Island: Bodenhebung weiterhin schnell

Bodenhebung auf Island hält auf hohem Niveau an – Seismizität rückläufig aber noch erhöht

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel setzt sich die beschleunigte Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet fort: Seit dem 3. April hat sich der Boden an der Messstation SENG bereits um 75 mm gehoben. In den letzten drei Tagen verläuft der Graph zwar nicht mehr ganz so steil wie direkt nach der Intrusion des magmatischen Gangs vor einer Woche, jedoch deutlich steiler als vor dem Ereignis. Ich schätze, dass die Aufstiegsrate des Magmas derzeit fast dreimal so hoch ist wie zuvor. Das bedeutet, dass etwa 7,5 bis 9 Kubikmeter Magma pro Sekunde aus dem tief gelegenen Speicherreservoir unter Fagradalsfjall in das flacher liegende Speichersystem unter Svartsengi aufsteigen. Bleiben die übrigen Bedingungen unverändert, könnte es in sechs bis acht Wochen zu einer weiteren Eruption entlang von Sundhnúkur kommen.

Die seismische Aktivität ist entlang des magmatischen Gangs weiterhin erhöht. Auffällig ist, dass auch in den benachbarten Spaltensystemen Reykjanestá und Krýsuvík überdurchschnittlich viele Beben registriert werden. Ungewöhnlich ist zudem eine Erdbebentätigkeit zwischen Krýsuvík und dem Nordende des magmatischen Gangs bei Keilir. Es ist nicht auszuschließen, dass hier eine Störung verläuft, die die beiden Spaltensysteme miteinander verbindet. Die Bodendeformationen im Zuge des Rifting-Ereignisses und der Gangbildung wirken sich jedenfalls bis in das westliche Krýsuvík-System aus, während östlich des Kleif­arvatn keine signifikanten Bodenverschiebungen festgestellt wurden.

In den letzten 48 Stunden wurden auf der gesamten Reykjanes-Halbinsel 176 Erdbeben registriert – ohne die Erschütterungen nördlich von Eldey vor der Südwestspitze der Halbinsel. Islandweit waren es 269 Beben, wobei die meisten außerhalb der Halbinsel im Bereich des Vatnajökulls auftraten. Dort konzentrierten sich die Aktivitäten auf die Regionen Bárðarbunga und Grímsvötn. In den vergangenen Wochen wurde hier vorwiegend eine Subsidenz des Untergrunds beobachtet. Nur die Messstation KISTA an der Bárðarbunga verzeichnete eine Hebung von 50 mm innerhalb der letzten zwölf Monate – aktuell sinkt der Boden dort jedoch wieder leicht ab.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 05.04.25

Beschleunigte Bodenhebung bei Svartsengi – Erdbeben an den benachbarten Systemen

Auf Island bleibt es spannend, und das, obwohl die Erdbebenaktivität am neuen magmatischen Gang auf Reykjanes weiter nachgelassen hat – ganz beendet ist sie allerdings noch nicht. Nicht nur am eigentlichen Gang gab es noch weitere Erdbeben, sondern auch am Krysuvik-System östlich des Gangs, als auch westlich bei Reykjanestá bis hin nach Eldey, wo es ein Beben M 3,4 gegeben hat. Und auch bei Krysuvik ereignete sich ein Beben M 3,1.

In diesen beiden Systemen hält der horizontale Versatz weiter an, während es nur zu einer marginalen Bodenhebung kommt. Die Vermutung liegt nahe, dass die Erdbewegungen hier mit dem Rifting-Prozess entlang des magmatischen Gangs im Svartsengi-System einhergehen. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass hier davon unabhängige tektonische Kräfte am Werk sind bzw. dass die drei Systeme Reykjanestá, Svartsengi und Krysuvik tektonischen Prozessen unterliegen, die letztendlich die Magmenintrusion bei Svartsengi verursachten.




