Deutschland: Erdbeben am Laacher See und anderswo

Erdbeben in Deutschland. © EMSC/Leaflet

Mehrere Erdbeben in Deutschland und Umgebung: Laacher-See-Vulkan, Filderstadt und Vogtland besonders betroffen

Seit gestern haben sich mehrere interessante Erdbeben in Deutschland und den Grenzregionen des Landes zugetragen, die ich hier kurz zusammenfassen möchte. Im Kontext von Vnet besonders interessant sind vier Mikrobeben südlich des Laacher-See-Vulkans, die sich seit gestern Abend bei Ochtendung ereignet haben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 0,8 und eine Herdtiefe von 13 Kilometern. Das Epizentrum wurde 12 km westlich von Koblenz verortet. Bei Ochtendung verläuft die gleichnamige Störung, und Geoforscher vermuten, dass die Erschütterungen durch veränderte Spannungen infolge von Fluidbewegungen entstehen. Die Beben blieben an der Erdoberfläche folgenlos, passen aber in das Muster erhöhter Seismizität in der östlichen Vulkaneifel, das wir seit mehr als einem Monat beobachten können.

Laccher-See-Vulkan. © EMSC

Weitaus stärker war ein Erdstoß, der sich in der Nacht zum Dienstag 15 km östlich von Filderstadt in Baden-Württemberg abspielte. Das Beben der Magnitude 3,0 hatte eine Herdtiefe von nur 6 Kilometern und riss Anwohner mit spürbaren Erschütterungen und grollenden Geräuschen aus dem Schlaf. Das Erdbeben war mit einer Störung am Rand des Albtraufs assoziiert. Hierbei handelt es sich um die Steilstufe, die die Schwäbische Alb gegen das tiefer gelegene Land in Richtung Stuttgart abgrenzt.

Als dritten Bebenspot möchte ich das Vogtland aufführen, über das ich in den vergangenen Wochen öfter geschrieben habe. Der Erdbebenschwarm bei Luby und Kostelní auf der tschechischen Seite des Vogtlands hat sich weiter verstärkt. Es gab Hunderte Mikrobeben und allein in den letzten 24 Stunden sechs Beben mit Magnituden ab 2,0. Das stärkste Beben brachte es heute Vormittag sogar auf Mb 3,0. Das Epizentrum wurde 10 km südlich vom deutschen Klingenthal verortet. Es hatte eine Herdtiefe von nur 2 Kilometern und wurde von den Bewohnern der Gegend deutlich wahrgenommen. Zeugen beschrieben neben spürbaren Erschütterungen auch ein starkes Grollen. Wie auch die Beben in der Vulkaneifel vermutet man hier, dass sie durch tiefe magmatische Prozesse ausgelöst werden, die Fluide entlang von Störungszonen aufsteigen lassen und letztendlich die Beben an den Störungen auslösen.

Betrachtet man die weiter gefasste Shakemap, erkennt man, dass es auch eine Reihe schwacher Erdbeben bei Trier und Basel gab. Ein noch weiteres Blickfeld enthüllt mehrere Beben in Frankreich und Polen. Ein außergewöhnlich aktiver Bebentag für Mitteleuropa.

Island: Erdbeben Mb 5,0 am Reykjanes-Ridge

Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,0 erschüttert Reykjanes-Ridge bei Island – bis jetzt keine Auswirkungen auf Svartsengi

Am Morgen des 9. Dezember 2025 ereignete sich in der Region südwestlich von Reykjavík ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Der Erdstoß mit einer Tiefe von etwa 10 Kilometern wurde um 10:12 Uhr UTC registriert und lag rund 328 Kilometer süd-südwestlich der isländischen Hauptstadt sowie etwa 286 Kilometer südwestlich von Grindavík. Trotz der Stärke des Erdbebens gibt es bislang keine Wahrnehmungsmeldungen, da das Epizentrum offshore und weit entfernt von besiedelten Regionen liegt.

