Kanarische Inseln: Mehrere Erdbeben mit Magnituden ab 2

Kanarische Inseln seismisch unruhig – mehrere Erdbeben mit Magnituden ab 2 erschüttern die Inseln

Die Kanarischen Inseln vor der Küste Westafrikas sind in den letzten Wochen besonders oft von schwachen Erdbeben heimgesucht worden. Diese Erschütterungen richten zwar keine Schäden an, zeigen aber, dass es aktiven Magmatismus unter den Inseln gibt, die ihre Existenz dem Vulkanismus verdanken.

Der Geologe spricht von Magmatismus, wenn sich Magma in der Erdkruste bewegt und möglicherweise in flachere Regionen aufsteigt. Magmatismus kann zu Vulkanismus führen und ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass es zu einem Vulkanausbruch kommt. Nun sind die Kanarischen Inseln vulkanischen Ursprungs und auch wenn ein Vulkanausbruch nicht unmittelbar bevorsteht, könnte sich im Untergrund bereits einer zusammenbrauen. Als möglicher Kandidat kommt der Pico del Teide in Frage.

Erdbeben Kanaren. © EMSC

In den letzten 24 Stunden ereigneten sich auf den Kanarischen Inseln 5 Erdbeben mit Magnituden im Zweierbereich. Sie verteilten sich auf verschiedene Lokationen. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 2,4 und einen Erdbebenherd in 23 Kilometern Tiefe. Solche tiefen Erdbeben stehen für gewöhnlich mit Magmaintrusionen in Verbindung. Das Epizentrum dieses Bebens wurde zwischen den Inseln Gran Canaria und Formentera ausgemacht.

Im Fokus des Interesses der Weltöffentlichkeit steht aber nach wie vor die seismische Aktivität unter Teneriffa und dem Pico del Teide, über die ich in den letzten Tagen öfters berichtet habe. Nun veröffentlichte INVOLCAN das jüngste Update zur Aktivität des Beobachtungszeitraums vom 29. August bis Freitag, 5. September 2025. In dieser Zeit manifestierten sich unter Teneriffa und in der Meerenge zwischen Teneriffa und Gran Canaria 72 Erdbeben. Das Stärkste brachte es auf eine Magnitude 2,2. Die Beben sind überwiegend vulkanotektonischer Natur und auf die Bewegung magmatischer Fluide zurückzuführen. Zudem wird weiterhin eine erhöhte Emission von Kohlendioxid registriert.

In dem Beobachtungszeitraum wurden auf dem gesamten Archipel 82 Beben festgestellt. 10 Beben ereigneten sich also noch unter den anderen Inseln oder dem Meeresgebiet der Kanaren.

Die Vulkanwarnampeln auf Teneriffa, El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria stehen derzeit auf „Grün“. Bewohner und Besucher können daher ohne Einschränkungen ihren alltäglichen Aktivitäten nachgehen. Auf La Palma hingegen bleibt die Ampel weiterhin auf „Gelb“, da die geophysikalischen und geochemischen Parameter auch mehr als zwei Jahre nach dem Ende des Ausbruchs noch nicht vollständig normalisiert sind. Dort wird empfohlen, die Hinweise der Katastrophenschutzbehörden aufmerksam zu verfolgen.

Kanarische Inseln: 41 Erdbeben auf Wochensicht

Anhaltend hohe Seismizität auf den Kanarischen Inseln – 41 Erschütterungen innerhalb einer Woche

Innerhalb einer Woche manifestierten sich 41 schwache Erdbeben im Bereich der Kanarischen Inseln, die besonders bei deutschen Urlaubern sehr beliebt sind. Die Erdbebenaktivität ist insbesondere auf und um Teneriffa erhöht, wo es zu 30 Erschütterungen kam. 18 dieser Beben ereigneten sich direkt unter der Insel und die meisten hiervon unter dem Pico del Teide. Der Vulkan bereitet sich langsam aber sicher auf eine Eruption vor.

