Erdbeben in Kalifornien – News am 30.04.23

2 Schwarmbeben am Salton See in Kalifornien

Datum 30.04.23 | Zeit: 07:58:19 UTC | 33.21 N ; 115.61 W | Tiefe: 10 km | ML 4,3

Im Süden von Kalifornien kam es heute gleich zu zwei Erdbebenschwärmen. Einer ereignete sich direkt am Südostufer des Salton Sees. Ein zweiter Schwarm manifestierte sich weiter südöstlich in der Nähe der mexikanischen Grenzstadt Mexicali. Seit gestern registrierte das EMSC fast 40 Beben in der Region mit Magnituden ab 2. Die stärkste Erschütterung brachte es auf ML 4,3 und hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Es wurde 13 km nordwestlich von Calipatria am Salton-See verortet.

Von der tektonischen Seite her ist die Gegend um den Salton-See sehr interessant, denn am Ostufer des Sees verläuft die San-Andreas-Fault. Kurz hinter dem See verliert sich ihre Spur. Ein Kuriosum ist der Niland-Geysir, der am Südostufer entlang der Verwerfung umherwandert und an verschiedenen Orten sporadisch springt. Die letzten News zu diesem Geysir stammen aus dem Jahr 2021. Damals gab es auch Schwarmbeben in der Region.

Im Bereich des Schwarmbebens am Südostende des Sees verläuft eine weitere interessante tektonische Verwerfungslinie, die auf den Namen East-Shoreline-Faultsystem hört und weiter südlich in die Imperial Fault mündet. Zwischen dieser Störung und der San-Andreas-Verwerfung bildeten sich zahlreiche quer verlaufende kurze Störung, die die beiden Verwerfungen wie die Sprossen einer Leiter miteinander verbinden. Dieses Konglomerat aus Verwerfungen wird Durmid-Ladder-Structur genannt. Sie verläuft größtenteils unter dem Seeboden und trifft im Bereich des Schwarmbebens auf Land.

Der zweite Erdbebenschwarm weiter südlich des Salton Sees ereignete sich an der Imperial-Fault. Es ist sehr gut möglich, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen gibt und das die Beben von den gleichen Spannungen ausgelöst wurden, die sich in diesem zusammenhängenden Störungssystem an der auslaufenden San-Andreas-Verwerfung aufgebaut haben.

Erdbeben am Vulkan Shiveluch – News vom 30.04.23

Erdbeben erschüttern Vulkan Shiveluch auf Kamtschatka

Datum 30.04.23 | Zeit: 01:14:17 UTC |  56.62 N ; 161.45 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,3

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka wird der Vulkan Shiveluch von einer Serie moderater Erdbeben gerockt. Die stärkste Erschütterung, die vom EMSC detektiert wurde, brachte es auf Mb 4,3 und hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich unter der Ostflanke des Vulkans und wurde 50 km NE of Klyuchi verortet. Während das EMSC nur dieses eine Beben registrierte, berichten russische Medien von einer Erdbebenserie. Demnach soll es mindestens 6 Erdbeben gegeben haben. Das Auffällige: alle sollen eine Magnitude von 3,6 gehabt haben, was ich für sehr unwahrscheinlich halte.

Erst Anfang des Monats war es zu einer großen Eruption am Shiveluch gekommen, bei der der Lavadom ausgeblasen wurde und pyroklastische Ströme und hoch aufsteigende Aschewolken generiert wurden. Das zuständige Institut KVERT berichtet seitdem vom Wachstum eines neuen Lavadoms im neu entstandenen Krater. Es wird nächtliche Rotglut und starke Dampfentwicklung beobachtet. Das VAAC meldet Vulkanasche in einer Höhe von 4300 m Höhe, die in Richtung Süden driftet.

