Vulkanausbruch auf Island geht am 15. April weiter

Eruption des Sundhnúkar-Kraters hält an – Bodenhebung unter Svartsengi konstant

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht die vulkanische Aktivität weiter. Übers Wochenende hat der Tremor am Vulkankrater auf der Sundhnukar-Kraterreihe leicht abgenommen, was aber keine nennenswerte Auswirkung auf den Vulkanausbruch zu haben scheint. Die Kraterwände sind aber so hoch geworden, dass es der Lava immer schwerer fällt, über diese hinaus ausgeworfen zu werden. Eine Zunahme der Auswurfhöhe werden wir wohl erst erleben, wenn die Krateröffnung immer kleiner wird und sich so mehr Gasdruck im System aufbauen kann.

Die Bodenhebung unter Svartsengi ist ähnlich konstant wie die Eruption einige Kilometer östlich, was ein Indiz dafür ist, dass mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt als am Krater eruptiert wird. Die Magmenakkumulation verändert bereits wieder das Spannungsfeld im Untergrund, so dass es vermehrt zu Erdbeben kommt. Der Schwarm gestern, der sich zwischen Thorbjörn und Grindavik manifestierte, ist wahrscheinlich auf diese Spannungsänderungen zurückzuführen gewesen. Die Erschütterungen manifestierten sich entlang des Rifts, das sich bei der Intrusion vom 10. November gebildet hat. Die Beben waren allesamt schwach. Stärkere Erschütterungen sind wohl erst zu erwarten, wenn es zu einer neuen Intrusion kommen sollte, doch solange die Förderwege des Magma offen sind und die Eruption in Gang bleibt, ist die Gefahr hierfür relativ gering. Eine Intrusion würde wahrscheinlich einen Lavaschub am Krater verursachen, so dass es dort zu einer signifikanten Verstärkung der Eruption käme.

Grindavíkurvegur wieder offiziell geöffnet

Am Samstag wurde die Straße Grindavíkurvegur, die von Norden kommend an Svartsengi vorbeiführt und in Grindavik mündet, wieder für den Verkehr geöffnet. Die Öffnung gilt nur für Einwohner von Grindavík, Ersthelfer und Mitarbeiter von Unternehmen in Grindavík und in Svartsengi. Die Straße war vom letzten Lavastrom zum zweiten Mal unterbrochen worden. Obwohl schnell neuer Schotter über das noch heiße Lavafeld verlegt worden war, dauerte die Öffnung der Straße nun doch länger als nach der ersten Reparatur. Grund hierfür war u.a., dass man eine neue Kurve eingebaut hat, die zwischen zwei sich überlappenden Segmenten des Schutzwalles führt. Die Konstruktion wurde so angelegt, dass potenzielle Lavaströme an den Schutzwällen entlang verlaufen, ohne durch die Bresche der Straße in die Stadt eindringen zu können.

Island: Lavafeld wurde neu vermessen

Isländische Landvermesser haben das Lavafeld neu vermessen – Eruption und Bodenhebung gehen weiter

Der Vulkanausbruch an der Sundhnukar-Kraterreihe geht weiter und ein Ende der Eruption ist nicht unmittelbar in Sicht, allerdings ist der Tremor heute leicht rückläufig. Nach einem IMO-Bericht hat die Kraft der Eruption nachgelassen, allerdings nicht der Lavaausstoß. Er bewegt sich etwa auf dem Niveau der Vorwoche und es gibt eine gewisse Balance zwischen der anhaltenden Bodenhebung bei Svartsengi und der Förderrate am aktiven Krater. In den letzten Tagen quoll die Lava mit einer Förderrate von 3,6 Kubikmetern pro Sekunde aus dem Krater.

