Island: Hauptstadtregion mit neuer Realität konfrontiert

Neue Realität für die Hauptstadtregion diagnostiziert – Vorbereitungen auf Vulkanausbrüche bei Reykjavik laufen

Die Erdbebentätigkeit auf Island konzentriert sich seit dem Wochenanfang auf den Norden der Insel, wo es im Bereich der TFZ zu einem starken Schwarmbeben gekommen ist. Bis zum Morgen gab es mehr als 1400 Erschütterungen. Langsam klingt die Aktivität aber ab.

Mit dem Beginn der Erdbeben vor der Nordküste ging die Seismizität im Süden Islands zurück. Ob es da einen Zusammenhang gibt oder ob es sich um eine Zufälligkeit gehandelt hat, ist ungeklärt. Die meisten Seismologen würden wohl sagen, dass es keinen Zusammenhang gibt.

Auf der Reykjaneshalbinsel gab es innerhalb von 48 Stunden 30 Erdbeben. Nicht nur die Erdbebentätigkeit hat nachgelassen, sondern auch die Bodenhebung. Einige Messungen zeigen sogar einen kompletten Stillstand der Hebung an, doch ich gehe noch davon aus, dass es sich um die bekannten Schwankungen der Messgenauigkeiten handelt, und würde nicht gleich Entwarnung geben. Die Messungen der nächsten Tage werden zeigen, ob sich die Heberate tatsächlich signifikant verändert hat.

Neue Gefahreneinschätzung für die Hauptstadtregion

Einer neuen wissenschaftlichen Gefahreneinschätzung nach zu urteilen, sieht es nach einer allgemeinen Entwarnung für die Reykjaneshalbinsel nicht aus – im Gegenteil: Jón Viðar Matthíasson, Leiter des Katastrophenschutzkomitees, meinte gestern gegenüber dem isländischen Fernsehsender RUV, dass man sogar in der Hauptstadtregion vor einer neuen Realität stehe und Kommunen und Bürger aufgefordert seien, sich auf Vulkanausbrüche nahe oder sogar in Reykjavik vorzubereiten.

Der Katastrophenschutzausschuss warnt vor erheblichen Risiken durch Lavaströme, Erdbeben, Gasausbrüche und Ascheregen. Besonders betroffen könnten südliche Stadtteile wie Vellir in Hafnarfjörður sein. Experten schließen jedoch nicht aus, dass Lava bei Ausbrüchen der Vulkansysteme Brennisteinsfjöll oder Krýsuvík sogar bis in nördlichere Teile der Hauptstadtregion vordringt – etwa ins Elliðaárdalur-Tal in Reykjavík.

Die Behörden warnen auch vor tektonischen Verwerfungen, die mitten durch bebaute Gebiete verlaufen – darunter Urriðaholt in Garðabær, der Osten von Kópavogur sowie Grafarholt in Reykjavík. Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und Geothermieanlagen sind möglich. Auch Evakuierungen innerhalb der Region werden im Ernstfall in Betracht gezogen.

Aktivitätsphasen auf Reykjanes liefen nach dem gleichen Muster ab

Zu diesem Schluss gelangten die Experten durch weitere Untersuchungen historischer Eruptionen auf Reykjanes. Sie bestätigten, dass die Aktivitätsphasen auf Reykjanes immer nach einem ähnlichen Muster abliefen und sich innerhalb von einigen Jahrzehnten sämtliche großen Spaltensysteme der Halbinsel aktivierten. Neben den bereits ausgebrochenen Spaltentsystemen von Fagradalsfjall und Svartsengi gab es auch Eruptionen und Erdbeben bei Eldvörp und Hengill. Auch schwere Erdbeben bis Magnitude 6,5 sind möglich – besonders auf Reykjanes und in Südisland.

Der Katastrophenschutzausschuss betont die Bedeutung von Vorbereitung und hat bereits mit der Ausbildung kommunaler Notfallteams begonnen. Ziel ist es, im Ernstfall rasch reagieren zu können – und vor allem: vorbereitet zu sein.

Island: Erdbeben Mb 3,1 am Herdubreid

Erdbeben Mb 3,1 erschüttert Herdubreid – Erdbeben auch unter Askja

Unter dem isländischen Tafelvulkan Herdubreid manifestierte sich heute Morgen um 09:36 UTC ein spürbares Erdbeben der Magnitude 3,1. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 4,8 Kilometern unter der Nordflanke des Vulkans, der sich während der Eiszeit unter dem Eis gebildet hat und deswegen ein flaches Plateau anstatt einen Gipfel hat. Dem Hauptbeben folgten 10 schwächere Nachbeben im gleichen Areal. Unter der Askja-Caldera gab es eine Erschütterung Md 1,5.

