Island am 08.11.23: Bodenhebung hält weiter an

Seismizität und Bodenhebung auf Reykjanes halten an

In den letzten 24 Stunden hielten Seismizität und Bodenhebung auf Reykjanes weiter an, und es wurden innerhalb von 24 Stunden etwa 1200 Beben registriert. Auffallend ist eine leichte Verlagerung der Bebentätigkeit in östlicher Richtung und damit in Richtung Fagradalsfjall. Der Boden hebt sich im Gebiet des Thorbjörn-Vulkans rasant an. Die Hebung hat am Vulkan mittlerweile gut 9,5 cm erreicht. Auch an den Messstationen Eldvörp, Grindavik und Svartsengi gibt es signifikante Bodenhebungen. Tatsächlich sticht die Messstation SKSH heraus, denn bei Skipastigshraun hob sich der Boden bereits um 10 cm. Dieses Areal liegt in der Mitte des Dreiecks, das von den vorher genannten Stationen aufgespannt wird. Somit lässt sich der Ort der maximalen Bodenhebung gut lokalisieren, aber ob es dort dann letztendlich auch zu dem erwarteten Vulkanausbruch kommen wird, ist noch ungewiss.

Auffallend ist, dass es praktisch keine Erdbeben in größeren Tiefen gibt. Die meisten Erschütterungen ereignen sich im Bereich der Magmen-Akkumulation in 4 bis 5 km Tiefe. Daher gingen die Wissenschaftler zunächst wahrscheinlich davon aus, dass es sich bei den Erdbeben um Spannungsbeben handelt. Bei anderen bedeutenden Eruptionen, wie etwa auf La Palma, ließ sich die Spur des aufsteigenden Magmas bis in größere Tiefen von gut 20 km verfolgen. Das lässt die Überlegungen zu, dass die Aufstiegswege aus den größeren Tiefen unter Island frei sind, sodass die aufsteigende Schmelze keine Gesteine brechen muss.  Ein anderer Gedanke ist, dass das Magma nicht frisch aus der Tiefe aufsteigt, sondern aus Richtung Fagradalsfjall horizontal migriert. Hierfür spricht die Tatsache, dass die GPS-Stationen im Westen weiter eine leichte Subsidenz messen. Ganz schlüssig sind diese Überlegungen nicht, denn die Subsidenz beträgt nur ein Bruchteil der Inflation im Bereich von Thorbjörn. Außerdem ist auffällig, dass am Fagradalsfjall zwar Subsidenz gemessen wird, aber dass der horizontale Versatz weiterhin hoch ist, so wie es vor den letzten beiden Eruptionen dort der Fall gewesen ist.

Einstweilen wurde bekannt, dass die erste Reiseagentur ihre Fahrten zur Blauen Lagune aus Sicherheitsbedenken eingestellt hat, während der Badebetrieb aber aufrechterhalten wird.

Apropos Sicherheit und Vulkantourismus: Letzte Woche wurde tatsächlich die Betreiberfirma des Tourismus auf der neuseeländischen Vulkaninsel White Island auf schuldig gesprochen. Das Strafmaß steht noch aus. Wir erinnern uns: Im Dezember 2019 kam es zu einer größeren Explosion, der 22 Menschen zu Opfer gefallen sind. Die Touristen wurden mit Booten auf die Insel gebracht, obwohl der Vulkan Tage vorher Anzeichen vulkanischer Unruhe zeigte. Die Explosion selbst kam ohne explizite Vorwarnung!

Wetterextreme: Rekordtemperaturen in Japan

Vorgestern war in Tokio der wärmste Novembertag seit Beginn der Klimaaufzeichnung

Dieses Jahr war bis jetzt ein Jahr der Wetterextreme, das zuletzt von Stürmen und Überflutungen geprägt wurde, aber auch von Wärmerekorden. Solch einer könnte gestern in Japan aufgestellt worden sein, als das Thermometer in Tokio bis auf 27,5 Grad geklettert sein soll. Dies geht aus einer Meldung des Wetterexperten Scott Duncan hervor. Es soll der wärmste Novembertag in Tokio seit Beginn der Klimaaufzeichnung gewesen sein. Bei meinen Überprüfungen der Angaben bekam ich bis jetzt zwar nur den Wert 26,5 Grad bestätigt, zu warm war es aber allemal in Tokio, denn normalerweise sollte das Quecksilber zu dieser Jahreszeit ca. 20 Grad anzeigen.

