Afghanistan: Starkes Erdbeben M 6,3 fordert Menschenleben

Erdbeben M 6,3 im Norden Afghanistans. © EMSC/Leaflet

Erdbeben erschüttert Nord von Afghanistan – mindestens 20 Tote, hunderte Verletzte

Datum: 02.11.2025 | Zeit: 20:29:01 UTC | Koordinaten 36.617 ; 67.539 | Tiefe: 25 km | Mw 6,3

Der Norden Afghanistans wurde in der Nacht zum 3. November 2025 von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert. Nach Angaben der Erdbebendienste ereignete sich das Beben um 20:28 UTC (00:58 Ortszeit) in einer Tiefe von 25 Kilometern (Angaben der Herdtiefen variieren zwischen 10 und 28 Kilometern), rund 45 Kilometer östlich von Mazār-e Sharīf und 20 Kilometer südwestlich von Khulm. Das Epizentrum lag damit in einer dicht besiedelten Region an der Grenze der Provinzen Balkh und Samangan. 

Moschee

Erste Berichte sprechen von mindestens 20 Todesopfern und über 300 Verletzten. Zahlreiche Gebäude, darunter Wohnhäuser aus Lehmziegeln, stürzten ein oder wurden schwer beschädigt. Auch Teile der historischen Blauen Moschee in Mazār-e Sharīf wurden in Mitleidenschaft gezogen und bekamen Risse. Bilder zeigen zudem abgeplatztes Mauerwerk und Putz, die zu Füßen der Moschee liegen. In den umliegenden Bergregionen kam es zu Felsstürzen, die Straßen blockierten und Hilfseinsätze erschwerten. Da viele abgelegene Dörfer noch nicht erreicht werden konnten, rechnen Behörden mit steigenden Opferzahlen.

Das Beben manifestierte sich entlang einer lokalen Störungszone südlich der Herat-Verwerfung, einer bedeutenden, rechtsseitig versetzten Scherzone, die sich über den Westen und die Mitte Afghanistans erstreckt. Die betroffene Nebenstörung steht in tektonischem Zusammenhang mit der fortgesetzten Kollision der Indischen und Eurasischen Platte. Während sich die Indische Platte mit etwa vier Zentimetern pro Jahr nordwärts schiebt, wird die eurasische Kruste in dieser Region zusammengestaucht und lokal verschoben. Dabei entstehen zahlreiche Überschiebungen und Scherzonen, die regelmäßig schwere Erdbeben auslösen.

Das aktuelle Ereignis unterstreicht die anhaltend hohe seismische Gefährdung Nordafghanistans, wo schwache Bauweisen, marode Infrastruktur und bergiges Gelände die Auswirkungen solcher Beben oft verstärken. Rettungsteams der Vereinten Nationen und der Taliban-Regierung sind im Einsatz.

Campi Flegrei: Erhöhte Erdbebenaktivität am 02.11.2025

Campi Flegrei mit fast 80 Erdbeben seit gestern – Mehrere Erschütterungen Md größer 2,0

Die Campi Flegrei bei Pozzuoli werden weiterhin von Schwarmbeben erschüttert. Seit gestern ereigneten sich fast 80 schwache Erdbeben, von denen drei Magnituden im Zweierbereich erreichten. Die Hypozentren lagen in Tiefen zwischen 2,7 und 3,2 Kilometern. Die Epizentren verteilten sich leicht: Zwei Erschütterungen wurden direkt unter Pozzuoli registriert, eine weitere nordwestlich der Stadt. Die meisten anderen Beben bewegten sich im Bereich der Mikroseismizität.




Die stärkeren Erschütterungen des Schwarms wurden von den Bewohnern der Caldera deutlich wahrgenommen. Viele Menschen sind mittlerweile für das Thema sensibilisiert, verfolgen die Seismogramme und diskutieren in den sozialen Medien über das Geschehen. Während der Hochphase des Schwarms bebte es zeitweise alle ein bis zwei Minuten. Das INGV und die Kommune gaben die üblichen Warnungen heraus – Warnungen, die allerdings kaum zur Beruhigung der Bevölkerung beitragen und ohne Schutzmaßnahmen sinnlos sind! Es handelt sich im Prinzip um ein durchgehender Erdbebenschwarm, der sich phasenweise verstärkt. Es gibt ein permanentes Risiko stärkerer Erdbeben, unabhängig davon, ob eine intensivere Phase stattfinden oder nicht.