Laut dem Bericht einer russischen Zeitung war in den letzten Tagen eine Forschergruppe am Shiveluch, um die Auswirkungen der Eruption zu studieren. Die pyroklastischen Ströme stoppten 2 km vor der Brücke über den Trockenfluss Bekesh. Dort waren die Ablagerungen des Ignimbrits 10 cm mächtig. Mittags setzte die Schneeschmelze ein, sodass sich die Ablagerungen in einen zähen Schlamm verwandelten. Die Forscher trafen auf einen Bären, der dem Straßenverlauf folgte und keinen Platz machte, weil er nicht in den Schlamm ausweichen wollte. Die Forschergruppe gelangte zu einer Holzfällerstation, die von den pyroklastischen Strömen zerstört wurde.

Die Vulkanologen von KVERT warnen davor, dass es jederzeit zu weiteren starken Explosionen kommen könnte, die den Flugverkehr gefährden. Der Alarmstatus steht auf „orange“.

Es stellt sich natürlich die Frage, ob die aktuellen Erdbeben von aufsteigendem Magma verursacht werden. Leider fehlen Daten zur Mikroseismizität. Die moderaten Erdbeben könnten sich an einer lokalen Störungszone ereignet haben und primär tektonischen Ursprungs sein. Die Störungszone könnte aber durch ein verändertes Spannungsfeld infolge von Magmenbewegungen aktiviert worden sein. Sollte es sich direkt um vulkanotektonische Erdbeben gehandelt haben, würde ich ein recht starkes Schwarmbeben erwarten, von dem nur die stärksten Erschütterungen detektiert wurden. In diesem Fall werden weitere starke Eruptionen nicht lange auf sich warten lassen.

Erdbeben News vom 29.04.23: Alaska

Erbeben Mb 6,2 erschüttert Alaska

Datum 29.04.23 | Zeit: 16:32:26 UTC | 56.21 N ; 156.69 W | Tiefe: 77 km | Mb 6,2

Update: Leser wiesen mich darauf hin, dass das Beben bei den Erdbebendiensten nicht mehr gelistet ist. Evtl. handelte es sich um eine Falschmeldung der Erdbebendienste.

Originalmeldung: Heute Abend ereignete sich ein Erdbeben Mb 6,2 vor der Küste von Alaska. Das Hypozentrum befand sich in 77 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 257 km ost-nordöstlich von Sand Point verortet. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums im Bereich der Asthenosphäre bestand keine Tsunami-Gefahr. Der Erdstoß hing mit der Subduktion der Pazifischen Platte unter der Platte Nordamerikas zusammen. Das Beben ereignete sich nur ein paar hundert Kilometer vom Beginn des Aleutenbogens entfernt. Der Inselbogen ist vulkanischen Ursprungs, aber auch im Bereich der Küste von Alaska gibt es zahlreiche Vulkane, die auf Erdbeben mit Magnitude über 6 reagieren könnten. Mount Chiginagak und Mount Aniakchak (in dessen Caldera es letzten ebenfalls Erdbeben gab) sowie Mount Veniaminof liegen dem Epizentrum des Bebens am nächsten. Selbst Nova-Rupta und Mount Trident liegen nur ca. 250 km vom Epizentrum entfernt und somit im Wirkungskreis des Erdbebens.

Wo wir schon beim Thema Mount Trident und Nova Rupta sind: seit einem Schwarmbeben im August 2022 ist die Seismizität dort erhöht. Das AVO berichtet in seinem wöchentlichen Update, das gestern erschien, dass es in der letzten Woche 28 Erbeben im Bereich der beiden nahe beieinander liegenden Vulkane gegeben hat. Die Seismizität blieb somit über dem Backgroundlevel und könnte im Zusammenhang mit der Akkumulation von Magma im Untergrund zusammen hängen.

Eine ähnliche Erdbebenaktivität gibt es unter dem oben erwähnten Vulkan Mount Aniakchak. Laut AVO liegt die Seismizität ebenfalls über Backgroundlevel, allerdings geht das Institut nicht näher auf die Anzahl der Beben ein, sondern schreibt, dass es mehrere Beben mit Magnituden bis 3 gegeben habe. Da ein Seismometer ausgefallen war, konnte man schwächere Beben nicht genau erfassen. Hier könnte sich ebenfalls Magma im Untergrund sammeln.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Golf von Anden: Erdbeben Mw 5,1

Datum 29.04.23 | Zeit: 14:07:01 UTC |  13.24 N ; 51.01 E | Tiefe: 2 km | Mw 5,1

Im Golf von Aden, der sich im Bereich der Mündung des Roten Meeres in den Indischen Ozean befindet, wurde heute Mittag ein Beben der Magnitude 5,1 registriert. Der Erdbebenherd lag nur 2 km tief. Das Epizentrum wurde 152 km nord-nordwestlich von Bereeda (Somalia) lokalisiert.