In diesem Kontext ist ein neuer Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und führender Forschungsinstitute interessant. Er zeigt, dass die weltweiten geplanten Fördermengen an Kohle, Öl und Gas auch in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Die Förderraten fossiler Energieträger liegen damit weit über dem Maß, das für die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zulässig wäre. Wir erinnern uns: Diese 1,5 Grad Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts wurde gemäß dem Pariser Klimaabkommen vereinbart. Die von Staaten geplante Förderung fossiler Energieträger bis 2030 übersteigt um 110 Prozent das im Abkommen festgelegte Ziel. Die Produktion von Kohle wird weltweit bis 2030 weiter steigen, während die Fördermengen von Öl und Gas bis mindestens 2050 zunehmen sollen. Dies steht im Widerspruch zur Notwendigkeit der Energiewende und der Erreichung von Netto-Null-Emissionen.

Die Direktorin der UNEP, Inger Andersen, kritisiert die Pläne der Regierungen, die Produktion fossiler Brennstoffe auszuweiten, da sie die Energiewende untergraben, wirtschaftliche Risiken schaffen und die Zukunft der Menschheit gefährden. Klimaschutzorganisationen bezeichnen das Verhalten einiger Staaten als „eklatante Heuchelei“.

Der Bericht zeigt, dass keines der 20 analysierten Länder, darunter Deutschland, sich vollständig dazu verpflichtet hat, die Produktion von Kohle, Öl und Gas auf das notwendige Niveau für das 1,5-Grad-Ziel zu beschränken. Viele Länder setzen auf Gas als Brückentechnologie, ohne klare Ausstiegspläne.

Vor dem russischen Gaslieferstopp setzte auch Deutschland auf Gas als Brückentechnologie. Inzwischen gab es einen teils erzwungenen Paradigmenwechsel, von dem sich kaum jemand vorstellen kann, wie er klappen soll. Deutschland setzt auf erneuerbare Energien -was ich prinzipiell auch für richtig halte- versucht aber gleichzeitig einen Spagatakt und will das ohne eine komplette Neustrukturierung des Landes hinbekommen. Hinzu kommt, dass Deutschland unter den Top Ten der Länder mit den höchsten Strompreisen weltweit ist, was es den Bürgern wohl nicht gerade leicht macht, auf e-Heizungen und e-Mobilität umzusteigen. Andere Länder können das besser!

Kratersee des Poas trocknet aus

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23 | Aktivität: Fumarolisch

Kratersee am Poas trocknet aus, wodurch das Risiko von Ascheeruptionen steigt

Der Poas ist einer der aktivsten und größten Vulkane im mittelamerikanischen Staat Costa Rica. In seinem Kratersee nahe dem 2708 m hohen Gipfel kommt es sporadisch zu phreatischen Eruptionen, die ein beeindruckendes Naturphänomen darstellen. Jetzt dokumentierte das Nationale Vulkanologische Observatorium (OVSICORI) in den letzten Monaten einen Rückgang des Wasserspiegels um bis zu zwei Meter gegenüber dem höchsten Punkt Mitte dieses Jahres. Es besteht die Möglichkeit, dass der Kratersee ganz austrocknet.

