Island: Eruptionspuls während der Nacht

Vulkanausbruch Nr. 9 geht weiter – Lavapuls in der Nacht

Reykjavik, 29.07.2025Auf Island geht der 9. Vulkanausbruch im Svartsengi-Gebiet auf Reykjanes weiter. Dreizehn Tage nach Eruptionsbeginn hat sich der Lavaausstoß generell abgeschwächt, wobei es in der Nacht einen Lavapuls gab, der durch kontinuierliche strombolianische Eruptionen aus dem neu gebildeten Kraterkegel im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe gekennzeichnet war. Glühende Tephra deckte die Flanken des kleinen Schlackenkegels ein. Dabei steigerte sich auch die Fließgeschwindigkeit des Lavastroms. Der Puls spiegelte sich in einer leichten Erhöhung der Tremoramplitude wider.

Nächtlicher Lavapuls. © Afar TV

Am frühen Morgen ließ die Aktivitätssteigerung nach, doch auf dem Tremor erkennt man, dass es gegen Mittag wieder einen kleinen Puls gab. Die intervallartige Verstärkung der Tätigkeit ist noch nicht so hoch, wie es bei der ersten Fagradalsfjall-Eruption war, aber die Tätigkeit hat das Potenzial, sich weiterzuentwickeln, obwohl der Ausbruch auch innerhalb weniger Stunden enden könnte.

Ein neues Drohnenvideo vom Wochenende verdeutlicht, dass wenigstens zu diesem Zeitpunkt die Aktivität aus der Nähe betrachtet stärker war, als auf den Livecams ersichtlich. Insbesondere erstaunte mich beim Betrachten des Videos die Größe des neuen Schlackenkegels, die aus der Ferne weniger beeindruckend erscheint. Leider lässt sich das Video hier nicht einbinden.

Heute Mittag kam es zum Kollaps der Kegelspitze bzw. der oberen Kraterwände. Der Kegel hatte sich zuletzt immer weiter geschlossen: Gute Voraussetzungen für hohe Lavajets, sollte es zu stärkeren Pulsen kommen.




Bodenhebung bei Svartsengi detektiert

Bodenhebung. © IMO

Weitere GNSS-Messungen bestätigen, dass es bereits wieder eine Bodenhebung infolge von Inflation neuen Magmas in das flache Reservoir unter Svartsengi gibt. Variationen in der Hebegeschwindigkeit spiegeln die Pulse wider, wobei zu beachten gilt, dass es insbesondere bei den IMO-Messungen eine 1 bis 2-tägige Verzögerung zwischen Messzeitpunkt und Veröffentlichung der Messpunkte gibt. Ich bevorzuge diese zeitlich weniger gut aufgelösten Messungen, weil sie den Anstieg besser verdeutlichen. In den letzten Tagen gab es zwar einige Fehlmessungen, aber inzwischen kristallisiert sich wieder eine gute Bodenhebungslinie heraus. Ein Ende der Eruptionsphase auf Reykjanes ist damit nicht in Sicht.

Rotes Meer: Drei mittelstarke Erdbeben detektiert

Drei mittelstarke Erdbeben im Roten Meer detektiert – weiteres Erdbeben an der Küste von Dschibuti

Datum: 29.07.2025 | Zeit: 06:02:18 UTC | Koordinaten: 16.525 ; 41.136 | Tiefe: 4 km | Mb 4,6

Heute Morgen bebte die Erde mitten im Roten Meer gleich dreimal. Während die beiden schwächeren Erdbeben eine Magnitude von 4,3 hatten und in 10 Kilometern Tiefe fixiert wurden, hatte das stärkere Beben die Magnitude 4,6. Die Tiefe des Erdbebenherds lag bei 4 Kilometern. Vermutlich konnte sie aufgrund der höheren Magnitude besser bestimmt werden als die beiden etwas schwächeren Erdstöße. Das Epizentrum wurde vom EMSC 107 km westlich von Farasān (Saudi-Arabien) angegeben. Bereits gestern ereignete sich an der Küste von Dschibuti ein vergleichbares Beben Mb 4,6.