Erdbeben auf Big Island Hawaii nehmen weiter zu

Heute steigerte sich die Anzahl der Erdbeben mit Magnituden ab 2, die sich am Kilauea auf Hawaii ereigneten. Das EMSC detektierte seit gestern 22 dieser Erdbeben. Mehrere Beben lagen westlich der Gipfelcaldera, es gab aber auch Erschütterungen in anderen Bereichen der Gipfelregion. Die meisten Erschütterungen hatten Hypozentren nahe des Meeresspiegelniveaus. Seit gut einer Woche wurden vom HVO täglich zwischen 100 und 120 Beben registriert. Ich denke, wir sind nicht mehr allzu lange von einer neuen Eruption im Halema’uma’u-Krater entfernt.

Erdbeben-News 28.04.23: Island

Island: Erhöhte Erdbebenaktivität im Bereich des Vatnajökulls

Datum 28.04.23 | Zeit: 03:12:19 UTC | 65.24 ; -16.30 | Tiefe: 3,1 km | Mb 1,7

Gestern steigerte sich die Erdbebentätigkeit im Bereich des Vatnajökulls erneut ein wenig. Betroffen waren die Vulkane Grimsvötn und Bardarbunga, die direkt unter dem Gletscher liegt, sowie das System Askja-Herduberid, das sich nördlich der Eisbedeckung befindet. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO in dem Bereich 44 Einzelbeben. Möglicherweise stehen die Beben mit Fluidbewegungen im Zusammenhang. Allerdings liegen die großen Zentralvulkane auf den beiden Armen der divergenten Störungszone des Mittelatlantischen Rückens, sodass es sich auch um tektonisch bedingte Erdbeben handeln kann. Die Erschütterungen hatten überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die Tiefen der Erdbebenherde streuten, mit einer Tendenz zu flachen Beben in Tiefen weniger als 5 km. Das stärkste Beben brachte es auf M 1,7 bei einer Tiefe von 3,1 km. Es hatte ein Epizentrum, das 6.7 km nord-nordwestlich von Herðubreiðarlindir verortet wurde.

Es wird weiterhin Bodenhebung im Bereich der Askja registriert. Leider ist die prominenteste Messstation OLAC ausgefallen, vermutlich wegen zuviel Schnee. Dort wurde zuletzt 53 cm Bodenhebung gemessen. An der benachbarten Messstation JONC hebt sich der Boden unvermindert. Mittlerweile sind so 24 cm Bodenhebung zusammen gekommen. Die Eisbedeckung am Öskjuvatn ist praktisch vollständig geschlossen. Nur am westlichen Rand des Sees scheint es eine kleine Zone ohne Eis zu geben. Dort münden warme hydrothermale Lösungen in den See.

Unter den Vulkanen Grimsvötn und Bardarbunga zeigen die Messstationen aktuell keine signifikante Bodenhebung an.

Erdbeben gab es natürlich auch in anderen Regionen von Island. Insgesamt waren es in den vergangenen beiden Tagen 120 Erschütterungen. Die meisten davon wurden im Norden von Island im Bereich der Tjörnes-Fracture-Zone detektiert. Auf der Reykjanes-Halbinsel gab es wenige Erschütterungen im Bereich von Grindavik und dem Fagradalsfjall.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Fidschi: Mantelbeben Mb 6,0

Datum 28.04.23 | Zeit: 03:13:44 UTC | 25.17 S ; 178.49 E | Tiefe: 593 km | Mb 6,0

Südlich von Fidschi gab es ein Mantelbeben Mb 6,0, das in der großen Tiefe von 593 km ereignete. Das Epizentrum wurde 782 km südlich von Suva lokalisiert. Zwei Nachbeben hatten eine Magnitude von 5,5. Mantelbeben dieser Stärke sind vergleichsweise selten, weil das Gestein des Erdmantels plastisch und verformbar ist, weswegen sich normalerweise keine großen Spanneungen aufbauen können, so dass es erst gar nicht zu Erdbeben kommt. Kommt es doch dazu, dann manifestieren sich die Erschütterungen für gewöhnlich an einem Stück subduzierter Ozeankruste, das bis in den Erdmantel abgetaucht ist, ohne zu schmelzen.


