Island: Unklare Situation an der Eruptionsspalte am 20.12.23

Unklare Situation an der Ausbruchsstelle – Schlechtes Wetter behindert die Sicht

Die Aktivität entlang der Eruptionsspalte zwischen den Sundhnúks-Kratern und Stóra-Skógfell hat im Laufe der letzten Stunden stark nachgelassen. Nachts konnte man das Geschehen via Livecam nur temporär verfolgen, da Wolken und starker Schneefall die Sicht behinderten. Was man sehen konnte, war, dass die Eruption signifikant an Kraft verlor: Zuletzt wurde noch von 2 aktiven Stellen entlang der ursprünglich 4 km langen Eruptionsspalte gesprochen. Ich habe gerade durch die Aufzeichnungen der Livestreams gescrollt und mich würde es nicht wundern, wenn der Lavaausstoß schon ganz gestoppt hätte. Heute Morgen sieht man auf den Cams aufgrund des Wetters aber nichts. Die geophysikalischen Daten deuten auch auf einen starken Rückgang der Aktivität hin. Insbesondere der Tremor ist gegen Null gegangen und auch die Subsidenz des Bodens stoppte.

Auf den jüngsten GPS Messungen erkennt man, dass sich der Boden bei Svartsengi im Laufe der Nacht kaum noch senkte, nachdem er gestern zunächst um mehrere Zentimeter abgefallen war. Allerdings sackte er bei weitem nicht soweit ab, als dass bereits das ganze Magma aus dem Sill abgeflossen wäre. Je nach verwendeten Diagramm kann man eine Absenkung zwischen 8 und 12 cm ablesen. Kurz vor der Eruption kam es zu einer starken Bodenhebung, die ich aber bei meinen Betrachtungen außen vor gelassen habe, da sie nur durch einen einzelnen Messpunkt vertreten war. Die näher an der Spalte gelegenen Messstationen sind seit der Eruption offline.

Kurzum, selbst wenn die Eruption bereits vorbei sein sollte, wurde wohl längst nicht die gesamte Schmelze eruptiert, die sich seit Mitte Oktober im Untergrund angesammelt hat. Natürlich ist es unklar, wie viel der Schmelze noch eruptionsfähig ist, da zumindest ein Teil des Magmas im Sill und Dyke erstarrt sein könnte. Warten wir mal ab, was die isländischen Experten heute zu sagen haben, aber ich denke nach der Eruption ist vor der Eruption!

Gestern brachten sie auf jeden Fall eine neue Gefahrenkarte heraus und Grindavik wurde einmal mehr zum Hochrisikogebiet erklärt. Der Zugang zur Stadt wurde großräumig abgesperrt und alle Einsatzkräfte abgezogen. Offenbar hielt man eine Spaltenöffnung im Stadtgebiet für möglich, fürchtete sich vor weiteren Erdbeben und machte sich Sorgen wegen der Gasbelastung.. Da wir nicht wissen, was als nächstes geschehen wird, ist Vorsicht sicher angebracht.

Übrigens, in unserer FB-Gruppe wurden zahlreiche Videos der Eruption geteilt. Darunter auch das unten eingebundene Zeitraffervideo der Spaltenöffnung.

Der Ofen ist aus! Gerade gaben die Wolken einen Livecamblick frei und man sah an der Stelle des Hauptförderschlotes nur noch etwas Rotglut. Zwar weiß ich nicht wie es an anderen Stellen aussieht, doch die Vermutung liegt nahe, dass die Eruption erst einmal stoppte bzw. eine Pause einlegt.

Island: Erwarteter Vulkanausbruch hat begonnen – News vom 19.12.23

Eruption auf Reykjanes gestartet – Lange Eruptionsspalte hat sich geöffnet

Gestern Abend begann sie dann doch, die lang erwartete Eruption auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Um 22:17 Uhr öffnete sich zwischen Stóra-Skógfell und der alten Kraterreihe Sundhnúkar eine ca. 4 km lange Eruptionsspalte. Lavafontännen schießen bis zu 100 m die Höhe. Die Förderrate wird auf 100 – 200 Kubikmeter pro Sekunde geschätzt. Die Fließgeschwindigkeit liegt bei knapp unter 1 km pro Stunde. Die Entfernung vom südlichen Ende bis zum Stadtrand von Grindavík beträgt fast 3 km.