Das stärkste Erdbeben ereignete sich am 22. August und hatte eine Magnitude von 2,5. Das Epizentrum befand sich zwischen den Inseln Teneriffa und Gran Canaria, etwa dort, wo sich der submarine Vulkan Enmedio befindet. Es ist aber unklar, ob es sich um ein vulkanisch bedingtes Erdbeben oder um ein rein tektonisches Erdbeben handelte, denn in der Gegend gibt es auch Störungszonen, die seismisch aktiv sind.

Die Beben direkt unter Teneriffa und dem Pico del Teide könnten von magmatischen Fluiden verursacht werden, die von einer tiefen Magmaquelle entlang von Störungszonen aufsteigen und diese unter Spannung setzen, was letztendlich zu den Erschütterungen führt. Bei den Fluiden handelt es sich um Tiefenwässer und vulkanische Gase. Vor allem tritt Kohlendioxidgas aus, dessen Emissionsrate seit 2016 erhöht ist. Zudem stieg auch die Temperatur der Gasemissionen um ca. 2 Grad auf 82 Grad an. Die Daten deuten auf eine Erhöhung des Drucks im magmatischen System hin, was langfristig betrachtet zu einer Eruption führen kann. Die Vulkan-Warnampel steht auf Teneriffa aber noch auf „Grün“.

Das Gleiche gilt auch für die Vulkane der Inseln El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria, wo augenblicklich keine Gefahr droht. Anders sieht es auf La Palma aus, wo die Vulkanwarnstufe weiterhin auf „Gelb“ steht. Grund hierfür ist, dass sich die Aktivität seit der Eruption von 2021 noch nicht ganz beruhigt hat. Es gibt zwar keine Eruptionen, aber einen erhöhten Gasausstoß.

Teneriffa: 53 Erdbeben in einer Woche

Auf den Kanaren bebte es innerhalb einer Woche 61 Mal – 53 Erdbeben allein im Bereich von Teneriffa

Santa Cruz de Teneriffa, 13.07.2025In der vergangenen Woche registrierte das Seismische Netzwerk der Kanarischen Inseln insgesamt 61 Erdbeben geringer Stärke. Die stärkste Erschütterung erreichte eine Magnitude von 2,4 und ereignete sich am Samstag, dem 5. Juli, rund 20 Kilometer vor der Küste Teneriffas. Die seismische Energie, die während der gesamten Woche freigesetzt wurde, belief sich auf vergleichsweise geringe 0,09 Gigajoule.

Die meisten Erdbeben manifestierten sich im Bereich von Teneriffa, wo 53 Beben festgestellt wurden. Vor 2 Wochen waren es 10 weniger. Die Epizentren verteilten sich im Wesentlichen auf 2 Cluster: Der eine bestand aus 13 Erschütterungen und lag in der Meerenge zwischen Teneriffa und Gran Canaria in der Nähe des submarinen Vulkans Enmedio. Dort lag auch das stärkste Erdbeben der Magnitude 2,4. Der zweite Erdbebencluster konzentriert sich auf das Areal der Caldera de Las Cañadas und den Pico del Teide. Die meisten Beben hier waren allerdings sehr schwach und hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Solche Mikrobeben werden an Vulkanen oft durch Fluidbewegungen entlang von lokalen Störungen verursacht. Generell sind Fluide ein Indiz für einen aktiven Magmenkörper in der Tiefe, von dem Gase und Flüssigkeiten aufsteigen. Auf Teneriffa handelt es sich bei diesen Fluiden überwiegend um Gase, die eine hohe CO₂-Konzentration enthalten. Eine entsprechende Anomalie wird seit 2016 festgestellt. Sie geht mit einem langsamen Druckaufbau im vulkanisch-hydrothermalen System einher. Mittelfristig geht hiervon keine Gefahr aus. Sollte der Trend allerdings noch länger anhalten, könnte ein Vulkanausbruch resultieren. Die Vulkanalarmampel steht dennoch auf „Grün“ und es gelten keine Einschränkungen für Bewohner und Touristen. Allerdings sollten sich Gipfelstürmer im klaren darüber sein, dass es zu stärkeren Erdbeben kommen könnte, die wohlmöglich Steinschläge auslösen.

