Santorin: Massiver Erdbebenschwarm bei Kolumbos

Massiver Erdbebenschwarm erschüttert submarinen Vulkan Kolumbos nordöstlich von Santorin

Der Unterwasservulkan Kolumbos wird von einem massiven Erdbebenschwarm gerockt, wie ich ihn an diesem Vulkan noch nicht gesehen habe. Beeindruckend ist nicht nur die große Anzahl an Erdbeben, sondern auch deren Magnitude: Die meisten Erschütterungen spielen sich gerade im Dreierbereich ab, wobei es auch mehrere Magnituden im Viererbereich gab. Der stärkste Erdstoß manifestierte sich heute Mittag um 12:55 UTC und brachte es auf M 4,8. Seit letzter Woche steigert sich die Seismizität kontinuierlich und es werden enorme Mengen Energie freigesetzt. Was in den Erdbebenlisten fehlt, sind schwache Beben mit Magnituden kleiner als 2.

Schaut man sich das Seismogramm einer Messstation auf Santorin an, dann erkennt man ein tremorähnliches Signal, so schnell kommen die Erdbeben hintereinander. Die Grafik wurde mir übrigens von Vnet-Leser Peter K. zugeschickt.

Sollte es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben handeln, dann findet wohl gerade die Bildung eines magmatischen Gangs statt oder aber Magmenaufstieg und es könnte in letzter Instanz auf einen Unterwasservulkanausbruch hinauslaufen. Ober er in Kürze oder erst in Tagen oder Wochen stattfinden wird, lässt sich bis jetzt nicht sagen. Die Caldera von Santorin ist von der Aktivität augenblicklich nicht betroffen. Hier rechne ich nicht mit einer unmittelbar bevorstehenden Eruption.




Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass der Schwarm tektonischer Natur ist, denn Kolumbos liegt auf einer markanten Störungszone, von der schon verheerende Erdbeben ausgegangen sind, bei denen mindestens ein Tsunami entstand. In diesem Fall bleibt zu hoffen, dass das Schwarmbeben angestaute Spannungen komplett abbaut, ohne dass es zu einem Starkbeben kommt. Wie ich bereits gestern in meinem Update zu Santorin schrieb, wird der Ursprung der Beben kontrovers diskutiert.

Tsunami könnte drohen

Für Beobachter aus der Ferne jedenfalls eine spannende Situation, für die Bewohner und Besucher der ägäischen Inselwelt eine besorgniserregende Entwicklung, die selbst im Falle eines Unterwasserausbruchs in einem Tsunami gipfeln könnte. Von so einer riesigen Hafenwelle, die erst ihre ganze Macht entfaltet, wenn sie auf flache Küstengewässer trifft, geht nicht nur eine Bedrohung für die umliegenden Inseln aus, sondern auch für die Küsten des östlichen Mittelmeeres. Ohne Panik schüren zu wollen, sollte man eine Fluchttasche griffbereit halten und sich einprägen, wie man in kürzester Zeit höher gelegenes Gelände erreicht. Im Falle eines Starkbebens sollte man auch die Bausubstanz seines Aufenthaltsortes im Auge behalten und hier ebenfalls nach Schutz- und Fluchtmöglichkeiten Ausschau halten. Im Falle eines Erdbebens bleiben nur Sekunden, um Deckung zu suchen. Ein Tsunami erreicht umliegende Küsten in Minutenschnelle.

Kanlaon bleibt Anfang Februar aktiv

Rot illuminierte Dampfwolke über Kanlaon-Krater. © John Kimwell Laluma Photography

Kanlaon stößt Asche und große Mengen Schwefeldioxid aus – Nächtliche Rotglut observiert

Auf der philippinischen Insel Negros bleibt der Kanlaon auch Anfang Februar weiter aktiv. Mehrmals am Tag kommt es zu Ascheemissionen, die mehrere hundert Meter über Kraterhöhe aufsteigen. Teilweise lösen sie beim VAAC Tokio VONA-Warnungen für den Flugverkehr aus. Seit gestern geschah das vier Mal. Gestern wurden zwei Ascheemissionen gemeldet, die bis zu 4 Minuten dauerten. Außerdem wurden mehr als 4300 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen. Es gab 11 vulkanisch bedingte Erdbeben. Darunter befanden sich 2 Tremorphasen, die mit den Ascheemissionen einhergingen. Der Vulkan gilt als aufgebläht, da im Magmakörper immer noch viel Schmelze gespeichert ist.