Der Ausbruch kündigte sich durch eine seismische Krise an, die knapp 2 Stunden vor der Eruption begann und erst eine halbe Stunde später richtig an Fahrt aufnahm. Die IMO-Tabellen zeigen 538 Erschütterungen an, wobei als Zeitraum wieder 48 Stunden gelten. Gut 300 Beben ereigneten sich unmittelbar vor der Eruption. Betrachtet man die Größe der Spalte, waren das recht wenige Erdbeben und die Vorwarnzeit war kurz bemessen. Man kann davon ausgehen, dass die Schmelze in weniger als 1 km Tiefe unter der Oberfläche stand. Bis zu dieser Tiefe war sie bereits kurz nach der Dykeintrusion am 10. November aufgestiegen. Offenbar waren spätere Einschätzungen der Vulkanologen falsch, dass der größte Teil der Schmelze im Dyke bereits nach 2-3 Wochen erstarrt sei. Es gab wohl keine messbaren Magmenbewegungen, weil der Druck im Dyke zu groß war.

Bereits um Mitternacht begann der Ausbruch an Kraft zu verlieren. IMO betont in seinem Bericht aber, dass die Aktivitätsabnahme kein Anzeichen für die Dauer der Eruption sei, sondern dass man Vergleichbares auch bei den drei vorangegangenen Eruptionen beobachtet hatte. Der aktuelle Ausbruch ist bereits in seiner Initialphase deutlich stärker gewesen als die Eruptionen am Fagradalsfjall.

Über den weiteren Verlauf der Spalteneruption lassen sich bis jetzt keine Prognosen anstellen. Berücksichtigt man die Menge des Magmas, dass in den letzten Wochen in die Erdkruste eingedrungen ist, dürfe den Isländern ein längeres Ereignis bevorstehen. Vielleicht gibt es auch eine on – off Eruption. Für die Grindavikings ist es sicherlich kein guter Tag. Die Bewohner der Stadt müssen einmal mehr um ihre Existenzgrundlage bangen.

Hier findet ihr die Seite mit den Livecams und Daten zur Eruption.

Island: Erdbebenaktivität ist am 18.12.23 hoch

Hohe Erdbebenaktivität am magmatischen Gang – Bodenhebung hält an

Am magmatischen Gang auf Reykjanes ist die Erdbebenaktivität heute relativ hoch gewesen. IMO zeigt in seiner Tabelle für die letzten 48 Stunden 293 Erschütterungen auf der Halbinsel an. Die meisten Erdbeben manifestierten sich im zentralen Part des Gangs, dort, wo die isländischen Forscher am ehesten mit einer Eruption rechnen, wenn es denn zu einer kommt. Es gilt immer noch die Bemerkung, dass es offenbar Probleme mit der Datenerfassung gibt, weshalb immer wieder Lücken in den Diagrammen entstehen, die dann nachträglich aufgefüllt werden.

Die Bodenhebung hält in etwa auf dem Niveau der Vortage an. Einzelne Messpunkte fluktuieren immer entlang des Mittelwertes, daher lässt sich von Messung zu Messung nur schwer abschätzen, ob die Hebungsrate gleich geblieben ist oder nicht. Der letzte Messpunkt lag etwas unterhalb der Mittellinie, doch im Großen und Ganzen halten sich die Fluktuationen in Grenzen.

Aus seismischer Sicht ist nicht nur die Reykjanes-Halbinsel unruhig, sondern viele Vulkangebiete entlang der Hauptriftzonen. So wurden Erdbeben unter den Gletschervulkanen Katla und Grimsvötn/Bardarbunga registriert. Auch das System Askja/Herdubreid ist etwas unruhig geworden. Den stärksten Erdstoß der letzten Tage gab es aber an der Tjörnes-Fracture-Zoe vor der isländischen Nordküste. Dort bebte die Erde bei Grimsey mit einer Magnitude von 3,4.

Die Experten von IMO und der Universität Reykjavik beraten sich am 20. Dezember erneut und wollen zu einer neuen Lageeinschätzung der Situation kommen. Es soll ggf. auch eine neue Gefahrenkarte herausgebracht werden.

Heute wurde auch wieder die Hauptstraße nach Grindavik geöffnet, nachdem sie länger als 5 Wochen gesperrt war. Die Grindavikings müssen nun keine Umwege mehr fahren, wenn sie tagsüber zu ihren Häusern wollen. Nachts müssen sie die Stadt aber wieder verlassen haben.

