Bardarbunga: hohe Gaskonzentrationen

Das Lavafeld erreicht den Jökulsá á Fjöllum. © Nasa Earthobservatory.Der Vulkanausbruch auf Island geht unvermindert weiter. Der Lavastrom fließt in das Flussbett der Jökulsá á Fjöllum. Es entsteht Wasserdampf, aber keine litoraeln Explosionen. Es könnte ein Lava-Damm entstehen, der den Fluss aufstaut, oder umlenkt. In diesem Fall besteht Überflutungsgefahr. Schon jetzt soll mehr Lava gefördert worden sein, als bei der Askja-Eruption 1874, oder dem Ausbruch der Krafla 1984.

Sorgen bereitet die zunehmende Gaskonzentration. Im Osten der Insel warnt man bereits vor erhöhtem Risiko für Menschen mit Atemwegbeschwerden. Die Wissenschaftler im Eruptionsgebiet müssen Gasmasken tragen und Gasmelder dabei haben. Sie wurden mehrfach angewiesen das Gebiet zu verlassen. Die große Wärmeabstrahlung, die vom Lavafeld ausgeht verursacht ein eigenes Mikroklima mit Wolkenbildung, Turbulenzen und Tornados. Diese stellen eine Gefahr für tieffliegende Kleinflugzeuge dar.

Immer mehr Forscher befürchten einen großen Ausbruch des Bardarbunga. Es wurden wieder 2 stärkere Erdbeben mit Magnituden zwischen 4 und 5,5 registriert. Die Absenkung des Calderabodens geht weiter. Energieversorger, die Wasserkraftwerke betreiben, befürchten im Falle eines Ausbruches unter dem Eis große Gletscherläufe. Die Wassermassen könnten ihre Infrastruktur zerstören. (Quellen IMO, RUV)

Bardarbunga: Vulkanausbruch geht weiter

2 relativ hohe Lavafontänen. &copy: MILAUpdate 12.30 Uhr: Der Fernsehsender RUV meldet, dass 3 weitere Depressionen im Eis entdeckt wurden. Diese befinden sich auf der Gletscherzunge Dyngjujökull. Sie kommen durch Schmelzprozessen zustandet, die durch kurzlebige Eruptionen unter dem Eis hervorgerufen wurden. Jon Frimann berichtet in seinem Blog, dass er harmonischen Tremor aufgezeichnet hat und vermutet eine kleinere subglaziale Eruption.

Originalmeldung: Die Spalteneruption am isländischen Vulkan Bardarbunga hält weiterhin an. Derzeit konzentriert sich die Aktivität auf 2 Schlackekegel, aus denen recht hohe Lavafontänen gefördert werden. Es sind die höchsten Fontänen, die ich bisher auf der LiveCam beobachten konnte. Ich schätze die Höhe auf mindestens 170 m. Der Lavastrom am Holurhaun-Lavafeld bedeckt eine Fläche von 19 Quadratkilometern. Die Schwefeldioxid-Konzentration ist (laut IMO) im Eruptionsgebiet derzeit so hoch, dass die Wissenschaftler das Gebiet verlassen mussten. Auch im Osten der Insel wurde eine erhöhte Schadstoffkonzentration gemessen, die zu Atembeschwerden führen kann.
In den letzten 48 Stunden ereigneten sich 455 Erdbeben. Das Schwermbeben erreichte nun den Herdubreid nördlich der Askja. Insgesamt hatten 7 Beben eine Magnitude größer als 3. Im nördlichen Teil des magmatischen Ganges (Dyke) ereignete sich der stärkste Erdstoß seit Beginn der Eruption: er hatte eine Magnitude von 4,5. Weitere Beben mit Magnituden zwischen 4 und 5 ereigneten sich am Nordrand der Bardarbunga-Caldera. Diese bereiten den Wissenschaftlern zunehmend Sorge: die am Freitag festgestellte Absenkung des Calderabodens geht unvermindert weiter. Seit Freitag vertiefte sich die Depression im Gletscher um täglich 90 cm. Insgesamt ist das Eis über der Caldera um 18,7 m abgesunken. Wir erleben da derzeit eine Calderabildung in Zeitlupe.
Normalerweise geht man davon aus, dass sich Calderen bei Plinianischen Eruptionen bilden. Bei diesen hochexplosiven Vulkanausbrüchen entleert sich die Magmakammer in kurzer Zeit und das darüber liegende Vulkangebäude stürzt ein. Zurück bleibt ein Riesenkrater, der mehrere Kilometer Durchmesser hat. Die Gletschervulkane unter dem Vatnajökull habe recht große Calderen. Die des Bardarbunga misst 10 km im Durchmesser. Wie der anhaltende Absenkungs-Prozess zeigt, müssen diese nicht unbedingt während eines explosiven Ausbruches entstanden sein. Es reicht, wenn sich die Magmakammer effusiv entleert, wie es derzeit durch die Spalteneruption am Holuhraun-Lavafeld geschieht.
Ähnliches passierte am Piton de la Fournaise, als sich 2007 eine Spalte tief an der Vulkanflanke öffnete. Wochenlang strömte dünnflüssige basaltische Lava den Hang hinab. Am Ende der Eruption kollabierte der Gipfelkrater.
Auf Island befürchtet man, dass eine explosive Eruption des Bardarbunga folgen könnte. Ähnliches ereignete sich bei der Eyjafjallajökull-Eruption im Frühling 2010. Dieser Ausbruch legte tagelang den Flugverkehr über Europa lahm.