Gegenüber dem costa-ricanischen Newsportal Teletica erklärte der OVSICORI-Vulkanologie-Koordinator Geoffroy Avard, dass ein Ungleichgewicht in der Lagune vorliegt, wenn es nach der Regenzeit zu weniger Niederschlägen kommt und die Verdunstung aus dem See anhält. Dieses Ungleichgewicht kann zur kompletten Austrocknung der Lagune führen. In diesem Fall fehlt die Auflast des Wassers auf dem Untergrund, was in der Vergangenheit bereits kleinere Ascheeruptionen verursachte, weil dann einfacher Gas aus dem Magma im Untergrund austreten kann. Ist diese Entgasung besonders stark, entstehen Ascheeruptionen. Geoffroy Avard betonte in dem Interview, dass so etwas in der Vergangenheit öfters vorkam, aber dass es nicht unbedingt eintreten muss. Denkt man diese Folgenkette weiter, dann könnte natürlich auch die Entgasung infolge schwacher Eruption einen Prozess in Gang setzen, der zu stärkeren Vulkanausbrüchen führen könnte. Voraussetzung hierfür ist, dass sich genug eruptionsfähiges Magma im Untergrund befindet.

Zuletzt stand der Poas hier Anfang August in den Schlagzeilen, weil er eine phreatische Eruption erzeugte. Sein letzter größerer Ausbruch ereignete sich 2017. Damals war der Kratersee aufgrund der Eruption trockengefallen und es dauerte Monate, bis er sich wieder aufgefüllt hatte.

Der Alarmstatus des Vulkans Poas steht auf „Gelb“, genauso wie der Turrialba. Einzig der Rincon de la Vieja steht auf „Orange“. Der Arenal hingegen scheint weiterhin ruhig zu bleiben und zeigt keine Anzeichen von einem wiederaufheizen, obgleich von seinem Gipfelkrater dampf entweicht. Bis zum Jahr 2010 war der Arenal daueraktiv.

Starke Erdbeben erschüttern Indonesien am 08.11.23

Zwei Erdbeben Mw 7,1 und Mw 6,9 erschüttern Bandasee in Indonesien

Datum 08.11.23 | Zeit: 04:53:51 UTC | Lokation: -6.286 ; 129.558 | Tiefe: 10 km | Mw 7,1

Heute Nacht erschütterten mehrere Erdbeben die indonesische Bandasee im Osten des pazifischen Inselstaates. Das Hauptbeben manifestierte sich um 04:53:51 UTC und  hatte einen Magnitude von 7,1. Lauf EMSC lag das Hypozentrum in ca. 10 km Tiefe. Andere Erdbebendienste berichten von einer Magnitude 7,2 und einer Tiefe von 19 km. In einer Reuters-Newsmeldung heißt es, dass das EMSC eine Tiefe von 146 km ermittelt hätte.

Nur eine Minute zuvor hatte sich ein Beben MW 6,9 manifestiert. Den beiden Beben folgte eine Reihe schwächerer Nachbeben.

Die beiden starken Erschütterungen waren in einem großen Umkreis zu spüren gewesen. Dem EMSC liegt wenigstens eine Wahrnehmungsmeldung vor.

Nächst gelegener aktiver Vulkan ist der Lewotolok. Seine Eruptionen könnten von den Erdbeben beeinflusst werden. Heute gab es eine kleine Eruption, bei der Vulkanasche bis auf 1800 m aufstieg. es handelte sich also um eine der typischen strombolianischen Ausbrüchen, die der Lewotolok seit einigen Wochen erzeugt.

Indonesien ist aufgrund seiner komplexen tektonischen Konfiguration, bei der kleine tektonische Ozeanplatten in einer Region interagieren, die von der Kollision und Subduktion der Australischen Platte mit Eurasien dominiert wird, eines der erdbebenreichsten Länder der Erde. Diese kleinen tektonischen Blöcke bewegen sich von Zeit zu Zeit entlang lokaler oder regionaler Verwerfungen.

Das heutige Erdbeben mit einer Stärke von 7,2 hatte sein Unterwasser-Epizentrum im sogenannten „Inner Banda Volcanic Arc“ in der Nähe des kleinen Beckens von Damar. Dieses Ereignis barg kein besonders großes Tsunami-Risiko, sondern nur ein mäßiges und auf regionaler Ebene innerhalb der Bandasee.

Solche Erdbeben werden durch die Bewegung der Australischen Platte in Richtung Norden beeinflusst, was Druck auf die Unterwasserstrukturen des Banda-Meeres ausübt und diese gelegentlich reaktiviert.