Island: Steigerung der Seismizität am 17.12.23

Zunahme der Erdbebentätigkeit am Gang – Bodenhebung hält an

Wie IMO berichtet, gab es gestern am magmatischen Gang auf Reykjanes ca. 100 Erdbeben. In den ersten 11 Stunden des Tages waren es heute bereits 120 Erschütterungen, die von den Seismografen registriert wurden. In der Tabelle der letzten 48 Stunden werden 240 Beben angezeigt, deutlich mehr, als es in den letzten Tagen der Fall war. Auffällig sind 2 Lücken in der Darstellung mit der Zeitachse. Ob es da keine Beben gab, oder ob diese nur nicht erfasst/ausgewertet wurden, ist mir unklar. In den letzten Tagen wurden die Kartenaktualisierungen öfter mal ausgesetzt, was mit den Datenverarbeitungsproblemen zusammenhängen könnte, von denen IMO heimgesucht wurde/wird.

In Bezug auf den GPS-Messungen zur Bodenhebung scheinen die Probleme behoben zu sein. Die letzten Messungen zeigen eine anhaltende Bodenhebung bei Svartsengi, die sich im Vergleich zum Freitag wieder deutlich beschleunigte. Der aktuelle Messpunkt liegt jetzt oberhalb des gemittelten Grafen vom 10. November und fast auf Augenhöhe mit dem höchsten Einzelmesspunkt vor der Dyke-Bildung.

Der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson brachte gestern in einem MBL-Interview ein schönes Sinnbild zur Sprache, indem er die Spannungen in der Deckschicht über dem Sill bei Svartsengi mit einem dicken Gummiband verglich, dass man unter Zugspannung setzt: Je weiter man das Gummiband auseinanderzeiht und spannt, desto mehr Kraft muss man für eine weitere Spannung aufbringen. Irgendwann ist dann der Punkt erreicht, an dem die Elastizität des Bandes überschritten ist und es reißt. Aus einem ähnlichen Grund könnte sich die Bodenhebung bis Freitag verlangsamt haben. Aber offenbar stieg doch einfach etwas weniger Schmelze in den Sill auf (oder es floss mehr zur Seite ab), denn die aktuell wieder verstärkte Bodenhebung zeigt, dass die Elastizitätsgrenze des Deckgesteins doch nicht erreicht zu sein scheint.

Nach wie vor besteht eine vergleichsweise große Eruptionsgefahr, nur wann es soweit sein wird, lässt sich nicht sagen.

Blaue Lagune nahm heute Badebetrieb auf

Derweilen wurde der Badebetrieb in der Blauen Lagune heute wieder unter Auflagen aufgenommen. Allzu viele Besucher wagten sich bis jetzt noch nicht ins Wasser. Vor Ort geht man wohl davon aus, dass man im Falle einer Eruption mindestens eine Vorwarnzeit von 2 Stunden hat, um die Anlage zu evakuieren. Irgendwie erinnert mich das an die bekannte Szene aus dem Spielfilm „Dante´s Peak“ mit Pierce Brosnan, als der Vulkanologe die Kinder der Bürgermeisterin davon abhielt, in einen Thermalpool zu springen, in dem es vorher Badende gekocht und verätzt hatte.

Island: IMO aktualisierte Erdbebendaten

IMO hat Mittags die Erdbebendaten der Nacht nachgereicht – kein nennenswerter Aktivitätsrückgang

Heute Mittag hat IMO der Erdbebenstatistik von heute Morgen ein Update verpasst und die Erdbeben der Nacht in den Tabellen ergänzt. Somit ist mein Artikel von heute Morgen praktisch hinfällig, in dem ich schrieb, dass die Seismizität stark nachgelassen hätte. Defacto ist die Erdbebenaktivität praktisch gleich geblieben, vielleicht mit einer leicht rückläufigen Tendenz in den letzten Tagen, wobei zu berücksichtigen gilt, dass starker Wind herrschte und vielleicht nicht alle schwachen Beben detektiert werden konnten. IMO meldet jetzt, 50 Erdbeben in der Nacht detektiert zu haben, etwa genauso viele wie gestern im gesamten Tagesverlauf.

