Gestern Abend war auf der LiveCam des INGV über dem SE-2-Krater eine rotglühende Gaswolke zu sehen. Zudem berichtet Boris Behncke von Explosionsgeräuschen, die wahrscheinlich aus dem neuen Krater kamen. Möglicherweise finden im SE-2-Krater kleine strombolianische Eruptionen statt. Bei den letzten Paroxysmen waren dies Anzeichen für einen kurz bevorstehendnen Vulkanausbruch.
Starkregen in Berlin-Brandenburg
Am Wochenende sorgte Regentief „Jörg“ für heftige Niederschläge in Brandenburg. Im Durchschnitt fielen 40 Liter Regen pro Quadratmeter. Das entspricht der Regenmenge eines Monats. In Wittstock wurden Rekordwerte von ca. 100 Litern gemessen.
Im Mai regnete es in der gleichen Region am Wenigsten und man sprach bereits von einer Dürre. Zugleich war der Mai ungewöhnlich warm und es kam zu Staubstürmen mobilisierter Erde von den Äckern. Die ersten Juli-Tage waren hingegen mit 11,8 Grad die Kältesten seit Beginn der Klimaaufzeichnung im Jahr 1893.
Inzwischen befürchten Klimaexperten einen globalen Temperaturanstieg von bis zu 6 Grad. Ziel des Klimaschutzes war es, den globalen Temperaturanstieg auf 2 Grad zu begrenzen. Alles darüber hinaus hätte unabsehbare Folgen auf das Ökosystem der Erde und somit auch für die Ökonomie des Menschen. Dieses Ziel kann bereits jetzt als gescheitert angesehen werden.
Soputan: Vulkanausbruch auf Sulawesi!
Der indonesische Vulkan Soputan ist heute Nacht ausgebrochen. Der Ausbruch begann mit strombolianischen Eruptionen und steigerte sich am Morgen. Medienberichten zufolge steigt eine Dampf- und Aschewolke 5 km hoch auf. In einem Umkreis von 6 km um den Vulkan wurde eine Evakuierungszone etabliert, in der aber praktisch niemand lebt.
Der 1783 m hohe Soputan ist zuletzt im Jahr 2008 mit einem VEI 2-3 ausgebrochen. Er liegt ziemlich weit weg vom Schuss in Nord-Sulawesi. Das Gebiet ist nur dünn besiedelt.
Ätna: vergebliches Warten auf den Paroxysmus
Nach einem 6-tägigen Aufenthalt am Ätna auf Sizilien bin ich nun zurück und möchte mich besonders bei Chris Weber von Vulkanexpeditionen International bedanken, der meine SMS-Nachrichten umgesetzt und hier geposted hat!
Steigende Seismik, und Gas- und Ascheausstoß aus der Bocca Nuova (BN) und dem neuen Südost-Krater (SE-2) ließen die Vermutung eines bevorstehenden paroxysmalen Vulkanausbruchs aufkommen und lockten eine ganze Schar von Vulkanfotografen aus aller Welt an; doch der erwartete Ausbruch blieb bislang aus.
Bereits einen Tag vor mir erreichten die Geonauten Martin Rietze, Thorsten Böckel und Richard Roscoe den Vulkan und verbrachten die Nacht vom 25. auf den 26.06 am Kraterrand der BN. Morgens beobachteten sie 2 kleine Explosionen, die rotglühende Bomben förderten. Mehrmals fanden schwache Ascheexhalationen statt.
Am 26.Juni bestieg ich den SE-2 an seiner niedrigsten Seite im Osten. Sie erhebt sich ca. 60 m über die Hochebene. Der Aufstieg entlang der nördlichen Aufschüttungen der Spaltenöffnung vom November 2006 war mühsam, aber unproblematisch. Dieser Wall bildet zugleich eine Seite des Ablaufkanals der Lavaströme der Paroxysmen. Die locker gelagerte Tephra der letzten Ausbrüche füllte zahlreiche Spalten und sackte beim Begehen nach. Wenige Zentimeter unter der Oberfläche war es so heiß, dass sich die Spitzen meiner Wanderstöcke verformten. Der Krater stieß Dampf aus, dem etwas Asche beigemischt war. Diese Entgasungen verliefen nahezu geräuschlos und ohne viel Druck, trotzdem wagte ich es nicht, mich lange am Kraterrand aufzuhalten, da es jederzeit zu einem Paroxysmus kommen konnte.
Die Geburtsstunde des Südost-2-Kraters war im November 2006. Bei der damaligen Spaltenöffnung auf der Flanke des SE-Krater-Kegels entstand auf der Rückseite der Spalte ein Förderschlot, aus dem kleine Aschefontänen aufstiegen. Dieser Förderschlot erweiterte sich durch Kollaps zu einem Pitkrater. Infolge der 4 Paroxysmen wurde der Krater größer und es begann sich ein Kegel aufzuschütten. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die Aktivität des klassischen Südostkraters in den neuen Krater verlagert.