Betrachtet man heute Abend die Eruption via LiveCam, dann sieht man, dass die Flanken des Kraterkegels inzwischen rundherum geschlossen sind. Dort, wo bis vor 10 Tagen die Bresche im Krater war, dampft es heute stark und es sieht so aus, als wäre die brodelnde Schmelze im Kraterinneren dabei, sich durch die Schwachstelle der Narbe zu schweißen. Hier könnte in den nächsten Stunden ein Materialversagen eintreten, was zu einem Kollaps der Kraterwand führt. Da zumindest augenblicklich die Lava hoch im Kegel zu stehen scheint, droht im Falle eines Kollaps eine Sturzflut glühender Lava. Sollte die Kraterwand standhalten, könnte es zu einem Lavaüberlauf kommen.

Einem gestern veröffentlichten Bericht von IMO ist zu entnehmen, dass das Lavafeld von Vermessungstechnikern neu vermessen wurde. Demnach bedeckt es eine Fläche von 6,14 Quadratkilometern und ist nahe des Kraters bis zu 22 Metern dick. Die Lavazunge, die während der Initialphase Richtung Norden floss und dann Richtung Svartsengi abbog, ist im Schnitt zwischen 2 und 4 m mächtig. Das Gesamtvolumen der geförderten Lava beläuft sich auf 31,3 Millionen Kubikmeter.

Die Blaue Lagune hat übrigens seit Sonntag wieder geöffnet. Offenbar ist die Gasverschmutzung der Luft nicht mehr besorgniserregend hoch. Als ich letzten Freitag an der Sundhnukar-Kraterreihe unterwegs war, schlug das Gaswarngerät zweimal an.
Das Bild mit der Übersicht über das Lavafeld (oben links) entstand bei einem Hubschrauberflug am 2. April. Seitdem hat sich das Feld nicht wesentlich in seiner Fläche vergrößert.

Island: Lavaüberlauf aus neuem Krater am 7. April

Verstärkter Schub ließ Lava aus dem Krater überlaufen – Parallelen zur Fagradalsfjall-Eruption

Gestern Nachmittag begann gegen 15:00 Uhr Lava über den Rand des neuen Kraters auf der Sundhnúkar-Spalte überzulaufen. Außerdem nahm die Höhe des Lavaauswurfs deutlich zu. In den Tagen zuvor schloss sich die offene Südwestflanke des Kegels, durch die zuvor die Lava abfließen konnte. Dadurch nahm der Gegendruck durch die Auflast der Lavasäule im Förderschlot zu, so dass die Aktivität nachließ. Da aber weiter Magma aus der Tiefe aufsteigt, überschreitet der Druck im Fördersystem nach einiger Zeit die Auflast, so dass vermehrt Magma aufsteigen kann und es zum Überlauf kommt. Dieser Prozess kann sich nun stetig widerholen.

Das Seismogramm zeigte während des Lavaüberlaufs eine Zunahme schwacher Erdstöße und eine kleine Tremorspitze. Große Fluktuationen blieben aber aus. Gegen 21:45 Uhr endete der Lavaüberlauf. Danach sah man auf der Livecam, dass ein Lavastrom in Richtung Norden floss. Bislang bahnte sich die Schmelze ihren Weg in südlicher Richtung.

Dieses Verhalten erinnert an die erste Fagradalsfjall-Eruption von 2021, als es im weiteren Verlauf Pulse gab, die mehrere Hundert Meter hohe Lavajets erzeugten. Einige Wochen später reichte der Gasdruck nicht mehr aus, um solche Jets zu generieren, aber dann kam es zu einem intervallartigen Verlauf der Eruption, bei dem sich Pausen mit Lavaüberläufen abwechselten. Es ist zwar nicht gesagt, dass es sich diesmal genauso verhalten wird, doch eine Tendenz dazu ist gegeben. Die aktuelle Eruption ähnelt der ersten Fagradalsfjall-Eruption dahingehend, dass nach der Initialphase, bei der der magmatische Gang leerlief, die Schmelze direkt aus einem tiefen Magmenreservoir in der Asthenosphäre aufsteigt und am Vulkan austritt.

