Santorin: Weitere Erdbeben detektiert

Weitere Erdbeben bei Santorin – Insel kehrt langsam zur Normalität zurück

Auf Santorin stehen die Zeichen auf Entspannung, obwohl die Erde nordöstlich der Insel immer noch bebt. Gestern manifestierten sich neun Erschütterungen im Erdbebengebiet, in dem es seit Ende Januar einen sehr starken seismischen Schwarm gegeben hatte.

Die beiden stärksten Erdbeben gestern hatten die Magnituden 3,6 und Hypozentren in 16 und 11 Kilometern Tiefe. Die Epizentren lagen nördlich der kleinen Insel Anydros. Die seismische Aktivität verlagerte ihren Schwerpunkt erneut weiter in Richtung Nordosten.

Die Wissenschaftler gaben in den letzten Tagen keine neuen Erkenntnisse zum außergewöhnlichen Erdbebenschwarm preis, dürften aber weiter forschen und dann hoffentlich im Lauf der nächsten Wochen mit ihren Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen. Dieser Blindflug macht es natürlich schwierig, die Gefahrenlage einzuschätzen. Einen unmittelbar bevorstehenden submarinen Vulkanausbruch sehe ich momentan nicht mehr, aber die Gefahr eines stärkeren Erdbebens mit einer Magnitude im Sechserbereich ist nach wie vor gegeben. Vorhersagen lassen sich solcher Ereignisse aber nicht.

Also heißt es auf Santorin zurück zur Normalität: Die Inselbewohner kehren langsam zurück und die Schulen haben diese Woche wieder geöffnet. Auch die Tourismusbranche bereitet sich darauf vor, im April die Vorsaison einzuläuten. Dafür werden nicht nur Reisende gesucht, sondern auch Personal, denn dieses war mit vielen Bewohnern der Insel vor der Erdbebenserie geflohen.

Einstweilen wirbt die griechische Tourismusministerin Olga Kefalogianni auf der Reisemesse ITB in Berlin um Touristen und sagt, dass die Sicherheit an erster Stelle steht. Man würde alles tun, um den Besuchern auf Santorin einen sicheren Urlaub zu ermöglichen, und würde Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Wie diese konkret aussehen, gab sie allerdings in einem Interview mit Euronews nicht bekannt.

Ich stelle mir die Frage, ob man tatsächlich für die Sicherheit von Bewohnern und Einwohnern einstehen kann, sollte es zu einem starken Erdbeben kommen. Wie sich während der seismischen Krise herausstellte, gab es in den letzten Jahrzehnten auf Santorin einen ziemlichen Wildwuchs an Gebäuden in gefährdeten Zonen, deren Erdbebensicherheit alles andere als gegeben ist. Fraglich finde ich auch, wie man alle Hotels, Pensionen und Airbnbs in wenigen Wochen auf Erdbebensicherheit überprüfen will. Für mich bleibt bei der Ankündigung der Ministerin der fahle Beigeschmack der Augenwischerei zurück. Sicherlich kann man als Tourist nach Santorin reisen, wenn man sich der Gefahren bewusst ist und sich sein Hotel nicht nach Schönheit, sondern nach Stabilität aussucht und nicht unbedingt ein Zimmer in einem Haus in Hanglage bucht. Vor Ort sollte man sich Evakuierungswege und Zonen einprägen und auch sonst über richtige Verhaltensregeln bei Erdbeben und Tsunamis Bescheid wissen.

Island: Erdbeben verlagern sich

Zahlreiche Erdbeben auf Island – Verlagerung der Erdbeben bei Sundhnúkur

Auf Island hat sich das Wetter wieder gebessert, sodass das seismische Netzwerk nun auch die schwachen Erschütterungen wieder detektieren kann, die die Island-Shakemap so interessant machen. In den letzten 48 Stunden registrierte das isländische Wetteramt (IMO) 130 Erdbeben auf der gesamten Insel. 34 dieser Erschütterungen ereigneten sich im Bereich des Vatnajökull, darunter an den Vulkanen Grímsvötn und Bárðarbunga sowie am nördlich des Gletschers gelegenen Askja-Herðubreið-System.