Herdubreid und Askja bilden ein Vulkansystem, wobei Askja der Zentralvulkan ist. Erdbeben im Bereich vom Herdubreid sind nicht ungewöhnlich, doch im Norden des Vulkans bebt es weniger häufig. In den letzten Jahren gab es südöstlich des Tafelvulkans immer wieder Schwarmbeben, die möglicherweise mit einer Magmenintrusion einhergingen.

Bodenhebung der Askja stagniert bei 81 cm

Im September 2012 setzte auch eine erhöhte Seismizität unter der Askja ein, die mit einem schnellen Bodenanstieg einherging. Bis zum letzten Jahr hielt sie mehr oder weniger stark an, doch seit März wird eine Stagnation der Hebung registriert. Insgesamt hob sich der Boden seit 2021 um 820 mm. Eine beachtliche Bodendeformation, die durch das Eindringen von magmatischen Fluiden in den flachen Untergrund der Caldera hervorgerufen wurde.

Die Schmelze im Magmenkörper differenziert nun: Sie kühlt langsam ab und es bilden sich Kristalle, die zum Boden des Magmenkörpers absinken. Bei den ablaufenden chemischen Reaktionen entsteht oft Wärme, so dass sich der Prozess über lange Zeit hinziehen kann. Dabei verändert die Restschmelze ihren Chemismus und ihre Viskosität. Sie wird zäher und weniger fließfähig, wodurch das Risiko explosiver Eruptionen steigt. Während der Differentiation werden auch volatile Komponenten freigesetzt und es kommt zur Gasbildung, was den Druck im Magmenkörper erhöht. So besteht auch ohne weitere Inflation ein Ausbruchsrisiko. Dieses steigt signifikant, wenn es zum Aufstieg frischer Schmelze kommt, da das frische Magma mit der Restschmelze interagieren kann.

Erdbeben in anderen Teilen Islands

Generell wurden unter Island in den letzten Tagen nur wenige Erdbeben registriert, was u.a. dem schlechten Wetter im Süden der Insel geschuldet sein könnte. Heute scheint es aber etwas weniger windig zu sein und es werden wieder vermehrt Erdbeben unter der Reykjanes-Halbinsel festgestellt, insbesondere in Grindavik am Südende des magmatischen Gangs bebte es öfter. Die Bodenhebung bei Svartsengi hält an, wobei es zu Variationen in der Hebegeschwindigkeit bzw. in der Messgenauigkeit kommt.

Nördlich des Grjotarvatn bei Snaefellnes manifestierte sich ein Schwarmbeben, das bis jetzt aus 11 Einzelbeben besteht. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,1.

Island: Bodenhebung bei Svartsengi setzt sich fort

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island geht weiter – Vulkanausbruch im Sommer wahrscheinlich

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hebt sich der Boden weiterhin mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit: Aktuell beträgt sie 4-5 mm pro Tag und zeigt keine nachhaltige Tendenz zur Verlangsamung. Im Gegenteil: Nachdem die Hebung Mitte April zunächst etwas zurückging, nahm die Geschwindigkeit gegen Ende des Monats wieder zu.

Seit dem Ende der letzten Eruption bzw. Intrusion Anfang April hat sich der Boden um etwa 180 mm gehoben – gemessen an der Station SKSH östlich von Svartsengi. Der Schwerpunkt des Magmenaufstiegs scheint sich dorthin verlagert zu haben. An der Station SENG beim Geothermalkraftwerk beträgt die Hebung knapp 170 mm. Sollte die aktuelle Geschwindigkeit anhalten, wird das voreruptionelle Hebungsniveau voraussichtlich in der zweiten Juniwoche erreicht. Ab diesem Zeitpunkt steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch deutlich. Bei den meisten bisherigen Eruptionen musste das frühere Hebungsniveau um etwa ein Drittel überschritten werden, bevor es zu einer Eruption kam – eine erneute Aktivität in der zweiten Julihälfte erscheint daher möglich, vorausgesetzt, der Magmazustrom in das Magmenreservoir unter Svartsengi verlangsamt sich nicht signifikant.