Auch die jüngsten Forschungsergebnisse dürften wenig beruhigend wirken: Sie zeichnen zunehmend das Bild eines Vulkans, der sich auf eine Eruption vorbereitet. Offenbar existiert derzeit noch kein offenes Fördersystem – das Magma steckt in Tiefen unterhalb von fünf Kilometern fest. Doch der steigende Fluiddruck scheint den „Deckel“ der Caldera allmählich aufzubrechen und potenzielle Aufstiegswege zu schaffen. Ob und wann dies gelingt, ist offen. Studien deuten jedoch darauf hin, dass der Aufheizungsprozess länger andauert, als bislang angenommen. Die Bodenhebungsphasen des letzten Jahrhunderts waren demnach keine voneinander unabhängigen Ereignisse, sondern bereits kurzzeitige Episoden derselben thermischen Aktivität. Orientiert man sich an den Ereignissen vor der Monte-Nuovo-Eruption von 1538 – sofern diese korrekt überliefert und interpretiert sind – befindet sich das Gebiet derzeit vermutlich näher an einer möglichen Eruption, als noch vor Kurzem angenommen.

Teneriffa: 22 Erdbeben innerhalb einer Woche

Erdbebenaktivität auf Teneriffa und Kanarische Inseln – Bericht vom 31. Oktober 2025

Die Erdbebenaktivität auf Teneriffa ist weiterhin erhöht, hat in der Woche vom 24. bis 31. Oktober aber nicht ganz das hohe Niveau wie in den Vorwochen erreicht. Dafür gab es aber stärkere Kohlendioxid-Emissionen als zuvor. Auf Gran Canaria ereignete sich ein Erdbebenschwarm, über den ich bereits gestern berichtet habe.




Erdbeben auf Teneriffa. © INVOLCAN

In der vergangenen Woche registrierte das kanarische seismische Netzwerk von INVOLCAN insgesamt 59 schwache Erdbeben, deren stärkstes eine Magnitude von 2,8 erreichte. Dieses ereignete sich am Donnerstag, 30. Oktober 2025, an der Nordwestküste von Gran Canaria und war Teil des erwähnten Schwarmbebens. Dieses setzte sich aus mehr als 20 Beben zusammen, die in der Shakemap und der Statistik des Guayota-Berichts nicht alle vorkommen.

Auf Teneriffa und in der Meerenge zwischen der Insel und Gran Canaria wurden 22 Erschütterungen registriert. Die stärkste Erschütterung brachte es hier auf Mb 1,8. Von diesen 22 Beben manifestierten sich 8 unter der Caldera am Gipfel des Teide und 3 weitere in deren Randbereich.

Die Kohlendioxid-Emissionen waren höher als in der Vorwoche, ohne dass nähere Werte bekannt geworden wären. Seit 2016 steigert sich der Druck im vulkanisch-hydrothermalen System des Teide. Dieser Prozess gilt als normal für aktive Vulkansysteme – genauso wie es für einen Vulkan normal ist, ab und an auszubrechen.

Die Vulkanwarnampeln auf Teneriffa, El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria stehen weiter auf Grün. Bewohner und Besucher dieser Inseln können ihren Aktivitäten somit uneingeschränkt nachgehen.

Auf La Palma hingegen ist die vulkanische Ampel weiterhin auf Gelb gestellt. Es gab zwar nur 2 Erdbeben, die Kohlendioxid-Emissionen liegen aber weiterhin weit über der Norm. Mehr als drei Jahre nach dem Ende des Ausbruchs sind die geophysikalischen und geochemischen Parameter dort noch nicht vollständig normalisiert. Daher wird empfohlen, die Mitteilungen der Katastrophenschutzbehörden aufmerksam zu verfolgen.

Die Kanarischen Inseln weisen zudem eine moderate tektonische Aktivität auf; einige der registrierten Beben stehen mit aktiven Verwerfungszonen, etwa zwischen Teneriffa und Gran Canaria, in Zusammenhang.

