Island: Warten auf Vulkanausbruch Nr.10

Zwei Jahre nach der Evakuierung von Grindavik: Warten auf 10. Vulkanausbruch

Am 10. November jährte sich die Evakuierung von Grindavik infolge einer starken Magmaintrusion, die einen Gang bildete, der bis unter die Stadt reichte. Zwei Jahre nach Beginn der Ausbruchsserie bei Svartsengi geht das Warten auf die 10. Eruption weiter. IMO-Deformationsspezialist Benedikt Gunnar Ófeigsson meinte in einem MBL-Interview: „Wir sitzen in einer Warteschleife fest.“ Der Forscher stellte einen Rückgang der Magmenansammlung in der Tiefe fest.



Bodenhebung © IMO

Wer aktuell einen Blick auf die Bodenhebung wirft, sieht, dass es seit einigen Tagen eine Seitwärtsbewegung der Messdaten gibt und die Bodenhebung scheinbar stagniert. Ein Effekt, der öfters kurz vor dem Einsetzen einer neuen Eruption zu sehen war, aber genauso oft auch als Folge von Messfehlern auftrat. Dennoch ist es möglich, das der erwartete Ausbruch nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Bis Ende Oktober hatten sich nach dem letzten Ausbruch vom 5. August erneut etwa 14 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund angesammelt. Theoretisch betrachtet ist damit genug Magma im unterirdischen Speichersystem vorhanden, um den finalen Aufstieg zur Eruption zu schaffen. Die Frage ist nur, ob das der Vulkan auch weiß. Die Erdbebentätigkeit bei Svartsengi und entlang der Sundhnukur-Kraterreihe ist weiterhin vergleichsweise niedrig, auch wenn es vereinzelt Erdbeben im Süden des Areals bei Grindavik und in angrenzenden Speichersystemen gibt. Lange Rede, kurzer Sinn: Ein Ausbruch ist jederzeit möglich, oder auch nicht.

Während zu Beginn der Eruptionsserie rasche Bodenhebungen als klare Vorzeichen neuer Ausbrüche galten und die Bodenhebung von zahlreichen Erdbeben begleitet wurde, erschwert das derzeitige Verhalten des Vulkans die Vorhersage kommender Ereignisse deutlich.

Am 10. November jährte sich die Evakuierung von Grindavík zum zweiten Mal. Damals hatten starke Erdbeben und ein sich unter der Stadt bildender Magmaintrusionskanal schwere Schäden verursacht. Der erste Ausbruch der aktuellen Serie erfolgte am 18. Dezember 2023.

Seitdem hat sich die vulkanische Aktivität schrittweise verändert. Die Intervalle zwischen den Eruptionen werden länger, und die Aktivitätszentren haben sich vom Süden nach Norden verlagert. Benedikt Gunnar Ófeigsson betonte, dass die Prozesse weiterhin einzigartig verlaufen und noch immer neue Erkenntnisse über das Verhalten des Svartsengi-Systems liefern.

Das Gebiet gilt inzwischen als der am besten überwachte Ort Islands. Ein dichtes Netz aus Messstationen sowie die enge Zusammenarbeit zwischen dem Isländischen Meteorologischen Amt, der Universität Island und internationalen Forschungseinrichtungen ermöglichen eine kontinuierliche Beobachtung dieser außergewöhnlich langanhaltenden vulkanischen Episode.

Island: Vulkanologe äußert sich zur Lage bei Svartsengi

Konstant anhaltende Magmenakkumulation bei Svartsengi – Vulkanologe gibt Interview

Auf Island gibt es weiterhin Erdbeben in verschiedenen Vulkanregionen des Landes, wobei es in den letzten Tagen besonders häufig unter den beiden subglazialen Vulkanen Bardarbunga und Katla bebte und auch die Regionen Torfajökull und Hekla nicht ausgenommen blieben. Auf der Reykjanes-Halbinsel gibt es nach wie vor die meisten Beben im Krysuvik-System, wo Subsidenz registriert wird. Die Seismizität bei Svartsengi bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau mit einer marginal steigenden Tendenz, während aber das westlich gelegene Reykjanessystem zunehmend unter Druck gerät.