Interessant ist die widersprüchliche Aussage zweier isländischer Vulkanologen, die bei MBL nachzulesen ist. Ármann Höskuldsson sagte, dass die Veränderung ein Zeichen dafür sei, dass die Kraft des Ausbruchs nachgelassen habe. Er sagt das Ende des Ausbruchs in dieser Woche voraus. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte, der Ausbruch könne noch mehrere Wochen andauern. Die beiden populären Vulkanologen lagen in den letzten Wochen mit ihren Prognosen häufig daneben. Ármann war es, der bereits vor Ostern meinte, dass die Eruption die Feiertage nicht überleben würde. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Þorvaldur Recht behalten könnte. Wissenschaftlich zu belegen sind beide Prognosen allerdings nicht. Sie basieren bestenfalls auf Erfahrungswerten.

Island: Eruption geht aus einem Krater weiter

Eruption der Sundhnúkar-Kraterreihe hält an – Bodenhebung bestätigt

Auf Island geht der Sundhnúkar-Ausbruch bei Svartsengi weiter, beschränkt sich inzwischen aber auf einen Kraterkegel. Die Eruption begann vor drei Wochen und erzeugte in ihrem Anfangsstadium den größten Lavaausstoß der Serie bei Svartsengi. Ich bin heute von meiner Stippvisite auf Island zurückgekehrt und konnte mir selbst ein Bild der Lage machen. Am Dienstag näherte ich mich der Eruption per Helikopter und sah noch Aktivität aus zwei Kratern, wobei sich die stärkste Aktivität auf den jetzt noch aktiven Krater konzentrierte. Gestern wurde ich dann mit einem Wagen der lokalen Einsatzkräfte durch Grindavik gefahren und konnte die Schäden in der Stadt begutachten. Im Anschluss ging es vom Südosten her auf den Husafjall, von wo ich aus einen Blick über das Eruptionsgebiet hatte und kurz eine Drohne in Richtung Krater fliegen lassen konnte. In den drei Tagen zwischen meinen beiden Beobachtungen hatte sich die Aktivität subjektiv verringert, was sich allerdings nicht im Tremor niederschlägt, denn dieser hat seitdem leicht zugenommen. Vom aktiven Krater ging gestern ein Lavastrom aus, der nur noch auf einer Länge von ca. 200 m Rotglut an der Oberfläche zeigte. Weiter vorangeschrittene Lavafronten waren inaktiv. Die Verschnaufpause nutzen die Isländer, um die Dämme um Grindavik und Svartsengi zu verstärken. Man schreckt auch nicht davor zurück, die erst wenige Wochen alten Lavafelder zu bearbeiten.

Das Eruptionsgebiet und insbesondere Grindavik sind weiträumig abgesperrt. In erster Linie geht es darum, die Bewohner von Grindavik zu schützen und Neugierige fernzuhalten. Gestern wurde aber aufgrund einer erfolgreichen Klage des isländischen Journalistenverbands Pressevertretern wieder der Zugang ins Sperrgebiet gestattet, allerdings nur in Begleitung einer Eskorte. Frei bewegen darf man sich nicht. Dennoch habe ich Glück gehabt, dass ich dann als einer der ersten Journalisten wieder ins Gebiet reingelassen wurde.

Einstweilen wurde von Seiten der IMO-Wissenschaftler eine Zunahme der Bodenhebung unter Svartsengi bestätigt. Anhand der GPS-Messdaten lässt sich dieser Umstand sehr schön nachvollziehen. Es wird also weniger Lava bei der Eruption ausgestoßen, als an Magma aus der Tiefe ausgestoßen wird.

Wie lange die Eruption noch anhalten wird, ist ungewiss. Prognosen, dass sie Ostern nicht überdauern wird, haben sich offensichtlich nicht bestätigt. Es scheint sich aber zu bestätigen, dass mit weiteren Eruptionen zu rechnen ist, nachdem der aktuelle Ausbruch vorbei ist. Bilder und ein ausführlicher Reisebericht folgen in Kürze.