Vulkane weltweit

Mila-Livecambild des aktiven Spalten-Teils.Bardarbunga: die Aktivität geht weiter, beschränkt sich aber nun auf einige neu gewachsene Schlackenkegel im zentralen Teil der ersten Eruptionsspalte. Seit Mitternacht haben sich 40 Beben ereignet. Die Meisten davon in der Nähe der Eruptionsspalte. Zwei stärkere Beben wurden am Bardarbunga registriert. Der Tremor ist gestern etwas zurückgegangen, heute ist er stabil auf Vortages-Niveau.

Zuhpanovski: der Vulkan auf Kamtschatka ist derzeit sehr aktiv. Seit gestern produzierte er 11 Aschewolken, die vom VAAC Tokyo aufgezeichnet wurden. Vulkanasche stieg fast 12 km hoch und stellte somit eine Gefährung für den Flugverkehr dar.

Bardarbunga: Lava trifft auf Fluß

Heute hat der 11 km lange Lavastrom einen Arm des Flusses Jökulsá á Fjöllum erreicht. Es kam zum Kontakt von Wasser und Lava, doch die erwarteten litoralen Explosionen blieben aus. Es kam zu leichter Dampfentwicklung die man auf der LiveCam erahnen konnte.

Die Eruption geht unvermindert weiter und es werden zwischen 100 und 200 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert. Lava-Ausstoß und Zufluß in den Dyke halten sich die Waage.

Es ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,4 unter dem Rand des Zentralvulkans. Die Vertiefung auf dem Eis über der Caldera entspricht einem Magmavolumen von 0,25 Kubikkilometer. Diese Menge drang bisher in den magmatischen Gang (Dyke) ein. Diese Menge ist im Vergleich zur Laki-Eruption verhältnismäßig klein: 1783 traten aus dieser Eruptionsspalte 15 Kubikkilometer Lava aus.

Bardarbunga: Eruption auf Vortages-Niveau

View der Livecam von MilaUpdate 19.30 Uhr: Das IMO berichtet von großen morphologischen Änderungen in der Eisoberfläche über der Caldera des Bardarbunga (Zentralvulkan). Demnach hat sich das Eis über dem Vulkan bis zu 15 m abgesenkt. Diese Absenkung ist die Stärkste, die jemals auf Island gemessen wurde. eine größere Hohlform bildete sich zuletzt 1875, als die jüngste Askja-Caldera entstand. Diese Absenkung kommt nicht durch eine Eruption unter dem Eis zustande, sondern, weil Magma aus der Magmakammer des Bardarbunga über den magmatischen Gang (Dyke) abläuft. Dadurch senkt sich der Calderaboden. Dieser Setzungsprozeß soll auch für die starken Erdbeben mit Magnituden größer als 5 verantwortlich sein, die den Bardarbunga immer wieder erschüttern. Einer Theorie der Vulkanologen zufolge, könnte der absinkende Calderaboden, das Magma aus der Magmakammer pressen. Obwohl das Magma aus der Magmakammer abfließt, kann es noch zu einem explosiven Ausbruch des Vulkans kommen. Besonders gasreiche Restschmelzen neigen bei Druckentlastung (abfließen des dünnflüssigen Magmas) zu explosiven Vulkanausbrüchen. Je länger die Spalteneruptionen ausserhalb des Gletschers dauern, desto größer die Gefahr einer explosiven Eruption des Zentralvulkans mit hoch aufsteigender Aschewolke.