Campi Flegrei: Evakuierungsübung am 5. und 6. November

Vulkanübung „Campi Flegrei 2025“: Evakuierungstest in Pozzuoli und Neapel

Während die Erdbeben in den Campi Flegrei unvermindert weitergehen – seit gestern gab es gut 35 Erdstöße – kündigte der Zivilschutz eine neue Notfallübung an: Am 5. und 6. November findet in der Region Kampanien die nationale Zivilschutzübung „Campi Flegrei 2025“ statt. Ziel ist es, die Einsatz- und Evakuierungspläne im Falle eines Ausbruchs des Vulkans Campi Flegrei zu testen. Die Übung wird vom italienischen Zivilschutzministerium, der Region Kampanien, der Präfektur Neapel und den Gemeinden der Roten Zone von Pozzuoli organisiert. Auch die Zwillingsregionen Sardinien und Sizilien nehmen teil, die im Ernstfall Bevölkerung aus Neapel aufnehmen würden.

Zivilschutz in Pozzuoli

Der erste Übungstag am 5. November konzentriert sich auf die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Einsatzkräften. Am 6. November folgt die praktische Evakuierung eines Schulkomplexes: 120 Schüler und 15 Lehrkräfte des Instituts Bernini in Chiaia werden evakuiert. Von der Schule aus werden sie in drei Wartezonen (Piazza Vittoria, Piazza San Nazzaro und Piazza San Luigi) gebracht und anschließend mit Bussen zum Hafen von Neapel transportiert. Dort wird der Begegnungsbereich am Seebahnhof erstmals im Rahmen einer Großübung getestet.

Die Teilnehmer werden mit einem digitalen System registriert und symbolisch den Zwillingsregionen zugewiesen: Bewohner von Posillipo nach Sardinien, jene aus Chiaia, San Ferdinando und Montecalvario nach Sizilien. Am Hafen werden medizinische, logistische und Informationsbereiche eingerichtet. Die Übung endet gegen 13 Uhr.

Es wird die zweite großangelegte Übung in den Campi Flegrei sein. Bei der ersten Übung im letzten Jahr übte man noch die Reaktion auf stärkere Erdbeben, die im Zusammenhang mit der aktuellen Bodenhebungsphase ebenfalls auftreten können.

Mit diesem Test schließt die Region Kampanien den Zyklus der „Exe Flegrei“-Übungen ab. Ein wichtiger Schritt zur Vorbereitung auf mögliche vulkanische Krisen im dicht besiedelten Großraum Neapel.

Kanaren: Schwarmbeben auf Gran Canaria

Erdbebenschwarm an der Küste von Gran Canaria – stärkstes Beben Mb 2,8

In den frühen Morgenstunden des 30. Oktober 2025 hat das kanarische seismische Netzwerk vier Erdbeben im Nordwesten von Gran Canaria registriert. Die Ereignisse traten zwischen 01:19 und 04:50 Uhr (kanarische Zeit) in der Nähe der Gemeinde Agaete an der Nordwestküste auf. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 2,8 bei einer hypozentralen Tiefe von 2,5 Kilometern.  Ein weiteres Beben hatte die Magnitude 2,2. Aufgrund der geringen Tiefe wurden einige Erschütterungen in der Umgebung von Agaete leicht gespürt. Neben diesen beiden Beben ereigneten sich gut 20 Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Beben tauchen aber nicht in der allgemein zugänglichen Shakemap vom IGN auf, sondern nur in einer Notiz des Instituto Volcanológico de Canarias auf FB.

Gran Canaria

Die Aktivität weist deutliche Parallelen zu einer Serie von sechs Beben auf, die bereits am 20. Oktober in demselben Gebiet gemessen worden waren. Auch damals lagen die Hypozentren im oberflächennahen Bereich und deuteten auf eine Phase seismischer Unruhe im Nordwesten der Insel hin.

Geologisch gehört Gran Canaria zu den älteren Inseln des Archipels. Ihre Entstehung geht auf vulkanische Prozesse zurück, die vor rund 14 Millionen Jahren begannen. Das dominierende vulkanische Element der Insel ist der Tejeda-Komplex, ein gewaltiger, teilweise kollabierter Vulkan, dessen Caldera heute das Zentrum der Insel prägt. Der letzte bekannte Vulkanausbruch ereignete sich vor etwa 2 000 Jahren im Nordosten der Insel im Gebiet von Bandama – einem markanten Krater unweit von Las Palmas. Damit gilt der Vulkanismus auf Gran Canaria als ruhend, aber nicht als erloschen.