Die Askja ist zuletzt etwas aus dem Fokus geraten, nachdem im Dezember vorübergehend keine GNSS-Messdaten zur Bodenhebung der Messstation OLAC verfügbar waren. Dennoch setzte sich die Bodenhebung fort: Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden dort um 15 cm.

Ähnlich konstant steigt die Bodenhebung bei Svartsengi – mit dem Unterschied, dass sich der Boden hier seit Januar dieses Jahres bereits um gut 15 cm gehoben hat. Seit dem Ende der letzten Eruption im November beträgt die gesamte Hebung sogar fast 30 cm. Inzwischen nimmt auch hier die seismische Aktivität zu, wobei die Erdbebentätigkeit am benachbarten Spaltensystem Krýsuvík noch stärker angestiegen ist. Auf der Reykjanes-Halbinsel wurden innerhalb von zwei Tagen 65 Beben registriert. Nur acht dieser Erschütterungen lagen im Bereich von Svartsengi bzw. an der Sundhnúkur-Kraterreihe. Über mehrere Tage hinweg ist weiterhin eine leicht erhöhte seismische Aktivität entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe festzustellen.

Den Kollegen der Südisländischen Vulkan- und Naturgefahrengruppe fiel auf, dass sich die Bebentätigkeit in den letzten Tagen etwas nach Osten verlagert hat: Zuvor manifestierten sich die meisten Erschütterungen entlang der Kraterreihe, nun treten sie daneben auf. Unklar ist, ob dies den nächsten Eruptionsort beeinflussen könnte und ob sich eine Spalte neben der Kraterreihe öffnen wird – vorausgesetzt, es kommt zu einem weiteren Ausbruch.

Laut IMO-Vulkanologen hält man den Vulkan für eine weitere Eruption bereit. Allerdings hat sich der Kurvenverlauf des Bodenhebungsgrafen in drei Episoden etwas abgeflacht, was darauf hindeutet, dass offenbar weniger Magma in das flach liegende Speichersystem aufsteigt. Diese Reduzierung könnte zum einen darauf zurückzuführen sein, dass die Elastizität des Bodens begrenzt ist und er mit zunehmender Hebung einen immer größeren Gegendruck aufbaut, den aufsteigendes Magma erst überwinden muss. Es ist jedoch auch möglich, dass sich der Magmenaufstieg aus der Tiefe mit der Zeit verlangsamt.

Campi Flegrei: Erdbeben M 3,2 in der Nacht

Datum 06.03.2025 | Zeit: 23:38:43 UTC | Koordinaten: 40.8238 ;  14.1350 | Tiefe: 7 km | Mb 3,2

Spürbares Erdbeben erschütterte Campi Flegrei am Abend – Neue Unterwasserdrohne soll Meeresboden überwachen

Der Untergrund der italienischen Caldera Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe: Gestern Nacht erschütterte ein weiteres spürbares Erdbeben der Magnitude 3,2 Pozzuoli und dürfte einmal mehr die Bewohner der Phlegräischen Felder aufgeschreckt haben. Der Erdstoß war Teil eines Schwarmbebens. Seit gestern manifestierten sich 40 Erschütterungen, ein massiver Schwarm wie Mitte Februar blieb jedoch aus.

Der Erdstoß ereignete sich um 23:38 UTC  (00:38 Uhr Lokalzeit) und hatte sein Epizentrum in der Nähe der Via Suolo San Gennaro im oberen Teil der Stadt Pozzuoli, nur wenige Hundert Meter südwestlich der Solfatara. Das Hypozentrum wurde mit einer Tiefe von 0,81 km angegeben, was für ein Beben dieser Magnitude eher ungewöhnlich ist. Die meisten Beben mit Magnituden größer als 2 treten knapp unterhalb des Hydrothermalsystems in mehr als 2,5 km Tiefe auf und stehen mit Gesteinsbrüchen im Zusammenhang. Kurz darauf folgte ein Erdbeben der Stärke 1,9 mit Epizentrum in derselben Gegend. Auch kurz vor der Küste im Golf von Pozzuoli wurden Erdbeben registriert, das stärkste davon mit einer Magnitude von 2,1.