Neue GPS-Messungen zeigen anhaltende Bodenhebung

Es gibt auch eine neue GPS-Messung der Bodenhebung von Svartsengi, die von IMO durchgeführt wurde. Hier ist von einer Verlangsamung der Bodenhebung nichts zu sehen und der Verlauf des Grafen schaut ziemlich steil aus. Es fehlen die vielen Zwischenwerte der Messung der Uni, so dass der Verlauf nicht so kleinmaßstäblich ist. Der letzte Datenpunkt schloss auf jeden Fall zum Wert vom 10. November auf, der gemessen wurde, bevor es zur Dykebildung kam. Da weiterhin Magma in den Sill unter Svartsengi fließt und der Druck im System zunimmt, stellt sich nun die Frage, ob es in den nächsten Stunden/Tagen zu einem neuen Ausbruchsversuch der Schmelze kommen wird. Es könnte also jetzt sehr kurzfristig zu einem Vulkanausbruch oder einer neuen unterirdischen Gangintrusion nebst Erdbeben kommen. Natürlich kann auch erstmal nichts passieren. Vielleicht wurde der Untergrund durch die Intrusion des Ganges soweit stabilisiert und neues Volumen geschaffen, in dem die Schmelze ausweichen kann, sodass wir erst weitere Ereignisse sehen werden, wenn die unterirdischen Speicherkapazitäten erschöpft sind oder der Schwellenwert einer weiteren Schwachstelle überschritten wird und diese vom Magma durchbrochen werden kann.

Island: Seismizität hat nachgelassen

Seismizität lässt nach – Bodenhebung bei Svartsengi gering

Seit gestern Abend registrierte das seismische Netzwerk auf Reykjanes nur eine Handvoll schwacher Erschütterungen am magmatischen Gang und es sieht so aus, als hätte die Erdbebentätigkeit stark nachgelassen. Das Wetter ist zwar regnerisch, aber der Wind ist moderat, sodass man den Drop der Seismizität nicht nur dem Wetter in die Schuhe schieben kann.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hat noch nicht ganz aufgehört, ist aber deutlich zurückgegangen, wobei inzwischen wieder das Bodenhöhenniveau wie am 10. November erreicht wurde. An anderen Messstationen wie Eldvörp, Grindavik-Nord (Messstation GRIV) und bei den Sundhunksgigar hebt sich der Boden allerdings im gleichen Tempo weiter. Woran das liegt, bleibt unklar. Ein Denkmodell ist, dass die Elastizitätsgrenze des Deckgesteins bei Svartsengi erreicht ist und sich der Boden ohne weiteres nicht weiter heben kann, was den Druck im Sill erhöhen wird und bald für eine Reaktion sorgen könnte. Vielleicht steigt dort aber auch einfach nur noch wenig Schmelze auf, was auch das Nachlassen der Erdbebentätigkeit erklären würde. Die bereits aufgestiegene Schmelze fließt noch zu den Rändern ab und stoppt auch dort bald. Andererseits gab es gut einen Tag vor den Eruptionen am Fagradalsfjall ebenfalls einen starken Rückgang der Seismizität und die Ausbrüche begannen genau dann, als man dachte der Magmenaufstieg hätte gestoppt. Die nächsten Stunden werden es zeigen, ob es sich diesmal ähnlich verhält!

Blaue Lagune öffnet morgen

Offenbar rechnet man auf Island aktuell nicht mehr mit einer Eruption oder der Entstehung eines neuen Gangs mit einhergehendem Rifting und starker Erdbebentätigkeit, denn morgen will das Thermalressort der Blauen Lagune seine Pforten wieder teilweise öffnen. Allerdings darf man nur mit dem Bus anreisen und die Hotels bleiben geschlossen. Das Bad wurde erst einen Tag vor der Bildung des magmatischen Gangs geschlossen, als es bereits zu stärkeren Erdbeben gekommen war, die nachts Hotelgäste des Ressorts in die Flucht schlugen. Ob es besonders klug ist, die Blaue Lagune wieder zu eröffnen, obwohl noch kein Gras über die aktuell anhaltende Periode magmatischer Unruhe gewachsen ist, stelle ich mal in Frage?

Island: Neues zur Bodenhebung

Bodenhebung noch höher als vor dem 10. November – Servercrash auf Island

Gestern Abend brachte IMO ein neues Statement zu den Geschehnissen bei Grindavik heraus. Demnach hält die Bodenhebung bei Svartsengi an und wäre noch höher als vor dem 10. November. Meiner Meinung nach hat sie aber noch etwas nachgelassen und dürfte sich jetzt auf ähnlichem Niveau wie vor dem besagten Stichtag der Dyke-Intrusion und dem Rifting liegen. Grund zu dieser Annahme liefert ein neuer GPS-Messwert von Svartsengi, der gestern Abend noch auf der Seite der Uni-Reykjavik aktualisiert wurde. Es war die erste Messung seit 2 Tagen. Es fehlen noch ca. 1,5 cm Bodenhebung, um das Niveau wie vor dem 10. November zu erreichen. Es könnte also stündlich zu einem neuen Ausbruchsversuch des Magmas kommen. Als wahrscheinlichster Ausbruchsort steht weiterhin die Region östlich von Thorbjörn im Fokus. Es ist gut möglich, dass sich eine Eruptionsspalte in der Gegend von Sundhúksgíga bildet.