Am 27. Juni unternahmen die Geonauten eine Wanderung entlang der Serra delle Concazze, der nördlichen Begrenzung des Valle del Bove. Von hier aus ergab sich ein schöner Blick auf die Gipfelkrater; besonders der NE-Krater und der SE-2-Krater sind von hier aus gut einsehbar. Der Dampfausstoß am SE-2-Krater ließ deutlich nach, dafür steigerte sich die Entgasung aus dem NE-Krater.
Am 28. Juni hörte der Gasausstoß am SE-2-Krater ganz auf. Am nächsten Tag bestieg ich die Bocca Nuova vom Nordwesten her. Der Wind drückte das Gas in den Krater und flach in Richtung Torre del Filosofo. Der Ascheausstoß steigerte sich. Die hellbraune Färbung der Aschewolken deutete darauf hin, dass es sich überwiegend um altes Material handelte.
Am 30. Juni waren gelegentlich einige Explosionsfolgen zu hören, deren Ursprung entweder im NE-Krater, oder in der Bocca Nuova lagen.
Am 1. Juli steigerte sich die Häufigkeit des Ascheauswurfes. Morgens kam es phasenweise ca. alle 10 Minuten zur Bildung einer kleinen Aschewolke, die ostwärts driftete und eine Schleppe bildete.
Gegen Nachmittag verließ ich Sizilien und startete vom Flughafen Catania aus. Beim Start flog die Maschine durch die Schleppe mit der fein verteilten Vulkanasche. Die Asche-Konzentration war niedrig, dennoch hatte die Wolke eine leichte Braunfärbung. Dem Flugzeug hat es scheinbar nicht geschadet; soviel zum Thema Flugverbot durch Vulkanasche über Mitteleuropa, durch die Asche isländischer Vulkane!
Ätna: Seismik, Asche- und Dampfausstoss
Am sizilianischen Vulkan Ätna wird die Lage z.Z. immer spannender. Heute Nacht gab es nördlich des Ätnas ein Erdbeben. Die Seismik zeigt auch zahlreiche Signale kleiner Amplitude, die durch tief sitzende Explosionen im NE-Krater Kegel verursacht werden. Aus der Bocca Nuova kommt es weiterhin zum Ausstoß von Vulkanasche aus altem Material. Aus dem neuen Südostkrater entgast es. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es zu einem neuen Vulkanausbruch kommt.
Zusammenfassung: Nabro, Puyehue, und diverse Erdbeben
In den letzten Stunden und Tagen ist im geologischen Sinne viel passiert. Hier eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse:
Nabro: der Vulkanausbruch in Eritrea scheint noch nicht vorbei zu sein. Die explosive Aktivität ist rückläufig, dafür zeigen Satellitenaufnahmen einen Lavastrom, der am 19. Juni bereits 15 km lang war. Er besteht vermutlich aus Basalt. Inzwischen sind auch die ersten Bilder im eritreischen Fernsehen aufgetaucht. Auf diesen sieht man die Front des großen Lavastroms, der die spärliche Vegetation verbrennt.
Puyehue: der chilenische Vulkan, der seit in den letzten 2 Wochen immer wieder zu Flugverboten in Argentinien, Neuseeland und Australien führte, ist in den letzten Tagen etwas ruhiger geworden. Auf der LiveCam kann man dennoch eine Aschewolke erkennen, der mehrere hundert Meter hoch aufsteigt, bevor starker Wind sie niederdrückt. Vereinzelt kam es wieder zu Sperrungen des Luftraumes. Es geht die Spekulation um, dass sich die Aktivität wieder verstärken könnte.
Japan: dort hat sich heute erneut ein Erdbeben der Stärke 6.7 ereignet. Betroffen war die Provinz Iwate im Norden des Archipels. Das Hypozentrum lag vor der Küste in ca. 20 km Tiefe. Zunächst wurde eine Tsunamiwarnung ausgegeben, die dann aber wieder zurück genommen wurde.
Nach dem katastrophalen Beben vom 11. März hat es zahlreiche Nachbeben gegeben. Seismologen gehen davon aus, dass Japan auch in nächster Zukunft von weiteren Erdbeben erschüttert wird. Seit Jahren wartet man auf das sogenannte Tokai-Erdbeben. Unklar ist momentan, ob sich die Spannungen entlang der Störungszone am Ozeanboden vor Tokio mit dem Beben vom 11. März abgebaut haben, oder ob dieses Ereignis weiter nördlich der gefürchteten Störungszone als unabhängiges Event anzusehen ist.
Türkei: hier gab es im Osten des Landes ein moderates Erdbeben der Stärke 5.4. Betroffen waren die Provinzen Elazig, Diyarbakir und Tunceli. Über Schäden, oder Opfer ist bisehr nichts bekannt.
Christchurch: mehr als 5000 Häuser der neuseeländischen Stadt wurden durch die Beben der letzten Monate so stark beschädigt, dass sie unbewohnbar sind. Ganze Viertel werden abgerissen und nicht wieder aufgebaut, da der Untergrund zu unsicher sein soll. Die Regierung will den Hausbesitzern die Grundstücke abkaufen.
