Island: Scharmbeben und Bodenhebung am 05.07.24

Schwarmbeben an 2 Lokationen im Gebiet der Reykjaneshalbinsel – Stärkste Erschütterung Mb 3,4

Heute gab es an zwei verschiedenen Orten der Reykjaneshalbinsel Schwarmbeben und Erschütterungen mit Magnituden größer 3. Zuerst bebte es heute Morgen um 07:17:44 UCT im Hengill-Spaltensystem. Das Beben der Magnitude 3,1 manifestierte sich 1,7 km von Þrengsl und hatte ein Hypozentrum in 6,2 km Tiefe. Þrengsl liegt in der Nähe des Geothermalkraftwerks Hellisheiði. Das Beben war Teil eines Schwarms. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Beben hier im Zusammenhang mit den Heißwasserbohrungen stehen. Gegen Mittag gab es dann zwei Beben mit den Magnituden 3,4 und 3,1, die sich offshore vor Reykjanestá an der Westspitze der Reykjaneshalbisnel eigneten und ca. 30 Kilometer von Eldeyjarboði verortet wurden. Auch hier gab es eine Reihe schwächerer Beben, von denen mehrere Magnituden im Zweierbereich aufwiesen.

Bereits gestern manifestierte sich ein Erdbebenschwarm bei Krysuvik. Einige Erdstöße wurden im Bereich vom Fagradalsfjall detektiert. Insgesamt gab es innerhalb von 48 Stunden 162 Erschütterungen am Reykjanes-Ridge. Die seismische Tätigkeit entspricht in etwas dem, was wir in den vergangenen Monaten oft gesehen habe, wenn der Vulkan bei Svartsengi/Sundnukur wieder auflädt.

Die Bodenhebung bei Svartsengi verlief in den letzten Tagen nicht so stetig ab, wie wir es von früher gewohnt sind. Zunächst kam es zu einer Reduzierung der Hebungsrate, welche sich jetzt wieder zu beschleunigen scheint, aber noch nicht wieder ganz zu dem Niveau der Vorwoche zurückgekehrt ist. Dennoch hob sich der Boden seit Eruptionsende um gut 80 mm. Bis das letzte Voreruptionsniveau erreicht ist, muss sich der Boden um weitere 50 mm heben. Ab dann wächst das Eruptionspotenzial deutlich an, wobei es theoretisch auch vorher zu einem Ausbruch kommen könnte.

Im letzten IMO-Update vom 2. Juli heißt es noch, dass ca. 4-6 Kubikmeter Mama pro Sekunde in das unterirdische Schmelzreservoir unter Svartsengi einströmen. Jetzt würde ich eher von 3-4 Kubikmetern pro Sekunde ausgehen. Dennoch lädt das System wieder auf und in einigen Wochen könnte eine neue Eruption starten.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 1. Juli

Erdbeben M 3,3 unter Bardarbunga – Bodenhebung auf Reykjanes verstärkt

Unter dem isländischen Gletschervulkan Bárðarbunga gab es gestern Vormittag ein Erdbeben der Magnitude 3,4. Das Epizentrum lag in nur 1100 Metern Tiefe. Heute Morgen ereignete sich in nur 600 Metern Tiefe ein Erdstoß der Magnitude 2,7. Zudem wurden noch eine Handvoll schwächerer Erschütterungen festgestellt. Doch nicht nur unter dem Vatnajökull bebte es in der Region, sondern auch im Bereich des Tafelvulkans Herðubreið, der zum Askja-System gehört. Die Bodenhebung der Askja fluktuiert, zeigt aber langfristig eine weiterhin steigende Tendenz. Die Bodenhebung an der Messstation OLAC liegt bei 78 Zentimetern.

Bodenhebung bei Svartsengi beschleunigte sich

Einen steilen Anstieg verzeichnet die Bodenhebung bei Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel. Seit dem Ende des Ausbruchs an der Sunhnuhur-Kraterreihe beschleunigte sich die Bodenhebung signifikant und liegt jetzt bei Werten, die größer sind als vor der letzten Eruption. Betrachtet man die Bodenhebung an der Messstation GRRV, die nördlich von Grindavík steht, sieht man den steilsten Kurvenverlauf seit Februar.