Die nun beobachteten Beben sind nach Einschätzung der Vulkanologen kein unmittelbares Anzeichen vulkanischer Aktivität, sondern Ausdruck lokaler Spannungsumlagerungen in der Erdkruste.

Deutschland: Erdbeben Mb 2,7 in der Vulkaneifel

Aktuelle Luftaufnahme vom Laacher-See-Vulkan. © Ulrich Bauch

Erdbeben Mb 2,7 erschüttert Osten der Vulkaneifel – Laacher See 8 Kilometer entfernt

Datum: 31.10.2025 | Zeit: 00:55:05 UTC | Koordinaten 50.364 ; 7.386 | Tiefe: 11 km | Mb 2,7




Und täglich grüßt das Murmeltier: Nachdem ich gestern Morgen über das Erdbeben Mb 1,6 bei Kruft berichtet habe, kann ich meine Berichte heute wieder mit einem Erdstoß in der Vulkaneifel beginnen, der sich unweit des Bebenspots von gestern manifestierte: Das Beben heute ereignete sich um 01:55:05 Uhr und hatte eine Magnitude von 2,7 bei einer Herdtiefe von 11 Kilometern. Das Epizentrum lag nur wenige Kilometer nördlich des Ortes Ochtendung, der für die gleichnamige Störung bekannt ist. Der Laacher-See-Vulkan befindet sich ca. 8 Kilometer nordwestlich des Epizentrums. Der Erdstoß konnte von den Anwohnern der Region Ochtendung deutlich gespürt werden, was relativ selten vorkommt. Bebenzeugen beschreiben, dass sie aus dem Schlaf gerissen wurden. Möbel wackelten und es war das typische tiefe Grollen der P-Wellen zu hören gewesen.

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Wie auch bei dem Beben gestern liegt ein Steinbruchbetrieb in unmittelbarer Nähe des Epizentrums. Für gewöhnlich werden in den Steinbrüchen der Vulkaneifel Lava abgebaut und alte Schlackenkegel oder Lavaströme abgetragen. Hier sind es Tuff und Bims, die am Michelsberg abgebaut werden, die aus Ablagerungen bestehen, die beim Ausbruch des Laacher-See-Vulkans vor gut 12.900 Jahren gefördert wurden. Dennoch dürfte der Erdstoß tektonischen Ursprungs gewesen sein und mit der Ochtendunger Störung im Zusammenhang stehen, wobei auch die tektonisch bedingten Beben im Gebiet der Vulkaneifel im Verdacht stehen, überwiegend durch den Aufstieg magmatischer Fluide induziert zu werden.

In den letzten Wochen beobachten wir eine gesteigerte Seismizität im Bereich des Laacher-See-Vulkans. Sie deuten zwar noch keinen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch an, aber es könnten frühe Vorzeichen einer Reaktivierung der Magmaansammlung unter dem Vulkan sein. Doch bis es zu einer Eruption kommt – sofern überhaupt eine stattfinden wird – könnten Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte vergehen. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Aktivität weiter erforscht werden muss, und plädiere für die Einrichtung eines vulkanologischen Observatoriums in der Region.

Die Luftaufnahme vom Laacher-See wurde mir von Vnet-Leser und Piloten Ulirch Bauch zur Verfügung gestellt.

Yellowstone-Caldera: Erdbeben Mb 3,7 bei Mammoth

Erdbeben Mb 3,7 südlich von Mammoth-Hot-Springs im Yellowstone – weitere Erdbeben folgten

Datum: 28.10.2025 | Zeit: 13:22:29 UTC | Koordinaten 44.799 ; -110.852 | Tiefe: 9 km | Mb 3,7

Bereits am Nachmittag des 28. Oktober ereignete sich im Norden des Yellowstone-Nationalparks ein Erdbeben der Magnitude 3,1. Die Herdtiefe wurde mit rund neun Kilometern angegeben, das Epizentrum lag etwa 25 Kilometer nordöstlich von West Yellowstone. Damit befand es sich in relativer Nähe zu den bekannten Kalksinterterrassen von Mammoth Hot Springs, die rund 22 Kilometer nördlich des Epizentrums liegen. Dem Hauptbeben folgten fünf schwächere Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich; das bislang jüngste wurde am heutigen Tag registriert.




