Island: Eruption schwächelt heute

Eruption auf isländischer Reykjanes-Halbinsel schwächelt, ist aber noch nicht vorbei

Zwei Wochen nach Beginn der Eruption zeigen sich Schwächen in der Aktivität des Vulkans bei Stóra Skógfell auf der Sundhnúkur-Kraterreihe. In der vergangenen Nacht ließen sowohl der Lavaausstoß als auch die Intensität der Spritzaktivität aus den beiden abwechselnd aktiven Kratern nach, obwohl die Eruption generell weiterhin andauert. Es gibt jedoch Phasen, in denen nur noch wenig Lava aus den Schloten austritt. Diese Ruheperioden treten vor allem nach einem Wechsel der Aktivität zwischen den Kratern auf, insbesondere wenn sich die Aktivität vom rechts im Bild sichtbaren Krater auf den linken verlagert.




Parallel zum Rückgang des Lavaausstoßes hat auch der Tremor etwas abgenommen, sodass man sagen kann, dass die Eruption ihren Höhepunkt überschritten haben könnte. Zwar lassen sich keine genauen Prognosen über die Dauer der Eruption erstellen, doch als Vulkanspotter würde ich derzeit nicht unbedingt nach Island reisen, zumindest nicht mit dem Ziel, diese Eruption zu dokumentieren. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass wir in den kommenden Monaten einen weiteren Ausbruch erleben werden. Die bisher noch geringe Bodenhebung lässt keine präzisen Rückschlüsse darauf zu, wann eine weitere Eruption zu erwarten ist, doch ein Zeitrahmen Richtung Frühling scheint möglich. In den nächsten Tagen dürfte sich die Bodenhebung beschleunigen, was bei nachlassender Aktivität zu erwarten ist.

Heute veröffentlichte MBL ein Interview mit dem IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson, der angibt, dass sich das Eruptionsverhalten des Vulkans seit der letzten Woche nicht verändert habe. Vermutlich wurde das Interview jedoch bereits gestern geführt und basiert auf den am Nachmittag veröffentlichten IMO-Analysen, die wiederum einen Tag älter sein dürften.

Gestern wurde zudem eine aktualisierte Gefahreneinstufung veröffentlicht, die in einigen Regionen eine Entspannung der Situation gegenüber der Vorwoche zeigt. Die wichtigsten Änderungen betreffen Zone 1 (Svartsengi), wo das Gesamtrisiko von „erheblich“ (orange) auf „mäßig“ (gelb) herabgestuft wurde. Diese Anpassung spiegelt das Fehlen von Lavaströmen in Richtung Svartsengi in den letzten Tagen wider. In Zone 6 wurde die Gefährdung von „hoch“ (rot) auf „erheblich“ (orange) reduziert, da das Risiko eines Tephra-Niederschlags nun als gering eingestuft wird. In den Zonen 5 und 6 bleibt die Gasbelastung eine erhebliche Gefahr, während sie in Zone 3 weiterhin eine extreme Bedrohung darstellt.

Island: Kegel auf Eruptionsspalte höher geworden

Schlackenkegel um Förderschlot auf Island ist gewachsen

Die Eruption auf der isländischen Sundhnúkur-Eruptionsspalte geht auch am 13. Tag nach Eruptionsbeginn weiter und präsentiert sich weitestgehend stabil. Der Tremor variiert nur in geringem Maße und bewegt sich seitwärts. Ähnliches kann man von der Bodenhebung sagen, die vor gut einer Woche wieder einsetzte. Seitdem hob sich der Boden im Bereich von Svartsengi – wo ein flach liegender Magmenkörper vermutet wird – um 2 Zentimeter.

