Campi Flegrei: Anstieg der Fumarolentemperatur

Erdbeben Campi Flegrei. © EMSC/Leaflet

Anstieg der Fumarolentemperatur in der Solfatara – Sorge vor phreatischen Eruptionen in den Campi Flegrei wächst

Die Erdbeben in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bei Neapel gehen weiter und es gibt keine Anzeichen für eine etwaige Entspannung der Situation. Im Gegenteil, die neuesten geophysikalischen Messungen zeigen, dass die Fumarolentemperatur in der Solfatara um 3 Grad auf 173 Grad Celsius angestiegen ist. Auf einer Fachtagung äußerten Vulkanologen, dass die Gefahr phreatischer Explosionen steigt.




In den letzten 24 Stunden gab es unter der Caldera 56 Erdbeben. 43 davon konzentrierten sich auf einen Schwarm, der gestern Vormittag begann und dessen stärkste Einzelerschütterung eine Magnitude von 2,7 hatte. Das Hypozentrum dieses Bebens lag in 2,8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde unter der auslaufenden Tangentiale der Galeria Solfatara nördlich des gleichnamigen Kraters lokalisiert.

BG-Fumarole. © INGV

Dem INGV-Wochenbericht für die Periode vom 10. bis 16. November ist zu entnehmen, dass es in der 46. Kalenderwoche 88 Erdbeben gegeben hatte. Die Bodenhebung blieb bei 25 mm im Monat. Die Rohdaten deuten möglicherweise einen leichten Rückgang an. Der Kohlenstoffdioxidausstoß zeigte keine wesentlichen Schwankungen und ist weiterhin sehr hoch. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole liegt weiterhin bei 94 Grad, gemessen in 5 m Entfernung zum Hauptgasstrom. Angestiegen ist hingegen die Gastemperatur der Fumarole Bocca Grande im Solfatara-Krater. Sie stieg in den letzten Wochen von 169 auf 172 Grad. Ein neu installierter Temperatursensor maß sogar 173 Grad. Dieser Wert wurde schon früher als Maximalwert angegeben, jetzt soll es ein Durchschnittswert sein.

Geowissenschaftler tagten in Bagnoli und diskutierten die Vulkangefahren

Nicht zuletzt die gestiegene Gastemperatur und die beschleunigte Bodenhebung schüren Sorgen um phreatische Explosionen. Auf einer Fachtagung, die letzte Woche Dienstag im Auditorium in Bagnoli abgehalten wurde, wiesen Geowissenschaftler auf die steigende Wahrscheinlichkeit für das Auftreten dieser gefährlichen Phänomene hin und machten deutlich, dass diese dampfgetriebenen Explosionen ohne jegliche Vorwarnung auftreten könnten.

Die Tagung wurde vom INGV-Präsidenten Fabio Florindo eröffnet, der die Bedeutung einer kontinuierlichen Überwachung betonte. Ebenfalls anwesend waren Nello Musumeci, Minister für Zivilschutz und Meerespolitik, Paola Pagliara, Direktorin für Risikovorhersage und Prävention im Zivilschutz, sowie Stefano Branca, Direktor des Vulkan-Departements des INGV. Die wissenschaftliche Leitung übernahm Lucia Pappalardo, Direktorin des Vesuv-Observatoriums und wissenschaftliche Leiterin des LOVE-CF-Projekts, die die neuesten Erkenntnisse zum Zustand des magmatischen Systems präsentierte. Demnach soll sich das Magma vor allem in zwei Tiefenbereichen ansammeln: in rund 6–8 Kilometern sowie in etwa 12–16 Kilometern Tiefe. Annahmen über flachere Magmaakkumulationen wurden verworfen. Stattdessen geht man davon aus, dass magmatische Gänge bis auf 3–4 Kilometer Tiefe vordringen, dort jedoch relativ rasch abkühlen und erstarren.