Auch auf La Palma setzt sich eine leichte seismische Aktivität fort. Hier steht die Vulkanwarnampel seit dem Ende des Ausbruchs von 2021 auf „Gelb“. Es werden noch geophysikalische und geochemische Bedingungen außerhalb der Norm festgestellt. In einigen Gebieten könnte es aufgrund hoher Gaskonzentration zu einer Gesundheitsgefährdung kommen. Die Bevölkerung wird daher aufgefordert, die Hinweise der Katastrophenschutzbehörden weiterhin aufmerksam zu verfolgen. Generell können Urlauber aber ihren Aufenthalt auf den Kanarischen Inseln genießen.

La Palma: Eruptionszyklen entschlüsselt

Ausbruch des Tajogaite-Vulkans auf La Palma 2021. © Marc Szeglat

Neue Studie zeigt mit Hilfe von Paläomagnetik Zyklen der vulkanischen Aktivität auf La Palma

Die vulkanische Aktivität auf La Palma verlief in mehreren deutlich voneinander getrennten Phasen. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die ein internationales Forschungsteam mithilfe paläomagnetischer Analysen erstellte. Dabei wurde das Alter von acht holozänen Ausbrüchen genau bestimmt.

La Palma sorgte vor 4 Jahren für einiges an Aufregung, als es am Cumbre Vieja zu einem Vulkanausbruch kam, der mehrere Monate anhielt und große Schäden an der Infrastruktur anrichtete. Damals wurden innerhalb von 90 Tagen fast 3000 Gebäude zerstört. Praktisch eine ganze Siedlung wurde dem Erdboden gleichgemacht. Kein Wunder also, dass man daran interessiert ist, Eruptionen besser vorhersagen zu können, um auch Neubauprojekte besser planen zu können, was bekanntermaßen sehr schwierig ist.

Ein Forscherteam unter Leitung von Andrea Magli fand heraus, dass sich während der letzten 4.000 Jahre Eruptions- und Ruhephasen auf La Palma abwechselten, so dass sich Eruptionszyklen herausbildeten. In einer frühen Eruptionsphase ereigneten sich innerhalb von 1700 Jahren nur 3 Eruptionen, gefolgt von einem Jahrtausend der Ruhe. Die aktuelle Periode ist hingegen deutlich aktiver: In den letzten 1100 Jahren kam es statistisch betrachtet etwa alle 100 Jahre zu einem Ausbruch – zuletzt 2021 beim Cumbre Vieja, bei dessen Ausbruch der Schlackenkegel Tajogaite entstanden war. Zu beachten gilt allerdings, dass solche Betrachtungen stark glätten, denn tatsächlich ereigneten sich in den letzten 100 Jahren 3 Eruptionen auf La Palma.

Die Erkenntnisse stammen aus einer paläomagnetischen Untersuchung, bei der die Ausrichtung magnetischer Mineralien in Lavagestein analysiert wurde. Diese richten sich beim Abkühlen der Lava nach dem Erdmagnetfeld aus und speichern so Informationen über den Zeitpunkt des Ausbruchs. Da sich das Magnetfeld der Erde im Laufe des Holozäns in seiner Polarität bereits 5 Mal verändert hat, lassen sich die Proben bestimmten Zeiträumen zuordnen – vorausgesetzt, man vergleicht sie mit weiteren Methoden wie Kohlenstoff-14-Datierung oder der Stratigraphie.

Die Forscher analysierten 300 Gesteinsproben von acht dokumentierten Ausbrüchen auf La Palma. Dabei wurden die Proben mit höchster Präzision entnommen und später im Labor in Rom untersucht. Die Resultate lieferten nicht nur Datierungen, sondern auch neue geologische Erkenntnisse: So könnte etwa ein Drittel des Südens der Insel in einem besonders intensiven Eruptionszyklus innerhalb von 2–3 Jahrhunderten entstanden sein.

