Stadt, 04.07.2025In Mexiko eruptiert der Popocatépetl wieder regelmäßiger, als es in den letzten Monaten der Fall gewesen ist. Das VAAC Washington veröffentlichte seit gestern 5 VONA-Warnungen, nach denen Vulkanasche bis auf eine Höhe von 6700 m aufstieg und in Richtung Nordwesten driftete. Da der Popocatepetl selbst gut 5400 m hoch ist, stieg die Aschewolke ca. 600 m über Kraterhöhe auf.

Popocatepetl mit Aschewolke

Auf den Livecam-Aufzeichnungen konnte ich im Schnelldurchgang nur eine Ascheeruption ausmachen. Diese war nicht sonderlich stark und förderte eine dünne Aschewolke, die schnell vom Wind erfasst und verdriftet wurde. Nachts stieg Dampf auf, der zeitweise rot illuminiert wurde. Im Förderschlot steht also immer noch rotglühende Lava, wahrscheinlich in Form eines kleinen Doms.

Die Vulkanologen von CEANPRED berichteten, dass gestern 65 Exhalationen von Asche-Dampf-Wolken festgestellt wurden. Zudem gab es 600 Minuten Tremor. Intensiver Tremor wird von Fluidbewegungen im Fördersystem verursacht und tritt in Phasen mit Domwachstum besonders häufig auf, da der vom Magma ausgestoßene Dampf nicht ungehindert entweichen kann und so der Druck im System steigt. Das ist vergleichbar mit einem Topf mit kochendem Wasser, auf den man einen Deckel packt. Der fängt an zu klappern und das Wasser kocht über.

Der Alarmstatus des Popocatépetl steht seit Jahren auf „Gelb Phase2“ und es gibt eine 12 Kilometer große Sperrzone um den Krater. Eine Besteigung des Vulkans ist untersagt: Auf den Flanken drohen Steinschläge und Schuttlawinen, am Krater selbst könnte man von Tephra erschlagen werden. Dennoch wird der Vulkan immer wieder bestiegen. Wer dabei erwischt wird, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen. Oft werden diese Leute auch öffentlich vorgeführt und angeprangert, so wie man es teilweise auch in Indonesien macht. Meine Einstellung dazu kennt Ihr ja.

Campi Flegrei: Weitere Erdbeben am 4. Juli

Die Pisciarelli-Fumarole gilt als möglicher Ort phreatischer Eruptionen. © Marc Szeglat

Weitere Erdbeben erschüttern Campi Flegrei – Steigender Druck schürt Sorgen

Pozzuoli, 04.07.2025In den Campi Flegrei kam es zu einem weiteren Schwarmbeben. Italienische Geowissenschaftler befürchten, dass steigernder Druck stärkere Erdbeben hervorbringen werden. Es besteht die Gefahr phreatischer Explosionen.

Erdbeben CF

Campi Flegrei – hinter diesem Namen verbirgt sich ein Vulkan, von dessen tatsächlicher Größe frühe Siedler der Gegend südwestlich von Neapel nichts ahnten. Diese Ahnungslosigkeit veranlasste sie dazu, sich mitten in der größten Caldera Europas niederzulassen – eine folgenschwere Entscheidung, wie sich in den letzten Jahren herausstellt: Seit 20 Jahren kommt es immer wieder zu Schwarmbeben, die seit 2018 stetig an Intensität und Stärke zunehmen. Die Beben gehen einher mit einem Phänomen, das als Bradyseismos bezeichnet wird. Hierunter versteht man Hebungen und Senkungen des Bodens, die sich noch im letzten Jahrhundert abwechselten. Doch seit 2005 kennt der Boden nur noch eine Richtung und die ist oben. Diese Hebung verursachte in den letzten Monaten zwei der stärksten Beben, die hier seit Beginn der Messungen registriert wurden. Sie hatten die Magnituden 4,6 und manifestierten sich am 13. März und am 1. Juli. Doch auch das jüngste dieser Beben reichte nicht aus, um die Spannungen im Boden abzubauen, denn gestern gab es einen weiteren spürbaren Erdstoß der Magnitude 2,6. Das Epizentrum befand sich nordöstlich der Solfatara und südlich vom Astroni-Krater. Die Herdtiefe lag bei 2200 m. Es folgten 19 weitere Beben, die überwiegend im Bereich der Solfatara lagen.