In einem späteren Rai-Uno-Interview mokierte der Zivilschutz-Minister Nello Musumeci, dass es den Bürgern von Pozzuoli an Risikobewusstsein fehlen würde. Bisher seien auch nur ca. 5% der bereitgestellten Hilfsgelder für freiwillige Umsiedlungsmaßnahmen abgerufen worden. Auch Maßnahmen zur Wiederherstellung der Gebäudesicherheit würden nicht in genügend großem Umfang durchgeführt werden. Ein Problem bestehe wohl darin, dass viele Gebäude keine gültige Baugenehmigung hätten und Hausbesitzer fürchteten, Hilfsgelder zu beantragen. Eine Baugenehmigung wird wohl unwirksam, sobald durchgeführte Arbeiten von den eingereichten Plänen abweichen. Daher müsse man über eine Generalamnestie in Bezug auf Bausünden nachdenken.

Italien: Unwetter und Erdrutsch im Norden

Deutscher Auswanderer stirbt als Helfer bei Erdrutsch – Toskana kämpft gegen steigende Pegel

In den letzten Tagen haben schwere Unwetter Norditalien und Teile der Toskana heimgesucht. Sie verursachten Überflutungen und Erdrutsche, in deren Folge 2 Personen starben und massive Zerstörung verursacht wurde. Unter den Opfern befindet sich ein 32-jähriger Deutscher, der in einem Akt der Selbstlosigkeit starb, als er seiner Nachbarin zu Hilfe eilen wollte.

In Brazzano di Cormons in der Region Friaul-Julisch-Venetien löste starker Regen in der Nacht zum Montag einen Erdrutsch aus. Diese riss zwei Wohnhäuser mit sich. Der ausgewanderte Deutsche, der im Ort ein Wein- und Lebensmittelgeschäft betrieb und seiner 83-jährigen Nachbarin zu Hilfe eilen wollte, wurde zusammen mit der Seniorin von den Erdmassen erfasst. Beide kamen ums Leben.




Versa

In den Provinzen Udine und Gorizia musste die Feuerwehr rund 300 Personen evakuieren, da Flüsse wie der Torre und der Judrio über die Ufer traten und weite Gebiete unter Wasser setzten. So wurde die gesamte Altstadt von Versa überflutet.

Innerhalb von 12 Stunden fielen bis zu 300 mm Niederschlag. Die Unwetter ziehen von Osten her auf und werden vom warmen Wasser des Mittelmeers mit Energie versorgt.

Während die Region Friaul-Julisch-Venetien die direkten Todesfälle beklagt, ist die Toskana ebenso stark von der Unwetterserie betroffen. Hier richtet sich die Sorge primär auf den Fluss Arno. Als einer der wichtigsten und längsten Flüsse Italiens durchfließt er kritische urbane Zentren wie Florenz und Pisa.

Historisch gesehen hat der Arno in der Toskana immer wieder verheerende Flutkatastrophen ausgelöst. Unvergessen ist die Flut von 1966, bei der Florenz meterhoch unter Wasser stand und unschätzbare Kunst- und Kulturschätze zerstört wurden.

Auch bei den aktuellen Regenfällen erreicht der Arno schnell kritische Pegelstände. Extreme Niederschlagsmengen in kürzester Zeit, ein Phänomen, das Experten auf den Klimawandel zurückführen, stellen die hydraulischen Schutzsysteme der Region auf die Probe. Zwar wurde seit 1966 massiv in Hochwasserschutz investiert, doch das Ausmaß der jüngsten Stürme zeigt, wie anfällig die Region weiterhin ist. Dass es trotz der Schutzsysteme zu Flutkatastrophen kommt, führen Meteorologen auf den Klimawandel zurück, der Stürme verstärkt, so dass sie größere Regenmengen mit sich bringen. Zudem bringt die Topografie der betroffenen Regionen ein erhöhtes Flutrisiko mit sich.