Yellowstone. © EMSC/Leaflet

Seismische Stationen in Norris und Mammoth zeichneten klare Signale auf. Nach Angaben des U.S. Geological Survey (USGS) deutet die Sequenz auf eine vorübergehende Druckverschiebung in der oberen Erdkruste hin – ein bekanntes Muster in dieser geologisch hochaktiven Region. Wahrscheinlich migrierten hydrothermale Fluide entlang einer Störungszone und erzeugten Spannungen, die die Erdbeben auslösten.

Mammoth Hot Springs markiert den nördlichen Rand des Yellowstone-Vulkansystems und liegt bereits außerhalb der eigentlichen Caldera. Das Gebiet ist geprägt von heißen Quellen, Kalkterrassen und Dampfquellen, die von Fluiden gespeist werden, die durch ein Netzwerk aus Brüchen und Spalten aufsteigen. In Tiefen von mehreren Kilometern wird das Wasser durch vulkanische Wärme aufgeheizt und lagert beim Aufstieg Minerale an der Oberfläche ab. Die Kalksinterterrassen verändern sich ständig – wer alle paar Jahre wiederkommt, erkennt den Wandel deutlich.

Die Yellowstone-Caldera selbst entstand vor etwa 640 000 Jahren durch einen gewaltigen Ausbruch. Seither zeigen sich immer wieder kleinere vulkanische Aktivitäten wie Magmaintrusionen, hydrothermale Explosionen und Erdbebenschwärme. Im Durchschnitt registrieren die Messnetze des USGS jährlich 1 500 bis 2 000 Beben in der Region – die aktuelle Aktivität liegt somit im normalen Bereich.

Island: Erdbebenschwarm an der Blauen Lagune

Erdbebenschwarm im Süden der Blauen Lagune bei Svartsengi – Möglicherweise menschengemacht

Heute Nachmittag manifestierte sich wenige Meter südlich der Blauen Lagune ein kleiner Erdbebenschwarm aus acht Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, und mein erster Gedanke war: „Nanu, sollte es jetzt dort losgehen?“ Doch bei genauerer Betrachtung der Daten beruhigte sich mein Puls wieder, denn die Beben lagen sehr flach – in nur wenigen Hundert Metern Tiefe. Dieser Umstand spricht gegen einen finalen Magmenaufstieg und einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch.

Blaue Lagune. © Vafri.is

Tatsächlich liegt die Blaue Lagune in direkter Nachbarschaft zum Geothermalkraftwerk Svartsengi und ist sogar ein Nebenprodukt – ich vermeide bewusst den Begriff Abfallprodukt – der dortigen Stromgewinnung. Das warme Wasser des Thermalresorts stammt aus den Geothermiebohrungen des Kraftwerks und wird zunächst zur Stromerzeugung genutzt, bevor es abgekühlt in die Blaue Lagune geleitet wird. Eine geniale Idee, die sich die Betreiber allerdings durch horrende Eintrittspreise vergolden lassen. Von der Blauen Lagune aus ist nicht nur das Geothermalkraftwerk zu sehen, sondern zwischen beiden Standorten befinden sich Bohrungen. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Erdbeben durch die Verpressung von Meerwasser entstanden, das zur Gewinnung von Erdwärme und Sole genutzt wird – und nicht mit der Magmenansammlung unter dem gleichen Gebiet in Zusammenhang stand.