Gut 40 % der Caldera befinden sich unter Wasser. Während die Thermalgebiete an Land genauestens überwacht werden, gestaltet sich die Beobachtung der Vorgänge am Meeresboden schwierig. Dennoch gibt es auch hier Fumarolen und heiße Quellen. Medien berichten, dass Fischer zunehmend Schwierigkeiten haben, den kleinen Fischereihafen bei Pozzuoli zu verlassen, da das Hafenbecken durch die Bodenhebung fast trockengefallen ist. Außerdem sollen sie immer häufiger Schwefelflecken auf der Meeresoberfläche treiben sehen und beobachten, wie Gasblasen aufsteigen. Angeblich würden sie mit ihren Netzen sogar gekochten Fisch aus dem Meer holen – etwas, das meiner Meinung nach in den Bereich des Seemannsgarns fällt, insbesondere da es keine Fotos davon gibt.

Unterwasserdrohne soll Aktivität am Meeresgrund dokumentieren

Realität hingegen ist, dass die Vulkanologen des INGV nun eine fünf Meter lange Unterwasserdrohne bzw. ein unbemanntes Unterseeboot beschafft haben, mit dessen Hilfe die Unterwasseraktivität des Vulkans überwacht werden soll. Die submarine Drohne mit dem Namen Hugin kann in Tiefen von bis zu 3.000 Metern operieren und wurde von der zoologischen Station Anton Dohrn zur Verfügung gestellt. Die Zoologen hatten sie vor Kurzem für fünf Millionen Euro vom norwegischen Unternehmen Kongsberg erworben. Die Drohne wird von einem Forschungsschiff aus gesteuert, und erste Tauchgänge sind für Mai vorgesehen. In erster Linie soll die Unterwasseraktivität visuell mit Fotos dokumentiert werden. Ich frage mich jedoch, ob es bei den Wassertiefen von bis zu 100 Metern im Golf von Pozzuoli nicht auch eine kleinere und billigere U-Boot-Drohne getan hätte.

Campi Flegrei: Erdbeben während der Nacht

Erneut steigende Erdbebentätigkeit in den Campi Flegrei – Geophysikprofesser verunsichert durch Meinung zu Studien

Unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei ist erneut eine Steigerung der Erdbebenaktivität zu beobachten. Seit gestern ereigneten sich gut 30 Erschütterungen, wobei es besonders heute Nacht zu vermehrten Erdbeben kam. Die Magnituden und Tiefen waren gering und die Erschütterungen spielten sich im Hydrothermalsystem ab. Das stärkste Beben heute Morgen hatte eine Magnitude von 1,2 und ein Hypozentrum in 2900 m Tiefe. Das Epizentrum lag nordwestlich der Solfatara.

Aus der Steigerung der Aktivität lässt sich nicht zwingend ableiten, dass sich in kürze wieder ein starkes Schwarmbeben mit beschleunigter Bodenhebung ereignen wird, so wie wir es Mitte des Monats sahen, aber die Erfahrung der vergangenen 2 Jahre zeigt, dass diese Schwärme zeitlich recht dicht aufeinander folgen können und in Phasen erhöhter Aktivität auftreten. Das entspricht auch der allgemeinen Druckzunahme im System der Campi Flegrei.