Zu der Lage bei Svartsengi äußerte sich – nach vergleichsweise langer Medienabstinenz – der isländische Vulkanologe A. D. Þorvaldur Þórðarson gegenüber Vísir. Er meinte, dass er bei gleichbleibender Rate der Bodenhebung frühestens Ende des Jahres/Anfang nächsten Jahres mit einer neuen Eruption rechnet. Zwar sei es richtig, dass bereits jetzt – wo sich ca. 13 Millionen Kubikmeter Magma seit dem letzten Ausbruch angesammelt haben – eine Eruption stattfinden könnte, doch die vorherigen Eruptionen hätten meistens gezeigt, dass sich deutlich mehr Magma ansammeln muss, als bei der vorherigen Eruption ausgestoßen wurde.

Nun ist es so, dass bei der letzten Eruption im August nur etwas mehr als die Hälfte des bis dato neu angesammelten Magmas als Lava eruptiert wurde und noch ein vergleichsweise großer Schmelzvorrat in der Erdkruste verblieb, den man eigentlich zu dem jetzt neu dazugekommenen Schmelzvolumen zurechnen müsste. Daher ist auch eine frühere Eruption nicht unwahrscheinlich. Allerdings finde ich es im Moment auch unspektakulär ruhig bei Svartsengi, so dass ich mir eine Eruption in den nächsten Tagen nur schwer vorstellen kann.

An anderer Stelle meinte Þorvaldur, der oft wegen seiner Fehlprognosen kritisiert worden war, dass er lieber 50 Mal falsch vor einem bevorstehenden Ausbruch warne, als einmal zu wenig. Eine Einstellung, die sicherlich auch kontrovers diskutiert werden kann, von der sich aber die Verantwortlichen in den Campi Flegrei eine Scheibe abschneiden könnten. Zwar bin ich auch gegen unnötigen Alarmismus und die Verbreitung von Panik unter den Bürgern, doch Gefahren kleinzureden ist ebenfalls kontraproduktiv, wenn es um den Bevölkerungsschutz geht.

Þorvaldur geht übrigens davon aus, dass die Gefahr für Grindavik beim nächsten Ausbruch relativ gering sei, und sieht die Vulkane Askja und Katla als die nächsten isländischen Ausbruchskandidaten. Die Vorwärmphasen hier seien aber noch in einem vergleichsweise frühen Stadium. Ich würde auch Hekla zu diesen Kandidaten zählen.

Island: Erdbebenschwarm an der Blauen Lagune

Erdbebenschwarm im Süden der Blauen Lagune bei Svartsengi – Möglicherweise menschengemacht

Heute Nachmittag manifestierte sich wenige Meter südlich der Blauen Lagune ein kleiner Erdbebenschwarm aus acht Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, und mein erster Gedanke war: „Nanu, sollte es jetzt dort losgehen?“ Doch bei genauerer Betrachtung der Daten beruhigte sich mein Puls wieder, denn die Beben lagen sehr flach – in nur wenigen Hundert Metern Tiefe. Dieser Umstand spricht gegen einen finalen Magmenaufstieg und einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch.

Blaue Lagune. © Vafri.is

Tatsächlich liegt die Blaue Lagune in direkter Nachbarschaft zum Geothermalkraftwerk Svartsengi und ist sogar ein Nebenprodukt – ich vermeide bewusst den Begriff Abfallprodukt – der dortigen Stromgewinnung. Das warme Wasser des Thermalresorts stammt aus den Geothermiebohrungen des Kraftwerks und wird zunächst zur Stromerzeugung genutzt, bevor es abgekühlt in die Blaue Lagune geleitet wird. Eine geniale Idee, die sich die Betreiber allerdings durch horrende Eintrittspreise vergolden lassen. Von der Blauen Lagune aus ist nicht nur das Geothermalkraftwerk zu sehen, sondern zwischen beiden Standorten befinden sich Bohrungen. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Erdbeben durch die Verpressung von Meerwasser entstanden, das zur Gewinnung von Erdwärme und Sole genutzt wird – und nicht mit der Magmenansammlung unter dem gleichen Gebiet in Zusammenhang stand.