Jedenfalls wurde auf Reykjanes die Karten neu gemischt, denn die Bodenhebung im Svartsengigebiet ist aktuell ähnlich schnell, wie es nach der starken Riftingepisode vom 10. November der Fall war. Das bedeutet, dass das Magma mit einer Rate von 8 bis 9 Kubikmetern pro Sekunde aus dem tiefen Speichersystem in das flacher gelegene aufsteigt. Sollte diese Rate anhalten, dann wäre mit dem nächsten Ausbruch bereits in 4 bis 6 Wochen zu rechnen, anstatt in 3 bis 4 Monaten, wie es zuletzt der Fall gewesen war. Von einem Ende der Aktivität bei Svartsengi, wie es zuvor von Vulkanologen gesehen wurde, scheint man auf Island weit entfernt zu sein.

Überdies gibt es auch an anderen Lokalitäten auf der Insel im Nordatlantik rege seismische Aktivität. Einen kleinen Erdbebenschwarm gab es im Südwesten des Langjökulls, unter dem sich ein Zentralvulkan verbirgt. Im letzten Jahr ereigneten sich hier bereits vergleichbare Schwärme, in denen Forscher Anzeichen für ein langsames Erwachen des Vulkans sehen.

MBL berichtet über einen Erdbebenschwarm im Bereich der Torfajökull-Caldera, der allerdings in keiner Shakemap auftaucht. Es wird aber IMO-Naturgefahrenspezialistin Elísabeth Pálmadóttir zitiert, die von schwachen „Turbulenzen“ im Bereich der Caldera spricht. Am Rand der Torfajökull-Caldera liegt das bekannte Landmannalaugar.

Island: Grabenbruch und Erdbeben

InSAR-Aufnahme weist Grabenbruch bei Litla-Skógfell nach

Gestern bin ich bereits kurz auf die Bildung eines neuen Grabenbruchs eingegangen, ohne das bereits das zugehörige InSAR-Bild vorlag. Jetzt noch einmal ein detaillierterer Artikel dazu. Außerdem gab es mittelstarke Erdbeben im Krýsuvík-System.

Die seismische Aktivität entlang des neu gebildeten Gangs auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat weiter nachgelassen und wahrscheinlich fließt nur noch wenig oder gar kein Magma mehr in den magmatischen Gang, dessen Länge mit gut 20 Kilometern angegeben wird. Damit ist er der längste Gang, der sich seit Beginn der Aktivität im Svartsengi-Gebiet gebildet hat, und ist sogar länger als jener vom 10. November 2023, mit dessen Platznahme die Weltöffentlichkeit auf die Geschehnisse in Island aufmerksam wurde. Damals bildete sich nicht nur ein magmatischer Gang, sondern auch ein großer Grabenbruch, der im Süden bis nach Grindavik hineinreichte. Bei einem Grabenbruch senkt sich das Land zwischen zwei Seiten einer Störung ab, die sich horizontal voneinander entfernen. Diesen Prozess bezeichnet man auch als Rifting. Im Fall von Reykjanes geht man davon aus, dass in einer Störung oder Schwächezone Magma eindrang, welches sie verbreiterte, indem es die beiden Schultern der Störung auseinanderschob. Theoretisch ist es aber auch möglich, dass tektonische Prozesse die Riftschultern auseinandertreiben und Magma die so entstandene Lücke füllt.

Bei der jüngsten Gangbildung am 1. und 2. April bildete sich wieder ein Grabenbruch, der aber kleiner ist, als es im November 2023 der Fall war. IMO-Forscher entdeckten ihn auf neusten InSAR-Aufnahmen. Er liegt nordöstlich von Litla-Skógfell. Außerdem gab es auch Verwerfungsbewegungen in Grindavik und bei Reykjanestá. Diese Verwerfungsbewegungen gingen dort mit einem Erdbeben der Magnitude 5,3 einher. Die Zonen mit den Verwerfungen bzw. Riftbildungen sind im InSAR-Bild als kurze weiße Linien dargestellt. Die lange und leicht abknickende Linie markiert den Verlauf des neuen magmatischen Gangs.

Deformationsmessungen zeigen, dass der nördlichste Teil des Deichs knapp 4 km nördlich von Keilir liegt. Satellitenbilder und Modellierungen deuten darauf hin, dass die Magmaintrusion etwa 5 km nordöstlich von Stóra-Skógfell der Oberfläche am nächsten kam, wo ihr oberster Abschnitt in einer Tiefe von etwa 1,5 km liegt.