Erdbeben im Roten Meer. © EMSC

Obwohl alle Beben relativ flach lagen und als mittelstark einzustufen sind, liegen dem EMSC nur vom Erdbeben in Dschibuti zwei Wahrnehmungsmeldungen vor, was in erster Linie mangelnder Internet-Infrastruktur geschuldet sein dürfte. Dennoch sind die Beben im Kontext von Vnet interessant, insbesondere in Bezug auf die Vorgänge am Erta Alé, die uns in der letzten Woche in Atem gehalten haben, als sich ein gut 40 Kilometer langer magmatischer Gang und ein Rift bildeten. Diese Ereignisse zeigen, dass es momentan viele tektonisch bedingte Bewegungen entlang der drei großen Riftzonen Ostafrikas gibt. Diese drei Riftzonen treffen im Bereich des Erta Alé aufeinander. Während die Aktivität in der Erta-Alé-Region dem Wirken des Ostafrikanischen Grabenbruchs geschuldet ist, muss man die Erdbeben dem Roten-Meer-Rift zuordnen: In der Mitte des Roten Meeres verläuft ein junger Ozeanrücken, analog dem Mittelatlantischen Rücken. Hier driften die Afrikanische und Arabische Platte auseinander. An divergenten Plattengrenzen sind Erdbeben seltener als an den Gegenstücken der Subduktionszonen, können aber noch deutlich stärker werden, als es heute der Fall war.

Wenig bekannt ist, dass es im Roten Meer Inselvulkane gibt. Sie konzentrieren sich auf das Zubair-Archipel im Südosten des jungen Ozeans, das zum Staatsgebiet des Jemen gehört. Zuletzt kam es in den Jahren 2011/12 und 2013 zu Eruptionen. 115 Kilometer nordwestlich der Zubair-Inseln liegt der Inselvulkan Jabal al-Tair, der zuletzt 2007 eruptierte. Dieser Vulkan liegt gut 150 Kilometer südlich der Epizentren.

Auch im Bereich des Golfs von Tadjoura, der zu Dschibuti gehört, gibt es mehrere Vulkane. Hier brach 1979 der Ardoukôba aus. Die Entfernung des Vulkans zum Epizentrum des Bebens bei Dschibuti beträgt nur 20 Kilometer.

Iran: Wasserknappheit in der Region Teheran

Dramatische Wasserknappheit in Teheran – Schließung und Verlegung der Hauptstadt im Gespräch

Teheran, 29.07.2025Die Islamische Republik Iran ist im Grunde genommen ein Staat, reich an wertvollen Kulturgütern und vielen wichtigen Ressourcen wie Erdöl und Gas, aber auch mit zahlreichen menschengemachten Problemen: Neben der katastrophalen Herrschaft der religiösen Fanatiker der Ayatollahs ist eines der drängendsten Probleme die Wasserkrise. Sie eskalierte in den letzten Wochen so sehr, dass die Regierung über Schließung und Verlegung Teherans nachdenkt.

Trockenrisse

Verursacht durch eine der schwersten Dürreperioden in der Geschichte des Iran droht der Hauptstadt Teheran das Wasser auszugehen. Die Regierung zieht drastische Maßnahmen in Betracht: Eine temporäre Schließung der Hauptstadt steht ebenso im Raum wie eine langfristige Verlegung der Metropole mit ihren über 15 Millionen Einwohnern. Bereits jetzt sind viele Menschen von der Versorgung mit Trinkwasser von Tanklastwagen abhängig, da die Leitungen trocken bleiben.

Teheran liegt am Südrand des Elburs-Gebirges, das sich als natürlicher Klimateiler zwischen der fruchtbaren Kaspischen Tiefebene und dem ariden Hochland des Iran erhebt. Aufgrund seiner Höhenlage von rund 1.200 Metern über dem Meeresspiegel ist die Stadt von einem trockenen, kontinentalen Klima geprägt – mit heißen Sommern, geringen Niederschlägen und einer steigenden Abhängigkeit von Schmelzwasser aus den umliegenden Bergen. Doch dieses Wasser bleibt aufgrund Schneemangels und Rückzugs der Gletscher im Hochalpin des Elburs- und Zagros-Gebirges zunehmend aus.

Laut dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung war das erste Halbjahr 2025 das trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1893. In vielen Landesteilen sind Seen ausgetrocknet, Stauseen nahezu leer, manche Talsperren vollständig versiegt.