Sollte sich der Boden mit gleichbleibender Geschwindigkeit heben, dann müsste in 2-3 Wochen das Niveau wie vor der letzten Eruption erreicht sein. Ab diesem Zeitpunkt steigt das Eruptionsrisiko deutlich an, wobei es nicht auszuschließen ist, dass eine Intrusion oder Eruption bereits vorher einsetzt. Doch die Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass von Eruption zu Eruption mehr Bodenhebung nötig ist, bevor es zu einem Ausbruch kommt. Von daher halte ich es für wahrscheinlich, dass wir frühestens zum Monatsende einen neuen Vulkanausbruch im Bereich von Svartsengi sehen werden, wobei der Ausbruchsort wieder bei Sundhnukur liegen dürfte.

Inzwischen hat man sich im Raum Grindavík wohl an die Eruptionen gewöhnt und man arbeitet an der Verstärkung der Schutzanlagen. Für Touristen ist die Stadt weiterhin gesperrt. Der Badebetrieb in der Blauen Lagune geht unbeirrt weiter, sodass Touristen zur Reisezeit momentan vergleichsweise wenig von der Naturkatastrophe beeinflusst werden.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 27.06.24

Hohe Erdbebenaktivität auf Island – Bodenhebung leicht beschleunigt

Auf unserer Lieblingsinsel Island zog die Erbebenaktivität an. In den letzten 48 Stunden wurden 146 Erschütterungen registriert. Das ist kein Rekordwert, aber dafür, dass es kein stärkeres Schwarmbeben gab, sind das schon viele Erschütterungen. Die Beben manifestieren sich in den bekannten Störungszonen in Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens und in den östlichen und nördlichen Vulkanzonen der Insel. Direkt betroffen sind Katla, Bardarbunga und die Askja. Im Norden rappelt es an der Tjörnes-Fracture-Zone. Natürlich machten die Beben nicht vor der Reykjanes-Halbinsel halt. Dort gab es 67 Beben. Tatsächlich wurden auch einige Erschütterungen an der Sundhnukur-Kraterreihe detektiert. Die stärkste Erdbebenmanifestation in Form eines kleinen Schwarms fand sich offshore, genauer nahe Eldey, vor der äußersten Südwestspitze der Halbinsel.

Die Erdbebenmuster ähneln denen, wie wir sie in den letzten Monaten häufig sahen, wenn die Bodenhebung infolge der Inflation langsam wieder an Fahrt aufgenommen hat. Schaut man sich die Grafiken der GPS-Kurven genauer an, erkennt man aktuell eine leichte Beschleunigung der Hebungsrate des Bodens bei Svartsengi. Interessanterweise deutet sich an, dass die Hebungsrate an den Messstationen westlich und südlich von Svartsengi stärker zuzunehmen scheint als in den anderen Bereichen. Einige Forscher hatten eine entsprechende Verlagerung der eruptiven Tätigkeit prognostiziert. Doch wir müssen weitere Messwerte abwarten, ob sich der Trend bestätigt, bevor man in allzu große Spekulationen verfällt: Einzelne Messpunkte können immer aus der Reihe tanzen.

Gelder für Verstärkung der Dämme bei Grindavik freigegeben

Ungeachtet der bis jetzt langsameren Hebungsrate im Vergleich zu dem, was man auf Reykjanes in den letzten Monaten erlebte, bereitet man sich in Grindavik bereits auf den nächsten Ausbruch vor. Die Justizministerin Guðrún Hafsteinsdóttir gab wohl Gelder frei, um die Anti-Lava-Schutzanlagen bei Grindavik und Svartsengi weiter auszubauen. Die Dämme aus Gesteinsschutt sollen höher und breiter werden, wofür man sieben Milliarden ISK einkalkuliert hat.