Visuelle Livecam-Beobachtungen zeigen, dass der Kegel/Hornito um den aktiven Förderschlot seit gestern weiter gewachsen ist. Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Lava nur noch aus dem Krater spritzt und keine Fontäne mehr aufsteigt. Stattdessen läuft die Lava recht ruhig aus einer Bresche im Kegel. Subjektiv betrachtet hat sich die Förderrate reduziert, so wie man es nach fast 2 Wochen eruptiver Tätigkeit erwartet. Sollte sich der Ausbruch weiterhin so entwickeln wie die Vorgänger, dann hat die Eruption wahrscheinlich mehr als die Hälfte ihrer Lebenszeit hinter sich und es ist kontinuierlich mit einem leichten Rückgang der Förderrate zu rechnen. Trotzdem könnte die Eruption natürlich noch Überraschungen parat haben.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist weiterhin hoch und es gibt eine Gaswarnung für die Keflavik-Region und sogar für Orte auf der weiter nördlich gelegenen Snæfellsnes-Halbinsel.

Apropos Snæfellsnes: Das Schwarmbeben an der Basis der Halbinsel beim Grjotarvatn geht weiter, wenn auch nur auf niedrigem Niveau. Die Beben manifestieren sich 20 bis 30 Kilometer nördlich von Borganes.

Doch zurück zum Vulkan: Im Bereich der Blauen Lagune ist es etwas ruhiger geworden, nachdem man zum Eruptionsstaat die Deichanlagen verstärkt hatte. Sie wurde um 3–4 Meter erhöht und damit konnte man gerade dem schnell anwachsenden Lavastrom mithalten. Die Wiedereröffnung war ursprünglich für letzten Freitag geplant, was sich aber als unrealistisch herausstellte. Die Lagune ist bis einschließlich morgen geschlossen, dann will man die Situation neu bewerten.

Island: Vulkanausbruch und Erdbeben am 2. Dezember

Eruption auf Island geht weiter – Schwarmbeben am Fagradalsfjall

Auf Island geht der Vulkanausbruch weiter und heute Vormittag konnte man das Geschehen noch auf der Livecam verfolgen. Subjektiv betrachtet sah es für mich so aus, als hätte die Förderrate seit gestern etwas nachgelassen. Dafür spricht auch eine geringere Thermalstrahlung, die heute noch bei 924 MW lag und somit etwa 10 % niedriger war als es gestern der Fall war. Auch der Tremor ist etwas rückläufig. Aber nichtsdestotrotz stößt der Vulkan einiges an Lava aus und verursacht damit auch eine Gasverschmutzung der Luft. Winde aus dem Südosten treiben die Gaswolken in Richtung Nordwesten auf die Hauptstadtregion zu und IMO gab eine entsprechende Warnung heraus.

Die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi bleibt unverändert gering, dennoch steigt der Boden leicht an. Seit der Trendwende hob sich der Boden um 1 bis 2 Zentimeter. Es wird also weniger Lava ausgestoßen, als aus der Tiefe aufsteigt. Da sich der Boden bereits wieder zu heben begann, als die Förderrate der Eruption noch höher war, kann man das als Indiz interpretieren, dass die Eruption nicht nur direkt aus dem flach liegenden Magmenkörper unter Svartsengi gespeist wurde, sondern auch aus einer anderen Quelle. Möglicherweise befand sich Magma in oberflächennahen Gängen und Sills, die jetzt leergelaufen sind.

Interessanterweise gab es heute auf Reykjanes einen kleinen Erdbebenschwarm in der Nähe vom Fagradalsfjall. Die Epizentren wurden ca. 1,5 Kilometer südwestlich der vulkanischen Erhebung detektiert, die bis zum Sommer 2023 Schauplatz der Eruptionen war. Somit dürften die Beben auf halber Strecke zum aktuellen Eruptionszentrum gelegen haben. Nicht auszuschließen, dass in diesem Areal ein kleiner Dyke intrudierte. Natürlich können die Veränderungen im Spannungsfeld infolge des Vulkanausbruchs auch lokale Störungszonen aktivieren.

