Grönlandsee: Erdbeben Mw 5,7 am Mohns-Rücken

Erdbeben der Magnitude 5,7 in der Grönlandsee – Bebenherd am arktischen Mittelatlantischen Rücken

Am frühen Mittwochmorgen hat ein Erdbeben der Magnitude 5,7 die Grönlandsee erschüttert. Der Erdstoß ereignete sich um 06:03 UTC (07:03 Uhr MEZ) in etwa 10 Kilometern Tiefe bei den Koordinaten 73,29° Nord und 6,72° Ost. Das Epizentrum lag rund 550 Kilometer nordwestlich von Andenes (Norwegen) und etwa 1 050 Kilometer westlich von Murmansk (Russland). Es gab mehrere mittelstarke Nachbeben. Eine Tsunamigefahr bestand nicht

Grönlandsee. &copy, EMC/Leaflet

Nach Angaben seismologischer Dienste handelte es sich um ein tektonisches Beben im Bereich des arktischen Mittelatlantischen Rückens, genauer gesagt im Übergangsgebiet zwischen dem Mohns- und dem Knipovich-Rücken. Diese Zone, die auch als Mohns-Knipovich-Bogen bekannt ist, markiert die divergente Grenze zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte, die sich hier mit wenigen Zentimetern pro Jahr voneinander entfernen. Entlang dieses untermeerischen Rückens reißt die Erdkruste kontinuierlich auf, Magma steigt auf und bildet neuen Ozeanboden – ein Prozess, der regelmäßig zu moderaten Erdbeben führt.

Das Beben ist typisch für die dehnungsdominierte (extensionale) Tektonik der Region: Die Spannungen entstehen durch die Spreizungsbewegung des Meeresbodens und entladen sich entlang von normalen oder leicht schiefen Verwerfungen. Aufgrund der geringen Tiefe und der Lage weit entfernt von besiedelten Gebieten sind keine Schäden oder Verletzten gemeldet worden.

Der nördliche Abschnitt des Mittelatlantischen Rückens zählt zu den geologisch aktivsten Bereichen des Arktischen Ozeans. Neben häufigen, meist moderaten Erdbeben treten dort auch hydrothermale Quellen und junge vulkanische Strukturen auf – unter anderem in der Region um „Loki’s Castlee“, einem bekannten Tiefseevulkangebiet in dem es die als „Black Smoker“ bekannten Hydrothermalquellen gibt.

Der mittelatlantische Rücken ist jene Spreizungszone auf der weiter südlich Jan Mayen mit dem Beerenbergvulkan und Island liegen.

Das aktuelle Beben reiht sich in die typische seismische Aktivität dieser Spreizungszone ein und verdeutlicht die fortwährende Dynamik der arktischen Plattengrenze.

Campi Flegrei: Bodenhebung beschleunigte sich stärker

Bodenhebung der Campi Flegrei beschleunigte sich stärker als gedacht – Rate beträgt nun 25 mm pro Monat

In den letzten beiden Tagen „normalisierte“ sich die Erdbebentätigkeit auf dem Niveau, das wir seit Jahren als durchschnittlich ansehen, und es gab bis jetzt 14 Beben. Gleichzeitig liegen dem INGV nun die GNSS-Korrekturwerte zu den Satellitenbahnen vor, sodass genauere Werte für die Bodenhebung der letzten Wochen vorhanden sind: Die Bodenhebung beschleunigte sich tatsächlich auf 25 mm pro Monat, anstatt wie zuvor berechnet auf 20 mm. Sollte sich der Boden aktuell noch mit gleicher Geschwindigkeit bei temporär nachlassender Seismizität heben, besteht ein erhöhtes Risiko für mittelstarke bis starke Erdbeben mit Magnituden ab 4 – aufgrund der beschleunigten Bodenhebungen bauen sich größere Spannungen auf, die nicht mehr durch viele schwache Erdbeben abgebaut werden, wodurch das Risiko stärkerer Erdbeben steigt.




