Island: Schwarmbeben bei Raufarhólshellir

Schwarmbeben nahe des Lavatunnels Raufarhólshellir auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel

Heute Nachmittag manifestierte sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ein Schwarmbeben, das sich bis jetzt aus 30 Erschütterungen zusammensetzt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1 und ein Hypozentrum in 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 2,4 km westsüdwestlich von Raufarhólshellir verortet. Hierbei handelt es sich um eine der längsten Lavatubes auf Island. Die Lavahöhle ist 1300 Meter lang und wird von der Hauptstraße gequert, die von der Südküste von Reykjanes zur Hauptstadt Reykjavik an der Nordküste der Halbinsel führt.

Lavahöhlen bzw. Tubes entstehen, wenn sich auf einem fließenden Lavastrom eine Erstarrungskruste bildet, unter der der Lavastrom weiterhin fließt. Endet die Eruption, fließt die Lava ab und zurück, bleibt ein röhrenförmiger Tunnel. Die Raufarhólshellir ist teilweise für Besucher erschlossen worden. Der Eintritt kostet ca. 57 €. Die Wände sind illuminiert und im Winter gibt es herrliche Eisstalagmiten zu bewundern.

Raufarhólshellir bildete sich während des Leitahraun-Ausbruchs vor etwa 5200 Jahren, der sich östlich des Bláfjöll-Gebirges im Hengill-System ereignete. In der Region gab es bereits im Frühsommer Schwarmbeben und es stellt sich die Frage, ob sie rein tektonischer Natur sind oder mit dem Magmatismus/Vulkanismus zusammenhängen, der auf Reykjanes in eine neue Aktivitätsphase eingetreten ist.

Neben dem Erdbebenschwarm gab es auch an anderen Lokationen auf Reykjanes Erdbeben, darunter auch im Krysuvik-System und am Fagradalsfjall. Insgesamt wurden 54 Erdbeben innerhalb von 2 Tagen detektiert.

Neue Erdbeben wurden auch im Areal von Vatnakökull festgestellt. Hier bebte es im Bereich Bardarbunga/ Grimsfjall und unter der Askja. Der Boden im Bereich des Calderavulkans außerhalb der Eisbedeckung des Gletschers hält weiter an und summierte sich inzwischen auf mehr als 80 Zentimeter. Island hat mehrere vulkanische Baustellen und es sieht nicht so aus, als würde es in den nächsten Jahren langweilig werden, auch wenn das Thema aus dem Fokus der allgemeinen Berichterstattung verschwunden ist.

Erdbeben News 15.05.22: Island M 4,8

Datum: 14.05.22 | Zeit: 16:56:32 UTC | Lokation: 64.01; -22.44 | Tiefe: 8 km | Ml 4,8

  • Unter Reykjanes bebte es mit Ml 4,8
  • Das Beben ereignete sich nahe der Lavahöhle Raufarhólshellir
  • 16 Menschen befanden sich währen des Bebens in der Höhle
  • Das Beben manifestierte sich am Hengill Risssystem

Reykjanes: Erdbeben Ml 4,8

Gestern Nachmittag wurde der Osten der isländischen Reykjanes-Halbinsel von einem moderaten-starken Erdbeben der Magnitude 4,8 gerockt. Das Beben ereignete sich um 16.56 Uhr und war einer der stärksten Erdstöße der letzten Monate. Er konnte in weiten Teilen von Südwest-Island gespürt werden. Für die betroffene Region war es der stärkste Erdstoß, der dort seit 1991 aufgezeichnet wurde. Da keine älteren Daten vorliegen, kann man sagen, es war der stärkste Erdstoß seit Beginn der Datenerfassung. Das Epizentrum befand sich bei Þrengslin, das östlich von Lambafell liegt. Die Tiefe des Hypozentrums betrug 8 km. In der gleichen Gegend wurden 5 Vor- und Nachbeben mit Magnituden im 3er Bereich registriert. Insgesamt meldete IMO innerhalb von 48 Stunden 450 Erschütterungen. Somit befindet sich die Seismizität auf hohem Niveau. Die Beben manifestierten sich nicht nur bei Þrengslin, sondern wurden auch an anderen bekannten Bebenspots der Halbinsel festgestellt. Stark betroffen ist auch die Region bei Grindavik.

Menschen überstanden Erdbeben in einem Lava-Tunnel

Þrengslin ist eine schroffe Region aus bemoosten Lavaflächen, die ca. 20 km Luftlinie von Selfoss entfernt liegt. Bis Reykjavik sind es gut 50 km. In der Nähe des Epizentrums befindet sich die begehbare Lavahöhle Raufarhólshellir, die ein beliebtes Ziel bei Touristen ist. Laut einem Artikel in der isländischen Zeitung MBL, befand sich gerade eine Gruppe von 16 Personen in der Höhle, als die Erde bebte. Die Höhlenführerin Jóna Sigurlína Pálmadóttir erzählte, dass die Guides in der Höhle das Erdbeben nicht spürten, sondern nur hörten, während die Menschen an der Erdoberfläche durchgerüttelt wurden. Die Polizei schloss den Zugang zur Höhle vorsichtshalber, da befürchtet wurde, dass das Erdbeben Lavafelsen gelockert hat. Die Höhle muss erst auf ihre Sicherheit überprüft werden, bevor erneut Führungen stattfinden dürfen.

Erdbeben manifestierte sich am Hengill-Risssystem

Bei der Höhle handelt es sich um einen Lavatunnel, der bei einer Eruption entstand, die sich vor gut 5000 Jahren ereignete. Es wurde viel Lava gefördert, so dass das Leitahraun-Lavafeld entstand. Der Tunnel bildete sich, als ein gedeckelter Lavastrom abfloss und den Hohlraum zurückließ. Die Eruption wird dem Hengill-System zugeordnet. Beim Hengill handelt es sich um einen Zentralvulkan im Übergangsbereich zwischen der Reykjanes-Halbinsel und Südisland. Zu ihm gehört ein großes Risssystem. An einem dieser Risse hat sich das aktuelle Erdbeben ereignet. Das Beben ist tektonischen Ursprungs gewesen, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die erhöhte Seismizität unter Reykjanes mit dem Magmenkörper zusammenhängt, der sich in ca. 15 km Tiefe bildete. Das Magma und die Fluidbewegungen können Spannungen im Untergrund verursachen und so Erdbeben an Störungszonen auslösen. Natürlich kann das Beben einfach im Zusammenhang mit den divergenten Plattenbewegungen der kontinentalen Naht zwischen Nordamerika und Europa stehen.
Ein weiteres Erdbeben M 4,2 erschüttert Reykjanes. Das Epizentrum befand sich diesmal 5.4 km wets-nord-westlich von Grindavík. Das Hypozentrum lag 5,3 km tief. IMO zeigt nun 510 Erdbeben auf Reykjanes an.

IMO Wissenschaftlerin Kristín Jónsdóttir bestätigte in einem interview meine Vermutung von heute Vormittag und sagte, dass die hohe Seismizität auf Reykjanes wahrscheinlich mit dem großen Magmenkörper in 15 km Tiefe zusammenhängt. Beim Thermalkraftwerk Svartsengi (dort wo das aktuelle Beben bei Grindavik war) gibt es sehr wahrscheinlich einen flacher liegenden Magmenkörper und es könnte sich eine neue Eruption zusammenbrauen.