Die isländischen Vulkanologen scheinen allerdings eine andere Einschätzung zu vertreten. Laut einem Bericht von MBL äußerte sich das isländische Wetteramt (IMO) gestern dahingehend, dass sich der nächste Ausbruch bis in den Herbst verschieben könnte. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson sagte Ende April, dass eine Eruption im August möglich sei, rechnet jedoch eher damit, dass die Aktivität ganz zum Erliegen kommt. Es scheint, als würden hier weniger aktuelle Messdaten interpretiert als vielmehr Parallelen zur Eruptionsserie am Krafla-Vulkan gezogen. Solche Erfahrungen lassen sich allerdings nicht 1:1 auf andere Vulkansysteme übertragen – dafür sind die beteiligten Variablen zu vielfältig.

Mögliche Aktivierung weiterer Spaltensysteme auf Reykjanes

Es mehren sich auch Hinweise darauf, dass in den kommenden Monaten oder Jahren weitere Spaltensysteme auf der Reykjanes-Halbinsel aktiv werden könnten. Betrachtet man die akkumulierte seismische Energie in verschiedenen Regionen, zeigen sich in den benachbarten Systemen inzwischen steigende Tendenzen. Zudem dokumentierten neue Aufnahmen einer Unterwasserdrohne im Kleifarvatn (Krysúvik-System) eindrucksvolle Entgasungen. Sie deuten darauf hin, dass sich auch dort ein aktiver Magmenkörper befinden könnte, der magmatische Fluide bis zur Oberfläche aufsteigen lässt.

Bardarbunga: Erdbeben Mb 4,8 am Abend

Datum: 05.05.2025 | Zeit: 21:14:01 UTC | Koordinaten: 64.613 ; -17.387 | Tiefe: 8 km | Mb 4,8

Erhöhte seismische Aktivität unter der Bardarbunga-Caldera und in Westisland

Unter der subglazialen Bardarbunga-Caldera wurde gestern Abend ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,8 registriert. Der Erdstoß ereignete sich um 21:14 UTC in einer Tiefe von 7700 Metern. Das Epizentrum wurde 7,4 km östlich von Bardarbunga verortet. Es folgten mehrere Nachbeben Das Hauptbeben war deutlich in der dünn besiedelten Region südlich des Vatnajökull-Gletschers spürbar, verursachte jedoch keine Schäden.

Bereits am Morgen desselben Tages, um 5:34 Uhr, hatte sich ein Erdbeben der Magnitude 3,5 ereignet. Das Epizentrum lag im nordöstlichen Teil der Bardarbunga-Caldera. Solche Beben sind in dieser Caldera nicht ungewöhnlich und spiegeln die ständige Bewegung und den Druckaufbau unter dem Gletschereis wider. Die Seismizität unter Bardarbunga war in den vergangenen Tagen bereits deutlich erhöht, was von einem verstärkten Magmenzustrom aus der Tiefe herrühren könnte.

Bardarbunga ist ein aktiver Zentralvulkan unter dem mächtigen Eisschild des Vatnajökull im isländischen Hochland und bekannt für seine ausgeprägte seismische Aktivität. Zuletzt hatte sich im Februar 2025 ein noch stärkeres Beben mit einer Magnitude von 5,2 ereignet. In diesem Jahr jährt sich zudem das Ende des Holuhraun-Ausbruchs zum zehnten Mal – jener Ausbruch, der zwischen 2014 und 2015 das größte Lavafeld in Island seit der Laki-Eruption von 1783 bildete und mit einer massiven magmatischen Intrusion aus der Bardarbunga-Caldera verbunden war.

Bereits am 4. Mai wurde um 16:17 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 3,1 in der Nähe von Grjótárvatn festgestellt. Dieses Gebiet liegt im Westen Islands, im Landesinneren zwischen dem Lavafeld Hallmundarhraun und dem Langjökull-Gletscher. In dieser Region kommt es regelmäßig zu seismischen Ereignissen, die in den letzten Monaten an Häufigkeit und Stärke zugenommen haben – ein vergleichbares Beben wurde zuletzt am 23. April gemeldet.

Die Anzahl der seismischen Ereignisse auf der Reykjaneshalbinsel war in den letzten Stunden nicht mehr ganz so hoch wie noch am Wochenende. Allerdings hat sich das Wetter verschlechtert, sodass schwache Erschütterungen möglicherweise nicht registriert werden. Beben wurden vor allem im Osten der Halbinsel dokumentiert; ein kleiner Erdbebenschwarm wurde bei Raufarhólshellir beobachtet.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält weiterhin an, zeigt jedoch je nach Messreihe gewisse Schwankungen, die auf Abweichungen in den Satellitenbahnen zurückzuführen sein könnten. Weitere Messungen werden zeigen, ob tatsächlich eine Trendänderung vorliegt.