In den sozialen Medien wird nun auch die Bedeutung der jüngst veröffentlichten Studie zu den „Seismic Bursts“ diskutiert, deren Kernaussage nach Lektüre der Studie nicht jedem klar zu sein scheint. Die Studie handelte von ungewöhnlich schnellen aufeinanderfolgenden Erdbeben im Bereich der Thermalgebiete der Solfatara und Pisciarelli. Zwischen den beiden Bereichen liegt am Rand der Solfatara der Monte Olibano, unter dem eine Schweranomalie detektiert wurde. Die Autoren der Studie schließen, dass eine von drei möglichen Ursachen für die Schwereanomalie die Akkumulation von Magma ist. Die Seismic Bursts könnten demnach von magmatischen Fluiden herrühren, die in das Hydrothermalsystem einschießen und die Gefahr phreatischer Eruptionen erhöhen.

An der Diskussion der Studienergebnisse beteiligte sich der INGV-Geophysikprofessor Giuseppe De Natale. Er trug zwar nicht zur Erklärung der Studie bei, erläuterte aber, dass Studien nichts anderes sind als Versuche, eine Hypothese zu beweisen, was seiner Meinung nach allerdings selten schlüssig gelingt. Auch wenn in dieser Erklärung Wahrheit steckt, sendet sie natürlich ein fatales Signal an die Bewohner der Caldera aus. Der Geophysiker wollte die Anwohner sicherlich beruhigen, doch im Kern sagte er ja damit, dass man alle Versuche, die unterirdischen Phänomene und Vorgänge in den Campi Flegrei zu erklären, vergessen kann. Im Endeffekt bedeutet das, dass behördliche Entscheidungsträger über keine Basis verfügen, die Situation richtig einzuschätzen und ggf. Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einzuleiten.

Tatsache ist natürlich, wenn man die Studienergebnisse ernst nimmt und von einem erhöhten Risiko phreatischer Eruptionen im Bereich der beiden oben genannten Thermalgebiete ausgeht, dann müsste man einen Umkreis von 1 Kilometer um die Gebiete zumindest dann evakuieren, wenn es zu starken Schwarmbeben kommt. Natürlich bedeutet ein erhöhtes Risiko für etwas zu haben nicht, dass das Ereignis auch eintritt. Vor Ort steht man also vor einem echten Dilemma. Nur, wenn man nicht bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen, oder wenn man nicht weiß, ab wann es gegeben ist, tätig zu werden, kann man die Vorgänge ja gleich ignorieren und darauf hoffen das alles gut geht. Zurück zum Beten und Gottvertrauen.

Italien: Erdbeben ML 4,5 nahe Stromboli

Ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,5 ereignete sich südöstlich vom Stromboli

Datum 25:02.25 | Zeit: 18:11:16 UTC | Koordinaten: 38.693 ; 15.372 | Tiefe: 126 km | ML 4,5

Gestern Abend wurde das Tyrrhenische Meer südöstlich von Stromboli von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 4,5 erschüttert. Das Epizentrum wurde vom EMSC 51 km nord-nordwestlich von Villafranca Tirrena verortet. Betrachtet man die Shakemap, dann sieht man, dass es tatsächlich keine 20 Kilometer vom Stromboli entfernt lag. Das Hypozentrum befand sich in einer großen Tiefe von 126 Kilometern und somit in der Asthenosphäre. Dort entsteht durch partiales Schmelzen von Krustenmaterial das Magma, das am Stromboli eruptiert wird. Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor, was der großen Tiefe des Hypozentrums geschuldet sein dürfte.

Sehr wahrscheinlich stand das Beben mit der Subduktion der Ionischen Platte unter die Tyrrhenische Mikroplatte in Verbindung. Dieser Prozess verursacht nicht nur Spannungen, die durch Erdbeben abgebaut werden, sondern verursacht extreme Reibungen, die einen Großteil der Hitze liefern, die für die Magmenentstehung notwendig ist. Da mit dem Meeresboden auch hydratisierte Gesteine in die Asthenosphäre abtauchen, reduziert der Wasseranteil zudem den Schmelzpunkt des Gesteins. Auch wenn es sich um ein tektonisches Beben ohne direkten Bezug zum Stromboli handelte, zeugt es von den Prozessen der Magmaentstehung. Die Bodenerschütterungen in unmittelbarer Nähe zum Vulkan könnten sich überdies auf die eruptive Tätigkeit auswirken.