Erdbeben gab es auch im Krysúvik-System bis hin zum Keilir. Bei Krysúvik war in den letzten Wochen eine Bodenhebung zu sehen gewesen, die sich mit Einsetzen der Eruption in Subsidenz verwandelt hat. Also hob sich der Boden hier infolge der Magmenakkumulation unter Svartsengi.

Island: Eruption bleibt am 1. Dezember stabil

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Nur geringe Variationen in den Messdaten

Der Vulkanausbruch No. 7 entlang der Sudhnúkur-Kraterreihe geht weiter und zeigt dabei nur wenige Variationen in den Messdaten: Der Tremor hat gegenüber dem Vortag minimal nachgelassen und ebenso leicht hebt sich der Boden im Bereich von Svartsengi. Es sieht so aus, als wäre die Förderrate etwas niedriger als in den Vortagen, doch im Großen und Ganzen bleibt die Eruption stabil.

Im Laufe der Nacht gab es wieder zwei Phasen, bei denen die Aktivität von dem einen auf den anderen Förderschlot wechselte und sich intensivierte. Der erste Lavaüberlauf, den ich auf den Livestream-Aufzeichnungen angeguckt habe, zog sich über fast drei Stunden hin. Der zweite dauerte hingegen nur wenige Minuten. Welcher Prozess hinter diesem Umswitchen der Aktivität steckt, bleibt unklar. Ich kann mir da nur ein verzweigtes Fördersystem vorstellen, das in Abhängigkeit vom Druck in der Leitung das Magma in verschiedene Förderkanäle lenkt.

Die kleinen Lavafontänen in den beiden Kratern, von denen nur in den Umschaltphasen beide gleichzeitig aktiv sind, speisen Lavaströme, die in südöstliche Richtung auf Fagradalsfjall und Sandhól zufließen.

Die Luftverschmutzung durch vulkanische Gase bleibt hoch und überschritt an der Messstation Húsafell, östlich von Grindarvík, die Grenzwerte und ist demnach gesundheitsschädlich. Wer dem Gas über längere Zeiträume hinweg ausgesetzt ist, riskiert nicht nur kurzzeitige Negativeffekte in Bezug auf die Gesundheit, sondern läuft Gefahr, irreparable Schäden in den Atemwegen und dem Herzkreislaufsystem zu erleiden. Oft machen sich solche Schäden (wie etwa COPD) erst Jahre nach der Exposition bemerkbar. Betroffen sind hiervon vor allem Menschen, die in der Region wohnen, und insbesondere die Arbeiter, die in der Nähe der Lavaströme werkeln.

Auf Youtube habe ich ein schönes Video von Kristján Kristinsson entdeckt, das am 28. November (also dem 9. Tag der Eruption) gefilmt wurde. Es zeigt sehr eindrücklich wie intensiv die Eruption aus der Nähe betrachtet noch ist.

Island: Aktueller Ausbruch förderte zweithöchste Lavamenge

Ausbruch auf Island pulst – Er gilt als zweitgrößter Ausbruch der Serie

Die Eruption entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe auf der isländischen Reykjabeshalbinsel geht unverändert weiter. Wobei den Ausdruck „unverändert“ man bei einem Vulkanausbruch eigentlich nicht verwenden darf, denn jede Eruption ist ein äußerst dynamischer Prozess und das einzig Stetige ist die Veränderung. Nur für uns Menschen sind sie zu subtil, als dass wir sie differenziert wahrnehmen könnten. Unverändert bezieht sich in diesem Kontext also eher auf das Verhalten des Vulkans als auf die Details: Weiterhin ist die meiste Zeit einer der Schlote aktiv und fördert niedrige Lavafontänen, die einen Lavastrom speisen. Doch mehrmals am Tag kommt es zu einem Aufpulsen der Aktivität und zu einem Lavaüberlauf aus einem zweiten Schlot, der neben dem ersten Schlot liegt. Dieses Aufpulsen kann durchaus kraftvoll sein und nachdem einige Minuten beide Schlote aktiv sind, stellt der erste Schlot seine Tätigkeit ein, während der zweite Schlot alles gibt, nur um nach einigen Minuten wieder runterzufahren und die Tätigkeit dem ersten Schlot zu übergeben. Dieses Pulsen konnte man schon während der ersten Fagradalsfjall beobachten. Im späteren Verlauf wurden dann mehrere hundert Meter hohe Lavafontänen ausgespien. Das könnte aber auch an der Architektur des Schlackenkegels um den Schlot gelegen haben, denn er war wie ein großer Hornito, der sich stark nach oben verjüngte und wie ein Kanonenrohr fungierte. Es ist also offen, ob wir bei dieser Eruption irgendwann Ähnliches sehen werden, aber die Möglichkeit besteht.