South Sandwich Inseln: Erdbeben Mw 5,6

Datum 28.04.23 | Zeit: 01:07:52 UTC | 60.00 S ; 28.12 W | Tiefe: 139 km | Mw 5,6

Südlich der South Sandwich Inseln ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,6. Das Hypozentrum lag auch hier mit 139 km recht tief, befand sich aber noch in der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 2050 km östlich von Stanley (Falkland Inseln) verortet,


Iran: Erdbeben Mb 4,9

Datum 29.04.23 | Zeit: 22:39:02 UTC | 36.04 N ; 59.37 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

Im Nordosten des Irans bebte es mit einer Magnitude von 4,9. Der Erdbebenherd lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 36 km süd-südwestlich von Mashhad. Dem EMSC liegen Warnungsmeldungen Wahrnehmungsmeldungen vor.

 

Erdbeben auf Hawaii – News vom 27.04.23

Zwei moderate Erdbeben erschüttern Big Island Hawaii

Datum 27.04.23 | Zeit: 02:30:54 UTC | 19.19 N ; 155.38 W | Tiefe: 35 km | ML 4,5

Heute Nacht gab es gleich 2 moderate Erdbeben auf Big Island Hawaii, die von den Anwohnern deutlich wahrgenommen wurden. Laut EMSC hatte das stärkere Beben eine Magnitude von 4,5 und manifestierte sich nahe der Südostküste unweit von Pahala. Das Epizentrum wurde 10 km östlich des Ortes lokalisiert. Das Hypozentrum befand sich in 35 km Tiefe, was dafür spricht, dass das Beben mit Magmenaufstieg in Verbindung steht, der sich in dieser Region seit längerer Zeit ereignet. Wie eine Studie zeigt, scheint Pahala direkt über dem Mantelplume zu liegen, der das Vulkansystem mit frischer Schmelze versorgt.

Das zweite Beben brachte es gemäß EMSC auf ML 4,2 und lag ebenfalls in 35 Kilometer Tiefe. Das EMSC verortete das Epizentrum allerdings unter der Westflanke des Mauna-Loa-Vulkans. Laut HVO war das Beben schwächer und hatte eine Magnitude von 3,9 in 26 Kilometern Tiefe. Die Wissenschaftler brachten ein Statement heraus, nach dem das Beben nicht direkt mit dem Vulkanismus der Region in Verbindung stand, sondern durch die Auflast der Insel und den damit entstehenden Stress in der Ozeanplatte ausgelöst worden sein.

Unter der Mauna Loa Ostflanke gab es weitere schwache Beben in geringen Tiefen, genauso wie sich weitere Beben östlich der Kilauea-Caldera manifestierten. Gestern ereigneten sich fast 120 Beben unter dem Kilauea. Die Bodenhebung infolge von Magmeninflation bleibt an beiden Vulkanen vergleichsweise hoch, was ein Indiz ist, dass sich die Feuerberge bereits wieder auf die nächste Eruption vorbereiten. Wann es soweit sein wird, lässt sich nicht genau vorhersagen, aber besonders im Falle des Kilaueas vermute ich, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird.

Kilauea und Mauna Loa sind aktive Schildvulkane vom Typ Hotspot, die zu den aktivsten Vulkanen der Welt zählen. Neue Studien belegen, dass die Vulkane von einem Mantelplume gespeist werden, der ein verzweigtes Fördersystem mit mehreren Magmenkörpern mit Schmelze versorgt.