Island: Beschleunigung der Messwerte zur Bodenhebung

Nach Verlangsamung der Bodenhebung erfolgt wieder eine Beschleunigung – Seismizität weiterhin hoch

Auf Island ist die Seismizität weiterhin hoch und gestern wurden auf der gesamten Insel innerhalb von 48 Stunden über 300 Erdbeben detektiert. Weit über 200 Beben ereigneten sich im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Heute ist das Wetter wieder schlecht und es werden – wie in der Vorwoche – wieder weniger Beben registriert, was aber an Wind und Regen liegen dürfte. Auffällig ist weiterhin die hohe Seismizität im Westen des Fagradalsfjall. Unklar hingegen ist der Grund für die Bebentätigkeit. Werden hier Störungszonen infolge des Magmenaufstiegs bei Svartsengi aktiviert, oder regt sich unter Fagradalsfjall selbst Magma? Eine signifikante Bodenhebung gibt es hier aktuell nicht.

Anders sieht es hingegen weiterhin im benachbarten Svartsengi-Gebiet aus: Nach der Verlangsamung der Heberate in der vergangenen Woche hat sie sich in den letzten 2 Tagen wieder beschleunigt. Möglicherweise nimmt auch das Wetter Einfluss auf die GPS-Messungen, oder aber der Magmenaufstieg unterliegt größeren Schwankungen. Ich schätze, dass aktuell gut 4 Kubikmeter Magma vom tieferen Reservoir in das flachere unter Svartsengi strömen. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang April hob sich der Boden bereits um gut 15 Zentimeter und hat damit mehr als die Hälfte der Hebungsrate hinter sich gebracht, die es bis zur Parität zum Bodenhebungsniveau wie vor der letzten Eruption braucht. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Eruptionswahrscheinlichkeit wieder deutlich zu steigen.

Der Professor Haraldur Sigurdsson schrieb jüngst in seinem Blog, dass praktisch unter der gesamten Reykjanes-Halbinsel Schmelze in einer Tiefe von 8 bis 10 Kilometern vorhanden sei und man eine große Schmelzschicht in ca. 25 Kilometern Tiefe vermute. Ob das Magma weiter aufsteigt, würde in hohem Maße von den Bewegungen entlang der kontinentalen Naht zwischen Eurasien und Nordamerika abhängen, wo sich die beiden Platten voneinander entfernen. Die Plattenbewegungen erfolgen nicht gleichmäßig, sondern in Schüben. Aktuell würde es viele Krustenbewegungen geben, die sich über die gesamte Strecke vom Reykjanes-Rücken im Südwesten bis zum Hengill im Osten erstrecken. Daher ist mit weiterem Magmenaufstieg zu rechnen. Haraldur findet die Frage spannend, ob auch die Beben am Grjotarvatn mit diesem Ereignis zusammenhängen, und will die Situation weiter beobachten.

Island: Erdbeben und Bodendeformation

Zahlreiche Erdbeben unter Island registriert – 218 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden

Beobachtete man die Erdbebenaktivität der letzten Woche auf Island, hätte man meinen können, dass sie deutlich rückläufig war. Doch der Schein trügte, denn sehr wahrscheinlich lag der vermeintliche Rückgang der Seismizität an dem starken Wind, der das seismische Netzwerk mit „Noise“ überfrachtete und eine Registrierung schwacher Erdstöße erschwerte bzw. vereitelte. Kaum ist das Wetter wieder besser, werden auch wieder sehr viele Erdbeben registriert, die sich an den üblichen Destinationen ereigneten. Insgesamt wurden 218 Beben festgestellt. Die stärkste Erschütterung manifestierte sich gestern unter Bardarbunga und hatte eine Magnitude von 3,5. Der Erdbebenherd lag unter dem Nordosten der Caldera, in einer Tiefe von 4,7 Kilometern. Im Kartenabschnitt des Vatnajökulls sind 37 Erschütterungen eingetragen.

Im Westen Islands hält der Erdbebenschwarm beim Grjotarvatn an. Hier gab es bereits letzte Woche ein Erdbeben mit einer Magnitude größer als 3. Hier gab es seit Samstag 20 Erschütterungen.