Island: Sorge um Geothermalkraftwerk Svartsengi

Die Erdbebentätigkeit auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat im Vergleich zur letzten Woche nachgelassen, ist aber immer noch signifikant erhöht. Heute Morgen manifestierte sich ein weiterer Schub des Schwarmbebens, doch keines der Beben hatte eine Magnitude von 3 oder mehr. Die Bodenhebung in dem bekannten Bereich um den Thorbjörn-Vulkan bleibt indes auf hohem Niveau und steigt weiter rasant an. Inzwischen liegt sie bei gut 8 cm. Entsprechend besorgt sich die Verantwortlichen auf Island, dass es tatsächlich in dem Areal zu einem Vulkanausbruch kommen könnte.

Potenzieller Vulkanausbruch auf Reykjanes könnte Geothermalkraftwerk gefährden

Gestern trafen sich Mitarbeiter von IMO, dem Zivilschutz, den Kraftwerksbetreibern und Journalisten zu einer Konferenz. Kristín Jónsdóttir, die Leiterin der Überwachung von Naturkatastrophen beim isländischen Wetteramt, gab bekannt, dass bis gestern ca. sechs Millionen Kubikmeter Lava in den Untergrund intrudierten. Die Schmelze bildet eine horizontal liegende Schicht oder Bank von ca. 1 Meter Mächtigkeit und unterscheidet sich von den Magmenkörpern, die unter dem Fagradalsfjall eingedrungen waren, dadurch, dass diese vertikale Gänge bildeten. Im Gegensatz zu den Gängen unter dem Fagradalsfjall können diese Magmabänke ein größeres Volumen annehmen, bevor es zur Eruption kommt.

Auf der Konferenz wurde nicht nur der Notfallplan für die Grindavik-Evakuierung diskutiert, sondern auch überlegt, welche Maßnahmen man zum Schutz des Geothermalkraftwerks Svartsengi treffen könnte. Offenbar gibt es Überlegungen, zusätzliches Wasser durch die Bohrungen des Kraftwerks zu injizieren, damit sich aufsteigende Schmelze noch im Erdboden abkühlt. Eine andere Idee ist es, im Falle einer Eruption Lavaströme mit Wasser zu kühlen und Wälle zu errichten, um Lavaströme vom Kraftwerk fernzuhalten.

Svartsengi ist zwar nur eins von sieben Geothermalkraftwerken, aber es ist eines der wichtigsten, da es die Hauptstadtregion mit Strom und Wärme versorgt. Ein Ausfall des Kraftwerks wäre fatal und es käme sehr wahrscheinlich zu Stromausfällen. Im Winter wäre auch eine ausbleibende Warmwasserversorgung für die Menschen ungünstig. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig redundante bzw. Ersatzsysteme in der kritischen Infrastruktur sind.

Yellowstone mit Schwarmbeben am 07.11.23

Schwarmbeben erschüttert den Süden der Yellowstone Caldera

Datum 06.11.23 | Zeit: 14:42:02 UTC | Lokation: 44.266 ; -110.624 | Tiefe: 7 km | Mb 2,5

Lange Zeit war es vergleichsweise ruhig bestellt, um die Seismizität der großen Yellowstone Caldera, doch in den letzten Wochen zog die allgemeine Erdbebentätigkeit wieder an. Sie gipfelte zuletzt in einem Schwarmbeben, das sich gestern am Südufer des Lewis-Lake zutrug. Dieser kleine See befindet sich südwestlich des größeren Yellowstone-Sees. Der Schwarm bestand aus 21 Einzelbeben, die überwiegend geringe Magnituden hatten. Die beiden stärksten Erschütterungen brachten es auf M 2,5 und hatten Hypozentren in 4 und 7 km Tiefe.