Die aktuelle Wasserkrise ist aber nicht nur das Ergebnis klimatischer Veränderungen, sondern auch von unkontrollierter Übernutzung von Grundwasser und anderer Wasserspeicher: unkontrollierter Wasserverbrauch in Landwirtschaft und Industrie sowie fehlende Nachhaltigkeitskonzepte haben die Wasserressourcen des Landes überstrapaziert. Hinzu kommen jahrzehntelange Vernachlässigung von Umweltschutzmaßnahmen und die veraltete Infrastruktur. Die Schließung zahlreicher Fabriken sowie massive Entlassungen verschärfen die soziale und wirtschaftliche Lage zusätzlich.

Zwangsschließung und Notfallmaßnahmen aufgrund der Wasserknappheit

Tanklastwagen bringt Wasser

Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani kündigte an, dass eine einwöchige Schließung der Hauptstadt ernsthaft geprüft werde. Behörden, Schulen und Universitäten könnten demnach vorübergehend geschlossen werden, um den Wasserverbrauch zu senken. Zudem schlägt das iranische Parlament eine Verkürzung der Arbeitswoche auf vier Tage vor – sowie eine Rückkehr zum Homeoffice-Modell, wie es während der Corona-Pandemie praktiziert wurde.

Präsident Massud Peseschkian bezeichnete die Situation als mögliche Naturkatastrophe. In einer öffentlichen Erklärung ließ er offen, ob Teheran noch der geeignete Standort für eine Hauptstadt sei. Eine Verlegung an einen wasserreicheren Ort könne in Zukunft notwendig werden, so der Präsident.

Die Krise hat bereits spürbare Folgen: In mehr als 50 Städten kam es zuletzt zu stundenlangen Wasserabschaltungen. Viele Bewohner Teherans haben die Stadt verlassen und suchen Zuflucht in den nördlichen Provinzen am Kaspischen Meer, wo die Wasserversorgung noch stabil ist.

Ein nationales Problem – mit globaler Dimension

Die Wasserkrise im Iran zeigt auf dramatische Weise, wie verwundbar Megastädte im Zeitalter des Klimawandels sind – insbesondere, wenn sie in ohnehin wasserarmen Regionen liegen. Ohne entschlossene Gegenmaßnahmen, strukturelle Reformen und internationale Unterstützung könnte Teheran zum Symbol einer Entwicklung werden, die viele Länder in Zukunft treffen könnte.

Stromboli: Erdbeben Mb 3,1 vor der Südküste

Erdbeben Mb 3,1 vor der Südküste von Stromboli – Kohledioxid-Ausstoß hoch

Datum: 28.07.2025 | Zeit: 02:36:40 UTC | Koordinaten: 38.714 ; 15.217 | Tiefe: 258 km | Mb 3,1

In den letzten Wochen war es um die liparische Insel Stromboli still bestellt und sie machte höchstens aufgrund von Sturzfluten infolge von Unwettern von sich reden, doch das könnte sich bald ändern: Ca. 10 Kilometer vor der Südküste der Vulkaninsel manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 3,1. Das Hypozentrum befand sich in 258 Kilometern Tiefe. Damit lag es zwar zu tief, um gespürt zu werden oder direkt etwas mit dem Inselvulkan zu tun zu haben, doch es könnte sich dennoch auf die Aktivität des Vulkans auswirken.

Stromboli Erdbeben

Der Tiefe nach zu folgen, stand das Beben mit der Subduktion der Ionischen Platte unter der Tyrrhenischen in Verbindung. Der Prozess ist letztendlich für die Magmenentstehung mitverantwortlich.