Langfristig soll das Projekt auf den gesamten Kanarischen Archipel ausgeweitet werden. Proben wurden bereits auf Teneriffa und El Hierro entnommen, weitere Untersuchungen auf Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote sind geplant. Ziel ist es, Aktivitätsmuster der letzten 10.000 Jahre zu identifizieren und dadurch das Vulkanrisiko auf den Inseln besser einzuschätzen.

Meiner Meinung nach bringen diese Erkenntnisse allerdings wenig in Bezug auf die Vorhersage von Eruptionen, sondern bestätigen nur, dass man sich aktuell in einem Eruptionszyklus befindet. Der nächste Ausbruch könnte in ein paar Jahrzehnten erfolgen oder aber auch erst in Jahrhunderten. Ebensogut könnte der aktuelle Eruptionszyklus jederzeit enden.

Was mich persönlich interessieren würde, wäre, was solche Eruptionszyklen erzeugt. letztendlich gibt es diese auch in anderen Vulkanregionen, etwa auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Übrigens, auf La Palma erwägt man den Bau von gleich 3 Seilbahnen. Eine soll über den Tajogaite hinwegführen. Offenbar plant man nicht besonders langfristig auf La Palma. (Quellen: Studie bei Science Direct, Presseberichte)

La Palma: Erhöhte Seismizität detektiert

Mehrere Erdbeben unter der kanarischen Vulkaninsel La Palma aufgezeichnet – stärkste Erschütterung Mb 2,6

Im Süden der Kanareninsel La Palma zeigte sich die Erde heute von ihrer unruhigen Seite, denn seit gestern wurden 9 Erdbeben detektiert. Die beiden stärksten hatten eine Magnitude von 2,6 und Erdbebenherde in 10 und 15 Kilometern Tiefe. Die Epizentren reihen sich entlang des vulkanischen Rückens Cumbre Vieja auf, der sich auch für die Eruption von 2021 verantwortlich zeigte.

Die Beben lagen nicht direkt unter dem damaligen Eruptionszentrum, sondern ein wenig südlich davon. Die Tiefe der Hypozentren deutet auf einen magmatischen Einfluss hin, unter dem die Erdbeben entstanden sein könnten. Sicher ist das aber nicht.

Auf dem Satellitenfoto sieht man übrigens sehr schön die Kraterkette vom Cumbre Vieja.

In den sozialen Medien erlangen die Erdbeben viel Aufmerksamkeit und manch einer fürchtet schon den nächsten Vulkanausbruch. Für solche Spekulationen besteht meiner Meinung nach noch kein Grund, denn schließlich kann es in vulkanisch und tektonisch aktiven Regionen immer zu kleineren Schwarmbeben kommen, ohne dass allzu viel dahinterstecken muss. Bestenfalls steht man ganz am Anfang eines mehrjährigen Aufladezyklus des vulkanischen Systems unter La Palma, doch eine solche Aufladung muss erst durch weitere Schwarmbebenaktivität bestätigt werden.

Generell bewegt sich die Seismizität der Kanarischen Inseln seit Ende letzten Jahres auf einem leicht erhöhten Niveau. So gab es in den letzten 3 Tagen auch vermehrt Erdbeben in der Region des submarinen Vulkans Enmedio, der zwischen den Inseln Gran Canaria und Teneriffa liegt. Hier wurden seit dem 11. März 17 Erdbeben detektiert. Die maximale Magnitude lag bei 2,3. Dieses Beben manifestierte sich in 16 Kilometern Tiefe.

Auf bzw. unter Teneriffa mit dem Pico del Teide war es in den letzten 3 Tagen ruhig und es wurde nur ein schwacher Erdstoß festgestellt. blickt man aber 15 Tage zurück, dann zeigt die Shakemap vom IGN 9 Beben an.