Liest man von Erdbeben im Yellowstone Nationalpark, dann denkt man in erster Line daran, dass sie wohlmöglich durch die Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst wurden, was auch häufig der Fall ist. Wie praktisch jeder große Calderavulkan verfügt auch die Yellowstone-Caldera über ein ausgeprägtes Hydrothermalsystem, in dem sich ein großer Teil der Seismizität abspielt. Die Tiefe der aktuellen Erdbeben ist hierfür allerdings zu groß und daher liegt die Vermutung nahe, dass es tektonisch bedingte Erdbeben waren. Die Caldera wird von mehreren Risssystemen durchzogen und im Areal des Schwarms verläuft die Mount-Sheridan-Störung, die sich für die Erschütterungen verantwortlich zeigen könnte.

In den vergangenen Tagen gab es aber auch in anderen Regionen der Caldera flachliegende Mikroerdbeben, die im Zusammenhang mit der Aktivität des Hydrothermalsystems standen, so etwa in der Gegend von West Thumb. Aber auch wenn diese Erschütterungen durch Fluidbewegungen ausgelöst wurden, heißt es nicht, dass ein Vulkanausbruch bevorstehen würde. Sie zeigen allerdings, dass der Vulkan noch lange nicht erloschen ist.

Übrigens gab es bereits im Oktober ein Schwarmbeben unter der Caldera. Es bestand aus 44 Einzelbeben. Im ganzen Monat wurden 113 Erdbeben in der Region des Yellowstone-Nationalparks detektiert. Das größte Ereignis war ein Erdbeben der Stärke 3,3.

Mayon auf den Philippinen am 07.11.23

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Starker Tremor am Mayon weist auf weiteren Magmenaufstieg hin

Der Vulkan Mayon liegt in der philippinischen Provinz Albay und ist weiterhin aktiv. In den drei Abflussrinnen Bonga, Mi-isi und Basud sind weiterhin zähflüssige Lavaströme unterwegs. Sie sind zwischen 3,4 und 1,1 Kilometer lang. Von ihren Fronten gehen Steinschläge und Schuttlawinen ab. Ihren Ursprung finden die drei Ströme in einem Lavadom, der den Krater verstopft. Bei einem Lavadom handelt es sich prinzipiell um einen extrem zähflüssigen Lavastrom, der eine Staukuppel im Krater bildet. Neben den Lavaströmen gehen vom Dom auch pyroklastische Dichteströme ab, die bis zu 4 km weit kommen. Insofern hat sich der Status des Vulkans in den letzten Wochen nicht verändert. Neu ist allerdings der starke Tremor, der in den vergangenen Tagen registriert wurde. Besonders intensiv war er am 5. November, als 173 Tremorphasen vom seismischen Netzwerk registriert wurden. Sie dauerten zwischen 1 und 23 Minuten. Gestern war der Tremor rückläufig und es wurden noch 62 Phasen festgestellt. Dafür gab es dann 4 vulkanotektonische Erdbeben. Der Schwefeldioxid-Ausstoß stieg auf 1478 Tonnen am Tag. Außerdem wird eine Inflation des Vulkangebäudes festgestellt. Diese Daten deuten darauf hin, dass weiterhin Schmelze im Inneren des Vulkans aufsteigt und eruptiert werden will.

Das Philippine Institute of Volcanology and Seismology (PHIVOLCS) erhält die Alarmstufe 3 aufrecht, was auf eine erhöhte Gefahr hinweist: eine Steigerung der Aktivität ist jederzeit möglich und die Eruption könnte gefährlicher werden. Die Behörde empfiehlt die Evakuierung der permanenten Gefahrenzone im Umkreis von sechs Kilometern um den Vulkan aufgrund der Gefahr von pyroklastischen Dichteströmen, Lahars und sedimentbeladenen Bachläufen, insbesondere bei starken Regenfällen. Die Luftfahrtbehörden werden aufgefordert, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da Asche bei einem plötzlichen Ausbruch gefährlich für Flugzeuge sein kann. Es wird erwartet, dass Asche vor allem auf der Südseite des Vulkans abfällt.

Neben dem Mayon stehen auf den Philippinen noch die Vulkane Bulusan, Kanlaon und Taal unter besonderer Beobachtung. Während die erst genannten Feuerberge Anzeichen eines langsamen Aufheizens zeigen, stößt der Taal wieder enorm viel Schwefeldioxid aus. Gestern waren es fast 5300 Tonnen. Die Seismizität zog wieder an und man registrierte 36 vulkanisch bedingte Erdbeben.