Faktenbox: Blaue Lagune und Svartsengi

  • Das Geothermalkraftwerk Svartsengi nutzt ein geothermales Reservoir, das in etwa 1–2 km Tiefe in porösen Basalten liegt.
  • In dieses System wird Meerwasser aus dem nahegelegenen Atlantik gepumpt.
  • Das Meerwasser wird im heißen Gestein bis auf ca. 240 °C erhitzt und ein überheißes 2-Phasen Gemisch aus Wasser und Dampf steigt auf. An der Oberfläche wird es zur Strom- und Warmwassererzeugung verwendet.
  • Nachdem der Dampf genutzt wurde, wird das abgekühlte Wasser teilweise wieder in den Untergrund injiziert, um den Druck im Reservoir zu stabilisieren – ein gängiges Verfahren bei Geothermieanlagen.
  • Ein Teil dieses abgekühlten Wassers gelangt in das Lavafeld neben dem Kraftwerk – und bildet dort die Blaue Lagune.


Ich persönlich finde es optimistisch, den Betrieb von Geothermalkraftwerk und Resort aufrechtzuerhalten, während sich in etwa 4 bis 5 Kilometern Tiefe rund 14 Millionen Kubikmeter Magma ansammeln, die nur darauf warten, zur Erdoberfläche durchzubrechen. Doch bisher ist die Strategie der Isländer aufgegangen. In diesen Tagen jährt sich der Beginn der Ereignisse hier zum zweiten Mal – und es deutet sich bereits der zehnte Vulkanausbruch an.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht unvermindert weiter, und die anomalen Messwerte von gestern sind Geschichte. Jederzeit könnte eine Eruption einsetzen, und die Vorwarnzeit dürfte gering sein.

Update: Das IMO wies darauf hin, dass die Mikrobeben durch Explosionen ausgelöst wurden, die im Rahmen von Arbeiten unangekündigt durchgeführt wurden. Um welche Arbeiten es sich handelte, wurde nicht mitgeteilt. Also „man made“ ja, aber nicht durch die Geothermie.

Deutschland: Erdbeben Mb 1,5 am Laacher-See-Vulkan bei Kruft

Schwaches Erdbeben Mb 1,5 bei Kruft am Laacher-See-Vulkan – wahrscheinlich tektonischen Ursprungs

Datum: 29.10.2025 | Zeit: 22:24:38 UTC | Koordinaten 50.386 ; 7.359 | Tiefe: 9 km | Mb 1,5

In der Vulkaneifel ereignete sich gestern Abend erneut ein schwaches Erdbeben. Das Epizentrum lag zu Füßen des Korretsbergs bei Kruft, ca. 6 Kilometer vom Laacher-Seevulkan entfernt. Bei MESC wurde es 10 km südwestlich von Neuwied verortet. Die Herdtiefe wurde mit 9 Kilometern angegeben. Das schließt einen Zusammenhang mit dem Tagebaubergwerk aus, das in unmittelbarer Nähe zum Epizentrum liegt. Außerdem ereignete sich das Beben um 23:24:38 Uhr Lokalzeit, so dass der Betrieb eigentlich geruht haben sollte.





Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor und auch ansonsten blieb das Beben ohne sichtbare Folgen. Unterirdisch scheinen in den letzten Wochen aber vermehrt Spannungen zu entstehen, die eine Zunahme der Seismizität um den Laacher-See-Vulkan bedingen. Beim Korretsberg handelt es sich um einen Schlackenkegel vulkanischen Ursprungs, der allerdings als erloschen gilt. In der Nähe verläuft auch die Ochtendunger Störung, an der es immer wieder zu schwachen Erdbeben kommt, von denen Forscher annehmen, dass sie durch Spannungen infolge von Fluidaufstieg induziert werden. Diese These wird durch das sporadische Auftreten von DLF-Erdbeben in großer Tiefe gestützt, deren niedrige Frequenzen ein Indiz dafür sind, dass sie durch Fluidbewegungen verursacht werden.

Die Fluide stehen mit dem Eifel-Mantelplume in Verbindung, der die Schmelze vom Erdmantel bis unter die Erdkruste transportiert, von wo aus dann magmatische Fluide aufsteigen. Hierbei wird es sich bis jetzt vornehmlich um wässrige Lösungen und Gas handeln, doch es ist auch nicht auszuschließen, dass eines Tages wieder frisches Magma aufsteigen wird, welches dann einen Magmenkörper bildet, von dem aus Vulkanausbrüche gespeist werden könnten. Unter dem Laacher-See-Vulkan existiert noch ein solcher Magmenkörper, der aber wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Schmelzanteil besitzt.