Auf länger belichteten Nachtaufnahmen, die in den sozialen Medien geteilt wurden, erkennt man eine rot illuminierte Gaswolke über dem Krater stehen. Offenbar steht glühende Lava im Förderschlot. Theoretisch betrachtet könnte es jederzeit zu einer größeren Eruption kommen, die wahrscheinlich explosiv ablaufen würde und das Potenzial hat, pyroklastische Ströme zu generieren. Zudem besteht die latente Gefahr, dass starke Regenfälle Lahare auslösen, die sich entlang von Flussläufen und Schluchten ausbreiten.

Um den Kanlaon-Krater wurde eine Sperrzone etabliert. Sie hat einen Radius von 6 Kilometern. Sie reicht bis in besiedeltes Gebiet, das bereits vor Monaten evakuiert wurde. Die Geflüchteten leben unter einfachen Bedingungen in einem Flüchtlingscamp, sofern sie nicht bei Freunden und Verwandten untergekommen sind.

Wann die Geflüchteten in ihre Häuser zurückkehren können, ist unklar. Die Aktivität des Vulkans fluktuiert und ist in den letzten Tagen etwas schwächer als zuvor, doch Entwarnung kann noch nicht gegeben werden. Die anhaltenden VT-Erdbeben deuten darauf hin, dass weiteres Magma aufsteigt und sich die Aktivität verstärken könnte.

Verringerung von Gasausstoß und Kraterseetemperatur am Taal

Am Taal-Vulkan auf der Insel Luzon sieht es hingegen nach einer leichten Entspannung der Situation aus. Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist in den letzten Wochen deutlich zurückgegangen und liegt aktuell bei weniger als 1000 Tonnen am Tag. Tatsächlich wurde am 30. Januar wieder die Wassertemperatur des Kratersees auf Volcano Island gemessen: Sie verringerte sich gegenüber der letzten Messung vor einem Jahr um 2 Grad. Es sieht so aus, als wäre der Wärmeflux aus der Tiefe geringer geworden.

Deutschland: Erdbeben in Sachsen

Erdbeben M 2,6 am Rand der Sächsischen Schweiz detektiert – Bebenzeugen berichten über Wahrnehmungen

Datum 01.02.25 | Zeit: 08:12:14 UTC | Koordinaten: 51,003 ; 13,914 | Tiefe: 0,1 km | Mb 2,6

Gestern Morgen kam es verschiedenen Medienberichten zufolge im Bundesland Sachsen zu einem Erdbeben der Magnitude 2,6. Das Epizentrum lag im südöstlich von Dresden gelegenen Graupa im Kreis Pirna. Der Erdstoß wird weder in den Erdbebenlisten vom GFZ noch beim EMSC geführt. Meine Internetrecherche zu öffentlich zugänglichen Seismogrammen des Sächsischen Erdbebendienstes verlief zunächst erfolglos, doch dann habe ich wenigstens einen Listeneintrag auf der Website „Seismologie in Mitteldeutschland“ gefunden, die von offizieller Stelle in Thüringen betrieben wird und den Erdstoß bestätigt.

In den Medien werden zudem Bebenzeugen zitiert, die von einem lauten Knall gefolgt von Grollen und leichten Erschütterungen berichten. Tatsächlich lag der Erdbebenherd nur in 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel und somit ungewöhnlich nahe an der Erdoberfläche. Graupa liegt 164 m über dem Meeresspiegel, also hat sich das Beben in keine 300 m Tiefe zugetragen. Der Ort befindet sich im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Wie der Name Erzgebirge vermuten lässt, gibt es in der Region zahlreiche alte Bergwerksstollen, die oberflächennah liegen und in denen verschiedenste Metallerze und andere mineralische Rohstoffe gefördert wurden. Die Vermutung liegt nahe, dass es zu einem Bergsturz in einem dieser alten Stollen gekommen ist.

Ein tektonischer Zusammenhang lässt sich allerdings auch nicht ausschließen, denn in der Region Pirna gibt es mehrere Jahrmillionen alte Störungszonen der sogenannten Elbzone, die eigentlich als inaktiv angesehen wird. Die markantesten sind die Westlausitzer Störung und die Mittelsächsische Störung, die südlich von Pirna liegen, während sich Graupa nördlich davon befindet.

Was als ausgeschlossen gilt, ist ein direkter Zusammenhang mit den Schwarmbeben im weiter südlich liegenden Vogtland. Hier hatte es Anfang Januar eine deutlich erhöhte Seismizität und Schwarmbeben an 3 Lokationen gegeben, die mit dem Cheb-Becken und dem Egergraben in Zusammenhang standen. Die Aktivität dort schwächte sich in den letzten Tagen ab, aber es kommt immer noch sporadisch zu Erschütterungen. Die letzten Beben gab es am 31. Januar und hatten Magnituden kleiner 2. Interessant ist allerdings, das die NW-SE streichenden Störungszonen aus dem Erzgebirge in Böhmen senkrecht auf die Verlängerung des Egergrabens stoßen.