Bodenhebung 25 mm. © INGV

Der Rückblick auf die letzte Woche zwischen dem 3. und 9. November 2025 zeigt, dass insgesamt 165 Erdbeben mit einer Magnitude von Md ≥ 0,0 registriert wurden, was etwas mehr als in der Vorwoche war, als es 149 Ereignisse gab. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von Md 2,5. Etwa 61 dieser Erdbeben traten im Rahmen von drei seismischen Schwärmen auf, wie sie für das Gebiet typisch sind.

Die geochemischen Daten bestätigen den langfristigen Trend einer Erwärmung des hydrothermalen Systems und erhöhter Gasemissionen. Im Gebiet von Pisciarelli, am nordöstlichen Außenhang der Solfatara, zeigten die kontinuierlichen Messungen der Station FLXOV8 in der Berichtsperiode keine signifikanten Veränderungen des CO₂-Flusses gegenüber den Vorwochen. Die Fumarolenemissionen – rund fünf Meter vom Hauptaustrittsbereich entfernt gemessen – erreichten in der vergangenen Woche durchschnittlich 94 °C, mit einem Minimum von 91 °C infolge von Regenfällen. Diese Schwankungen deuten laut INGV auf einen zunehmenden meteorologischen Einfluss auf den lokalen Entgasungsprozess hin, was auf eine vorübergehende Verlangsamung der Entgasung schließen lässt.

Anders präsentiert sich die Situation im Kratergebiet der Solfatara: Dort registrierte die Station FLXOV5 an der Hauptfumarole „BG“ eine durchschnittliche Temperatur von etwa 166 °C, mit Spitzenwerten bis 170 °C. Während der monatlichen Probenahmen wurden sogar 173 °C gemessen. Der anhaltende Temperaturanstieg korreliert mit zunehmenden diffusen Gasflüssen und den berechneten Gleichgewichtstemperaturen des hydrothermalen Systems.

Rückblick auf den Oktober

Bereits im Oktober 2025 hatte das Observatorium 1050 Erdbeben in den Campi Flegrei verzeichnet, davon 861 lokalisiert. Die Epizentren lagen überwiegend zwischen Pozzuoli, Agnano, Solfatara-Pisciarelli, Bagnoli und dem Golf von Pozzuoli, in Tiefen bis maximal fünf Kilometern. Der CO₂-Ausstoß im Gebiet von Solfatara lag weiterhin bei rund 5500 Tonnen pro Tag.

Insgesamt bleibt die Situation in den Phlegräischen Feldern angespannt und die Druckbeaufschlagung und Erwärmung des Vulkansystems setzt sich weiter fort: Die Beschleunigung der Bodenhebung, einhergehend mit intensiver seismischer Tätigkeit, hohem Gasausstoß und steigenden Gastemperaturen, sind alarmierende Anzeigen, die sich auch in der Erhöhung der Gefahrenstufe auf „Gelb Phase 2“ widerspiegeln.

Island: Erdbeben Mb 3,5 am Nordrand der Askja

Askja. © EMSC/Leaflet

Erdbeben Mb 3,5 erschütterte Vulkan Askja auf Island – Beben unter dem Caldera-Nordrand

Datum: 09.11.2025 | Zeit: 09:39:29 UTC | Koordinaten 65.081 ; -16.753 | Tiefe: 4,5 km | Mb 3,5




Auf Island manifestierten sich an diesem Wochenende gleich zwei Erdbeben, die von der Magnitude her zumindest theoretisch spürbar gewesen waren. Theoretisch, weil sie sich in einer menschenleeren Gegend des Hochlands im Bereich des Vatnajökulls ereigneten. Das erste Beben von Samstagnacht hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum in 3 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,7 km nordöstlich des Zentrums der Bárðarbunga-Caldera verortet. Erdbeben dieser Magnitude gibt es hier öfter. Deutlich seltener und daher interessanter ist das jüngere Erdbeben von heute Vormittag, das sich unter dem Nordrand der Askja in einer Tiefe von 4,5 Kilometern manifestierte und eine Magnitude von 3,5 hatte. Beide Beben werden vom IMO auf der Shakemap angezeigt, die zum Vatnajökull gehört.