Der Stromboli befindet sich in einer Phase normaler Aktivität. Der Aktivitätsindex des LGS steht auf „medium“. Im Großen und Ganzen werden geophysikalische Durchschnittswerte registriert und der Vulkan geht seinem gewohnten Tagesgeschäft nach. Doch zwei Werte fallen heraus: die hohe Steinschlagaktivität und ein deutlich erhöhter Kohlendioxid-Ausstoß. Dieser liegt bei 1457 Tonnen am Tag, während nur vergleichsweise mickrige 69 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen wurden. Der CO₂-Ausstoß war auch bereits in den letzten Tagen vergleichbar hoch und deutet an, dass sich in der Tiefe ein größerer Magmenkörper befindet. So könnte sich die Aktivität des Dauerbrenners bald wieder steigern.
Die erhöhte Steinschlagaktivität deutet auf eine hohe Frequenz der strombolianischen Eruptionen hin. Möglicherweise gibt es auch Instabilitäten im Kraterbereich, was früher oder später zu Kollapsereignissen führen würde.




Der Stromboli ist nicht der einzige aktive Vulkan Süditaliens: Wie Dr. Boris Behncke gestern berichtete, gab es am Südostkrater des Ätnas schwache Ascheexhalationen. Der Tremor bewegt sich seit Tagen im grünen Bereich.

Italien: Waldbrand auf Sardinien bedrohte 200 Badegäste

Waldbrand auf Sardinien richtete Beinahe-Katastrophe an – gut 200 Badegäste fliehen vor Feuerinferno

Während bei uns der Sommer buchstäblich ins Wasser fällt, leidet der Süden Europas unter Hitze und Trockenheit. Eine ungute Mischung, die immer wieder zu Waldbränden führt. So geschehen gestern auf Sardinien, wo ein starker Waldbrand am Küstenabschnitt Punta Molentis auf den Strand zuhielt. Dort wurden etwa 200 Badegäste am Strand durch ein Flammenmeer von ihren geparkten Fahrzeugen und Fluchtwegen abgeschnitten, wodurch sie am Strand in Bedrängnis kamen. Eine kleine Flottille rettete die Menschen.

Ausgebrannte Fahrzeuge

Schiffe der Küstenwache und der Finanzpolizei sowie private Boote eilten zum Strand bei Villasimius im Süden Sardiniens zur Rettung der Badegäste heran. Die Menschen konnten in Sicherheit gebracht werden, was allerdings nicht für ihre Fahrzeuge galt: Rund 40 Autos brannten komplett aus, wodurch ein hoher Sachschaden entstand.

Das Feuer war am Nachmittag ausgebrochen und breitete sich dank starker Mistralwinde rasend schnell aus und griff auf den Parkplatz über. Starke Rauchentwicklung trieb dichte Schwaden über die Bucht und stellte eine zusätzliche Gefahr für Badegäste und Anwohner der Region dar.

Es spielten sich teils dramatische Szenen ab, als die Badegäste zunächst noch versuchten, zu ihren Fahrzeugen zu gelangen, um mit ihnen die Flucht zu versuchen. Tote oder ernsthaft Verletzte gab es aber offenbar nicht.

Nach Angaben der Feuerwehr brannten rund 40 Autos vollständig aus. Insgesamt steckten etwa 200 Fahrzeuge auf dem Gelände fest. Ein Kiosk wurde komplett zerstört. Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Forstkorps und des Zivilschutzes kämpften mit Löschflugzeugen, Hubschraubern und Bodenmannschaften gegen die Flammen. Auch ein Flugzeug der italienischen Luftwaffe kam zum Einsatz.

Obwohl keine Menschen körperlich zu Schaden kamen, sprechen Umweltorganisationen von einer Naturkatastrophe: Die Wälder von Punta Molentis galten als ein Naturparadies, das jetzt nicht mehr existiert. Der Küstenabschnitt ist bislang insbesondere bei Touristen aus Deutschland sehr beliebt gewesen.

Nicht nur entlang von Punta Molentis brannte es: Am Sonntag wurden auf Sardinien 26 Brände registriert. Auch in anderen Regionen Süditaliens gab und gibt es Waldbrände, darunter auch auf Sizilien.

Die Hitze im Süden und das regnerische Wetter in Deutschland sind zwei Seiten der gleichen Wetterlage: Hochdruckgebiete im Norden und Süden haben ein Tiefdrucksystem eingekesselt, das sich über Deutschland befindet. Die Wettersysteme blockieren sich gegenseitig und sind somit ortstabil.