Originalmeldung: Die Eruption an den Spalten nördlich der Gletscherzunge Dyngjujökull geht weiter. Der Lava-Ausstoß befindet sich auf dem Niveau des Vortages. Die Aktivität an der ersten Spalte beschränkt sich nun auf einige Förderschlote um denen sich Krater-Kegel bilden. Die Lavafontänen erreichen eine Höhe von ca. 130 m. Der Lavastrom ist nun 10 km lang und muss nur noch 1 km bis zum Fluss Jökulsá á Fjöllum zurücklegen.

Gestern wurde von einer Depression (Absenkung) im Eis der Gletscherzunge Dyngjujökull berichtet. 6 km vom Eisrand entfernt bildete sich die Hohlform durch Schmelzprozesse. Sehr wahrscheinlich gab es eine kleinere subglaziale Eruption, die mit den Phasen erhöhten Tremors unter dem Gletscher einher ging.

Das Eruptions-Gebiet bleibt erst einmal gesperrt, da die Gefahr einer Gletscherflut besteht. Zudem ist die Konzentration schädlicher Gase in der Luft sehr hoch. Die Wissenschaftler fürchten zunehmend einen Ausbruch des Zentralvulkans Bardarbunga. Gestern Abend nahm die Polizei mehrere Personen fest, die das Sperrgebiet betreten hatten. Ihnen drohen hohe Strafen.

Eigentlich habe ich für nächste Woche bereits einen erneuten Abstecker nach Island geplant (mit Presse-Permit und Monstertruck), doch wie es derzeit ausschaut werde ich ihn aufgrund der Vollsperrung des Gebietes verschieben müssen.

Bardarbunga: neue Eruptionsspalten

Wetterradar zur Beobachtung von Aschewolken. © IMOUpdate: Man hat vor einer der Webcams ein weiteres Wetterradar positioniert. Dies lässt vermuten, dass die Forscher mit einer Verlängerung des Risses bis unter dem Gletscher rechnen. Dann könnte es zu explosiven Ascheeruptionen kommen, die mit dem Radar beobachtet werden sollen.

Originalmeldung: Am isländischen Vulkan haben sich heute 2 neue Eruptionsspalten geöffnet. Lavafontänen steigen einige 10er Meter hoch auf. Eine Dampfwolke erreicht eine Höhe von 5 km. Die Risse sind zusammen ca. 2 km lang und liegen nur ca. 2 km von der Gletscherzunge Dyngjujökull entfernt. Sie verlaufen in die gleiche Richtung wie die bisherige Spalte.

Es haben sich auch weitere Risse in dem Rift Valley gebildet, dass zum ersten Mal vor 2 Tagen unter dem eis entdeckt wurde. Die Bewegung des Riss-Systems in Richtung Gletscher ist insofern beunruhigend, als dass es zu phreatomagmatischen Eruptionen kommen kann, wenn Schmelzwasser in den Gletscher eindring.

Das Gebiet wurde wieder komplett gesperrt. Der Zivilschutz prüft, ob man eine Öffnung für vulkanologen und Journalisten wieder verantworten kann.

Bardarbunga: Eruption geht weiter

Der Vulkanausbruch auf Island hält weiterhin an. Laut IMO haben sich in den letzten Tagen wenige Änderungen ergeben. Auf der LiveCam sieht man, dass nur noch ein relativ kleiner Teil der Spalte aktiv ist. Es steig viel Wasserdampf auf und die eigentliche Lava-Austritte sind größtenteils im Nebel verborgen.

Die Erdbebentätigkeit ist deutlich zurück gegangen. In den letzten 48 Stunden wurden 584 Beben registriert, 6 mit einer Magnitude größer als 3.

Bardarbunga: Vulkanausbruch geht weiter

Die Spalte heute Morgen. © MilaUpdate 15.30 Uhr: Das IMO meldet, dass die Förderrate heute geringer ist, als die Menge an Magma die in den unterirdischen Dyke einströmt. GPS-Messungen zeigen, dass sich der Untergrund immer noch aufwölbt. Es wurde eine Depression im Eis der Gletscherzunge Dyngjujökull festgestellt. Diese Depression wird durch ein neu entstandenes „Rift Valley“ im Boden hervorgerufen. Dieses wird als breit und tief beschrieben. Zugleich steigt der Druck im magmatischen Gang unter dem Dyngjujökull weiter an.