Die aktuelle Unwetterwarnung für die Toskana bleibt bestehen. Die Behörden beobachten den Arno und seine Nebenflüsse, wie den Bisenzio, minuziös, um rechtzeitig Evakuierungen in tiefer gelegenen Gebieten um Pisa und Prato anordnen zu können. Der Kampf gegen die steigenden Wassermassen ist für die Region noch lange nicht vorb

Italien: Starke Unwetter in Genua

Heftige Unwetter verursachen Schäden und Überschwemmungen in Genua und Umgebung

Am Samstag haben anhaltender Starkregen und schwere Sturmböen in der norditalienischen Region Ligurien, insbesondere in und um die Stadt Genua, starke Schäden verursacht. Ein vermeintlicher Tornado – den ich eher für eine Fallwindböe halte –, der im Hafengebiet von Pra’ mehrere Container zum Umstürzen brachte und ein Lagerhaus beschädigte, verstärkte die Unwetterlage zusätzlich. Der nahegelegene Bach Fegino trat infolge der starken Regenfälle über die Ufer, was Einsätze von Feuerwehr, Zivilschutz und Polizei erforderlich machte.

Genua

Besonders betroffen ist der Westen Genuas. In Pegli brach eine Stützmauer in der Via Nicoloso da Recco ein und beschädigte dabei mehrere geparkte Fahrzeuge. In der Folge kam es zu vorübergehenden Unterbrechungen der Gas- und Stromversorgung. Im Stadtteil Sestri Ponente führte der Sturm zu weiteren Schäden, unter anderem riss der Wind das Dach eines Lagerhauses des städtischen Abfallentsorgers ab. Zusätzlich sorgte ein Fallwind an der Küste zwischen Voltri und Sestri für umgestürzte Bäume und beschädigte Gebäude.

Die Unwetter führten in der Innenstadt zu Überschwemmungen, vor allem in den Unterführungen Brin, Via Milano und Via Perlasca. Aufgrund eines Erdrutsches nahe des Pizzo-Tunnels musste die Aurelia-Straße zeitweise gesperrt werden. Auf der Autobahn A10 kam es zu Verkehrsbehinderungen mit langen Staus, da gleich 2 Lastkraftwagen von den starken Windböen umgekippt wurden.

Im Hinterland von Genua wurden drei Jugendliche mehrere Stunden lang vermisst, sie konnten mit Hilfe einer Suchaktion aber wohlbehalten gefunden werden. Ihre Handys waren während der Suche aufgrund leerer Akkus nicht erreichbar. Die Suchaktionen wurden eingestellt, bevor ein weiteres Unwetter die Region erreichte.

Das Unwetter in und um Genua wurde durch ein stationäres Tiefdruckgebiet über dem Mittelmeer ausgelöst, das feuchte Luftmassen nach Ligurien führte. Diese feuchte und instabile Luft sorgte in Verbindung mit starken Temperaturunterschieden für die Bildung von Gewittern und Starkregen. Dabei entstanden kräftige Fallwinde, die teils in Form eines Tornados auftraten. Zusätzlich verstärken die ligurischen Gebirge durch aufsteigende Luftmassen die Niederschläge, was zu Erdrutschen und Überschwemmungen führte.

Für Sonntag wurde für Ligurien eine Wetterwarnung der Stufe Orange ausgegeben. Ein neues Tiefdruckgebiet bringt verbreitet starke bis heftige Regenfälle und Gewitter mit sich, die Überschwemmungen, Erdrutsche und einen raschen Anstieg kleiner Bäche verursachen können. Die Behörden raten weiterhin zur Vorsicht und empfehlen, unnötige Fahrten zu vermeiden.