Erdbeben Reykjanes-Ridge. © EMSC

Das Erdbeben manifestierte sich an jenem Teil des Mittelatlantischen Rückens, der als Reykjanes-Ridge bekannt ist: hierbei handelt es sich um jenen Teil des submarinen Gebirges, der bei Island aus der Tiefe des Ozeans aufsteigt und die gleichnamige Halbinsel bildet, auf der wir seit 2021 die intensive vulkanische Aktivität sahen. Die Insel liegt genau auf dem divergenten Mittelatlantischen Rücken, jener kontinentalen Naht, an der die Eurasische und die Nordamerikanische tektonische Platte auseinanderdriften. Dieses Auseinanderbrechen der Erdkruste führt regelmäßig zu Erdbeben und vulkanischer Aktivität, da hier Magma aus dem Erdmantel an die Oberfläche steigt und neue Kruste bildet.

Island ist somit nicht nur ein Stück Land, sondern eine lebendige Schnittstelle zweier Kontinentalplatten. Die kontinuierliche Bewegung von etwa zwei Zentimetern pro Jahr verursacht Spannungen in der Erdkruste, die sich immer wieder in Form von Erdstößen entladen, wie es heute wieder passiert ist.

Der Erdstoß stand zwar in einem tektonischen Zusammenhang mit den Geschehnissen auf der Reykjanes-Halbinsel, zeigte bis jetzt aber keine Auswirkungen auf die im Untergrund brodelnde magmatische Aktivität. Unter dem Svartsengigebiet hebt sich der Boden langsam weiter, wobei die aktuellen GNSS-Messwerte eine weitere Verlangsamung der Heberate andeuten. Entweder verlangsamt sie sich, weil aus dem tiefen Reservoir weniger Schmelze aufsteigt, oder weil der flach liegende Magmenspeicher aufgrund des hohen Gegendrucks der bereits vorhandenen Schmelze nicht mehr neues Magma aufnehmen kann. Theroretisch müsste der Druck groß genug sein um eine neue Eruption zu triggern.

Aufgrund des schlechten Wetters auf Island – heute Morgen gab es um Reykjavik herum Schneechaos – können schwache Erdbeben nicht detektiert werden, so dass die IMO-Shakemap ungewöhnlich leer ist.

Japan: sehr starkes Erdbeben vor Hokkaido

Sehr starkes Erdbeben Mw 7.6 vor der Küste Hokkaidō in Japan – Tsunamiwarnung und mehrere Verletzte

Heute Nachmittag ereignete sich um 14:15 UTC (23:15 JST) in der japanischen Region Hokkaidō ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude Mw 7.6. Das Hypozentrum lag bei den Geokoordinaten 41.035° N, 142.148° E in einer Tiefe von 58 km. Das Epizentrum wurde 81 km nordnordöstlich von Hachinohe verortet. Der nächstgelegene Besiedlungsschwerpunkt ist Aomori, etwa 121 km vom Epizentrum entfernt. Das Beben schreckte viele Menschen aus dem Schlaf, die aufgeregt auf die Straßen liefen. Ersten Berichten zufolge kam es zu Schäden und Verletzten. Es folgten mehrere Nachbeben. Eine Tsunamiwarnung wurde ausgegeben: das Warnzentrum hielt Wellenhöhen von bis zu 3 m für möglich.

Japan. © EMSC

Bereits kurz nachdem die Tsunamiwarnung für die Küstenregionen der Präfekturen Hokkaidō, Aomori und Iwate herausgegeen worden war, wurden an mehreren Häfen erste Tsunamiwellen registriert. Sie erreichten an der Küste von Aomori und Hokkaidō etwa 40 cm Höhe.

In der Küstenstadt Hachinohe in der Region Aomori meldeten Medien mehrere Verletzte. Unter den Opfern befinden sich Gäste eines Hotels, die offenbar von herabgefallenen Teilen verletzt wurden. Es kam zu Panikartigen Zuständen während der Evakuierung aus Hotels und Wohnhäusern.