Island: Magma der Eruptionen aus gleicher Quelle

Magma aus den letzten 7 Eruptionen hat gleichen Ursprung – Lange Eruptionssequenz auf Reykjanes erwartet

Heute geht ein Bericht durch die Mainstreammedien, der auf Basis einer Pressemeldung der Universität Uppsala beruht, die wiederum im Zusammenhang mit dem Erscheinen einer neuen Studie steht, die von der Fachzeitschrift Terra Nova veröffentlicht wurde. Die meisten Artikel konzentrieren sich in ihrer Berichterstattung auf die bereits bekannte These, die von mehreren Forschern getragen wird, dass der Reykjaneshalbinsel eine lange Eruptionssequenz bevorstehen könnte. Diese könnte Jahrzehnte lang anhalten und verschiedene Spaltensysteme betreffen. Doch die Kernaussage der zugrundeliegenden Forschungsarbeit ist eine andere, denn die Forscher gingen insbesondere der Frage nach, ob die bisherigen Eruptionen aus der gleichen Magmenquelle gespeist wurden, worüber ebenfalls bereits viel geschrieben wurde.

Die Eruptionen begannen im Frühjahr 2021 am Fagradalsfjall und setzten sich im Winter 2023 entlang der benachbarten Sundhnukur-Kraterreihe fort. Die Forscher untersuchten Lavaproben der Eruptionen, um die Entstehungsgeschichte des zugrundeliegenden Magmas zu entschlüsseln. Die Daten aus den petrografischen Untersuchungen wurden in Korrelation zu Daten des Untergrunds gesetzt, die man mit Hilfe der seismischen Tomografie gewonnen hatte.

Obwohl es einige Variationen im Chemismus der Magmen gegeben hat, sind sich die Schmelzen der Eruptionen am Fagradalsfjall und bei Sundhnúkur so ähnlich, dass man von einer gemeinsamen Magmenquelle ausgehen kann. Diese soll sich in 9 bis 12 Kilometern Tiefe unter dem Fagradalsfjall befinden. Von dort geht ein vernetztes Fördersystem ab, in dem sich das Magma teilweise diagonal durch die Erdkruste bewegte und unterschiedlich lange unterwegs war. Möglich ist eine Zwischenspeicherung der Schmelzen, die bei Sundhnúkur eruptierten, in einem flacher gelegenen Zwischenspeicher unter Svartsengi. Es gibt einige Erdbebenmuster, die auf einen flacher liegenden Speicher hindeuten, doch eindeutig nachgewiesen werden konnte dieser Zwischenspeicher nicht.

Frances Deegan, Co-Autorin der Studie und Forscherin an der Universität Uppsala, verweist auf die Bedeutung der Studie, um sich auf zukünftige vulkanische Aktivitäten vorbereiten zu können. (Quellen: Pressetext, Studie)

Erdbeben auf Island: ja, nein, doch?

Auf Island könnte es mehrere Erdbeben im Viererbereich gegeben haben – Situation unklar

Wer sich heute Morgen die verschiedenen isländischen Erdbebenkarten anschaut, der mag sich ein wenig verwirrt die Augen reiben und fragen, ob er noch nicht ganz wach ist. Während die offizielle IMO-Shakemap eine leicht erhöhte Bebentätigkeit anzeigt, die sich über die Insel verteilt, sieht es beim EMSC und insbesondere auf der Map der Seite vafri.is ganz anders aus: Nach diesen Karten gab es gleich 2 Erschütterungen mit Magnituden im Viererbereich sowie mehrere Beben im Dreierbereich. Laut Vafri hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 4,1 und soll sich am Westrand des Vatnajökulls ereignet haben. Ein Beben M 4,0 manifestierte sich nahe der Vulkaninsel Jan Mayen am Kolbeinsey Ridge und lag mehr als 400 Kilometer nördlich von Island. Dieses Beben ist das einzige Beben M größer 4, das auf allen drei Shakemaps angezeigt wird, und kann somit als bestätigt angesehen werden. Beim EMSC wird anstelle des Bebens M 4,1 ein Beben M 4,3 angezeigt, das südwestlich vom Vatnajökull verortet wurde und auf dem halben Weg zum Langjökull liegt.