Die vulkanische Aktivität am Stromboli ist momentan unauffällig, soll heißen, der Vulkan geht seiner normalen Tätigkeit nach, die durch strombolianische Explosionen im nordöstlichen Kratersektor gekennzeichnet ist. In den nordöstlichen, zentralen und südwestlichen Kratersektoren gibt es überwiegend Entgasungen und gelegentliches Lavaspattering. Die geophysikalischen Parameter sind aktuell überwiegend mittelstark und unauffällig. Der Schalldruck der Explosionen liegt bei Werten kleiner 0,5 bar und bewegt sich somit auf niedrigem Niveau. Das gleiche gilt für den Schwefeldioxid-Ausstoß, der gestern nur 50 Tonnen am Tag betrug. Die Kohlendioxid-Emissionen lagen bei moderaten 599 Tonnen am Tag. Der Vulkanaktivitätsindex steht auf „mittel“.

Update: Die Lagedaten zum Erdbeben wurden gerade vom EMSC aktualisiert. Das Epizentrum wurde nun 34 km nördlich von Villafranca Tirrena verortet und die Tiefe mit 184 km angegeben.

Indonesien: Starkes Erdbeben erschüttert Sulawesi

Starkes Erdbeben Mw 6,1 vor der Küste von Sulawesi in Indonesien

Datum 25:02.25 | Zeit: 22:55:46 UTC | Koordinaten: 0.395 ; 124.858 | Tiefe: 9 km | Mw 6,1

Vor der Nordostküste der indonesischen Insel Sulawesi manifestierte sich gestern Abend ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1. Die Tiefe des Erdbebenherds lag in nur 9 Kilometern. Das Epizentrum wurde 101 km südlich von Tondano verortet. Tsunami-Alarm wurde nicht gegeben und Berichte über Schäden liegen auch nicht vor. Es gab aber zahlreiche Nachbeben, so dass ein eindrucksvoller Erdbebencluster entstand.

Der Erdstoß war in der gesamten Region deutlich zu spüren gewesen und hat die Menschen in den Morgenstunden aufgeschreckt. In Indonesien war es zum Zeitpunkt des Bebens 5:55 Uhr.

Indonesien liegt am zirkumpazifischen Feuerring, der entlang der Plattengrenze des Pazifiks verläuft. Wie der Name vermuten lässt, kommt es hier nicht nur häufig zu Erdbeben, sondern auch zu Vulkanausbrüchen. In der Nähe des Epizentrums des Bebens vor Sulawesi liegen mehrere als aktiv eingestufte Vulkane. Zu diesen Vulkanen gehören Lokon-Empung und Soputan im Norden Sulawesis, aber auch die Feuerberge auf der benachbarten Insel Halmahera. Hier sind es vor allem Dukono und Ibu, die auf das Erdbeben reagieren könnten. Nördlich von Sulawesi liegt das Sanghie-Archipel, das vulkanischen Ursprungs ist. Der bekannteste Vulkan hier ist der Karangetang. Bis jetzt gibt es keine sichtbaren Anzeichen, dass einer der Vulkane durch eine Verhaltensänderung auf das Beben reagiert.

Tektonisch betrachtet stand der Erdstoß mit dem Sangihe-Graben in Verbindung und manifestierte sich am südlichen Ausläufer der Subduktionszone, die die Molukkenseeplatte im Westen begrenzt. Die Ostbegrenzung der kleinen tektonischen Platte der Molukkensee wird vom Halmahera-Graben gebildet. Damit liegt hier der seltene, wenn nicht sogar einzigartige Fall vor, dass eine Mikroplatte von 2 Subduktionszonen eingerahmt ist. Im Osten subduziert sie unter die Halmahera-Platte und im Westen unter die Sundaplatte, auf der Sulawesi liegt. Diese beiden Subduktionszonen sind maßgeblich für die zahlreichen Vulkane der Region verantwortlich und natürlich auch für viele der hier stattfindenden Erdbeben. Davon gibt es übrigens auch mehrere außerhalb der oben beschriebenen Erdbebenzone. So ereignete sich auch ein Beben M 4,9 in direkter Nachbarschaft zum Karangetang.