Rasche Evakuierungen wurden veranlasst, der Zugverkehr wurde zeitweise eingestellt, Stromausfälle und Unterbrechungen in Teilen der Infrastruktur wurden berichtet. Trotz der Warnung vor einem stärkeren Tsunami wurden größere Überflutungen bislang nicht bestätigt.

Die Hypozentraltiefe von 58 km weist auf ein Zwischenbeben innerhalb der subduzierten Pazifischen Platte hin, die vor der Ostküste Nordjapans unter die Platte Nordamerikas abtaucht. Die Subduktionszone am Japangraben stellt eine südwestliche Verlängerung des Kamtschatka-Kurilengrabens dar, wo es vor der Südspitze Kamtschatkas Ende Juli ebenfalls eine Starkbebenserie gegeben hatte.

Diese tektonische Situation macht die Region um Hokkaidō und das nördliche Honshū besonders anfällig für starke Erdbeben — und gelegentlich auch für Tsunamis. Doch in diesem Fall blieb das Worst-Case-Szenario glücklicherweise aus: Die registrierten Tsunamiwellen waren deutlich kleiner als prognostiziert, und größere Schäden sind derzeit nach ersten Berichten ausgeblieben.

Türkei: Erdbeben Mb 5,1 beim Urlaubsort Antalya

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Urlaubsort Antalya in der Türkei – Erdbebenherd in großer Tiefe

Datum: 08.12.2025 | Zeit: 10:21:32 UTC | Koordinaten 37.016 ; 30.802 | Tiefe: 95 km | Mb 5,1

Am 8. Dezember 2025 um 10:21 Uhr UTC ereignete sich in der westlichen Türkei ein Erdbeben der Magnitude 5,1. Das Epizentrum lag bei 37,016 Grad nördlicher Breite und 30,802 Grad östlicher Länge, etwa 15 Kilometer nordnordöstlich von Antalya und rund 176 Kilometer südwestlich von Konya. Das Beben hatte eine Herdtiefe von etwa 95 Kilometern, was auf ein Beben in der Asthenosphäre hinweist. Die Daten sind frisch und könnten noch korrigiert werden.

In der Region um Antalya mit etwa 758.000 Einwohnern wurden die Erschütterungen des Erdbebens gegen 13:21 Uhr Ortszeit deutlich gespürt. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Obwohl das Epizentrum in bebautem Gebiet in einem Vorort von Antalya lag, gibt es bis jetzt keine Berichte über größere Schäden. Aufgrund der großen Tiefe wirkte sich die Erschütterung an der Oberfläche moderat aus, sodass mit größeren Schäden nicht zu rechnen ist.

Die tektonische Situation der Region ist komplex, weicht aber von dem Setting der beine großen Blattverschiebungen in Norden und Osten des Landes ab, weshalb die Gefahr von Erdbebenkatastrophen in den Touristenhochburgen um Antalya niedriger eingeschätzt wird, als in den Regionen der beiden anatolischen Verwerfungen.

Die betroffene Region liegt zwischen der Eurasischen Platte im Norden, der Afrikanischen Platte im Süden und der Arabischen Platte im Südosten, wobei die kleinere Anatolische Platte dazwischen eingekeilt ist. Die Arabische Platte bewegt sich nordwestwärts und kollidiert im Osten der Türkei mit der Eurasischen Platte. Dieser Druck schiebt die Anatolische Platte gewissermaßen nach Westen, was als tektonischer „Escape“ bezeichnet wird.

Diese Bewegung zusammen mit dem Zurückgleiten der Afrikanischen Platte unter das Mittelmeer – ein Vorgang, der als „Slab Rollback“ bekannt ist – verursacht eine komplexe Dehnungszone in Westanatolien. Die Erdkruste wird hier auseinandergezogen, was zu Grabenbrüchen führt an denen es überwiegend schwache und mittelstarke Erdbeben gibt.

Das aktuelle Beben mit einer Tiefe von 95 Kilometern ist höchstwahrscheinlich auf Spannungen in der subduzierten afrikanischen Lithosphäre zurückzuführen, die als „Antalya-Slab“ unter dem südlichen Anatolien liegt. Diese Slab ist segmentiert und weist Risse auf, an denen sich Spannungen lösen können – was zu tiefen Erdbeben führt.