Die IMO-Forscher veröffentlichten gestern Nachmittag einen neuen Bericht mit belastbaren Daten zur Eruption. Demnach bedeckt das neue Lavafeld eine Fläche von 9,1 Quadratkilometern und ist im Mittel 5 m mächtig. Das ergibt ein Lavavolumen von 47 Millionen Kubikmetern. Damit belegt der Vulkanausbruch No. 7 in Bezug auf die geförderte Lavamenge bereits jetzt den zweiten Platz. Die Messwerte werden vom 28. November stammen, also 8 Tage nach Eruptionsbeginn. Während des vorherigen Ausbruchs wurden innerhalb von 15 Tagen 67 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Die aktuelle Eruption hat also noch die Chance auf das Siegertreppchen, wenn sie lange genug andauern sollte.

Zwischen dem 23. und 28. November betrug die durchschnittliche Lavaflussrate etwa 11 m³/s. Vorgestern wurde sie auf 7–8 m³/s geschätzt und gestern auf 5–10 m³/s. Die Bodendeformation ändert sich von Tag zu Tag nur minimal, sodass man davon ausgehen kann, dass der Magmenaufstieg aus der Tiefe in den flachen Magmenkörper unter Svartsengi in etwa der Förderrate entspricht und diese nur wenig übersteigt.


Hohe Luftverschmutzung durch Vulkangase

IMO weist darauf hin, dass auf Wanderwegen in der Nähe der Eruptionsstelle eine gesundheitsschädliche Gasverschmutzung herrscht. Die Gefahrenbewertung wurde entsprechend aktualisiert.

Am 28. November haben Experten des isländischen Wetterdienstes die SO₂-Emissionen des Ausbruchs gemessen. Die gemessene Emissionsrate betrug 64–71 kg/s. Es wird erwartet, dass die Gasverschmutzung in den kommenden Tagen anhält und potenziell Unwohlsein oder gesundheitliche Risiken verursacht, insbesondere auf Wanderwegen in der Nähe von Fagradalsfjall und rund um die Eruptionsstelle. Wettervorhersagen zur Gasausbreitung werden vom Wetterüberwachungsdienst bereitgestellt.

Island: Fluktuationen der Eruption No 7

Intensität der Eruption fluktuiert – Stärkere Pulse bei gestiegenem Tremor

Die siebte Eruption entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe auf Island geht weiter und ist weitestgehend auf dem Vortagesniveau stabil, wobei der Tremor leicht gestiegen ist. Auf der Livecam konnte man heute Nacht aber einige Fluktuationen in Form von stärkeren Lavapulsen beobachten. Hierbei intensivierte sich nicht nur die Aktivität des einzigen verbliebenen dauerhaft tätigen Schlotes, sondern es stimmte noch ein zweiter Schlot mit ein. Um beide Schlote haben sich in den letzten Tagen bereits Schlackenkegel gebildet. Betrachtet man die Aufnahmen genau, dann erkennt man, dass es aus einem dritten Schlot während dieser Pulse schwaches Lavaspattering gab. Die Pulse bewirkten nicht nur, dass mehr glühende Tephra ausgestoßen wurde, denn die kleinen Lavafontänen speisten Lavaströme, deren Aktivität sich natürlich dann ebenfalls intensivierte. Es sind zeitweise zwei Lavaströme unterwegs gewesen, die in Richtung Osten und Südosten flossen und fließen. Der Lavastrom in westlicher Richtung ist weiterhin inaktiv, so dass die Betreiber der Blauen Lagune vorerst durchatmen können.