Tatsächlich hat mir ein Vnet-Leser geschrieben, dass ein isländischer Geowissenschaftler gepostet hat, dass es einen schwerwiegenden Crash in der Datenverarbeitung gegeben hätte, von dem sich die digitale Infrastruktur nur langsam erhole.

Die Anzahl der detektierten Erdbeben auf Reykjanes sieht heute recht mager aus, allerdings ist das Wetter schlecht und es gibt starke Niederschläge und Wind. Von daher ist es gut möglich, dass schwache Erdbeben im Rauschen untergehen und nicht detektiert werden. In den letzten Tagen verhielt sich die Seismizität ähnlich wie die Bodenhebung: Sie war im Großen und Ganzen stabil mit einer leicht abnehmenden Tendenz.

IMO kündigt Ausbau der Naturgefahren-Überwachung an

Gestern kam es dann auch zur erwähnten Bürgerversammlung in Grindavik. Es sprach IMO-Direktor Árni Snorrason, der meinte, dass die Geschehnisse vom 10. November in ihrer Schnelligkeit und Stärke die Experten vom IMO überraschten. Sie würden ein neues Bild dessen prägen, was in der Natur möglich ist. Obwohl IMO die verschiedensten Prozesse rund um die Uhr überwacht, die zu Naturkatastrophen führen können, wurde beschlossen, die Überwachungen noch einmal auszubauen und auch Personal aufzustocken. Das wäre wohl bereits mit Einverständnis der Regierung beschlossen. Er betonte auch noch einmal, dass man sehr wahrscheinlich am Anfang einer mehrjährigen Aktivitätsphase auf Reykjanes stehe. Offenbar hat sich in den letzten Tagen hinter verschlossenen Türen einiges getan und man ist nicht ganz so ruhig, wie es den Anschein hat.

Island: Bodenhebung und Seismizität am 12.12.23

Bodenhebung und Erdbeben auf Reykjanes halten an – Datenlage unsicher

Die isländischen Forscher scheinen sich nach der medialen Aufregung um die Magmenintrusion im letzten Monat in ihr Schneckenhaus zurückgezogen zu haben und veröffentlichen praktisch keine Statements mehr. Ob es daran liegt, dass es nichts zu sagen gibt, oder weil ihre Prognosen so daneben gingen, bleibt spekulativ. Leider hat man alle anderen auch von den Daten zur Bodenhebung gekappt, und die entsprechende Seite bei IMO präsentiert sich zerschossen. Bis vorgestern wurden wenigstens noch äquivalente Seiten der Universität Reykjavik gepflegt, doch ausgerechnet die Grafik zur Messstation Svartsengi wird seit dem 10. Dezember nicht mehr aktualisiert. Wir fliegen also praktisch blind und es stellt sich die Frage, ob es eine technische Störung gibt oder ob man die Daten nicht mehr übermittelt, damit andere außerhalb des elitären Wissenschaftsclubs nicht mehr fundiert spekulieren können. Denn eins haben die Geschehnisse der letzten Wochen gezeigt: Zuverlässige Prognosen zu Vorgängen im Erdinneren lassen sich nach wie vor nicht anstellen. Dafür gibt es einfach zu viele unbekannte Faktoren, die darüber entscheiden, ob ein Magma an der Erdoberfläche eruptiert oder nicht.

Wie dem auch sei, bis zum 10. Dezember hielt die Bodenhebung bei Svartsengi an. Allerdings zeigte sie eine leicht nachlassende Tendenz, die sich bis jetzt an benachbarten Messstationen fortsetzt. Die Geschwindigkeit der Bodenhebung ist also zurückgegangen, hat bei Svartsengi aber fast das Niveau wie vor dem 10. November erreicht. Die Frage ist natürlich die, ob die Schmelze im Sill noch größtenteils fließfähig ist oder nicht? Das dürfte der entscheidende Faktor zur Einschätzung des Eruptionsrisikos sein. Bei weniger flachen Magmenkörpern bleibt die Schmelze im Erdinneren über Jahre hinweg fließfähig. Bei einem linsenförmigen Sill von wenigen Metern Höhe muss das nicht unbedingt der Fall sein. Anhaltende Bebentätigkeit im Bereich zwischen Thorbjörn und Hagafell zeugt aber davon, dass es noch Magmenbewegungen zu geben scheint. IMO schreibt zu den Erdbeben, dass die Tätigkeit konstant ist. Gestern gab es ca. 350 Erschütterungen im Bereich des magmatischen Gangs.