Erdbeben im Krýsuvík-System

Gestern Abend kam es zu einer verstärkten Erdbebenaktivität im Krýsuvík-System, das sich östlich vom Svartsengi-Fagradalsfjall-System anschließt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in 5,1 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,4 km nördlich von Krýsuvík lokalisiert. Es wurden 3 weitere Beben mit Magnituden über 3 festgestellt sowie eine größere Anzahl schwächerer Beben. Wahrscheinlich standen die Erdbeben hier mit der Gangintrusion im benachbarten System im Zusammenhang, es ist aber auch nicht auszuschließen, dass sich im tieferen Untergrund bei Krýsuvík Magma ansammelt.

Island: Bildung eines Grabenbruchs

Datum: 03.04.2025 | Zeit: 14:09:32 UTC | Koordinaten: 52.594 ; -32.097 | Tiefe: 20 km | Mw 6,9

Grabenbruchbildung bei Litla Skógfell – starkes Erdbeben am Reykjanes-Ridge

Am Reykjanes-Ridge ereignete sich heute Nachmittag ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 6,9. Das Hypozentrum lag in 20 Kilometern Tiefe und das Epizentrum wurde 1411 km südlich von Reykjavík verortet. Der Erdstoß war für ein Beben an einer divergenten Plattengrenze nicht nur ungewöhnlich stark, sondern verfügte auch über einen vergleichsweise tief sitzenden Erdbebenherd. Außer, dass sich die Verlängerung des Reykjanes-Ridge durch Island zieht, hat der Erdstoß nicht direkt etwas mit der Insel im Nordatlantik zu tun, es sei denn, man postuliert einen übergeordneten Zusammenhang starker tektonischer Aktivität entlang des Mittelatlantischen Rückens und den Ereignissen, die wir in den letzten 2 Tagen auf Island gesehen haben. Wissenschaftlich bewiesen ist sowas nicht, darum kein Postulat.

Die Wissenschaftler arbeiten aber unter Hochdruck daran, die Vorgänge auf Island zu untersuchen, und nehmen sich aktuell neue InSAR-Satellitenbilder vor. In einem RUV-Artikel berichtet IMO-Deformationsspezialist Benedikt Ófeigsson davon, dass sich bei Litla Skógfell der Boden stark verformt hat. Diese Verformung wird durch die Bildung eines Grabenbruchs hervorgerufen, was darauf hindeutet, dass das Magma in dieser Region etwas flacher liegt. Diese Entwicklung findet jedoch deutlich südlicher als die Hauptbebenaktivität statt und in einem Gebiet, das weiter von der Hauptstraße Reykjanesbraut entfernt ist als die bisher registrierten Erdbeben. (Update: Das InSAR-Bild liegt mir jetzt vor ich werde morgen mehr dazu schreiben. Jetzt nur eine kleine vorab Veröffentlichung)

Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass Lava in diesem Bereich an die Oberfläche gelangt, gilt ein solcher Ausbruch als äußerst unwahrscheinlich. Die Aufnahmen belegen jedoch eine beträchtliche Bodenverformung, die eindeutig auf die Entstehung des Grabenbruchs hinweist. Ähnliches geschah bei der ersten starken Intrusion mit Gangbildung im November 2023, in deren Folge in Grindavik große Schäden entstanden. Das aktuelle Ereignis gleicht damit der Initialphase der Eruptionsphase und ich denke, es ist durchaus möglich, dass wir am Anfang eines weiteren Eruptionszyklus stehen. Dafür spricht auch, dass die Bodenabsenkung bereits wieder in eine Bodenhebung gewechselt hat. Somit scheint die Gangbildung abgeschlossen zu sein. Die ersten Messdaten deuten darauf hin, dass die Hebung deutlich schneller ist als in den Wochen vor der Eruption. Es bleibt spannend auf Island!