Evakuierungsplan Grindavik

Grindavík bereitet sich auf mögliche Evakuierung vor

Heute pfeifen es die isländischen Medien von den Dächern: der drohende Vulkanausbruch im Gebiet von Thorsbjörn-Svartsengi und Eldvörp könnte ein ernstes Problem für die Isländer darstellen und Infrastruktur gefährden. Neben der Blauen Lagune und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi, sieht man auch eine Bedrohung für den Ort Grindavík. Lavaströme könnten innerhalb von einem Tag die Gemeinde am Atlantik erreichen und dem Erdboden gleich machen, oder wenigstens eine Schneise durch die Stadt schlagen. Es ist auch nicht völlig ausgeschlossen, dass sich eine Eruptionsspalte in direkter Nachbarschaft zum Ort öffnet, dann blieb den Menschen nur wenig Zeit zur Flucht. Daher wurden bereits jetzt vom Ministerium für Katastrophenschutz und Notfallmanagement Evakuierungspläne veröffentlicht. Sie gelten auch für den Fall eines Erdbebens.
Der Plan umfasst Fluchtwege innerhalb und außerhalb der Stadt. Im Falle einer Evakuierung werden die Bewohner über die Notrufnummer 112 informiert und aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Folgende Schritte sind dabei zu beachten:

  • Stellen Sie sicher, dass alle Fenster in Ihren Häusern geschlossen sind, trennen Sie die Stromversorgung und überprüfen Sie Ihre Notfallausrüstung.
  • Verlassen Sie Ihr Zuhause und bringen Sie einen gut sichtbaren Aufkleber an, der anzeigt, dass das Haus verlassen wurde.
  • Wenn möglich, überprüfen Sie Ihre Nachbarn und Kollegen.
  • Fahren Sie vorsichtig weg und nehmen Sie evakuierte Fußgänger auf, wenn Platz in Ihren Autos ist.
  • Halten Sie sich über Radio und Medien auf dem Laufenden.
  • Melden Sie sich in einem Massenhilfezentrum außerhalb von Grindavík an. Es ist nicht erforderlich, an den Sammelstellen anzuhalten.
  • Notfälle und Unfälle sollten unter der Rufnummer 112 gemeldet werden, oder bei fehlendem Telefonanschluss kann eine weiße Fahne an der Tür oder am Fenster angebracht werden.

Eltern oder Erziehungsberechtigte sollten ihre Kinder im Vorschul- und Grundschulalter betreuen, wenn die Umstände dies zulassen. In verschiedenen Einrichtungen, darunter Reykjaneshöll in Reykjanes, Kórinn in Kópavogur und Vallaskóli in Selfoss, werden Hilfsstationen eingerichtet.

Das Sportzentrum in Grindavík wird als Sammelstelle dienen, hauptsächlich für diejenigen, die Hilfe benötigen, um die Stadt zu verlassen. Es ist wichtig, dass die Bewohner von Grindavík diese Informationen sorgfältig studieren und sich auf den Evakuierungsplan vorbereiten.

Betrieb der Blauen Lagune geht weiter

Während man die Stadt also auf eine Evakuierung vorbereitet, scheint das Management des Thermalbads Blaue Lagune noch total relaxt zu sein! Journalisten der Zeitung Iceland Review intervierten Badegäste auf dem Parkplatz vor dem Bad, als sie diese gerade verließen. Sie wurden gefragt, ob sie über die aktuelle Situation Bescheid wissen würden, worauf sich die meisten ausländischen Badegäste ahnungslos gaben. Das Management zeigte sich seinerseits erstaunt und sagte den Journalisten auf Nachfrage, dass man die Badegäste darüber aufkläre, dass sich unter dem Bad Magma ansammelt. Offenbar verlässt man sich vor Ort darauf, dass man im Falle eines finalen Magmenaufstiegs früh genug gewarnt wird, um die Badegäste und Mitarbeiter zu evakuieren. Na denn, mal abwarten und hoffen, dass es gut geht. Falls nicht, rollt der nächste Prozess auf die Vulkantourismusbranche zu.