Das Thermalresort Blaue Lagune hatte Anfang der Woche vollmundig verkündet, heute wieder die Tore für Besucher öffnen zu wollen, doch davon habe ich nichts mehr gehört. Aufgrund der verschütteten Zufahrtswege und des Parkplatzes dürfte man diesbezüglich noch länger geschlossen haben. Vielleicht wird man aber Touristen mit Bussen ankarren, sobald die Straße repariert ist, was auf Island ja selten länger als 2 Wochen dauert.

Ein Problem stellt die starke Luftverschmutzung mit vulkanischen Gasen dar. Die Schwefeldioxid-Konzentrationen sind in dem Svartsengi-Areal erhöht und werden in Abhängigkeit von der Windrichtung mal in Richtung Grindavik geweht und mal auf die Hauptstadtregion oder Keflavik zu. Natürlich stellt die Luftverschmutzung auch ein Problem für die Einsatzkräfte vor Ort dar und ich kann mir gut vorstellen, dass Grenzwerte deutlich überschritten werden. Besonders die Bulldozerfahrer, die direkt am Lavastrom eingesetzt werden, sollten hiervon betroffen sein.

Die Messdaten zur Bodendeformation zeigen, dass die Subsidenz gestoppt hat, und deuten sogar wieder eine leichte Hebung an. Es wurden zwar keine aktuellen Zahlen zur Förderrate der Lava veröffentlicht, aber was man von den Livecamaufnahmen und der Thermalstrahlung ableiten kann, müsste noch mehr als 5 Kubikmeter pro Sekunde gefördert werden. Sollte sich ein höherer Wert bestätigen, dann wäre das ein Indiz für meine These, dass die Eruption aus 2 Quellen gespeist wird. Natürlich könnte sich auch der Zustrom von Magma in das Reservoir unter Svartsengi verstärkt haben. In den letzten Monaten betrug dieser ca. 5 Kubikmeter pro Sekunde.

Island: Eruption geht am 28.11.2024 weiter

Vulkanausbruch auf Island hält an – Gasverschmutzung in der Hauptstadtregion möglich

Eine Woche nach Eruptionsbeginn geht der Vulkanausbruch auf Island weiter. Anhand der Livecambilder lässt sich sagen, dass die Eruption auf ähnlichem Niveau der letzten zwei Tage weitergeht:

Es ist weiterhin ein einzelner Krater östlich von Stóra-Skógfell aktiv. In ihm kocht ein kleiner Lavasee, von dem kontinuierlich glühende Tephra aufsteigt und der einen Lavastrom speist, der aus einer Bresche in der Kraterwand in östlicher Richtung fließt. Dort befindet sich der Fagradalsfjall, der bis zum Frühsommer letzten Jahres aktiv war.

Im Bereich von Svartsengi hat sich die Bodensenkung verlangsamt und erste GPS-Daten deuten darauf hin, dass es wieder eine geringfügige Bodenhebung geben könnte. Das würde bedeuten, dass aus der Tiefe mehr Magma in das Speichersystem unter dem Vulkan aufsteigt, als am Krater eruptiert wird. Es könnte aber auch sein, dass es zwei voneinander unabhängige Prozesse gibt und dass die Eruption aus zwei unterschiedlichen Quellen gespeist wird: So könnte ein Teil des Magmas direkt aus dem Speichersystem aufsteigen, das sich für die Bodenhebung verantwortlich zeigt, und ein anderer Teil könnte aus einem flacher liegenden Gang oder Sill kommen. In diesem Fall könnte mehr Lava eruptiert werden, als in der Tiefe in den Magmenkörper aufsteigt.