Faktenbox: Blaue Lagune und Svartsengi

  • Das Geothermalkraftwerk Svartsengi nutzt ein geothermales Reservoir, das in etwa 1–2 km Tiefe in porösen Basalten liegt.
  • In dieses System wird Meerwasser aus dem nahegelegenen Atlantik gepumpt.
  • Das Meerwasser wird im heißen Gestein bis auf ca. 240 °C erhitzt und ein überheißes 2-Phasen Gemisch aus Wasser und Dampf steigt auf. An der Oberfläche wird es zur Strom- und Warmwassererzeugung verwendet.
  • Nachdem der Dampf genutzt wurde, wird das abgekühlte Wasser teilweise wieder in den Untergrund injiziert, um den Druck im Reservoir zu stabilisieren – ein gängiges Verfahren bei Geothermieanlagen.
  • Ein Teil dieses abgekühlten Wassers gelangt in das Lavafeld neben dem Kraftwerk – und bildet dort die Blaue Lagune.


Ich persönlich finde es optimistisch, den Betrieb von Geothermalkraftwerk und Resort aufrechtzuerhalten, während sich in etwa 4 bis 5 Kilometern Tiefe rund 14 Millionen Kubikmeter Magma ansammeln, die nur darauf warten, zur Erdoberfläche durchzubrechen. Doch bisher ist die Strategie der Isländer aufgegangen. In diesen Tagen jährt sich der Beginn der Ereignisse hier zum zweiten Mal – und es deutet sich bereits der zehnte Vulkanausbruch an.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht unvermindert weiter, und die anomalen Messwerte von gestern sind Geschichte. Jederzeit könnte eine Eruption einsetzen, und die Vorwarnzeit dürfte gering sein.

Update: Das IMO wies darauf hin, dass die Mikrobeben durch Explosionen ausgelöst wurden, die im Rahmen von Arbeiten unangekündigt durchgeführt wurden. Um welche Arbeiten es sich handelte, wurde nicht mitgeteilt. Also „man made“ ja, aber nicht durch die Geothermie.

Island: 14 Millionen Kubikmeter Magma unter Svartsengi

Unter Svartsengi haben sich erneut 14 Millionen Kubikmeter Magma akkumuliert – Gefahreneinschätzung aktualisiert

Auf Island hat es in den vergangenen Tagen erneut Erdbeben gegeben. Besonders auffällig waren Bebenschwärme unter Bárðarbunga und Katla. Unter der Caldera von Katla wurde gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,2 registriert. Auch bei Krýsuvík tritt derzeit ein Erdbebenschwarm auf. Innerhalb der letzten 24 Stunden hat sich das Erdbebenmuster hier teilweise nach Norden verschoben, was auf veränderte Spannungen im Bereich von Svartsengi und dem magmatischen Gang hindeuten könnte, der sich bis nördlich des Keilir erstreckt.

Island. © IMO

Die Erdbebentätigkeit bei Svartsengi bleibt insgesamt gering, zeigt aber eine leicht steigende Tendenz. Insbesondere am Südende der Kraterreihe und in der Umgebung von Grindavík treten sporadisch Beben auf. Anhand der aktuellen Daten lässt sich jedoch nicht vorhersagen, wann ein Ausbruch erfolgen könnte.