Steigender Gasdruck besorgt zwei Geowissenschaftler

Die Bewohner der Caldera reagieren zunehmend nervös und auch die Wissenschaftler werden immer unruhiger. Der neapolitanische Vulkanologe Giuseppe Mastrolorenzo gab gegenüber lokalen Medien zu, dass sich die aktuelle Situation von den vorherigen Bradyseismos-Phasen unterscheidet, und findet das beunruhigend. Die vorherigen Hebungsphasen dauerten meistens keine 2 Jahre. In dieser Zeit hob sich der Boden deutlich schneller als es jetzt der Fall ist, die Erdbeben erreichten aber nicht so hohe Magnituden wie jetzt. Beunruhigend ist auch, dass das Beben vom 1. Juli im Randbereich der Hebungszone lag und nicht in ihrem Zentrum. Zudem manifestierte sich das Beben in fast 5 Kilometern Tiefe, was ebenfalls ungewöhnlich ist. Nach Meinung des Wissenschaftlers belegt dies, dass der Gasdruck stärker ist als bei früheren Phasen und dass auch eine Gefahr noch stärkerer Erdbeben für den Randbereich der Caldera besteht.
Der höhere Druck könnte ein weiterer Beleg dafür sein, dass das Gas von einer flacher liegenden Magmaquelle stammt, als es bei den vorherigen Phasen der Fall gewesen ist.

Ein anderer INGV-Vulkanologe – Roberto Isaia – arbeitete an einer Studie mit, die mit Hilfe von geoelektrischen Messmethoden die Verwerfungen im Bereich von Solfatara und Pisciarelli eingehender untersucht. Diese Verwerfungen dienen als Aufstiegswege magmatischer Fluide und münden in den Fumarolengebieten, die einen Teil des Gasdruckes abbauen. Vor Jahrtausenden gab es hier verstärkt phreatische Eruptionen, deren Spuren noch heute nachweisbar sind. Roberto fand heraus, dass diese Aufstiegswege durch Rutschungen und Erdbewegungen verstopfen könnten, wodurch auch heute die Gefahr phreatischer Eruptionen steigen würde: Mit ein Grund, warum der Zugang zur Solfatara und dem Pisciarelli-Gebiet bereits vor Jahren gesperrt wurde.

Tatsächlich ließ vor 3 Wochen der Gasausstoß bei Pisciarelli überraschend nach, ein Indiz, dass es zu einer Blockade der Aufstiegswege gekommen sein könnte.

Deutschland: Mehrere Waldbrände im Osten

Große Waldbrände in Thüringen und Sachsen: Lage nur teilweise unter Kontrolle

Gösselsdorf, 04.07.2025In Thüringen, Sachsen und Brandenburg gibt es mehrere Waldbrände, von denen einer außer Kontrolle ist. Ein zweiter ist größtenteils unter Kontrolle und einer wurde fast gelöscht.

Außer Kontrolle ist der Waldbrand in der Gohrischheide bei Meißen, der am Dienstag ausbrach und sich inzwischen auf eine Fläche von gut 1000 Hektar ausgebreitet hat. Hunderte Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte sind an den Löscharbeiten beteiligt und versuchen, ein Ausbreiten der Flammen zu verhindern. Dabei wurden 2 Feuerwehrmänner schwer verletzt. Es kam zu einer Evakuierung des Ortes Neudorf, die inzwischen aber aufgehoben wurde. Aktuell muss aber die Siedlung Heidehäuser nebst einem Heim für Schwerbehinderte geräumt werden.

Die Löscharbeiten werden dabei mit Hubschraubern der Polizei unterstützt. Zum Einsatz kommen auch Spezialfahrzeuge wie Wasserwerfer.

Seit Mittwoch tobt zudem ein Waldbrand bei Gösselsdorf in Thüringen. Er bleibt trotz schwieriger Bedingungen größtenteils unter Kontrolle. In der Nacht zu Freitag konnte eine weitere Ausbreitung verhindert werden. Die Flammen haben sich auf einer Fläche von rund 270 Hektar ausgebreitet – es ist damit der größte Waldbrand in Thüringen seit mehr als drei Jahrzehnten.

Zur Unterstützung der Einsatzkräfte vor Ort sind am Freitagmorgen drei Löschzüge aus Bayern eingetroffen. Weitere Kräfte werden im Laufe des Tages erwartet. Insgesamt sind rund 560 Feuerwehrleute sowie zahlreiche Helfer von Polizei, Technischem Hilfswerk, Deutschem Roten Kreuz, Bundeswehr, Thüringenforst und Bergwacht im Einsatz. Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hatte am Mittwochabend den Katastrophenfall ausgerufen, um schnell und flexibel reagieren zu können.

Auch hier ist ein Polizeihubschrauber fortlaufend im Einsatz. Jeder Flug transportiert rund 1000 Liter Wasser. Aufgrund der schwierigen Topografie und der angespannten Wasserversorgung wird derzeit eine Schlauchleitung bis zum Bach Loquitz in Marktgölitz verlegt, um das Löschwasser effizienter an den Brandherd zu bringen.