Island: Kleiner Seitenschlot am aktiven Krater entstanden

Vulkanausbruch auf Island hält seit 12 Tagen an – Am Krater bildete sich ein kleiner Seitenschlot

Reykjavik, 28.07.2025Auf Island geht der Vulkanausbruch bei Sundhnúkur im Svartsengi-Gebiet auch am 12. Tag nach Eruptionsbeginn weiter. Seit der Abschwächung des Lavaausstoßes am Samstag ist die Stärke der Eruption relativ konstant. Stärkere Pulse hat es bis jetzt nicht mehr gegeben. Dafür bildete sich gestern ein kleiner Seitenschlot an der Basis des neuen Schlackenkegels, aus dem nachts eine Minifontäne aufstieg. Auch der Hauptkrater ist aktiv geblieben und speist einen Lavastrom, der sich in Richtung Nordosten ausbreitet.

Auf einem Sentinel-Satellitenbild, das gestern akquiriert wurde, erkennt man im Infrarotspektrum die frische Lava. Sie verbreitet sich auf einem größeren Areal, als man anhand der Livecamaufnahmen vermuten würde. Auffällig ist, dass sie nicht nur in ost-südöstlicher Richtung fließt, sondern auch nach Norden. Dort fließt die Lava überwiegend durch eine Tube, um am nördlichen Rand des Lavafeldes zutage zu treten. Auf dem gleichen Bild im normalen Lichtspektrum erkennt man übrigens sehr schön den Verlauf der Sundhnúkur-Kraterreihe.

Betrachtet man die GNSS-Messreihen genauer, kristallisiert sich wieder eine leichte Bodenhebung heraus, die sich mit dem Rückgang der Eruptionsstärke am Samstag etwas beschleunigte. Aus dem tiefen Magmenkörper unter Fagradalsfjall steigt also mehr Magma in das flachere Reservoir unter Svartsengi auf, als von dort aus in Richtung Krater.

Interessant ist, dass es im Bereich von Fagradalsfjall ein paar schwache Erdbeben gab. Die Bodenhebung in dem Bereich dieses Vulkans hat sich seit Beginn der Eruption nur geringfügig abgebaut. Ein Indiz dafür, dass die Hebung nicht nur ein Sekundäreffekt von den Vorgängen bei Sundhnúkur ist, sondern dass sich hier auch Magma ansammeln könnte. Die Erdbebentätigkeit bei Krysúvik bleibt erhöht. An der GNSS-Messstation MOHA beschleunigte sich seit Eruptionsbeginn die Subsidenz.

Fazit: Da von der Bodenhebung, die sich vor der Eruption aufgebaut hat, nur etwas über die Hälfte abgebaut wurde, ist noch genug Schmelze vorhanden, damit die Eruption länger weitergeht oder sich sogar wieder verstärkt. Gleichzeitig steigt weiteres Magma aus der Tiefe auf und auch bei Fagradalsfjall könnte es eine eigenständige Magmenakkumulation geben, die in einigen Monaten zu einer Eruption dort führen könnte. Ein bevorstehendes Ende der gesamten Eruptionsphase, so wie es der eine oder andere Wissenschaftler propagandierte, erkenne ich anhand der Daten nicht.

Island: Erdbeben Mb 5,2 unter Bardarbunga

Bardarbunga erneut von stärkerem Erdbeben heimgesucht – Wahrnehmungsmeldungen aus dem Norden

Datum: 27.07.2025 | Zeit: 23:39:59 UTC | Koordinaten: 64.618 ; -17.388 | Tiefe: 2,4 km | Mb 5,2

Akureyri, 28.07.2025Gestern Nacht ereignete sich um 23:39:59 UTC ein mittelstarkes bis starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 unter dem subglazialen Calderavulkan Bardarbunga. Der Erdbebenherd lag in nur 2400 m Tiefe und wirkte sich an der Oberfläche dadurch stärker aus. Der Erdstoß war bis nach Nordisland zu spüren gewesen, wo er auch in Akureyri registriert wurde. Ein weiteres Beben hatte die Magnitude 3,1.