Um El Hierro ist es zuletzt wieder etwas ruhiger geworden. Wir erinnern uns, dass es hier im Herbst vermehrt Erdbeben gab. In den letzten 15 Tagen wurden hier nur 2 Erschütterungen festgestellt.

Cumbre Vieja: Gaswarnung auf La Palma

Ausbruch des Tajogaite-Vulkans auf La Palma vor 3 Jahren. © Marc Szeglat

Erhöhte Kohlendioxidkonzentration aktiviert Notfallprotokoll auf La Palma

Fast drei Jahre sind vergangen, seit der vulkanische Rücken Cumbre Vieja auf der Kanareninsel La Palma ausbrach. Bei diesem Ausbruch entstand ein neuer Schlackenkegel, der später den Namen Tajogaite erhielt. Dieser wuchs auf einer Eruptionsspalte, die sich am Rand der Gemeinde Los Llanos de Aridane öffnete. Aus der Spalte und später aus dem Schlackenkegel strömten Lavamassen, die Schneisen der Zerstörung hinterließen und große Schäden an der Infrastruktur verursachten. Noch heute, drei Jahre nach der Naturkatastrophe, arbeitet man an der Beseitigung der Schäden. Während der Wiederaufbau im Gange ist, lauert eine unsichtbare Gefahr im Untergrund: Vulkan und Lavafeld emittieren weiterhin hohe Mengen vulkanischer Gase, von denen Kohlendioxid die größte Sorge bereitet. Dieses farb- und geruchslose Gas ist schwerer als Sauerstoff und sammelt sich in Senken an, wodurch es den Sauerstoff verdrängt. Für Mensch und Tier ist dies eine äußerst gefährliche Situation, da Erstickungsgefahr besteht. Aus diesem Grund wurden im Aridane-Tal 1.156 Gasmessgeräte in Innenräumen und weitere 194 an öffentlichen Orten installiert, um die Kohlendioxidkonzentration ständig zu überwachen. Ein Notfallprotokoll wurde entwickelt, das Behörden und Einsatzkräfte alarmiert, sobald kritische Grenzwerte überschritten werden. Dieses sogenannte Peinpal-Protokoll wurde nun aktiviert, da die Grenzwerte für Kohlendioxid an mehreren Messpunkten in Puerto Naos überschritten wurden. Evakuierungen waren bisher nicht nötig, jedoch rückte die Feuerwehr aus und informierte die Bewohner über die erhöhten Gaskonzentrationen. Die Einsatzkräfte sorgten für eine gründliche Belüftung der betroffenen Gebäude und warnten davor, Keller zu betreten, in denen sich das Gas besonders stark ansammelt. Sollten die Gaswerte jedoch weiter ansteigen, könnten vorübergehende Evakuierungen erforderlich werden, die in enger Abstimmung mit den Rettungskräften durchgeführt würden.

Wie viel Kohlendioxid hat sich angesammelt?

Genaue Angaben zur Konzentration des Gases wurden nicht veröffentlicht. Im Schatten des Vulkans Tajogaite dürfen Häuser betreten werden, in deren Raumluft weniger als 700 ppm Kohlendioxid gemessen wird. Werden Spitzen von 1.600 ppm Kohlendioxid erreicht, wird evakuiert. Dieser Grenzwert wurde jedoch bisher nicht erreicht. Im vergangenen Monat wurden im Freien hohe Kohlendioxidkonzentrationen gemessen. Laut dem Monatsbulletin des IGN wurden in Puerto Naos und La Bombilla CO2-Konzentrationen von 34.450 ppm und ein Sauerstoffgehalt von 20,0 % festgestellt, während der Normalwert bei 20,9 % liegt. Beide Messungen wurden im Freien durchgeführt. In der Gegend von Puerto Naos betrug der im Freien gemessene maximale CO2-Wert 200.000 ppm, während der Sauerstoffgehalt ein Minimum von 20,0 % erreichte. Es sammelt sich also so viel Kohlendioxid in Bodennähe an, dass fast 1 Prozent des Sauerstoffs aus der Atemluft verdrängt wird.