Wie IMO berichtet, gab es gestern Südwestwinde, die die vulkanischen Gase in Richtung Nordosten wehten und somit auf die Hauptstadtregion zu. Für Reykjavik wurde eine entsprechende Warnung über Gasverschmutzung der Atemluft ausgegeben. Außerdem wurde die Luftqualität durch Moosbrände zusätzlich beeinträchtigt.

Die Gefahrenbewertung für das Eruptionsgebiet wurde gestern ebenfalls angepasst und für Svartsengi und Grindavik um eine Stufe reduziert. Es bestehen aber noch erhebliche Risiken für die Gesundheit, insbesondere infolge der Luftverschmutzung.



Schadensbegrenzungen unter Volldampf

Unterdessen gehen die Arbeiten an den Schutzanlagen von Geothermalkraftwerk und Blauer Lagune unter Volldampf weiter und auch ein neuer Strommast wurde errichtet. Er trägt wichtige Stromleitungen auf gut 450 m Länge. Dem nicht genug, begann man bereits gestern Nachmittag damit, eine neue 600 m lange Piste über den im Inneren teilweise noch glühenden Lavastrom zu bauen. Es ist bereits das vierte Mal, dass dieser Straßenabschnitt vom Grindavíkurvegur repariert wird. Diesmal will man einen Schlenker im Straßenverlauf einbauen. Ein Stück der ursprünglichen Straße soll dann als Parkplatz und Aussichtspunkt für Vulkanspotter dienen. Ob man dann von hier aus näher ans Eruptionsgeschehen vordringen darf, ist noch offen. Bis jetzt gibt es keine Zugangsgenehmigung für Touristen. (Bild: mbl.is/Hákon)

Island: Eruption länger kraftvoll

Eruption auf Island ist noch stärker als bei den vorherigen Ausbrüchen nach 6 Tagen

Der Vulkan auf der Sundhnukur-Kraterreihe auf Island verliert diesmal langsamer an Kraft, als es bei den 6 vorherigen Ausbrüchen der Fall gewesen war. Zwar nahm die Eruptionsstärke in den vergangenen Tagen deutlich ab, aber die Abschwächung verlief langsamer als gewohnt. Wobei von Gewöhnung bei einem Naturphänomen wie einem Vulkanausbruch zu sprechen, kann ganz schön gefährlich sein, denn jeder Ausbruch verläuft individuell.




Auf den Webcams sieht man, dass nur noch ein neu gebildeter Kraterkegel aktiv ist: Kontinuierliches Lavaspattering eruptiert Lava mehrere Zehnermeter hoch und Lava strömt aus einer Bresche im Krater. Was wir nicht sehen, ist, dass (zumindest bis gestern) Lava unterirdisch durch Tunnel fließt, die im Bereich der Blauen Lagune austritt und dort den Lavastrom immer dicker werden lässt. Das geht aus einem Interview hervor, das MBL gestern mit Benedikt Gunnar Ófeigsson, Leiter der Deformationsmessungen beim Isländischen Meteorologischen Amt, führte. Benedikt meinte, dass der aktuelle Vulkanausbruch zwar während seiner Initialphase schwächer als die vorangegangenen war, aber dafür länger große Lavamengen ausstieß, so dass vor allem der Lavastrom im Westen so weit vordringen konnte, wie noch nie in dieser Eruptionsserie. Meiner Meinung nach liegt das auch ein wenig daran, dass die vorherigen Lavaströme den Weg geebnet haben und Vertiefungen im Gelände auffüllten, so dass der Strom wie auf einer Autobahn schneller und weiter vorankommt als zuvor.

Bis am späten Abend arbeiteten Einsatzkräfte im Bereich von Svartsengi und der Blauen Lagune daran, Lava zu kühlen, Schutzdämme zu verstärken und die Strom- und Wasserleitungen zu reparieren, die beim ersten Lavavorstoß zerstört worden waren. Offenbar klappt das auf Island, ohne von bürokratischen Prozessen und rigorosen Arbeitsschutzmaßnahmen ausgebremst zu werden. Bei uns in Deutschland wäre so etwas undenkbar. Schon alleine, weil die Grenzwerte in Bezug auf die Schwefeldioxidkonzentrationen so nahe an einem aktiven Lavastrom unter Garantie überschritten werden.