Island: Gangintrusion noch nicht abgeschlossen

Schwarmbeben auf Island lässt nur langsam nach – Gangintrusion nicht abgeschlossen

Auf Island hält das Schwarmbeben, das mit der Intrusion eines magmatischen Gangs einhergeht, weiter an und lässt nur langsam nach. Seit Beginn der Ereignisse vor 48 Stunden manifestierten sich fast 3200 Erdbeben. Die meisten Erschütterungen ereigneten sich entlang des gut 20 Kilometer langen magmatischen Gangs, der sich ausgehend von der Sundhnúkur-Kraterreihe nach Nordosten hin ausbreitete und dabei am Kegel des Keilir in Richtung Küste vorbeizog. Dabei passierte das Magma auch den Fagradalsfjall. Magmabewegungen konzentrierten sich zuletzt in einem Areal zwischen Fagradalsfjall und Keilir.

Aktuell nimmt die Anzahl der Erdbeben zwar ab, aber es scheint immer noch Magma in den Gang zu strömen. Somit ist die Gefahr eines erneuten Magmadurchbruchs an der Erdoberfläche nicht komplett gebannt, obgleich die Wahrscheinlichkeit hierfür nicht besonders hoch ist.

Der kurzlebige Vulkanausbruch am Dienstag war der kleinste der Sundhnúkur-Eruptionssequenz, was daran lag, dass das meiste Magma in den unterirdischen Gang floss. Das bei der Eruption freigesetzte Lavavolumen beträgt etwa 0,4 Millionen Kubikmeter. Das Volumen entspricht etwa einem Sechstel des Lavafeldes des Januar-Ausbruchs 2024, der Grindavik ebenfalls auf die Pelle rückte.

An der GPS-Station in Svartsengi (SENG) wurde seit gestern Morgen eine Bodenabsenkung von über 25 cm registriert. Etwa 90 % des seit dem letzten Ausbruch im Dezember 2024 angesammelten Magmas floss in den magmatischen Gang, nur ein kleiner Teil erreichte die Oberfläche nördlich von Grindavík. Obwohl die Stadt wieder einmal Glück hatte und von Lavamassen verschont blieb, gab es dennoch starke Erdbewegungen: GPS-Messungen zeigen vor allem im Osten der Stadt deutliche Verschiebungen. Am Austurvegur wurden vertikale Verschiebungen von über 10 cm festgestellt. In der Horizontalen versetzte der Boden um 5–8 Zentimeter. Im Westen betrug die horizontale Verschiebung etwa 6 cm. Insgesamt wurden in der Stadt seit gestern Morgen Bewegungen von bis zu 50 cm über mehrere Verwerfungen hinweg gemessen. Es wurde zwar noch nicht bekannt, ob neue Schäden auftraten, möglich ist das aber.

Inzwischen gab es Statements von verschiedenen isländischen Vulkanologen, die meinen, dass der aktuelle Vulkanausbruch der letzte in dieser Gegend gewesen war. Grund für diese Vermutung ist der Umstand, dass der Magmenaufstieg von dem tiefer gelegenen Magmenkörper in das flacher liegende Reservoir unter Svartsengi in den letzten Wochen nachgelassen hat. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass die Geschehnisse der letzten 2 Tage die Karten neu gemischt haben könnten und dass mit dem schnellen Abfluss des Magmas in den Gang eine Druckentlastung einherging, die es neuem Magma erleichtert, aufzusteigen. Die nächsten Tage werden zeigen, wie stark die Bodenhebung nach der Gangbildung ausfällt.

Island: Starke Erdbebentätigkeit infolge Gangintrusion

Unter dem Areal links vom Keilir bewegt sich der Gang. © Marc Szeglat

Intrusion eines mehr als 20 Kilometer langen magmatischen Gangs hält an – Stärkstes Erdbeben M 5,2

Der sichtbare Teil des Vulkanausbruchs, der gestern Vormittag auf Island begonnen hat, endete am Abend, doch damit ist die Aktivität nicht zu Ende gewesen, denn unterirdisch ist noch einiges in Bewegung. Davon zeugt ein sehr starker Erdbebenschwarm, der sich bislang aus fast 2400 automatisch detektierten Beben zusammensetzt. Die stärkste Erschütterung hatte eine automatisch beurteilte Magnitude von 5,2 die von den Erdbebendiensten an zwei unterschiedlichen Lokationen verortet wurde. Während IMO dieses Beben vor der Küste bei Reykjanestá ausgemacht hat, siedelte das EMSC dieses Beben nahe des Nordendes des magmatischen Gangs an. Dieses Ende migriert in nordöstlicher Richtung und damit grob auf Reykjavik zu.