Campi Flegrei: Beschleunigte Bodenhebung

Schlammbecken in der Solfatara. © Marc Szeglat

Beschleunigung der Bodenhebung in den Campi Flegrei während des Erdbebenschwarms nachgewiesen

Der süditalienische Calderavulkan verrichtete in den letzten 3 Tagen „business as usual“, soll heißen, dass er die Seismizität auf das bekannte Maß der aktuellen Hebungsphase verringerte. Die Bewohner der Caldera erholen sich langsam von ihrem Schock und versuchen, ihrem Leben mit so viel Normalität wie möglich nachzugehen. Dennoch gibt es immer wieder Konferenzen und Bürgerversammlungen mit Spezialisten. So auch gestern Abend, als man sich zu einer Diskussion in Agnano traf, an der nicht nur Anwohner des westlichsten neapolitanischen Stadtteils, der an den Campi Flegrei grenzt, teilnahmen, sondern auch hohe Vertreter von Zivilschutz und Bürgermeister. Es wurde der Beschluss gefasst, dass man im Hippodrom von Agnano einen Wartebereich einrichtet, in dem besorgte Bürger sich während eines Erdbebenschwarms aufhalten können, wenn sie ihren Häusern nicht trauen und Angst haben, dass sie bei einem stärkeren Erdbeben einstürzen könnten. Natürlich sind die Wartebereiche auch dafür gedacht, dass man sich hier vor einer Evakuierung sammelt. Den Verantwortlichen wird wohl auch langsam bewusst, dass im Falle eines Vulkanausbruchs evtl. nicht wochenlang vorher Zeit bleibt, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten, und man anfangen muss, entsprechende Strukturen zu schaffen. Das Schwarmbeben letzte Woche verdeutlichte den Ernst der Lage noch einmal.

Wie im heute erschienen Wochenbulletin des INGV für den Beobachtungszeitraum 17. bis 23. Februar wurde noch einmal Bilanz gezogen, die verdeutlicht, dass es sich bei dem Schwarmbeben um ein Ereignis der Superlative handelte: Zwischen dem 15. und 19. Februar wurden 692 Erschütterungen festgestellt. 610 Beben hatten eine Magnitude größer Null. Direkt zu Beginn des Schwarms beschleunigte sich die Bodenhebung signifikant und in den ersten beiden Tagen kamen 10 mm dazu; so viel, wie sich der Boden sonst in einem Monat hebt. Das macht offensichtlich, dass die Bodenhebung Auslöser des Erdbebenschwarms war. Schaut man sich die nicht bereinigten Messwerte an, dann erkennt man, dass sich der Boden zunächst sogar um bis zu 25 mm hob, es dann aber zum Ende der Phase einen Rücksetzer der Bodenhebung gab. Ob es sich hierbei um tatsächliche Bodenbewegungen handelte oder ob es ein messtechnischer Effekt war, ist mir nicht bekannt.

Die Forscher konnten keine Veränderung im Gasausstoß feststellen, was mich eigentlich wundert, insbesondere wenn man der Theorie glauben schenken mag, dass die Bodenhebung von Fluiden, also Gas und wässrigen Lösungen, hervorgerufen wurde, die ins Hydrothermalsystem eindrangen.

Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag bei 97 Grad und damit oberhalb des Kondensationspunktes von 95 Grad.