Erdbeben unter Bardarbunga. © IMO

Erdbeben ähnlicher Stärke sind unter Bardarbunga nicht ungewöhnlich, aber auch nicht alltäglich: Den letzten Erdstoß vergleichbarer Magnitude gab es zuletzt im Februar. Damals gab es innerhalb weniger Wochen mehrere stärkere Erdstöße und es wurde darüber spekuliert, dass sich der Vulkan nicht nur langfristig, sondern sogar mittelfristig auf eine erneute Eruption vorbereiten könnte. Man hatte bereits Versammlungen der Bevölkerungen organisiert, um Notfallpläne zu besprechen. Zuletzt war Bardarbunga im Jahr 2014 ausgebrochen und schuf das zweitgrößte Lavafeld seit der Besiedlung Islands.

Das Epizentrum des Bebens lag im nordöstlichen Randbereich der Caldera, dort, wo größere Randstörungen verlaufen, die das Calderadach durchziehen. Die Störungen geraten infolge von Bodendeformationen unter Spannungen und bauen diese in Form der Beben ab. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei den Bodendeformationen um Bodenhebungen infolge von Magmenintrusion, was auf ein weiteres Aufladen des gigantischen Vulkans hindeutet.

Es wird angenommen, dass Bardarbunga im Kernbereich des Island-Mantelplumes liegt. Dieser ortstabile Magmaschlauch pumpt Schmelze aus dem Erdmantel Richtung Erdoberfläche und speist einen Großteil der isländischen Vulkane mit Magma. Der Mantelplume wölbt zudem die Erdkruste auf, was dazu beitrug, dass sich Island über der Wasseroberfläche erheben konnte. Inwiefern der Mantelplume den Vulkanismus auf Reykjanes beeinflusst, ist Gegenstand von Spekulationen. Ganz im Süden und Norden Islands dominiert der Einfluss des Mittelatlantischen Rückens das tektonische und vulkanische Geschehen auf Island. Doch es könnte sein, dass der Mantelplume seine Finger bis in die Randbereiche der Insel ausstreckt und zumindest Einfluss auf die Aktivität nimmt, auch wenn er sie nicht maßgeblich steuert.

Poás: Nationalpark öffnet wieder für Besucher

Aktivität am Poás hat stark nachgelassen – Nationalpark öffnet wieder für Besucher

San José, 27.07.2025Eine gute Nachricht für Costa-Rica-Reisende: Der Poás-Nationalpark öffnet am 30. Juli wieder seine Pforten für Besucher. Er war im Frühjahr aufgrund der Eruptionen des Vulkans geschlossen worden. In den letzten Wochen hat sich der Feuerberg wieder so weit beruhigt, dass die Verantwortlichen grünes Licht für die Wiedereröffnung gegeben haben. Ganz still ist der Poás aber noch nicht geworden, denn es gibt noch starke Entgasungstätigkeit. Magma steht so hoch im Fördersystem, dass der entweichende Dampf rot illuminiert wird. Vielleicht gibt es sogar noch die eine oder andere Ascheexhalation zu bewundern.

Rotglut am Poás. © Nationalpark

Die Öffnung erfolgt, nachdem das Ministerium für Umwelt und Energie (MINAE) mitgeteilt hat, dass der Zugang zum Park aufgrund rückläufiger vulkanischer Aktivität wieder erlaubt ist. Wie lange der Zugang möglich bleibt, hängt jedoch weiterhin von der Aktivität des Vulkans ab.

Tatsächlich wurden auch bereits 2 besondere Events angekündigt: Am Samstag, dem 9. August, und am 24. August – dem „Tag der Nationalparks“ werden die Tore für geführte Nachtwanderungen am Krater geöffnet. Zum ersten Mal können Besucher ganz legal das rötliche Glühen des aktiven Kraters nach Einbruch der Dunkelheit beobachten. Laut der Nationalparkstiftung handelt es sich um ein historisches Ereignis, das im nationalen Tourismus neue Maßstäbe setzen soll.




Details zur Nachtwanderung „Poás in Flammen“

Der Eintrittspreis liegt bei rund 20 Euro (11.000 Costa-Rica-Colón) für Erwachsene. Kinder unter vier Jahren zahlen etwa 9 Euro (5.000 Colón). Inbegriffen ist der Zugang zum Krater und zum Botos-Lagunen-Weg in der Zeit von 18:30 bis 21:00 Uhr, außerdem sind Erfrischungen wie Getränke und Gebäck im Preis enthalten. Zusätzliche Speisen können vor Ort erworben werden.