Erdbeben in Vulkanregionen am 26.04.23

Schwarmbeben auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Mehrere Monate war die Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten von Island vergleichsweise gering, doch das änderte sich gestern mit einem Schwarmbeben, das sich ca 4 km nördlich von Grindavik ereignete. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 104 schwache Erschütterungen unter Reykjanes, die meisten davon im besagten Areal bei Grindvik. Die Beben hatten überwiegend geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und streuende Hypozentren in Tiefen zwischen 2 und 8 km. Sie manifestierten sich in etwa in dem Bereich des Areals Thorbjörn/Svartsengi, in dem im letzten Frühjahr ebenfalls Beben nach einer Pause einsetzten und sich ein Magmatischer Gang bildete, der später das Magma weiter in Richtung Fagradalsfjall leitete. Die aktuelle Bebenserie könnte wieder mit Fluidbewegungen in Verbindung stehen, wobei es mir noch nicht nach einem massiven Magmenaufstieg aussieht. Als Ursache kommen aber ebendso gut Setzungen im alte Gang infrage, oder aber rein tektonische Ursachen. Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob sich hier wieder Magmen akkumulieren. Isländische Geowissenschaftler postulierten in den letzten beiden Jahren ja, dass wie eine langfristig wirkende Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel zu erwarten haben und dass weitere Vulkanausbrüche folgen werden.

Erdbeben gab es aber nicht nur im Bereich von Reykjanes, sondern auch in anderen vulkanisch aktiven Zonen der Insel. So gab es einige Beben unter dem subglazialen Calderavulkan Katla und im Bereich des Grimsvötn unter dem Vatnajölkull. Erwähnenswert ist eine Zunahme der Seismizität auch im Bereich von Askja und Herdubreid. Im Areal des Vatnajökulls wurden 31 Erschütterungen festgestellt. Unter ganz Island waren es 175 Beben. einige manifestierten sich auch entlang der Tjörnes-Fracture-Zone. Zusammenfassen lässt sich sagen, dass die Beben zeigen, dass Island tektonisch sehr aktiv ist. Ein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch lässt sich an Hand der Seismizität nicht ableiten. Mittelfristig betrachtet könnte es aber durchaus wieder eine Eruption auf Island geben. Alle hier genannten Vulkane kommen als nächsten Schauplatz des Geschehens infrage.


Campi Flegrei mit erhöhter Seismizität

Unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei bleibt die Seismizität recht hoch. In den letzten Tagen kam es zu zahlreichen Erdbeben, mit einem Höhepunkt der Seismizität am Wochenende. Im letzten Wochenbulletin vom INGV heißt es, dass es in der Vorwoche 67 Erdbeben gegeben hat. Die Bodenhebung bleibt mit 15 mm im Monat ebenfalls hoch. Die Gastemperaturen an der Pisciarlli-Fumarole lagen im Durchschnitt bei 96 Grad.


Kilauea: Seismizität über Hintergrund-Niveau

Das HVO brachte eine kurze Meldung heraus, nach der die Seismizität unter dem Kilauea leicht erhöht ist und über dem Hintergrundniveau liegt. Gestern wurden gut 115 Erschütterungen festgestellt. Sehr wahrscheinlich sind auch hier Fluidbewegungen für die Beben verantwortlich.

Das stärkste Erdbeben manifestierte sich heute auf Hawaii aber nicht unter dem Kilauea, sondern im Osten des Vulkans Mauna Loa. Es hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum das in 1 km oberhalb des Meeresspiegels lag und sich somit mitten im Vulkan befandet. Die Bodenhebung in ungewöhnlich stark, wird bis jetzt vom HVO aber nicht thematisiert. Dort ist noch von geringer Inflation die Rede.