Ich selbst kenne Grindavik und die Blaue Lagune ganz gut. Es wäre wirklich schade, wenn es hier zu Zerstörungen käme. In Grindavik gibt es einen kleinen Campingplatz und der Diner an der Tankstelle sit ein beliebter Treffpunkt von Vulkanspottern, wenn der Fagradalsfjall eruptiert. Die Blaue Lagune ist sicherlich toll, mir aber zu kommerzialisiert. Ein weniger bekanntes Kleinod ist das Thermalbad „Myvatn Nature Baths“ auf Nordisland. Die Blaue Lagune des Nordens kann einspringen, falls es das große Thermalbad auf Südisland bei einem Vulkanausbruch zerlegt.

Island und Reykjanes – Update vom 06.11.23

Schwarmbeben hat nachgelassen- Bodenhebung unter Thorbjörn nimmt weiter zu

In den letzten 24 Stunden hat die Erdbebentätigkeit auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel nachgelassen, dennoch ist sie noch deutlich erhöht. Seit gestern Morgen haben sich gut 2000 Erschütterungen ereignen. Drei Erdbeben hatten über Magnituden über 3. Seit Beginn der massiven Schwarmbebentätigkeit am 25. Oktober waren es fast 19.000 Beben. Die Erdbeben sind Zeugnis eine massive Magmenintrusion unter Reykjanes und Modelle zeigen, dass es mehrere Intrusionen auf verschiedenen Höhenniveaus gegeben hat. Teilweise migrieren diese Gänge nun horizontal. Von daher ist es spekulativ, jetzt zu versuchen, einen potenziellen Ausbruchsort zu lokalisieren. Natürlich macht man es trotzdem und zuletzt haben sich die Augen auf den Bereich zwischen Thorsbjörn und Eldvörp gerichtet, weil hier aktuell die Bodenhebung mit 75 mm am höchsten ist. Tatsächlich verhielt es sich 2022 vor der Meradalir-Eruption ähnlich. Allerdings schreiben die Forscher von IMO, dass Daten, die seit dem 27. Oktober gesammelt wurden, zeigen, dass die mit diesem Inflationsereignis verbundene Volumenänderung fast das Doppelte der Volumenänderung erreicht hat, die mit den vier vorherigen Inflationsereignissen in derselben Region zwischen 2020 und 2022 verbunden war. Der Zufluss von Magma bzw. magmatischen Fluiden in den schwellenartigen Körper wird auf etwa 7 m3/s geschätzt, was etwa viermal größer ist als der höchste geschätzte Zufluss bei früheren Inflationsereignissen hier. Während die Inflation anhält, ist aufgrund zusätzlicher Spannungsänderungen in der Kruste mit einer erhöhten Seismizität in der Region zu rechnen.

Das Eldvörp-System

Da sich die Augen nun vom Fagradalsfjall abgewendet haben -obwohl ich nicht sicher bin, ob wir hier nicht doch noch einen Ausbruch sehen werden- und dem Eldvörp zugewendet haben, muss ich ein paar Worte zu diesem Spaltensystem verlieren: Bei Eldvörp handelt es sich um ein 10 Kilometer langes Spaltensystem westlich vom Thorbjörn, der während der Eiszeit unter der Gletscherbedeckung entstand. Ganz so lange ist die letzte Eruption im Bereich von Eldvörp noch nicht her, denn hier trat zuletzt im 13. Jahrhundert Lava aus. Insgesamt stammen drei große Lavafelder in diesem Teil Reykjanes aus dem Spaltensystem, von dem manche sagen, es wäre sogar 30 km lang. Bei diesen Lavafeldern handelt es sich um Stampahraun, Illahraun und Arnarseturshraun. Auch der Thorbjörn und der benachbarte Sýlingafell stehen mit dem Spaltensystem in Verbindung.