In Grindavik gehen die Aufräumarbeiten weiter und man hat damit begonnen, einen fast 2 km langen Riss im Boden zu verfüllen. Heute Nachmittag soll es eine Bürgerversammlung geben, auf der weiteres Vorgehen besprochen wird. Vielleicht gibt es dort dann wieder eine Lageeinschätzung der IMO-Forscher, über die ich hier berichten kann.

Island: Erdbeben nicht nur auf Reykjanes

Weitere Erdbeben auf Reykjanes – Auch unter Vatnajökull bebte es

Datum 07.12.2023 | Zeit: 00:02:52 UTC | Lokation: 64.666 ; – 17.455| Tiefe: 2,2 km | Md 3,1

Heute Nacht gab es gut 90 Erschütterungen im Gebiet von Svartsengi und dem magmatischen Gang bei Grindavik und bis um 10 Uhr steigerte sich die Zahl auf 120. Im laufe des Nachmittags konnte man eine Intensivierung der Seismizität beobachten. Doch die stärksten Erschütterungen ereigneten sich gestern im Bereich des Vantajökull-Gletschers im Osten der Insel. Dort manifestierte sich ein Erdstoß Md 3,1 am Bardarbunga. Ein Beben Md 2,8 manifestierte sich am benachbarten Grimsvötn-Vulkan, der ebenfalls unter dem größten Gletscher Europas liegt. Grimsvötn ist statistisch gesehen mit einer Eruption überfällig, und vor 3 Jahren gab es eine länger anhaltende Episode mit Bodenhebungen. Es wurde über einen neuen Vulkanausbruch spekuliert, der aber bis jetzt ausbliebt. Das Beben am Bardarbunga ist wohl nicht als Anzeichen eines sich zusammenbrauenden Ausbruchs zu interpretieren, selbst wenn es von Magmenaufstieg zeugen sollte. Der Vulkan brach zuletzt 2014 aus und die Aufheizungsphasen des großen Calderavulkans werden wenigstens in Dekaden gerechnet. Während ein mittelfristiger Vulkanausbruch im Bereich des großen Gletschers eher unwahrscheinlich ist, sieht es mit der Reykjanes-Halbinsel anders aus. Auch wenn die seismische Aktivität momentan unspektakulär zu sein scheint, zeugt sie von einem anhaltenden Magmenaufstieg in einem Magmenkörper, der sich in 4-5 km Tiefe unter Svartsengi befindet. Theoretisch kann es jederzeit zu einem Vulkanausbruch kommen. Die Vorwarnzeit könnte extrem kurz sein.

Gestern gab es eine Sitzung der Stadtverwaltung in Grindavik, und man beratschlagte über die Reparaturarbeiten, die bereits begonnen haben. Es gibt Überlegungen, einige Schäden nicht zu beheben und sie quasi als Mahnmal in Erinnerung an die Geschehnisse vom 10. November zu erhalten. Gleichzeitig könnten sie als Touristenattraktion dienen. Vor allem denkt man da wohl an Risse und Erdfälle, die man teilweise bereits verfüllt hat. Außerdem hat man bereits begonnen, beschädigte Leitungen auszutauschen. Wenn man bedenkt, dass auf Island nur knapp 330.000 Menschen leben, ist es erstaunlich, über wieviel Manpower man verfügt! Wenn ich drandenke, dass ich bereits fast ein Jahr auf einen Glasfaseranschluss der Telekom warte, und das, wo das Kabel gerade einmal 120 m entfernt liegt. Armes Deutschland! Man darf gespannt sein, wie viele Jahrzehnte ins Land gehen, bis bei uns die energetische Transformation vollendet ist.

Bis zum Spätnachmittag gab es heute noch keine Aktualisierung der GPS-Messwerte zur Bodenhebung. Ich reiche sie so schnell wie möglich nach.

Übrigens, ich bin dabei meine Seite Streaming-Planet etwas auszubauen und habe ein paar Länderinformationen zu Island zusammengestellt. Meine älteren Reisevideos über Island findet ihr hier.