Der Gang hatte bereits gestern Abend eine Länge von gut 20 Kilometern erreicht und wanderte mehr als 9 Kilometer weiter in Richtung Nordost, als es bei vorherigen Ereignissen der Fall war. Anhaltende Subsidenz zeigt, dass der Prozess der Gangbildung weiter anhält, und es sieht so aus, als würde nicht nur das Magma abfließen, das sich seit der letzten Eruption unter Svartsengi angesammelt hat, sondern auch Schmelze, die davor vorhanden war und bislang nicht eruptierte.

Es fließt also eine große Menge Magma unterirdisch in Richtung Nordosten und bildet in einer Tiefe von 4 bis 5 Kilometern (der Tiefe der meisten Erdbebenherde) einen magmatischen Gang. Er reicht fast bis zur Küste östlich von Vogar.  Wahrscheinlich sucht sich das Magma einen Weg entlang bereits existierender Risszone in Verlängerung der Sundhnúkur-Kraterreihe und erweitert den Spalt, wodurch starke Erdbewegungen ausgelöst werden.

Solange der Prozess in Gang ist, besteht die Möglichkeit einer weiteren Eruption an der Erdoberfläche. Am naheliegendsten ist, dass das Magma am Ende des Gangs durchbrechen wird, dort, wo noch die meisten Erdbeben stattfinden. Vielleicht sehen wir auch den Anfang einer Verlagerung der Aktivität in ein neues Risssystem.

Starke Erdbebenaktivität gibt es nicht nur entlang des magmatischen Gangs, der von Sundhnúkur und Svartsengi ausgeht, sondern auch entlang einer Spalte zwischen Reykjanestá und Eldey. In diesem Areal gab es bereits früher Schwarmbeben.

Die Vorkommnisse erinnern mich ein wenig an die Prozesse vor der Holuhraun-Eruption 2014. Der magmatische Gang, der sich ausgehend von Bardarbunga bildete, hatte zum Schluss eine Länge von 40 Kilometern. Diese Dimensionen wird der aktuelle Gang aber wahrscheinlich nicht erreichen.

Island: Starke Seismizität und Gangbildung

Eruption auf Island hat stark nachgelassen – Seismizität weiterhin hoch

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat der Vulkanausbruch bereits stark nachgelassen und scheint sich bereits seinem Ende zu nähern. Er könnte aber jederzeit wieder aufleben und sich deutlich intensivieren, denn die Bildung des magmatischen Gangs scheint noch nicht abgeschlossen zu sein. Immer noch wird eine intensive Seismizität registriert, die stark an die Erdbebenschwärme erinnert, die wir zu Anfang der Eruptionsphase 2023 gesehen haben. Auf der IMO-Shakemap werden bis jetzt 870 Beben angezeigt und nach einer kurzzeitigen Abnahme der Erdbebenhäufigkeit intensivierte sie sich wieder, wobei es in den letzten Stunden zu auffällig vielen Beben im Bereich vom Keilir kommt. Mehrere Beben hatten Magnituden im Dreierbereich. Laut Vafri.is kam es auch zu zwei Beben mit der Magnitude 4,2.

Dass die Erdbeben so lange und stark nach Eruptionsbeginn anhalten, ist sehr ungewöhnlich und gibt Grund für die Spekulation, dass aus größerer Tiefe neues Magma intrudiert. Anhand der negativen Bodendeformation sieht man, dass aber auch ein großer Teil der Schmelze abgelaufen ist, die sich seit November in 4–5 Kilometern Tiefe akkumuliert hat. Sie wurde nur zum geringen Teil eruptiert und speiste vor allem den Gang, der sich im Südwesten bis unter dem Meer bei Grindavik ausgebreitet hat und im Nordosten 3 Kilometer weiter migrierte, als es bislang der Fall gewesen war.