Island: Vegetationsbrände verschlechtern Luftqualität

Moosfeuer am Rand des Lavafelds sorgen für dicke Luft auf Reykjanes

Die Eruption an der Sundhnúks-Kraterreihe auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht weiter und sorgt für ein weiteres Ärgernis, denn das gute Wetter auf Island befeuert Moosbrände, die sich am Rand des Lavafelds ausbreiten. Von den Feuern steigt Rauch auf, der mit dem Wind über weite Teile der Reykjanes-Halbinsel verteilt wird und die Luftqualität zusätzlich zu den vulkanischen Gasen weiter verschlechtert.

Die Feuerwehr ist im Einsatz und versucht, die Brände unter Kontrolle zu bekommen. Ein Problem besteht in der schweren Zugänglichkeit des Areals, das man mit schweren Löschfahrzeugen nicht erreicht. Daher setzt die Feuerwehr kleine Geländefahrzeuge und Quads ein, um zu den Brandherden vorzudringen. Das bedingt den Einsatz kleinerer Löschgeräte, so dass die Brandbekämpfung ein langwieriges Unterfangen darstellt. Das trockene Wetter soll auch in der nächsten Woche anhalten, so dass sich die Situation noch verschärfen könnte.

Der Vulkanausbruch selbst ist stabil und ein signifikantes Nachlassen der Tätigkeit ist nicht zu erkennen. Der Tremor ist stabil und es gibt nur schwache Fluktuationen der Amplitude. Nach einem leichten Abfall in den letzten Tagen, stieg er zuletzt genauso wieder an.

Größter Kraterkegel ist ca. 25 m hoch

Anders als bei den vorherigen Eruptionen am Fagradalsfjall ist der Zugang zur Eruptionsstelle öffentlich nicht zugänglich. Leider scheint es auch kein Interesse von Seiten der isländischen Behörden zu geben, internationaler Presse den Zutritt zur Eruption zu gewähren. So gibt es nur wenige Augenzeugenberichte und Aufnahmen jenseits der Livestreams. Ein isländischer Drohnenflieger schafft es aber -wahrscheinlich mit Hilfe von Vitamin B, wobei das „B“ für Beziehungen steht- immer wieder Pressezutritt zu bekommen, und teilt seine Aufnahmen auf Social Media. In einem seiner Berichte heißt es, dass der größte Kraterkegel inzwischen auf 20 bis 25 m Höhe angewachsen sei.

Ich persönlich finde das Verhalten der isländischen Behörden wenig erquicklich und reichlich unprofessionell: Einigen wenigen einheimischen Pressevertretern wird der Zugang zum Vulkan ermöglicht, und diese haben dann quasi ein Monopol für Bilder und Berichte, die sie an Agenturen verkaufen. Ausländische Journalisten bekommen keinen Zugang und werden benachteiligt. Hier sehe ich einen Verstoß gegen das Presserecht.

Island: Plünderungen im evakuierten Grindavik

Diebstähle und Plünderungen in Grindavik – Sicherheitsmaßnahmen sollen erhöht werden

Seit November letzten Jahres ist der isländische Küstenort infolge von Erdbeben und Vulkanausbrüchen immer wieder evakuiert worden, und obwohl viele Einsatzkräfte durch die leeren Straßen patrouillieren, kommt es zu Diebstählen, die von den Behörden mit Plünderungen gleichgesetzt werden. Darüber sprach Grindaviks Bürgermeister Fannar Jónasson in einem MBL-Interview. Zuletzt wurden am Dienstagabend zwei Männer festgenommen, die Aluminiumplatten aus einem Vorgarten gestohlen hatten. Andere Metalldiebe waren erfolgreich und entwendeten von einer Baustelle Eisenmatten. Metalldiebstähle sind auch bei uns keine Seltenheit und oft zeichnet sich dafür eine bestimmte Personengruppe verantwortlich, die jeder gleich im Hinterkopf hat, aber niemand öffentlich benennt. Ob es auf Island auch so ist, ist mir nicht bekannt. Auf jeden Fall zeigt man sich in der leidgeplagten Stadt wenig begeistert von den Vorfällen, die die Bewohner von Grindavik in einer Zeit treffen, in der ihre finanzielle Existenz infrage gestellt ist.