Parkgebühren sind separat zu entrichten: Rund 3,60 Euro (2.000 Colón) pro Fahrzeug, zahlbar in bar am Parkplatz.

Die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Der Einlass erfolgt gestaffelt in Gruppen von je 60 Personen im 20-Minuten-Takt. Nach dem Besuch des Kraters führt die Strecke weiter entlang des Botos-Wanderwegs zurück zum Ausgang.

Die Gesamtstrecke beträgt etwa drei Kilometer und ist leicht begehbar. Die Wanderung ist nicht geführt, wird jedoch durch mehrere Kontrollpunkte begleitet, um Sicherheit zu gewährleisten.

Empfohlen werden warme, bequeme Kleidung, inklusive Mantel, Mütze und Handschuhe, sowie ein Regenschutz wie Poncho oder Umhang. Festes Schuhwerk mit gutem Profil ist ebenfalls erforderlich. Da der Nationalpark über keine künstliche Beleuchtung verfügt, sollten Teilnehmende eine Taschenlampe oder Stirnlampe mitbringen. Drohnen und Haustiere sind auf dem Gelände nicht erlaubt.

Update 19:45: Ob es tatsächlich zu der geplanten Öffnung des Nationalparks nebst Nachtwanderung kommt ist ungewiss, denn soeben gab es wieder eine Ascheeruption am Poás. Laut OVISCORI UNA stieg die Aschewolke gut 1000 m über Kraterhöhe auf. Es kam auch zum Ausstoß glühender Tephra, die in Nähe der Boca A niedergingen. In den letzten zwei Tagen vor dem Ausbruch kam es zu einer Erhöhung des Tremors.

Ol Doinyo Lengai mit rotglühender Lava

Neue Aufnahme vom Lengai zeigt rotglühende Lava – Natriumkarbonatit muss heißer geworden sein

Arusha, 27.07.2025Was für die meisten Vulkane alltäglich ist, kommt am Ol Doinyo Lengai in Tansania einer Sensation gleich: Eine neue Aufnahme zeigt nicht nur einen großen Hornito im Zentralbereich des Kraters, sondern auch einen rotglühenden Lavasprudel in der Morgendämmerung. Das Sensationelle an dieser Aufnahme ist die Rotglut der Lava während der Morgendämmerung. Zudem handelt es sich bei der Aufnahme um einen Screenshot eines Smartphonevideos und nicht um ein langzeitbelichtetes Profifoto, das kaum mit bloßem Auge sichtbare Rotglut verstärkt. Daraus lässt sich schließen, dass die ungewöhnliche natriumkarbonatitische Lava heißer geworden ist.

Rotglut am Lengai

Die Temperatur liegt wahrscheinlich deutlich über 600 Grad Celsius. In der Literatur wird das Temperaturspektrum mit 500 bis 600 Grad Celsius angegeben, was etwa halb so heiß ist, wie Basaltlava wird. Trotzdem ist die Lava des Ol Doinyo Lengai deutlich dünnflüssiger als Basalt, was man auch daran merkt, wenn man sich das Originalvideo anschaut – das ich hier aus rechtlichen Gründen nicht teilen kann: Dort erkennt man, dass die Lava regelrecht aus dem Hornito hervorsprudelt. Zudem hört man, wie die Lava wie ein Wasserschwall auf den Boden klatscht.

Die Aktivität ist auch aus dem Weltall auszusehen. Auf Satellitenbildern erkennt man im Infrarotbereich eine schwache Wärmestrahlung im Zentrum des Kraters. MIROVA bestätigt eine Wärmeanomalie mit 2 MW Leistung, was sicherlich nicht viel ist, aber für den Lengai nicht alltäglich.




Auf den Satellitenbildern sieht man auch, dass der Lake Natron, der in Sichtweite des Vulkans liegt und für seine roten Polygone bekannt ist, die sich für gewöhnlich in der Trockenzeit zeigen, einen sehr hohen Wasserstand hat. Für die Flamingos, deren Brutgebiete im Sodasumpf bei Niedrigwasser liegen, ist das sehr schlecht. Offenbar regnet es in den letzten Jahren im Rift Valley mehr – ein weiteres Indiz des Klimawandels.