In den letzten Wochen weichen die Bodenhebungsmuster von denen vor früheren Eruptionen ab: An der Messstation SENG blieb die Bodenhebung weitgehend konstant, wobei der jüngste Messwert einen ungewöhnlichen Sprung nach oben zeigt. An anderen Stationen verläuft die Hebung langsamer als vor den letzten Eruptionen, und die heutigen Werte zeigen teils einen Rückgang. Dies ist ungewöhnlich, da bei Messfehlern normalerweise alle Stationen ähnliche Veränderungen aufweisen. Eine mögliche Erklärung ist, dass Magma bereits seitlich migriert.

Laut einem neuen Update des Isländischen Wetterdienstes (IMO), das nur auf der isländischen Website verfügbar ist, hat sich seit dem letzten Ausbruch unter dem Vulkansystem Svartsengi erneut eine beträchtliche Menge Magma angesammelt. Das Volumen beträgt derzeit rund 14 Millionen Kubikmeter, womit das unterirdische Reservoir etwa die Größenordnung erreicht, die in der Vergangenheit jeweils einen neuen Ausbruch ausgelöst hat.

Seit März 2024 kam es in der Sundhnúkur-Kraterserie, die mit dem Magmasystem von Svartsengi verbunden ist, wiederholt zu Ausbrüchen. Die geförderte Magmamenge schwankte dabei stark – zwischen 12 und 31 Millionen Kubikmetern. „Auf Basis dieser Werte bleibt der Zeitpunkt des nächsten Ausbruchs weiterhin schwer vorherzusagen“, heißt es in der aktuellen Gefahrenanalyse des IMO, die bis zum 11. November gültig ist. Der Gefahrenstatus wurde dabei nicht verändert.

Island: Schwarmbeben bei Svartsengi am 11. Oktober

Erdbebenschwarm bei Sundhnúkur im Svartsengigebiet auf Island- Bodenhebung erreicht Parität

Gestern Abend ereignete sich ein erster Erdbebenswarm im Svartsengigebiet auf Reykjanes. Vafri zeigt in seiner Shakemap 23 Erschütterungen mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität an. Die Erdbebenherde lagen in geringen Tiefen zwischen 3 und 5 km, wie sie typisch für magmatische Gangintrusionen sind. Die Epizentren lagen entlang der Sunhnukur-Eruptionsspalte und bildeten einen Cluster östlich von Sylingarfell.

Die Bodenhebung an der Messstation SENG, die nahe der Blauen Lagune steht, hatte bereits am Freitag die Parität zur Hebung vor der letzten Eruption im August erreicht – ziemlich genau zu der Zeit, die ich prognostiziert hatte, was darauf hindeutet, dass der Magmenaufstieg aus dem tieferen Reservoir unter Fagradalsfjall in den flacher gelegenen Speicher unter Svartsengi trotz einiger Schwankungen in den GNSS-Messungen mit ziemlich konstanter Geschwindigkeit vonstattengeht, ohne dass es zu Unterbrechungen im Aufstieg gekommen wäre.

Ab dem Erreichen des gleichen Bodenhebungsniveaus wie vor der letzten Eruption steigt das Ausbruchsrisiko deutlich an. Wie der Erdbebenschwarm gestern zeigte, steigt der Druck im Fördersystem und magmatische Fluide sind bereits im seitlichen Aufstiegskanal Richtung Eruptionsort unterwegs. Theoretisch betrachtet könnte eine Eruption nun jederzeit starten. Bei den meisten vorangegangenen Eruptionen war aber ein höherer Druck als zuvor nötig, damit es zu einem Ereignis kam. Tatsächlich halte ich eine Eruption im November für wahrscheinlich.

Gestern kam es auch zu einem Schwarmbeben vor der Nordküste von Island. Die Epizentren lagen gut 60 Kilometer nordöstlich der kleinen Insel Grimsey. Mehrere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich. Sie ereigneten sich an Störungen der Tjörnes-Fracture-Zone. Auf der Vafri-Shakemap (und nur dort) wurde zudem ein Erdbebenschwarm noch weiter nördlich angezeigt, der aus Beben mit Magnituden im Dreierbereich besteht. Da sie auf keiner anderen Shakemap auftauchen, könnte es sich aber um Fehlmessungen handeln.