Vogtland: Serie spürbarer Erdbeben im Grenzgebiet

Weitere Erdbebenserie erschütterte das Vogtland – mindestens 1 Erdstoß wurde verspürt

Im deutsch-tschechischen Vogtland bebte erneut die Erde: Am 6. Dezember 2025 ereignete sich um 21:26 UTC (22:26 Uhr Ortszeit) ein spürbares Erdbeben der Magnitude 2,6. Das Hypozentrum lag in 5 km Tiefe bei den Koordinaten 50.285° ; 12.440°. Das EMSC/GFZ verortete das Epizentrum 8 km südlich von Klingenthal und 70 km süd-südwestlich von Chemnitz. Beide Referenzorte liegen in Deutschland, obgleich sich das Epizentrum wenige Kilometer westlich von Luby auf tschechischem Hoheitsgebiet befand. In den folgenden 45 Minuten ereigneten sich 3 weitere Erschütterungen mit Magnituden zwischen 2,1 und 2,4. Darüber hinaus gab es eine große Anzahl an Mikrobeben.

Vogtlandbeben © ig.cas.cz

Das stärkste Beben mit der Magnitude Mb 2,6 wurde von den Anwohnern der Region verspürt. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen bis aus Orten in 35 Kilometern zum Epizentrum vor. Dabei war das Beben in beiden Ländern zu spüren gewesen. Die Bebenzeugen beschreiben einen leichten Ruck, der von grollendem Rumpeln begleitet wurde. Schäden gab es nicht.

Das Seismologische Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften verortete ca. 100 Erschütterungen auf seiner Shakemap. Darüber hinaus wird es wieder eine große Anzahl nicht verorteter Erdbeben gegeben haben, die aufgrund sehr geringer Stärke mit Magnituden im Negativbereich nicht genau lokalisiert werden konnten. Hier helfen mittlerweile oft KI-gestützte Programme bei der Auswertung der Seismogramme, was aber nicht in Echtzeit geschieht. Diese Daten werden oft mit einiger Verzögerung in Studien veröffentlicht.

Interessant ist, dass die meisten Mikrobeben wieder nördlich des Erdbebenclusters lagen, der sich bereits Ende November formiert hatte. Die stärkeren Beben manifestierten sich hingegen östlich versetzt zwischen den beiden Clustern.

Als Ursache hinter den Schwarmbeben vermuten Geoforscher magmatisches CO₂, das von einem Magmenkörper in der Asthenosphäre entlang von Störungen aufsteigt und an diesen die Beben verursacht. Um die Ursachen und das Verhalten der Schwarmbeben besser zu verstehen, läuft derzeit das internationale Großprojekt Eger Large Seismic Experiment (ELISE). Dafür wurden rund 300 temporäre seismische Stationen auf einer Fläche von etwa 100 × 100 km installiert – genau über der Region Vogtland/Nordwestböhmen. Die Anlage soll selbst kleinste Erdbeben und tiefe Beben registrieren und mit seismischer Tomografie das tiefere Erdinnere untersuchen. ELISE läuft bis mindestens Mitte 2026. Danach ist mit ersten Studienergebnissen zu rechnen. Daten sollten die aktuellen Erdbebenschwärme genug liefern!

Kanada: Starkes Erdbeben Mw 6,8 an der Grenze zu Alaska

Starkes Erdbeben Mw 6,8 erschüttert Grenzgebiet zwischen Kanada und USA – keine größeren Schäden gemeldet

Datum: 06.12.2025 | Zeit: 20:41:51 UTC | Koordinaten 60.403 ; -139.446 | Tiefe: 10 km | Mw 6,8

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,8 hat am Samstagabend ein abgelegenes Gebiet im südlichen Yukon Territory in Kanada erschüttert. Das Beben ereignete sich am 6. Dezember 2025 um 20:41 UTC in 10 Kilometern Tiefe bei 60,403° und –139,446°. Das Epizentrum lag etwa 243 Kilometer west-südwestlich von Whitehorse und rund 573 Kilometer östlich von Anchorage. In beiden Städten war das Beben spürbar, Verletzte oder nennenswerte Gebäudeschäden wurden nicht gemeldet. Es gab zahlreiche Nachbeben.