Einig sind sich die drei Shakemaps bei einem Beben M 3,1, das auf der Reykjaneshalbinsel festgestellt wurde und sich 7,7 km nord-nordwestlich von Bláfjallaskáli ereignete. Da IMO das für Island offiziell zuständige Institut ist, zählen deren Angaben, obgleich auch die Werte vom EMSC normalerweise sehr zuverlässig sind. Vafri übernimmt, soweit ich weiß, die Werte offizieller Erdbebendienste. Die Datenerfassung läuft in der Regel automatisiert ab und es kann natürlich zu Fehlinterpretationen kommen. Sollte sich die Situation aufklären, gibt es hier ein Update.

Auf der Vafri-Seite wurden die Beben M 4,1 auf M 3,3 herabgestuft und neu verortet. Demnach lag es weiter südwestlich vom Vatnajökull entfernt. Bei den Westmännerinsel soll es ein Beben M 3,5 gegeben haben. Ich vermute Probleme bei der Datenverarbeitung.

Bodenhebung bei Svartsengi hält an

Von der unklaren Erdbebensituation abgesehen geht die Bodenhebung bei Svartsengi auf Reykjanes weiter. Ausgerechnet in dem Bereich, wo man aufgrund der Magmeninflation Erdbeben erwarten sollte, gibt es keine. Die nächstgelegenen Erschütterungen manifestierten sich nicht etwa an der Sundhnukur-Spalte, sondern am Fagradalsfjall. Vermutlich ist der Untergrund bei Svartsengi durch das ständige Auf- und Ab inzwischen ausgeleiert und gedehnt, sodass es erst zu neuen Erdbeben kommt, wenn ein gewisses, aber nicht näher definiertes Bodenhebungsniveau überschritten wird. Erdbeben, die auf Fluidbewegungen zurückzuführen sind, gibt es allem Anschein nach aber ebenfalls nicht.

Island: Erdbeben M 3,1 auf Reykjanes

Erdbeben mit der Magnitude Mb 3,1 erschüttert Gegend bei Bláfjallaskáli auf Reykjanes

Datum: 23.06.2024 | Zeit: 22:42:21 UTC | Lokation: 63.95 ; -21.75 | Tiefe: 7 km | Mb 3,1

Nur weil der Vulkanausbruch auf Island vorbei zu sein scheint, heißt es nicht, dass ich meine Berichterstattung über die Ereignisse dort einstelle oder dass es nichts mehr zu berichten gibt. Gestern Abend ereignete sich zum Beispiel ein spürbares Erdbeben der Magnitude 3,1, das sich in einer Tiefe von 7200 m ereignete. Das Epizentrum wurde 6,3 Kilometer west-südwestlich von Bláfjallaskáli lokalisiert. Hierbei handelt es sich um ein Schigebiet am Vulkan Blafjöll, der zum Brennisteinsfjöll-System gehört, das sich östlich von Krysúvik befindet. In den letzten Monaten gab es hier öfter Erdbeben und isländische Geowissenschaftler spekulierten bereits darüber, dass auch dieses System erwachen könnte. Interessanterweise gibt es hier meistens Erdbeben, wenn gerade keine Eruption stattfindet. Die Vermutung liegt nahe, dass nur dann die Spannungen im Untergrund infolge der Bodenhebung bei Svartsengi zunehmen. Der Erdstoß kam nicht alleine, sondern wurde von fast 2 Dutzend schwächeren Erdstößen begleitet.

In der Blafjöll-Gegend gibt es mehrere Lavahöhlen, die man auf geführten Touren besichtigen kann. Darunter befindet sich auch die begehbare Magmakammer des Vulkans Thríhnúkagígur.

Erdbeben gab es auch an anderen Spaltensystemen auf Island, etwas am gerade erwähnten Krysúvik-System und am Fagradalsfjall. Selbst das ganz östlich gelegene Hengill-System wurde von den Beben nicht ausgelassen.

Insgesamt registrierte IMO 76 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Ein Wert, wie er inzwischen für die Pausenphasen zwischen zwei Eruptionen typisch ist, wobei es nicht klar ist, ob wir bei Sundhnukur noch eine weitere Eruption in absehbarer Zeit sehen werden. Die Bodenhebung geht zwar weiter, die Hebungsrate beträgt allerdings nur noch ein Drittel von der, die im November gemessen wurde. In den letzten zwei Wochen hob sich der Boden bei Svartsengi um ca. 6 Zentimeter.