Die Lava erwischte wieder eine Warmwasserleitung, die nach Grindavik führt und legte auch einen Strommast um. In Grindavik kam es zudem zu Bodendeformationen.

Der oberflächlich sichtbare Teil des Ausbruchs ähnelte dem vom Januar 2024, als sich mehrere kurze Spaltensegmente in Richtung Grindavik öffneten und sogar den Stadtrand erreichten. Ein kurzer Lavastrom zerstörte einige Häuser dort. Beim aktuellen Ausbruch folgte die Spaltenöffnung der Linie von damals und es öffnete sich eine kurze Spalte nahe der Gewächshäuser vor dem Stadtrand im Nordosten. Diese kurze Spalte lag bereits innerhalb der Befestigungsanlagen, die auch während der Öffnung der Hauptspalte durchschnitten wurden. Dennoch hielten die Deiche die größte Lavamenge davon ab, in Richtung Grindavik zu fließen, so dass die Stadt erneut verschont wurde. Die Lava steht aber bis kurz unterhalb der Dammkrone und sollte ein neuer Lavaschub kommen, könnten diese überflossen werden.

Es bleibt äußerst spannend auf Island. Insbesondere die anhaltende Bebentätigkeit signalisiert, dass dieser Ausbruch doch noch nicht der letzte entlang von Sundhnúkur sein könnte, denn irgendetwas könnte sich im Untergrund geändert haben.

Island: Neue Eruption am 01.04.2025 (Kein Aprilscherz)

Eruption Nr. 8 begann heute bei Sundhnúkur auf Island – Lava fließt Richtung Grindavik

Heute Morgen begann um 09:47 Uhr Ortszeit (11:47 Uhr MESZ) der erwartete Vulkanausbruch auf Island. Wieder öffnete sich eine Spalte im Gebiet der Sundhnúkur-Kraterreiche, aber diesmal deutlich weiter südlich, als es bei den letzten Eruptionen der Fall gewesen war. Die Spalte durchschneidet den Schutzwall vor Grindavik und Lava fließt nun auf den Ort zu.

Anders als bei den letzten Eruptionen in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 kündigte sich die Eruption mit einem sehr starken Schwarmbeben an. Allerdings wurde es mir bei IMO am frühen Morgen noch nicht angezeigt, offenbar wurde die Shakemap erst nach Dienstbeginn aktualisiert. Bei MBL gab es aber bereits einen Artikel, in dem es hieß, dass eine unterirdische Gangintrusion begonnen hat. Nachdem ich die Erdbebenmeldungen bei IMO kontrolliert hatte und keine ungewöhnliche Aktivität sah, hielt ich es für einen Aprilscherz. So kann einen das Datum foppen!

Doch zurück zu Eruption selbst, von der noch nicht viele Daten vorliegen. Auf der Livecam sieht man aber, dass sich südlich der vulkanischen Erhebung von Hagafell eine Eruptionsspalte geöffnet hat, deren Länge mit 500 m angegeben wurde. Die Lavafontänen sind aber noch nicht so stark, wie es bei den bereits erwähnten Vorläufereruptionen war. Da der Eruptionsbeginn nun gut eine Stunde her ist, könnte die Initialphase aber noch nicht abgeschlossen sein und sich der Ausbruch verstärken. Es ist auch gut möglich, dass sich weitere Spalten öffnen werden.

Grindavik wurde direkt heute Morgen mit Beginn der seismischen Krise Evakuiert, wobei sich 8 Personen weigerten den Ort zu verlassen. Während ich diese Zeilen schreibe, wird bekannt, dass sich die Spalte bis fast zu einem Gewächshaus hin geöffnet hat, dass nahe Grindavik liegt. Die Hauptspalte erweitert sich in Richtung Norden und damit weg von der Stadt. Svartsengi ist moment nicht direkt gefährdet. Die Lava breitet sich überwiegend in Richtung Thorbjörn aus.