Vesuv: Erdbeben Mb 2,3 am 14. November

Erdbeben erschüttert die Vesuv-Nordflanke – Subsidenz verringert sich langsam

Datum: 14.11.2025 | Zeit: 03:31:22 UTC | Koordinaten 40.831 ; 14.418 | Tiefe: 2 km | Mb 2,3

Unter der Nordflanke des neapolitanischen Vulkans Vesuv manifestierte sich ein Erdbeben Mb 2,3. Das schwache Erdbeben ereignete sich nachts um 03:31 Uhr UTC. Das Epizentrum wurde vom EMSC etwa 13 km östlich von Neapel verortet. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe. Aufgrund der geringen Stärke sind keine größeren Auswirkungen zu befürchten, dennoch ist der Erdstoß von akademischem Interesse. Zudem kam das Beben nicht alleine, denn seit dem 11. November gab es 16 Mikrobeben.




Vesuv. © INGV/Leaflet

Die Mikroerdbeben im Zentrum des Vulkans werden gravitativ bedingter Verdichtung der Schlotfüllung zugesprochen, denn sie gehen mit einer leichten Subsidenz einher. Diese Bodenabsenkung belief sich in den letzten Jahren auf ca. 12 mm pro Jahr. Seit diesem Frühjahr scheint sich der Prozess aber verlangsamt zu haben. An der Basis des Vesuvs stoppte die langjährige Subsidenz komplett. Sie begann im Jahr 2014 und endete nach gut 10 Jahren im Herbst 2024. Insgesamt gibt es also einen Trend zur Verringerung der Bodensenkung. Obgleich es noch keine Umkehrung des Effektes gibt, könnte es ein Hinweis darauf sein, dass ein neuer Aufheiz-Zyklus des Vulkans bevorsteht. Allerdings betont das INGV in seinem Monatsbericht für den Oktober, dass es keine Hinweise auf Bodendeformationen gibt, die im Zusammenhang mit aufsteigendem Magma stehen. Auch Gasausstoß und die Fumarolentemperaturen zeigen keine signifikanten Veränderungen.

Das etwas stärkere Beben heute unter der basalen Nordflanke des Gran Cono könnte sich allerdings an einer Störungszone ereignet haben, die aufgrund von Fluidbewegungen unter Spannung geraten ist.

Der Vesuv ist einer der bekanntesten und zugleich gefährlichsten Vulkane Europas. Er liegt am Golf von Neapel und ist vor allem für seinen verheerenden Ausbruch im Jahr 79 n. Chr. bekannt, der Pompeji und Herculaneum zerstörte. Der Vulkan bildet zusammen mit dem älteren Monte Somma einen markanten Doppelkomplex. Die letzte Eruption fand im letzten Kriegsjahr 1944 statt. Seitdem befindet sich der Vesuv in einer Ruhephase, wird jedoch aufgrund der dichten Besiedlung der Umgebung intensiv überwacht. Kleine Erdbeben in geringer Tiefe treten dort regelmäßig als Teil der natürlichen Aktivität auf. Im Oktober wurden 82 Erschütterungen registriert.

Liparische Inseln: Schwarmbeben bei Vulcano und Salina

Zwei Schwarmbeben erschütterten Liparische Insel: Zwischen Salina und Filicudi und auf Vulcano

In den letzten Tagen gab es gleich zwei Schwarmbeben im Liparischen Archipel: Das stärkere manifestierte sich zwischen den Inseln Salina und Filicudi und hatte eine Magnitude zwischen 1,5 und 2,5. Die 11 Einzelerschütterungen ereigneten sich am 4. November in Tiefen von mehr als 10 Kilometern. An dieser Lokation gibt es immer wieder vergleichbare Schwarmbeben.

Liparische Inseln. © INGV/Leaflet

Schwächer, aber im Kontext von Vnet interessanter, ist der Erdbebenschwarm auf Vulcano: Die jüngsten Beben ereigneten sich in der Nacht zum 5. November und hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Seit dem 2. November wurden 6 Erschütterungen festgestellt. Sie lagen in Tiefen von weniger als 5 Kilometern und teilweise sogar relativ nahe der Oberfläche. Sie standen wahrscheinlich mit der erneuten Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems in Verbindung, was den Insulanern wenig gefallen dürfte, denn erst im Laufe des Frühjahrs war so etwas wie Normalität auf Vulcano zurückgekehrt, nachdem die Inselbewohner einige schwierige Jahre durchgemacht hatten, während derer der Tourismus stark gelitten hatte.