Die meisten Beben ereignen sich weiterhin unter Reykjanes und hier entlang des magmatischen Gangs und der Rifts, die sich Anfang April gebildet hatten, aber auch unter dem Fagradalsfjall kommt es zu Beben. 120 Erschütterungen werden momentan auf der Halbinsel angezeigt, ein Schwarmbeben, das sich vor der Westküste von Reykjanes ereignet hat nicht mitgerechnet. Dieses Beben schlägt mit nochmals 17 Erschütterungen zu Buche.

Die Bodenhebung bei Sundhnukur hat sich hingegen in der letzten Woche deutlich verlangsamt, so dass mit einem baldigen Ausbruch nun doch nicht mehr zu rechnen ist. Bei aktueller Heberate rechne ich nicht vor dem Sommer mit einem weiteren Ereignis. Wobei meine Einschätzung nur eine Momentaufnahme ist, die auf dem aktuellen Trend beruht, die sich jedoch schnell ändern kann. Die Heberate kann gleichbleiben, sich aber auch weiter verlangsamen oder wieder beschleunigen.

Generell zeigt die Bodenhebung, dass weiterhin Magma aus dem tief gelegenen Reservoir in das flachere unter Svartsengi strömt. Die meisten Modelle gehen davon aus, dass sich das Zentrum des tief liegenden Reservoirs unter dem Fagradalsfjall befindet. Hier könnte sich innerhalb weniger Wochen Spannendes entwickeln.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 21.04.25

Zahlreiche Erdbeben auf Reykjanes und im Süden von Island – Bodenhebung verlangsamte sich

Auf bzw. unter Island ist es heute aus seismischer Sicht sehr unruhig, denn es wurden innerhalb von 48 Stunden 336 Erdbeben registriert. Ohne dass es einen besonders starken Erdbebenschwarm gibt, ist das recht viel.

Die Beben konzentrieren sich in vier Bereichen: im Norden entlang der TFZ, im Gebiet des Vatnajökulls, im Süden Islands und auf der Reykjanes-Halbinsel. Dort wurden 296 Erschütterungen festgestellt. Wie gehabt verteilen sich die Beben hier entlang des magmatischen Gangs und der neu entstandenen Grabenbrüche, die vor 3 Wochen entstanden. Auffallend viele Beben gibt es unter dem Fagradalsfjall, aber auch im Krysúvik-System.

Nachdem die GPS-Messwerte zur Bodenhebung in den letzten Tagen fast keine Hebung mehr anzeigten, hat sich das Bild mittlerweile relativiert, dennoch ist ein Rückgang der Hebegeschwindigkeit zu verzeichnen. Nach aktuellem Stand liegt sie zwar noch über dem, was wir vor dem jüngsten Ausbruch gesehen haben, ist aber im Vergleich nur noch ca. 50 % größer. Ich schätze den unterirdischen Magmenzufluss auf ca. 4 Kubikmeter pro Sekunde. Die Hebung seit dem 3. April liegt bei 13 Zentimetern. Ein herber Dämpfer für all jene, die auf einen baldigen Ausbruch gehofft haben, auch wenn er bei gleichbleibender Inflation nicht ganz so lange auf sich warten lassen dürfte wie zuvor.

Weitere Erdbeben im Süden Islands konzentrierten sich auf den Bereich der Torfajökull-Caldera und den westlich anschließenden Gebieten. Die Caldera wurde in den vergangenen Wochen häufig von Erdbeben erfasst und es ist gut möglich, dass die Beben von unterirdischen Fluidbewegungen verursacht werden. Einige Erschütterungen gab es auch unter der Katla.

Im Bereich des Vatnajökulls bebte es vor allem unter der Bardarbunga-Caldera und im Askja-System. Die Bodenhebung hier stagniert seit Monatsanfang.

Island: Hohe Bebentätigkeit auf Reykjanes am 19.04.25

Zahlreiche schwache Erdbeben entlang des magmatischen Gangs, beim Fagradalsfjall und bei Krysúvik

In meinem – mittlerweile fast täglich erscheinenden – Update zur Bebentätigkeit und Bodenhebung auf der Reykjanes-Halbinsel auf Island geht es heute um zahlreiche Mikrobeben entlang mehrerer Teilstücke entlang des magmatischen Gangs und um einen Schwarm bei Krysúvik.