In neuseeländischen Zeitungen ist heute ein Artikel von offizieller Seite veröffentlicht worden, in dem ein klares Dementi gegen die Gerüchte eines bevorstehenden Vulkanausbruches ausgesprochen wurde. Die heißen Quellen, die nach der Erdbebenserie entstanden sind, seien nicht vulkanischen Ursprungs, sondern hydrothermale Tiefenwässer, die durch die natürliche Erdwärme in großen Tiefen aufgeheizt worden sein sollen.
Ätna: Entgasung am südöstlichen Pitkrater
Boris Behncke berichtet von einer Zunahme der Aktivität am Ätna. In den vergangenen Tagen kam es zu Asche-Exhalationen aus der Bocca Nuova. Bei der Asche handelt es sich allerdings nicht um frisch gefördertes Material, sondern um alte Lava die aus dem Schlot geblasen wurde. Auf der Ätna-LiveCam war heute nacht ein roter Lichtschein über dem Krater zu sehen.
Im Nordostkrater finden tief sitzende Explosionen statt. Aus dem neuen Krater an der Flanke des SE-Krater-Kegels hat verstärkte Entgasung eingesetzt. Teilweise ist in den Gaswolken etwas Asche enthalten. Diese Ereignisse können als Anzeichen dafür interpretiert werden, dass sich der Ätna auf einen weiteren Paroxysmus vorbereitet. Wann genau der neue Vulkanausbruch stattfinden wird, lässt sich nur schlecht prognostizieren. Ich rechne damit innerhalb der nächsten Tage.
Seismik: Katla,Taupo und Taal
Unter dem subglazialen Vulkan Katla auf Island ereigneten sich in den letzten 24 Stunden 11 Erdbeben. Diese konzentrierten sich in der Caldera und am Westrand des Gletschers Myrdalsjökull.
Bereits Ende Mai gab es Schwarmbeben unter dem neuseeländischen Supervulkan Taupo. Die Caldera ist mit einem See gefüllt und weist diesbezüglich Ähnlichkeit mit dem Taal auf den Philippinen auf. Dieser Vulkan hatte in den letzten Wochen häufig für Schlagzeilen gesorgt, da dort vermehrt Beben registriert wurden. Zudem stiegen Wassertemperatur und Kohlendioxid-Austoss an. Am Taal sind die Werte momentan allerdings rückläufig und es werden nur noch vereinzelte Beben registriert.
Schwarmbeben können Anzeichen bevorstehender Vulkanausbrüche sein, damit diese so interpretiert werden können, bedarf es allerdings ein gehäufte Vorkommen dieser Bebenart.
Puyehue-Cordón Caulle: Aktivität rückläufig
Der Vulkanausbruch des chilenischen Vulkans Puyehue geht zurück. Am Wochenende stieg die Aschewolke nur noch ca. 1,2 km hoch auf. Von dem Ausbruch besonders stark betroffen ist Argentinien. Dort wurde in 3 Provinzen der Notstand ausgerufen. Der Flugverkehr kam tagelang zum erliegen. Einschränkungen im Flugverkehr gab es aufgrund der Aschewolke auch in Neuseeland, Australien und zuletzt in Südamerika. Die Asche ist nun einmal um die ganze Welt gedriftet und wieder in Chile angekommen.
Die erhöhte Sensibilität der Luftfahrbehörden in Bezug auf Vulkanasche und Flugverbote finde ich schon erstaunlich. Die explosiven Vulkanausbrüche waren alle nur von moderater Stärke und nicht annähernd so stark, wie die Eruptionen von Mount St. Helens im Jahr 1980, oder dem Pinatubo im Jahr 1991. Dieser Ausbruch auf den Philippinen hatte einen VEI 6 und war schätzungsweise ca. 20 Mal so stark wie die Ausbrüche der letzten Wochen. Bei diesem Ausbruch wurden 10 Kubikkilometer Tephra gefördert. Die Vulkanasche stieg 40 km hoch auf und verteilte sich global. Im Folgejahr fielen die globalen Durchschnittstemperaturen um 0,5 Grad.
Der stärkste Vulkanausbruch, der jemals von Menschen dokumentiert wurde fand 1815 in Indonesien statt. Auf der Insel Sumbawa brach der Vulkan Tambora in einer VEI 7 Eruption aus. Dabei wurden 160 Kubikkilometer Tephra gefördert. Ein Jahr später sanken die globalen Durchschnittstemperaturen um 3 Grad Celsius. Das Jahr 1816 ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichtsschreibung ein.
Was passiert wohl, wenn sich so ein starker Vulkanausbruch heute ereignet? Wenn die modernen Düsenjets so empfindlich auf Vulkanasche reagieren, wie es nun den Anschein hat, würde der globale Flugverkehr auf Wochen zum erliegen kommen. Die Folgen für die Weltwirtschaft wären katastrophal. Niemand kann sagen, wann es wieder zu einer Eruption mit einem VEI 6, oder VEI 7 kommen wird, gewiss ist nur, dass so ein Vulkanausbruch irgendwann in den nächsten Jahrzehnten stattfinden wird und es die Menschen unvorbereitet eiskalt erwischen wird.