Bei der Askja handelt es sich wahrscheinlich um einen eigenständigen Zentralvulkan, obwohl einige Autoren ihn früher zum Bardarbunga-System zählten. Heute geht man davon aus, dass der mächtigste Vulkan Zentralislands – der Bárðarbunga – seine Finger zwar bis in die Nähe der Askja ausstreckt, aber kurz vorher endet. Dennoch ist es nicht auszuschließen, dass die Ausläufer des Störungs- und Leitungssystems von Bardarbunga und Askja am Askja-Südrand miteinander verwoben sind. Diese Hypothese beruht auf Beobachtungen vor und während der Bárðarbunga-Eruption von 2014, als man im Bereich der Askja ebenfalls eine erhöhte Seismizität nebst Bodenhebung detektierte.

Seit 2021 hebt sich der Boden inmitten der Askja-Caldera um mehr als einen Meter. Der Hebungsprozess verlangsamte sich in den letzten 2 Jahren, hält aber weiterhin an. Die Seismizität ist vergleichsweise gering und der Erdstoß heute stellte das stärkste Beben seit mehreren Monaten dar: Zuletzt gab es am 26. März 2024 im gleichen Areal ein vergleichbares Erdbeben. Davor wurden 2022 und 2021 Beben mit Magnituden im Dreierbereich registriert.

Die Bodenhebung zeigt an 2 GNSS-Messstationen im Norden der Caldera (TASK und KASAC) seit einigen Wochen einen ungewöhnlich steilen Verlauf, während an der Station OLAC die Hebung relativ konstant verläuft. Seit letztem November hob sich der Boden hier um 70 mm. Die Bodenhebung wird aller Wahrscheinlichkeit nach durch eine Magmenakkumulation im Untergrund verursacht, wobei sich nicht ausschließen lässt, dass es ein überwiegend hydrothermales Phänomen ist. Askja könnte sich also auf einen Vulkanausbruch vorbereiten.

Japan: Starkes Erdbeben M 6,8 vor Honshu

Starkes Erdbeben der Magnitude 6,8 vor der Ostküste Honshus – Tsunamialarm für Norden Japans

Datum: 09.11.2025 | Zeit: 08:03:38 UTC | Koordinaten 39.482 ; 143.311 | Tiefe: 5 km | Mw 6,8

Vor der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu hat sich heute Morgen um 08:03:38 UTC (Sonntagnachmittag 17:03:38 Uhr Ortszeit) ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,8 ereignet. Das Epizentrum lag 119 Kilometer östlich von Miyako und 187 Kilometer östlich von Morioka, nahe den Koordinaten 39,5° N und 143,3° E. Die Tiefe des Bebens wurde mit nur 5 Kilometern angegeben, was auf ein sehr flaches Ereignis hindeutet. Es folgten mehrere Nachbeben. Das stärkste hatte eine Magnitude 5,9. Zudem wurde eine Tsunami-Warnung herausgegeben

Laut der Japan Meteorological Agency (JMA) gilt die Tsunami‑Warnung für Teile der Nordostküste Japans, insbesondere die Präfektur Iwate, herausgegeben. Das philippinische PHILVOLCS verwies ausdrücklich darauf, dass es keine Tsunami-Gefahr auf dem weiter südlich gelegenen Archipel gibt.

Honshu. &copy: EMSC

Die Region um Morioka und Miyako gehört zur Erdbebenzone entlang der Subduktionszone der Pazifischen Platte, die unter die Ochotsk-Platte abtaucht. Solche tektonischen Bewegungen sind in dieser Gegend keine Seltenheit, doch ein Beben dieser Stärke kann sehr starke Erschütterungen verursachen.

Das Epizentrum des aktuellen Erdstoßes liegt etwas weiter nördlich von jener Stelle entlang des Japangrabens, an der sich 2011 das verheerende Tōhoku-Megabeben der Magnitude 9,1 ereignete, das den Tsunami auslöste, der letztendlich zur Havarie des Atomkraftwerks von Fukushima führte.

Bislang liegen keine Berichte über größere Schäden oder Verletzte vor. Offizielle Stellen wie die Japan Meteorological Agency (JMA) und andere Erdbebenbeobachtungszentren überwachen die Lage weiterhin intensiv.