Droht ein neuer Vulkanausbruch?

In einigen Berichten wird spekuliert, dass der Vulkan wieder erwachen könnte. Generell kann ein Anstieg der Gaskonzentrationen auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hindeuten, doch in diesem Fall befindet man sich in einem posteruptiven Stadium, in dem sich die Erde noch nicht vollständig beruhigt hat. Vulkanische Gase entweichen aus dem sich abkühlenden Lavafeld und dringen aus Spalten, die bis in das Fördersystem des Vulkans hinabreichen. Entgasungsaktivität ist in dieser Phase normal. Sie kann variieren, wobei auch das Wetter eine entscheidende Rolle spielt, wie viel Gas sich in Bodennähe ansammelt. Besonders nach starken Regenfällen oder bei Windstille können die Konzentrationen steigen. Hinweise auf einen erneuten Vulkanausbruch auf La Palma sind zumindest kurzfristig nicht zu erkennen.

Vulkankatastrophe auf La Palma hat Nachspiel

Klage gegen Vulkanologen und Beamte von PEVOLCA eingereicht

Im Dezember 2021 endete der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma. Über 3 Monate spie der Vulkan Cumbre Vieja Lava und zerstörte fast 2000 Gebäude. Nun reichte eine Gruppe vom Vulkan geschädigter Anwohner Klage gegen hochrangige Wissenschaftler und Beamter von PEVOLCA ein, jenem Institut, dem die Beobachtung der kanarischen Vulkane obliegt. Die vielfältigen Anschuldigungen wiegen schwer und könnten weitreichende Konsequenzen für die 7 Hauptbeschuldigten nach sich ziehen: Die Anwohner sahen sich nicht gut genug über die Vulkangefahren informiert und Evakuierungen seien zu spät eingeleitet worden. Ein Vorwurf lautet, dass man nicht einmal Gelegenheit hatte, sich gegen die Naturgewalt zu versichern. Solche Vorwürfe gegen Forscher sind mittlerweile nach Naturkatastrophen üblich und stellen die Verantwortlichen vor einigen Problemen: gibt man zu früh Alarm und die Katastrophe bleibt aus, dann ist das Geschrei groß, ebenso wenn man zu spät alarmiert. Den perfekten Zeitpunkt zu erwischen ist schwierig, zumal sich Vulkanausbrüche und Erdbeben nur schwer prognostizieren lassen. Allerdings ist es natürlich auch nicht hilfreich, wenn -wie im Fall der Cumbre Vieja Eruption- nach der Katastrophe Studien auftauchen, die Aussagen, dass man bereits Jahre vor der Katastrophe wissenschaftliche Hinweise gefunden habe, dass eine Eruption droht. Einige Tage vor der Eruption gab es nicht nur Schwarmbeben, sondern auch Bodenhebung in Folge von Inflation, sodass man von Seiten der Wissenschaftler schon vorgewarnt hätte sein müssen und erste Schritte zum Schutz der Bevölkerung hätte veranlassen müssen. Meines Wissens nach wurde aber bereits vor der Eruption der Alarmstatus des Vulkans angehoben.