Meiner Meinung nach sieht die Langfristprognose für Vulcano nicht sehr gut aus: Nachdem sich der Vulkan jahrzehntelang in einem zwischenvulkanischen Gleichgewichtszustand befunden hat, scheint seit 2021 immer Magma portionsweise aufzusteigen und sich in einem tiefer gelegenen Magmenkörper zu akkumulieren. Letztendlich wird der Prozess wahrscheinlich in einem Vulkanausbruch gipfeln. Nur wann es so weit sein wird, lässt sich nicht prognostizieren. Darauf hoffen, dass Vulcano dauerhaft ruhig bleibt, würde ich aber nicht.

Der letzte Ausbruch auf Vulcano zerstörte im Jahr 1888 eine Schwefel- und Salpetermine, die überwiegend von Strafgefangenen in Zwangsarbeit betrieben wurde. Die Eruptionen begannen 1888 und endeten 1890. Davor fanden Eruptionen in den Jahren 1727, 1729–1731, 1771 und 1873 bis 1879 statt, wobei es sich bei der letzten Eruptionsphase um eine phreatische handelte, die als Vorspiel zu der größeren Eruption von 1888 angesehen wird. Aus diesen Zahlen wird ersichtlich, dass Vulcano aktuell vergleichsweise lange ruht.

Ätna: Erdbeben und Ascheemissionen am 06.11.2025

Ätna von 3 Erdbeben Mb größer 2,0 erschüttert – Ascheeruption aus dem Zentralkrater

Am Ätna auf Sizilien scheint sich der Druck im Kessel weiter zu erhöhen: Heute Nacht manifestierten sich unter dem Steilhang westlich des Gipfelkraters drei Erdbeben mit Magnituden zwischen 2,1 und 2,4. Das stärkste Beben hatte eine Herdtiefe von 4 Kilometern, die beiden anderen Erschütterungen lagen gut 1,5 Kilometer tiefer. Gut möglich, dass es die stärksten Beben eines Erdbebenschwarms waren, der beim INGV noch nicht angezeigt wird.

Ätna. © Giovinsky Aetnensis

Doch es blieb nicht bei den Erdbeben, denn heute Mittag gab es eine Ascheeruption aus dem Zentralkrater, bei der eine dichte Aschewolke mehrere hundert Meter hoch aufstieg. Eine VONA-Meldung wurde aber nicht ausgelöst. Die letzte stammt vom Ende August.

Nachdem es vor einem Monat seismisch noch sehr ruhig war, zieht die Seismizität in den letzten Tagen spürbar an und es sieht so aus, als würde sich infolge anhaltenden Magmenaufstiegs mehr Spannung aufbauen, die dann die Störungszonen am Vulkan aktivieren. Zugleich steigt der Druck im Speicher- und Fördersystem, so dass es zu Explosionen kommt.

Thermische Strahlung wird aktuell kaum registriert und wenn, dann im einstelligen MW-Bereich. Das Magma scheint nicht sonderlich weit oben im Fördersystem zu stehen, doch die Explosion heute könnte ein erster Schloträumer gewesen sein, so dass wir bald auch wieder strombolianische Eruptionen sehen werden. Bereits vor 2 Tagen wurde auch wieder ein Dampfring gesichtet, die häufig im Vorfeld einer Aktivitätssteigerung generiert werden.

Der Ätna ist der größte Vulkan des europäischen Festlandes und seit Jahrtausenden aktiv. Zwischen seinen Eruptionsphasen pausiert er selten länger als ein Dreivierteljahr. Zuletzt machte er durch subterminale Lavaströme von sich reden.