Über Ostern befürchtet man weitere Diebstähle und plant, die Polizeipräsenz in Grindavik aufzustocken. Auch sollen die Kontrollen an den Zufahrtsstraßen verstärkt werden. Man rechnet eher mit wenigen Menschen, die sich über die Feiertage in der Stadt aufhalten werden, da viele Ostern in ihren Evakuierungsunterkünften verbringen werden und die Bau- und Aufräumarbeiten weitestgehend ruhen werden.

Vulkanausbruch bei Sundhnúksgíga hält an

Während man sich in Grindavik also vor Diebstählen fürchtet, geht der Vulkanausbruch in Sichtweite der Stadt weiter. Die Aktivität konzentriert sich auf den größten Krater, der sich auf der Spalte gebildet hatte. Zwei weitere Kraterkegel sind noch schwach aktiv. Vorgestern gab es einen leichten Rückgang der Tremoramplitude, doch seitdem ist er stabil. Die Lava fließt in Richtung Süden und beginnt Tunnel zu bilden. Gestern wurden Bilder veröffentlicht, die zeigen, wie es aus einem dieser Tunnel zu einem Ausbruch am Steinbruch kam. Unterirdisch fließende Lava stellt eine heimtückische Gefahr dar, denn unerkannt kann sie größere Strecken zurücklegen und so die Lavafront verschieben. Obwohl die Eruption schwächer als zu anfangs ist, besteht die Möglichkeit, dass die Lava im Laufe der Zeit doch noch bis zur Küstenstraße vordringen könnte.

Der Lavaaufstieg aus der Tiefe hält an und im Bereich von Svartsengi gibt es eine schwache Bodenhebung, die sich seit Eruptionsbeginn auf ca. 25 mm beläuft. In den letzten Stunden stagnierte die Hebung allerdings.

Island: Dämme bei Grindavik werden verstärkt

Der Vulkanausbruch geht weiter – Dämme werden im Kampf um Grindavik verstärkt

Auf Island geht der Vulkanausbruch im Svartsengigebiet weiter. Die Eruption ist stabil und es sind zwei bis drei Schlote aktiv, um die sich Kraterkegel bilden. Kleine Lavafontänen, die hauptsächlich aus 2 Schloten aufsteigen, speisen einen Lavastrom, der sich überwiegend in Richtung Süden ausbreitet und auf dem Lavafeld unterwegs ist, das in den ersten Eruptionstagen entstand. Das Lavafeld vergrößerte sich in den letzten Tagen praktisch nicht. Dafür wird es immer dicker. Probleme ergeben sich daraus entlang der Dämme, die Grindavik erfolgreich vor den Lavaströmen schützen, denn die Lava steht teilweise bereits bis zu den Kronen der Dämme.

Laut des Bautechnikers Arnar Smári Þorvarðarson wird Tag und Nacht daran gearbeitet, die Dämme nordöstlich von Grindavík zu erhöhen. Ziel ist es, den Nordostteil der Schutzanlage um vier Meter anzuheben. In einem besonders exponierten Bereich soll eine Erhöhung um fünf bis sechs Meter stattfinden. Natürlich müssen die Erdwälle nicht nur angehoben werden, sondern auch verbreitert, weil ja eine entsprechend stabile Basis geschaffen werden muss. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass der bisherige Steinbruch, in dem das Material für die Dämme abgebaut wurde, inzwischen von Lava überflutet wurde. Neue Abbaugebiete müssen erschlossen werden. Klar auch, dass das nicht ohne Umweltzerstörungen einhergeht.