Seismologen weisen darauf hin, dass bei Erdbeben mit einer so geringen Tiefe die Oberflächenerschütterungen lokal deutlich spürbar sein können. Dennoch könnte die Entfernung zur Küste die Auswirkungen in den besiedelten Gebieten abschwächen.

Das japanische Katastrophenschutzsystem und die Bevölkerung sind aufgrund der häufigen seismischen Aktivitäten in der Region gut vorbereitet. Dennoch mahnen Behörden zur Wachsamkeit und empfehlen, aufmerksam auf eventuelle Nachbeben zu achten.

Betrachtet man die Shakemap genauer, stellt man fest, dass der Japangraben im Norden in den Kurilen-Kamtschatka-Graben mündet, an dem es vor der Südostküste der sibirischen Halbinsel weiterhin bebt. Es gibt also große Spannungen entlang der pazifischen Subduktionszone.

Campi Flegrei: Anhaltender Erdbebenschwarm am 09.11.25

Intensiver Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei und Pozzuoli – Über 70 Beben seit gestern

Seit Wochen ist die Erdbebenaktivität in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei signifikant erhöht, sodass man mittlerweile von einem durchgehenden Erdbebenschwarm sprechen kann. Phasenweise verstärkt sich diese seismische Aktivität, sodass die Erschütterungen fast im Minutentakt auftreten. Viele der Beben bleiben unbemerkt, doch mehrere Erdstöße werden von den Bewohnern des Calderavulkans deutlich wahrgenommen und hinterlassen Spuren an der Bausubstanz.




Erdbeben. © INGV

Seit dem 8. November wurden über 70 schwache Erschütterungen registriert. Das stärkste Einzelbeben erreichte am Morgen des 9. November eine Magnitude von 2,2 und ereignete sich in einer Tiefe von 2,3 Kilometern. Das Epizentrum lag nördlich der Solfatara.

Die zahlreichen Erdbeben bauen aufgestaute Spannungen im Untergrund rasch ab, sodass stärkere Erschütterungen in den letzten Wochen ausblieben – doch das muss nicht so bleiben. Die Bodenhebung steigerte sich Mitte Oktober auf etwa 20 Millimeter pro Monat; ungefähr zu diesem Zeitpunkt setzte auch der aktuelle Erdbebenschwarm ein. Ein ähnliches Muster zeigte sich bereits im Frühjahr 2023 und im Sommer des vergangenen Jahres.

Inzwischen wächst das Risiko phreatischer Eruptionen in der Solfatara und im benachbarten Pisciarelli-Gebiet zunehmend. Ob und wann es tatsächlich zu Explosionen kommt, bleibt jedoch ungewiss.

Währenddessen bereiten sich Zivilschutz, Behörden und Bürger der roten Gefahrenzone auf den Ernstfall vor. Am 5. und 6. November fand in der Region Kampanien die nationale Vulkanrisikoübung „Exe Flegrei 2025“ statt. Ziel war es, die Abläufe einer möglichen Evakuierung im Fall eines Vulkanausbruchs zu testen und die nationale Koordination zu stärken.

EXE FLEGREI 2025 © Zivilschutz

Neben den lokalen Einsatzkräften nahmen auch das INGV, operative Einheiten sowie die Regionen Sardinien und Sizilien teil. Die beiden Inseln spielen im Ernstfall eine Schlüsselrolle: Sie sollen – laut nationalem Notfallplan – Evakuierte aus dem neapolitanischen Stadtgebiet aufnehmen. Sardinien ist dabei für die Unterbringung der Bewohner des Stadtteils Posillipo vorgesehen.

Während der Übung wurden die Kommunikationswege zwischen den Einsatz- und Koordinierungszentren überprüft und die Evakuierungsroute von den drei Wartebereichen in Neapel – Piazza Vittoria, Piazza Sannazaro und Piazza San Luigi – zum See- und Fährhafen getestet. Dort wurden die Systeme zur Registrierung und Einschiffung der Bevölkerung für die Partnerregionen simuliert.

Die Übung knüpfte an „Exe Flegrei 2024“ an, die im Oktober 2024 bereits Teile des Rückzugsplans erprobt hatte. Auch Schüler und Lehrer des Instituts „Bernini-De Sanctis“ beteiligten sich als Vertreter der betroffenen Stadtviertel.