Auf der anderen Seite frage ich mich immer wieder, wie es um die Eigenverantwortung bestellt ist? Waren sich Bauherren und Behörden die etwaige Baugenehmigungen auf einem als aktiv eingestuften Vulkan erteilten nicht im Klaren darüber, dass es eines Tages zu einem neuen Vulkanausbruch kommen konnte? Schließlich errichtete man Siedlungen nicht nur zwischen wenige Jahrhunderte alte Lavaströme, sondern auch direkt darauf. Da darf man sich als Beobachter schon die Frage stellen, ob Bauherren und Behörden so unbedarft, naiv und ahnungslos waren, wie sie nun tun, oder ob man das Restrisiko billigend in Kauf genommen hatte und auf Prinzip Hoffnung setzte. Aus vulkanologischer Sicht halte ich es für unverantwortlich in einem Umkreis von 10 km um einen als aktiv eingestuften Vulkan zu siedeln, denn es kann jederzeit zu neuen Eruptionen kommen. Andererseits wären dann große Gebiete der Erde als Siedlungsraum ungeeignet. Also eine altbekannte Problematik, bei der man zum Schluss die Kosten-Nutzen-Rechnung betrachten muss. Bedauerlich ist das nur für die Menschen, bei denen sie nicht aufgeht.

La Palma: Die Spur des Magmas

Ausbruch des Cumbre Vieja im September 2021. © Marc Szeglat

Vor einem Jahr hat uns der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma in Atem gehalten. Während die Eruption für die Anwohner des Cumbre-Vieja Vulkanrückens eine große Katastrophe darstellte, war er für die Wissenschaft ein Glücksfall: erstmalig konnten die Forscher eine Eruption auf La Palma mit modernsten Geräten von Anfang bis Ende verfolgen und dokumentieren. Der so gewonnene Datenberg wird nun von den Wissenschaftlern ausgewertet. Ein internationales Forscherteam wertete die seismischen Messdaten aus und konnte nun ein Modell der Aufstiegswege der Magmen unter dem Vulkan vorstellen.

Dem Magma auf der Spur

Die Studie, die nun in einer Preprint-Version von Scientific Reports der Nature-Gruppe erschienen ist, liest sich fast so spannend wie ein Krimi und weist auch sonst Parallelen akribischer Detektivarbeit auf. Beteiligt waren Wissenschaftler Von INVOLCAN, der Universität von Granada und dem russischen Trofimuk-Instituts für Erdölgeologie und Geophysik. Mittels des bekannten Verfahrens der seismischen Tomografie gelang es ein 3D-Bild des tiefen Untergrunds im Bereich des Cumbre Vieja zu erstellen. Dabei wurden 11.349 Erdbeben ausgewertet, die während und im Vorfeld der Eruption stattfanden. Die Erdbeben wurden überwiegend durch die Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst. Zudem lieferte die Analyse von Lavaproben Hinweise darauf, wie schnell die Schmelze aufgestiegen ist und in welcher Tiefe sie gebildet wurde. Schon während der Eruption war klar, dass es unter dem Cumbre Vieja einen Magmenkörper geben musste, der bis in großer Tiefe hinabreicht, doch seine genaue Lage und Struktur blieb unklar. Die Studie brachte nun Licht ins Dunkle und präsentiert uns ein sehr genaues Modell des Magmenköpers und dem Aufstiegsweg des Magmas unter der Südhälfte von La Palma.

3 Zonen anormaler Wellengeschwindigkeiten der Erdbeben

Die Forscher identifizierten 3 Zonen, in denen sich die Erdbebenwellen unterschiedlich schnell ausbreiteten, was auf eine Variation in der Beschaffenheit des Materials hindeutet, in dem sich die Erdbebenwellen bewegten. Von der Erdoberfläche aus gesehen lag eine dieser Zonen in einer Tiefe von weniger als 3 km und erstreckte sich bis zur Oberfläche. Dort hat sich das Gestein durch hydrothermalen Einfluss verändert und gleicht einem losen Schutthaufen. Solche Zonen kennt man u.a. vom Ätna. Erdbebenwellen bereiten sich aufgrund der lockeren Struktur der Gesteine nur langsam aus, Magma dafür umso schneller. Eine 2. Zone besteht aus einem Körper verfestigter Ozeankruste, die sich von der Oberfläche bis in 10 km Tiefe erstreckt. Die Erdbebenwellen bewegten sich dort schneller, da das Material eine höhere Dichte als das umliegende Gestein aufweist. Ich würde vermuten, dass es sich dabei um Material handelt, das von einem früheren Vulkanausbruch stammt. Bei der 3. Zone handelt es sich um die eigentliche Magmenintrusion unterhalb der ozeanischen Kruste. Ihre Basis liegt in 25 km Tiefe und ihre Oberseite in 7 km Tiefe. Durch die Intrusion wurde die Moho (Mohorovicic-Anomalie, die die Grenze zwischen Erdkruste und Asthenosphäre markiert) angehoben. Die Studie zeigte, dass das Magma vor Eruptionsbeginn nur 7 Tage benötigte, um aus 10 km Tiefe aufzusteigen. In den oberen 3 km stieg das Magma entlang des Kontaktbereichs zwischen den Zonen 1 und 2 auf.