Der Brand ist auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Gösselsdorf ausgebrochen. Das Gebiet ist zum Teil munitionsbelastet. Es ist eine ähnliche Situation wie beim Brandgeschehen in Jüterbog in Brandenburg, wo ebenfalls nur aus der Luft gelöscht werden kann. Auch dort wurde das Feuer zwar unter Kontrolle gebracht, Glutnester bleiben jedoch aktiv und stellen eine Gefahr dar, denn bei starkem Wind könnten sie neue Feuer anfachen.

Waldbrände auf ehemaligen Truppenübungsplätzen kommen oft vor und verschärften sich seit den Dürrejahren vor der Coronazeit: Dem Wald geht es schlecht und mit einer Zunahme von Totholz verschärft sich auch die Waldbrandgefahr. Aktuell sieht es nicht so aus, als würde sich an der Situation grundlegend etwas ändern. Im Gegenteil, nicht nur in Deutschland stirbt der Wald. Schuld daran sind nicht nur geänderte klimatische Bedingungen, sondern auch der Raubbau an der Natur und das Abholzen riesiger Waldflächen weltweit. Hinzu kommen um sich greifende Waldbrände, etwa in Nord- und Südamerika. Eine neue Studie zeigt, dass ein Massensterben vor 252 Millionen Jahren zwar durch den Ausbruch des Sibirischen Trapps verursacht wurde, aber durch den Zusammenbruch der Wälder infolge klimatischer Überhitzung verstärkt wurde.

Ätna: Studie belegt tektonische Erdbeben durch Magmenaufsteig

Blick auf den Ätna von Taormina aus. © Marc Szeglat

Neue Studie beleuchtet die Tiefenstruktur des Ätna und ihre Bedeutung für die Vulkanaktivität

Im unteren Flankenbereich des Ätnas kommt es häufig zu Erdbeben, die sich an tektonischen Störungszonen ereignen und dennoch auf Magmenaufstieg hinweisen. Die genauen Zusammenhänge waren lange Gegenstand von Spekulationen, doch nun beleuchtet eine neue Studie des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) und der Universität Catania die tieferliegenden Strukturen des Ätnas und bringt Licht in die im Verborgenen ablaufenden Prozesse.

Durch die Auswertung von über 15.000 Erdbeben, die sich in den letzten 20 Jahren ereigneten, konnten die Forschenden ein detailliertes seismotektonisches Modell des Vulkans entwickeln, das wichtige Rückschlüsse auf die Dynamik im Untergrund des Ätnas zulässt.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht und zeigen, dass sich unter dem Ätna ein komplexes Netzwerk aus aktiven Verwerfungen erstreckt, das weit über die bekannten Strukturen an der Oberfläche hinausgeht. Dieses unterirdische Gefüge reagiert empfindlich auf Veränderungen im magmatischen System. So kann der Druck aufsteigenden Magmas tief liegende und seitlich entfernte Störungszonen aktivieren und dadurch seismische Aktivität auslösen.

Modell mit Störungszonen unter dem Ätna. © Luciano Scarfì/ nature.com

Die Forscher um den Studienerstautor Luciano Scarfì modellierten aus den seismischen Daten ein seismotektonisches 3D-Modell und untersuchten mit Hilfe von Computersimulationen, wie sich Erdbebencluster in der Tiefe verteilen und gemeinsam mit Ablösungsflächen interagieren. Dabei stellten sie fest, dass die an der Erdoberfläche verlaufenden Störungszonen nicht bis in große Tiefen hinabreichen, sondern nur bis horizontal verlaufende Ablösungsflächen, die wiederum von einem komplexen Störungssystem in der Tiefe beeinflusst werden. Steigt nun Magma entlang des zentralen Fördersystems unter dem Kraterbereich des Vulkans auf, verteilen sich die durch den Druck entstehenden Spannungen seitlich und verursachen Erdbeben an den weiter entfernten Störungen am Rand des Ätnas.

Die Wissenschaftler modellierten eine Spreizungszone unter der Ätna-Ostflanke, die Spannungen umverteilt und eine Neubewertung der Flankeninstabilität nötig zu machen scheint.

Es ist bekannt, dass sich die Ostflanke des Vulkans langsam in Richtung des Ionischen Meeres verschiebt. Frühere Modelle gingen von einer relativ einheitlichen Bewegung aus, doch die aktuelle Analyse zeigt, dass dieser Prozess deutlich komplexer ist: Eine Verstärkung des Magmenaufstiegs könnte nicht nur stärkere Erdbeben auslösen, sondern auch das Abgleiten der Flanke beschleunigen. Diese Erkenntnis ist nicht ganz neu, denn ein beschleunigtes Rutschen der Flanke wurde bereits bei den letzten großen Flankeneruptionen Anfang des Jahrtausends nachgewiesen. (Quellen: Ressetext INGV, Studie bei nature.com)