Der Zivilschutz betonte, dass solche Simulationen entscheidend seien, um die Verfahren zu festigen und sowohl Einsatzkräfte als auch Bevölkerung bestmöglich auf den Ernstfall vorzubereiten.

Mexiko: Erdbeben Mw 5,6 erschüttert Baja California

Erdbeben in Baja California: Spreizungszone im Meeresboden des Guaymas-Beckens aktiv

Datum: 07.11.2025 | Zeit: 12:04:30 UTC | Koordinaten 27.962 ; -111.961 | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,6 hat am Freitagmorgen um 12:04:30 UTC den zentralen Golf von Kalifornien (Baja California) erschüttert. Das Epizentrum lag rund 105 Kilometer westlich von Heroica Guaymas auf dem mexikanischen Festland und etwa 75 Kilometer nordnordöstlich von Santa Rosalía auf der Halbinsel Baja California. Nach EMSC-Angaben manifestierte sich das Beben in rund zehn Kilometern Tiefe. Meldungen über Schäden oder Verletzte liegen nicht vor. Da das Epizentrum in einem unbewohnten Meeresgebiet lag, ist damit auch nicht zu rechnen.

Baja California. © EMSC/Leaflet

Der Golf von Kalifornien, auch als Sea of Cortez bekannt, ist eine der geologisch aktivsten Regionen Nordamerikas. Hier verläuft die Grenze zwischen der Nordamerikanischen Platte im Osten und der Pazifischen Platte im Westen. Entlang dieser Nahtlinie wird die Erdkruste gedehnt und zugleich seitlich verschoben. In diesem Gebiet gibt es einen Übergang von kontinentalem Grabenbruch zu einer ozeanischen Spreizungszone. Der Golf stellt gewissermaßen das nördliche Ende des Ostpazifischen Rückens dar, des langen Dehnungsrückens, der sich durch den gesamten Ostpazifik zieht.

Das Beben ereignete sich im Bereich des Guaymas-Beckens, einem Abschnitt des Golfs, in dem sich mehrere Transformstörungen und Spreizungszentren abwechseln. Diese Zonen entstehen durch die entgegengesetzten Plattenbewegungen: Die Pazifikplatte driftet nach Nordwesten und die Nordamerikanische Platte  bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 50 mm pro Jahr nach Südosten. Die Bewegung führt zu rechtssinnigen (dextral) Seitenverschiebungen entlang von Transformbrüchen. Wo die Kruste auseinandergezogen wird, steigt heißes Magma aus der Tiefe auf, wodurch sich untermeerische Spreizungsrücken bilden.

Im Guaymas-Becken gibt es neben der tektonisch bedingten Spreizung einen intensiven Sedimenteintrag und entsprechend mächtige Gesteinsschichten. Das aufsteigende Magma erhitzt die Sedimente, was zu einem ungewöhnlich heißen und reaktiven Untergrund führt. Dort finden sich zahlreiche Hydrothermalschlote, die schwefel- und metallreiche Fluide ausstoßen, was als ein Hinweis auf aktiven Vulkanismus unter dem Meeresboden interpretiert werden kann.

Oberirdisch ist die vulkanische Aktivität im Golf begrenzt, doch südlich des Epizentrums ragt die kleine Isla Tortuga aus dem Wasser. Hierbei handelt es sich um einen basaltischen Schildvulkan. Er erinnert daran, dass der Golf von Kalifornien nicht nur eine Zone des Risses, sondern auch eine Geburtsstätte neuen Ozeanbodens ist.

Nebenbei bemerkt gibt es hier noch andere Geburtsstätten: Die Baja California ist als Kinderstube von Grauwalen bekannt.