Island: Eruption ist am 23. Juni vorbei

Keine Aktivität mehr am Sundhnukur-Krater – Tremor gefallen

Während die folgende Nachricht für alle Vulkanspotter eine herbe Enttäuschung sein dürfte, ist mit einer gegenteiligen Reaktion bei den Betroffenen bei Grindavik und Svartsengi zu rechnen: Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Eruption an der Sundhnukur-Spalte vorbei ist. Der Ausbruch begann am 29. Mai und dauerte 24 Tage.

Wie IMO berichtet, wurde zuletzt am 21. Juni glühende Schmelze im Krater ausgemacht. Als eine Drohne den Schauplatz gestern überflog, zeigte sich die Lava erstarrt und kühlte weiter ab. Rotglut wurde auch im Umfeld des Kraters nicht mehr gesichtet. Der Lavastrom, dessen Front zuletzt die Befestigungsdeiche bei Svartsengi überwand, begann ebenfalls zu stagnieren und kühlte heute weiter ab. Vereinzelt gibt es noch glühende Stellen, aber viel Bewegung zeigt sich auf dem Lavafeld nicht mehr. Trotzdem kühlt man noch die Lavafront am Damm bei Svartsengi. Der Tremor ist signifikant abgefallen und hat ein normales Niveau erreicht.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht indes weiter. Sie hat sich mit dem Ende der Eruption aber nicht wesentlich beschleunigt und der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gab in einem MBL-Interview an, dass ca. 3 Kubikmeter Schmelze pro Sekunde in das flach liegende Reservoir unter Svartsengi aufsteigen. Die Rate betrug im November noch ungefähr das Dreifache und wurde von Eruption zu Eruption geringer. Daher stellt sich nun die Frage, ob es an dieser Stelle noch einen weiteren Ausbruch geben wird oder ob die Bodenhebung in den nächsten Wochen einschläft, ohne dass es eine weitere Eruption geben wird. Falls Letzteres eintreten sollte, müssen wir mit einer mehrere Monate andauernden Eruptionspause auf Island rechnen. Dass die Aktivitäten auf der Reykjaneshalbinsel schon ganz vorbei sind, gilt eher als unwahrscheinlich. Die meisten Wissenschaftler rechnen damit, dass sich die Ausbrüche in ein anderes Spaltensystem verlagern werden. Ein guter Kandidat ist das Eldvörp-System westlich von Grindavik.

Was sich im tiefer gelegenen und deutlich größeren Speicherreservoir, dessen Zentrum unter dem Fagradalsfjall vermutet wird, passiert, ist unklar. Bis jetzt gibt es keine Hinweise darauf, dass die Magmenakkumulation gestoppt hätte.



Island: Kampf gegen Lava bis in die Nacht

Keine Lava mehr am Krater sichtbar – Einsatzkräfte kämpften gegen Lavastrom

Die Situation im isländischen Eruptionsgebiet auf Reykjanes ist aufgrund des schlechten Wetters heute Morgen unklar. Bevor das Wetter umschlug, konnte man bis ca. 21:30 Uhr (Ortszeit) via Livecam verfolgen, wie die Einsatzkräfte in der Nähe des Geothermalkraftwerks Svartsengi weiterhin gegen die Lava kämpften. An zwei Stellen drang der Lavastrom über den Schutzdeich am Fuß der vulkanischen Erhebung Sylignafell. Die Lava trat nahe am Grindavíkurvegur über den Deich und man versuchte mit allen Mitteln zu verhindern, dass sie die Straße überquerte. Auf der anderen Straßenseite liegen Dampfleitungen und ein Bohrloch des Kraftwerks, das sich nur wenige hundert Meter entfernt befindet. Sollte das Kraftwerk beschädigt oder sogar zerstört werden, wäre das für Grindavík und andere Orte der Halbinsel fatal, denn sie erhalten Strom und Fernwärme von dort. Entsprechend groß ist der Einsatz, den die Isländer im Kampf gegen die Lava leisten.