Die Forscher prüfen nun, ob dieses Modell auch auf andere Vulkane der Kanaren übertragbar ist. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Pico del Teide auf Teneriffa. Sollte das neue Modell vom Cumbre Vieja hier übertragbar sein, dann könnten sich auch auf Teneriffa Eruptionen sehr viel schneller entwickeln, als man es bislang angenommen hat.

(Quellen: INVOLCAN und Nature.com: https://www.nature.com/articles/s41598-022-21818-9)

Cumbre Vieja mit Bodenhebung und Schwefelbrand

INSAR-Aufnahmen zeigen Bodenhebung im Süden von La Palma

Erst gestern schrieb ich über den Cumbre Vieja und muss mich korrigieren: offenbar geht die erhöhte Seismizität im Süden von La Palma doch mit einer Bodenhebung einher. Sie wird zwar nicht von den GPS-Stationen am Boden erfasst, ist aber auf einer INSAR-Aufnahme vom 10 September sichtbar. Die Bodenhebung beträgt demnach bis zu 6 cm. Die Vulkanologen sind nun angehalten, diese Daten mit Messungen am Boden zu verifizieren. An der Messstation LP 03 wird zwar keine Bodenhebung gemessen, dafür aber einen leichten horizontalen Versatz in Nord-Süd-Richtung. Die Bodendehnung liegt hier bei 6-7 mm und bildet einen längerfristigen Trend ab. Manche Autoren verweisen auf die „Zipper“ der Messungen in der Ost-West Richtung, doch dabei handelt es sich offenbar um Fehlmessungen.

Schwefelbrand am Tajogaite

In einem Artikel von „Volcanes y Ciencia Hoy“ wird auf ein -bisher nicht dokumentiertes- Phänomen am Cumbre Vieja hingewiesen. Dabei handelt es sich um blau brennende Schwefelgase, so wie wir sie vom Kawah Ijen her kennen. Die Schwefelgase entzünden sich, wenn sie mit Temperaturen von mehr als 600 Grad Celsius ausströmen. Tatsächlich gibt es am Kegel des Tajogaite (so wird der neu entstandenen Kraterkegel genannt) Fumarolen, die bis zu 1000 Grad heiße Gase ausstoßen. Um ihre Münder herum gibt es Schwefelablagerungen und bisweilen soll man auch Rotglut in den Öffnungen sehen. Schon alleine die hohen Gastemperaturen deuten darauf hin, dass sich in dem System Cumbre Vieja noch (oder schon wieder) Schmelze befindet. Die Seismizität in der Tiefe bildet den Magmenkörper in ca. 12 km Tiefe ab. In ihm wird 8-9 Mal soviel Schmelze vermutet, wie bei der Eruption gefördert wurde. Das Magma bewegt sich und verursacht die Seismizität. Bis jetzt steigt es aber nicht auf. Doch das könnte sich ändern, sobald weiteres Magma aus der Tiefe nachströmt.

Die Situation auf La Palma ist angespannt. Die Leute sind nervös und es gibt Spekulationen über eine Reaktivierung des Vulkanausbruchs. In den nächsten Tagen wird sich der Vulkan wohl nicht reaktivieren, doch der längerfristige Verlauf ist nicht absehbar.