Erdbeben in Indonesien – News vom 25.04.23

Starkes Erdbeben Mw 7,1 vor indonesischer Insel Sumatra

Datum 24.04.23 | Zeit: 20:00:55 UTC | 0.72 S ; 98.58 E | Tiefe: 16 km | Mw 7,1

Gestern Abend manifestierte sich um 20:00:55 UTC (03:00:55 Uhr Lokalzeit) ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,1 vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra. Das Hypozentrum lag 16 Kilometer tief. Das Epizentrum wurde 172 km west-südwestlich von Pariaman lokalisiert. Genaugenommen lag das Beben zwischen den beiden kleinen Inseln Siberut und Tanahbala, die zum Mentawai-Batu-Archipel gehören, dass sich vor der Westküste Sumatras erstreckt. Es gab zahlreiche Vor- und Nachbeben. Bereits vor 3 Tagen ereigneten sich in dieser Region mehrere moderate-starke Erdbeben. Weitere starke Erdbeben lassen sich nicht ausschließen. Über Schäden liegen keine Informationen vor, offenbar sind katastrophale Folgen des Erdbebens ausgeblieben.

Die Indonesische Katastrophenschutz-Behörde gab zunächst Tsunami- Alarm, der inzwischen wieder aufgehoben worden war. Lokale Medien berichten davon, dass sich die Bewohner der Region selbst evakuiert hätten und in höhergelegene Gebiete geflüchtet sind, um sich vor einem potentiellen Tsunami in Sicherheit zu bringen. Ähnliches wird von der Bezirkshauptstadt Padang berichtet, die auf Sumatra liegt. Dort war der Erdstoß stark zu spüren gewesen. Die eigenständig durchgeführten Evakuierungen verliefen ruhig und eine Panik blieb aus.

Das Mentawai- Batu-Archipel ist eine langgestreckte Inselkette, die direkt östlich der Subduktionszone des Sunda-Grabens liegt. Eine Studie zeigt, dass es in einigen Regionen des Archipels zu anormal starken Subsidenz infolge der Subduktion der Indoaustralischen Platte kommt, die entlang des Sunda-Grabens unter die Sunda-Platte abtaucht, die dem Eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Die Absenkungsrate beträgt an einigen Stellen bis zu 14 mm im Jahr, während sie einige Kilometer weiter nur halb so groß ist. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich durch die starke Absenkungen große Spannungen aufbauen, die sich eines Tages in einem sogenannten Megathrust-Erdbeben entladen werden. In den Jahren 1797 und 1833 gab es bereits zwei solcher Erdbeben, die die Inseln um bis zu drei Meter anhoben.

Erdbeben auf Island – News am 24.04.23

Erdbeben Md 3,3 unter isländischen Vulkan Grimsvötn

Datum 23.04.23 | Zeit: 15:15:33 UTC | 64.43 ; -17.19 | Tiefe: 10 km | Md 3,3

Gestern Nachmittag ereignete sich eines der stärksten Erdbeben, das wir in diesem Jahr im Bereich des subglazialen Vulkans Grimsvötn/Grimsfjall sehen konnten. Es hatte eine Magnitude Md 3,3 und ein Hypozentrum in 1,7 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,8 km nordöstlich von Grimsfjall festgestellt. Ein weiteres Beben brachte es auf Md 2,8.

Grimsfjall und Grimsvötn werden meistens in einem Atemzug genannt. Während es sich bei Grimsvötn um einen großen subglazialen Vulkan unter dem Vatnajökull handelt, ist Grimsfjall ein Thermalgebiet, dass zum Grimsvötn gehört. Grimsvötn ist bekannt für seine explosiven Ausbrüche, die oft mit Gletscherläufen einhergehen, bei denen schmelzendes Gletscherwasser durch die nahe gelegenen Flüsse strömt.

Der letzte große Ausbruch des Grímsvötn ereignete sich im Jahr 2011 und verursachte eine große Aschewolke, die den Flugverkehr in Europa beeinträchtigte. Statistisch gesehen ist ein neuer Vulkanausbruch überfällig und in den vergangenen Jahren gab man bereits öfters Alarm am Vulkan, doch ein neuer Ausbruch blieb bis jetzt aus. Momentan sieht es auch nicht danach aus, als ob sich hier kurzfristig ein Vulkanausbruch anbahnen würde: Die Bodenhebung, die noch vor einem Jahr festgestellt wurde, stagnierte und ist sogar wieder etwas rückläufig.