Erdbeben Kanada

Behörden bestätigten außerdem, dass keine Tsunami-Warnung ausgegeben wurde, da sich der Erdstoß zwar in Küstennähe, aber nicht offshore ereignete. In Whitehorse gingen zwei Notrufe wegen des Bebens ein. Bebenzeugen beschrieben den Erdstoß als „deutlich wahrnehmbar“. Viele Menschen haben in den sozialen Medien beschrieben, wie ihre Häuser gewackelt haben. Auch in mehreren kleineren Gemeinden rund um das St.-Elias-Gebirge berichteten Bewohner von klapperndem Geschirr und Gegenständen, die aus Regalen gefallen waren. Strukturelle Schäden ließen sich bislang jedoch nicht feststellen.

Die Seismologin Alison Bird von Natural Resources Canada erklärte, dass das besonders stark betroffene Gebiet gebirgig, isoliert und dünn besiedelt sei. Die nächstgelegene kanadische Ortschaft, Haines Junction, befindet sich rund 130 Kilometer vom Epizentrum entfernt und zählt gut 1.000 Einwohner. Auf der US-Seite liegt das Küstenstädtchen Yakutat, nur etwa 91 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Beide Orte meldeten leichte Erschütterungen, jedoch keine Schäden.

Geologisch betrachtet ereignete sich das Erdbeben in einem hochkomplexen tektonischen Umfeld. Die Region markiert den Übergang zwischen der Fairweather Fault und der Totschunda Fault, zwei bedeutenden Störungen, die einen Teil der seitlichen Bewegungen zwischen der Pazifischen und der Nordamerikanischen Platte aufnehmen. Hier kollidiert zudem das Yakutat-Terran, ein kleiner, aber massiver Krustenblock, der seit Millionen Jahren mit erheblichem Druck gegen Alaska und den Yukon geschoben wird. Diese Prozesse führen zu intensiver Krustenverformung und machen das St.-Elias-Gebirge zu einer der seismisch aktivsten Regionen Nordamerikas.

Historisch sind aus dem erweiterten Störungssystem mehrere schwere Erdbeben bekannt. Das Denali-Fault-Erdbeben von 2002 (Mw 7,9) verursachte Risse, Bodenversatz und infrastrukturelle Schäden, während das Fairweather-Erdbeben von 1958 (Mw 7,8) den berühmten Megatsunami in der Lituya Bay auslöste. Die Region zeigt eine lange Geschichte starker seismischer Aktivität, was ein Grund für die dünne Besiedlung der Gegend sein könnte.

Vogtland: Erdbebenschwarm verlagerte sich nordwärts

Erdbebenschwarm im Vogtland verlagerte sich nordwärts – Anwohner spürten Erdbeben

Die Seismizität im deutsch-tschechischen Grenzgebiet des Vogtlandes hat in den letzten Wochen wieder zugenommen und mehrere hundert lokalisierbare schwache Erdbeben erzeugt, von denen die stärksten von Anwohnern gespürt werden konnten. Seit Mittwoch kommt es zu einer nordwärts gerichteten Verlagerung der Beben von Luby in Richtung Kraslice, sodass sich auf den Shakemaps ein zweiter Cluster gebildet hat.

Das stärkste Beben seit der Verlagerung des Erdbebenschwarms ereignete sich heute Nacht und erreichte eine Magnitude von 2,2. Das Hypozentrum lag in knapp 10 Kilometern Tiefe, was typisch für die aktuellen Ereignisse ist. Drei weitere Beben erreichten Magnituden über 1,5. Bei allen übrigen handelte es sich um Mikrobeben.