Island: Erhöhung der Schutzwälle bei Grindavik nötig

Gesteigerte Seismizität an mehreren Lokationen auf Island – Schutzwälle bei Grindavik müssen erhöht werden

Seit Monaten ist es um den Fischerort Grindavik auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel still bestellt gewesen, was vor allem daran lag, dass die Lavaströme der letzten beiden Eruptionen nicht in Richtung Süden flossen. Doch vor dem erwarteten 10. Ausbruch bei Svartsengi gerät der Ort wieder in den Fokus der journalistischen Aufmerksamkeit.

Schutzwall © MS

Grund hierfür lieferte der Bürgermeister von Grindavik, der sich gegenüber dem Fernsehsender RUV dahingehend äußerte, dass man auf Nachrichten von Seiten der Regierung warte, die Gelder für die Erhöhung der Lavaschutzwälle bei Grindavik genehmigen muss. Der Bürgermeister meinte, dass die Wälle um mindestens 3 Meter erhöht werden müssten und man mit den Arbeiten nicht erst dann anfangen könne, wenn der Ausbruch gestartet ist.

Grindavik sieht inzwischen aus wie eine alte Festung aus historischen Zeiten, die von meterhohen Erdwällen umgeben ist. Diese sind nur an den wenigen Stellen offen, wo sie Straßen einfassen. Diese Lücken können in kürzester Zeit geschlossen werden, sollte tatsächlich ein Lavastrom anrollen. Die Erdwälle haben sich als erfolgreiche Verteidigungsstrategie gegen mehrere Lavaströme erwiesen, die ansonsten in der Stadt eingefallen sind. Bislang gelangte nur ein kleinerer Lavastrom an den Stadtrand von Grindavik und der entstammte einer Eruptionsspalte, die sich hinter den Erdwällen geöffnet hatte.

Erdbeben. © IMO

Dass es zu einer weiteren Eruption kommen wird, steht zwar nicht hundertprozentig fest, ist aber sehr wahrscheinlich, denn in den nächsten Tagen erreicht die Bodenhebung nahe des Geothermalkraftwerks Svartsengi den gleichen Stand wie vor der letzten Eruption. Außerdem nimmt die Anzahl sporadischer Erdbeben in der Region langsam zu, was ein Anzeichen dafür ist, dass der Druck im unterirdischen Speicher- und Fördersystem langsam steigt.

Erdbeben gibt es im benachbarten Krysúvik-System heute wieder sehr viele und der Erdbebenschwarm hat sich wieder deutlich verstärkt. Die Bodenabsenkung hält weiter an, so dass die Vulkanologen hier eigentlich nicht mit einer Eruption rechnen.

Eine erhöhte Seismizität gibt es auch am Grjotarvatn bei Borganes und unter den von Gletschern bedeckten Vulkanen Katla und Bardarbunga. In den letzten 48 Stunden wurden unter ganz Island 149 Erdbeben registriert.

Island: Erdbebenaktivität bei Svartsengi steigt

Langsamer Anstieg der Erdbebenaktivität bei Svartsengi auf Island – Bodenhebung stottert rum

Die Erdbebenaktivität im Svartsengi-System nimmt ganz langsam zu. In den letzten Tagen ereigneten sich täglich im Schnitt 2 Erdbeben im Bereich von Sundhnúkur und Grindavik. Sie hatten geringe Magnituden und lagen flach. Vergleicht man die Tätigkeit mit jener vor den anderen Eruptionen, dauert es noch mehr als 2 Wochen, bis der erwartete Ausbruch starten könnte, wobei es natürlich nicht sicher ist, dass es sich genauso wie vorher verhält.