Der Vulkanologe Þor­vald­ur Þórðar­son vergleicht die Ausbruch mit jenem vom Januar 2024, der vergleichsweise schwach war aber sich auch nahe Grindavik abspielte und sogar einige Häuser abfackelte.

IMO schreibt, dass der magmatische Gang eine Länge von gut 11 Kilometern hat und es der längste Gang seit der Gangbildung vom November 2023 ist. Es könnte sich tatsächlich noch eine längere Spalte öffnen. Wenn man die starke Seismizität berücksichtigt, könnte es sein, dass wir eine neue Intrusion erleben, die nicht nur aus dem bereits akkumulierten Magma gespeist wird, sondern auch von Schmelze, die aus größerer Tiefe direkt aufsteigt.

Island: Erhöhte Seismizität bei Svartsengi am 28.03.25

 

Erneute Zunahme der Seismizität bei Svartsengi auf Island – 30 Zentimeter Bodenhebung seit letzter Eruption

Im Eruptionsgebiet entlang der Sundhnúkur-Kraterreiche auf Island gab es in den letzten 24 Stunden eine deutliche Zunahme der Erdbebenaktivität. Das Erdbebenportal vafri.is zeigt auf seiner Shakemap 16 schwache Erschütterungen an, die bis nach Grindavik hinabreichten. Die stärkste Magnitude war 1,2 in einer Tiefe von 5,2 Kilometern, als genau dort, wo sich typischerweise Magma akkumuliert, bevor es ausbricht. Die meisten Beben lagen aber im Bereich der letzten Eruptionsstelle östlich vom Sylingafell. Sollte es zu einem neuen Ausbruch kommen, dann ist das wieder der wahrscheinlichste Ort, von dem die Spaltenöffnung ausgeht. Ungewiss ist, wie weit sich eine Spalte nach Norden oder Süden öffnen wird. Im Extremfall könnte sie im Norden die wichtige Straße zwischen dem Flughafen Keflavik und der Hauptstadt Reykjavik unterbrechen, während sie im Süden bis nach Grindavik hinein laufen könnte.

Nachdem die Bodenhebung letzte Woche ins Stocken geraten war, ging sie in den letzten Tagen weiter und scheint nun abermals zu stocken. Es stellt sich immer die Frage, ob es Messungenauigkeiten sind, die meistens dadurch zustande kommen können, dass die Bahnen der GPS-Satelliten um wenige Millimeter schwanken, oder ob es tatsächlich Schwankungen im Magmenzustrom aus der Tiefe gibt. Zu erwarten wäre eine kontinuierliche Abnahme des Zustroms, da der Gegendruck im oberen Speichersystem immer größer wird und das aufsteigende Magma gegen diesen ankämpfen muss. Was auch immer die Ursache für die Schwankungen sein mag, so hat die Bodenhebung wieder ca. 30 Zentimeter seit dem letzten Ausbruch erreicht. Ein Wert, bei dem es bereits früher Eruptionen gab. Das ist ein möglicher Anhaltspunkt um ein baldigen Eruptionsbeginn zu vermuten aber kein hinreichendes Kriterium.

Tatsächlich kommt nun auch der oft zitierte Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson auf die Idee, dass Vulkanausbrüche schwer vorherzusagen sind. Er äußerte sich in einem MBL-Artikel sinngemäß, dass die bisherigen Annahmen zur Vorhersage von Ausbrüchen nicht zuverlässig seien. Ein Ausbruch könne heute, morgen, übermorgen oder gar nicht beginnen. Ein Problem, das man auch von anderen Vulkanen her kennt, etwa wenn es um die Regelmäßigkeit von Paroxysmen am Ätna geht: Ein paar Eruptionen scheinen einem bestimmten Muster zu folgen, das dann irgendwann durchbrochen wird. Wir Menschen müssen lernen, uns von unseren schematischen Denkmustern zu befreien und vor allem von unserer Zeitvorstellung in Bezug auf geologische Prozesse. Zudem ist es eine Frage der Definition, ob es sich um verschiedene Ausbrüche handelt oder nicht doch um Episoden eines lang anhaltenden Ausbruchs.