Liest man in der Lokalpresse die Statements verschiedener Forscher zu den Vorgängen in den Campi Flegrei, dann merkt man, wie wenig die Prozesse des vermeintlichen Bradyseismos verstanden sind und wie komplex sie sein können. Was ich erstaunlich finde, ist die immer wieder betonte Aussage, dass es seit Jahrhunderten ein ewiges Auf und Ab des Bodens gibt, was immer wieder mit Perioden erhöhter seismischer Aktivität einherging. Laut Geophysiker Giuseppe De Natale traten die als Bradyseismos bekannten Phasen aber nur einige Jahrzehnte vor und nach den letzten beiden Eruptionen auf. Genauso beruft man sich immer auf die Tatsache, dass sich vor der Monte-Nuovo-Eruption der Boden innerhalb weniger Monate um bis zu 17 Meter gehoben haben soll, bevor es zum Ausbruch kam. Zwar ist es schön und gut, wenn man bestimmte Muster in den Vorgängen der Natur erkennt, doch niemand sagt, dass sie sich immer wieder exakt so wiederholen müssen. Um das festzustellen, braucht man in Pozzuoli nicht weit zu schauen, denn ein Blick auf den Ätna zeigt, dass das mit der Mustererkennung unter Umständen Schall und Rauch sein kann.

Santorin: Erdbebensituation am 25.02.25

Sonnenuntergang auf Santorin. © Marc Szeglat

Santorin mit zwei Erdbeben im Viererbereich – Anzahl der Beben weiter rückläufig

Datum 24:02.25 | Zeit: 11:33:08 UTC | Koordinaten: 36.687 ; 25.688 | Tiefe: 7 km | Mw 4,3

Obwohl die Gesamtzahl der Erdbeben im Gebiet nordöstlich von Santorin weiter abgenommen hat, ereigneten sich in den letzten 24 Stunden noch 2 Beben mit den Magnituden 4,3 und 4,1. Zudem gab es 14 schwächere Erdbeben. Die beiden stärksten Beben manifestierten sich nördlich der kleinen Insel Anydros, die zuletzt im Zentrum des Bebensturms lag. Obgleich man noch nicht mit Sicherheit sagen kann, dass das Schwarmbeben vorbei ist und nicht wieder aufleben könnte, hat sich die Situation deutlich entspannt. Die Situation könnte aber trügerisch sein, denn es könnten sich auch wieder größere Spannungen im Untergrund aufbauen. Ob diese tektonisch bedingt sind oder ggf. von einer weiteren Magmenintrusion verursacht werden, ist im Ergebnis in Bezug auf Erdbeben erst einmal zweitrangig. In beiden Fällen könnten Erschütterungen im Sechserbereich entstehen. Im zweiten Fall würde die Wahrscheinlichkeit eines submarinen Vulkanausbruchs steigen.

Generell kommt es bei Gangbildungen nicht immer zu einem Vulkanausbruch, wie man auch sehr schön am Beispiel des Ostafrikanischen Riftvalleys sehen kann, wo sich nun in der äthiopischen Afar-Region innerhalb von 3 Monaten mindestens 2 große magmatische Intrusionen ereigneten. Da es in der Afar-Region kein vernünftiges seismisches Netzwerk gibt, wurden nur Erdbeben mit Magnituden größer 4 registriert, wobei das stärkste Beben mit einer Magnitude von 6 erst vor 2 Wochen auftrat, nachdem die eigentliche Intrusion offenbar vorbei war. Vergleicht man beide Ereignisse, könnten sie von ähnlichem Ausmaß gewesen sein, wobei die Gangbildung in der Afar-Region wahrscheinlich größer war. Zwar wurden dort nur die stärkeren Erdstöße registriert, doch hier konnte man mittels Satelliten Bodendeformationen messen und hydrothermale Aktivität bis hin zu phreatischen Explosionen beobachten. Da die Ereignisse in Griechenland in großer Tiefe unter Wasser abliefen, fehlen solche Beobachtungen. Messergebnisse von den Stationen am Meeresboden wurden bislang nicht veröffentlicht. Daher gibt es eine gewisse Unsicherheit, ob es magmatisch bedingte Beben waren bzw. sind. Das Beispiel Äthiopien zeigt aber, dass die Gefahr eines stärkeren Erdbebens auch bei Santorin noch nicht gebannt ist.