Auf der Shakemap der Tschechischen Akademie der Wissenschaften wurden mehr als 70 Beben lokalisiert. Laut einer Analyse auf der Website Erdbebennews sollen seit Mitternacht fast 800 Ereignisse registriert worden sein. Der Großteil dieser Beben wies jedoch negative Magnituden auf und war extrem schwach, was ihre eindeutige Erkennung auf dem Seismogramm erschwert.

Interessanterweise erscheinen selbst die stärkeren Erdbeben nicht auf der Shakemap des EMSC/GFZ und werden offenbar nur vom seismischen Netzwerk der Tschechen erfasst. Möglich ist, dass es hier Unterschiede in der Fehlertoleranz gibt und andere Erdbebendienste die Erschütterungen als schwächer einstufen, weshalb sie auf deren Karten nicht gelistet werden.

Die Schwarmbeben bei Luby entstehen wahrscheinlich durch das Zusammenspiel tief liegender Störungszonen und dem Aufstieg von Fluiden aus größeren Tiefen. In der Region des Egergrabens bzw. des Cheb-Beckens dringen Wasser und insbesondere CO₂-reiche Gase entlang alter Bruchzonen in die Erdkruste ein. Wenn diese Fluide in poröse Gesteinsschichten vordringen, erhöhen sie den Porendruck und verringern die Reibung entlang bestehender Störungen. Dadurch können kleine Gesteinspakete ruckartig nachgeben, ohne dass ein einzelnes großes Beben entsteht. Stattdessen kommt es zu vielen kleinen, dicht aufeinanderfolgenden Erschütterungen, die typisch für einen Erdbebenschwarm sind.

Forscher gehen davon aus, dass die Fluide magmatischen Ursprungs sind und von einem Magmenkörper an der Mantel-Kruste-Grenze aufsteigen. Es besteht allerdings keine aktuelle Gefahr eines Vulkanausbruchs.

Großbritannien: Spürbares Erdbeben in Lancashire

Ungewöhnliche Erschütterung in Großbritannien: Erdbeben Mb 3,3 in Nord-Lancashire schreckt Anwohner aus dem Schlaf

Der Nordwesten Englands wurde heute Nacht von einem Erdbeben der Magnitude 3,3 erschüttert. Das Epizentrum lag 13 Kilometer nordöstlich von Morecambe und etwa 43 Kilometer nördlich von Preston. Die Herdtiefe wird mit 10 Kilometern angegeben, wahrscheinlich, weil keine genauere Lokalisierung des Hypozentrums möglich war. Obwohl es in der Region stillgelegte Steinbrüche gibt und vor der Küste Gasfelder liegen, sind die Daten des Bebens typisch für tektonisch bedingte Erschütterungen. Das Beben ist als schwach bis mittelstark einzustufen, dennoch wurde es in einem weiten Umkreis deutlich wahrgenommen und riss Anwohner aus dem Schlaf. Diese starken Wahrnehmungen sprechen dafür, dass der Erdstoß deutlich flacher lag als in der angegebenen Tiefe, aber dennoch tiefer, als die Gasfelder liegen.

Großbritannien. © EMSC/ Leaflet

In zahlreichen Orten zwischen Lancaster, Carnforth und dem südlichen Cumbria wackelten Häuser, Schränke und Türen vibrierten, und viele Menschen wurden aufgeschreckt. Die Erschütterungen wurden besonders in Siedlungen registriert, die auf festem Kalksteinuntergrund oder auf dünnen Quartärsedimenten der Morecambe-Bucht liegen, wo seismische Wellen besonders effizient übertragen werden. Schäden sind nicht bekannt, doch die Intensität reichte aus, um in einigen Gebäuden das Gefühl eines kurzen, kräftigen Stoßes zu erzeugen. Auch weiter nördlich in den South Lakes wurden schwächere Erschütterungen gespürt. Beim EMSC liegen entsprechend viele Wahrnehmungsmeldungen vor.