Einen kleinen Lichtblick gibt es für die tapferen Isländer dennoch, denn auf dem Diagramm zur Bodendeformation zeichnet sich eine Trendwende ab: Auch wenn es für eine endgültige Lageeinschätzung zu früh ist, sieht es so aus, als wäre der Lavaausstoß zurückgegangen und als würde mehr Magma in der Tiefe aufsteigen, so dass sich der Boden wieder anfängt zu heben. Das bedingt natürlich eine schlechte Langfristprognose, wenigstens aus Sicht der Isländer.

Island: Nordlichter über dem Vulkanausbruch

Lava, Licht und Wasser am Vulkan auf Island – Nur noch ein Krater aktiv

Gestern Abend ließ die Stärke der Eruption weiter nach, stabilisierte sich nachts dann aber auf einem Niveau, das den Vulkanausbruch unter Umständen tage- oder wochenlang aufrechterhalten kann. Eigentlich der richtige Zeitpunkt, um das Naturschauspiel der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Nacht zuvor war davon allerdings noch keine Rede, denn die Einsatzkräfte pickten wieder einige allzu Schaulustige aus dem Gelände. In der Nacht auf Montag mussten die Touristen allerdings nicht so nahe an die Sundhnúkur-Eruptionsspalte heran, um auf ihre Kosten zu kommen, denn über dem Nachthimmel auf Reykjanes tanzten grüne Nordlichter, die ein fantastisches Lichtspiel im Wettstreit mit dem Rot des Vulkanausbruchs erzeugten. Die Nordlichter waren so intensiv, dass man sie sogar auf der Afar-TV-Webcam sehen konnte.

Neben Lava und Licht spielte gestern auch Wasser eine große Rolle am Vulkan, denn man hatte damit angefangen, Wasser auf die Lava zu pumpen, die sich immer noch bei der Blauen Lagune akkumulierte. Da sich der Lavastrom nicht mehr in der Länge ausbreitete, wuchs er in die Höhe und wurde immer dicker, so dass er über die Schutzwälle hinauszuwachsen drohte.

Im Bereich der Strommasten, die in den ersten Stunden der Eruption zerstört wurden, akkumulierte sich der Lavastrom auf eine Mächtigkeit von mehr als 8 Metern. Für heute wurde geplant, mit der Reparatur der Stromleitungen anzufangen, da die Aktivität abgenommen hat. Vor allem will man die neuen Strommasten höher als zuvor bauen, damit die Hitze neuer Lavaströme die Kabel nicht verschmoren kann.

Die Einschätzung, dass der Vulkanausbruch unter Umständen wieder mehrere Wochen dauern könnte, teilt auch Kristín Jónsdóttir – Abteilungsleiterin des Departments für Vulkanologie, Seismologie und Bodendeformationen des Isländischen Wetteramtes – und sprach in einem Interview darüber. Zudem meinte sie, dass der Zustrom von Magma unter Svartsengi stabil zu sein scheint. Tatsächlich flacht sich die Subsidenzkurve weiter ab, aber es wird immer noch mehr Lava ausgestoßen, als an Magma aus der Tiefe aufsteigt. Wir können uns erst sicher sein, dass der Magmenzustrom in der Tiefe weiter anhält, wenn eine neue Bodenhebung detektiert wird. In diesem Fall wird wahrscheinlich im Frühjahr eine weitere Eruption folgen. Es kann aber auch sein, dass das aktuelle Eruptionsmuster mal durchbrochen wird und an einer anderen Stelle eine Spalte aktiv wird. Bis jetzt gibt es darauf allerdings keine Hinweise.