Die Messdaten zur Bodenhebung sprangen in den letzten Tagen wild hin und her, so dass ich von Messfehlern ausgehe. Heute erlebt man zum ersten Mal seit Tagen, dass die Messung wieder in etwa dem linearen Trend der letzten Woche folgt. Ich gehe daher davon aus, dass sich der Boden mit ähnlicher Geschwindigkeit hebt wie vor der Phase der Messungenauigkeiten. Verfolgt an den mehrwöchigen Trend, dass sollte sich der Boden in 2 bis 3 Wochen soweit gehoben haben, dass er der gleiche Hebung erfährt, wie vor der letzten Eruption. Ab diesem Wert ist eine weitere Schwelle erreicht, aber die eine neue Eruption wahrscheinlicher wird.

In den letzten 48 Stunden wurden unter der Reykjaneshalbinsel nur 35 Beben festgestellt. Die Schwarmbebenaktivität bei Krysúvik ist rückläufig. Die Subsidenz hält den letzten Messungen nach aber an und beläuft sich auf 60 mm.

Unter ganz Island gab es 101 Beben. Diese manifestierten sich im Südwesten bei Borganes, aber auch unter Myrdalsjökull mit der Katla und dem Vatnajökull mit Grimsvötn und Bardarbunga. Doch ich gehe nicht davon aus, dass eines dieser Vulkansysteme bereit ist zu einer kurzfristigen Eruption.

Im Bereich der Askja sieht es allerdings anders aus. Der langfristige Trend der Bodenhebung hält an, obgleich es in den letzten Tagen einen leichten Rücksetzer gab. Fest steht, dass sich in geringer Tiefe unter dieser Caldera Magma angesammelt hat und sich bei einer Injektion frischer Schmelze in den bestehenden Magmenkörper innerhalb weniger Tage eine Eruption entwickeln könnte.

Island: Erhöhung der Gefahrenstufe ab morgen

Forscher deklarieren Erhöhung der Gefahrenstufe bei Svartsengi – Schwellenwert der Magmenansammlung erreicht

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wächst erneut die Sorge vor einem Vulkanausbruch. Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort, und nach Einschätzung des Isländischen Wetteramts (IMO) ist am 27. September der kritische Schwellenwert der Magmaansammlung erreicht, ab dem es in den vergangenen Monaten regelmäßig zu Eruptionen oder Magmaintrusionen kam.

Im Svartsengi-Gebiet auf Island hält die Bodenhebung weiterhin an. In den letzten zwei Tagen zeigten die GNSS-Messungen allerdings sprunghafte Ausschläge, die nach meinen Einschätzung wahrscheinlich auf Messungenauigkeiten zurückzuführen sind. Die Seismizität bei Svartsengi ist weiterhin niedrig, allerdings gibt es aufgrund des schlechten Wetters auch in Bezug auf die Seismik Messungenauigeiten.
Wie das Isländische Wetteramt (IMO) mitteilte, gilt ab dem 27. September erneut eine erhöhte Alarmstufe. Grund dafür ist das Erreichen des Schwellenwerts der Magmaansammlung, ab dem es seit Dezember 2023 zu Eruptionen oder Intrusionen im Svartsengi-Gebiet gekommen ist. Dieser Schwellenwert liegt bei rund 11 Millionen Kubikmetern.

Die größte Magmaansammlung, bei der es zu einem Ausbruch kam, wird von den Geowissenschaftlern mit 23 Millionen Kubikmetern angegeben. Dieser obere Schwellenwert könnte bei gleichbleibender Aufstiegsrate in etwa drei Monaten – also um den 18. Dezember – erreicht werden. Damit besteht noch in diesem Jahr eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für einen Vulkanausbruch oder eine größere Intrusion. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht.

Als wahrscheinlichster Ausbruchsort gilt weiterhin die Sundhnúk-Kraterreihe in Höhe von Stóra-Skógfell.