Geologisch liegt die Region in einem komplexen Mosaik aus alten Strukturen, die vor Jahrmillionen während der variszischen und caledonischen Gebirgsbildungen entstanden. Die nördliche Lancashire-Küste und die angrenzenden Kalksteinplateaus sind von tiefreichenden Verwerfungszonen durchzogen, die heute in einer ansonsten ruhigen intraplatten Lage nur gelegentlich reaktiviert werden. Das regionale Spannungsfeld der Eurasischen Platte – dominiert durch Fernwirkungen des sich öffnenden Nordatlantiks – kann dazu führen, dass alte Bruchflächen nach langen Ruhephasen wieder geringe Bewegungen zeigen. Das aktuelle Erdbeben fügt sich in dieses Muster seltener, aber natürlicher Spannungsentladungen ein.

Die Morphologie der Region verstärkt diese Einordnung. Entlang der Morecambe-Bucht prägen gestufte Kalksteinplateaus, steile Klippen, Karstformen und glazial überformte Täler das Landschaftsbild. Die steifen karbonatischen Gesteine übertragen seismische Energie effizient, während die weicheren Sedimente nahe der Küste diese lokal verstärken oder dämpfen können. Das Zusammenspiel aus alter tektonischer Architektur, glazial modellierter Oberfläche und heterogener Gesteinsverteilung erklärt, warum ein vergleichsweise kleines Beben so deutlich wahrgenommen wurde.

China: Erdbeben Mw 5,8 erschüttert Xinjiang

Erdbeben der Magnitude 5,8 erschüttert südliches Xinjiang in China – zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen

Datum: 04.12.2025 | Zeit: 07:44:07 UTC | Koordinaten 41.086 ; 78.421 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Am 4. Dezember 2025 erschütterte um 07:44:07 UTC ein Erdbeben der Magnitude 5,8 das südliche Xinjiang in China. Das Epizentrum lag bei den Geo-Koordinaten 41.086 ; 78.421, etwa 156 km WSW der Stadt Aksu bzw. 146 km NNW von Tumxuk. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe fixiert, was bedeutet, dass es nicht exakt ermittelt werden konnte.

Den Erdbebendiensten liegen trotz der abgeschiedenen Lage des Epizentrums zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen aus den Städten in größerer Entfernung vor. Sie beschreiben den Erdstoß als heftig und ca. 10 Sekunden lang andauernd. Berichte über größere Schäden liegen nicht vor, obwohl das Beben stark genug war, um welche zu verursachen.

Geologisch dürfte der Erdstoß auf tektonische Spannungen zurückgehen, die entlang der Gebirgsketten des Tien-Shan-Gebirges wirken: In dieser Region wird die Erdkruste durch Faltung und Überschiebung im Rahmen eines aktiven „Fold-and-Thrust“-Systems verformt, eine Struktur, die häufig Quelle moderater bis starker Erdbeben ist.

Das Erdbeben am Tien-Shan-Gebirge steht in direktem Zusammenhang mit einem der bedeutendsten plattentektonischen Prozesse der Erde: der Kollision der Indischen Platte mit der Eurasischen Platte. Diese Kollision begann vor rund 50 Millionen Jahren und dauert bis heute an. Dabei schiebt sich die Indische Platte mit einer Geschwindigkeit von 4–5 cm pro Jahr nach Norden und drückt gegen die Eurasische Platte. Diese enormen Kräfte bewirken, dass sich die Erdkruste in Zentralasien seit Millionen Jahren zusammendrückt, verdickt und nach oben schiebt, was zur Auffaltung des Himalayas und seiner Randgebirge führt.

Die Region im südlichen Xinjiang, in der sich das Erdbeben ereignete, liegt in einer markanten Übergangszone zwischen dem mächtigen Tien-Shan-Gebirge und der nordwestlichen Randzone der Taklamakan-Wüste. Geomorphologisch ist das Gebiet von schroff aufragenden Gebirgszügen, zerklüfteten Tälern und aktiven Überschiebungsstrukturen geprägt. Diese tektonische Konvergenz macht die Region zu einer der seismisch aktivsten Landschaften Zentralasiens: Nördlich dominieren lange Bergketten mit eis- und schneereichen Hochlagen, während sich südlich weite Trockenflächen und die ersten Ausläufer der Sandwüste erstrecken.