Völlig unklar ist es, wie der langfristige Verlauf der Aktivität auf Reykjanes weitergehen wird. Sollte es sich so verhalten, wie viele Geowissenschaftler meinen, könnte es über viele Jahrzehnte hinweg immer wieder zu Vulkanausbrüchen auf Reykjanes kommen.

Ein Ende der aktuellen Eruption ist noch nicht in Sicht. Immer noch gibt es eine schwache Bodenhebung unter Svartsengi. Sie deutet an, dass Magma aus größeren Tiefen aufsteigt. Der weitaus größte Teil der Schmelze speist direkt die Eruption. Ein geringer Teil wird im Magmenkörper in 5 Kilometern Tiefe gespeichert.

Grindavik: Neue Hohlräume aufgespürt

Hohlräume unter Grindavik führen zu Sperrungen – Vulkanausbruch geht weiter

Während der Vulkanausbruch in Sichtweite von Grindavik weiter geht, haben Geologen und Landvermesser Hinweise auf weitere Hohlräume unter Grindavik aufgespürt, die durch die Erdbewegungen der letzten Monate entstanden sind. Einer dieser Hohlräume wurde unfreiwillig entdeckt, als ein LKW durch die intakte Fahrbahn eines asphaltierten Weges brach und halb im Loch darunter verschwand.

Die Hohlräume wurden in 9 Bereichen im Westen von Grindavik aufgespürt. Die betroffenen Bereiche wurden abgesperrt und nun wird darüber diskutiert, wer für die Finanzierung der Löcher aufkommen soll, die teilweise ja noch im Verborgenen liegen, ähnlich dem Hohlraum, der von besagtem LKW aufgespürt wurde. Bevor man die Hohlräume verfüllen kann, müssen sie oberflächlich freigelegt oder erbohrt werden. Ein Unterfangen, das mehrere Millionen ISK kosten wird.

Atli Geir Júlíusson, Dezernentin für Umwelt- und Planungsarbeiten der Kommune Grindavik legte heute einen entsprechenden Bericht vor und forderte den Staat dazu auf, die Kosten zu übernehmen. Ob die Regierung der Aufforderung nachkommen wird ist noch offen.

Derweilen geht der Vulkanausbruch weiter und unterliegt den Veränderungen, die für eine Eruption dieser Art typisch sind. Nachdem der Tremor gestern leicht gefallen ist, drehte sich sich der Trend nachts wieder um und es kam zu einem leichten Anstieg. Alles in allem scheint die Eruption noch stabil zu sein, allerdings beschränkt sie sich auf die beiden größten Kraterkegel, die sich auf der Spalte gebildet haben. Wahrscheinlich ist, dass in den nächsten Tagen auch der kleinere der beiden Kegel seine Aktivität einstellen wird. Dafür wird die Lavafontänentätigkeit in dem verbliebenen Krater stärker. Ein schönes Schauspiel für die wenigen privilegierten Wissenschaftler und isländischen Pressevertretern, die sich der Eruptionsstelle nähern dürfen. Sieht man einmal von der Luftverschmutzung durch den Gasausstoß ab, so könnte man nun das Naturspektakel relativ gefahrlos von einem der umliegenden Hügel beobachten. Es könnten sich zwar kleinere neue Risse entlang des Gangs öffnen, oder Lavaströme schubweise anschwellen und ihren Lauf verändern, doch dass sich ein neuer Kilometerlanger Riss auftut, der mit einer gewaltigen Eruption Schaulustige gefährdet ist eher unwahrscheinlich.

Dafür ist es umso wahrscheinlicher, dass es außerhalb der Reisesaison wohl nicht zur Einrichtung eines Walk-In-Volcanoes kommen wird, da es sich finanziell nicht lohnen wird, Touristen anzulocken.