In Griechenland und speziell auf Santorin muss man wohl über einen Paradigmenwechsel nachdenken. Es stellte sich heraus, dass natürlich viele Gebäude in prekären Lagen ohne Baugenehmigung errichtet wurden. Überdenken muss man auch das Konzept des Massentourismus. Zum einen stellt sich die Frage der Gebäudesicherheit von Hotels, Pensionen und vor allem Privatunterkünften. Zum anderen muss man Pläne entwickeln, wie man die Menschenmassen im Sommer im Notfall evakuiert und versorgt. Vielleicht helfen entsprechende Konzepte auch, den touristischen Overkill der Insel zu minimieren. Doch eins scheint mir klar zu sein: Die Preise für Urlauber dürften in diesem Jahr niedriger als sonst sein, doch wenn man neue Konzepte entwickelt, wird es wohl später noch teurer werden.

Übrigens, der Erdbebenschwarm auf Santorin bestand aus mehr als 21.500 Erschütterungen.

Äthiopien: Erdbeben am 24. Februar

Weitere Erdbeben in der Awash-Region in Äthiopien – Stärkste Erschütterung Mw 5,3

In der äthiopischen Awash-Region kam es heute Nacht zu drei mittelstarken Erdbeben. Das stärkste Beben hatte die Magnitude 5,3. Zwei weitere Erschütterungen erreichten Magnituden von Mw 4,7 und Mw 4,5. Da die Tiefen der Erdbebenherde nicht genau bestimmt werden konnten, wurden sie auf 10 Kilometer fixiert. Es ist gut möglich, dass sie tatsächlich flacher lagen. Der Grund für die ungenaue Tiefenbestimmung liegt darin, dass es in der Region zu wenige Seismografen gibt. Auch die Lokalisierung der Epizentren ist ungenau.

Die Beben stehen im Zusammenhang mit den Magmenintrusionen von Oktober 2024 und Januar 2025, die auch mit einer verstärkten Spreizung des auslaufenden Ostafrikanischen Riftvalleys einhergingen. Zwischen den Vulkanen Fentale und Dofan intrudierte Magma in Form eines Gangs, wodurch sich der Boden stellenweise um bis zu 130 cm hob. Am Ausgangspunkt der Intrusion, dem Vulkan Fentale, sank der Boden um mehr als einen Meter ab. Seit Mitte Januar schwebte über der Caldera des Fentale eine lange Zeit als rätselhaft eingestufte Wolke, die später als Methan identifiziert wurde. Diese Wolke ist auf dem jüngsten Satellitenbild nicht mehr zu erkennen, dafür aber Fumarolen am Südrand der Caldera.

Die Intrusion schuf mehrere neue Thermalgebiete mit starker hydrothermaler Aktivität. Fotos aus der letzten Woche dokumentierten sogar Schlammgeysire.

Beeinflussen Beben bei Awash den Vulkan Erta Alé?

In den letzten Tagen gab es auch Erdbeben in anderen Regionen des Ostafrikanischen Rifts, unter anderem in Mosambik und Eritrea. Letzteres Beben hatte eine Magnitude von 4,3 und manifestierte sich unweit der äthiopischen Vulkane Dallol und Erta Alé. An diesem Vulkan gab es in den vergangenen Monaten häufige Lavaüberläufe, die seit der Intrusion bei Awash im Januar jedoch nicht mehr aufgetreten sind. Sentinel-Satellitenaufnahmen zeigen im Infrarotspektrum noch einige Hotspots, bei denen es sich um heiße Förderschlote der Hornitos handelt, doch Lavaströme fehlen. Ob das Zufall ist oder ob die Aktivität durch die Vorgänge im 550 Kilometer entfernt gelegenen Awash abgewürgt wurde, ist eine interessante Frage. Die Forschung geht davon aus, dass starke Erdbeben mit einer Magnitude ab 6 Vulkanausbrüche bis in eine Entfernung von 1000 Kilometern beeinflussen können. Vielleicht reichten die Beben im 5er-Bereih auch aus um den Erta Alé zu beeinflussen.