Ätna: Magma migriert nordwestlich des Kraters

Ätna mit kleinen Erdbebenschwarm im Süden – Magma im Gipfelbereich migriert hingegen nach Nordwesten

Der Ätna auf Sizilien zeigt sich weiterhin verhältnismäßig ruhig, erzeugte in den vergangenen Tagen jedoch vereinzelt schwache Ascheemissionen aus dem Nordost- und dem Zentralkrater, die mit Infraschalltätigkeit einhergingen. Ende Oktober bis Anfang November kam es zudem zu einem kleinen Erdbebenschwarm bei Belpasso im Süden des Vulkans. Der Tremor stieg im Verlauf der letzten Wochen leicht an, bewegt sich aber weiterhin in der unteren Hälfte des gelben Bereichs.

Im Wochenbericht des INGV für den Beobachtungszeitraum der 44. Kalenderwoche wird der tiefe Erdbebenschwarm beschrieben, über den ich bereits berichtet habe. Die Vulkanologen führen ihn weniger auf Magmenaufstieg zurück, sondern deuten die Beben als tektonischen Ursprungs – was ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen kann.

Die Gasemissionen waren bis auf ein erhöhtes ³He/⁴He-Isotopenverhältnis unauffällig. Das leichte Edelgas entweicht dem Magma in großer Tiefe und erreicht die Erdoberfläche noch vor Kohlendioxid und Schwefeldioxid, die erst in einem späteren Entgasungsstadium freigesetzt werden. Aufgrund ihrer größeren Molekülstruktur steigen diese Gase zudem langsamer auf, während die kleinen Heliumatome deutlich mobiler sind und schneller ihren Weg an die Oberfläche finden. Daher korrelieren die erhöhten ³He/⁴He-Werte mit der von mir postulierten Intrusion in etwa 20 Kilometern Tiefe, die vermutlich den Schwarmbebenherd im Nordwesten auslöste.

Der Nordwesten ist derzeit ohnehin eine interessante Richtung, denn dorthin haben sich die Tremorquellen unter dem Gipfelbereich verlagert. Dieser Trend war bereits seit dem Spätsommer erkennbar, verstärkte sich jedoch in der 44. Kalenderwoche, als sich das Magma im oberflächennahen Reservoir weiter in diese Richtung bewegte. Die Schmelze scheint sich bereits über den eigentlichen Kraterbereich hinaus ausgebreitet zu haben. Es bleibt also spannend zu beobachten, aus welchem Krater eine Eruption erfolgen wird – oder ob es sogar zu einer der seltenen subterminalen Eruptionen im nordwestlichen Gipfelbereich kommt.

Vulcano: Schwache Erdbeben und hoher Kohlendioxid-Ausstoß

Drei schwache Erdbeben erschütterten Vulcano – Kohlendioxidausstoß bleibt hoch

Die Lipareninsel Vulcano zeigt weiterhin Anzeichen eines langsam stattfindenden Aufheizungsprozesses, bei dem ein aktiver Magmenkörper in größerer Tiefe auf das flach liegende Hydrothermalsystem der Insel einwirkt. Zu den Symptomen dieses Prozesses zählen sporadische Erdbeben, starke Kohlendioxid-Entgasungen und hohe Gastemperaturen.

Vulcano. © INGV/Leaflet

In den vergangenen Tagen registrierte das seismische Netzwerk des INGV 3 schwache Mikrobeben unter dem Inselvulkan, die sich in Tiefen zwischen 0,5 und 3,5 Kilometern ereigneten. Aus dem gestern veröffentlichten Monatsbericht für den Oktober geht hervor, dass die hochfrequente Mikroseismizität etwas zunahm und es im Kraterbereich der Fossa 2 weiterhin hohe Kohlendioxid-Emissionen gab. Sie beliefen sich auf mehr als 20.000 Gramm pro Quadratmeter und Tag. Das sind hohe Spitzenwerte nahe der Höchststände der Krise. Die Schwefeldioxidemissionen bewegten sich im Oktober auf einem durchschnittlichen Niveau. Die Temperaturen der Gasemissionen der verschiedenen Kraterfumarolen bleiben deutlich erhöht und lagen im letzten Monat zwischen 269 und 292 Grad Celsius, bei einer leicht rückläufigen Tendenz.