Ein mögliches Szenario ist, dass sich die Eruptionsspalte verlängert und bald bis unter den Gletscher reichen wird. Dann besteht eine erhöhte Gefahr für einen Gletscherlauf.

Orignialmeldung: Gegenüber gestern hat sich heute nicht viel am Bardarbunga verändert. Die Spalteneruption geht auf Vortagesniveau weiter. Der Lavastrom ist über 6 km lang und 2 km breit. Die Seismik ist ebenfalls wie tags zuvor. Ein stärkeres Beben der Magnitude 5,5 ereignete sich gegen 3.09 Uhr unter dem Zentralvulkan Bardarbunga. Die Anzahl der Beben mit einer Magnitude größer als 3 hat sich in den letzten 48 Stunden auf 11 reduziert. In diesem Zeitraum wurden insgesamt 873 Beben registriert.

Automatisch aufgezeichnete Beben. © IMODie automatisch aufgezeichneten Erdbeben erstrecken sich nun weiter entlang einer Zone nordöstlich der Askja. Dies lässt die Vermutung zu, dass sich dort auch ein magmatischer Gang (Dyke) bildete. Auf der manuell korrigierten Darstellung der Seismik taucht diese Erdbebenzone nicht auf. Was mich bei meinem Besuch auf Island überraschte, war, dass ich keines der stärkeren Beben spüren konnte, obwohl ich mehrere Nächte in Sichtweite des Vulkans verbrachte.

Im Netz sind Spekulationen zu lesen, dass ein Ausbruch des Zentralvulkans immer wahrscheinlicher wird. Es wurde auch von einer möglichen Eruption unter der Gletscherzunge Dyngjujökull berichtet. Diese Meldungen wurden bisher von IMO nicht bestätigt.

Bildbericht Island: Bardarbunga und das Hochland

Der Bildbericht aus Island wurde zwischen dem 27. und 31. August 2014 aufgenommen. Zusammen mit Martin Rietze ging ich auf eine Recherchereise in das Gebiet des Vulkans Bardarbunga, der seit mehreren Wochen unruhig war. Natürlich hofften wir auch, dass der erwartete Vulkanausbruch einsetzten würde. Besonders erpicht waren wir auf eine große subglaziale Eruption des Zentralvulkans Bardarbunga. Die Wahrscheinlichkeit eine Initialphase zu erwischen, war aber verhältnismäßig klein. Plan B war eine beginnende Spalteneruption im Gebiet des Dyngjujökull. Diese setzte dann auch ein, leider war das Gebiet so gut abgesperrt, dass wir nicht zur Spalte vordringen konnten. Am Samstag machten wir einen spontanen Rundflug über die Gegend, um wenigstens einen Eindruck der Szenerie liefern zu können, über die ich hier seit 2 Wochen berichte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Eruption wieder gestoppt.

Am nächsten Tag ging unser Heimflieger und wir mussten nach Reykjavik zurück. Erst am Flughafen erfuhren wir davon, dass eine neue Eruption eingesetzt hatte. Da zu diesem Zeitpunkt noch nichts über die Größe der Eruption bekannt war, flogen wir heim. Das sollte sich später als Fehlentscheidung herausstellen. Allerdings war in den ersten Tagen nach Eruptionsbeginn kein hinkommen zur Eruptionsspalte. Erst nach einigen Tagen wurde Journalisten der Zutritt zum Vulkan gestattet.

Über den Vulkan: Der Bardarbunga liegt unter dem Gletscher Vatnajökull auf Island. Mit den angeschlossenen Spaltensystemen bildet Bardarbunga auch das gleichnamige Vulkansystem. Im August des Jahres 2014 begann eine spektakuläre Eruption. 

Die Bardarbunga war lange Zeit unbekannt, weil der Vulkan weit von den besiedelten Gegenden entfernt liegt und wegen seiner Position unter dem großen Gletscher relativ selten sichtbare Eruptionen produziert.

Geologische Untersuchungen ergaben jedoch, dass sich unter dem Eis mit einer Fläche von 80 km² eine der größten Calderen des Landes verbirgt. Sie misst 10 km im Durchmesser und ist 700 m tief. Am 31. Januar 1973 wurde sie erstmals auf Satellitenbildern entdeckt