Azoren: Weitere Alarmstufenerhöhung nach Erdbeben auf Terceira

Erdbeben Mb 4,0 erschüttert die Azoreninsel Terceira – erhöhte Aktivität am Vulkan Santa Bárbara

Datum: 06.11.2025 | Zeit: 22:54:04 UTC | Koordinaten 38.731 ; -27.327 | Tiefe: 3 km | Mb 4,0

Ein Erdbeben der Magnitude 4,0 hat am 6. November 2025 um 21:54 Uhr Ortszeit (22:54 UTC) die Insel Terceira auf den Azoren erschüttert. Laut dem EMSC befand sich das Hypozentrum in nur 3 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 13 km west-nordwestlich von Angra do Heroísmo verortet.  Auf der Shakemap erkennt man, dass sich das Beben unter dem Vulkan Santa Bárbara manifestierte. Außerdem gab es noch 2 schwächere Erschütterungen an der Westküste.

Terceira. © EMSC/Leaflet

Die Angaben des seismischen und vulkanischen Informations- und Überwachungszentrums der Azoren (CIVISA) weichen von den Daten des EMSC ab: Demnach wurden kurz nacheinander zwei Beben der Magnituden 3,6 und 3,5 registriert, deren Epizentren etwa vier Kilometer nordöstlich von Santa Bárbara lagen. Die Erschütterungen waren auf der gesamten Insel Terceira sowie auf der Nachbarinsel São Jorge spürbar und erreichten im Westen von Terceira eine maximale Intensität von V auf der Modifizierten Mercalli-Skala.

Das Ereignis steht im Zusammenhang mit der seit Juni 2022 andauernden seismovulkanischen Krise auf Terceira. Wie gestern bekannt wurde, tagte das Krisenkabinett der Azoren im Oktober und bewertete die Lage neu. In der Folge wurde die Vulkanwarnstufe für den Santa-Bárbara-Vulkan auf V3 (von fünf möglichen Stufen) angehoben. Erst im September wurde V2 deklariert. Die Entscheidung erfolgte aufgrund eines deutlich erhöhten seismischen Aktivitätsniveaus, das weiterhin über den Referenzwerten liegt – insbesondere im Bereich des Vulkans Santa Bárbara und entlang des westlichen Spaltenvulkansystems.

Neben häufigeren Mikrobeben wurden auch leichte Krustendeformationen festgestellt, die auf anhaltende tektonische Spannungen hinweisen. Messungen der Gasemissionen ergaben dagegen keine auffälligen Anomalien, die auf Magmenaufstieg schließen lassen.

Auch zwischen Cinco Ribeiras und Angra do Heroísmo wurden in den vergangenen Wochen wiederholt kleinere Erschütterungen verzeichnet, deren stärkste eine Magnitude von 3,0 erreichte. Auf der Nachbarinsel São Jorge, wo 2022 eine ähnliche Krise ausbrach, bleibt die Warnstufe weiterhin bei V1.

Ich persönlich finde es sehr interessant, wie unterschiedlich die verschiedenen Observatorien und Institute der Welt die seismovulkanischen Gefahreneinschätzungen vornehmen.  Vergleicht man das Geschehene auf Terceira mit den Campi Flegrei, kann man sich nur wundern!

Liparische Inseln: Schwarmbeben bei Vulcano und Salina

Zwei Schwarmbeben erschütterten Liparische Insel: Zwischen Salina und Filicudi und auf Vulcano

In den letzten Tagen gab es gleich zwei Schwarmbeben im Liparischen Archipel: Das stärkere manifestierte sich zwischen den Inseln Salina und Filicudi und hatte eine Magnitude zwischen 1,5 und 2,5. Die 11 Einzelerschütterungen ereigneten sich am 4. November in Tiefen von mehr als 10 Kilometern. An dieser Lokation gibt es immer wieder vergleichbare Schwarmbeben.

Liparische Inseln. © INGV/Leaflet

Schwächer, aber im Kontext von Vnet interessanter, ist der Erdbebenschwarm auf Vulcano: Die jüngsten Beben ereigneten sich in der Nacht zum 5. November und hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Seit dem 2. November wurden 6 Erschütterungen festgestellt. Sie lagen in Tiefen von weniger als 5 Kilometern und teilweise sogar relativ nahe der Oberfläche. Sie standen wahrscheinlich mit der erneuten Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems in Verbindung, was den Insulanern wenig gefallen dürfte, denn erst im Laufe des Frühjahrs war so etwas wie Normalität auf Vulcano zurückgekehrt, nachdem die Inselbewohner einige schwierige Jahre durchgemacht hatten, während derer der Tourismus stark gelitten hatte.