Neben dem erwähnten Erdbeben am Grimsvötn gab es gestern noch ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude über 3 unter dem Vatnajökull. Dieser Erdstoß manifestierte sich im Bereich des ebenfalls subglazialen Vulkans Bardarbunga und brachte es auf Md 3,2. Es hatte einen Erdbebenherd in 4,6 km Tiefe und ein Epizentrum, das 5,3 km nordöstlich des Vulkans lag.

Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 26 Erdbeben. Einige davon trugen sich im Bereich des Systems Askja-Herdubreid zu. Hier hält die Bodenhebung in Folge von Inflation weiter an. Sie steigt mittlerweile weniger stark an der Messstation OLAC (aktuelle Bodenhebung 53 cm) sondern mehr im Bereich benachbarter Messstationen, wo sich der Boden um gut 32 cm hob.

Unter ganz Island fingen die Seismometer 124 Erdstöße auf, von denen sich einige auch unter der Katla-Caldera und auf der Reykjanes-Halbinsel ereigneten.

Erdbeben-News 24.04.23: Kermadec

Sehr starkes Erdbeben Mw 7,2 bei den neuseeländischen Kermadec-Inseln

Datum 24.04.23 | Zeit: 00:41:53 UTC |  30.11 S ; 177.75 W | Tiefe: 10 km | Mw 7,2

Heute Nacht ereignete sich um 00:41:53 UTC ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,2 bei den Kermadec-Inseln, die nördlich von Neuseeland liegen. Das Hypozentrum befand sich in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 909 km nordnordöstlich von Hicks Bay auf Neuseeland verortet. Bekannter ist die Metropole Auckland, die gut 1000 Kilometer südlich des Epizentrums liegt. Es gab zwei Nachbeben mit Magnituden im 5-er Bereich. Zwei Vorbeben brachten es auf Mb 4,9. Auf der Shakemap sieht man auch, dass es bereits vor einigen Tagen mehrere moderate Erdstöße in der Region gab.

Zuerst wurde befürchtet, dass das Hauptbeben einen Tsunami ausgelöst haben könnte, der eine Gefahr für den Pazifikraum und insbesondere für Neuseeland und Hawaii darstellte, doch das Pazifische-Tsunami-Warnzentrum stellte schnell klar, dass das Beben keine Gefahr für den Pazifikraum darstellte. Standardmäßig rät die Nationale Agentur für Katastrophenschutz auf Neuseeland dazu, sich von den Küstengebieten zu entfernen, wenn man ein langes oder starkes Beben spüren.

Der Erdstoß ereignete sich in der gleichen Gegend wie das Erdbeben der Stärke 8,1 am 4. März 2021, das in weiten Teilen der neuseeländischen Nordinsel eine Tsunami-Evakuierung auslöste.

Die Kermadec-Inseln werden häufig von starken Erdbeben heimgesucht. Tektonisch gesehen sind sie aus einem unterseeischen Bergrücken entstanden, der sich durch die anhaltende Kollision zwischen der Pazifischen und der Australischen Platte gebildet hat. Einige Autoren sehen im Kermadec-Rücken eine sehr lange und schmale Mikroplatte, die sich westlich des Kermadec-Grabens befindet, der eine lange Subduktionszone darstellt. Die westliche Plattengrenze wird von einer parallel zum Graben verlaufenden Divergenzzone gebildet. Auf der Kermadec-Platte liegen nicht nur die Kermadec-Inseln, sondern auch ein Teil der Neuseeländischen Nordinsel.

Die Kermadec-Region ist nicht nur für ihre hohe Seismizität berüchtigt, sondern auch für submarine Vulkanausbrüche der Seamounts. So könnte sich das aktuelle Erdbeben auf deren Aktivität auswirken.

Die Kermadec-Inseln sind unbewohnt, mit Ausnahme der Insel Raoul, auf der neuseeländische Wissenschaftler manchmal übernachten, um meteorologische Beobachtungen durchzuführen.

Update: Die Daten zum Erdbeben wurden vom EMSC korrigiert: Magnitude nun 7,1 und eine Herdtiefe von 40 km.