Am Fuß des Vulkans und im Ort Vulcano Porto nahmen die Kohlendioxid-Emissionen etwas ab. Die elektrische Leitfähigkeit in den Grundwasserbrunnen war ebenfalls leicht rückläufig, während die Temperaturen konstant blieben.

Die Daten sprechen dafür, dass Ende August/Anfang September zu einer weiteren Magmenintrusion in einem tieferen Magmenkörper kam und dieses Magma das Hydrothermalsystem erneut angeheizt hat. Die Magmenintrusionen ereignen sich seit Beginn des Prozesses im Jahr 2021 alle paar Monate in unregelmäßigen Abständen. Nach einigen Wochen werden dann rückläufige Werte gemessen und die Lage scheint sich zu entspannen. Nun liegt es in der Natur dieser Prozesse, dass sie langjährig sind, doch früher oder später zu einem Vulkanausbruch führen werden. Wann es so weit sein wird, bleibt indes ungewiss.

Ätna: Anstieg der Seismizität Ende Oktober

Zunahme der Erdbebenaktivität am Ätna – kleines Scharmbeben in geringer Tiefe im Osten

Nachdem es vergangene Woche ein tiefes Schwarmbeben am Westrand des Vulkans gegeben hatte, von dem ich annehme, dass es vulkanotektonische Ursachen hatte und von aufsteigendem Magma verursacht wurde, erhöhte sich offenbar der Druck im Vulkansystem, was wiederum einen Anstieg der Seismizität in mittleren und geringen Tiefen verursachte: In den letzten Tagen wurden vom seismischen Netzwerk des INGV 18 Erschütterungen detektiert. Ein kleiner Erdbebenschwarm manifestierte sich am 26. Oktober in Tiefen von weniger als 5 km im Osten des Vulkans. Die restlichen Beben verteilten sich, wobei es auch zu weiteren Erdbeben in größerer Tiefe kam, die sich im Norden des Ätna ereigneten.

Ätna. © INGV

Vor dem ersten tiefen Schwarm am 22. Oktober im Westen der Ätna-Region war die Seismizität auf einem Tiefpunkt angekommen und es gab kaum noch Erschütterungen, wenigstens keine, die registriert worden wären. In Bezug auf diesen Schwarm wies INGV-Vulkanologe Dr. Boris Behncke bei einer Diskussion in unserer FB-Gruppe darauf hin, dass sich dieser Schwarm eigentlich bereits in dem Gebirge manifestiert, auf dem der Ätna aufsitzt. Wissenschaftler diskutieren wohl seit Jahren kontrovers, ob die Beben hier vulkanotektonischen oder rein tektonischen Ursprungs sind. Die Veröffentlichung des Frequenzspektrums der Erdbebenwellen könnte helfen, diese Frage zu klären, aber ohne weitere Daten ist dies kaum möglich. Ich persönlich gehe von vulkanotektonischen Ursachen aus: Wären es tektonische Erschütterungen, würde man auch mal Erdbeben mit Magnituden im Vierer- und Fünferbereich erwarten und nicht die immer gleichen Schwarmbeben, wobei zu berücksichtigen gilt, dass solche stärkeren Beben an Störungen in Vulkanregionen auch oftmals magmatisch getriggert sind.

Der Tremor bewegt sich weiterhin in der unteren Hälfte des Gelben Bereichs seitwärts. Eine Änderung des Musters ist noch nicht zu erkennen.