Die Bebentätigkeit entlang des Dykes bei Sundhnúkur blieb auch in den letzten 24 Stunden hoch. Vor allem sind es Mikrobeben in 4–5 Kilometern Tiefe, die in den letzten 48 Stunden fast 200 Mal auftraten. Dabei konzentrieren sie sich auf 4 Abschnitte, die bei Grindavik, nördlich von Stora-Skogfell und westlich vom Keilir liegen. Seit einigen Tagen ist auch die Bebentätigkeit am Fagradalsfjall signifikant erhöht, obgleich es dort keine neue Intrusion gegeben hat. In den letzten 24 Stunden neu hinzugekommen ist ein Schwarmbeben im Krysuvik-System.

Unter Svartsengi steigt weiter Magma auf, doch die neusten Messwerte deuten an, dass sich die Hebungsrate des Bodens verlangsamt hat und somit der Magmenaufstieg geringer geworden ist. Doch ausgerechnet in der Region mit der größten Bodenhebung gibt es vergleichsweise wenig bis gar keine Erdbeben. Das ist insoweit auch nicht ungewöhnlich, denn vor den letzten Eruptionen und Intrusionen war die Seismizität hier auch sehr gering.

Aber was löst nun die beschriebenen Beben aus? Die Vermutung liegt nahe, dass es weiterhin Fluidbewegungen entlang des Dykes gibt und auch dass die Grabenbildung weiter nachwirkt. Nicht auszuschließen ist, dass es im tiefer liegenden Magmenkörper eine starke Magmenakkumulation gibt, die sich an der Oberfläche noch nicht in Bodenhebung widerspiegelt, aber in den Spaltensystemen oberhalb des Magmaspeichers Spannungen verursacht, die die Beben auslösen. In diesem Fall kann man in den nächsten Wochen erwarten, dass Magma in flachere Erdschichten eindringt und sich dort akkumuliert, was starke Schwarmbeben auslösen sollte und natürlich das Eruptionsrisiko in die Höhe treibt. Vielleicht sehen wir sogar eine Reaktivierung der eruptiven Tätigkeit beim Fagradalsfjall, wo die Eruptionsserie 2021 begonnen hat.

Island: Schwarmbeben am Fagradalsfjall am 18.04.25

Zahlreiche Erdbeben entlang des magmatischen Gangs bei Sundhnúkur und am Fagradalsfjall

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel gibt es auch am K-Freitag zahlreiche Erdbeben: In den letzten 48 Stunden wurden vom seismischen Netzwerk 207 Erschütterungen festgestellt. Die meisten manifestierten sich entlang des magmatischen Gangs und seiner Grabenbrüche, die sich im Zuge der Intrusion und Eruption zwischen dem 1. und 3. April entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe gebildet haben, wobei der Gang auch über den Verlauf der Kraterreihe hinausschoss. Aber nicht nur dort bebte es, sondern auch am benachbarten Risssystem des Fagradalsfjall, das ja der erste Brennpunkt der Aktivität auf Reykjanes zwischen 2021 und 2023 war.

Die Magnituden der meisten Erdbeben sind sehr schwach und liegen im Bereich der Mikroseismizität. Die Tiefen der Erdbebenherde befinden sich überwiegend in 4–5 Kilometer Tiefe, also in einer Tiefe, die für Fluidbewegungen typisch ist.

Interessanterweise gab es im Zuge der Gangintrusion eine signifikante Bodenhebung nördlich des Fagradalsfjall. Leider ist das Messnetzwerk in diesem Areal sehr ausgedünnt, so dass es schon fast als unbrauchbar zu bezeichnen ist, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass sich auch jetzt noch Magma im Bereich zwischen Fagradalsfjall und Keilir akkumuliert. Die neusten Messungen bei Svartsengi deuten auf einen Rückgang der Hebegeschwindigkeiten des Bodens hin, wobei es sich hier auch um die viel zitierten Messungenauigkeiten infolge von Bahnabweichungen der Satelliten handeln könnte. Die nächsten Tage werden zeigen, ob es tatsächlich einen weiteren Trend zur Verlangsamung der Hebegeschwindigkeit des Bodens gibt.

Unter der gesamten Insel wurden übrigens 268 Beben festgestellt. Auffällig waren die Beben im Bereich von Katla, Torfajökull und Hekla. Nach Einschätzung mehrerer Vulkanologen war letztgenannter Vulkan bereits vor gut einem Jahrzehnt bereit zu eruptieren, aber irgendwie ist bis jetzt nichts aus dem Ausbruch geworden. Ein weiteres Beispiel dafür, wie schwer es ist, Vulkanausbrüche vorherzusagen.