Meiner Meinung nach sieht die Langfristprognose für Vulcano nicht sehr gut aus: Nachdem sich der Vulkan jahrzehntelang in einem zwischenvulkanischen Gleichgewichtszustand befunden hat, scheint seit 2021 immer Magma portionsweise aufzusteigen und sich in einem tiefer gelegenen Magmenkörper zu akkumulieren. Letztendlich wird der Prozess wahrscheinlich in einem Vulkanausbruch gipfeln. Nur wann es so weit sein wird, lässt sich nicht prognostizieren. Darauf hoffen, dass Vulcano dauerhaft ruhig bleibt, würde ich aber nicht.

Der letzte Ausbruch auf Vulcano zerstörte im Jahr 1888 eine Schwefel- und Salpetermine, die überwiegend von Strafgefangenen in Zwangsarbeit betrieben wurde. Die Eruptionen begannen 1888 und endeten 1890. Davor fanden Eruptionen in den Jahren 1727, 1729–1731, 1771 und 1873 bis 1879 statt, wobei es sich bei der letzten Eruptionsphase um eine phreatische handelte, die als Vorspiel zu der größeren Eruption von 1888 angesehen wird. Aus diesen Zahlen wird ersichtlich, dass Vulcano aktuell vergleichsweise lange ruht.

Niederlande: Erdbeben Mb 2,1 bei Roermond

Schwaches Erdbeben bei Roermond in den Niederlanden – Grenze zu Deutschland in der Nähe

Datum: 06.11.2025 | Zeit: 14:00:01 UTC | Koordinaten 51.161 ; 5.955| Tiefe: 15 km | Mb 2,1

Roermond

Dass ich zweimal am Tag über Erdbeben nahe meiner Heimatregion berichte, kommt sehr selten vor: Nachdem sich gestern Abend ein schwaches Erdbeben nahe dem Laacher-See-Vulkan ereignete, gab es heute Nachmittag um 15:00:01 Uhr Lokalzeit ein Erdbeben der Magnitude im niederländischen Roermond, das nahe der Grenze zu Deutschland liegt. So wurde der Erdstoß vom EMSC 4 km süd-südwestlich von Roermond und 34 km west-südwestlich von Mönchengladbach verortet. Die Herdtiefe befand sich in 14 Kilometern Tiefe. Es liegen weder Wahrnehmungsmeldungen noch Berichte über Schäden vor, was angesichts der Magnitude und Tiefe des Bebens nicht weiter verwundert.

Das Beben war tektonischer Natur und stand mit der Krustendehnung im „Roer Graben“ (Roer Valley Graben) in Verbindung, der den nördwestlichen Abschnitt des Niederrheinischen -Grabensystems bildet. Hierbei handelt es sich um eines der geologisch aktivsten Gebiete im Nordwesten Europas.

Bei Roermond manifestierte sich auch eines der stärksten Erdbeben, das sich bis nach Deutschland auswirkte, und das ich selbst in meiner Heimatstadt Oberhausen noch deutlich gespürt habe: Am 13. April 1992 erschütterte ein ungewöhnlich starkes Erdbeben den Südosten der Niederlande, bei dem die südwestliche Scholle des Grabens absank. Um 3:20 Uhr nachts bebte die Erde mit einer Magnitude von 5,8. Häuser wankten, Schornsteine stürzten ein, und auch in den Nachbarländern waren die Erschütterungen deutlich zu spüren. Es war das stärkste Erdbeben, das je in den Niederlanden gemessen wurde. Ich selbst schreckte Sekunden vor dem Eintreffen der Erschütterungen aus dem Schlaf, geweckt durch das tiefe Grollen, was regelmäßig im Zusammenhang mit Erdbeben beschrieben wird. Tatsächlich gingen durch mein Haus einige sehr unangenehme Rucke und das Gebälk des Dachstuhls ächzte. Nicht auszuschließen, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft ein ähnliches Ereignis bei Roermond wiederholen wird.