Ganz so schlecht stehen die Chancen nicht, dass sie den Kampf vorerst gewinnen werden, denn es sieht so aus, als hätte der Lavanachschub, der vom Krater auf der Sundhnúkur-Spalte ausging, gestoppt. Während gestern noch Bilder vom Vortag auftauchten, die Lava am Boden des Kraters und des Beckens an seiner Basis dokumentierten, belegen aktuellere Aufnahmen, dass dort gestern Nachmittag keine Schmelze mehr zu sehen war. Allerdings ist ein Vulkanausbruch ein dynamischer Prozess und heute Nacht konnte man via Livecam durch den Nebel hindurch etwas Lava sehen, die am Kraterrand austrat.

Der Tremor befindet sich im wichtigen Frequenzband 2-4 Hz auf Talfahrt, und es sieht tatsächlich so aus, als hätte sich die Lavapumpe abgeschaltet. Dennoch scheint es noch unterirdische Vibrationen zu geben, die in tieferen Frequenzen schwingen. Daher lässt sich noch nicht sagen, ob die Eruption vorbei ist oder nur pausiert. Doch bei keiner der Eruptionen an der Sundhnúkur-Spalte setzte eine pulsierende Tätigkeit ein, wie wir sie während der ersten Fagradalsfjall-Eruption erlebt haben. Nichtsdestotrotz kann der Lavastrom bei Svartsengi noch eine Weile weiter fließen, denn er wird wahrscheinlich von sekundären Magmenakkumulationen bei Sylignafell gespeist.

Island: Keine Lava mehr sichtbar

Eruption am Sundhnukur schwächelt – Keine glühende Lava mehr sichtbar

Seit heute Nachmittag sieht man keine rotglühende Lava mehr auf den Livecams, die den Sundhnukur-Krater im Fokus halten. Gestern ist der Pegel im Lavateich am Fuß des Kraterkegels stark gefallen. Den genauen Zeitpunkt habe ich nicht mitbekommen, doch gegen Morgen war noch Schmelze durch eine neu entstandene Bresche in der Wand des Lavakanals, in dem sich der Lavateich gebildet hatte, zu sehen gewesen. Am Nachmittag zog Nebel auf und es begann zu regnen, doch durch gelegentliche Lücken im Nebel konnte man Blicke auf den Krater erhaschen und es sah so aus, als wäre inzwischen auch die restliche Schmelze verschwunden.

Der Tremor sinkt leicht, ist aber immer noch erhöht. Von daher lässt sich im Augenblick nicht sagen, ob die Eruption abklingt oder ob nur die aufgestaute Lava aus dem Kanal abgelaufen ist. In diesem Fall könnte Lava noch in Tunneln unterwegs sein.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht mit unveränderter Rate weiter. Sollte die Eruption zu einem Ende kommen, kann man eine Zunahme der Hebungsrate erwarten, es sei denn, dass die Eruption längst nicht mehr aus dem Speicherreservoir unter Svartsengi gespeist wurde, wie der eine oder andere Vulkanologe vermutet hat, da chemische Analysen von Lavaproben, die in der letzten Woche veröffentlicht wurden, eine Änderung des Chemismus ergeben haben.

IMO brachte heute Nachmittag eine neue Gefahreneinschätzung heraus und sieht keine Änderung der Situation. Auf das Geschehen der letzten Stunden wird in diesem Bericht nicht eingegangen.

Die Seismizität im Bereich des Ausbruchsgebiets ist weiterhin niedrig bis nicht vorhanden. Dafür gab es einige Erdbeben am Fagradalsfjall und im Krysúvik-System. Auf ganz Reykjanes wurden in 48 Stunden 69 Erschütterungen registriert. Neben den Erdbeben an der Katla, über die ich bereits heute Morgen schrieb, ereigneten sich auch einige Beben an der Askja. Hier setzt sich die Bodenhebung fort und beträgt an der Station OLAC ca. 77 Zentimeter. Über den Zustand dieses Vulkans hat sich schon länger kein Forscher öffentlich geäußert. Prognosen scheinen sich auch hier schwierig zu gestalten.