Weiterführender Link: Vulkane und Erdbeben auf Island.

Island: Hohe Luftverschmutzung durch Vulkanausbruch

Eruption hält unvermindert an – Hohe Gasverschmutzung der Luft nachgewiesen

Auch am achten Tag nach Eruptionsbeginn geht der Vulkanausbruch bei Sundhnúkagíga auf Reykjanes weiter. Ein Nachlassen der Aktivität ist nicht zu erkennen: Weiterhin sind 6 Schlote aktiv, um die sich 5 Kraterkegel formen. Während drei der Kegel nur noch schwach aktiv zu sein scheinen, was durch die immer weiter anwachsenden Kegel bedingt sein kann, konzentriert sich die Aktivität auf zwei der größten Kegel. Der Lavaausstoß scheint konstant zu sein und das gleiche gilt für den Tremor.

Gestern Abend war der Himmel über Island so wolkenfrei, dass die Erdbeobachtungssatelliten eine vernünftige Messung der Wärmestrahlung durchführen konnten: Sie brachte es laut MIROVA 2080 MW Leistung.

Trotz der Eruption gibt es weiterhin eine leichte Bodenhebung bei Svartsengi. Jetzt, eine Woche nach Eruptionsbeginn, kann man abschätzen, dass die Bodenhebung bei ca. 20 mm pro Woche liegt. Es steigt also noch etwas mehr Magma aus der Tiefe auf, als eruptiert wird. Generell sind sich die isländischen Wissenschaftler einig, dass das Magma nun direkt aus der Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel bis zur Eruption aufsteigt. Damit gleicht die Eruption dem ersten Fagradalsfjall-Ausbruch, der gut ein halbes Jahr dauerte und in einer späteren Eruptionsphase Pulse erzeugte, die zu spektakulären Lavaüberläufen führten. Sollte sich so etwas wieder einstellen, dann wäre es tatsächlich eine schöne zweite Chance, so etwas zu sehen, für all jene, die es aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2021 nicht zum Fagradalsfjall geschafft haben. Vorausgesetzt natürlich, man richtet wieder einen touristisch begehbaren Pfad zur Eruption ein. Viel würde es dafür eigentlich nicht benötigen, denn es gibt bereits genug Pisten auf die umliegenden Hügel, von denen aus die Eruption prima zu beobachten ist.

Starke Luftverschmutzung durch Vulkanausbruch

Ein Problem, warum man zögert die Eruption für Touristen freizugeben, liegt natürlich wieder in der Gasverschmutzung begründet, die es praktisch bei jeder vergleichbaren Eruption gibt. So driftete das vulkanische Gas gestern bis weit in den Osten nach Höfn, das 340 Kilometer Luftlinie von Grindavik entfernt liegt. Dort wurde eine Schwefeldioxid-Konzentration von 2200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. In Deutschland liegt der Grenzwert für die Schwefeldioxid-Konzentration am Arbeitsplatz bei 2,5 mg/m³, was 1 ppm entspricht. Der in Höfn gemessene Wert liegt also noch knapp unterhalb des Grenzwertes. Anders sieht es hingegen in Grindavik selbst aus, wo die Gasverschmutzung gestern Abend bei 9000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft lag. Der Grenzwert wurde also fast um das Vierfache überschritten. Klar, dass das nicht gesund sein kann.

Gestern sammelte sich Lava immer noch im Steinbruch Melhólsnámu, wo die Vertiefung langsam aufgefüllt wird. Wenn sie voll sein sollte, stellt sich natürlich die Frage, wohin die Schmelze fließen wird. Sie könnte sich dann wieder in Richtung Grindavíkurvegi bewegen. Vor allem, wenn es zu Pulsen vergleichbar jenen am Fagradalsfjall kommen sollte, ist die Straße wieder in Gefahr.