Die Vulkanologen gehen davon aus, dass sich ein Ausbruch durch mehrere Anzeichen ankündigen wird:

  • zunehmende seismische Aktivität im Svartsengi-Gebiet
  • deutliche Deformationsänderungen, messbar per GNSS und Glasfaserkabeln
  • Veränderungen des Drucks in den Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks Svartsengi

Trotz dieser Signale wird nur mit einer sehr kurzen Vorwarnzeit gerechnet – zwischen 20 Minuten und vier Stunden. Das lässt nur wenig Zeit, um beispielsweise die Gäste der Blauen Lagune oder das Personal des Geothermalkraftwerks zu evakuieren. Der Eruptionsort dürfte daher nicht wesentlich näher an dieser Infrastruktur liegen als bei den bisherigen Ereignissen.

Das Isländische Wetteramt hat die Alarmstufe für Reykjanes-Svartsengi von VALS = 1 auf VALS = 2 angehoben. Gleichzeitig wurde die Gefahrenbewertung für das Gebiet aktualisiert und eine neue Gefahrenkarte veröffentlicht.

Island: Magmaakkumulation nähert sich Schwellenwert

Magmaansammlung unter Svartsengi auf Island nähert sich kritischem Schwellenwert – mögliche Eruption noch im September

Die Forscher von IMO sind besorgt, dass es noch im September zu einer Eruption bei Sundhnúkur im Svartsengigebiet kommen könnte. Grund für die Annahme liefern die neuesten Analysen, nach denen sich die Landhebung unvermindert fortsetzt. Messungen zeigen, dass sich seit dem letzten Ausbruch, der am 16. Juli begann und am 5. August endete, rund neun Millionen Kubikmeter Magma in der Tiefe angesammelt haben. Das entspricht etwa 70 bis 80 Prozent der Menge, die vor dem letzten Ausbruch aus dem Reservoir abfloss.

Laut dem isländischen Wetterdienst steigt die Wahrscheinlichkeit eines neuen Ereignisses deutlich, sobald sich etwa elf Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben – ein Wert, der bei gleichbleibender Akkumulationsrate in der zweiten Septemberhälfte erreicht werden könnte. Ein Ausbruch oder Magmafluss wäre dann theoretisch jederzeit möglich.

Die Vulkanologen betonen jedoch, dass es keinen festen Schwellenwert gibt: In der Vergangenheit haben manche Ausbrüche bereits bei geringeren Volumina begonnen, andere erst bei größeren. Daher bleibt der Zeitpunkt des nächsten Ereignisses schwer vorherzusagen. Es ist ebenso denkbar, dass ein Ausbruch kurzfristig einsetzt, wie auch, dass sich die aktuelle Phase der Magmaansammlung noch länger hinzieht.

Insbesondere bei den Eruptionen in diesem Jahr starteten die Ausbrüche meistens erst, wenn sich die Magmaakkumulation 20 Millionen Kubikmetern näherte. Von daher könnten noch einige Wochen bis zur nächsten Eruption vergehen. Für einen Vulkanausbruch innerhalb der nächsten 3 bis 4 Wochen spricht die seismische Aktivitätszunahme von der Westspitze von Reykjanes, so meine Einschätzung der Lage.

Die Sundhnúkur-Kraterreihe wurde von den Vulkanologen auch per Drohne inspiziert. Aufnahmen vom 7. August zeigen die früheren Ausbruchszentren, derzeit ist aber keine Aktivität an der Oberfläche zu beobachten und die Spalte ist kalt.

Die Gefahrenkarte bleibt vorerst unverändert, wird jedoch in der kommenden Woche überprüft und gegebenenfalls angepasst. Da bis Ende September voraussichtlich eine ähnliche Magmamenge wie vor dem letzten Ausbruch erreicht sein wird, rechnen die Behörden mit einem steigenden Risiko und beobachten die Situation engmaschig.